Der Alte ereiferte sich während dieses Schimpscrgusscs
sc länger desto mehr, so daß ihm schließlich Schaum ans
die dicken Lippen trat, und Rosl kannlc die jähzornige
Gcwaltthäligkcir ihres Baiers zu genau, als daß sic seine
Drohungen für leere Worte betrachte! hätte. Es fiel ihr
auch gar nicht ein, sich widersetzlich zu zeigen. Sic hatte
einfach den impulsiven Drang nicht unterdrücken können,
für den in feiner Abwesenheit geschmähten nud deshalb
vcrthcidigungsloscn Geliebten eine Lanze zu brechen. Nun
sic dies gcthan, fühlte sic sich beruhigt, ohne sich Rechen-
schaft abzulcgcn, ob sie klug oder unklug gehandelt, ja ohne
zum Bewußtsein zu gelangen, daß ihr Benehmen dem
Batcr gegenüber doch in gewissem Sinuc unkindlich ge-
wesen war.
Sic legte daher den Löffel weg, erhob sich vom Lnihl
und verließ, von dcr Bäuerin gefolgt, die Stube. Die
Dienstboten thatcn in sehr gedrückter Stimmung das
Gleiche. — —
12.
Zur nämlichen Zeit, als Rosl so kräftig für ihren
Geliebten Partei nahm, ereignete sich vor dein Hanse des
letzteren ein Vorfall, der die gespannten Verhältnisse zwischen
dem Schmied und dem Vorsteher Hicrlingcr in kurzem
zum offenen Bruch und zur eigentlichen Katastrophe bringen
sollte.
Auch Gottfried saß mit seinem neu 'eingestellten Ge-
sellen beim Miltagstisch ; er hatte das Essen wieder selbst
znbcreitct. Gekochte Kartoffeln mit geräuchertem Schweine
fleisch hcrznstellen, erfordert für einen ehemaligen Soldaten
keine überschwänglichen kulinarischen Kenntnisse, und die
derbe, nahrhafte Kost mundete den beiden Männern, die
von früh morgens au am Ambos und dcr Esse gestanden,
ganz ausgezeichnet. Dennoch sagte Gottfried zu seinem
Gehilfen: „Greif' tüchtig zu und laß Dir's schmecken!
Ich hab' schon g'schcn, daß Du das Handwerk aus dem
Fundament verstehst und den großen Hammer 'mentisch
führst. Wer so schafft wie Du, dcr muß auch ordentlich
essen. Brauchst auch nicht zu fürchten, daß Du bei mir
nichts anderes zu csscu bekommst als schwarzcu Haber*)
und Erdäpfel, wie heute Mittag, oder einen dürren Bauern-
seufzer**), ivic ich ihn Dir gestern Abend bei Deinem
Eintritt vorgesetzt hab'. Gott bewahre! Ich will schon
Abwechslung in unsere Kost bringen. Sobald wir dem
Schönfichtcr Boten seinen neuen Fahrwagen beschlagen
haben, was jetzt die nöthigste Arbeit ist, gehe ich nach
Plöbßcrg und hole meine Schwester zu mir als Haus-
hälterin. Die hat dort den Hutmachcr g'hcirath', und
nachdem er vor vier Jahren, oder so 'was, g'storbcn ist,
haust sie jetzt als Wittib auf ihrem kleinen Sach.***) Sie
ist ein gar rcputirtcs Weib und g'schickt in dcr Küch',
weil sie bei dcr Posthnlterin in Schwandorf das Kochen
g'lcrnt hat. Alsdann lassen nur uns anflischcn von ihr,
daß cs eine Freud' ist. Aber etliche Tag mußt Dich schon
noch begnügen mit dcr Mcnasch, die ich zusammenskopfle."
*) Sclchfleisch.
**) Dünne geräucherte Rindswürste.
***) Das Sach, soviel wie Gut.
Mittwoch, 11. Juii 1900.
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn-n. Feiertage.
' Als Beilagen das „Heidelberger Bottsblatt" und das
tttl tull! dseitigc „Illustrierte SonntagSblatt". Preis S5 Pfg.,
mit den Beiblättern »6 Pfg. monatlich. Durch die
Bost viertcliäbrlich k»<» Pfg. ebne BKb'üacld.
für «Seiöewerg und Wmgegenö.
o - > .. . - y
Anzeigen: die t-spaltigc Pctitzeile oder deren Raum
15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be-
deutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
gnramiert. Gratisvcrbreitnng durch SLulcnanschlag.
o. s
ckü nie vergessen.
astigen Bei»'
llutcrestraßc^
4 für Ang»
» Sommes
ldrcicherGegk
Pensionären
en m. Preis
4, 21II erbsj
1. Oktober §
l zwei Zimn»
behör
im, Sackgais
E^hanplmann Graf
^stgästc.
em.
(I Herzog von Cumberland eilte auf ilm zu, begrüßte
V* herzlich und küßte der Großherzogin die Hand. Die
amen küßten sich und alsbald wurde die jugendliche Braut
--nd Maximilian dem Großherzoglichcu Paare zugeführt
P'-ö von diesem innigst begrüßt. Bürgermeister Dr. Woifs-
B'ubcr hieß die Angckommcncn namens dcr Stadt will
n'Mnieu. Graf Schulcnburg überreichte heute im Namen
Brannscknvcigiichcn Rechtspartei dem 'Brautpaar als
Hvchzcitsgcschcuk eine silberne Järdinicrc. Seine Glnck-
wünschc schloß er mit dem Wunsche, Prinzessin Maria Luise
-«-erbe ihr«? Heirat, die ihr leider nie bekannt geworden
im vergessen. Die Prinzessin antwortete in bewegten
z^Nen: sic danke sür den Beweis treuer Anhänglichkeit.
Auch die Königin von Hannover dankte dem Grafen in
Der Schmied von Pirk.
Erzählung aus der Oberpfalz von Jos. B aierlcin.
jRachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Auf die kühne Rede Rosl's trat eine peinliche Stille
für. Die Dienstboten wagten nicht, mit dem Essen fortzu-
Bbrcn; sic sahen verlegen lächelnd vor sich oder auf die
-vr, ihnen stehenden Holztcllcr nieder und mühten sich ab,
nuc Miene auzuuchmcn, als wäre ihnen entgangen, daß
stolzen Bauer soeben ein bitterer Vorhalt gemacht
rvvrdcn war. Die Bäuerin blickte bestürzt und vcrständ-
Wchos auf ihre Tochter; sic konnte sich das Benehmen dcr
Zvsl absolut nicht zusnmmcnrcimcn. Dcr Vorsteher aber
'^arric eine kleine Weile wie verblüfft und niedcrgedonncrt
Mv dann stieg ihm ja die Röche des Zorns ins
Zeucht, und indem er mit dcr schweren Faust auf den
chs'ch schlug, daß cs dröhnte, schrtc er ganz außer sich:
'n^^^Ocrtürkcnclcmcnt! Hat ein sterblicher Mensch so
--Ps lchon einmal g'hörl? Bist verrückt worden oder vom
^<"an b'scssen, daß du dich unterstehst, deinem Vater
."pch't zu halten? Und in einer solchen Weis'? Mich
-ml s m ^i- Faust, und wenn du nicht willst,, daß ich
mch Niederschlag', wie du's verdienst, und dich falten laß'
B laug, bis du die zwölf Apostel für eine Räuberbande
emchausi, — vann augenblicklich dein Schandmaul
--U? verkriech dich in deiner Kammer! Mach unr, daß du
: E. Geilend^ ' g'schwind aus den Augen kommst, du G'schöps,
berg. nuscrabiliges!"
richt im Bsk
i, Zuschuß
:r Damen-
ft
>uhmatt>
ker. 40, t.Sk
-?
Rann wünk
. Als Grus
h, 2—3000 L
tattnng.
5ch. b. Hdlss
ücht. Ma»
umgehen kai
Freie Wo!
Dauernde -
ragen in k
m.
ung, 2 Zinlck
n vermieten
rich Santet
n ruhige Ls
n Logis
sussemergasse)
ms I. Ow
ine Gaubwj
Zimmer, K
eim, Sackgas!
wßmantelg. Z
tesdicnst.
>1. Juli
)err Stadtpfs-
5Mk. Besis pater in der Kwfkirchc die kirchliche l
ntie für b
iscu. Fede«
ifund von le
euundDant. ...
Betten weck sinder dcr Akt dcr Civil-Trauung dcs
r der Kuim po-
immer,
ftHauptstiZ Cyi
n-
hcrzlichcr Weise.
, ^ninnden, 10. Juli. Heute Vormittag 10 Uhr er
lfjchte im Schlosse Cumberland die Civiltrauung des Prinzen
von Baden und dcr Prinz cssi n Maria Luise
Von Cumberland im Beisein des Großhcrzogspaarcs
Rui Baden, des Herzogspnarcs von Cumberland und dcr
Prinzessin Wilhelm von Baden. Der badische Hausminisrcr
F Brauer vollzog die Trauung. Kurz nach 10 Uhr traf
'"Mer Franz Josef hier ein.
m.
iter
chulzengasseft
->c
izcr. Jung'
ei-, Fabrik-
irre in je«
gemäß u. kill'
l, Leipzig,
n3l.Gegr.tb
s der Landis'
es Eintrcw
ir
>en oder Fro>
ißhaarzupfcil
lrimftrastc '
Mayer Deutsches Reich.
i 9tüchs ^iüüchcu, 10. Juli. Die Eheschließung des
—-——--F'Knzcn Ruprecht mit dcr Herzogin Marie Gabriele
Bauern fand beute Vormittag im Rcsidcnzseblvne statt.
otemBarchc'!^.' Minister dcs königlichen Hauses Frhr v. Crailsheim
reichlich ^eE xEzog bic standesamtliche Trauung; diesem Akt folgte
s. , . , Trauung.
L^esterreich-Ungaru.
Gmunden, 0. Juli. Morgen Vormittag 10 Uhr 15
l Braut-
durch den Minister v. Brauer, in Gegenwart des
Z-oßhxvzogs und dcr Großherzogin von Baden und der
ZttriZdcr Braut statt. An diese schließt sich die kirch-
Zche Trauung drn'ch den Senior Koch in der evangelischen
i Gmunden. Dcr gestrige Empfang des
'^'Pherzogspaarcs von Baden, sowie der Erbgroßhcrzog
"'^en Herrschaften war ein überaus herzlicher. Dcr Herzog
und die Herzogin von Cumberland mit den Familien
Zugehörigen, sowie das Brautpaar und die Prinzessin
z-mrp von Hannover, gleich sämtlichen hier weilenden
zvbcn Gästen warteten am Bahnhöfe. Außerdem fanden
zum Empfang ein: Bürgermeister Wolfsgrnbcr, Bc-
s Saalbnrg, viele Gmuudcncr und
Präzis 2 Uhr 35 langte dcr Zug in der Halle
Als Erster entstieg dcr Großhcrzog dem Sondcrzuge;
Gmunden, 10. Juli. Trotz des strömenden Regens
war gestern dcr Fackclzug unter Beteiligung von 38
Körperschaften und 1550 Teilnehmern zu Ehren dcs
H ochzcit s p aarcs Prinz Max von Baden nnd Prinzessin
Marie von Cmnbcrland.
Frattkvei ch.
Paris, 10. Juli. Der deutsche Staatssekretär Graf
v. Bülow ließ dem Minister Dcleasse für seine in
der SamStagssitzung dcr Dcpuricrlcukämmcr dem An-
denken dcs Frhr. v. Kettclcr gewidmeten ehrenvollen Worte
den tiefempfundenen Dank der kaiserlichen Rcgicrurg aus-
sprechen, mir dem Hinzufügcn, daß die Ehrung und ihre
Aufnahme durch die Vertreter der französischen Nation
einen neuen Beweis des Solidaritätsgcfühls bilde das im
gegenwärtigen Augenblick alle eivilisicrtcn Völker beseelt.
England.
London, 10. Juli. Eine Depesche des Gouverneurs
in Bombay meldet, daß 10000 Cholera Fälle, von
denen 6502 toll ich verliefen, in den von Hungersnot
betroffenen Gebieten während dcr mit dem 30. Juni
endigenden Woche vorgckommcn find. Ein Telegramm
des Vieckönigs besagt, daß sich die Not nnd dcr Hunger
nusdehnc rind daß die Aussichten in Rajzntana und
in Central-Indien trübe seien.
Tic Wirren in Ehina.
Berlin, 10. Huli. DasRcichsmarincamt wies, dcr
„Nordd. Allg. Ztg. zufolge, die Torpcdoinspcktion an,
die großen neuen Torpedoboote 800 bis 804 als Dc-
peschcnboolc für das Krcuzergcschwadcr nach China
klar zu machen.
Berlin, 10. Juli. Die Nachricht, dcr Kaiser habe
die schleunige Mobilmachung einer vollständigen Tor-
pedobootdivision befohlen, ist nicht zutreffend.
Kiel, 10. Juli. Der Kaiser begab sich nach Bc
sichtigung des „Bussard" um 0 Uhr früh auf die s.stacht
„Hohcnzvllcrn". Bald darauf verließ das Linienschiff „Kaiser
Friedrich III." und das Schulschiff „Mars" den Hafen
zur Vornahme von Hebungen, indem fic die „Hohcnzollcrn"
unter Salutschüssen pasfirten. Gleich darauf ging die
„Hohcnzollcrn" in See. Alle im Hafen liegenden Kriegs-
schisse, auch dcr „Bussard" salutirren mit 33 Schüssen,
während die Mannschaften Paradcanfstcllnng nahmen nnd
den Kaiser mit Hurrahrnfcn begrüßten. Das nächste Ziel
dcr Kaiscryacht ist Bergen. Der „Bnssart" trat die
Ausreise nach China unter dem Jubel dcr nm Land ste-
henden Menge und den Hurrahrnfcn dcr 'Mannschaften
auf den Kriegsschiffen um OBJ Uhr an. In etwa 10
Tagen wird ein Transportdampfcr mit weiterem Proviant
und Ausrüslungsgcgcnständcn sür das ostnsiatischc Geschwader
Kiel verlassen.
Stuttgart, 0». Juli. Dem „Schwäb. Merkur"
zufolge stellt zu dcr nach China bestimmten Brigade das
württcmbcrgische 'Armeekorps eine ans Freiwilligen zu-
sammengesetzte kriegsstarke Compagnie Infanterie,
j Bayern stellt, den Blättern zufolge ein kriegsstarkes Ba-
taillon. Tic^Red.j
Shanghai, 10. Juli. Das „Rentcrschc Bureau"
berichtet: Meldungen ans amtlicher chinesischer Duelle
zufolge hat die Kaiserin die Gewalt am 30. Juni
wieder übernommen, Bungln zum Premierminister
ernannt nnd einen Läufer, dcr täglich 0)0 Meilen zurück-
legt, nach Nanking geschickt, nm den Vicckönigen der
Bnngisc-Provinzen für ihre Treue zu danken und zu em-
pfehlen, die Fremden um jcd e u P r c i s zu schützen.
(Bewahrheitet sich diese 'Nachricht, dann dürfte dcr Streit
bald aus sein, denn cs ist kaum anzunchmcn, daß sich die
Kaiserin zu den Mächten so feindlich stellt, wie dcr auf-
rührerische Prinz Tunn cs gcthan hat. Die Gesandten-
morde kommen ans des letzteren Rechnung. D. R.)
Tientsin, 10. Juli. Chinesischer Quelle zufolge
griffen die Fremden in P ekin von dem vierten Prinzen-
palast Besitz, welcher dcr britischen Gesandtschaft gegenüber-
liegt und diese beherrscht. In dem Palast finden die ein-
geborenen Christen Zuflucht, welche vor den Boxern flüchten.
Tientsin, 10. Juli. Die Chinesen beschossen am
3. den ganzen Tag die Frcmdcnnicderlassung. lieber 150
Geschosse fielen innerhalb des Frcmdcnvicrtels nieder.
Viele Häuser sind teilweise zerstört, aber nur wenige
Menschen umgcgckvmmcn. Die Civilistcn, Frauen und Kin-
der erhielten Befehl, in den Kellern des Stadthauses und
des AstorhotclS Schutz zu suchen. Drei Kompagnien ja-
panischer Infanterie mit einer Gebirgsbatteric nnd einigen
russischen Schützen griffen die chinesischen Geschütze an mit
geringem Erfolg. Ein Zwölfpfündcr dcs Kriegsschiffes
„Tcrriblc" war bei dcr Eisenbahnstation in Thätigkeit.
Der Feind nahm ihn unter Feuer und traf ihn mit zwei
Geschossen, wodurch die Lafette leicht beschädigt und ein
Mvtrvsc leicht verwundet wurde: das Geschütz wurde zu-
rückgezogen und durch ein französisches ersetzt. Das nächste
chinesische Geschoß platzte inmitten dcr Geschützaufstellung
und verwundete 3 Mann dcr Bedienung. Die chinesische
Artillerie feuerte gleichmäßig gut. Die Japaner verloren
1 Offizier nnd 2 Mann tot und 20 verwundet. Die
russischen Verluste find unbestimmt, ebenso die chinesischen.
sc länger desto mehr, so daß ihm schließlich Schaum ans
die dicken Lippen trat, und Rosl kannlc die jähzornige
Gcwaltthäligkcir ihres Baiers zu genau, als daß sic seine
Drohungen für leere Worte betrachte! hätte. Es fiel ihr
auch gar nicht ein, sich widersetzlich zu zeigen. Sic hatte
einfach den impulsiven Drang nicht unterdrücken können,
für den in feiner Abwesenheit geschmähten nud deshalb
vcrthcidigungsloscn Geliebten eine Lanze zu brechen. Nun
sic dies gcthan, fühlte sic sich beruhigt, ohne sich Rechen-
schaft abzulcgcn, ob sie klug oder unklug gehandelt, ja ohne
zum Bewußtsein zu gelangen, daß ihr Benehmen dem
Batcr gegenüber doch in gewissem Sinuc unkindlich ge-
wesen war.
Sic legte daher den Löffel weg, erhob sich vom Lnihl
und verließ, von dcr Bäuerin gefolgt, die Stube. Die
Dienstboten thatcn in sehr gedrückter Stimmung das
Gleiche. — —
12.
Zur nämlichen Zeit, als Rosl so kräftig für ihren
Geliebten Partei nahm, ereignete sich vor dein Hanse des
letzteren ein Vorfall, der die gespannten Verhältnisse zwischen
dem Schmied und dem Vorsteher Hicrlingcr in kurzem
zum offenen Bruch und zur eigentlichen Katastrophe bringen
sollte.
Auch Gottfried saß mit seinem neu 'eingestellten Ge-
sellen beim Miltagstisch ; er hatte das Essen wieder selbst
znbcreitct. Gekochte Kartoffeln mit geräuchertem Schweine
fleisch hcrznstellen, erfordert für einen ehemaligen Soldaten
keine überschwänglichen kulinarischen Kenntnisse, und die
derbe, nahrhafte Kost mundete den beiden Männern, die
von früh morgens au am Ambos und dcr Esse gestanden,
ganz ausgezeichnet. Dennoch sagte Gottfried zu seinem
Gehilfen: „Greif' tüchtig zu und laß Dir's schmecken!
Ich hab' schon g'schcn, daß Du das Handwerk aus dem
Fundament verstehst und den großen Hammer 'mentisch
führst. Wer so schafft wie Du, dcr muß auch ordentlich
essen. Brauchst auch nicht zu fürchten, daß Du bei mir
nichts anderes zu csscu bekommst als schwarzcu Haber*)
und Erdäpfel, wie heute Mittag, oder einen dürren Bauern-
seufzer**), ivic ich ihn Dir gestern Abend bei Deinem
Eintritt vorgesetzt hab'. Gott bewahre! Ich will schon
Abwechslung in unsere Kost bringen. Sobald wir dem
Schönfichtcr Boten seinen neuen Fahrwagen beschlagen
haben, was jetzt die nöthigste Arbeit ist, gehe ich nach
Plöbßcrg und hole meine Schwester zu mir als Haus-
hälterin. Die hat dort den Hutmachcr g'hcirath', und
nachdem er vor vier Jahren, oder so 'was, g'storbcn ist,
haust sie jetzt als Wittib auf ihrem kleinen Sach.***) Sie
ist ein gar rcputirtcs Weib und g'schickt in dcr Küch',
weil sie bei dcr Posthnlterin in Schwandorf das Kochen
g'lcrnt hat. Alsdann lassen nur uns anflischcn von ihr,
daß cs eine Freud' ist. Aber etliche Tag mußt Dich schon
noch begnügen mit dcr Mcnasch, die ich zusammenskopfle."
*) Sclchfleisch.
**) Dünne geräucherte Rindswürste.
***) Das Sach, soviel wie Gut.
Mittwoch, 11. Juii 1900.
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn-n. Feiertage.
' Als Beilagen das „Heidelberger Bottsblatt" und das
tttl tull! dseitigc „Illustrierte SonntagSblatt". Preis S5 Pfg.,
mit den Beiblättern »6 Pfg. monatlich. Durch die
Bost viertcliäbrlich k»<» Pfg. ebne BKb'üacld.
für «Seiöewerg und Wmgegenö.
o - > .. . - y
Anzeigen: die t-spaltigc Pctitzeile oder deren Raum
15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be-
deutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
gnramiert. Gratisvcrbreitnng durch SLulcnanschlag.
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4 für Ang»
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ldrcicherGegk
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1. Oktober §
l zwei Zimn»
behör
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E^hanplmann Graf
^stgästc.
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(I Herzog von Cumberland eilte auf ilm zu, begrüßte
V* herzlich und küßte der Großherzogin die Hand. Die
amen küßten sich und alsbald wurde die jugendliche Braut
--nd Maximilian dem Großherzoglichcu Paare zugeführt
P'-ö von diesem innigst begrüßt. Bürgermeister Dr. Woifs-
B'ubcr hieß die Angckommcncn namens dcr Stadt will
n'Mnieu. Graf Schulcnburg überreichte heute im Namen
Brannscknvcigiichcn Rechtspartei dem 'Brautpaar als
Hvchzcitsgcschcuk eine silberne Järdinicrc. Seine Glnck-
wünschc schloß er mit dem Wunsche, Prinzessin Maria Luise
-«-erbe ihr«? Heirat, die ihr leider nie bekannt geworden
im vergessen. Die Prinzessin antwortete in bewegten
z^Nen: sic danke sür den Beweis treuer Anhänglichkeit.
Auch die Königin von Hannover dankte dem Grafen in
Der Schmied von Pirk.
Erzählung aus der Oberpfalz von Jos. B aierlcin.
jRachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Auf die kühne Rede Rosl's trat eine peinliche Stille
für. Die Dienstboten wagten nicht, mit dem Essen fortzu-
Bbrcn; sic sahen verlegen lächelnd vor sich oder auf die
-vr, ihnen stehenden Holztcllcr nieder und mühten sich ab,
nuc Miene auzuuchmcn, als wäre ihnen entgangen, daß
stolzen Bauer soeben ein bitterer Vorhalt gemacht
rvvrdcn war. Die Bäuerin blickte bestürzt und vcrständ-
Wchos auf ihre Tochter; sic konnte sich das Benehmen dcr
Zvsl absolut nicht zusnmmcnrcimcn. Dcr Vorsteher aber
'^arric eine kleine Weile wie verblüfft und niedcrgedonncrt
Mv dann stieg ihm ja die Röche des Zorns ins
Zeucht, und indem er mit dcr schweren Faust auf den
chs'ch schlug, daß cs dröhnte, schrtc er ganz außer sich:
'n^^^Ocrtürkcnclcmcnt! Hat ein sterblicher Mensch so
--Ps lchon einmal g'hörl? Bist verrückt worden oder vom
^<"an b'scssen, daß du dich unterstehst, deinem Vater
."pch't zu halten? Und in einer solchen Weis'? Mich
-ml s m ^i- Faust, und wenn du nicht willst,, daß ich
mch Niederschlag', wie du's verdienst, und dich falten laß'
B laug, bis du die zwölf Apostel für eine Räuberbande
emchausi, — vann augenblicklich dein Schandmaul
--U? verkriech dich in deiner Kammer! Mach unr, daß du
: E. Geilend^ ' g'schwind aus den Augen kommst, du G'schöps,
berg. nuscrabiliges!"
richt im Bsk
i, Zuschuß
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>uhmatt>
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Rann wünk
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5ch. b. Hdlss
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umgehen kai
Freie Wo!
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wßmantelg. Z
tesdicnst.
>1. Juli
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5Mk. Besis pater in der Kwfkirchc die kirchliche l
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iscu. Fede«
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euundDant. ...
Betten weck sinder dcr Akt dcr Civil-Trauung dcs
r der Kuim po-
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ftHauptstiZ Cyi
n-
hcrzlichcr Weise.
, ^ninnden, 10. Juli. Heute Vormittag 10 Uhr er
lfjchte im Schlosse Cumberland die Civiltrauung des Prinzen
von Baden und dcr Prinz cssi n Maria Luise
Von Cumberland im Beisein des Großhcrzogspaarcs
Rui Baden, des Herzogspnarcs von Cumberland und dcr
Prinzessin Wilhelm von Baden. Der badische Hausminisrcr
F Brauer vollzog die Trauung. Kurz nach 10 Uhr traf
'"Mer Franz Josef hier ein.
m.
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chulzengasseft
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ißhaarzupfcil
lrimftrastc '
Mayer Deutsches Reich.
i 9tüchs ^iüüchcu, 10. Juli. Die Eheschließung des
—-——--F'Knzcn Ruprecht mit dcr Herzogin Marie Gabriele
Bauern fand beute Vormittag im Rcsidcnzseblvne statt.
otemBarchc'!^.' Minister dcs königlichen Hauses Frhr v. Crailsheim
reichlich ^eE xEzog bic standesamtliche Trauung; diesem Akt folgte
s. , . , Trauung.
L^esterreich-Ungaru.
Gmunden, 0. Juli. Morgen Vormittag 10 Uhr 15
l Braut-
durch den Minister v. Brauer, in Gegenwart des
Z-oßhxvzogs und dcr Großherzogin von Baden und der
ZttriZdcr Braut statt. An diese schließt sich die kirch-
Zche Trauung drn'ch den Senior Koch in der evangelischen
i Gmunden. Dcr gestrige Empfang des
'^'Pherzogspaarcs von Baden, sowie der Erbgroßhcrzog
"'^en Herrschaften war ein überaus herzlicher. Dcr Herzog
und die Herzogin von Cumberland mit den Familien
Zugehörigen, sowie das Brautpaar und die Prinzessin
z-mrp von Hannover, gleich sämtlichen hier weilenden
zvbcn Gästen warteten am Bahnhöfe. Außerdem fanden
zum Empfang ein: Bürgermeister Wolfsgrnbcr, Bc-
s Saalbnrg, viele Gmuudcncr und
Präzis 2 Uhr 35 langte dcr Zug in der Halle
Als Erster entstieg dcr Großhcrzog dem Sondcrzuge;
Gmunden, 10. Juli. Trotz des strömenden Regens
war gestern dcr Fackclzug unter Beteiligung von 38
Körperschaften und 1550 Teilnehmern zu Ehren dcs
H ochzcit s p aarcs Prinz Max von Baden nnd Prinzessin
Marie von Cmnbcrland.
Frattkvei ch.
Paris, 10. Juli. Der deutsche Staatssekretär Graf
v. Bülow ließ dem Minister Dcleasse für seine in
der SamStagssitzung dcr Dcpuricrlcukämmcr dem An-
denken dcs Frhr. v. Kettclcr gewidmeten ehrenvollen Worte
den tiefempfundenen Dank der kaiserlichen Rcgicrurg aus-
sprechen, mir dem Hinzufügcn, daß die Ehrung und ihre
Aufnahme durch die Vertreter der französischen Nation
einen neuen Beweis des Solidaritätsgcfühls bilde das im
gegenwärtigen Augenblick alle eivilisicrtcn Völker beseelt.
England.
London, 10. Juli. Eine Depesche des Gouverneurs
in Bombay meldet, daß 10000 Cholera Fälle, von
denen 6502 toll ich verliefen, in den von Hungersnot
betroffenen Gebieten während dcr mit dem 30. Juni
endigenden Woche vorgckommcn find. Ein Telegramm
des Vieckönigs besagt, daß sich die Not nnd dcr Hunger
nusdehnc rind daß die Aussichten in Rajzntana und
in Central-Indien trübe seien.
Tic Wirren in Ehina.
Berlin, 10. Huli. DasRcichsmarincamt wies, dcr
„Nordd. Allg. Ztg. zufolge, die Torpcdoinspcktion an,
die großen neuen Torpedoboote 800 bis 804 als Dc-
peschcnboolc für das Krcuzergcschwadcr nach China
klar zu machen.
Berlin, 10. Juli. Die Nachricht, dcr Kaiser habe
die schleunige Mobilmachung einer vollständigen Tor-
pedobootdivision befohlen, ist nicht zutreffend.
Kiel, 10. Juli. Der Kaiser begab sich nach Bc
sichtigung des „Bussard" um 0 Uhr früh auf die s.stacht
„Hohcnzvllcrn". Bald darauf verließ das Linienschiff „Kaiser
Friedrich III." und das Schulschiff „Mars" den Hafen
zur Vornahme von Hebungen, indem fic die „Hohcnzollcrn"
unter Salutschüssen pasfirten. Gleich darauf ging die
„Hohcnzollcrn" in See. Alle im Hafen liegenden Kriegs-
schisse, auch dcr „Bussard" salutirren mit 33 Schüssen,
während die Mannschaften Paradcanfstcllnng nahmen nnd
den Kaiser mit Hurrahrnfcn begrüßten. Das nächste Ziel
dcr Kaiscryacht ist Bergen. Der „Bnssart" trat die
Ausreise nach China unter dem Jubel dcr nm Land ste-
henden Menge und den Hurrahrnfcn dcr 'Mannschaften
auf den Kriegsschiffen um OBJ Uhr an. In etwa 10
Tagen wird ein Transportdampfcr mit weiterem Proviant
und Ausrüslungsgcgcnständcn sür das ostnsiatischc Geschwader
Kiel verlassen.
Stuttgart, 0». Juli. Dem „Schwäb. Merkur"
zufolge stellt zu dcr nach China bestimmten Brigade das
württcmbcrgische 'Armeekorps eine ans Freiwilligen zu-
sammengesetzte kriegsstarke Compagnie Infanterie,
j Bayern stellt, den Blättern zufolge ein kriegsstarkes Ba-
taillon. Tic^Red.j
Shanghai, 10. Juli. Das „Rentcrschc Bureau"
berichtet: Meldungen ans amtlicher chinesischer Duelle
zufolge hat die Kaiserin die Gewalt am 30. Juni
wieder übernommen, Bungln zum Premierminister
ernannt nnd einen Läufer, dcr täglich 0)0 Meilen zurück-
legt, nach Nanking geschickt, nm den Vicckönigen der
Bnngisc-Provinzen für ihre Treue zu danken und zu em-
pfehlen, die Fremden um jcd e u P r c i s zu schützen.
(Bewahrheitet sich diese 'Nachricht, dann dürfte dcr Streit
bald aus sein, denn cs ist kaum anzunchmcn, daß sich die
Kaiserin zu den Mächten so feindlich stellt, wie dcr auf-
rührerische Prinz Tunn cs gcthan hat. Die Gesandten-
morde kommen ans des letzteren Rechnung. D. R.)
Tientsin, 10. Juli. Chinesischer Quelle zufolge
griffen die Fremden in P ekin von dem vierten Prinzen-
palast Besitz, welcher dcr britischen Gesandtschaft gegenüber-
liegt und diese beherrscht. In dem Palast finden die ein-
geborenen Christen Zuflucht, welche vor den Boxern flüchten.
Tientsin, 10. Juli. Die Chinesen beschossen am
3. den ganzen Tag die Frcmdcnnicderlassung. lieber 150
Geschosse fielen innerhalb des Frcmdcnvicrtels nieder.
Viele Häuser sind teilweise zerstört, aber nur wenige
Menschen umgcgckvmmcn. Die Civilistcn, Frauen und Kin-
der erhielten Befehl, in den Kellern des Stadthauses und
des AstorhotclS Schutz zu suchen. Drei Kompagnien ja-
panischer Infanterie mit einer Gebirgsbatteric nnd einigen
russischen Schützen griffen die chinesischen Geschütze an mit
geringem Erfolg. Ein Zwölfpfündcr dcs Kriegsschiffes
„Tcrriblc" war bei dcr Eisenbahnstation in Thätigkeit.
Der Feind nahm ihn unter Feuer und traf ihn mit zwei
Geschossen, wodurch die Lafette leicht beschädigt und ein
Mvtrvsc leicht verwundet wurde: das Geschütz wurde zu-
rückgezogen und durch ein französisches ersetzt. Das nächste
chinesische Geschoß platzte inmitten dcr Geschützaufstellung
und verwundete 3 Mann dcr Bedienung. Die chinesische
Artillerie feuerte gleichmäßig gut. Die Japaner verloren
1 Offizier nnd 2 Mann tot und 20 verwundet. Die
russischen Verluste find unbestimmt, ebenso die chinesischen.