MlüB
r (Hintervau-
Teil:
hcliiim-
is.
kiudcr SO
Nüdtlv^
e-Nudcln inek-
Breiten,
und <>O Pfg- .
ndr!n
ll'ktc
!ti!einlügcrl
>0 und 00 P^'
roni,
nd M Pfg.
crarour
N> Pfg.
öienknhB^
(5icr!
-
-e I4l.
' frische
ssici
.
> Hnuptst rafle^
tze,
l-Liliuquck
Kiffen
mchsciie cmpftm
mhl
r
straße 152.
^chrmlkcj
liistcrschutz
schrank- Fabkst
u8s
c Nr. »1. 1
rfrnn
l gesucht. 1
aßc 2V, 3. SV
rjmrge
IHN das Mcch^
rüudlich erlerA
eich, Mechanik
mstraße34^>
8«ß^IL
nut Inhalt. I
llierstraße Nr.I-j
anfcn
brcN, l Scheö>1
affe Ist, 4. SV
iuse«. ,
^«-jähriges Ri^'
> Bauinzüchter^,
>cim.
t, .daß eine <M
le nach zu vtt
>erc Gerede berö^
; Eiscugreiw
-Sheim.
llutz u. Schals
1 dem 3. 5ka>"
ine Wohnung V
c auf 4. JanV
iheimerlandstrV
l'S ZMÄtt"
ez. zu vcnnictt)
or Untere Neckiv
Zimn»er
. 3 Tr., Bordis
ttesdienst
November
Hern Stadtvik^
i E. Gelseudii'^
(berg.
Nr. S7S S7. Iahrsmq.
Neuev
V Mittwoch, 21. November 1900.
Tks-iffSßtllt: llitklt RMßrch v.
Vermischte Nachrichten.
u.dl. Karlsruhe, 19. Nov. fBa bischer Militär-
vcrcins-Verband.f Am Samstag, dcn 17. d. Mts.,
nachmittags 3 Uhr fand in Karlsruhe unter dem Vorsitz
des Präsidenten, General Freiherr» von Roder, Excel-'
lcnz, die erste Verbandsausfchußsitzung statt. Zu Ehren
der anwesenden Vertreter dieses Ausschusses hakten sich die
Vorstände der hiesigen militärischen Vereine abends in dem
Saale des Stadlgartens zu einer kleinen Feier Ungesunden,
die durch ihren schönen Verlauf dem unter den alten Sol-
daten der Residenzstadt dcrrschcndcn kameradschaftlichen
Geiste das beste Zeugnis ausstellte. In herzlichen Worten
begrüßte der Ganvorsitzcnde, Herr Professor K. F. Müller
die anwesenden Prasidial-Mitglicdcr und Kameraden und
Neiörlliergrr AMiim.
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u.,Feiertage.
W Beilagen das „Heidelberger Volks blatt" und das
8settige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg.,
mit den Beiblättern KE Pfg. monatlich. Durch die
Post oieAenäbrlich Pfg. ebne WskMaell-.
1 k " .... """E
Deutscher Reichstag.
Berlin, -'0. Nov.
Präsident Graf Ballcstrem eröffnet um ll Uhr 20
Minuten die heutige Sitzung des Reichstages. Am Bun-
descatslischc Kricgsminister v. Goßlcr, Staatssekretär
Tirpitz, v. Podbiclski, Graf Posadowsky, v. Richthofcn,
Niebcrding, v. Thielmanu.
Das Haus ist gut besucht, die Tribünen und Logen
sind überfüllt.
Fortsetzung der ersten Beratung der China-Vorlage.
Abg. Wassermann erklärt, wir werden uns dcn
vom Abg. Bebel entwickelten grauen Theorien nicht an-
schließen. Wir können insbesondere nicht einer Gleich-
stellung der Chinesen mit den Kulturvölkern und des Räu-
bergesindels der Boxer mit unfern Freiheitskämpfern zu-
stimmen. Die K ia uts ch o u-Borläge sei unter Zu-
stimmung des deutschen Volkes von der großen Mehrheit
des Reichstag angenommen worden. Auch Bebel erklärte
die Erwerbung Kiautschous für naturgemäß. Wir können
nur Bedauern, daß unsere Schuvwachc nicht stärker war.
Zustimmung.) Wir erkennen nicht an, daß die Haltung
der Missionare Grund zu dcn Ausschreitungen der Chine-
sen gegeben habe. Die Reformvcrsuche des chinesischen
Kaisers riefen eine reaktionäre Bewegung hervor. Bern- ,
stein erklärt in seinen sozialistischen Monatsheften cs für
sinnlos, wenn man nicht kultivierten Nationen das Recht
cinräumen wollte, auf minder Kultivierte mit allen Mit-
teln cinzuwirkcn. Wir halten nach wie vor die China-
politik der Regierung für durchaus richtig.
Abg. Richter ffrcis. Boklsp.) erkennt au, daß nach
Bekanntwcrdcn der Ermordung des deutschen Gesandten
eine unverzügliche deutsche Machtemfaltung notwendig war.
Nicht dasselbe gelte vom zweiten Nachschub Ende August,
die nur erklärlich sei in Zusammenhang mit der Ueber-
nahme des Oberbefehls, dem man ein besonderes Prestige
geben wollte. Die Hebern ahme des Oberbefehls,
der dcn anderen Mächten abgcdriingcn wurde, war ein
'chwercr Fehler. An sich geboten die deutschen Interessen
keineswegs die Uebcrnahme der Führung. Redner glossiert
die Waldcrscc'schcn Ovationen als ein Bühncnkunststück
ersten Ranges und stellt dies im Gegensatz zu Molikc.
Die bemerkbare Zurückhaltung von Rußland und Ame-
rika sei die Folge gewesen.
Nach dcn gemachten Erfahrungen sehe er auch die Er-
werbung von Kioulschou viel weniger günstig an, als
früher zumal wegen ihres Zusammenhangs mit den Wirren.
Die Nichteinbcrufung des Reichstages sei nicht verwunder-
lich, nach der Art, wie sich der Reichstag gegenüber dcn
Flottenvorlagen seines Willens begeben habe. Rian solle
Jirseratrirbkrtt
für KeiöeLVerg und Mrngegen-.
nun aber nicht dcn alten Hohenlohe dafür verantwortlich
machen. -Heiterkeit.! Graf Bülow würde bei nachdrück-
lichem Eintreten für die Berufung des Reichstages diesen
sicherlich durchgcsctzt haben und ebenso die anderen Rcgie-
rungsmitglicder, diese seien allesammt Sünder. -Große
Heiterkeit.»
Reichskanzler Graf Bülow beruft sich für die Nicht-
einberufung des Reichstags auf die „Freisinnige Zeitung"
vom 4. Juli. Die Uebcrnahme des Oberbefehls beruht
auf einer von außen her an uns gelangten amtlichen An-
regung.
v. Kardorff (freik.) und Rickert frcis. Vcr.
tadeln die Nichteinbcrufung des Reichstages und bezeichnen
die Forderung der Indemnität als notwendig, sind aber
sonst mit der Chinapoluik einverstanden. Darauf wird
die weitere Bcrathung auf Donnerstag 11 Uhr vertagt.
Außerdem Interpellation über die 12,000 Mark-Asfaire.
Deutsches Reich.
Berlin, 19. Nov. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt:
Der Kaiser genehmigte, daß der feiner-Bestimmungen
unterliegende Fo n d s des Hauptvcrbandesdcutschcr
Flor tcnvcrei ne im Auslände nach Sicherung einer
Reserve von 200000 Mk. zur Beschaffung von Flnßka-
noucubootcn dienen, von denen das zuerst fertig gestellte
in dcn chiuesischcn Gewässern verwendet werden soll. Die
disponible Summe reicht für die Beschaffung eines solchen
noch nicht aus, doch wird die nötige Summe, wie man
hofft, voll aufgebracht werden. Tic Bestellung des Ka-
nonenbootes und die Bewachung des Baues wird, nachdem
der Reichstag der Annahme der Schenkung zugcstimmt,
der Staatssekretär des Rcichsmarincamts übernehmen.
Crvlidcrg, 20. Nov. Der Kaiser trifft morgen
Mittag !2 Uhr von Homburg kommend in Friedrichshof
ein. Das Prinzenpaar von Schaumburg-Lippe ist heute
Mittag hier angckommcn. Zur Geburtstagsfeier der
Kaiserin Friedrich findet um l> ., Uhr Familicn-
tafcl statt. Um 2'/, Uhr empfängt der Kaiser die Cron-
bcrgcr Stadtvertretung zur Engegcnnahme der Glückwunsch-
adresse für die Kaiserin Friedrich.
Berlin, 29, Nov. Im Reichstag brachten die Abgg.
Gröler und Lerno mit Unterstützung des Ccntrums einen
Antrag auf Zahlung von Anwesenheit sgcld ern an
die Mitglieder des Reichstags für die Dauer ihrer Anwesen-
heit bei dcn Sitzungen des Reichstags und auf freie Fahrt ein.
Rnfflair d.
Livadia, 20. Nov. Der Zar verbrachte dcn gestrigen
Tag in bcfiiedigcndcr Weise. 9 Uhr abends betrug die
Tcmpararur 36, der Puls 80. Der Zar schlief ruhig
Anzeigen: du l-spaÄM PrtikMe oder deren Raum
45 Pfg. Lokale GeMlsts- und Privat-Anzeigen be-
deutend ermäßigt. Mktamcn KO Pfg. Mr Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
aavautwrt. G»atisv»ebrntung durch Säulenanfchlag.
-ss-r -Mm. .mrr
bis 3 Uhr nachts. Später hatte er ununterbrochenen
Schlaf. Es erschien Schweiß. In der Frühe war das
Befinden ziemlich befriedigend. Temperatur 38, Puls 79.
Die Wirren in China.
Peking, 20. Nov. Wie die „Times" von hier
meldet, hat Li-Hung Tschang am 17. d. M. dcn
fremden Gesandten ein aus Singanfn datirtcs kaiserliches
Edikt mitgcteilt, worin die Bestrafung derjenigen Prinzen
und Beamten, die bei dcn letzten Unruhen sich als Rädels-
führer beteiligt und deren Verurteilung zum Tode verlangt
wurde, festgesetzt ist. Bei Ucbcrmitlcluug des Ediktes erklärt
Li-Hung-Tschang, die darin festgesetzten Strafen seien die
äußersten, über die der Hof zu verfügen in der Lage sei.
Er wiederholte dabei die ständigen Ausflüchte aller chine-
sischen Unterhändler. Ihm und dem Prinzen Tsching
sei vom Kaiser die strengste Bestrafung angedroht, wenn
die Gesandten nicht zur Amuchmc dieses Compromisscs ge-
bracht würden. Die verfügten Strafen grenzen ans Lächer-
liche. Der Herzog Lai wird unter Entziehung seines
Gehaltes im Range eine Stufe niedriger gestellt, und ein
anderer wird verurteilt, in Zurückgezogenheit über seine
Sünden nachzudenken: Dieses Edikt wird eine ganz andere
Wirkung ausübcn, als die Chinesen dachten. Es wird
die Gesandten in dem Beschluß, für die Rädelsführer die
Todesstrafe zu verlangen, nur bestärken. Der Vorschlag,
an Stelle der Todesstrafe die höchste Strafe zu setzen,
die nach chinesischem Gesetze zulässig sei, ist offenbar un-
sinnig, da die Chinesen selbst zugebcn, daß die erwähnte
Strafe die strengste ist, die der Hof verhängen könne.
Shanghai, 20. Nov. Nach amtlichen chinesischen
Berichten haben, wie dem „Standard" von hier gemeldet
wird, die Verbündeten zwei Pässe genommen, die von
der Provinz Tschili nach der Provinz Schcnsi führen..
Der Herrnstem.
Eine einfache Erzählung von Fr. Ferd. Tamborini.
40) sNachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
8.
Die arme alte Frau Baldrian war, als sic die Nach-
richt von Huberts Verhaftung erfuhr, vollständig nieder-
geschmettert ; allein bald erholte sic sich von dem Schlage
und ordnete ihre Gedanken. Felsenfest war sie von der
Unschuld ihres Sohnes überzeugt, und so wurde sic seine
* eifrigste Verteidigerin. Leib und Leben wollte sie für ihr
Kind lassen, sie wandte alle Mittel an, die ihr zu Ge-
bote standen, um dcn Sohn zu befreien.
Ihr Erstes war, die Erlaubnis zu erlangen, mit ihrem
Sohne sprechen zu dürfen; das wurde ihr aber rundweg
abgeschlagen. Sie ruhte aber nicht; schon am dritten Tage
gelang es ihr, eine Unterredung beim Vogt zu erwirken.
Der Herr Vogt mar die oberste Person des Landbezirks
und zugleich Vorsitzender des Gerichts. Die alte Frau
hatte sich alles wohl überlegt, was sie sagen wollte, um
ja nichts zu vergessen. Alles, alles wollte sie sagen, und
viel hatte sic aus dem Herzen.
Als sic endlich vor dem gestrengen Herrn Vogt stand,
da . . , da fehlte ihr die Hauptsache: sie hatte keine Be-
weise. Viel, sehr viel wußte sie zu erzählen, aber bc
weisen konnte sic nichts. Und das ist immer sehr mißlich.
Sic umklammerte die Füße des Vogts und beteuerte
fortwährend die Unschuld ihres Kindes.
Und doch — ein geängstetes Mutterherz ist unerschöpf-
lich im Auffindcn neuer Gründe und Versicherungen.
„Wie sollte mein Hubert sich auf einmal so verändert
haben?" rief sie; „er war von Jugend auf der beste
Mensch. Welche Beweggründe hätte er für die Thnt ge-
habt, er, der mich immer reichlich von seinem Verdienten
unterstützt hat. Hubert war doch auch mit Mitteln ver-
sehen, was sollte ihm das Medaillon? Warum kann er
das Ding nicht an jenem Platze gefunden haben? Können
es nicht die andern beim Suchen in dcn Kot getreten
haben? Kann so etwas nicht Vorkommen, ist es nicht schön
vorgclömmcn. Gestrenger Herr Vogl, fahndet mehr da-
nach, ob nicht hinter dem scheinheiligen Walter der wirk-
liche Verbrecher steckt."
Nun erzählte sie alles, was sie wußte, schonte auch
ihre Tochter nicht, die eine Mitschuldige des Herrn Walter
sei. „Hier sorscht nach, Herr Vogt, da werdet Ihr auf
die richtige Spur kommen. Sollte nicht der, der sein Erb-
teil durch ein Testament gesichert wußte, bestrebt gewesen
sein, das schnelle Ende des Gugelhofdesitzcrs mit Gewalt
herbeizusührcn, damit der alle Herr nicht durch andere
noch in letzter Stunde gewarnt wurde. Der —- der ist
der Thälcr, Herr Vogt!" rief sie mir erhobener Stimme,
„der und kein anderer, denn der allein hatte Vorteile
davon!"
„Frau, Ihr redet Euch um Euer Seelenheil", er-
widerte der Vogt ernst. „Ich kann es nur Eurer Mutter-
angst verzeihen, wenn Ihr Beschuldigungen auf einen an-
deren häuft, gegen dcn auch nicht der geringste Schatten
eines Verdachts vorliegt. Ihr geht ja sogar so weit.
Eure jüngste Tochter an dcn Pranger zu stellen, nm dcn
Sohn schuldlos erscheinen zu lassen. Geht, Ihr bereitet
uns nur unnötige Arbeit. Aber damit nicht der entfern-
teste Schein übrig bleibe, als ob ich Euch nicht hätte ge-
recht sein wollen, so werde ich noch heute genau feststellcn,
wo der Herr Walter jene Nacht zugcbracht hat, in der
sich das Schreckliche vollzog."
So war Frau Baldrian entlassen.
9.
Der Vogt hielt Wort. Es wurde eine Untersuchung
darüber angestellt, wo Walter in jener Nacht gewesen sei;
allein als der Stadtmedikus und andere das Unwohlsein
des jungen Mannes in jener Nacht bezeugten, als bewiesen
wurde, daß er noch kränker des folgenden Tages oder
Morgens gewesen war, als in der Nacht, da mußte auch
der Unbefangenste gestehen, daß ein klarerer Schuldbeweis
nicht erbracht werden konnte. Und wie nun die Mutter
des Gefangenen dennoch nicht nachließ, den Magistrat und
die Richter mit ihren Bitten zu bestürmen, wie sic fort-
fuhr, dcn Herrn Walter offen und heimlich der Thal zu
beschuldigen, da mußten die Behörden endlich cinschreitcn.
Nean brachte sie, um ihren Redereien ein Ziel zu setzen,
ins Spital, den Aufenthaltsort für alte Geistesschwache
und Irrsinnige.
Ja, die arme alte Fran war vor Elend und Gram
halb wahnsinnig geworden,
War nun so der gegen Walter äusgcstreute Verdacht
im Keime erstickt, so hatte er doch eine recht gute Nach-
r (Hintervau-
Teil:
hcliiim-
is.
kiudcr SO
Nüdtlv^
e-Nudcln inek-
Breiten,
und <>O Pfg- .
ndr!n
ll'ktc
!ti!einlügcrl
>0 und 00 P^'
roni,
nd M Pfg.
crarour
N> Pfg.
öienknhB^
(5icr!
-
-e I4l.
' frische
ssici
.
> Hnuptst rafle^
tze,
l-Liliuquck
Kiffen
mchsciie cmpftm
mhl
r
straße 152.
^chrmlkcj
liistcrschutz
schrank- Fabkst
u8s
c Nr. »1. 1
rfrnn
l gesucht. 1
aßc 2V, 3. SV
rjmrge
IHN das Mcch^
rüudlich erlerA
eich, Mechanik
mstraße34^>
8«ß^IL
nut Inhalt. I
llierstraße Nr.I-j
anfcn
brcN, l Scheö>1
affe Ist, 4. SV
iuse«. ,
^«-jähriges Ri^'
> Bauinzüchter^,
>cim.
t, .daß eine <M
le nach zu vtt
>erc Gerede berö^
; Eiscugreiw
-Sheim.
llutz u. Schals
1 dem 3. 5ka>"
ine Wohnung V
c auf 4. JanV
iheimerlandstrV
l'S ZMÄtt"
ez. zu vcnnictt)
or Untere Neckiv
Zimn»er
. 3 Tr., Bordis
ttesdienst
November
Hern Stadtvik^
i E. Gelseudii'^
(berg.
Nr. S7S S7. Iahrsmq.
Neuev
V Mittwoch, 21. November 1900.
Tks-iffSßtllt: llitklt RMßrch v.
Vermischte Nachrichten.
u.dl. Karlsruhe, 19. Nov. fBa bischer Militär-
vcrcins-Verband.f Am Samstag, dcn 17. d. Mts.,
nachmittags 3 Uhr fand in Karlsruhe unter dem Vorsitz
des Präsidenten, General Freiherr» von Roder, Excel-'
lcnz, die erste Verbandsausfchußsitzung statt. Zu Ehren
der anwesenden Vertreter dieses Ausschusses hakten sich die
Vorstände der hiesigen militärischen Vereine abends in dem
Saale des Stadlgartens zu einer kleinen Feier Ungesunden,
die durch ihren schönen Verlauf dem unter den alten Sol-
daten der Residenzstadt dcrrschcndcn kameradschaftlichen
Geiste das beste Zeugnis ausstellte. In herzlichen Worten
begrüßte der Ganvorsitzcnde, Herr Professor K. F. Müller
die anwesenden Prasidial-Mitglicdcr und Kameraden und
Neiörlliergrr AMiim.
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u.,Feiertage.
W Beilagen das „Heidelberger Volks blatt" und das
8settige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg.,
mit den Beiblättern KE Pfg. monatlich. Durch die
Post oieAenäbrlich Pfg. ebne WskMaell-.
1 k " .... """E
Deutscher Reichstag.
Berlin, -'0. Nov.
Präsident Graf Ballcstrem eröffnet um ll Uhr 20
Minuten die heutige Sitzung des Reichstages. Am Bun-
descatslischc Kricgsminister v. Goßlcr, Staatssekretär
Tirpitz, v. Podbiclski, Graf Posadowsky, v. Richthofcn,
Niebcrding, v. Thielmanu.
Das Haus ist gut besucht, die Tribünen und Logen
sind überfüllt.
Fortsetzung der ersten Beratung der China-Vorlage.
Abg. Wassermann erklärt, wir werden uns dcn
vom Abg. Bebel entwickelten grauen Theorien nicht an-
schließen. Wir können insbesondere nicht einer Gleich-
stellung der Chinesen mit den Kulturvölkern und des Räu-
bergesindels der Boxer mit unfern Freiheitskämpfern zu-
stimmen. Die K ia uts ch o u-Borläge sei unter Zu-
stimmung des deutschen Volkes von der großen Mehrheit
des Reichstag angenommen worden. Auch Bebel erklärte
die Erwerbung Kiautschous für naturgemäß. Wir können
nur Bedauern, daß unsere Schuvwachc nicht stärker war.
Zustimmung.) Wir erkennen nicht an, daß die Haltung
der Missionare Grund zu dcn Ausschreitungen der Chine-
sen gegeben habe. Die Reformvcrsuche des chinesischen
Kaisers riefen eine reaktionäre Bewegung hervor. Bern- ,
stein erklärt in seinen sozialistischen Monatsheften cs für
sinnlos, wenn man nicht kultivierten Nationen das Recht
cinräumen wollte, auf minder Kultivierte mit allen Mit-
teln cinzuwirkcn. Wir halten nach wie vor die China-
politik der Regierung für durchaus richtig.
Abg. Richter ffrcis. Boklsp.) erkennt au, daß nach
Bekanntwcrdcn der Ermordung des deutschen Gesandten
eine unverzügliche deutsche Machtemfaltung notwendig war.
Nicht dasselbe gelte vom zweiten Nachschub Ende August,
die nur erklärlich sei in Zusammenhang mit der Ueber-
nahme des Oberbefehls, dem man ein besonderes Prestige
geben wollte. Die Hebern ahme des Oberbefehls,
der dcn anderen Mächten abgcdriingcn wurde, war ein
'chwercr Fehler. An sich geboten die deutschen Interessen
keineswegs die Uebcrnahme der Führung. Redner glossiert
die Waldcrscc'schcn Ovationen als ein Bühncnkunststück
ersten Ranges und stellt dies im Gegensatz zu Molikc.
Die bemerkbare Zurückhaltung von Rußland und Ame-
rika sei die Folge gewesen.
Nach dcn gemachten Erfahrungen sehe er auch die Er-
werbung von Kioulschou viel weniger günstig an, als
früher zumal wegen ihres Zusammenhangs mit den Wirren.
Die Nichteinbcrufung des Reichstages sei nicht verwunder-
lich, nach der Art, wie sich der Reichstag gegenüber dcn
Flottenvorlagen seines Willens begeben habe. Rian solle
Jirseratrirbkrtt
für KeiöeLVerg und Mrngegen-.
nun aber nicht dcn alten Hohenlohe dafür verantwortlich
machen. -Heiterkeit.! Graf Bülow würde bei nachdrück-
lichem Eintreten für die Berufung des Reichstages diesen
sicherlich durchgcsctzt haben und ebenso die anderen Rcgie-
rungsmitglicder, diese seien allesammt Sünder. -Große
Heiterkeit.»
Reichskanzler Graf Bülow beruft sich für die Nicht-
einberufung des Reichstags auf die „Freisinnige Zeitung"
vom 4. Juli. Die Uebcrnahme des Oberbefehls beruht
auf einer von außen her an uns gelangten amtlichen An-
regung.
v. Kardorff (freik.) und Rickert frcis. Vcr.
tadeln die Nichteinbcrufung des Reichstages und bezeichnen
die Forderung der Indemnität als notwendig, sind aber
sonst mit der Chinapoluik einverstanden. Darauf wird
die weitere Bcrathung auf Donnerstag 11 Uhr vertagt.
Außerdem Interpellation über die 12,000 Mark-Asfaire.
Deutsches Reich.
Berlin, 19. Nov. Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt:
Der Kaiser genehmigte, daß der feiner-Bestimmungen
unterliegende Fo n d s des Hauptvcrbandesdcutschcr
Flor tcnvcrei ne im Auslände nach Sicherung einer
Reserve von 200000 Mk. zur Beschaffung von Flnßka-
noucubootcn dienen, von denen das zuerst fertig gestellte
in dcn chiuesischcn Gewässern verwendet werden soll. Die
disponible Summe reicht für die Beschaffung eines solchen
noch nicht aus, doch wird die nötige Summe, wie man
hofft, voll aufgebracht werden. Tic Bestellung des Ka-
nonenbootes und die Bewachung des Baues wird, nachdem
der Reichstag der Annahme der Schenkung zugcstimmt,
der Staatssekretär des Rcichsmarincamts übernehmen.
Crvlidcrg, 20. Nov. Der Kaiser trifft morgen
Mittag !2 Uhr von Homburg kommend in Friedrichshof
ein. Das Prinzenpaar von Schaumburg-Lippe ist heute
Mittag hier angckommcn. Zur Geburtstagsfeier der
Kaiserin Friedrich findet um l> ., Uhr Familicn-
tafcl statt. Um 2'/, Uhr empfängt der Kaiser die Cron-
bcrgcr Stadtvertretung zur Engegcnnahme der Glückwunsch-
adresse für die Kaiserin Friedrich.
Berlin, 29, Nov. Im Reichstag brachten die Abgg.
Gröler und Lerno mit Unterstützung des Ccntrums einen
Antrag auf Zahlung von Anwesenheit sgcld ern an
die Mitglieder des Reichstags für die Dauer ihrer Anwesen-
heit bei dcn Sitzungen des Reichstags und auf freie Fahrt ein.
Rnfflair d.
Livadia, 20. Nov. Der Zar verbrachte dcn gestrigen
Tag in bcfiiedigcndcr Weise. 9 Uhr abends betrug die
Tcmpararur 36, der Puls 80. Der Zar schlief ruhig
Anzeigen: du l-spaÄM PrtikMe oder deren Raum
45 Pfg. Lokale GeMlsts- und Privat-Anzeigen be-
deutend ermäßigt. Mktamcn KO Pfg. Mr Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
aavautwrt. G»atisv»ebrntung durch Säulenanfchlag.
-ss-r -Mm. .mrr
bis 3 Uhr nachts. Später hatte er ununterbrochenen
Schlaf. Es erschien Schweiß. In der Frühe war das
Befinden ziemlich befriedigend. Temperatur 38, Puls 79.
Die Wirren in China.
Peking, 20. Nov. Wie die „Times" von hier
meldet, hat Li-Hung Tschang am 17. d. M. dcn
fremden Gesandten ein aus Singanfn datirtcs kaiserliches
Edikt mitgcteilt, worin die Bestrafung derjenigen Prinzen
und Beamten, die bei dcn letzten Unruhen sich als Rädels-
führer beteiligt und deren Verurteilung zum Tode verlangt
wurde, festgesetzt ist. Bei Ucbcrmitlcluug des Ediktes erklärt
Li-Hung-Tschang, die darin festgesetzten Strafen seien die
äußersten, über die der Hof zu verfügen in der Lage sei.
Er wiederholte dabei die ständigen Ausflüchte aller chine-
sischen Unterhändler. Ihm und dem Prinzen Tsching
sei vom Kaiser die strengste Bestrafung angedroht, wenn
die Gesandten nicht zur Amuchmc dieses Compromisscs ge-
bracht würden. Die verfügten Strafen grenzen ans Lächer-
liche. Der Herzog Lai wird unter Entziehung seines
Gehaltes im Range eine Stufe niedriger gestellt, und ein
anderer wird verurteilt, in Zurückgezogenheit über seine
Sünden nachzudenken: Dieses Edikt wird eine ganz andere
Wirkung ausübcn, als die Chinesen dachten. Es wird
die Gesandten in dem Beschluß, für die Rädelsführer die
Todesstrafe zu verlangen, nur bestärken. Der Vorschlag,
an Stelle der Todesstrafe die höchste Strafe zu setzen,
die nach chinesischem Gesetze zulässig sei, ist offenbar un-
sinnig, da die Chinesen selbst zugebcn, daß die erwähnte
Strafe die strengste ist, die der Hof verhängen könne.
Shanghai, 20. Nov. Nach amtlichen chinesischen
Berichten haben, wie dem „Standard" von hier gemeldet
wird, die Verbündeten zwei Pässe genommen, die von
der Provinz Tschili nach der Provinz Schcnsi führen..
Der Herrnstem.
Eine einfache Erzählung von Fr. Ferd. Tamborini.
40) sNachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
8.
Die arme alte Frau Baldrian war, als sic die Nach-
richt von Huberts Verhaftung erfuhr, vollständig nieder-
geschmettert ; allein bald erholte sic sich von dem Schlage
und ordnete ihre Gedanken. Felsenfest war sie von der
Unschuld ihres Sohnes überzeugt, und so wurde sic seine
* eifrigste Verteidigerin. Leib und Leben wollte sie für ihr
Kind lassen, sie wandte alle Mittel an, die ihr zu Ge-
bote standen, um dcn Sohn zu befreien.
Ihr Erstes war, die Erlaubnis zu erlangen, mit ihrem
Sohne sprechen zu dürfen; das wurde ihr aber rundweg
abgeschlagen. Sie ruhte aber nicht; schon am dritten Tage
gelang es ihr, eine Unterredung beim Vogt zu erwirken.
Der Herr Vogt mar die oberste Person des Landbezirks
und zugleich Vorsitzender des Gerichts. Die alte Frau
hatte sich alles wohl überlegt, was sie sagen wollte, um
ja nichts zu vergessen. Alles, alles wollte sie sagen, und
viel hatte sic aus dem Herzen.
Als sic endlich vor dem gestrengen Herrn Vogt stand,
da . . , da fehlte ihr die Hauptsache: sie hatte keine Be-
weise. Viel, sehr viel wußte sie zu erzählen, aber bc
weisen konnte sic nichts. Und das ist immer sehr mißlich.
Sic umklammerte die Füße des Vogts und beteuerte
fortwährend die Unschuld ihres Kindes.
Und doch — ein geängstetes Mutterherz ist unerschöpf-
lich im Auffindcn neuer Gründe und Versicherungen.
„Wie sollte mein Hubert sich auf einmal so verändert
haben?" rief sie; „er war von Jugend auf der beste
Mensch. Welche Beweggründe hätte er für die Thnt ge-
habt, er, der mich immer reichlich von seinem Verdienten
unterstützt hat. Hubert war doch auch mit Mitteln ver-
sehen, was sollte ihm das Medaillon? Warum kann er
das Ding nicht an jenem Platze gefunden haben? Können
es nicht die andern beim Suchen in dcn Kot getreten
haben? Kann so etwas nicht Vorkommen, ist es nicht schön
vorgclömmcn. Gestrenger Herr Vogl, fahndet mehr da-
nach, ob nicht hinter dem scheinheiligen Walter der wirk-
liche Verbrecher steckt."
Nun erzählte sie alles, was sie wußte, schonte auch
ihre Tochter nicht, die eine Mitschuldige des Herrn Walter
sei. „Hier sorscht nach, Herr Vogt, da werdet Ihr auf
die richtige Spur kommen. Sollte nicht der, der sein Erb-
teil durch ein Testament gesichert wußte, bestrebt gewesen
sein, das schnelle Ende des Gugelhofdesitzcrs mit Gewalt
herbeizusührcn, damit der alle Herr nicht durch andere
noch in letzter Stunde gewarnt wurde. Der —- der ist
der Thälcr, Herr Vogt!" rief sie mir erhobener Stimme,
„der und kein anderer, denn der allein hatte Vorteile
davon!"
„Frau, Ihr redet Euch um Euer Seelenheil", er-
widerte der Vogt ernst. „Ich kann es nur Eurer Mutter-
angst verzeihen, wenn Ihr Beschuldigungen auf einen an-
deren häuft, gegen dcn auch nicht der geringste Schatten
eines Verdachts vorliegt. Ihr geht ja sogar so weit.
Eure jüngste Tochter an dcn Pranger zu stellen, nm dcn
Sohn schuldlos erscheinen zu lassen. Geht, Ihr bereitet
uns nur unnötige Arbeit. Aber damit nicht der entfern-
teste Schein übrig bleibe, als ob ich Euch nicht hätte ge-
recht sein wollen, so werde ich noch heute genau feststellcn,
wo der Herr Walter jene Nacht zugcbracht hat, in der
sich das Schreckliche vollzog."
So war Frau Baldrian entlassen.
9.
Der Vogt hielt Wort. Es wurde eine Untersuchung
darüber angestellt, wo Walter in jener Nacht gewesen sei;
allein als der Stadtmedikus und andere das Unwohlsein
des jungen Mannes in jener Nacht bezeugten, als bewiesen
wurde, daß er noch kränker des folgenden Tages oder
Morgens gewesen war, als in der Nacht, da mußte auch
der Unbefangenste gestehen, daß ein klarerer Schuldbeweis
nicht erbracht werden konnte. Und wie nun die Mutter
des Gefangenen dennoch nicht nachließ, den Magistrat und
die Richter mit ihren Bitten zu bestürmen, wie sic fort-
fuhr, dcn Herrn Walter offen und heimlich der Thal zu
beschuldigen, da mußten die Behörden endlich cinschreitcn.
Nean brachte sie, um ihren Redereien ein Ziel zu setzen,
ins Spital, den Aufenthaltsort für alte Geistesschwache
und Irrsinnige.
Ja, die arme alte Fran war vor Elend und Gram
halb wahnsinnig geworden,
War nun so der gegen Walter äusgcstreute Verdacht
im Keime erstickt, so hatte er doch eine recht gute Nach-