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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 191 - Nr. 200 (18. August - 29. August)
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Ur. IS6

S7. Jahrgang

Neuev

Freitag, 24. August 1900

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NeiSMkrgtr Ulyriger

llutfchlcr.

rrstraße 72-


I1I6N

Vereinigten Staaten hat laut „Daily Chroniclc"
dein chinesischen Gesandten folgende Antwort zugcstellt: Es
sei nachznwciscn, daß in China eine Regierung bestehe,
die in der Lage sei, den gegenwärtigen Wirren ein Ende
zu machen. Nach Einstellung der Feindseligkeiten werde
sich die amerikanische Regierung mit Li-Hung-Tschang gern
in Verbindung setzen, um einen ehrenhaften Frieden zu
schließen. Bis dahin würden die amerikanischen Truppen
in Peking bleiben. _

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Wappenspruch, den ich auf der Tasche entzifferte: „Ich
wehre mich !" Als Sic am nächsten Tage mit Herrn von
Rhoden zu uns kamen, hatte ich mich über die Hartnäckig-
keit dieses Herrn geärgert, der nicht begreifen zu wollen
schien, daß auch das Wort eines Mädchens unabänderlich
sein kann. Ich war um so verstimmter, als mir das
Benehmen des Herrn Barons nur die Konsequenz gewohn-
ter hochfahrender Ucbcrhebung schien."
Graf Landskron wollte in dem Augenblicke nicht nach
den Gründen dieser immer wieder zn Tage tretenden
demokratischen Gesinnung fragen, er fürchtete, das hell-
blickende Auge sich wieder trüben zu sehen. So bemerkte
er nur scherzend: „Wissen Sic, Fräulein Mcyncrt, daß
bei so jungen Mädchen wie Sic die scheinbare Willens-
festigkeit oft nichts weiter ist als Eigensinn?"
Sic schüttelte lebhaft den Kopf. „Ich denke nicht,
daß ich eigensinnig bin; der Vater hat es nie gefunden, und
die Tante sagt cs nur, wenn mein Wille eine andere Rich-,
tung als der ihrige nimmt. Uebrigcns hat auch der Herr
Pfarrer noch niemals Eigensinn an mir getadelt."
„Wer ist dieser Herr Pfarrer?" fragte Herbert.
Gertrud erzählte darauf, daß der Pfarrer Ditzius aus
Wildbad Gastein ein treuer Freund ihres verstorbenen
Vaters sei und nach dessen Tode die Vormundschaft über
sie angenommen habe. Er sei auch ihr Lehrer gewesen
neben ihrem Vater und der Tante, welch' letztere in ihren
jüngeren Jahren selber Erzieherin gewesen sei.
„Daher also kommt es, daß Sie so viel gelernt haben
und so gewandt sind", bemerkte Herbert.

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in kleinen
Näheres^
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Handlung
27.

ihrem Acußcrn entsprach, auf welches die Natur in ver-
schwenderischer Laune all ihren Reichtum an Schönheit
ausgegosscn hatte.
Doch jetzt fühlte er, wie der Zauber ihrer Nähe ihn
immer mächtiger anzog. Mit allen Sinnen trank er den
Reiz ihrer Gegenwart, die Anmut ihrer Bewegungen, den
Wohllaut ihrer Stimme, und war nahe daran, jedes Ur-
teil über das zu verlieren, was die rosigen Lippen sprachen.
„Bin ich wirklich so ernst gewesen, als Sie mich zu-
erst sahen?" fuhr Gertrud auf eine diesbezügliche Bemer-
kung Herberts fort. „Das ist eigentlich kein Wunder, ich
komme nur sehr selten mit Fremden zusammen. Selbst
von dem Touristcnstrom, der sich alljährlich in unsere
Berge ergießt, und von den Sommergästen Gasteins und
Böckstcins hören und sehen wir nicht viel. Der Vater
und mehr noch die Tante haben mich von früh an ge-
lehrt, zurückhaltend zu sein, was übrigens auch meinen
eigenen Neigungen entspricht. Daß ich mit Ihnen so
zwanglos plaudern kann, wundert mich selbst", schaltete
sic ein, und Herberts Herz schwoll in Freude und Hoffnung.
„Ich hatte die Brieftasche Ihres Freundes im Walde
gefunden", fuhr Gertrud fort, „und als ich plötzlich beim
Anlaufbach zwei Herren sah, war ich sicher, daß das
Portefeuille einem von Ihnen gehöre. Nun mußte ich
Sic natürlich ansprechcn: aber Herr von Rhoden mißfiel
mir gleich sehr, wcnn nicht schon vorher die Adclsemblcmc
auf seinem Eigentum meine Mißstimmung erregt hätten.
Darum war ich vielleicht noch zurückhaltender als gewöhn-
lich. Eines nur hat mir von ihm gefallen, — der

Inserateirbltttt
für Keiöewerg rrnö Umgegend

Brand zu stecken. Der Vizckönig ergriff sofort Maßnah-
men zur Unterdrückung der Bewegung. Die Haupträdcls-
führer wurden verhaftet, zwei derselben enthauptet. Die
beschlagnahmten Schriftstücke ergeben das Vorhandensein
einer Verschwörung von Gehcimgcscllschastcu.
Petersburg, 22. Aug. General Lcncwitsch tclc-
graphirt an den Kricgsministcr aus Tschifu vom 21. August:
In der Nacht vom 13. auf den 14. d. M. 2 Uhr er-
stürmten unsere Soldaten das östliche Thor Pekings am
Canal, drangen als erste in die Stadt ein und hißten
die russische Flagge auf der Stadtmauer.
Die Beschießung des Thors dauerte
14 Stunden. Generalmajor Wasilewsky und Oberst
Modl erstiegen die Mauer an der Spitze ihrer Leute und
setzten sich dort fest, worauf die russische Flagge gehißt
wurde. Die chinesischen Truppen hielten aber noch das
Observatorium und andere Türme besetzt und unterhielten
ein starkes Feuer auf unsere Truppen, besonders unsere
Infanterie und Artillerie; bald wurden sic aber aus ihren
letzten Stellungen verdrängt. Generalmajor Wasilewsky
und Oberst Modl, sowie .1 Officicrc und 102 Mann
wurden verwundet, 1 Oberst und 20 Mann sind gefallen.
Inzwischen hatten die verbündeten Truppen die übrigen
Thore besetzt und waren in die Stadt cingcdrungen. Die
Mitglieder der chinesischen Regierung waren bereits auf
der Flucht. Die Gesandtschaften wurden
in sehr mißlicher Lage gefunden. Sie
hatten täglich mit den Chinesen Schüsse gewechselt und
waren namentlich in den letzten Tagen und am Tage der
Erstürmung Pekings heftig angegriffen worden. In allen
Gesandtschaften wir großer Schaden augcrichtct worden.
In der russischen Gesandtschaft waren 5 Personen ge-
tötet, 20 verwundet. — lieber die Erfolge des Generals
Rcnncnkampf berichtet General Grodckow vom 20. d. M.:
Rcnncnkampf betrat am 6. August chinesisches Gebiet, rieb
bereits nach 12 Tagen den Feind auf und nahm ihm
22 Geschütze ab; er besetzte schließlich Merzen. Die
Russen verloren in dieser Zeit 2 Officicrc und 12 Kosaken
an Toten, 3 Officicrc und 30 Mann an Verwundeten.
Shanghai, 23. Aug. In Hankau sind, wie das
Bureau Reuter meldet, verschiedene Fälle von Brand-
stiftungen vorgekommcn. Die Einwohnerschaft ist aber
nicht beunruhigt. Die in Shanghai und Weisung befind-
lichen Kriegsschiffe beziffern sich im ganzen auf 27 Fahr-
zeuge mit einer Gcsamtbcsatzung von 7000 Mann. Es
sollen jedoch noch mehr Kriegsschiffe cintrcsfcn. Am 28ten
August wird Shanghai zur Feier des Falles von Peking
illuminieren.
Washington, 23. August. Die Regierung der

Kein Pardon.
lieber eine Unterredung, die ein Berichterstatter in Yoko-
hama mit dem verwundeten Leutnant v. Krohn hatte,
wird aus London berichtet: „Man hat den Russen vor-
geworfen, so meinte Krohn, die verwundeten Chinesen mit
dem Kolben totgcschlagcn zu haben. Ganz richtig ist das
nicht, aber wcnn unsere russischen Kameraden selbst ver-
wundete Feinde mit dem Bajonett unschädlich gemacht
haben, so thatcn sie das nur in vollberechtigter Selbst-
verteidigung. Es gibt dein Chinesen gegenüber einfach kein
anderes Mittel. Wir selbst haben versucht, den Feind
nach modernem Kricgsrccht zu behandeln. Wir sandten
die verwundeten Chinesen in die Hospitäler von Tientsin
und machten Gefangene: In allen diesen Fällen wurden
die, welche wir so zu retten suchten, zu Verrätern, die
jede Gelegenheit benutzten, um uns durch Meuchelmord ihre
Erkenntlichkeit zu bezeugen. Gefangene erstachen von hinten
ihre Eskorte, Verwundete meuchelten Krankenwärter und
alle waren in einem fortwährenden Zustande der Meuterei.
Auf dem Schtachtfcldc selbst schießt und sticht der ver-
wundete Chinese, an dem der siegreiche Weiße achtlos
vorbcistürmt, diesen von hinten nieder, so lange er noch
einen Finger rühren kann. Sobald er sich aber dem
Gegner gcgcnübcrsieht, wirft er sich zur Erde, bittet um
Gnade und schwört, daß er ein Freund der Fremden und
gewaltsam zum Kampf gezwungen sei. Angesichts dieser
Thatsachen bleibt uns nichts anderes übrig, als keine Ver-
wundeten beim Vordringen gegen den Feind hinter uns
zu lassen, sondern die Verwundeten beim Avancieren un-
schädlich zu machen. Ebensowenig wird cs möglich sein.
Gefangene zu machen, solange die Alliierten nicht über so
bedeutende Truppenmasscn verfügen, daß man viele Tau-
sende europäischer Truppen zur Sicherung der Verbindungen
und Bewachung der Gefangenen erübrigen kann. Den
„Boxern" gegenüber ist das um so weniger möglich, als
diese sich lediglich als Freischärler betrachten, obwohl sie
eine Art von der Regierung ausgerüsteter chinesischer Miliz
bilden, und stets nach jeder Niederlage, oder wo immer
sic sich in Gefahr fühlen, ihre roten Abzeichen rcsp. „Uni-

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Anzeigen: die 1-spaltigc Petitzeile oder deren Raum
15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigcn be-
deutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. GraNsverbrcitung durch Saulenanschlag.

SS-S !
Die Wirren in (Lhirra.
Berlin, 23. Aug. Der k ai.s c r l i ch e C o n s u l in
Tientsin erhielt ein Telegramm des kaiserlichen Ge-
schäftsträgers in Peking vom 14., wonach an
diesem Tage der Entsatz der Stadt durch russische, eng-
lische, japanische und amcricanischc Truppen stattgcfuudcn
hat. Dem Entsatz ging in der Nacht vom 13. auf den
14. ein letzter wütender Angriff der chinesischen
Truppen gegen die Gesandtschaften voraus. Bei
der Abwehr des Angriffs fiel ein Deutscher. Den stärksten
Widerstand fanden an den nördlichen Thoren die Japaner
und Russen, während die Chinesenstadt von den Eng-
ländern und Amcricancrn schnell genommen wurde. Nach
Mittag erschienen diese in den Gesandtschaften. Die chi-
Uesischcn Truppen zogen sich in die kaiserliche Stadt zu-
rück. Die Bevölkerung verhält sich teilnahmslos. Die
Verbündeten besetzten die Zugänge zur inneren Stadt.
Berlin, 23. August. Nach dem Wolff'schen Tcle-
kttaphcn-Burcau ist hier eine aus Taku vom 20. d. datierte
Meldung cingcgangcn: Der Führer der d rutschen Schutz-
cache Graf Soden telegraphiert: Peking am 15. ent-
setzt. Gefallen sind Matchics, Keussen, Poellc, Hent-
zel, Kohnkc, Gocritz, Strauß, Ebel, Reinhard, Rent-
meister und Gugel; schwer verwundet Berger. Die übrigen
>5 Verwundeten befinden sich auf dem Wege der Besse-
rung. Das deutsche Landungskorps ist noch nicht cinge-
Mvffcn.
Berlin, 23. Aug. Nach Wolffs Tclcgr.-Burcau ging
b°m 2. Admiral des Krcuzcrgcschwadcrs in Taku unter
20. die Meldung ein: Capitänlcutnant Hecht von
M. Schiff „Hertha" ist am 18. mit dem Troß in
Matou cingetroffcn und mittags weiter gegangen. Das
Vvrwärtskommcn ist durch starken Strom und niedrigen
Wasscrstaud erschwert. Das Bataillon v. Madai erreichte
^Ui 18. abends nach sehr anstrengendem Marsche fchangtsun.
. Berlin, 23. Aug. Auf den Antrag Li-Hung-Tschangs,
dem sofortige Zurückziehung der verbündeten
Gruppen und Eröffnung von Fricdcnsvcrhand-
^Ngcn verlangt wird, erwiderte die deutsche Rcgic-
Mug, sic könne in Ermangelung gehöriger Vollmachten
chinesischer Seite in Verhandlungen nicht eintrctcn.
Paris, 23. Aug. Der französische Konsul in
Shanghai telegraphiert vom 20. Aug.: Die Stadt
ruhig. Die Ausschiffung der französischen Truppen
unserer Konzession wurde ohne Schwierigkeiten aus-
Whrt und hinterließ einen vorzüglichen Eindruck. —
^r französische Konsul in Nankau meldet vom 22.:
20. wurde hier ein Aufstandsvcrsuch unter-
nommen mit der Absicht, die Bank und das Zollamt in

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Volksblatt" und das
tzseitige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg.,
mit den Beiblättern 36 Pfg. monatlich. Durch die
Post vierteliäkrlich 60 Pfg. ohne Bestellgeld.

Wie es endete.
Roman von Maria Theresia May.
jNachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
„Gehen Sic nach Böckstcin zurück, Fräulein und darf
O Sic begleiten?" fragte Herbert hastig, als er sah, daß
Gertrud zum Gehen anschicktc.
h „Ich gehe nach Böckstcin zurück, und mir ist es lieb,
Mi Sjx begleiten", erwiderte Gertrud naiv und
^miter, wie cs Herbert nach den ersten Begegnungen,
hJis ihm io kühl und ernst erschienen war, gar nicht für
^lich gehalten hätte.
sagte ihr dies, als sic munter neben ihm die
s/^ße überschritt und den schmalen, steilen Waldpfad ein-
sj^8, welcher über eine reizende Anhöhe nach Böckstcin
^,2hrc Antwort war ein leises, melodisches Lachen,
chcs jedoch eine gewisse Wehmut durchblicken ließ.
"Sie meinten wohl, ich könnte gar nicht fröhlich sein?
Ohfi lsil einem Jähre, seit mein lieber Vater tot ist, habe
last verlernt; aber als er noch lebte, da mußte ich
beständig aufhcitcrn, wcnn er traurig und schwermütig
HO Jetzt, mit der Tante allein, giebt cs freilich keinen
zur Fröhlichkeit mehr, sic genügt sich selbst und
verwundert sein, wcnn ich lustig wäre."
.bm Landskron hörte ihr wie im Traum zu. Er
sich gewaltsam zusammennchmen, ihren Worten zu
b, er wollte ja streng prüfen, ob die Seele Gertruds

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lege
Nr. 23. .
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oßcndem ge-
per 1. Olt.
Näheres
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igasse Nr.
 
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