Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

DOI Heft:
Nr. 171 - Nr. 180 (26. Juli - 6. August)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0109

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext

Mittwoch, 1. August 1900

EWfiWk: Untere NMstrch 17.

gMMerger Amnger

c>


aatt und blai"

3 TreppeP

Teisendorfer

Konstantinopel, 31. Juli. Der deutsche Kais er-
richtete eine Depesche an den Sultan, in der die Hoff-
nung auf baldige Regelung der Bagdadbahnsr age
ausgesprochen wird.

und die
Prinzen
eine Be-
Truppen

Nntr u»d
4. Kalb)
cmsfeld.

it 2 große"'
oßendcm ge^
Per 1. Oll-
Näheres
!, 2 Stiegen-

m.
Oktober der
abchör. ZV
ndstraße 4-ch

Aeftktrrr,
Slntea, auch
rtofreilLu-
inlchll .

v, !
Ipothek, .
Güter.
l, 1 TreE

Plauderei, Ihr Kinder," fuhr er daher fort, indem er
drohend dou Zeigefinger erhob, „so kann ich nur raten,
daß Ihr EM) dicselbigcu Sachen g'schwind wieder aus dem
Kopf schlagt. Ich müßt' mir ja ein G'wisscn draus
machen, wcrm ich als Diener des Herrn Anlaß 'geben
hätt' zu einem Schritt, den die heilige Kirche nur duldend
hinnimmt, zu dem sic aber so wenig aufmuntcrt, daß sic
ihren Segen dazu versagt. Also, Ihr Leutcln, warne ich
Euch — wie es meine Pflicht und Schuldigkeit ist — vor
etwaigen unüberlegten Streichen!"
„'s ist schon gut, hochwürdiger Herr Petter," erwiderte
UM mit vergnügt lächelnden Mienen. „Ich und der
Gottfried werden die Sach' auf dem Heimweg noch genau
bereden und soll von uns -aus nichts ohne Uebcrlcgung
g'schchen. Ihnen aber küssen wir dankbar die Hand. Mein
Mutiert hat halt doch recht g'habt. Wen» ein Mensch
auf der Welt Euch helfen kann, hat sie g'sagt, alsdann ist
das mein geistlicher Herr Bruder in Hirschau. Und jetzt
weiß ich auch sicher, daß uns g'holfcn ist. Ach, wie
traurig bin ich herg'rcist zu Ihnen, nnd wie leicht ist mir
jetzt um's Herz! Drum tausend und tausendmal vergclt's
Gott, Herr Vetter! Wir werden Ihre Gutheit niemals
nicht vergessen. Und jetzt Pfüa Gott!"
Bei den letzteren Worten erhob sich Rosl von ihrem
Stuhle und ergriff die Hand des Geistlichen, um ihre
Lippen darauf zu drücken. Doch dieser wehrte das bei
der oberpfälzischen Landbevölkerung übliche Zeichen der
Verehrung für die priesterliche Würde bescheiden ab.

Deutsches Reich.
Karlsruhe, 31. Juli, Zur Assistentin des Fabrikin-
spektors wurde Fräul. Dr. Richt Hofen vorerst in pro-
visorischer Weise ernannt. Die Dame, welche eine voll-
stätllug abgeschlossene wissenschaftliche Bildung durchgemacht
hat, ist in der Volkswirtschaft zu dem akademischen Grad
promoviert worden.
Coburg, 31. Juli. Herzog Alfred von Coburg und
Goths ist heute Nacht Ist Uhr auf Schloß Rosenau a»
Herzlähmung gestorben. Für den unmündigen Thron-
folger Herzog von Albany führt der bereits anwesende
Vormund, Erbprinz v.Hohenlohe-Langenbnrg, Schwieger-
sohn des Verstorbenen, die Regierung.
Csburg, 31. Juli. Heute Vormittag 11 Uhr fand
im Schlosse Rosenau im engsten Familienkreise eine Trauer-
andacht für den verstorbene» Herzog statt. Der herzogliche
Hof legt von heute ab aus 12 Wochen Trauer für dcu
verstorbenen Herzog an.
Codurg, 31. Juli. Dir Lleberführung derLcichc
des Herzogs Alfrcd nach K o b u r g findet am Mittwoch
Nachmittag statt. Der gemeinsame Landtag der Herzog-
tümer Küburg und Gotha ist zur Entgegennahme der Eidcs-

Die Wirren in China.
London, 31. Ang. Die Admiralität erhielt, dem
Bureau Neuler zufolge, durch den Contrcadmiral Bruce

Insevttteirblatt
Mr «AeiöeEerg und HLrngegenö

„Ihr werdet doch nicht schon den Heimweg antreten
wollen?" fragte er.
„G'wiß, Herr Vetter!" gab Rosl zurück. „Morgen
ist Sonntag, und da möchten wir das Hochamt in Pirk
nicht versäumen."
Wie sic das fast mutwillig sagte, spielte ein leises,
schämiges Lächeln um ihren fcingcschnittcncn Mund.
„So so! Hm hm!" machte der Bcnesiziat, indem er
sic scharf ansah. „Nun, deswegen könnt Ihr doch noch
warten, bis meine Hauserin mit dem Kaffeekochen fertig
ist. Die thät sich wohl ärgern, wenn sic ihre Kunst ver-
geblich verschwcnd't hält'. Und dann laß ich beim Post-
halter anspanncn und Euch hcimfahrcn; den Weg von
Pirk nach Hirschäu in einem Tag hin und zurück zu ma-
chen, wär' selbst für junge Füße eine zu starke Aufgab'"
Als das Fuhrwerk vor dem Bcnefiziatenhause hielt
und die jungen Leute sich anschickten, endlich wirklichen
Abschied zu nehmen, wurde der geistliche Herr sehr ernst.
„Kinder!" sagte er, „ich weiß nicht, was Ihr im
Sinne habt und will es auch nicht wissen. Nur um eines
bitt' ich Euch: Habt immer Gott vor Augen und tragt
ihn in Euren Herzen. Und wenn es Euch wirklich be-
schicken sein sollte, den langen Weg des irdischen Lebens
gemeinsam zu wandeln, so laßt nicht ab von der Liebe,
in der Ihr heute noch Euer größtes Glück findet. Auch
wenn schwere Stunden über Euch hereinbrechcn, und sie
werden nicht ausbleibcn, dann haltet fest an der Liebe!
Denn die Liebe erträgt alles, sie duldet alles, sagt der
Apostel. Und damit Ihr, es möge geschehen was immer.

des Königs ruht, und zog sich erst gegen Morgen zurück.
- Es verlautet, der Mörder habe am letzten Freitag in
Begleitung eines jungen Mannes bei einer Witwe Rossi
Vorgesprächen und Wohnung gesucht. Sein Begleiter wird
jetzt gesucht. Weiter heißt es, daß die Mailänder Polizei
bei der Haussuchung im.Hause eines gewissen Ramclla
wichtige Schriftstücke an sich genommen habe, aus denen
hervorgehen soll, daß Brest« mit Kerlen in Amerika in
Verbindung stand, und zwar bezüglich des von ihm be-
gangenen Verbrechens. Bei Ramella wohnte Bressi mit
einem Toscancr namens Giusti zusammen. Der Kellner
des Wirtshauses, in dem beide Genossen verkehrten, er-
klärte, daß sic sich von einem großartigen Plane unter-
halten hätten, der die Welt in staunen setzten sollte. Giusti
ist verhaftet. Während Bressi bei Ramclla wohnte, gab
er sich für einen Franzosen aus und sprach immer fran-
zösisch. Alles deutet darauf hin, daß Bressi das Verbrechen
lange vorbereitet hat. Nach einer Meldung der „Fkf.
Ztg." landete das Königspaar um 11 Uhr in Reggio in
Calabricn und trifft um Mitternacht in Neapel ein, wo-
hin ihm die in Rom anwesenden Minister entgegen fahren.
Morgen früh 4 Uhr wird die Reise ohne Aufenthalt von
Rom nach Monza fortgesetzt.
Monza, 31. Juli. Die Königin-Witwe ver-
brachte die ganze Nacht mit dem Erzpricster Tonza bei
dcrLciche. Zahlreiche Trauerkuudgebungcnfind von allen
Seiten cingegangcu.

im.
» auf 1. Oll
tober de"
Wohnhauses
end aus 4
an Zubehör'
Laugeschäfst

leistung des Regierungsverwesers, Erbprinzen zu Hohenlohe-
Langenburg, auf Donnerstag, den 2. d., 12 Uhr mittags
cinbcrufcu.
Berlin, 31. Juli. Der „Staatsanzeigcr" meldet:
Der Hof legte für König Humbert Trauer auf drei Wochen
an. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" schreibt:
Nachdem erst kürzlich durch den Heimgang weiland des
Großherzogs Peter von Oldenburg das deutsche Volk einen
allgemeinen verehrten Bundesfürsten verloren, kommt heute
die neue Traucrkundc, daß der Herzog don Sachsen-
Ko bürg-Gotha gestorben ist. Als englischer Prinz
erzogen, hat der Dahingeschicdenc nach der Thronbesteigung
sic mit Eifer den Aufgaben eines deutschen Fürsten gewid-
met. Durch seinen Tod werden neben dem großbritannischen
Königshause die kaiserliche Familie und verwandte deutsche
Fürstenhäuser in Trauer versetzt. Der Verlust, den Ne-
gierung und Bevölkerung durch den Tod des Fürsten ihres
Landes erleiden, begegnet auch in den anderen deutschen
Bundesstaaten aufrichtiger Teilnahme.
Berlin, 31. Juli. Der Kaiser verlieh anläßlich
des Abschlusses des deutsch-amcrikauischen Handelsabkom-
mens dem Botschafter in Washington, v. Holl eben, den
Kroncnorden 1. Klasse.
Bremerhaven, 31. Juli. Der Kaiser-
Kaiserin kamen heute nach 3 Uhr mit dem
Eitel Friedrich und Adalbert au Land, woselbst
sichligung der heute nach China abgehenden
stattsand.
Helgoland, 21. Juli. Der Kaiser begab

27. Jahrgang.
SWftWk: llutttk NtlkarArch 17.

i Dy EVIH tiefsten Beileid Ausdruck gicbt. Ministcrpräfi-
! sch,^ v. Crailsheim sprach gestern dem italicni-
:k, 'dol^ ^schäftstrüpcr namens der Regierung die innigste

ingc meinrci-
,es Lager A
rrK«»n
) sämtlichen
llbwarcü
ang.
ich
«wärest-
tl-itk
),
icn-Gcfchäsll
einrrri
och
icgelgaffe 3
irtigten

sich vou
Helgoland nach' dem Bremer Feuerschiff, wo die Begrüßung
mit den deutschen Truppen auf der auslaufenden „Sar-
dinia" in feierlicher Weise erfolgte. Später hörte der
Kaiser die Vorträge des Grafen v. Bülow und des
Vertreters des Eivilkabincts.
Serbien.
Belgrad, 31. Juli. Der Kaiser von Rußland
willigt eiu, bei der Hochzeit des Königs Alexander Trau-
zeuge zu sein. Er betraute den russischen Geschäftsträger
mit seiner Vertretung.

>. . 2 vrr Bur-gcrmeiplLr oic Gefühle oer Mirger-
cBindckcttf . . "der die Ermordung des Königs Humbert zinn Aus-
-lbe acaen W , ?inc Abordnung der städtischen Behörden wird sich
Mgcben. I .
i starke Eiw s ch
n.

Der Schmied von Dirk.
ZI) Zählung aus der Oberpfalz wem Jos. Bai er le in.
Machdruck verboten.!
(Fortsetzung.)
leizMJ'^alte Herr lachte leist in sich hinein und fuhr in
^Selbstgespräch fort:
wollte der Pirker Pfarrer dann ansangen? Er
Sach' hinnchmcn, g'rad wst wcnn er statt einem
ribrjg^Mck einen Sechser g'funbcn hall'. Blieb ihm nichts
sprech eine regelrechte Verehelichungs-Bescheinigung zu
Hstck, und der Schmied könnte. die Rosl gleich von der
^t's i ^g als junge Frau in sein Häusl führen. — Ich
"cn armen Husch, die so viel zu leiden haben unter
Schwagers Hartern Kopf, wohl gönnen, und dem
Much ein Pflaster für seinen Hochmut. —"
wdern er-, ist mir's denn?" unterbrach er sich selbst,
Üch wiederum rasch hcrumdrchtc und mit auf dem
dflq " verschränkten Händen vor dem jungen Paar auf-
dgz „Hab' ich wieder einmal laut denkt? Es ist
G'wohnhcit worden in den vielen Jahren meines
--- Lebens, und G'wohnhcit ist ein eisernes Hemd,
ich Miklich habt Ihr nichts verstanden von dem, was
chst mir selber diskutirt hab'? Oder doch?"
»bex Schmied und sein Mädchen gaben keine Antwort;
'chrn w Ehen mit so dankbaren, strahlenden Blicken zu
h>ar "npor, daß der Bcnesiziat sofort wußte, woran er
"Wenn Ihr wirklich 'was g'hört habt von meiner

rieten bei
ht, Friseur,'
'ienst.
lUst.
ctadtpfarrer

liuu uno ——- —. -—
ssWn PwV »jur Ermordung des Königs von
olstaüi
reüitolvteli,
ei', Oultui--
. 2. Mittlsns
ZLuxevverk- j
8trL88enx
kvetö-^eeit-
IS. 8tLLk,8-

-- . 1 )
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
As Beilagen das „Heidelberger Bolksblatt" und das
Zeitige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg.,
"ul den Beiblättern 1t> Pfg. monatlich. Durch die
Post vierteljährlich KO Pfg. ohne Bestellgeld.

Italien.
^^lin, .31. IM, Wolffs Bureau erfährt aus Rom:
di ' ^aistrr richtete an den König Viktor Emanuel und
'n Margherita nach Empfang der Traucrkurdc
vnrrusi^ Worten abgcfaßtr Traucrkundgcbungcn.
Zürich xu, 31. Juli. Der Prinzrcgcnt sandte
! kx König v«n Jtaliem ein Telegramm, in dem
tiefsten Beileid Ausdruck gicbt. Ministcrpräfi-
»sch^ tZrhr. y. Crailsheim sprach gestern dem italicni-
b^^hmc aus. In der heutigen Magistratssitzmug
-'^wtc der Büi-gcrmcist-ew die Gefühle der Bürger-
in ,^'vc Abordnung der städtischen Behörden wird sich
bxx NNieniichcrr Gesandtcu begeben, um ihm das Beileid
I finiauszusprcchen. -- Eine Abordnung des .listen
.flE^ricrcgrmcnts in Erlangen, dessen Inhaber der ^Köuig
"I, vt war, wird sich wach Rom begeben.
Genf, ZL. IM. Ws die Nachricht von der Er-
j ^ts Königs Humbert bekannt wurde,
Ist.' dst Polizei sssart nach, ob der Thätcr nick)t in
j st^'^ung slWhc zu dcn Mördern Carnois und der Kai-
dJ^^lisabcrh. Dem ,Astaiin" zufolge stellte sich heraus,
! K ns^^^ss'- vor zwei Jahren in Gens gewohnt lM, wo
AAnarchist scharf überwacht.wurde. Ws Lurch en i,
rdcr der Kaffcrin Elisabeth, über Bressi befragt
venmigertc er die Antwort.
ui, Zi. Juli. In ganz Italien veröffentlichen die
! ^,„'^crMristndr Artikel zu Ehren des Königs. —
i stw v^ribuna" zusslgc glaubt man an das Vorhandcn-
I ci^i ^'-Nr Verschwörung. Ein Anarchist erklärte, vor
starr -'cu habe in Paris eine AnarchfftcnvcrsMnmluug
s ty., ^v'idW.. in der ausgelost wurde, wer den König
I rt,^ Balten,ermorde» sollte. — Die ganze Bcwölkc-
stnd ^^vawert. Lrbcrall ruht die Arbeit; die Börsen
! ^aicr sind geschloffen. In Messina farnd eine
I steckt, welche zu einer Huldigung Mr das
Savsyen und den Wktor Emanuel führte. — Der
s st crhiet: die Nachricht gestern früh. Im Quirinei
dst AE riest Trauer. Abends durchzogen die Slndentcu
' ^-tadr und huldigten dem Hause Savoysn.
oud on, V1. IM. Allgemein kommt heute in langen
SeiiN'stcst und Leitartikeln der Zeitungen sowie im Privat
die herzlichste Trauer um den ermordeten König
Pcstch^Ecn zMi Ausduuck. Die Königin sandte eirm De-
N vn pj,- iMUicrnde Witwe.
stx .'/v'u, Zi. Juli. Die Königin Witwe betük in
^T^cn Nacht lange « dem Gemache, indem die Leiche

»»»««eller'
mScbrauchkl
MN,
tni. Schwa«
^»Bellsede:»
«ciiii«n»g
derflp.Psund
Prima Halb«
rn: halvwctti
Gaule- und
. SUbcrweibe
.75^7,«,-10.«
i övi». P»-
Uieb.Qua»-
efoücndeS be-
ickLcuommru.

str. Nr. 'soZ- stst: rdu
n.
uf Abschlags
i
eich Nagcst
ugpfcrd >
:gcn Aufgabe
ien bei Gärt-
Heidelberg.

---s
Anzeigen: die 1-spaltige Petitzeile oder deren Raum
15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be-
deutend ermäßigt. Reklamen SV Pfg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Grattsverbreitung durch Säulenanschlag.

IM'
 
Annotationen