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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 271 - Nr. 280 (20. November - 30. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0503

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Kr. SV». S7. Jahrgang.
»Wfttlck: litt« lblevch ».

Neuer?

Donnerstag, 22. November 1900.
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AMMerger Anskiger.

D Erscheint täglich mir Ausnahme der Sarin- u. Aeraeragc.
i Als Beilagen das »Heidelberger Bolksblatt" und das
ß Hseittge »Illustrierte Sonntagsblatt". Pre^ 2K Psg.,
i mit den Beiblättern Psg. monatlich. T-urch die
j Pvst vicrtelsäbrlich KO Wg. ahne BestellgeÄ.

Jusevuteuvtutt
Mr KeiöeLDerg unö Mmgegenö.

Luzeigen: dre ! -spakme Petstzrile oder deren Ramii
iS Psg. Lokale Gehchäfts- und Privat-Anzeigen be-
deutend ennWgr. RMamen SO P^g. Für Auf-
nahme v»n Anzeigen an beftininiten Lagen wird nickt
Mnantiert. GraMveebrcitung durch Scüklenanschlag.

Deutsches Meich.
V.X. Karlsruhe, 22. Nau. Das Gesetze s- und
Verordnungsblatt veröffentlicht folgende Bestim-
mungen Herr, die Dicnstaufsicht über die Gcwcrbegerichte.
Die den Landgerichten znstchcndc unmittelbare Dicnstaufsicht
über die Gewcrbcgcrichte, welche sich in ihrem Bezirke be-
finden, wird von den Präsidenten der Landgerichte aus-
geübt. Der Beschlußfassung des Präsidiums bleiben Vor-
behalten: Die Stellung von Strafanträgen wegen Belei-
digung eines Gcwerbcgcrichts. Die auf Grund der Dienst-
prüfungen an die Gcwcrbegerichte ergehende Bescheide. Dem
Landgerichtspräsidcntcn bleibt überlassen, auch in anderen
wichtigeren Fällen eine Beschlußfassung des Präsidiums
hcrbcizuführcn. In Ausübung des laudgcrichtlichcu Dienst-
aufsichtsrechtes werden bei den Gewcrbegerichtcn Dienst-
vrüfungcn'vorgcnommcn. Der Landgcrichtspräsidcnt kann
die Prüfung selbst vornehmen oder dieselbe einem Direktor
oder Landgerichtsrat übertragen. Fordert die Civilkammer
des Landgerichts in den an sic gelangenden Sachen, daß
dem Gcwcrbcgcricht eine Bemerkung zu machen, oder daß
ein weiteres Vorgehen im Dienstaufsichlsweg angezeigt sei,
io hat sic hier wegen den; Landgerichtspräsidenten Bericht
zu erstatten.
ss.Hl. Karlsruhe, 2l. Nov. Das Verordnungsblatt
veröffentlicht die Bestimmungen über den Vollzug des Gc
'ctzcs bete, die Einschätzung der Grundstücke und Gebäude.
Die Verordnung enthält zunächst allgemeine Bestimmungen
und betrifft sodann die Schätzungskommissioncn und ihre
Thätigkcit, Beschlußfassung des Schatzungsrats, Geneh-
migung der Steucrdircktion, Rechtsmittel und Berechnung
der Steuerwerke.
Baden-Baden, 2l.Nov. Die Frau Großherzogin
reist heute Stacht mit Gefolge nach Coblcnz und kehrt
Samstag Abend zurück. Morgen Vormittag l l Uhr öO
bezieht sich der Groß Herzog nach Karlsruhe, wo er
las Samstag zu verweilen gedenkt, und wird an diesem
Tage abends aus Schloß Badyr wieder cintrefsen. Im
Gefolge der Frau Großherzogin befinden sich die Hofdamen
v. Adelsheim und Herr v. Chclius.
Homburg V. d. H. 21. Nov. Der Kaiser ist in
Begleitung der Generäle v. Plcssen und v. Scholl des
Qbcrhofmarschalls Graf Eulenburg und des Leibarztes
Dr. Jlbcrg hier cingelroffen. Er fuhr nach dem Schlosse
und besuchte nm halb 10 Uhr den Gottesdienst. Er kehrte
sodann nach dem Schlosse Fricdrichshos zur Beglück-
wünschung der Kaiserin Friedrich zurück.
Cronbcrg, 21. Nov. Aus Anlaß des Geburts-
tages der Kaiserin herrschte schon früh im Schloß
Fricdrichshos reges Leben; von nah und fern trafen Blumen

in großer Menge ein. Auch viele Geschenke von den Mit-
gliedern des königlichen Hauses gingen ein. Nachdem
gestern bereits Prinz und Prinzessin zu Schaumburg-Lippe
angckommen waren, trafen heute Vormittag 10 Uhr das
Erbprinzcnpaar von Sachsen-Meiningen, das Prinzenpaar
Karl von Hessen u. a. zur Beglückwünschung der Kaiserin
ein. Die Herrschaften brachten Blumengabcn mit. Un-
unterbrochen fahren Herren und Damen aus Cronbcrg,
Frankfurt, Homburg und Wiesbaden vor dem Schloß
Fricdrichshos vor, um sich in das Fremdenbuch einzu-
zeichnen.
Cronbcrg, 21. Nov. Der Kaiser traf kurz nach 1
Uhr mit seinem Gefolge auf Schloß Fricdrichshof zur
Beglückwünschung bei der Kaiserin Friedrich ein. Um 1
Uhr fand Tafel statt. Während derselben trank der Kaiser
auf das Wohl der Kaiserin Friedrich.
Frankreich.
MlN'scillc, 21. Nov. Bisher war die „Gcldcrlnud"
mit Krüger an Bord noch nicht signalicrt. Die Nacht
hindurch herrschte strömender Regen bei hoher See. Man
fürchtet, daß das Schiff nicht vor 2 Uhr nachmittags ein-
laufen werde. Gegen l> Uhr früh hörte der Regen auf.
Alsbald schmückten sich Häuser und Landungsstege mit
Fahnen und Teppichen. An der Landungsstelle ist ein
Raum für die Mitglieder des Empsangsausschusscs frei-
gelassen. Vereine nut Musikkapellen finden sich allmählich
ein. Auch die den Präsidenten erwartende Volksmenge
sammelt sich immer mehr au.
Rnlan d.
Llvadia, 20. Nov. Der Zar verbrachte den gestrigen
Tag befriedigend. Das Befinden war gut. Abends
9 Uhr betrug die Temperatur 39,2 der Puls 76. Der
Zar schlief in der Nacht wenig, ohne besondere Gründe.
Das Allgemeinbefinden ist befriedigend. Heute Morgen
betrug die Temperatur 38,1, der Puls 70.
Die Wirrekr in China.
Shanghai, 2!. Nov. „Daily Telegraph" meldet:
„Ein geheimes Dekret der Kaiserin, das gestern tele-
graphisch verbreitet wurde, ermahnte alle Vizckönigc und
Gouverneure, sich sofort zum Kriege gegen die
Verbündeten in allen Teilen des Landes bereit zu
halten." „Daily News" meldet von gestern, daß der Hof
infolge von Entbehrungen und Unbequemlichkeiten, die er
in Singaiisu erdulden müsse, dringend wünsche, den Ort
zu verlassen. Der Hof sei jedoch völlig in den Händen
Tungfuhsiangs, welcher entgegen früherer Meldungen, daß
er nach Kanin gegangen sei, sich noch in Singaugfu be-
finde und dort über 16 000 Mann verfüge.

Shanghai, 21. Nov. Die „Morning Post" meldet
nnterm 20. von hier: Endlich kommen die Verbündeten
zu dem Entschlüsse, schärfere Maßregel zu ergreifen,
um die Sache zur Klarheit zu bringen. Heute pnssirte
ein Telegramm aus dem Pekinger Hauptquartier Shang-
hai, das auldcn Vicekönig von Shanghai gerichtet ist und
von ihn, verlangt, daß er sich bestimmt über seine Stellung-
nahme zum Hofe zwecks Versorgung desselben mit Lebens-
mitteln äußere.
Ncw-Hork, 21. Nov. Da- Reutcrfchc Bnrau
meldet: Depeschen aus Tienrsien vom 19. zufolge
kehrte der amerikanische General Humphrcv, der den
Hafen von Schanhaikwau auf seine Benutzbarkeit für
den Winter untersuchte, nach Tientsin zurück. Er teilt
mit, es solle ans internationale Kosten bei Tschingwantschao,
acht Meilen von Schanhaikivan, ein Pier mit einem
Kostcnaufwandc von 200000 Dollars errichtet werden,
weil sich dieser Hafen leicht im Winter offenhaltcn lasse.
Der Peiho friert nördlich von Tungkschou rasch zu. ÄVahr-
schcinlich muß die Schisfahrt demnächst eingestellt werden.
Der südafrikanische Krieg.
Loudon, 21. Nov. Das Neuterschc Bureau meldet
aus Bloemfontein vom 17. ds.: Der Sekretär des
, Milikärgouvcrneurs, Leutnant Hole, und zwei Schwestern
des Burcnkommandanten Brand, welche sich zu ihm be--
gegen hakten, nm ihn zu überreden, sich zu ergeben, sind
unverrichteter Sache hierher zurückgckehrt. Der Komman-
dant lehnte es ab, sie zu vorzulasscn und drohte sie zu
erschießen, wenn sie sich nicht entfernten. Hole und die
beiden Damen wurden von den Buren als Gefangene
nach Petrusbcrg gebracht und später nach Kimberley ge-
sandt, von wo sie hierher zurückkchrten.
London, 21. Nov. Die Abendblätter melden aus
Kapstadt: Ein hier eingetrofscncr Privatbrics teilt mit,
der stellvertretende Präsident von Transvaal, Schalk
Burger, sei am 9. ds. im Militärhospital von Johannes-
burg an den erlittenen Wunden gestorben. Die Meldung
ist amtlich noch nicht bestätigt.
K apstad t, 11. Nov. Das Reuterschc Bureau meldet:
27 Mincnbetriebsleitcr begeben sich jetzt nach Johannes-
burg, um Vorkehrungen für die allmähliche W ied er au f-
uahmc des Betriebs der Gruben zu treffen. Ihre
Burenangestclltcn werden ihnen folgen, dann kommen die
Großhändler; schließlich wird die große Masse der Flücht-
linge folgen. Dies alles wird nur langsam von statten
gehen.

Der Hevenstein.
Eine einfache Erzählung von Fr. Ferd. Tamborini.
ll) jNachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
10.
Ter Prozeß gegen den eingcspcrrtcn Hul crt ging seinen
Unveränderlichen Gang. Zunächst handelte es sich darum,
den jungen Mann zur Abgabe eines Geständnisses zu
dringen. Hierzu wandte man in jenen dunklen Zeiten die
Tortur an, das heißt, cs wurde ein Mensch eben in grau-
'arner Weise gefoltert. Hierbei hatte man verschiedene
Grade, so daß cs wohl ost vorkam, daß beim ersten und
besten Grade so ein armer Mensch, der unschuldig war,
Hcht zum Gestehen gebracht wurde, aber bei den heftigen
schmerzen des dritten Grades gestand, er habe das und
das gethan, wenngleich er gar nicht der Thötcr war. Die
verschiedenen Grade der Tortur steigerten sich hinsichtlich
der 'Schmerzhaftigkeit, sodaß einer, zum Wahnsinn ge-
bracht, lieber cingcstand, obgleich er unschuldig, ehe er
d°ck) länger diese Qualen erduldete.
Um dieses barbarische Verfahren näher kennen zu
Men und diese Geschichte bis zum Ende richtig verstehen
^U können, muß ich bei der Tortur noch eine Weile stehen
bleiben.
Ter erste Grad der Tortur waren Peitschenhiebe bei
^gespanntem Körper und Zusammcnquclschcn der Dau-
ben in cingckerbten oder mit stumpfen Spitzen versehenen
Schraubstöcken. Beim zweiten Grade trat ein Zusammen-

schnüren der Arme mit Schnüren, Zusammenschraubcn der
Beine ein; ferner ein kreuzweises Zusammcnpressen der
Daumen und großen Zehen wurde vorgcnommcn. End
lieh der dritte Grad; er bestand im Ausreckcn des Kör-
pers nut rückwärts ausgercckten Armen auf einer Bank
oder Leiter, oder durch die eigene Schwere des Körpers,
wobei Gewichte an die Füße gehängt wurden.
Das waren furchtbare Qualen, die noch durch Brennen
mit glühenden Eisen in den Seiten erhöht wurden.
Ms man bei Hubert den ersten Grad der Tortur an-
wandte, blieb er ruhig bei seiner ersten Aussage stehen:
man schritt daher zum zweiten und dritten Grade, aber
ein anderes Resultat erzielte man nicht.
Natürlich unterließ cs der neue Herr vom Gugelhsse
nicht, seinen Einfluß geltend zu machen, daß die Sache
möglichst schnell zu Ende geführt werde, denn — so sagte
er — „das Verbrechen wolle seine Sühne haben."
Allein cs durfte nur der Ordnung gemäß verfahren
werden.
So waren fast vier Wochen verstrichen, als man be-
schloß, noch einen vierten Grad der Tortur in Anwen-
dung zu bringen. Man war auf's höchste begierig, ob
der Gefangene auch diese Folter noch aushaltcn würde,
ohne zu gestehen.
Der arme Hubert! Er halte doch nichts zu gestehen'
Endlich ward er vorgeführt. Die Veränderungen, die mit
ihm in kurzer Zeit vorgcgangcn waren, mußten wirklich
grauenhaft genannt werden.
Sein Gesicht war todesblaß und wie in Streifen zer-

rissen: das wirre Haar hatte sich grau gefärbt, die Dau-
men der Hände waren zu Klumpen zerquetscht und die
verunstalteten Füße schleppten sich mühsam weiter. Die
Augen lagen erloschen und tief in den Höhlen; der junge
Mensch hatte das Ansehen eines halb Toten.
Das Gehen wollte nicht mehr, also mußten ihn die
Folterknechte stützen. Ob er noch bei Sinnen war oder
schon das Bewußtsein verloren hatte, ließ sich gar nicht
mehr erkennen. Doch zeigte cs sich bald, daß sein Ver-
stand noch nicht gänzlich gelitten hatte, obgleich der Kör-
per total und für immer gebrochen und verkrüppelt war.
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Die Richter waren versammelt, als Hubert cingeführt
wurde, und so abgehärtet diese Herren auch sonst sein
mochten, der Anblick dieses armen Menschen erregte ihre
Seele. Was war nach Anwendung der Folter von dem
blühenden Menschen übrig geblieben?
„Hubert Baldrian", begann der Vorsitzende in mög-
lichst milden, Tone, „Du siehst, wie weit Dich. Dein
Starrsinn getrieben hat. Willst Du, daß wir gezwungen
sind, den vierten Grad der Tortur in Anwendung zu
bringen?"
„Gestrenger Herr Vogt, ich habe die That nicht be-
gangen", erwiderte Hubert mit einer Stimme, die fest
sein sollte, die aber durch die wunde, halb zerquetschte
Brust hohl und röchelnd klang. „So sicher, wie ein Gott
ist, ich bin's nicht gewesen! Aber diese Qualen sind nicht
mehr auszuhaltcn, das geht über menschliche Kräfte hinaus;
ich will also alles gestehen, was man von mir verlangt."
 
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