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dcrschöucn dNädchcuantlitzes versunken, und je länger er
das edle Profil ansah, desto mehr begriff er den Eindruck,
welchen dieses seltene Geschöpf auf seinen Freund ausge-
übt hatte. '
So sprach denn Herbert Landskron weiter: „Wir
waren über diese Ablehnung ebenso erstaunt, als betrübt.
Weil wir uns aber gar keinen stichhaltigen Grund dafür
denken konnten, kamen wir zu Ihnen persönlich hierher.
Mein Freund wollte Sic nochmals bitten, doch selbst über
die Verwendung dieser Summe-zu bestimmen."
Bei den letzten Worten hatte sich Herbert Landskron
zu Gertrud gewendet, und als sie jetzt die Augen zu ihm
aufschlug, groß und leuchtend in goldigem Dunkel, da
stockte ihm fast der Atem.
„Nein, Herr Kronau, verlangen Sic das nicht", ent-
gegnete sic langsam. „Uebcr die Sache ist schon mehr als
genug gesprochen worden, und ich könnte immer wieder
nur „nein" sagen. Herr Baron v. Rhoden wird auch
ohne meine Vermittelung bald jemand finden, den er mit
diesen 160 Gulden beglücken kann."
„Mein Fräulein, Sic geben uns wieder keinen Grund
für Ihr „Nein" an", warf Lothar v. Rhoden nun ein.
„Weil ich Ihnen gegenüber nicht einmal indirekt zu
Dank verpflichtet sein möchte", entgegnete Gertrud fast
schroff. „Sie gehen in die Welt hinaus und denkeu Ihr
Lcbcnlang selbstgefällig daran, wie sehr Sic mit Ihrer
Gabe ein kleines Landmädchcn im Gasteiner Gebirge be-
seligt haben."
„Ich bcdaure Ihre Denkungswcisc, Fräulein Meynert,
bei der Jugend des Fräuleins diese Zurückweisung nicht
für unabänderlich hielten und auch annahmen, daß die
Verwandten der jungen Dame einen berechtigten Einfluß
auSübcn würden, wird Sie, Fräulein Mchncrt, nicht in
Erstaunen setzen. Bon dem Gemeindevorsteher erfuhren
wir nun, daß Fräulein Gertrud Meynert nicht nur bei
ihrer Weigerung beharrt — und gestatten Sie mir hinzu-
zufügcn, daß ich diese Weigerung begreife, da ich völlig
ihre Anschauungen teile, — sondern Herr Zilling sagte
uns auch, daß Ihr Fräulein Nichte cs ablchnt, irgend-
welche Verfügung über diesen Finderlohn zu treffen."
Graf Landskron hielt eilt wenig inne, als erwarte er
einen Einwurf; aber keine der Damen sagte ein Wort.
Beide arbeiteten emsig weiter, nur die Tante warf einen
prüfenden schnellen Blick auf den Sprecher und schien von
ihrer Musterung nicht unbefriedigt, wenigstens war der
halb spöttische, halb verächtliche Ausdruck ihrer Micucn
ruhigem Ernste gewichen.
Auf dem Antlitz des jungen Mannes lag so sehr der
Abglanz rechtlich-strengen Denkens, mit wahrer HcrzcnS-
gütc verbunden, daß eine Täuschung über diesen Charakter
fast unmöglich schien.
Doch auch Rhoden versuchte nicht wieder das Wort
zu ergreifen. Er fühlte, daß die Stimmung der älteren
Dame, vielleicht schon von dem außerordentlichen Wohl-
klang in dem Organ Herberts bestochen, bereits etwas von
ihrer sonderbaren Feindseligkeit verloren hatte, und wollte
nicht durch seine Einmischung den Zauber zerstören. Ucbcr-
dics war er nun seinerseits in der Betrachtung des wun-
Wie es endete.
Roman von Maria Theresia May..
sNachdruck verboten.s
(Fortsetzung.)
junge Diplomat sah Fräulein Meynert vcrwun-
trotz aller äußeren Ruhe klang doch aus ihrem
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^..'Pvttischc Gereiztheit. Ehe er indes etwas erwidern
E' nahm Graf Landskron das Wort, der bis jetzt
Z.Nc Silbe gesprochen hatte.
thun uns unrecht, Fräulein Meynert", sagte er
hi, aber mit überzeugendem Wohlwollen. „Sie dcn-
uns nur die Neugierde zu Ihnen geführt hat —
>^c, zu erfahren, wer die beiden Damen eigentlich
ö^gen, die bei all ihrer hohen Bildung — auch da-
Hhx, uns der Gemeindevorsteher gesagt", schaltete er
siiti »obgleich wir das schon selbst erfahren hatten
^willig in so strenger Einsamkeit begraben. Nein,
y äulnm so gerechtfertigt eine solche Neugier wäre,
ße nicht unsere Schritte hierher gelenkt. Mein
fft durch ihr Fräulein Nichte vor einem großen
?^ahrl geblieben. Ich meine nicht das Geld,
Hitz durch das Auffindcn der Tasche wieder in seinen
Nm.^ungt. So beträchtlich auch diese Summe ist, der
»„z Hütte sich ersetzen lassen. Aber in der Brieftasche
l^lich cin Ring', ein Andenken an seine verstorbene
Dessen Verlust hätte er nicht verschmerzt. Aus
°°rübcr bot mein Freund den Findcrlohn, das
i u wies denselben aber sogleich zurück. Daß wir
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Vermischte Nachrichten.
Schwetzingen, 14. Aug. sUnglücksfall.f Beim
Aufstcllcn des Gerüstes für cin Remise der Füllapparaten-
fabrik in Stengclhof wurden gestern Mittag kurz vor der
Mittagspause vier Arbeiter, zwei schwer und zwei leicht
verletzt. Während der Arbeit verschoben sich einige Balken,
wodurch das nahezu vollendete Gerüst ganz zusammenbrach.
Die Verletzten wurden mittelst Droschke nach Seckenheim
verbracht.
liegt etwa 12 Meilen jenseits Hosiwu's und ist in den
Karten des Kricgsdcpartcmcnts als der schlimmste Wege-
teil zwischen Tientsin und Peking verzeichnet.)
London, 15. Aug. Das Reutcrburcau meldet aus
Hongkong vom 13: Die Chinesen entwickeln in der Aus-
dehnung der Vcrtcidigungswcrke in Kanton erhöhte Fertigkeit.
Das alte Eiscnbahnfort wird wieder armiert. Die Bo-
gucforts werden zweifellos das Feuer eröffnen, falls weitere
Kriegsschiffe sich nähern. Der amerikanische Monitor
„Monterey" langt in einigen Tagen in Kanton an, um
dem „Don Juan d'Austrin" zu Hilfe zu kommen. Die
Chinesen sagen, cs sei zehn gegen eins zu wetten, daß
bei Annäherung des „Monterey" die Bogueforts das
Feuer eröffnen. Man sagt, die Bewohner von Kanton
seien beunruhigt wegen der großen Truppenlandungen in
Schamicn. Heute sind „Argonnuta" und der russische
Kreuzer „Nachimow" vou Singaporc cingctroffcn. Reuter
meldet aus Shanghai vom 13. ds.: Die Flucht der
Eingeborenen habe aufgchört auf die Mitteilung, daß
englische Truppen in Shanghai ciugetroffcn seien. Zwei
russische Kriegsschiffe uud cin französisches Kriegsschiff sind
heute cingctroffcn.
London, 15. Aug. Aus Tientsin wird gemeldet,
daß die verbündeten Truppen heute vor Peking eingc-
trofseil sind. Die Gesandtschaften sind befreit.
Tschifu, 15. Aug. Die Konsuln von Rußland und
England erklärten übereinstimmend, daß die Entsatztruppen
ohne weitere Kämpfe am 9. ds. bis ungefähr nach An-
ping gelangten, das von Peking 50 Kilometer entfernt ist.
Shanghai, 14. Aug. Die hier aus Hongkong angc-
kommcncn Truppen sind nicht gelandet, da sich der Vize-
könig der Landung widersetzte.
New-Ao rk, 15. Aug. Die Regierung hält Congcrs
gestrige Depesche noch geheim. Indessen behauptet das
„Journal", dieselbe zeige daß die chinesch c Regierung
direkt verantwortlich ist für die Angriffe aus
die Gesandtschaften und daß die kaiserlichen Truppen
gegenwärtig den Verbündeten cntgcgcnmarschircn.
aber sich aus Verhandlungen entlassen, ohne daß das
diplomatische Korps in seine Rechte wieder eingesetzt wird,
und daß das Gebiet der Gesandtschaften von den Chinesen
geräumt ist? Wenn die Verhandlungen den Vormarsch
der verbündeten Truppen aufhalten sollten, die unsere
einzige Rettung sind, so laufen wir in Gefahr, in die
Hände der Chinesen zu fallen. Der Stadtteil hinter der
französischen Gesandtschaft wird noch immer von den chine-
sischen Truppen besetzt gehalten, welche ihr Feuer nie ganz
cinstcllcn. Alle Räume der Gesandtschaft sind verbrannt
mit allem ihrem Inhalt. Wir sind auf Belagcrungskvst
gesetzt. Als Nahrungsmittel haben wir Pferdefleisch, Reis
und Brod für noch 14 Tage.
London, 15. Aug. Die Abendblätter veröffentlichen
folgendes Telegramm aus Shanghai vom 14. ds.:
Eine authentische Depesche aus Peking vom 7. Aug., die
heute früh hier cingctroffcn ist, besagt, daß die Angriffe
gegen die Gesandtschaften erneuert wurden. Die
Versorgung derselben mit Lebensmitteln ist eingestellt worden.
Die Beamten in Shanghai fürchten, das Vorrückcn der
Verbündete» habe die Fanatiker neu erregt, sodaß man
die Kontrolle über die Rebellen verloren hat. Man glaubt,
die Verbündeten würden gestern Abend Peking
erreicht haben. — Li-Hung-Tschang, Liukunyih und
Tschangrschitung ersuchten die Kaiscrin-Wittwc in
einer Denkschrift, in Peking zu bleiben und nicht von den
hcranrückcndcn Verbündeten zu fliehen.
London, 15. Aug. Dem Bureau „Talzicl" wird
aus Shanghai gemeldet: Zahlreiche Berichte, welche Pe-
king, 8. August datiert sind und einige Einzelheiten über
die Lage dort mittcilcn, sind hier cingclaufcn. Danach
harten die Chinesen wiederum einen verzweifelten A n g r i f s
auf die englische Gesandtschaft unternommen und
dieselbe hätte dann nur noch wenige Verteidiger gehabt.
Prinz Tu an und ungefähr hundert andere hohe Beamte
hätten Peking verlassen. Auf die Nachricht vom Siege
der verbündeten Truppen am 5. August hätte am 7ten
August cin großer Auszug aus Peking begonnen,
der am 8. August noch im Gange war. Die Hinrichtung
von Dschang Ain-Huan, der beim Diamant-Jubiläum
China in London vertrat, erregte einen weit verbreiteten
Schrecken unter den Chinesen. Man glaubt, daß Aulu,
der ehemalige Vicekönig von Tschihli, im Kampfe bei
Aangtsun getötet wurde.
Washington, 15. Aug. Eine Depesche des Admi-
rals Remey meldet aus Taku vom 12. Aug.: Ich er-
hielt eine datumlosc Depesche Chaffee's aus Natow, welche
besagt: Wir trafen gestern auf unbedeutenden Widerstand,
es herrscht'jedoch eine entsetzliche Hitze. Remey schließt,
viele unserer Truppen liegen krank darnieder. (Natow
Die Wirren in China.
^Berlin, 15. Aug. Das Wolffschc Bureau meldet:
zweite Admiral des Krcuzcrgcschwadcrs berichtet aus
„tzw vom 12. dS.: Kapitän Pohl, Kommandant der
h^usa," ging am 9. August abends mit 4 Offizieren
^07 Mann von Tientsin nach Peking vor. Kapitän-
Fjsch, erster Offizier der „Hertha", folgte am
Nachmittags nut 2 Offizieren, 150 Mann
i»- Proviant, Wasser und Troß. 160 Oestcrrcichcr
ysu am 10. August früh von Taku aus.
t^Hnris, 15. Aug. Dcleasse erhielt heute folgendes
-k- ds. datirtcs Telegramm des französischen Gc-
9t Pjchon in Peking: Das Tsungli-Aamcn teilte
'uit, das Li-Hung-Tschang beauftragt ist, telegraphisch
iijgücn Mächten zu unterhandeln. Wir wissen absolut
was außerhalb der noch stehenden Gesandtschaften
d°it denn wir sind von Barrikaden eingcschlosscn und
^ittudlichcn Lchanzwcrkcn umgeben. Wie kann man
Deutsches Reich.
Wiesbaden, 15. Aug. Wie der „Rhein. Kurier"
9ttdct, ist Fürst Ferdinand von Bulgarien heute
Zmittag zum Kurgebrauch hier cingctroffcn.
Münster in Hannover, 15. Aug. Der Kaiser traf
heute früh 7 Vs Uhr von Allcngrabow cin und begab
'ch zu Wagen nach dem Truppenübungsplatz.
.- Münster, 15. Aug. Auf dem für das Publikum ge-
irrten Truppenübungsplätze bei dem Dorfe Münster fand
früh 8 Uhr an eine größere militärische Uebung in
iZenwart des Kaisers statt. An ihr nahmen die Jn-
^Acrie-Regimcnkcr 73 und 74, Pioniere und Luftschiffen
's einem Fesselballon, einige Eskadrons Kavallerie, Fuß-
illlcric und die Haubitzcnbattcric des 26. Artillcric-
/fginirnls keil. Nach einer Gefechtsübung, bei der blind
^Hoffen wurde, begann die scharfe Beschießung der eigens
diesem Zwecke erbauten Festung. Zum Schluß fand
Sturm der Truvpcu aus die zerschossenen Werke statt.
Wilhclmshöhr, 15. Aug. Der Kaiser ist abends
wieder cingctroffcn.
»>, Hannover, 15. August. Fcldmarschall Graf
^aldcrscc ist heute Abend halb 7 Uhr von hier nach
^'lin abgcrcist. Die Fahrt von der Wohnung nach
^Bahnhof gestaltete sich zu einer ununterbrochenen Reihe
Ovationen für den Scheidenden. Auf dem Ernst-
Ust-Platze vor dem Bahnhofe begrüßte eine vieltauscnd-
'Ngc Menge den Fcldmarschall.
l. Elerliu, 1.5. Aug. Graf Waldcrscc ist abends
° 11 Uhr hier cingctroffcn.
Nr. 18S.
S7. Jahrgang.
«MMk: »Km «ckapch N.
Mdellmgrr Amriger
InsevnteirL'tntt
für AeröeWerg und ILmgegenö.
Erscheint täglich mit Ausnahme der Svun-u. Ksirrtqge.
Als Beilagen das „Heidelberger BvWblatt" «d da«
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Donnerstag, 16. Arrgust IWO
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