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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 231 - Nr. 240 (4. Oktober - 15. Oktober)
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8r. 233

27. Jahrgang

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Freitag, 5. Oktober IHM

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London, 4, Okt. Die „Times" berichtet aus
Peking vom 26. Sept. Prinz Tsching hat den Ge-
Gcsandtcn eine Klage überreicht über die häufigen Ver-
haftungen der amtlichen chinesischen Boten
zwischen Pantingfu und Tientsin. Er verlangt, daß diese
Boten in Zukunft frei verkehren dürfen. Die Haltung des
Prinzen beweist den geringen Eindruck, den die militärische
Besetzung von Peking auf die Chinesen ausgeübt hat. Die
Ankunft Waldersces wird hier mit der größten
Spannung erwartet, denn man hofft, daß er sofort eine
Expedition nach Paotingfu veranstalten werde, um diese
Stadt zu zerstören und die Europäer, die in Tschcngting
cingeschlossen sind, zu befreien. Bei der letzten deutschen
Expedition wurden 30 Boxer, meist Kulis, getötet. Bis
jetzt ist nicht ein einziger der eigentlichen verantwortlichen
Beamten bestraft worden, und die Kaiserin wird inständig
gebeten, gütigst nach Peking zurückkehren zu wollen.
Shanghai, 4 Okt. Ein auswärtiger Beamter er-
hielt, wie das Reutcrsche Bureau meldet, die Nachricht,
daß Schankaikwan von denRussen undDeutschcn
genommen worden sei.
Shanghai, 4. Okt. Wolff's Telegraphenbureau
meldet von hier, daß mehrere kaiserliche E di kt e anlangten,
durch die die Absetzung bloßgestellter Würdenträger
und die Ernennung von Gegnern der Boxer an ihre
Stelle verfügt wird.
Paris,4. Okt. Das „Journal des Dcbats" schreibt:
Der Brief Kaiser Wilhelms an den Kaiser von
China kennzeichnet den Willen des Kaisers im Verein
mit der übrigen eivilisierten Welt die notwen-
digen Sühncmaßnahme zu verlangen und zwar auf
einem Gebiet, wo die zaghaftesten Mächte mitgehen können.
Diese hohe i tsvoll en Wo rte des Kaisers an den
Kaiser von China waren die einzig gebührende Sprache
von dem Augenblick an, wo man den Kaiser Kuangsü für
das begangene Unrecht nicht persönlich verantwortlich machen
wollte. Durch diese Worte gab der Kaiser den gemein-
samen Willen aller Mächte kund, indem er die unabweisliche
Züchtigung zur Vorbedingung für die verlangte Vermit-
telung machte.

unfähig macht. Darf ich mir erlauben zu fragen, ob die
Frau Gräfin mit dem Diner zufrieden waren?"
„Gewiß Dupont, es war alles sehr gut," entgegnete
Gertrud, neigte den Kopf und begab sich in den Park.
Monsieur Dupont trat in die Küche zurück, in der
eben Fräulein Josephine erschienen war, um ihren Kräutcr-
thcc zu holen, — sie litt an chronischen Magenverstim-
mungen. „Wenn das eine Bürgerliche ist," sagte der
Koch zu der am Fruster stehenden Kammerjungfer, die
gleich ihm der jungen Gräfin nachblickte, „so bin ich ein
Marquis! — Der Dame steckt die Aristokratie im Blute,
darauf versteh ich mich! Ich war schon in zehn aristo-
kratischen Häusern in Stellung."
„Ich war mein lebenlang nur bei einer einzigen Herr-
schaft, Monsieur Dupont," versetzte die Kammerfrau; „aber
was aristokratisch ist, verstehe ich gerade darum besser als
Sie. Ihnen ist nur der Kopf verdreht durch die schönen
Augen der Dame." Fräulein Josephine konnte sich nicht
entschließen, der jungen Gräfin den ihr gebührenden Titel
zu geben. „In der steckt keine Ahnung von aristokratischem
Wesen, eine Gräfin stellt sich doch nicht in die Küchen-
thür und schwatzt mit dem Koch!" sagte sie giftig, war
aber mit ihrem Kräuterthee verschwunden, ehe ihr Dupont
eine der derben Antworten geben konnte, die er gewöhn-
lich für sie in Bereitschaft hatte.
Gertrud schritt langsam und sinnend durch die Alleen
des Parkes, an den blühenden Hecken vorüber, und atmete
mit vollen Zügen den wonnigen Duft des Flieders, den

zur Stelle zu schaffen. Der russische Botschafter hat an
die Pforte eine Note gerichtet, worin er über die bekla-
genswerten Folgen des Ungehorsams der Kurden Beschwerde
führt und energische Maßregeln zur Bestrafung der Schul-
digen verlangt. — Der nach Marseille geflohene Os-
man Pascha erhielt vom Jildiskiosk Mitteilungen, welche
ihn zur Rückkehr nach Konstantinopel bewegen sollen.
Konstantinopel, 4. Okt. Der Ministcrrat beschloß,
die Zustimmung des Sultans cinzuholen für eine An-
leihe von zwei Millouen Pfund, um den Fehlbe-
bctrag im Staatshaushalt von 1 300 000 Pfund und die
Kosten für die Umgestaltung der Panzerschiffe zu decken;
außer der Ottmanischcn Bank ist auch die Deutsche Bank
daran beteiligt. Für den Anleihedienst soll eine 6procentige
Erhöhung verschiedener Steuern dienen, welche für Armee-
zwecke kürzlich ciugeführt sind.
Mmerika.
Washington, 4. Okt. Einzelne Blätter veröffentlichen
Telegramme aus Canton in Ohio, wonach dort gestern ein
Brief aus Chicago eingetroffen sei, der von einer Ver-
schwörung zur Ermordung des Präsidenten Mac Kin-
ley wissen wollte. Die hiesigen Polizeiagcntcn versichern,
nichts von einer Verschwörung zu wissen.

Der südafrikanische Krieg.
Johannesburg, 4. Okt. Die Gegend um den
Witwatcrsrand ist nach dem Rcutcrschcn Bureau noch
nicht burenfrei. Am 29. September wurden zwei Sol-
daten in der Gegend von Voshof gelötet.
Bloemfontein, 4. Okt. Am Samstag hat, wie
das Reutcrsche Bureau meldet, bei De Wetsdorp ein Ge -
fecht stattgefundcn, in dem ein Burcnkommando, wie

Die Wirren in China.
Berlin, 4. Okt. Wolffs Tclcgraphen-Burcau mel-
meldct: der Kaiser von China ließ den Mächten ein
vom 25. September datiertes Edikt unterbreiten, in dem
die Bestrafung einer Anzahl namentlich
aufgcführter Prinzen und Großwürdenträger
wegen Begünstigung der Boxer ungeordnet
wird. In Voraussetzung der Echtheit dieses Ediktes hat
die deutsche Regierung zur Durchführung des in
ihrer Ruudnotc vom 17. September angeregten Verfahrens
den Mächten weiter vorgeschlageu, sich nunmehr dahin zu
einigen, die diplomatischen Vertreter in China
zur Prüfung und Begutachtung folgender drei
Punkte anzuweisen: 1. Ob die in dem Edikt enthaltene
Liste der strafbaren Personen genügt und richtig ist; 2. ob
die in Aussicht gestellten Strafen angemessen sind; 3. in
welcher Weise die Ausführung der Bestrafung von den
Mächten zu kontrolieren ist. Die bisher vorliegenden Mel-
dungen über die Aufnahme dieses Vorschlages durch die
Mächte berechtigen zu der Annahme, daß sich ein allseitiges
Verständnis darüber ergeben wird.

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Erschein! täglich mit Ausnahme der Mmn-u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger VolksKatt" und das
8ftitige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis S3 Pfg.,
Mit den Beiblättern 36 Pfg. monatlich. Durch die
Poll vierteljährlich Wg, atme, BxAxZgeld.

mein Mißfallen auszusprechen; denn ich finde, daß Sic
Unrecht thaten, meinen Sohn zu heiraten."
Das Unrecht Ihres Sohnes war viel größer", er-
widerte Gertrud stolz und verließ mit der Miene einer
beleidigten Königin das Zimmer.
In ihrem Zimmer angelangt, stand sie eine ganze
Weile am Fenster und blickte in die blühende Landschaft
hinaus. Mit ihren zarten Händen hatte sie das Fenster-
kreuz umfaßt, den Kopf leicht angelehnt. Dann richtete
sie sich auf und warf den Kopf in die Höhe, als wollte
sie von sich schütteln, was ihn bedrückte.
Darauf schritt sie die schmale Wendeltreppe hinab,
welche von ihrem Zimmer direkt in den Schloßhof führte.
In der Thür der Schloßküche stand der Koch, außer Ihrer
Jungfer die einzige Person der Dienerschaft, die ihren
Wünschen sofort Rechnung trug. Er grüßte mit tiefer,
ehrfurchtsvoller Verbeugung. Gertrud dankte und blieb
stehen.
„Sie haben heute einen Unfall gehabt, Dupont", sagte
Gertrud hinzutretcnd freundlich, „Lisette erzählte mir, Sie
hätten sich arg die Hand verbrannt; haben Sic große
Schmerzen?"
Der Koch warf einen Blick auf seine Linke, deren
Leincnverband mit einem schwarzseidenen Tuch nicht ohne
Zierlichkeit verhüllt war, und entgegnete mit großem Eifer:
„Die Frau Gräfin sind zu gütig; solch eine Verletzung ist
kaum der Beachtung wert, man muß nur etwas dagegen
thun, damit die Sache nicht schlimmer wird und arbeits-

Deutsches Reich.
Karlsruhe, 4. Oktbr. Die Minister Dr. Buchcn-
^gcr und Dr. Schenkel reisen morgen nach Paris,
^besondere zur Besichtigung der badischen Kunstgcwcrbe-
^stellung. In ihrer Begleitung wird sich der Kunst-
^erbcschuldircktor Götz befinden, der die Ausstellung
Avisiert und sich die größten Verdienste um sic crwor-
hat. Später folgt der Referent für Handel und Ge-
^bc, Geh. Obcrrcgicrungsrat Drauu nach.
H Merlin, 4. Okt. Der „Rcichsanzciger" meldet: Der
,">ser beauftragte den Präsidenten des Rcichsmilitär-
^lchts Generalleutnant v. Gemmingen mit der Stell-
Zstctung des Reichskanzlers im Bereiche der Militär-
zsdcrwaltuug hinsichtlich des Rcichsmilitärgerichts und
t militärischen Anwaltschaft.
I. Weimar, 4. Okt. Nachdem gestern Nachmittag 4 Uhr
^Familienkreise die Leiche des Prinzen Bern-
>.td Heinrich cingcsegnct worden war, erfolgte um
jh "hr nachts die Ucbcrführung hierher. Der Sarg wurde
i^r Fürstcngruft beigcsctzt, wo heute zahlreiche Blumen-
'mdcn nicdcrgelcgt wurden.
Frankreich.
Pllris, 4. Okt. Der „Matin" veröffentlicht eine
h usche aus Aduscfra, nach der 1300 Araber gegen die
j?^vk konischen Räuberbanden ausgeschickt wurden, die
auf dem Aizhbcrgc festgesetzt hatten. Der Komman-
? des 2. Spahisrcgimcnts begab sich mit dem obersten
ebenfalls dorthin.
England.
Landon, 4. Okt. Die „Morning Post" meldet aus
j^assj von gestern: Oberst Wilcox traf am 30. auf
große Anzahl Aschantis, die eine starke Stellung
i,. einem Hohlwege im Gebüsch innchatten. Nach zwei
Üblichen Angriffen gelang cs beim dritten Angriff, den
tz., d zu vertreiben. Die Dörfer wurden niedergcbrannt.
verlor 36 Mann, einschließlich 5 englische Offi-
die verwundet wurden.
Türkei.

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h,Konstantinopel, 4. Okt. Nach neueren Berichten aus
!, über den schon gemeldeten kurdischen Ueberfall
i^rzindjan wurde der Gerant des russischen Gcncral-
als, in dessen Begleitung sich auch der Kaimakan
^stlurncr, Sandschak-Erzindjan befand, von ungefähr
Kurden angegriffen. Von der Eskorte wurden 3
i 7? getötet, 3 verwundet, der Gerant ist wohlbehalten
tz^lzindjan nngckommcn. Die dortige Behörde habe
^kgcln getroffen, um das Gepäck und die Pferde wieder

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Anzeigen: die 1°spalllae PMzeite »der deren R«u
IS Pfg. Lokale GMMs- und PKv«t-Anzei,en k
deuten» ermWM. Reklamen 38 Pfg. Wr Ar
nähme von Anzeigen »n beWmmten Mgeu Md nh
garantiert. Grsckisverbrntung durch MulenanWa

Wie es endete.
Roman von Maria Theresia May.
jNachdruck verboten.j
(Fortsetzung.)
die Gräfin die Bemerkung hörte, trat sie auch
§ Und wie ihr Gertrud die Photographie reichte, zuckte
herzlich um ihre Mundwinkel.
sagte sw, „so sah Herbert als Kind aus. Er
^U hübscher Junge, und ich war so stolz auf ihn."
!l^ind Sie es denn jetzt nicht mehr? fragte Gertrud.
'e alte Dame schüttelte den Kopf,
kide^ist' ich habe mich sehr in ihm getäuscht.
ÜsggAaft für Zeichnen und Malen hat nie meinen
!ffr ' .gehabt; aber seine Heirat, verzeihen Sie mir meine
ist mir ein bitterer Kummer."
! ?hut mir leid," crwiverte Gertrud förmlich,
y'^amst ist nur nichts gut gemacht," fuhr die Gräfin
llpflia^ ist das Haupt einer alten Familie und hat
i? Ölungen gegen sie. Ich habe persönlich nichts gegen
i>tze Mwenden; aber die Heirat meines Sohnes ist eine
"°uschung für mich."
> ä wurde dunkelrot und ein feindseliges Feuer
iu ihren Augen.
tstst^u es schon Ihre Meinung ist, so zweifle ich, ob
ist, sie mir gegenüber zu äußern", sagte sie.
Hy bin ich ganz anderer Ansicht," entgegnete die
»Ich halte es sogar für meine Pflicht, Ihnen

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d. Mts., abe»^
n unserer
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ifft AngcbörV
Zorftaud^
ÜMNtlll-
ompagnic.
uh 7 Uhr
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ommandv-

ren
verkaufen
straßc 17,
eim.
swenre
richstraße 1^.'
eten
>ber d. I. dff
-isercin Hauff
3 Zimmern,
cugcnuß
Heidelbergs
immer
einzel. Herren
lgasse Nr. 7-
 
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