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Graf lüftete flüchtig seinen Hut. Dann trat er auf den
Engländer zu und sagte ruhig und bestimmt: „Sie haben
heute meiner Frau Blumen gebracht, das ist sehr auf-
merksam von Ihnen. Ich muß Sic indessen bitten, der-
gleichen zu unterlassen, weder meine Frau noch ich wün-
schen diese Freundlichkeiten."
„O, warten Sie, Herr Kronau", sagte der Englän-
der mit plötzlich belebtem Gesicht, „soll das eine Beleidi-
gung sein?"
Herbert maß den langen Menschen vom Kopf bis zur
Zehe und erwiderte: „Nein, Mr. Cosway."
„Ich bin zufrieden, Herr Kronau, guten Morgen!"
„Guten Morgen", und wider Willen lachend entfernte
sich Herbert.
William Cosway blieb an seinem Platze stehen, von
dem aus er Gertrud im Gespräch mit seiner Mutter be-
obachten, aber dabei nicht von den Damen gesehen werden
konnte. Als die junge Frau später über die sandbestreuten
Wege dem Ausgange zueilte, war er mit großen Schritten
an der kleinen zierlichen Pforte, sic dienstfertig öffnend:
„Gnädige Frau, Mr. Kronau hak mir etwas gesagt", be-
merkte er dabei, und stellte sich breit vor den Eingang, so
daß Gertrud unmöglich vorüber konnte.
Sie sah ihn verwundert an. „Mein Mann, wirklich?"
„Ja", und Mr. Cosway schwieg wieder und dachte,
daß es auf Erden kein zweites Weib geben könne, das so
schön sei wie die Frau dieses impertinenten Malers. Der
offene Sonnenschirm bildete in seinem weißgelben Ton
einen wundervollen Hintergrund für den edlen Kopf mit
der bulgarischen Regierung gegenüber dem maeedonischen
Konnte zu berücksichtigen. Der Grcnzkonflikt gilt als be-
langlos, zumal da der rumänische Soldat nur durch einen
Schrotschuß und zwar von einem bulgarischen Fischer ver-
wundet ist. Die Meldung, daß die Türkei rüste, ist un-
begründet. Fürst Ferdinand weilt noch bei Erzherzog
Joseph in Al-Czuth (Ungarn), dürfte sich jedoch Griechen-
lands Niederlage zur Warnung gereichen lassen, umsomehr
als sicher ist, daß Rußland keinen Finger rühren wird,
falls Bulgarien einen dummen Streich machen sollte.
Der Minister Natschowitsch, der jetzt zur Ordnung wirt-
schafticher Angelegenheiten in Wien weilt, dürfte hier eben-
falls scharf gedämpft werden.
den herrlichen blonden Flechten, für das holdselige und
doch so stolze Gesicht "der jungen Frau.
„Wie lange wird er denn hier stehen bleiben und mich
anschaucn", dachte Gertrud betroffen. Laut fragte sie je-
doch nur: „Wollen Sie mir mitteilcn, was mein Mann
Ihnen gesagt hat, Herr Cosway?"
„Ja, gnädige Frau. Er verbot mir, Ihnen Blumen
zu bringen, und ich wollte Sie fragen, ob dieses Verbot
mit Ihrem Wunsche und Ihrer Einwilligung erfolgte."
Gertrud wurde ernst. „Wenn mein Mann Sie er-
sucht hat, mir keine Blumen mehr zu bringen, so versteht
es sich wohl von selbst, daß ich mich durchaus seinem Er-
suchen anschließe!"
„Das glaube ich Ihnen nicht", rief der junge Eng-
länder, und seine Augen glühten in leidenschaftlichem Feuer.
„Sic haben die Blumen sehr gern angenommen!"
„Mein Herr!" rief Gertrud entrüstet. „In diesem
Augenblick bereue ich bitter, daß ich cs gcthan habe.
Geben Sic den Weg frei, Mr. Cosway!"
Der so Gemaßregelte begab sich in der übelsten Laune
zu seiner Mnttcr auf die Terrasse und streckte sich lang
auf der Bank aus, auf welcher vorhin Gertrud gesessen
hatte. Aengstlich schaute Mrs. Cosway auf das verdrieß-
liche Gesicht ihres geliebten, sorgsam behüteten Einzigen,
der auf alle ihre eifrigen Fragen keine Antwort gab. „Sie
ist gerade so hochmütig wie er" , brummte er endlich;
„oder meinst Du nicht, daß der junge Künstler wirklich
unerträglich hochmütig ist?"
„Das sind solche Leute immer", erwiderte seine Mut-
Die Wirren in China.
Köln, 14. Sept. Die „Köln. Ztg." erhält aus
Berlin vom 13. d. Mts. eine Widerlegung der falschen
ausländischen Darstellungen der deutschen
Chinapolitik, worin cs zum Schluß heißt: „Schon
wiederholt ist versucht worden, Deutschland ehrgeizige und
selbstsüchtige Pläne im Dangtscethalc unterzuschicben. Des-
halb ist es vielleicht nicht unnütz, nochmals zu betonen,
daß Deutschland in diesem international hochwichtigen
Gebiet keinerlei Sonderinteressen verfolgt und sich hier voll-
kommen eins weiß mit den Mächten, welche die Politik
der offenen Thür als ihre erste Richtschnur hingcstcllt haben."
London, 14. Sept. Der „Morning Post" wird
aus Peking vom 31. August gemeldet: Als die Mandschu-
ministcr gestern die Gesandtschaften besuchten, um
für die Wiederherstellung der Ordnung in der Stadt und
dem Palast zu danken, wurden sie in der deutschen Bot-
schaft nicht empfangen. — Die „Times" meldet aus
Shanghai vom 12. Aug.: Admiral Hang und General
Li, Oberbefehlshaber der Streitkräfte zu Wasser und zu
Lande in Nanyang, beide frcmdenfcindlich, wurden kürzlich
zu dem Vicekönig berufen, um mit ihm über die Ver-
teidigungsmaßregeln zu beraten. Beträchtliche Mengen
Kriegsvorrätc wurden aus dem Zcughause von Kiangwan
nach Nangking abgeschickt. Die „Times" meldet aus
Peking vom 4. d. M.: Bei der letzten Zusammenkunft
der Befehlshaber der internationalen Truppen teilte der
russische General mit, die Zahl der während des Winters
in China bleibenden russischen Truppen werde 15>,000 be-
tragen, der deutsche Befehlshaber erklärte, die Zahl
der deutschen Truppen werde die gleiche sein. Der
japanische General sagte, Japan beabsichtige, 22,000 Mann
zurückzubchaltcn. Der englische Kommandeur konnte keine
Erklärung abgcbcn.
Tokio, 14. Sept. Aus Takn vom 12. ds. wird
werde, die dem Deutschen Reiche und Dcutsch-Südwest-
afrika in gleicher Weise zum Vorteile gereichen würde.
Wie die Einwanderung der Buren in das Namaland,
so lenkt das geplante große Bauunternehmcn bei Otavi
im Hcrerolande die Aufmerksamkeit in erhöhtem Maße der
Besiedelung Südwestafrikas mit Deutschen zu.
Hat doch die Entsendung einer ausschließlich englischen
Expedition zur Ausführung der Vorarbeiten für den Berg-
bau bei Otavi und der Bahn zur Tigerbai darüber keinen
Zweifel gelassen, daß trotz der Beteiligung großer deutscher
Kapitalien ein überwiegend englisches Bergunternehmcn
und eine englische Bahn entstehen werde.
Da außerdem das Aufblühen einer Mincnindustric
erfahrungsgemäß viele zweifelhafte Elemente aus aller
Herren Länder anlockt, dürfte auch die Besiedelung des
Nordens des Schutzgebietes mit einer Bevölkerung er-
folgen, unter der sich das deutsche Element jedenfalls in
der Minderheit befindet, wenn nicht durch rein deutschen
Minenunternehmungen und durch die Besiedelung mit
deutschen Bauern dem Vorherrschen der ausländischen Be-
völkerung cntgcgcngcmirkt wird.
Die Entwickelung Deutsch-Südwestafrikas zu einer
blühenden deutschen Kolonie erfordert demnach sowohl im
Süden wie im Norden eine schnelle Besiedelung mit
Deutschen, und zwar in erster Linie mit deutschen Bauern,
die im Stande sind, trotz des zu erwartenden Zuzuges
der Buren und der ausländischen Minenbevölkerung dem
Schutzgebiete seinen deutschen Charakter zu wahren und
cs vor dem Vorherrschen der nicht seßhaften Mincnbc-
völkcrung zu schützen.
Ist schon ganz allgemein die Besiedelung mit Ange-
hörigen des Mutterlandes als die be- weitem wichtigste,
grundlegende Aufgabe für die Erschließung jeder subtro-
pischen Kolonie zu bezeichnen, so ist für Dcutsch-Südwcst-
asrika, wenn dieses Land ein wahrhaft deutsches Schutz-
gebiet bleiben soll, heute eine in großem Stile betriebene
Besiedelung mit Deutschen geradezu eine Lebensfrage ge-
worden. Dieser Aufgabe müssen alle beteiligten Faktoren
ihre ganze Kraft widmen. Deutschland, dessen Söhne sich
in allen Weltteilen als hervorragende Kolonisten erwiesen
haben, das Millionen seiner Bewohner an fremde Kolonie
abgegeben hat, muß Mittel und Wege finden, seine einzige
eigene, gemäßigte Kolonie selbst zu besiedeln, darf diese
Aufgabe nicht den Buren und Engländern überlassen.
Oesterreich-Ungarn.
Wien, 14. Sept. Bulgariens angebliche Verteidigungs-
rüstungen gegen Rumänien gelten als unberechtigt, zu-
mal da König Karl und mehrere rumänische Minister
auf Reisen und durchaus geneigt sind, die Schwierigkeiten
Deutschlands Aufgabe in Sndwestasrika.
Professor Reh bock, der schon wiederholt ans die Wich-
Äcit dxx Besiedelung Deutsch-Südwestafrikas mit Deutschen,
Amtlich mit deutschen Bauern hingewiesen hat, wenn
, ^Ukschland durch die Steigerung des Bodenwertcs, durch
Hebung von Handel und Verkehr und durch die Er-
!^Mng ciucr politischen Machtstellung in Südafrika einen
für die diesem Schutzgebiete gebrachten Opfer finden
tritt in der „Deutschen Kolonialzeitung" nochmals
! One in großem Stile betriebenem Besiedelung Deutsch-
^dwcstasrikas mit Deutschen ein, da die Entwickelung der
s Jchältnisse in Südafrika die Gefahr naherückt, daß das
^Utzgcbiet seinen Charakter als deutsche Kolonie verliert,
nicht in thalkräftigcr Weise für eine Vermehrung
deutschen Bevölkerung Sorge getragen wird.
i scheint doch schon in allernächster Zeit die seitherige
^gsainc Entwicklung des Schutzgebietes durch die Ein-
sUidcrung zahlreicher Buren in den Süden durch ein
O^cs, vorwiegend englisches Bergunternehmcn im Norden
" Ucuc Bahnen gelenkt zu werden.
. südafrikanische Krieg, der seinem Ende entgcgcn-
) hat eine so erbitterte Stimmung zwischen der englischen
der holländischen Bevölkerung Südafrikas wachgcrufen,
eine große Zahl von Buren auch schon aus dem
-'Unde britisches Gebiet verlassen müssen oder wollen, weil
Bevölkerung ganzer Distrikte der Kapkolonie, welche
Waffen gegen das eigene Mutterland erhoben haben,
Tausende von Buren aus den Republiken, die den
i^Utralttätscid gebrochen haben, schwerer Strafe entgegen-
tu, weil endlich den Buren bei ihrem stark entwickelten
^Ohcitsdrange die Unterwerfung unter die verschärften
tuschen Gesetze, die nach dem Llwiegc zu erwarten steht,
hohem Grade wicdcrstrcbt.
Für die Niederlassung der Buren außerhalb des cng-
'^n Machtbereiches kommt aber in Südafrika neben dem
größten Teil für die Besiedelung durch Weiße wenig
tZneren und auf die Dauer wohl kaum vor dem britischen
Schlüsse geschützten portugiesischen Gebiete nur Dcutsch-
'Udwestafrika in Betracht.
-Die Einwanderung der Buren in das deutsche Schutz-
hat denn auch bereits begonnen und dürfte bei dem
dxZ Krieges große Dimensionen annchmen. Rch-
betrachtet die Einwanderung der landeskundigen Buren
O dic wirtschaftliche Erschließung des Landes für scgcns-
und daher als freudig zu begrüßen.
sz Interesse des Deutschthums hält er es indessen
erforderlich, der Burcnbevölkerung eine an Kopfzahl
i^gstcns gleichstarke Bevölkerung entgcgcnzustellcn, die
O^wit den Buren zu einer Bevölkerung verschmelzen
Wie es endete.
z,. Roman von Maria Theresia May.
sNachdruck verboten.!
(Fortsetzung.)
h P?rs. Cosway schaute ihr mit sehr gemischten Gefühlen
Sie hätte der jungen Frau gern gezürnt und ver-
z.O'htc es doch nicht. „Woher sie nur dic Sprache und
Hz sanieren hat", murmelte sie vor sich hin. „Ich ver-
schon zwanzig Jahre lang mit den reichsten Leuten
- odsorts und bringe so etwas nicht fertig; andere Maler-
ten, denen ich in Unmenge auf unseren Reisen begegnet
' waren ganz anders. Und wie sic unsere Sprache be-
j^wht — ob sic wohl Gouvernante und bei uns drüben
Wellung gewesen ist? Dazu ist sie doch zu jung. Sie
vorzüglich erzogen sein; aber ihre vornehmen Ma-
sind ihr angeboren — sic ist dic echte große Dame."
* * *
ich. dem niedrigen Eiscngittcr, welches die Terrasse um-
lehnte indessen ein übcrschlanker, schmalschultrigcr
Mr. William Cosway. Die Aerzte schickten ihn
Lungcnlcidens wegen alljährlich während der rauhen
t^zeit in ein wärmeres Klima, und er verlebte be-
Hsn» vierten Winter mit seinen Angehörigen an der
tz^ vste Siziliens. Schon vor einer Stunde, als Herbert
htZkron die Terrasse verließ, war er erschienen, und
jy den Vorübergehenden nach kurzer Erwägung, daß es
Gemahl der wunderschönen Frau Kronau sei, laut
^vßt, da Herbert ihn nicht zu bemerken schien. Der
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Samstag, 15. September 1 !"><>.
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