Neuer Heidelberger Anzeiger (27) (1900)

Donnerstag, 26. Juli 1906

DMelstergn' Knmger

Inse»atenl»lntt
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2» Jahrgang. .
WchWstkllk- llitttk Mar-rch 1?. / G- AR

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aße Nr. 40.

ße Nr. 137.
Deisendorf er:

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d. abzugebcN.

Z Erbsen.
**) Schlaumeier.

Der südafrikanische Krieg.
London, 2."). Juli. Das Rcntcrschc Bureau meldet
aus Broukhorstspruit vom 24. Juli: Als die Buren
erfuhren, daß die britischen Truppen anrücklen, veränderten
sic ihre Stellungen. Es wird berichtet, daß sie in der
Richtung nach Lydcnburg mnrschircn, wohin sich auch Prä-
sident Krüger begibt. Ein Teil des Feindes bleibt nörd-
lich von Bushveldt, von wo er versuchen will, die britische
Pcrtcidigungstinic abzuschncidcn. Die Brücken sind völlig
zerstört. Es wird für unwahrscheinlich gehalten, daß dem
Bormarsch der britischen Truppen nach Middelburg sich
ein Hindernis in den Weg stellt. Ein allgemeiner Vor-
stoß in östlicher Richtung ist im Gange. General French
steht mit zwei Brigaden südlich, Polc-Carew im Cenlrum,
Hamilton und Oberst Mahon nördlich. Die sämtlichen
Kolonnen sind fast ohne auf Widerstand zn stoßen, ange-
kommcn.
London, 2'». Juli. Lord Roberts meldet in einer
Depesche vom 24.: In der Nähe von Rhodcwal wurde
vom Feinde ein Vorratszug erobert, in dem sich zwei
Offiziere und 200 valistischc Füsiliere befanden; die meisten
derselben wurden gefangen genommen. Lord Roberts meldet
ferner, Badcn-Powcl berichte aus Magatocap vom 22.,
die Obersten Clcry und Lassington mit 400 Mann ver-
trieben 1000 Buren aus ihrer starken Stellung und zer-
streuten sie, indem sie ihnen große Verluste beibrachten.
Die Briten halten 6 Tote und 19 Verwundete.
London, 20. Juli. Die „Times" meldet aus Watcr-
vaal vom 22.: General Clcry marschirl gegen Water
vaal. Der linke englische Flügel hatte ein Plänklergefecht
mit einer beträchtlichen Anzahl von Buren.
London, 25. Juli. Die „Daily News" meldet ans
Lourenzo-Marqucz vom 24. d. M.: Der Kommandant
der Buren in Komatiport Lombard wurde an der
Grenze des Swazilandcs von einer englischen Streifschar
getötet.

schädigung zu zahlen, und das Volk würde niemals
weitere Gebietsabtretungen zulasscn. Er sei
der Ansicht, daß sich die Mächte damit einverstanden er-
klären sollten, wenn inan ihnen die Versicherung gebe, die
Verwaltung umzngcstaltcn und die für die jetzige Krisis
verantwortlichen Beamten abzusetzcn. Ein Vertrauensmann
Li-Hung-Tschangs aus dessen Umgebung erklärte, Li.Hung-
Tschang werde sich nicht nach Norden begeben, bis er
überzeugt sei, daß die Kaiserin-Witwe die Torheit ihrer
bisherigen Politik Ungesehen und sich die Erfordernisse der
jetzigen Sachlage klar gemacht habe.

meinem Vater, was er an seinem blinden Haß Dir hat
anthun wollen; er war ja seiner Vernunft nicht mehr
mächtig."
Der junge Weister hafte trotz der Todesgefahr, die nur
um Haaresbreite an ihm rorübcrgcgangcn war, feine Fas-
sung nicht verloren. Darum dachte er in diesem Augen-
blick mehr an das Aufsehen,, das Rosl's rasche Thal und
ihr jetziges Benehmen verursachen würden, als an sich
selbst. Sachte löste er sich aus den Armen des Mädchens
und erwicdertc beschwichtigend: „Dein Vater hat nichts
von mir zu befürchten, schon wegen dem nicht, weil er
Dein Vater ist."
„Und nicht wahr," fuhr sic leiser fort, „Du gehst jetzt
ruhig heim? Schau, heut' kannst Du mit dem besten
Willen nichts mehr für uns zwei ausrichtcn; das ist ganz
unmöglich. Daß cs aber zu keinem Vcrspruch kommt
zwischen niir und dem andern," setzte sie hinzu, wobei es
energisch in ihren Augen aufblitztc, dafür laß nur mich
sorgen! Willst meine Bitt' befolgen?"
„Gewiß, Rosl!"
„Und noch etwas, mein Bua! Komm' Heu!' Nacht
punkt zehn Uhr," flüsterte sic, „also wenn's auf der Kirchen-
uhr zehn schlagt, hinaus unter die Hollerstaudcn am Fels-
rain — Du weißt schon. Ich muß mit Dir reden, geht's
wic's mag. Ich will zuerst meinem lieben Mutterl alles
erzählen, und die gicbt mir schon die Erlaubnis dazu. Hast
mich verstanden?"
„Ja."
„Und kommst alsdann?"

Ein kräftiger Händedruck war die stumme und doch
beredte Antwort. —
Es war an diesem Abend, genau wie Rosl versprochen
harre, wirklich zu keinem Vcrspruch gekommen. Dagegen
waren die Fremden bei Nacht und Nebel abgereist, ohne
zu schlafen, oder in Pirk den nächsten Tag abzuwartcn.
Warum? Hatten die Aermsten ein Haar in der Suppe
gefunden? War ihnen die Zeche im Wirthshaus, wo sie
logirtcn und ihr Fuhrwerk eingestellt hatten, zu teuer?
Oder kränkte cs sie, daß die Jungmannschaft des Dorfes
nach hereingcbrochcncr Dämmerung vor ihren Fenstern ein
Ständchen sang?
Spaßhaft war das Lied, das sic zu hören bekamen,
freilich nicht; denn nach glaubhafter Ucbcrlicfcrung soll es
so gelautet haben:
„Am Pinkus alloanig
Hal Pirk noch net gnua,
Es verschreibt sich aus Kalmüntz
An Zuchthäusler dazua.
Die Armes*) und Linsen,
Die hab'» ihn vertricb'n,
Sonst wär er noch länger
In Oberhaus blieb'n.
Und weil in Kalmünz ihn
Kein Madel nit mag.
Scharwenzelt dös SchlaucherO*)
Uns'rer Rosl gleich nach.
Aber d' Rosl, die pfeift ihm
Auf all sein Gethua.
Scheer' Dich weiter, Zuchthäusler,
Laß uns Pirker in Rua!"

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mer, Küche,
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Zu erfragen
sc Nr. 4

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fftr. 154.

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— Nach einer Reutcrmcldung aus Tientsin meldet ein
dort aus Peking cingctroffcncr Läufer, die Europäer hätten
sich am 10. JülP in Sicherheit befunden. Zwischen Boxern
und chinesischen Soldaten fänden Kämpfe im Innern der
Stadt statt.
London, .25. Juli. Das Bureau Reuter meldet
ans T i cntsin vom 19. d. M.: Man ist hier der Meinung,
daß die Verbündeten die Vorwärtsbewegung wahr-
scheinlich früher beginnen, als ursprünglich beabsichtigt
war, möglicherweise schon Ende dieses Monats. Ein cnd-
giltigcr Beschluß wird vor dem Eintreffen des Generals
Gasclcc, der in einigen Tagen erwartet wird, nicht ge-
faßt werden. Chinesen, die aus den benachbarten Ge-
bieten hierher kamen, berichten, die kaiserlichen Truppen
töten die Boxer, wo sie dieselben nur zu Gesicht bekommen,
indem sic erklären, Vir Boxer verleiten dazu, einen hoff-
nungslosen Streft Zn beginnen. Ein intelligenter Chinese
erklärt, cs sei nur -.eine Frage der Zeit, daß der gleiche
Zustand in PekiW herrsche. Dann würden wahrscheinlich
General Dung und Prinz Tsching genügend Einfluß gc-
wittMA, UM die Maßgebenden Stellen in Peking zur Er-
, öffnuug der Fri-edcnsverhandlungcn zu bewegen.
London, 25. Juli. Der „Standard" meldet aus
Tschrfu vom 2:4. d. M.: Eine hier aus Peking cingc-
troffcse, unterm 10. Juli ausgcsertigte Nachricht besagt,
daß die in der britischen Gesandtschaft befindlichen Aus-
ländcr dringend des Entsatzes bedürfen, und
daß unter ihnm Krankheiten herrschen. Die chinesi-
TinpMi halten die Belagerung noch aufrecht.
L on d an, 25. Juli. Der „Times" wird aus Shanghai
von ihrem dortigen Vertreter gemeldet, daß er mit Li-
Hung-Tschang eine Unterredung gehabt habe, in welcher
dieser erklärte, wenn sich die Mandschupartci des
Verbrechens der Ermordung der Gesandten schuldig gemacht
haben würde, so werde er sich unter allen Umständen
tveigelm, die Unterhandlungen zu übernehmen. Er fügte
hinzu, die Absicht des Tsung-li-Damcn sei jetzt die,
die Kaiserin zu bitten, zunächst den Gesandten Lebens-
mittel zu icud.cn und dann Vorkehrungen zu treffen, um
die Gesandten in Begleitung eines Generals nach Tientsin
zu senden. Der Kamps in Peking habe aufgchört. Die
fremden Truppen hätten eine Stellung südlich der Güter-
brücke inne, während die Truppen Tungfusians auf der
nördlichen Leite stehen. Bezüglich der Grundlage der
geplanten Unterhandlungen sagte Li-Hung-Tschang, die
Finauzlagc würde dein Lande nicht gestatten, eine Eut-

Der Schmied von Pirk.
z». Erzählung aus der Oberpfalz von Jos. Baicrlein.
sNachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
jcd T^ftcwnd stvbcn die entsetzten Zuschauer auseinander;
sirk ^kkundc fürchteten sic, den Schmied in seinem Blute
de? ^Izcn zu ichcn; denn bei der Nähe des Ziels mußte
ht ^6mß unl>cdingl verderblich wirken, und von dem fiNN-
L?' gewaltthätigcn Manne durfte Federspiel auf kerne
H^ung hoffen.
«er Bauer wollte eine solche auch garuicht üben, das
x. ^diaß seiner geistigen Exaltation riß ihn hin — er
- ? den Finger an den Drücker — —
-L 8*^ ein Schrei durch die Luft, wie er sich einer
JNchcnbrust nur in der äußersten Scelcnanast entringt:
"-dater!"
.KW gleichen Augenblick wurde das ans die Brust des
sschrnicds gerichtete Gewehr mit mächtiger Gewalt in die
geschlagen: der Schuß krachte — aber die Kügcl
Unschädlich über die Köpfe der zurückgcwichcncn Menge
wsg und riß nur einige Splitter aus einem jenseits der
^fltraßc stehenden Lartcnzaun.
Aus dem Thor des elterlichen Hauses heraus aber und
. '^vcm Vater vorbei stürzte Rosl auf den Schmied zu,
l «Ng vor allen Zeugen die Arme um seinen Hals und
h/, unter herzbrechendem Schluchzen: „Gott und der
^JMn Jungfrau sei tausendmal Dank, daß ich Eucrn
sD'A g'höA und recht 'kommen bin, nm Dich retten
^nnen. Ach, Gottfried, mein lieber Büa, verzeih

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Rost, Ma-
Interestr. 13.

Deutsches Ncich.
2i>. Juli. Ans Bergen ging von der lai-
„Hohcnzollcrn" folgendes Telegramm cin:
^cbcn um 9 Uhr nach Brcmerhavcn in Scc. An
- Falles wohl."
'Äs . 25). Juli. Das Wvlfffchc Tclcgraphmvurcau
lat- Locul vom 23. Juli: Zwischen Chcmulpo
-v'i x l Anhur ist cinc dreimal wöchentlich -verkehrende
'llsicrlinix xchg^-ichtet worden.
J^ksden, 2.5. Juli. Dir Königin erlitt gestern
- ZI k- -- - - - - - - ' -
_h"--
rckerkj
25. Juli. Das neue Kabinct ist gc-
Präsidium und Aeußcrcs har Alexa Domnowirsch,
Präsident des AvpcUgcrichts, übernommen.
Ad ) mMerrk
ltz, . 25. Juli. Wie der „Hcvald" ans Panama
le ksiw irtzi auch u, der Nähe der Stadt gekämpft.
... ^crunMrupvcn lcistcn den Aufständischen hart-
^gen Wicdcrstand. Di« Regicrung hofft, durch Vcr-
lislllvemva^ -wg ch^- Gruppen der Aufständischen Herr zu wcr-
', vernickr'!E . Alft fclddicnstsähigen Bürger wurden 'zu den Waffen
Bisher gab cs 200 Tote und Vcwundctc.
U!w»"' Tic Wirren in «hina.
Mk. an/ 25>. Juli. Das Rcntcrschc Bureau meldet
rren rc rl'in vorn 22.: General Li, Kcmimaudant des
Einrichtung^ ron Taku Kclcgcnm Pertaugforts, benachrrch
-rntirr brftischen bcfMshnbcndcn Offizier bei Tvngku,
r- ^Eiusr^ der Peking am 14. d. verließ., berichte, daß
, .. birSradt im Zustande vollständiH.er Anarchie
Die Truppen Hütten mit dm Boxern gekämpft,
honen die Obcrhand im Kampsc gewonnen. Die
D'wmuniiion der Gcsaudtschastswachcu sei erschöpft gc-
Dir Europäer waren aber sparsam mir ihrer
^/^hrnumftion umgegaugen. Die sremdenscindlichcu
"'brsrn hätten eine Anzahl Geschütze aus die die Gcsandt-
lleu umgrbcudm Wälle gebracht; die Wachen hätten
eine» Ausfall gemacht und die Geschütze zum
. '^'-gen gebracht. Li fügt hinzu, er möchte es gern
/Heiden, gegen die Verbündeten zu Kämpfen.

^kttd _
7. der Villa Ltrchlcu beim Ausglriten aus der
JPc rinr leichte Oucrichwnnbc am Hinterkopfe, die in-
f Ui kcincrlr- Besorgnissen Anlaß giekt.

y'atis.
WEZ
wgung
Oscnfa-r''
andstraße,
«er» und
cidchen
"U für sofort
sugcbcn untcl
xpcdition dc^