Ur. 192.
Montag. 20. August 1900
27. Jahrgang
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Skschistsßkllt: ürtrre Marßraße 17.
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in ihrem Herzen für diese bürgerliche Schwiegertochter nie
einen Platz geben wird. Deine Mutter hat viel zu viel
Charakter, als daß sie jemals den Prinzipien ihres Stol-
zes untreu werden würde, und derselbe Stolz wird sich
ihr in Gertrud Mehnert gegcnübcrstellen. Welchem Lose
führst Du also Deine junge Frau entgegen? Sie wird
sich von der Gesellschaft sowohl als auch von der Familie
ihres Mannes gleichmäßig ignoriert sehen, und Du selber
wirst cs ihr im späteren Leben, wenn die Ekstase der ersten
feurigen Liebe vorüber ist, nicht verzeihen können, daß sic
der Grund eines Familienzwistes geworden ist; denn ich
weiß ja, wie Du Deine Mutter liebst."
„Du magst ja nut manchen Deiner Voraussetzungen
recht haben; aber mit Gertrud vereint werde ich den Stür-
men der Gesellschaft getrost standhalten, bis sie sich gelegt
haben, und daS Herz meiner Mutter ist nicht uneinnehm-
bar, wenn meine Frau und ich vereint cs mit Liebe be-
lagern."
„Und wird Fräulein Mehnert gewillt sein, auf das
alles cinzugehcn?" fragte Rhoden, und ein ungläubiges
Lächeln huschte über sein Gesicht. „Den Eindruck sanfter
Nachgiebigkeit erweckt sie eigentlich Nicht."
„Lothar, Du sichst sic nicht mit den Augen der Liebe
an, darum kannst Du Deine gewisse Voreingenommenheit
gegen ihre, Fremden gegenüber allerdings etwas schroffe
und abweisende Art, nicht überwinden. Mir gefällt aber
dies Spröde in ihrem Wesen, und es wird mir ein dop-
pelt wertvoller Sieg sein, wenn ich sie liebend im Arme
halte. Alles, was wir über sie gehört haben, gefällt mir
„Ja, das schon; das ist aber auch in den Augen un-
serer Welt das wenigste, ich möchte sogar noch ein wenig
weiter gehen und sagen, darauf kommt cs in der Welt
als Allgemeinheit überhaupt nicht so sehr au. Wer ist
sic? oder vielmehr wer war sic? — das ist die erste Frage,
die zweite erst: was hat sic? — und bei der außerge-
wöhnlichen Erscheinung von Fräulein Mehnert würde diese
Frage überhaupt nicht aufgeworfen werden; denn ein je-
der muß sich ja glücklich fühlen im Besitz dieses Mädchens,
das unschätzbare Reichtümer an Schönheit und Grazie mit
in die Ehe bringt. So wenigstens denke ich; aber gerade
das, was sic in Männcraugen erhebt, wird ihr die Feind-
schaft aller Frauen eintragcn, und Du weißt ebensogut
wie ich, daß diese die öffentliche Meinung beherrschen. Du
willst also das Mädchen in einen Kampf führen, der mit
Waffen ausgefochten wird, denen wir nicht gewachsen sind
und von deren Gebrauch Gertrud als Deine Frau wohl
auch kaum eine Ahnung haben würde; denn woher sollte
sic die Wcltgcwandthcit nehmen, die nötig ist, um solchen
Anstürmen, wie sic ihr bcvorständcn, wirkungsvoll entgcgcn-
zutrctcn?"
„Du vergißt, daß ich ihr zur Seite sein würde, und
daß meine Frau als solche über dem gehässigen Geklatsch
der sogenannten Welt steht."
„Stolz lieb ich den Spanier! Du hast recht, Alter,
und ich habe Deine Unterstützung vielleicht unterschätzt.
Wie aber arrangierst Du die Sache deiner eigenen Familie
gegenüber? Du kennst Deine Mutter wohl noch genauer
als ich und weißt also auch noch besser als ich, daß es
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Paris, 18. Aug. Anläßlich der heutigen Preis-
verteilung der Weltausstellung wurde der deutsche
Reichskommissar Richter zum Großoffizier, der
stellvertretende Reichskommissar Newald zum Kommandeur
der Ehrenlegion ernannt.
Italic n.
Rom, 18. Aug. Den Blättern zufolge soll die Ent
schcidung der Anklagekammer im Falle Br es ei gestern
Abend erfolgt sein. Brcsci weigert sich auf Befragen
einen Verteidiger zu wählen. Dieser wird seitens der
Justizbehörden ernannt werden. Sämtliche Anwälte Mai-
lands baten, nicht mit der Verteidigung des Königsmör-
dcrs beauftragt zu werden. Die Verhandlung ist auf den
29. August festgesetzt. Den Vorsitz führt Gatti, Rat am
Apcllgericht.
Berlin, 18. Aug. Der kaiserliche Consul in Tschifu
telegraphiert: Folgende Meldung eines japanischen Tor-
pedobootes liegt vor: Peking ist genommen. Die
Gesandten sind sämtlich befreit.
Die Wirren in China.
Tokio, 18. Aug. Die Verbündeten mit dem
japanischen Kontingent in der Front griffen Peking
am 15. d. M. von der Ost feite an; der Feind ver-
teidigte sich hartnäckig bis zum Abend; die Japaner
sprengten darauf 2 Thore und drangen in die Stadt ein,
während die übrigen Truppen der Verbündeten vom Tumpicn-
thorc in die Stadt cinrücktcu; sofort wurde die Verbindung -
mit den Gesandten hergcstellt; die Gesandtschaften und deren
Personal sind wohlbehalten. Die japanischen Verluste be-
tragen über 100 Tote und Verwundete, die der Verbündeten
sind unbekannt. Der Feind verlor 300—400 Tote.
London 18. Aug. Gestern Nacht ging hier, wie
„Morning Post" meldet, ein Telegramm des Zollkommissars
in Tschifu vom 17. ein, demzufolge P cking in der Na ch t
zum 15. besetzt worden ist.
Washington, 18. Aug. Der amerikanische Konsul
in Taku telegraphierte am 16.: Der japanische Admiral
teilte mit, die Verbündeten griffen Peking von
Osten her am 15. an; sic fanden hartnäckigen Widerstand,
drangen aber des Abends ein und umringten sofort die
Gesandtschaften, deren Bewohner wohlbehalten sind. Die
Japaner verloren 100 Mann, die Chinesen 300 Manu.
— Von Admiral Remcy ging ein Telegramm aus Taku
vom 17. d. M. früh 1 Uhr ein: Ich erhielt soeben von
Tientsin folgende Depesche: 16. Aug., 10 Uhr abends.
Peking wurde am 15. genommen, die Gesandten sind
wohlbehalten. Einzelheiten folgen bald.
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Deutsches Reich.
Kassel, 18. Aug. Gcncralfcldmarschall Graf Walder-
scc traf gegen 12" Uhr hierein und begab sich, von einer
zahlreichen Menge mit Jubel begrüßt, nach dem Stadt-
schlosse. Der Kaiser trug (aus Anlaß des siebzigsten
Geburtstages des Kaisers Franz Josef) österreichische Uni-
form. Kurz darauf trafen die Kaiserin und die Gräfin
Waldcrsee dort ein.
Wilhelmshöht, 18. August. Bald uach dem Eintreffen
des Kaisers versammelten sich Graf Waldcrsee, die
Herren des Oberkommandos und die anwesenden Herren
der Umgebung des Kaisers im Thronsaal. Der Kaiser
l>cgrüßtc das Oberkommando und überreichte dem Grafen
Waldcrsee den Feld mar schall st ab mit einer Ansprache,
auf dic Walderscc erwiderte. Um 1^ Uhr fand imTanz-
lavl Diner statt. Nach dem Diner begab sich der Kaiser
chit Graf Waldcrsee zum Bahuhof. Der Abschied war
Überaus herzlich. Der Kaiser umarmte und küßte den
Grafen und küßte der Gräfin Waldcrsee die Hand.
Wilhclmsböht, 18. Aug. Der Kaiser unternahm
Wern früh den gewohnten Spaziergang und hatte eine
Besprechung mit dem Grafen Waldcrsee, hörte dann den
Bvrtrag des Chefs des Admiralstabcs und sprach am
Nachmittag im Rcsidenzschloß das Oberkommando der
^asiatischen Armee. Am Abend fand dort ein Mahl
llatt. Bei diesem saßen der Kaiser und die Kaiserin ein-
ander gegenüber, rechts von der Kaiserin saß der öster-
reichisch-ungarische Botschafter, dann Gräfin Waldcrsee,
iiur Linken der Kaiserin Graf Waldcrsee. An dem Essen
Zahmen ebenfalls die Herren vom Armcckommaudo in
Astasien teil.
Wilhclmshöhe, 18. Aug. Die Ansprache des
Kaisers an das Oberkommando lautete:
Ich begrüße Sic in dem Moment Ihrer Abfahrt aus
dem Vatcrlaudc und gratuliere Jhncu dazu, daß Sic
auscrwählt worden sind als Stab unter Führung und
Leitung unseres bewährten Fcldmarschalls Grafen
Waldcrsee die Campagne in China mitmachcn zu können.
Lieber Waldcrsee! Ich spreche Ihnen meinen Glückwunsch
aus, daß ich Sic nochmals am heutigen Tage als
Führer der vereinigten Truppen der civilisicrtcn Welt
begrüßen darf. Von hoher Bedeutung ist cs, daß Ihre*
Ernennung zum Ausgangspunkt hat die Anregung und
den Wunsch Sr. Mas. des Kaisers aller Reußen, des
Mächtigen Herrschers, der weit bis in die asiatischen
Lande seine Macht fühlen läßt. Es zeigt sich wiederum
wie eng verbunden die alten Waffcutraditiouen der beiden
Kaiserreiche find, und ich begrüße cS mit Freuden, daß
auf die Anregung Seiner Majestät die ganze gebildete
Welt ohne Unterschied aus freiem Aptricbe Ew. Ex-
cellenz nunmehr mit dem Commando «S>er ihre Truppen
betraute. "Wir können als preußische Offiezicrc dankbar
und mit Stolz erfüllt sein ob der Aufgabe, die
Ihnen zugcfallcn ist, denn cs liegt darin eine
einheitliche Anerkennung für unser ganzes militäri-
sches Leben und Wirken ausgesprochen, sowie für das
militärische System, für die Ausbildung der Führerschaft
unserer Generale und Offiziere. Zum Zeichen Ihrer
Würde überreiche ich Ihnen am heutigen Tage den
Fcldmarschallstab, indem ich hoffe, daß Sic ihn führen
werden mit der altgewohnten Frische, mit der Sicherheit,
die Sic immer entwickelt haben in wichtigen Augenblicken,
und vor allen Dingen mit der Unterstützung der Vor-
sehung, ohne deren Hilfe selbst der beste Soldat nichts
zu leisten im Stande ist. Ich schließe mit dem Wunsche,
daß cs Ew. Exzellenz beschicken sein möge, die Aufgaben,
welcher Art sie auch sein mögen, ob langwierig oder
schnell, ob blutig oder nicht, so zu leiten, wie Sic cs
wünschen würden und wie wir alle ohne Ausnahme cs
wünschen, die wir Ihnen Unsere Truppe« auvcrtraut
haben. Im Interesse unserer Völker wünsche ich, daß
unsere gemeinsame Expedition eine feste Bürgschaft gegen-
seitiger Anerkennung und gegenseitigen Friedens für die
europäischen Mächte werden mögen. Was seine Maje- !
stät der Kaiser von Rußland im vorigen Jahre auf
einem anderen Gebiete versucht hat, das ist nun vielleicht
mit den Waffen in der Hand zu erreichen.
Berlin, 18. Aug. In dem Stab des Grafen Wal dcr-
sce befindet sich auch der kaiserliche Regicrungsrat Dr.
Bumillcr, der als früherer Adjutant Wißmanns wei-
teren Kreisen bekannt ist. Er ist Oberleutnant der Reserve
bei den Gardckürassicrcn.
Cronbcrg, 18. Aug. Das Befinden der Kaiserin
Friedrich ist recht befriedigend. Die Kaiserin macht
täglich Ausfahrten, alle Meldungen von einer Er-
krankung der Kaiserin sind unbegründet.
Frankreich.
Paris, 18. Aug. Heute Nachmittag fand im Fest-
saale der Weltausstellung unter großem Gepränge und im
Beisein sämtlicher Behörden die feierliche Verteilung
der Preise an die französischen und ausländischen Aus-
steller statt. Selbstverständlich konmc die Preisvcrteilung
nicht im einzelnen erfolgen; denn die mit dem heutigen
Amtsblatt erschienen Liste der Preise, umfaßt allein 350
Seiten in der Aufzählung der 45 000 großen Preise
goldenen, silbernen, bronzcndcn Medaillen, Ehrcnerwäh-
nungcn und den 50000 Belohnungen für Mitwirken an
der Ausstellung.
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Bolksblatt" und das
Lkeitigc „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg.,
mit den Beiblättern 36 Psg. monatÜch. Durch die
Port vierteljährlich 00 Pfg. ohne Bestellgeld.
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Anzeigen: die 1-spaltige Pctitzeilc oder deren Raum
15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigcn be-
deutend ermäßigt. Reklamen 30 Psg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Gratisverbreitung durch Säulenanschlag.
Wie rs endete.
. Roman von Maria Theresia May.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
„Bitte, unterbrich mich nicht", ries der Baron von
Avdcn, als er sah, daß Herbert, ihm die Hand aus den
ZM legend, sprechen wollte, „ich weiß alles, was Du
sagen willst: daß ich dem Gebot meines Gewissens
I^gcn soll, — daß Deine Frcundschast mir das von vorn-
Atein verzeiht, — daß wir nichtsdestoweniger die Alten
.stjhen, — und so weiter. Darum handelt es sich nicht,
Mädern einmal darum, daß Deine Mutter, die ich hoch
^ehrc, unglücklich sein wird, und anderseits auch darum,
Pß Du das Mädchen, welches Du zu lieben glaubst, in
abscheuliche Lage bringst. — Hast Du daran schon
?^acht? Wohl kaum, und gerade diese Seite der Frage
°lltc ich einmal beleuchten."
„Gicb Dir doch keine Mühe, Alter", unterbrach ihn
Hrbcri nun doch, „meine einzige Sorge ist ja nur, ob
.Ortrud Mcynerl auch wird meine Frau sein wollen, —
h sie mich annimmt!"
„I, das wird sic schon wollen, — cs ist doch nicht
übel, Frau Gräfin Landskrou werden zu sollen. Dieser
^nfcl kommt mir gar nicht. Aber bcdcnkc nur, was
ihr damit anthust, sie zu Deiner Gattin zu machen."
„Wer kann denn etwas gegen sic sagen wollen! Ist
E. Geist"" ? nicht rein und tadellos wie irgend eine Dame unseres
TistZ?"
MUÜMlst
tt._
slirr.
ud 0-9 Uhr:
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i und passiven
n, zu erscheinen-
Vorstand.!
ach.
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c, SchuhmawH
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Fr. Mampc'
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