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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 171 - Nr. 180 (26. Juli - 6. August)
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Nr. 178

s7. Jahrgang


Freitag. 3. Angnst 1900

tzkWsW:Iiltele Marsilch 17.

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Monza, 2. Aug. Das junge Königspaar wurde bei
sciucut Eiutrcffcu vou den Herzogen von Aosta, Oporto,
Prinz von Genua, Generalleutnant Ponzio Vcglia und
den Deputierten Chiuaglia und Radice empfangen. Die Maje-
stäten, welche tief bewegt waren, fuhren durch die in stummer
Trauer Spalier bildende Bevölkerung zum Schloß, wo sic
von der Königin-Witwe Maria Pia von Portugal und
dem Herzoge von Genua empfangen wurden. Die Bc

er dann. „O Herr Pfarrer! Derselbe hat einen harten
Kopf."
„Wenn Dein Schwicgcrwatcr seine nachträgliche Ein-
willigung allen Vcrnunftgründcn entgegen dennoch ver-
weigern sollte, daun bleibt eben alles, wic's jetzt ist. Ihr
seid Eheleute, daran kann er nichts ändern. Vielleicht aber
kann er der Rosl das Vermögen vorcnthalten; doch das
verstehe ich nicht — ich bin kein Advokat."
„Ach, Hochwürden!" fiel da der Schmied rasch ein,
„sagen Sic ihm doch, daß ich und die Rosl keinen Heller
nnd keinen Pfennig von ihm verlangen; er soll sein Geld
b'haltcn oder soll seine Drohung wahr machen und cs der
Muttergottes von Altötting schenken oder soll's in's Grab
mitnchmcn. Ich hab' ja seine Tochter g'heirat' und nicht
sein Hab und Gut. Mein Weib aber wird allemal satt
zu essen haben und wird warm sitzen in meiner Schmie-
den. — Nun, Rosl, was sagst Du zum Vorschlag vom
Herrin Pfarrer?"
„Hab' freilich g'mcint", erwiderte diese, „daß ich gleich
von der Kirchen frischweg in Dein Häusl cinziehcn könnt',
wie das auch der geistliche Herr Vetter g'sa —" sie
schlug sich plötzlich auf den Mund, da sic bemerkte, daß
sic sich verplappert hatte. „Aber", fuhr sic schnell fort,
„ich will Dir schon in der ersten Stund' ein g'horsames
Weib sein, und d'rum geh' ich halt in Gott's Namen
noch einmal z'ruck in mein Elternhaus, wenn ich auch
weiß, daß ich dort keine gute Minuten mehr hab'." — —
Als der Schmied und seine Frau aus der Sakristei

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i moi-um Vic mciycu ocr Pvuzcioeamrci!
1 auf den Tritt des Wagens zu steigen.
cückcnstrapeT! Lch A'evolvcr in der Hand, den er auf
? richtete. Ter Großvezier, welcher neben
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Westfalen- ,
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bortotrci!

gcgnung der Majestäten mit der Königin Marghuerita
war erschütternd.
Rom, 2. Ang. Der „Tribnna" zufolge beschloß das
Ministerium einstimmig, dem König vorzuschlagcn, daß
die Reiche König Humberts in Rom bei gefetzt werde.
l.'iOOO Mann Land- und Scctruppcn sollen nach Rom
zu der Traucrfeier zusammcugezogcn werden, i
Rom, l.Aug. Nntcr den Traucrkuudgebungen
italienischer Gemeinden verdient die des Gcmcindcrats von
Monza bemerkt zu werden. Derselbe besteht vorwiegend
aus Radikalen und Sozialisten. In der Versammlung
am Montag Abend sprachen der Bürgermeister und ver-
schiedene Stadträtc ihren tiefen Schmerz und Entrüstung
über den Mord aus. Ein sozialistisches Mitglied erklärte
ausdrücklich, daß seine Partei jede Gcwaltthat verabscheue,
da eine solche nur dem Proletariat schaden könne, und
verlangte, daß seine Erklärung protokolliert werde.
Rom, 2. Aug. Der Madrider Korrespondent des
„Giorno" teilt mit, daß der dortige italienische Botschafter
die Ermordung des König Humberts darauf zu-
rückführc, daß die Anarchisten beschlossen Hütten ihn zu töten,
weil er die erste Anregung zu der Einberufung der Kon-
ferenz gegen die Anarchisten gegeben habe.
Rom, 2. Aug. Rian nimmt als sicher an, daß bei
der Ermordung des Königs Humbert der Genosse
Brcssis ebenfalls bewaffnet war und den König an dem
einen der beiden Ausgänge erwartete, während Brcssi selbst
an dem anderen sich aufhiclt. Das Attentat
wäre also auch dem zweiten Ausgang auf den König ver-
übt worden. 'Der Revolver, der auf dem Boden gefunden
wurde, gehört offenbar dem Genossen Brcssis und war von
dicscm wcggcworscn, als dic Thar vollbracht war. Ein
gewisser Pouangini wurde gestern in Ancona verhaftet,
der behauptet," daß er aus Mailand und Monza
komme. Gestern wurde in Prato der Bruder Brcssis, der
Schuhmacher ist, und ein anderer Verwandter Brcssis,
namens Muroco, ferner sieben Anarchisten verhaftet. Brcssis
wurde in der letzten Nacht ins Gefängnis nach Mailand
gebracht.
R o m, 2. Aug. Dic Leiche des Köuigs H umbert
wurde gestern einem Alkohvlbadc unterzogen und dann in
einem Bett aufgcbahrt, um dem Sohne zum letzten Mal
das Antlitz des Vaters zu zeigen. Nur ein Geschoß
wurde aus der Leiche entfernt. Das Testament wird
heule eröffnet. Man spricht in Monza davon, König
Humbert habe auch politisches Testament hinterlassen. Doch
verlautet darüber noch nichts Näheres.
Wien, 2. Aug. Für König Humbprt werden
vier Wochen, für Herzog Alfred sechs Tage Hof-
trauer angelegt.

t'^ii 'wl, wie Ihr mit Hintansetzung der üb-
^"^^orschriftcn doch zu Euerm Ziel habt kommen
-Wer's war, kann ich mir ohnehin denken. Da-
? ich jetzt eine Bitt' an Euch — eine große
Seelsorger und priesterlicher Freund,
mH,,, Zeitliches und ewiges Glück am Herzen liegt,

ciitc.
''her'n^stcr Fedcrspicl und Du, Rosl!" begann er,
j^fiau auf, was ich Euch jetzt sagen werde. Alles,
'^i, , ) in Eurer Angelegenheit heute geduldet oder gc-
°c: die gezwungene Entgegennahme Eurer Erklä-
Einschreibung in's Kirchenbuch und die Aus-
gcz.^. ^ncr Bescheinigung darüber — das alles habe
Mi lu t und gclhan nur von Amtswcgen, als Pfarrer
Mrhx ^il ich's hab' thun müssen. Wenn ich sagen
I?eshc'b/H hätt's gern gcthan, hätt' ich gelogen. Allein
j Ucs läßt sich nicht rückgängig machen, und darum
l Nicht einmal uachforschcn, wer Euch Rat und An-
SÜLL

nnen Revolver in der Hand, den er auf den
.rlchkttc. Ter Großvezier, welcher neben dem
ihAah im Wagen saß, sah die Bewegung nnd es gelang
dw/k m Manne die Waffe zu entreißen. Der Mann
dtrm, da" Polizcidcamtcn verhaftet, welche ihn vor
y^-^nge, die sich auf ihn stürzte, schützten. Er wurde
»Nu Polizcikommissariat geführt und verhört, doch
2lnn sEe cr sich darauf, zu antworten, das sei eine
süni scheit zwischen ihm und seinem Gewissen. Er
sei cr bcdaurc, daß sein Vorhaben nicht geglückt
-i.cr Revolver war mit 5 Kugeln geladen. Ter
g«/'» setzte trotz des Vorfalles die Fahrt fort und bc-
in einem Boote nach Sävrcs und Versailles,
d des Bootes hatten Tclcasse und Lcygucs den
dieempfangen. Wahrscheinlich wird Loubet anläßlich
ggü, Vorganges dem Schah abends nach der Rückkehr
i imris einen Besuch abstaltcn.
deg 2. Aug. Der Zwischenfall, der nachmittags
r«sn,^ che.h vou Persien betroffen hat, spielte sich sehr
^eii Der Schah hatte eben, von dem Großvezier und
bkriw Pnrcnt begleitet, zu Wagen den Palast der Sou-
l>kr Zerlassen, als au der Ecke der Avenue Malakow
hqh^rbrcchcr sich zwischen den Automobilen verborgen
„^vvorstürzrc, den Radsahrcudcn Polizisten, der eben
chid ^°8cn des Schahs nachfahrcn wollte, zu Boden warf
"Ds-Z Mal einen Revolver gegen den Wagen des
taub richtete. Grade als er die Linke auf den Wagcn-
bsi Biutztr, schlug ein Offizier mit der flachen Säbelklinge
sich ^"chch'waffc zur Seite, während der Polizeibeamtc
den Mann warf und ihn fest umklammert hielt.
«^Z^ngm des Schahs, der einen kurzen Aufenthalt er-

litten hatte, setzte wenige Augenblicke später die Fahrt fort.
Der Verbrecher, der etwa 27 28 Jahre alt zu sein scheint,
soll bei der Festnahme zu dem Polizisten gesagt haben:
„Euer Herr wird gut thun zu dcmissionircn. Wir werden
ihn kriegen!" Er trug weite bauschige Samrncthosen nach
Art der Zimmerleute, ein wollenes Tricothcmd, Tuchmützc
und einen Wcißdornstock. Auch ein Messer wurde bei ihm
gefunden. An Geld hatte cr zwei Franken. Er spricht
mit stark südlichem Accent, man glaubt aber nicht, daß cr
aus Italien ist. Der Verhaftete wird streng bewacht und
heute in Gegenwart des Staatsanwalts und des Unter-
suchungsrichters einem Verhör unterworfen. Kurz vor
der Ausfahrt erhielt der Schah einen aus Neapel datirtcn,
in Paris zur Post gegebenen Brief, der mit einem an-
scheinend auf „i" endigenden Namen unterzeichnet ist nnd
den Schah benachrichtigte, daß ein Mordauschlag auf ihn
stattfindcn würde, Der Schah legte dem Brief keine Be-
deutung bei, sondern begnügte sich damit, ihn dem Polizei-
kommissar zu übergeben.
Paris, 2. Aug. Bei dem Rcrl, der das Attentat
auf den Schah von Persien beging wurde ein Taschen-
buch mit einer Matrikelnummer des 128. Infanterie-Re-
giments gefunden. Das scheint darauf hinzudcnten, daß
cr mit den Anarchisten in St. Denis chorr steht das b^
treffende Regiment) in Verbindung steht. Diese Spur
wird dic Polizei zunächst verfolgen. Man fand weiter
in der Tasche die Nummer des „Journal", in der das
Programm für die Absichten des Schah ausführlich ent-
wickelt ist. Dic Telegramme der Presse nach dem Aus-
lande wurden von den Acmlcrn nicht angenommen mit
dem Bemerken, daß die zuständige Behörde ihre Absendung
verboten habe. Nur die abgetönte Lesart wurde offenbar
für die fremden Agenturen durchgclafscu. Als der Schah
mittags nach Paris zurückkchrtc, erhielt cr den Besuch des
Präsidenten Loubet, der ihm seine Entrüstung über das
Attentat ausdrückte und ihn zu dessen Vereitelung be-
glückwünschte.

Anzeigen: die 1-spaltige Pctitzeile oder deren Raum
15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigcn be-
deutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Gratisvcrbrcitung durch Säulcnanfchlag.

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: Heidelberg!

^kntat gegen den Zchch vou perßen in Paris.
rRns, 2. Aug. Als der Schah von Per s i,c n heute
sckiniltag zu Wagen das Palais der Souveräne verließ,
>Zzw cm bürgerlich gekleideter Maun mit erhobenem
T?°ckc auf den Wagen zu und rief: „Es leben dic
^nder des Volkes!" Der Mann wurde verhaftet. Ein
wurde bei ihm vorgcfuuden. Er scheint nicht die
bon^ LichM zu haben, ein Verbrechen zu begehen; cs
sich anscheinend nur um einfachen Zwischenfall,
lautet die erste Depesche über den Vorfall; die späteren
'^ldungcn klingen viel ernster. Dic Red.)
w <Rris, 2. Aug. Ucber die Vorgänge, welche heute
sj^vuikag bei der Ausfahrt des Schahs von Persien
ereigneten, werden folgende Einzelheiten bekannt,
d," Mann, welcher wie ein Arbeiter gekleidet war,
h. ?'°rach plötzlich die Reihen der Polizeibcamten und

Der Schmied von Pirk.
igelhauscN-Z rzähluug aus der Oberpfalz von Jos. B aierlein.
j sNachdruck verboten.)
:c Rutz u"' (Fortsetzung.)
Kalb-' geistliche Herr holte das Kirchenbuch aus dem
hervor, machte die nötigen Einträge und stellte
vtsivltu' Schmied die erbetene Bescheinigung aus.
u'nebst Mix dieser das inhaltschwcre Schriftstück in Händen
mtr^e^^ ^/wandte sich der Pfarrer noch einmal an die jungen

„Reden S' nur, Hochwürden", sagte der von den ein-
dringlichen Worten des Geistlichen ergriffene Schmied;
„wenn's möglich ist, alsdann ist Ihre Bitt' schon im vor-
aus erfüllt."
„Gewiß ist's möglich. Ich wünsche nur, Meiner, daß
Ihr die Rosl nicht gleich heute — uicht sogleich jetzt zu
Euch nehmt. Laßt sie vorläufig zurückkehrcn in ihr elter-
liches Haus. Ich gehe ohne Verzug selber zum Vorsteher,
setz' ihm auseinander, daß Eure Ehe zu Recht besteht, und
daß nicht einmal Ihr selbst sic wiedcp auflöscu könntet,
wenn Ihr auch möchtet. Ich hoffe, dem Hicrlingcr Ver-
nunft beizubringcn; cr muß doch seine Einwilligung geben,
wenn cr einmal klar einfieht, daß Ihr auch ohne dieselbe
Mann und Frau bleibt, und daß alle seine Einwendungen
nichts helfen. Tann aber, Ihr Leutcln, holen wir ein,
was heute versäumt worden ist: ich erwirke für Euch dic
Vcrkündigungsdispcnsc, biete Euch am nächsten Sonntag
von der Kanzel herab zum ersten, zweiten und dritten
Male auf, und am Tag.draus halten wir dann feierliche
Hochzeit mit Kirchcngesang und Orgclspicl, mit Blumen-
strauß und Brautkranz, mit Ringwcchscl, Segen von Vater
und Mutter und auch von der heiligen Kirche. Ist das
nicht viel schöner? Mir ist dabei nur darum zu thun,
daß so das böse Beispiel wieder gut gemacht wird, das
Ihr trotz alle- und alledem der Gemeinde heute gegeben
habt."
Der Schmied besann sich eine kleine Weile.
„Wenn aber der Vorsteher dendcrst nicht will?" sagte

—7 . - -H
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Als Beilagen das „Heidelberger Bolksblatt" und das
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