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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 150 - Nr. 160 (2. Juli - 13. Juli)
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Ur. 186.

Montag, 9. Juli 1900.

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Erscheint täglich nut Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Bolksblatt" und das
Sseitige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis Sä Pfg,
mit den Beiblättern 716 Pfg. monatlich. Durch die
Post vierteliäbrlich 90 Pfg. obnc Bettellgcld.

Ush«!
.ntbesctzte

'leicht nicht aufnchmen in Deine Schmieden , wenn
Vater mich fortjagcn sollt' aus seinem Haus?"
„O Rosl, mein hcrzig's Huscherl, wie magst so

ikwchl.
ie.
snli, abends

werde Deutschland allen Maßnahmen zustimmcn, die von
den anderen Mächten keinem Einspruch begegnen.
Berlin, 7. Juli. In englischen Blättern liegen
Berichte über S ch r eck c nss ec neu in Peking vor, die
ganz furchtbare Einzelheiten enthalten, dsc sich leider auch
wirklich so abgespielt haben können. Thatsächlich beruhen
sic wohl nur aus Gerüchten, denn wenn die Nachrichten
an die Küste gekommen wären, so würden sie zuerst der
einen oder der anderen Negierung zngcgangcn sein, diese
aber haben alles veröffentlicht, waS ihnen ans Peking mit-
geteilt worden ist. Wahrscheinlich sind in dcrThat
alle Europäer in Peking ermordet. Wenn unser
Kaiser trotzdem noch an der Hoffnung festhält, daß einige
noch leben können, nnd wenn er, um zu ihrer Rettung
beizutragcn, in feierlicher Weise hohe Belohnungen vcr
spricht, so zeigt das, wie rief die chinesischen Grcuclthatcn
sein Herz berühren nnd wie er selbst eine anscheinend hoff-
nungslose Sache nicht aufgcbcn will, ehe er nicht alles
versucht hak. Die Erklärung des Kaisers, die sich als ein
markanter persönlicher Zug seiner Dcnkungswcisc darstcllt,
wird im Ausland auch nach der Seite hin Beachtung fin-
den, daß die Belohnung nicht nur für Deutsche, sondern
auch für Angehörige anderer Nationen ausgesetzt wird.
Tientsin, 7. Juli. Wie die „Times" meldet, brachte
ein Bote Sir Robert Harts am .". Juli die Nachricht,
daß am 24. Juni in der br it is ch c n Ges a nd scha ft neun
Soldaten getötet und viele verwundet wurden. Frauen und
Kinder waren in Sicherheit, aber Lebensmittel und Schieß-
vorräte nehmen ab. 2200 Japaner mit l4 Kanonen
seien angckommcu; die Ausschiffung ging schwer vor sich.
800 Manu japanischer Truppen wurden in der Nacht zum
4. Juli in Tientsin erwartet.
Berlin, 7. Juli. Der Dampfer „Stuttgart" ist
mit einem Teil der AblösungstrauSportc für die Schiffe
in Ostasicn am 0. d. M. in Tsingtau cingctroffcn.
Hamburg, 7. Juli. Der Hospitaldampscr
„Scwoya" wird dieser Tage in Uokohama eintrcffcn
und soll nach dem Löschen der Ladung durch Vermittlung
des dcuschcn Hospital in Hokohama alle nötigen Einrich
tungcn als Hospitalschiff erhalten. Es wird darauf ge-
rechnet, daß die freiwillige Krankenpflege in Deutschland
auch Schritte thut, um die provisorisch au Bord zu uch
mcndcn Aerztc und Pflegerinnen zn ersetzen
visorischen Einrichtungen zu ergänzen.
Kiel, 7. Juli. Das Kanonenboot
heute Vormittag halb 12 unter begeisterten
Mannschaften, der Schifssbcsatzungen und
versammelten Menge die Ausreise nach
Der Kaiser ließ vor dem Erker des Jachtklubs die „Luchs

Zuam
r.

27. Jahrgang-
8-MWr Atm LOchch 17.

Deutsches Reich.
Berlin, 7. Juli. Der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge
entbehrt die Naebricht von der beabsichtigten Stationierung
stvcicr älterer Torpedoboote auf dem Rhein jeg-
licher Begründung. Weder im Rcichsmarineamt noch
sonst an zuständiger Stelle wurde eine derartige Absicht
erwogen.

-(Dein Vater ist der angesehenste Mann im Dorf. Glaubst gen?" lü
Du, der gicbl seine Tochter, sein einziges Kind, einem ! send, aus
armen Schlucker, wie ich bin, noch dazu, da er eine»
solchen Groll gegen mich hat? Und sichst, Rosl, da kommt
schon wieder meine Ehr' mit ins Spiel! Ich könnt' es
nicht ertragen, wenn gcrcdck würde, der „Pinkus von Pirk"
angle nach einer reichen Bauerntochtcr; er müsse wohl
übcrgcschnappt sein. Vielleicht sängen die Buben ein neues
Spottlied auf mich; sie thätcn dem Schmied raten, vor
jeder anderen Arbeit die Schrauben fest zn machen, die
in seinem Hirnkasten locker geworden ist. Ebensowenig
Freud' könnt' ich haben, wenn unsere Lieb' sich in Nacht
und Finsternis, hinter Verdecken und Gehcimthucrci ver-
kriechen müßt', als ob sic 'was Sündhaftes wär' und das
Helle Licht zu scheuen hält'. Wagen wir uns aber damit
hinaus vor die Leut', so hast Du keine gute Stunde mehr
im Haus. Du kriegst Deinen leibeigenen*) Vater zum
Feind, und wie ich den kennen g'lernt hab', ist er im
Stand, Dich zu mißhandeln. Er jagt Dich 'leicht gar
fort aus seinem stolzen Bauernhof. Das ist's, was mir
das Herz schwer macht."
Einen Augenblick sah das Mädchen sinnend zu Boden;
dann richtete cs die klaren Augen voll ruhiger Entschlossen
hcit auf das erregte Gesicht des Schmieds: „Thätest mich
der

vorbcifabrcu. Die Besatzung brachte drei Hurrahs auf
den Kaisers aus.
Petersburg, tt. Juli. Der Gcucralstab erhielt fol-
gende Depeschen: Eine Depesche aus Niutsch w a u g vom
20. Juui besagt: Bei der Explosion des Pulver-
magazins in Mukdcu wurden .7 0 Personen
getötet. Der hiesige Toalai ließ Bekanntmachungen an-
schlagen, daß die Brücken auf der chinesischen Eisenbahn-
linie wegen der Regengüsse von den Ingenieuren abge-
brochen wurden. Die Boxer waren an der Zerstörung
der Brücken nicht beteiligt. Eine Svtnic' der Schutztruppe
wurde von Norden requiriert und wurde längs der Bahn-
strecke ausgestellt.
Tschifu, 7. Juli. Wie „Daily Expreß" wissen will,
kann kein Zweifel darüber herrschen, daß eine aus ">000
Russen bestehende Colonuc, die am kl. Juni Tientsin
verließ, um nach Peking zu gehen, anfgcriebcn wurde.
Leit 24 Tagen ist mau hier ohne Nachricht von dieser
Colonuc, man vermutet, daß sic von 30000 chinesischen
Soldaten angegriffen wurde, die sich jetzt in Losa befinden
und sich anschicken, gegen Tientsin vorzurückcn.
Shanghai, 7. Juli. Nach dem „Daily Mail" sicht
man hier die Räumung von Tientsin als möglich
an, da bereits Mangel au Lebensmittel cingctrcten ist.
London, 8. Juli. Der Shanghaier Korrespondent
des „Expreß" zeichnet auf Grund chinesischer Mel-
dungen ein entsetzliches Bild von den Gräuel, die in
Peking von den Boxern begangen wurden. UeberaU, wo
chinesische Christen Zuflucht genommen hatten, machte
der Volkshaufcn Angriffe. Chinesische Frauen wurden
hcrausgeschlcppt, in unsagbarer Weise gefoltert und dann
in Stücke gehackt. Kinder und Säuglinge wurden
in zwei Teile zerhauen und daun in brennende Ge-
bäude geworfen. Horden von Tumnltantcn belagerten das
Hauptquartier der römisch-katholischen Mission, trieben die
Bekehrten aus ihren Häusern nnd metzelten sic zu Hun-
derten nieder. Alle M i ssioncn litten mehr oder weniger.
Zwischen .7—6000 Christen sollen getötet worden sein.
Die Gesa udsch asten in Peking intakt?
P aris, 7. Juli. Nach einer heute Abend cingetroffcnen
amtlichen Depesche des französischen Consuls in Canton
waren die europäischen Legationen in Peking am
ersten Juli unverletzt.
New sstork, 7. Juli. Der Konsul Goodnow in Shang-
hai tclegraphirk: Die Gcsandschafkcu waren am 3.
Juli vou dcu Boxcru belagert, aber sic sind noch in-
takt. Die Boxers scheinen jetzt durch Aushungerung die
Gcsandschaftcn bezwingen zu wollen.

rief der Bursch, beide Hände des Mädchens crfas-
: „Wollte ich doch — Gott ist mein Zeuge! —
Du wärst die ärmste Dicnstmagd, das verlassenste Geschöpf
im Dorf, nur damit ich Dir zeigen könnt', daß Deines
Vaters Geld gar keinen Wert hat für mich, sondern nur
Du allein. Wie wollt' ich Dich an mein Herz nehmen,
wie wollt' ich Dir Nie Händ' unter die Füß' legen, als
meinem lieben, lieben Weib!"
„Und ist das Dein Ernst, Gottfried?"
„Mein voller Ernst, — hab' ich nicht g'sagt, Gott
soll mein Zeuge sein?"
„Nun, alsdann geht ja alles gut", antwortete Rosl,
indem sic sich voni Stuhl erhob, um den Heimweg anzu-
trctcu. „Ich und meine Lieb' bleiben Dir sicher und
g'wiß. Ich laß nicht von Dir, mag kommen, was will.
Daß ich einen harten Kampf ausfcchtcn muß mit deitt
Vater und 'leicht auch mit meinem lieben Muttert, —
dasselbige glaub' ich wohl; da kann ich Dir nicht unrecht
geben. Doch kümmere Dich nicht um mich, und mach'
Dir keine Sorgen! Den Weg, den ich gehen muß, seh' ich
klar vor mir, und nicht einen Schritt werd' ich von ihm
abseits weichen. Leicht ist's möglich, daß der Vater mich
schrecken will und mir droht, daß er mich verstoßt und
enterbt. Aber", fügte sic mit clwas trotzig aufgeworfener
Oberlippe, die ihr wirklich einen entfernt verwandtschaft-
lichen Zug mit dem Vorsteher verlieh, bei, „eins kann er
mir doch nicht entziehen, was ich von ihm geerbt hab'.
Die Hierlingcrrosl Hal auch einen festen Willen, und in
dem jetzigen Fall geb' ich nimmermehr nach."

R « rn änic n.
Bukarest, 7. Juli. Der Sanilätsrat erklärte das
ganze Vilajct Trapczunr und sämtliche Häfcu des Schwarzen
Meeres, das gesamte Vilajet Aidin mit den Mittel-
mccrhäfcn einschließlich Smyrnas als von der Pest er
griffen. Schisse, Reisende und Waarcn unterliegen in
Gulina einer zehntägigen Ouarantänc. Verboten ist die
Anfuhr von gebrauchten Effekten und Stoffen, sowie rohen
-Kämen, Ticrproduktcn, Wolle, Baumwolle, Obst, Vegeta-
tion mW Konserven. Der übrige Teil der Kiste der
chialischen Türkei wurde als pcslvcrdächlig erklärt. Die
Provenienzen aus diesem Teile der Türkei werden einer
strengen ärztlichen Beobachtung und Reisende einer zehn
^gigcn ärztlichen Untersuchung in ihrem Aufenthaltsorte
'unterworfen.

Die Wirren in China.
London, 7. Juli. Die Abendblätter veröffentlichen
Nachricht aus Shaughai vom 6. Juli, die die Nic-
trmrtzlimg dcr Gesandten in Peking, der Frauen und
Zinder der europäischen Wachen nach l8tägigem Wider-
stand bestätigt. Als Munition und Lebensmittel erschöpft
waren, drangen die Chinesen ein und töteten die am Leben
lKbliebencn; sodann steckten sic das Gesandlschaftsgebäudc
Brand und verbrannten die Verwundeten und die Toten
Vom Prinzen Tuan wurden selbst gegen Chinesen er
^rcttlichc Grausamkeiten verübt: Er ließ 4000 angesehene
^'cfifchc Bürger töten, weil sic es wagten, ihn zu bitten,
Bim^d Einhalt zu thun.
Bork in, 7. Juli. Die japanische Regierung
-ar darauf hingcwicscn, daß nach ihrer Ansicht dcr wachsende
- - nst der L a gc in China die sosorligc Entscn dnn g
sZrrr Truppcnkörpcr erheische, nnd hierbei den

Jirseratenblatt
für KeiöeEerg rmö Mngegenö

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»dienst. , ^wisch geäußert, die Ansicht dcr Mächte kennen zn lernen,
»crr Kandida ^>c deutsche Regierung Hal geantwortet, daß sic das
„heim. ^"ptmomcnt dcr Lage im Zusammenhalten und dem Ein-
snli, ststnebnin, inner den Mächten erblicke. Dementsprechend
Christeulchck

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Anzeigen: die t-spaltige Pctitzcile oder deren Raum
15 Pfg. Lokale Geschäfts- nnd Privat-Anzeigen be-
deutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg. Mir Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Gratisvcrbrcitnng durch Sautenanschlag.
-- .. ... --T

Der Schmied von Pirk,
-cmeindc- Erzähtn^ aus der Oberpfalz von Jos. B aierlcin.
nst. sNachdruck verboten.)
. Juli, (Fortsetzung.)
uit Kindcrttl Mi den letzten Worten spielte ein so zaghaftes, zartes
ü-. StubenvoD^ sMzückcndes Lächeln um den feingcschnikteucn Mund
daß dcr Meister, hingerissen von dcr cr-
täno^'str Wahrheit und naiven Glut des reizvollen Gc-
Röck 47- k"st stürmisch in die Erwiderung ausbrach:
Juli, "Aosl; ich bleib' — ich bleib'! Dir zu Lieb' geb'
Predigt v ^stuucn Vorsatz auf und nehm' die Hast auf mich, dcr
-Zmuaasi'chuior """ Birk" zu werden. Ich will die Bauern,
sibclstrmde v«„ " "" aber Deinen Vater zwingen, daß sic mich ach-
r Ruprecht. sichen, der Gottfried Fcdcrspicl sei kein
'..Juli, und Lump, den man schief anschaucn dürft'!
fibelstumc Z?" ' " uh weiß, daß Du mich gern hast, wird mir ja
ft, im ncuc<„D,, ' stnd ich will aus dieser Hütten eine Schmiede
is g.», D Gott und die Welt eine Freud' habcn
i,r: Somua? - , c Lchnsieden sott's werden, wie weit und breit
siwelsttmde Ad Dich''Lr "stösl-'^'i Mstl für unch
Ruvrecht.L Z . - ' fuhr er nach einer kurzen Pamc
§ L n!-«' A- doch sch«r
U 2 - g-witz »ich,»" I-M
Trinitatis, Z 4» bemerken glaubte, daß die wegen
. uor Glück erstrahlenden Augen des
Uhr: , st"-' nch Plötzlich trübten, „nur um Dich Ast mir's
-DHs,u»odor^v . st'"' machst mir Sorge. Denn sag',
EiGesien - Hcrzcnsichatz, wie das gehen sott mit unserer Lieb'.
 
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