Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

DOI Heft:
Nr. 201 - Nr. 210 (30. August - 10. September)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0243

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mr- 210

27. Jahrgang.

Montag, 10. September 1900

Neirev

SWsiWt: Wen Maißrch 17.

SWWklle: llitnr UnkachLtzk 17.

VMelbrrger Ameiger

für KeiöeLberg

2tz)

iakoniss^

Geisend^
8-

Serbien.
Belgrad,, 8. Scpt. Eine Mitteilung des Amtsblatts
besagt: Dic Reise dcs Königspaares in das Innere
des Landes ist verschoben, weil sich die Königin in gcscg-
ncrcn Umständen befindet.
Amerika.
New-Jork, 8. Sept. Das „New-Jork Journal" mel-
det: Die Eigentümer der Kohlengruben weigerten sich, die
Streitigkeiten mit den Arbeitern einem Schiedsgericht zu
unterbreiten. Es ist gewiß, daß Hunderttauscnde die Ar-
beit nicdcrlcgcn werden.

kleidet waren und mit leisem Säuseln einzelne Blätter auf
den Rasen herabsinken ließen.
„Zürnen Sie mir, Komptesse Jngcborg?" fragte
Rhoden, näher zu ihr tretend.
Sie wandte sich schnell, und ihre Blicke hingen an
seinen ausdrucksvollen Zügen. „Ihnen zürnen?" Weshalb?
Sic haben mir ja nichts gcthan. Ach so!" setzte sic,
seinen fragenden Blick deutend, hinzu: „Sie meinen, ich
könnte den Boten nicht von der Botschaft trennen, Herr
Baron, und Ihre Nachricht müsse mich unangenehm be-
rührt haben?"
Da Rhoden nur stumm nickte, fuhr Jngcborg sinnend
fort: „In dieser halben Stunde sind wir uns näher ge-
kommen als in den vielen Jahren, die wir nns schon
kennen. So kann ich Ihnen denn auch ruhig cingestehcn.
Wie ich mich selber wundere, daß ich bei der Nachricht
von Herberts Vermählung so garnichts anderes empfand
als Uebcrraschung und Erstaunen."
„Wirklich, garnichts anderes?" — auch nicht das ge-
ringste Gefühl gekränkter Eitelkeit?"
„Auch dies nicht", entgegnete Jngcborg lächelnd.
„Nun, dann sind Sie eine außergewöhnliche Frauen-
natur, Komptesse. Uebrigens hat Herbert bei seiner Wahl
Ihnen doch ein Kompliment gemacht. Seine Fran gleicht
Ihnen, ... ich weiß nicht, wie ich sagen soll ... wie
die rote Rose der weißen gleicht. Lachen Sie mich wegen
des trivialen Vergleiches nicht aus, Komptesse, ich habe
seit der Verlobung Herberts, die mir viel Sorge gemacht
hat, allen meinen Witz verloren."

Die Wirren in China.
Berlin, 8. Scpt. Die heute von der ganzen Presse
behandelte Washingtoner Nachricht von einem deutschen
Co mpromißvo rsch lag wegen Räumung von Pe-
kings muß auf einem Mißverständnis beruhen. Deut-
scherseits ist ein solcher Vorschlag nicht gemacht worden.
London, 8. Scpt. „Daily Telegraph" meldet aus
Canton vom 5.: Der stellvertretende Vicekönig Tacksu
erhielt hcutc ein kaiserliches Edict, in welchem der Kaiser
sich selbst beschuldigt, daß die Wirren sich zu der jetzigen
verzweifelten Krisis entwickelt haben. Das Edikt weist
die Vicckönige und Gouverneure an, den Frieden auf-
recht zu erhalten, die Aufrührer zu bestrafen und die
Ausländer, sowie die christlichen Chinesen vor allen Ge-
fahren zu schützen.
Loudon, 8. Sept. Der „Standart" meldet aus
Tientsin vom 30. August: Der Einzug der verbündeten
Truppen in die verbotene Stadt von Peking vom 28.
August erfolgte durch verschiedene Thore. Die Russen und

waren, diese Familienangelegenheit vor Jahren zu be-
sprechen. Aller ich habe mich überzeugt, daß ich Ihnen
unrecht that, als ich annahm, Sie hätten die Verheiratung
meines Sohnes mit diesem Mädchen begünstigt. Doch ver-
lassen Sic sich darauf, daß ich in dieser Angelegenheit
noch nicht das letzte Wort gesprochen habe. Mit meinem
Willen bleibt dieses Bauernmädchen nicht Gräfin Lands-
kron ! — Gib mir den Brief Herberts zurück, Klementine,
und begleite mich auf mein Arbeitszimmer."
Das junge Mädchen reichte der Mutter das sorglich
zusammcngcfaltetc Schreiben und bot ihr den Arm, auf
den sich die Gräfin schwer stützte, so daß die zarte Ge-
stalt Klementincns fast schwankte. Die Gräfin liebte es
zuweilen, ein wenig mit Zeichen von Altersschwäche zu
koketteren, obgleich an ihrer aufrecht getragenen hohen Ge-
stalt, an der guten Hautfarbe und in dem Gesicht mit
den energischen Zügen und den dunklen blitzenden Augen
fast keine Spur der finffundscchzig Jahre sichtbar war,
welche sic bereits zählte. X
Graf Körting wurde gleich darauf von einem Diener
abgerufen, und so blieben Jngcborg Prcyern und Lothar
von Rhoden für einige Augenblicke allein. Wie gerne
hätte Rhoden gewußt, was in der Seele des schönen
Mädchens vorging! Sie hatte sich doch bis zu dieser
Stunde fast mit Bestimmtheit als die Verlobte Herbert
Landskron betrachten müssen, und von der Gesellschaft war
sic auch als solche behandelt worden. Jetzt stand sic an
dem offenen Fenster und sah in den Schloßpark hinunter,
dessen Laubbäume bereits in die Farben des Herbstes ge-

oermieten.,
ndelbcrgerstrA

Deutsches Reich.
Berlin, 8. Scvt. Das Wölfische Bureau meldet aus
Shanghai vom 7. September: Die Geschäfte der öster-
reichisch-ungarischen Gcsandschaft in Peking werden nach
der Abreise v. Rosthorns durch den ersten Sekretär der
deutschen Gcsandschaft, Lcgationsrat von Below, wahrgc-
nommcn. Von dem deutschen Gcsandtschaftsarzt wurde
als Todesursache im Falle des ermordeten deutschen Ge-
sandten Schuß in den Hals festgcstellt, der unnüttelbar
darauf den Tod hcrbcisührtc. Der Mord wurde gegen
0 Uhr vormittags auSgcführt. Die Gesandten hatten um
9 Uhr eine Unterredung bei dem Tsung-li-Iamen nachge-
sucht, um gegen die von der chinesischen Regierung über
das diplomatische Korps verhängte Ausweisung Einspruch
. zu erheben. Sie bekamen auf das Audicnzgesuch keinen
Bescheid und unterließen deshalb, nicht aus Besorgnis
vor Angriffen den Besuch. Sie hatten auch Frhr. v.
Kcttctcr nicht gewarnt, als dieser infolge anderweitiger Ver-
abredung das Tsung-li-Iamcn allein aufsuchcn wollte. Bei
. dem Begräbnis des deutschen Gesandten wirkte als Geist-
licher der Gcneralvikar Tarlins mit; der amerikanische Ge-
sandte hielt eine ergreifende Ansprache. Das diplomatische
Korps und die fremden Detachements waren vollzählig
anwesend. — Die Ti-uppcn des Prinzen Tsching kämpften
anfangs gegen die Boxer. Junglus Haltung waren zwei-
deutig. Seine Truppen kämpften gegen die Gesandtschaften.
Junglu soll am 2. September von Patingfu mit seinen
Truppen nach Tajncnsu zurückgcgangcn sein. Der Mand-
schuhpräsideut des Finanzministeriums in Peking soll Selbst-
mord verübt haben. Es heißt, daß der Versuch Tschun-
tschitungs, eine Anleihe von 500 000 Tacls bei chinesischen
Kaufleuten in Hankan aufzubringcn, gescheitert sei.
Stettin, 8. Sept. Der Ä aiser begab sich um 8"', Uhr
an der Spitze der Fahncnkompaguic vom Schloß zu Pferde
nach dem Excrcierplatz bei Krckow. Um 9'/^ folgte die
Kaiserin in einem vierspännigen Wagen. Um 10 Uhr
begann die Parade.
Stettin, 8. Scpt. Um 12 Uhr fand die Parade des
2. Armeekorps statt. Sic stand unter dem Kommando
des kommandierenden Generals v. Langenbeck. Auf dem
Paradcfeldc standen die Truppen in zwei Treffen unter
Prinz Albrecht von Preußen. Die Kaiserin erschien in der
Uniform ihres Kürassier-Regiments, von den Hochrufen
des Publikums begrüßt; ebenso der Kaiser, der an der
Spitze der Fahnen und Standarten eintraf. Dann ritt
das Kaiscrpaar mit seinem Gefolge die Front ab. Es
iolgte ein zweimaliger Vorbeimarsch. Der Kaiser führte
beide Male sein Grenadicrregiment der Kaiserin vor; die
Kaiserin führte ihr Kürrassierrcgimcnt vor. Das Publikum

Der südafrikanische Krieg.
Prätoria, 8. Sept. Das Rcuterschc Bureau meldet:
De Wct habe sich mit Thcron in der Nähe von Jo-
hannesburg vereinigt, sie hätten zusammen 1800
Mann und hielten die Höhen im Süden von Johannes-
burg besetzt. Eine beträchtliche englische Streitmacht habe
sich zur Verfolgung aufgemacht. Die Buren hätten keine
Geschütze.
London, 8. Scpt. Der „Standard" meldet aus
Durban: Einem unbestätigten Gerücht aus Lourenzo-
Marquez zufolge besetzten die Engländer gestern Lydenburg-
Belfast, 8. Sept. Lord Roberts meldet vom 6.
aus Belfast die Einnahme von Lydenburg und
schildert die vorhcrgegangcnen Operationen. In der De-
pesche heißt cs: Der Feind fährt fort, alles aufzubietcn,
die Eisenbahnzüge zum Entgleisen zu bringen und die
Eisenbahnlinie zu zerstören. Kaum ein Tag oder eine
Nacht vergeht ohne derartige Zwischenfälle. Die Angriffe
sind unangenehm, doch folgt in jedem einzelnen Falle die
Bestrafung. Ich glaube, die Buren werden einsehen, daß
diese Angriffe nachteiliger sind für sie, als für uns.
General Hart meldet, daß im Laufe des Kampfes bei
Krügersdorp 4 tote Buren gefunden wurden,. von denen
einer für den Kommandanten Theron gehalten wird.
General Hildyard hat Wackersfontein besetzt.
London, 8. Sept. Die „Times" schreibt: Die förm-
liche Einverleibung Transvaals könne wohl als
ein Anzeichen dafür betrachtet werden, daß nach Ansicht
derjenigen Männer, die an Ort und Stelle am besten be-
fähigt seien, zu urteilen, der rein militärische Zeitabschnitt
des Krieges so gut wie vorüber sei; abgesehen von
Bothas Streitkräften, mit denen Buller und Hamilton jetzt

Franzosen zogen zusammen ein; ebenso die Deutschen und
Amerikaner; die Engländer und Japaner zogen für sich
allein ein. Die englische Schiffsbrigade sowie die eng-
lische Schutzwachc der englischen Gcsandschaft haben Peking
verlassen.
London, 8. Scpt. Der „Morning Post" wird aus
Peking vom 23. Aug. berichtet: Eine englische Gesellschaft
aus 60 Personen bestehend, sei unter Bedeckung von 200
bengalischen Lanzenreitcrn nach Tientsin abgcrcist, 1000
deutsche Scesoldaten seien von Taku angckommen,
auch ein Teil einer amerikanischen Truppenabteilung sei
cingctrosien. Der Zolldienst und der Postdienst würden
wieder eingerichtet. Der „Daily Mail" wird aus Hong-
kong gemeldet, Amoy sei jetzt ruhig, aber das Geschäft
stocke. Die Leute kehrten zurück und die japanischen und
cnglichcn Truppen schifften sich ein.

Wie es endete.
Roman von Maria Theresia May.
jNachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Mittlerweile hatte sich die alle Gräfin an ihren Bruder
8cwandt mit der vorwurfsvollen Frage, weshalb er nicht
sofort benachrichtigt habe, als im Dorfe Kronau das Auf-
gebot bestellt worden sei.
„Aus dem einfachen Grunde, weil Herbert mir schrieb,
kr würde Dir seine Verlobung selbst anzeigcn," entgegnete
^raf Körting. „Damit war die Sache für mich erledigt,
'ch bin kein Freund von überflüssigen Korrespondenzen."
„O, Du billigst vielleicht gar. Herberts unbegreifliche
Handlungsweise?"
„Nein, Karola; aber ich liebe es nicht, unabänderliche
Aatsachen zu besprechen; das hat keinen Zweck. Dein
ssivhn ist großjährig, er muß wissen, was er zu thun hat.
'Penn er einer Bürgerlichen seinen Namen gibt, so hat
^geistlich nur er den Schaden, falls sic ihn nicht mit
^ürdc trägt, und diese letztere wirst Du sie schon lehren",
s^gte er ironisch hinzu.
Die Gräfin erhob sich majestätisch und entgegnete: „Es
,^ar das Unglück Deines Lebens, daß Du nie verstanden
Xl, Ernstes ernst zu behandeln," und sich dann zu Rhoden
Endend, fuhr sie fort: „Adieu, Baron Rhoden, ich muß
jetzt ein wenig zurückziehcn und überlasse Sie der
^vrge meines Bruders. Ich bedauere, daß wir genötigt

im.
vermieten

Ncmeind^
nst. <
Hoheit d. Gc°»
-cptember . i
t mit Prcd'S

s Anzeigen: die 1-spaltiac Petitzcile oder deren Raum
1Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigcn be-1
- a -Xi, - ! deutend ermäßigt. Reklamen SO Pfg. Für Auf-1
I nahnie von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
o o Li l garantiert. Gratisverbreitung durch Sänlenanschlag.!

brach in laute Hochrufe aus, besonders als die Kaiserin
beim zweiten Vorbeimarsch im Galopp mit ihrem Regi-
ment vorbciritt. Nach dem Schluß der Parade fuhr die
Kaiserin im Wagen zurück, während der Kaiser wiederum
an der Spitze der Fahnenkompagnie ins Schloß zurückkchrte.
Frankreich.
Paris, 8. Sept. Wie der „Figaro" meldet, wird
der Arbeiter Salson, der den Mordanschlag auf den
Schah machte, nicht vor die Geschworenen verwiesen, sondern
wahrscheinlich in ein Irrenhaus gebracht werden.
Engtarr d.
London, 8. iLept. „Daily News" meldet, es sei be-
schlossen, das Parlament in der letzten Woche des Scpt.
auf lösen, vorausgesetzt, daß in der Zwischenzeit ent-
scheidende Nachrichten aus Südafrika cintreffcn. Der-
artige Nachrichten werden offenbar in höheren Kreisen er-
wartet.

Erichcim täglich nut Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Votksblatt" und das
Äseitige .„Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg.,
mit den Beiblättern S6 Pfg. monatlich. Durch die
Post vchrteUäbrlich 0<> Pfg. okme Bestellgeld.

r ü i u
September 1^
AnssinS
cim zu unsll
bemMühleiM
' Witterung 2'
alten Brückc-
r Vorftasj

cheim.
1. NovE-
mit allem n
rerlandstr^M
tzcmeind^
nftc.
September. /
stageS Sr.A
:zogs Friedl'
I) Uhr
ofr v. HöE,
dtpfr. v. yoA
1t) Uhr
'dienst.
>crr Stadtvm
mhcim.
Ptember.
igottcsdienn- a
idergottesdici"

t vom
cluIiTB
Abfahrt 3 NX
ende u. Go»''
ommen". ,
r. u
Wmvch
cptcmber,
:: Antreten
zum Marsch ^
ic UeberrcichÄ
»üjähr. u. 20>a«

block 47.
pteniber.
r: Predigt,^
zer Strobel-
Überstunde
Ruprecht.
September.
Rbclstunde v»"
r Ruprecht-
ch im ucul"
a: Sonntag
ibelstunde »o"
r Ruprechts
Kirche«
rrinitatis,
1900,
hr: Lesest

eucmiP
«nie.
>er Ucberrcich'j s
die CompaSy
icim Roscnb"'
ur regen
ich am Borasij-
Rock und Hcl^
Hauptm
h. Oberfelds
chiumcr u.
uldastraße 0>
cktober d.
unserem
in 3 Zinu"^
artengenuß
ik HcidelbetH-
 
Annotationen