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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 221 - Nr. 230 (22. September - 3. Oktober)
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Nr. 225

27. Jahrgang

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Mr KeiöelVerg und Hkngegsnö.

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werden, wenn ich Sie noch nicht mit verwandtschaftlichen
Gefühlen begrüßen kann."
„Aber Mama —" rief Herbert bestürzt; doch Gertrud
unterbrach inn schnell: „Laß das, Herbert, Deine Mutter
hat vollständig recht, und Offenheit schätze ich, dafür kennst
Du mich. Ich versichere Sie, Frau Gräfin, wenn ich
Ihren Sohn als Grafen LandSkron kennen gelernt hätte,
so stünde ich jetzt ganz gewiß nicht hier. Auch ich kann
vorläufig nicht von den verwandtschaftlichen Gefühlen für
die Angehörigen meines Mannes durchdrungen sein."
Sprachlos schaute die Gräfin die junge Frau an,
welche die Kühnheit hatte, ihr, der Gräfin Landskron, mit
den gleichen Waffen entgegenzutreten, die sie selbst benutzte.
„Ich bitte Dich, Mama, rechne Gertrud nicht zu,
was sie jetzt gesagt hat", bat Herbert, verzweifelt über
das Verhalten seiner Frau, „Sie ist sehr empfindlich
und —"
„Und ich habe sie gereizt, das willst Du doch sagen",
bemerkte die Gräfin schneidend. „Da haben wir ja gleich
in den ersten Minuten den Konflikt, den Du heraufbe-
schworen hast, Herbert: Deine Frau die Gegnerin Deiner
Mutter, und Du selbstverständlich Parteigänger Deiner
Frau. Aber Ihre Offenheit ist anerkennenswert", wandte
sie sich an Gertrud, welche mit den Fingern ihrer Rech-
ten das Email-Bildchen an ihrem Armband wie einen
Talisman umklammerte. „Wir müssen also überlegen,
wie wir unser gegenseitiges Verhalten in Zukunft zu ge-
stalten haben. — Ich bin es, die versöhnt werden muß."
„Nicht von mir; denn ich habe kein Unrecht gegen

ruiiei'
löline!

Shanghai vom 24. Sept.: Hiesige chinesische Beamte
berichten, namens der Kaiserin-Witwe habe Prinz Tuan
einGeheimcdikt erlassen, das allen Behörden im ganzem
Reiche mitteilt, der kaiserliche Hof habe beschlossen, den
Krieg gegen die Fremden und die Mächte nm
jeden Preis fortzusctzcn. Das Edikt droht jedem
nicht die Manschus unterstützenden Beamten an, er werde
als Verräter geköpft, die ganze Familie vernichtet, und
die Gräber seiner Ahnen zerstört werden.
Paris, 26. Sept. Der „Marin" will wissen, der
Minister des Acußcren Delcafffi habe eine Art Denk-
schrift an die Mächte gerichtet, nach welcher folgende
Vorbedingungen für die Friedensverhandlungen mit China
zu stellen seien: Schleifung der Forts, Einrichtung von
Vertragshäfen, Besetzung strategischer Punkte bis zur Er-
füllung der verlangten Bürgschaften, Feststellung der Schul-
digen, welchen Strafen aufzuerlegen wären, Verbot des
Handels mit Waffen und Schießbcdarf für China. Das
Blatt bemerkt ferner, daß die Einverleibung der Mand-
schurei in Rußland notwendigerweise Austauscher-
klärungen veranlassen werde; sollte eine Verständigung
unmöglich sein, dann habe Frankreich seinen Anspruchs-
«teil bei der Hand, aber Frankreich ziehe vor allen Mächten
den Grundsatz der Unverletzlichkeit Chinas vor.

Sie begangen", entgegnete Gertrud herb und schnell, wäh-
rend die Empörung ihr das Blut ins Gesicht trieb. Mußte
sie nicht ebenso gut versöhnt werden?
„Gertrud, mir zuliebe antworte meiner Mutter nicht
in so schroffer Weise", bat Herbert, unglücklich über den
Zusammenstoß dieser beiden unbeugsamen Frauencharaktere,
den er wohl gefürchtet, aber doch nicht gleich bei der ersten
Begegnung in so schroffer Weise erwartet hatte. „Mama
wird sich ein ganz falsches Bild von Dir machen; wie
soll sic sich nun denken können, wie lieb und gut Du im
Grunde Deines Herzens bist."
Gertrud war im Begriff zu antworten, daß es sehr
gleichgiltig sei, was die Frau Gräfin-Mutter von ihr
denke, da öffnete sich die Thür nach kräftigem Klopfen,
und Herbert sah mit wahrer Herzenscrlcichtcrung seinen
Onkel und seine Schwester eintreten. Jetzt mußte die
peinliche Situation doch ihr Ende erreichen.
„Verzeih, Karola", rief Graf Körting schon von der
Thür aus seiner Schwester zu, „daß wir Dein strenges
Gebot übertreten und ungerufen hier erscheinen. Aber
wir hielten's nicht länger aus, das heißt ich; denn Kle-
mentine hätte cs nicht gewagt. Dir ungehorsam zu sein.
Ich habe sie verleitet. Wir brannten vor Neugierde,
unsere junge neue Verwandte kennen zu lernen."
Schnell näherte sich der Rittmeister der jungen Frau.
Ein Blick auf die erregten Gesichter der drei Personen
verriet ihm, daß cs bereits eine unerquickliche Ausein-
andersetzung gegeben habe, und die Fremde that ihm in
der Seele leid. „Seien Sie herzlich willkommen", sagte

Der südafrikanische Krieg.
Prätor ia, 26. Sept. Das Rcuterschc Bureau
meldet vom 24.: Eine starke berittene Truppenabteilung
unter dem Befehle des Obersten Lisle ist von hier auf-
gebrochen, um den Burengeneral Dewct zu verfolgen.
Prätoria, 26. Sept. Lord Roberts meldet von
hier: Hamilton fand in Krokodil-River 13 Geschütze, die
zumeist zerstört waren. Darunter befanden sich einige,
die die Engländer seiner Zeit verloren haben. Ebenso
wurde eine große Menge von Wagentrümmern vorgefundcn.
Lourenco-Marqucz, 26. Sept. Der Reichspost-
dampfer „Herzog" ist, wie das Reutersche Bureau meldet,
mit Passagieren vollbesetzt in See gegangen. Unter den
Passagieren befinden sich hauptsächlich Holländer, Deutsche
und Buren, so auch der Generalpostmeister für Trans-
vaal, der Unterstaatssekretär für auswärtige Angelegen-
heiten und der Gencralschatzmeister. Auch eine Menge
Gold in Barren wird mit dem Schiffe fortgeschafft. Präsi-
dent Krüger hält sich noch immer in der Wohnung des
Gouverneurs auf.
Lonrenco-Marqucz, 25. Sept. Wie das Reutersche
Bureau meldet, fand am Sabinfluß, an der Grenze auf
transvaalischem Gebiet ein Gefecht statt.

ermieten §
äugasse Nr^

Frankreich.
Paris, 26. Sept. Das Amtsblatt veröffentlicht einen
dem Präsidenten Loubct vorgelegtcn Erlaß des Kriegs-
ministers Andre, in welchem die viel erörterte gründliche
Umgestaltung in der Kriegsschule von St. Cyr be-
antragt wird. Eine der wichtigsten geplanten Reformen
bestimmt, daß der Kriegsmister das Recht für sich in An-
spruch nimmt, die Jnstructcure und Professoren an der
Kriegsschule selbst zu wählen, während bisher die Wahl
nur auf Vorschlag der Armeeinspcktoren erfolgte.

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Pfg. bis 2^'
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Deutsches Reich.
Karlsruhe, 26. Sept. Eine landesherrliche Verord-
nung hebt die Beamtenkautionen auf. Diese sind
rückzahlbar binnen Jahresfrist.
iM. Offenburg, 26. Sept. Ihre Kgl. Hoheit die
Großherzogin kam gestern Abend 10'28 Uhr mit dem
Schnellzug von Emmendingen auf hiesigem Bahnhof an.
Hier wurde ihr Salonwagen auf ein Seitengeleise ge-
schoben und die hohe Frau blieb darin über Nacht, bis
um 4 Uhr die Reise nach der Mainau über den Schwarz-
wald fortgesetzt wurde.
Berlin, 26. Sept. Die „Nordd. Allgcm. Ztg." schreibt:
Auf den deutschen Geschäftsträger in Guatemala
wurde in der Nacht zum 16. ein Angriff verübt. Als
er im Wagen nach seiner vor der Stadt Guatemala ge-
legenen Villa zurückfuhr, wurde er von zwei völlig ver-
mummten Individuen überfallen. Beim Kugclwcchscl blieb
er unverletzt, während ein Angreifer von ihm durch den
Arm geschossen wurde. Wie sich hcrausstellte, gehören die
Angreifer der geheimen Polizei an. Der Geschäftsträger
stellte folgende Forderungen: Die Absetzung des Chefs
der geheimen Polizei, Absetzung und Bestrafung der Ucbcl-
thätcr und die Stellung einer berittenen Schutzwache. Die
dortige Regierung erfüllte diese Forderungen
sofort.

k Anzeigen: die 1-spattigc Petitzeile oder deren Raum
L sst I >3 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be- !
e. V-L <- I deutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg. Für Auf- I
DkkkO ! »ahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht k
o o garantiert. Gratlsverbreitung durch Säulenanschlag.

- , , „ , , , . Es ist
^üsaut, wie der neue Herr in den verschiedenen Blättern
^schrieben wird. Hier eine von dem Heg. Erz. gemachte
"cinc Auslese davon: Die „Bad. Landcsztg." begrüßt
als einen von den Ideen der Sozialreform durch-
siungenen Staatsmann von erprobter liberaler Vergangen-
er — und die „Mittclb. Nachr." sehen in ihm nur
^Nen geschcidten Burcaukratcn. Die „Franks. Ztg."
fürchtet von ihm ein unvcrhüllt reaktionäres Regiment
"" und die „Neue Bad. Ldsztg." schreibt: er ist ein
Moderner Mensch, als solcher allen reaktionären Tendenzen
^tschieden abhold. Der „Bad. Beob." glaubt, daß
gerade so gut wie Eisenlohr im nationalliberalen Sinne
gieren wird — und der „Bad. Landesbotc^' er-
btet von dem neuen Minister eine liberale Politik nicht,
^'c „Landesztg." erklärt es für vollständig verfehlt,
dem Ministcrwcchscl auf eine Schwenkung der ba-
rchen Regierung in der Wahlrechtsfragc zu schließen —
^d der Mannheimer „Generalanzeiger" weiß, daß
den maßgebenden Kreisen der Mannheimer National-
^ralm die Berufung Schenks als ein Einschwenken der
Nierung in der Verfassungsfrage betrachtet werde.
„Konst. Ztg." erblickt in der Ernennung Schenkels
Konzession an das Ccntrum Zehnter'schcr Richtung
H und der „Schwäb. Merk." erklärt, daß die Oppo-
ssivn, speziell das Centrum, bei dem lang ersehnten Wechsel
^cr nichts gewonnen habe. Beim „Ort. Bote" gilt
^.Nachfolger Eiscnlohrs als ein Mann von versöhnlichem
O'st — und der „Frcib. Bote" hat bei ihm außer
, '^sr kulturkämpfcrischcn Gesinnung noch keine der Eigen-
sten entdeckt, die gewöhnlich für einen Ressortminister
unentbehrlich angesehen werden. „Die „Neue Bad.
j^Udcsztg." rühmt seine persönlich verbindliche und
hWiante Art - und der „Beobachter" prophezeit,
die süffisante Art, mit welcher Dr. Schenkel gelcgcnt-
vom Regierungstisch der Volksvertretung gegenüber
-' -o—g
Geschäfte zu erleichtern nnd die wünschenswerte gute
feurig zwischen Regierung und Volksvertretung herzu-
. Der nun nicht ganz genau weiß, wie der neue Minister
^fkcn wird, dem ist nicht zu helfen.

Kork pcrPfu»»'
ersten Ranges s
illkraft, Wei«'
anderen Sorten
! In Färb-d-N
ntirl neu! Vestf
MchSfcrtigf M:
ngen, ebenso
ganz vorzüglA
aanium,ollfre>
der bcreltwilltgp
ickgenourn-.en.
Lo. *
!n Westfalen,
lnster geeignete»
> vortosreii

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Volksblatt" und das
Sseitige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg.,
mit den Beiblättern 36 Pfg. monatlich. Durch die
Poll w'ertesiäbrlich HO Pfg. obne MlleNaeld.

Mre es endete.
Roman von Maria Theresia May.
^Nachdruck verboten.j
(Fortsetzung.)
Gertruds Augen wanderten prüfend über die kalte
,^?ht des Gemaches, und es beschlich sie ein Gefühl wie
luweh, so daß sic wie ein Kind Hütte weinen mögen.
"Mein Sohn, was hast Du gcthan?" begann jetzt die
^ Gräfin halblaut, und Herbert wandte sich rückwärts,
ih.^9 zärtlich Gertruds Schleier zurück und führte sic dcr
Dame zu.
^»Einc licbc Tochter habe ich Dir gebracht, Mama,
kch ^Est gütig gegen sic sein, nicht wahr, wenn Du Dich
Hy. ^mal davon überzeugt hast, daß sie Deinen Sohn
^sprechlick glücklich macht."
llllc Weichheit und Licbc waren aus den: Gesicht dcr
blich'^Muttcr geschwunden; mit harten, kalten Augen
fix sie ihre Schwiegertochter an und reichte ihr zögernd
welche Gertrud, mit Ucbcrwindung ihre Thränen
ljü^drängcnd, eine Sekunde lang berührte, ohne sie zu
tzq was die Gräfin ohne Zweifel und mit Recht er-
hatte; das Unterbleiben dieser Höflichkeitsform zeigte
ersten Augenblick an in hellstem Lichte, daß ihres
shtx s Frau aus einer andern Welt stamme, als die
^lc "Sic müssen mir Zeit lassen, meine Liebe",
'> Mein Sohn hat, wie Sie ja wissen
dadurch, daß er Sie zur Frau wählte, so sehr
Erwartung getäuscht, daß Sie cs begreiflich finden

rkattfcti
auk. ZuL
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l»kn,S
-en, Schwill''"',
tücher zu es
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>f, Karpfens
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wegen WeglE
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Donnerstag, 27. September 1900
SWftWe: Urtm XMßrch 17. .

Gcisendistf^ st? daher herb. „Mein ^ohn Hai, wie >sie ja wissen
rg. dadurch, daß er Sie zur Frau wählte, so sehr

ischcr
be

NeidelffkMr Krqeiger.

Der neue Präsident des Ministeriums
des Innern.
Wie wird dcr neue Leiter der inneren Verwaltung des
Landes regieren? Die Blätter zerbrechen sich die Köpfe
trüber. Jedes kennt ihn, aber recht kennt ihn keines,
i '">d wenn Herr Geh. Rath Schenkel alle die Charaktcr-
' ,: ^Senschafren besäße, die ihm die Tagespreffe nachsagt, dann
K ">üßtc er ein wirklich vielseitiger Geist sein.

leten
Wohnung
abgeschlossene''
iednchstraße^-'

Rom, 26. Sept. Der Pabst erteilte heute Mittag in
der Peterskirche 20 000 Pilgern den Segen: darunter be-
fanden sich 2000 aus Deutschland, ebenso viele aus Frank-
reich, 1000 aus Spanien und eine Anzahl Polen. Die
übrigen waren Italiener. Im ganzen befanden sich in
der Kirche mehr als 30 000 Menschen. Auch dcr Platz
vor der Peterskirche war von einer großen Menschenmenge
angefüllt. Das Befinden des Pabstes ist anscheinend
sehr gut. _
Die Wirren in China.
London, 26. Sept. Dcr „Standard" meldet aus

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