Nr. 165
27. Jahrgang
Donnerstag, 19. Inli 1900
6WstWk: Vilm ^ikkkllrstiaßc 1?.
GksPstsßklle: lllllktt Rkltlirstrch 1?.
! öfs^.^^ruhc, 18. Juli. Der „SknatSanzcigcr" vcr-
! heute die allerhöchste Entschließung, betreffend
ckcnstraße 4.
Daily Expreß" meldet aus
Unterestr. 13.
Consul; ein Beira in Portugiesisch'Südoslafrika, wo seit
1898 A. C. Roß Conful ist; cinPeirain Portugal ohne
britischen Consul; schließlich die Landschaft Beira Alta in
Portugal, wo gleichfalls kein britischer Consul gedeiht.
Also darf man wohl annchmcn, daß dcr unglückliche Con-
sn! Roß im südostafrikanischcn Beira gemeint ist. Die Rcd.s
ser,
ötigen
. Steing.
nstr. 28.
Herr
zstO
»ein,
mntwem
Weingeist,
-fosen
ckcnkopfstr. 17-
-Divan
: verkaufen
,rcchts,lTr.h.
reichen Grobian, voiu Herrn Lehrer angefangcn bis herunter
zum Dorfwächtcr.
Beim Militär hatte er andere Erfahrungen machen
müssen, was ihn ungemein wurmte. Allein bessern konnte
er nichts daran; man ließ ihn seine anderthalb Jahre
Oberhaus absitzen, ohne Gnade und Pardon. Als die
Strafzeit vorüber war, hätte er noch einmal einen Ein-
steher für sich bestellen können, und zwar für etwa den
sechsten Teil des Geldes, welches ein solcher ihn früher
gekostet haben würde. Denn Bayern hatte mittlerweile seine
Soldaten aus Schleswig-Holstein zurückgezogen, und es
wäre vorläufig wieder Friede geworden. Allein fetzt wollte
Xaver unter keinen Umständen mehr! Zuerst Fastensuppen
essen, bis die Rippen krachten, dann den wilden Mann
machen, hieraus zwei Finger verlieren, in Oberhaus karren
und schließlich doch noch einen Einstandsmann bezahlen,
das fiel ihm gar nicht ein! Kannte er doch das unfehlbare
Mittel, wie er cs anzufangcu hatte, um allen Urteils-
sprüchen zum Trotz den Soldatcnrock dennoch vom Leibe
zu bekommen, und weil er doch schon einmal „gesessen"
war und deshalb zu den „Gezeichneten" und „Angeschwürz-
tcn" gehörte, so wollte er jenes Mittel in Anwendung
bringen, — gleichviel, welche Folgen für ihn daraus ent-
standen! Wenn er nur, ohne Geld ausgcben zu müssen,
vom Militär sortkam! Der Gedanke schmeichelte einerseits
seinem schmutzigen Geiz, anderseits bildete er sich nicht
wenig darauf ein, seinen Willen durchzusctzcn und den
täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Ach Beilagen das „Heidelberger Volksblatt" und das
8scit!ge „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg-,
den Beiblättern 56 Pfg. monatlich. Durch die
llost vierteljährlich iM Pfg. ohne Bestellgeld.
Wt.
Uli, abends
K „Kaiser
) Italien,
tzorträgen.
Borstand.
Witterung:
Haltung im
ich."
l Drmg
Plöck Nr. 54.
MMthl
Pfg-,
Srodmchl
Wwe.,
rkaus
nken, Küchen-
lasch u. pol.
illige Küchen-
i, Rost, Ma-
lliile
fg.
Prinz Tn an hat eine Trup-
Mnnn zusammcngczogcu. Sie
geteilt. Das erste marschiert
soll die Straße zwischen Pekin
Berkaus von Waffen in dcr Frcmdcnniedcrlnssung an Chi-
nesen zu verhindern. Infolge verschiedener hier umlaufender
Gerüchte herrscht Aufregung.
Loudon, 18. Juli. „Daily Tclcpraph" meldet aus
Cantvn, im Lause einer Unterredung mit den Konsuln
drückte Li-Hung-Tschaug seine großen Besorgnisse
bezüglich der fremden Gesandter! in Peking
aus und erklärte den Konsuln, daß er von dem eng-
lischen Ministerpräsidenten und dem französischen Minister
des Auswärtigen gleichlautende Mitteilungen erhalten habe,
in denen diese für die Gesandten Schutz verlangten und
falls die Gesandten getötet würden, den verantwortlichen
hohen chinesischen Beamten die Todesstrafe angedroht sei.
Li-Huug-Tschaug übermittelte diese Mitteilungen dcr Kaiserin-
Witwe und hatte, wie er sagte, keinen Zweifel, daß diese
Mitteilungen viel zur Rettung der Gesandten beitrage.
Tschifu, 17. Juli,
pcumacht von 15,0 000
sind in mehrere Korps
gegen Mulden, ein Teil
und Shaughaikusom besetzen. Das zweite wird auf Tient-
sin gehen, das dritte Peking, das vierte Nangking besetzen.
Ein Teil des dritten in dcr Zahl von 40000 wird nach
Wcihaiwai nnd Tsintau dirigiert. Gegenwärtig befinden
sich in China 29 000 Japaner. — Eine Meldung aus
Shanghai lautet: Die chinesische Flotte ist im Chinesischen
Meer conecntrirt, wo Feindseligkeiten erwartet werden.
Eine Nachricht aus Nanking besagt, infolge dcr Befehle
des Prinzen Tuan herrscht große militärische Bewegung
wegen des Erscheinens dcr Japaner auf chinesischen Boden.
Dcr Vicckönig von Nanking wies die fremden Konsnln an,
daß er für die Ereignisse in Ningpo und Tschutschan die
Verantwortung nicht übernehmen könne. Die Ausländer
eilten nach Changhai, wo wenig Truppen seien. Die Lage
ist beunruhigend. Aus Ningpo, wo die Häuser dcr Aus-
länder in Brand gesteckt und die Missionare mißhandelt
wurden, seien viele Ausländer angckommcn. Die aufstän-
dische Bewegung bemächtigt sich Südchinas. Die
Fremden in Tschuanschu wurden angegriffen; cs herrscht
große Panik.
London,
Tientsin vom 15.: Die Verluste dcr ausländischen
Truppen am 14. d. M. betrugen 460 Tote und Ver-
wundete. Demselben Blatte wird von seinem Bericht-
erstatter aus Shaughai vom 17. gemeldet, er habe aus
Die Wirren in China.
Berlin, 18. Juli. Die „Nordd. Allg. Ztg." mel-
det: Staatssekretär vou Bülow hat Veranlassung ge-
nommen, dcr hiesigen chinesischen Gesandtschaft
bekannt zu geben, daß ihr bis aus weiteres nicht mehr
gestattet werden könne, chiffrierte oder in verabredeter
Sprache abgcfaßtc Telegramme abzusendcn, und daß offene
Telegramme vor dcr Absendung dem Staatssekretär zur
Genehmigung und Beförderung vorzulegcn sind.
London, 18. Juli. „Daily Mail" meldet aus
Shanghai vom 17.: Es gelangten Nachrichten hierher,
daß am 9. in Tayuan, dcr Hauptstadt der Schamis,
40 Ausländer und 100 christliche Chinesen nicdcrge-
macht wurden. Die frcmdenfcindlichc Bewegung verbreitet
sich schnell in Mittel- und Südchina. Der Berichterstatter
der „Daily Mail" in Shanghai will ferner erfahren haben,
daß Prinz T s ching und andere frcmdcnfrcundlichc hohe
Beamte dem Sir Robert Hart Vorschlägen, verkleidet zu
flüchten, was ihm dadurch, daß er fließend chinesisch sprach,
leicht gelungen wäre. Hart weigerte sich aber, allein zu
fliehen und die anderen Ausländer im Stich zu lassen;
zwei Mal, zuletzt am 5. d. M., schrieb Hart au Prinz
Tuan, er ersuche ihn, das Leben dcr Fremden zu schonen,
doch erhielt er keine Antwort.
London, 18. Juli. Das Reutcrsche Bureau meldet
aus Shanghai vom 16. d.: Es besteht kaum noch Zweifel
daran, daß dcr Direktor dcr Eisenbahnen Sh eng seine
Meldung aufrecht erhält, und daß die nach England ge-
kabelte Nachricht bezüglich des Pekinger Blutbades
als zutreffend anzuschcn ist. —Was die Lage in Shang-
hai betrifft, so ist cs offenbar, daß die Wusungforls
verstärkt werden. In den letzten Tagen beobachtete man,
wie ein kleines chinesisches Dampfboot die Forts mit einem
Frachtboot im Schlepptau mit Truppen für das Arsenal
in Shanghai verließ und van dort wahrscheinlich mit
Munition für dieselben zurnckkehrle. Die fremden Konsnln
wünschten, daß die chinesischen Behörden die Fahrten des
Dampfers untersagen. Derselbe ist jedoch gestern wieder
schwer beladen vorübcrgesahrcn. Die Konsuln traten heute
zu einer Beratung zusammen. Es wurde beschlossen, den
Nrr Schmied von Pirk
Dichtung aus der Sberpfalz von Jos. Baierlein.
^Nachdruck verboten.j
I (Fortsetzung.)
o^wand'^^ Dorngiebcl fühlte die Beacht dieser an's
t der gewohnten laut klingenden Töne; er fuhr
llen ""d nach der Tasche des Beinkleides und schon
«vier "/s wollte er seinem Vorgesetzten das fatale
scheu als plötzlich ein Lächeln grimmigen höh-
a:,u über sein boshaft verzerrtes Gesicht zuckte,
inen cr das Papier in der hohlen Hand zu einer
Nh vdci"^ Mammen, und ehe Jemand seine Absicht cr-
Hschmin D d^an hindern konnte, streckte cr mit einer
8 Nu " Bewegung den zerknüllten Brief in den Mund,
id Darina! kräftig darauf mit seinen gesunden Zähnen
_ drglmn -^chlafig ihn angesichts des von dem unerhörten
lN^eN chdeurs ' braschten nnd aufs höchste entrüsteten Kom-
nkopfstraßc kN nuch^ Burschen dcr Bissen würgte, tonnte man
ch. ß ihm m""- Kennen, daß cr nach Athem schnappte und
Gerste zu vcr- tPmllcu blickenden Augen aus den Höhlen hcr-
an chn "^er was verschlug das? Jetzt konnte cr ja
5 ' dummen wehr vorzcigcn, und vielleicht schrieben
'M' amgx ' crztc, die cr schon so langc am Narrcnscil
wrstraßc 137. 4:erstp^„'' das Vcrschluckcn und Verschlingen von
.. ,,, doch Rechnung seines gestörten Geistes. Er
L Gnsendorfet och whr h^, d„ß Herr Xaver Dorngiebel!
Iiisernteitblertt
für «SeiöeLVerg und Hlrngegenö
ter
ulzcngassc 13.
Mädchen
scn gründlich
cten
iße 41,3. St.
tsi^'ss der Landlagsscssion für 1899/19(10.
r,r,-j.^rssnihc, 18. Juli. Die Einschiffung dcr bcidcn
auogcrückrcu Kompagnicn des Expeditionskorps cr-
qn.» m Brcmcrhavcn am 4. August an Bord dcr
"Phvuwia."
18. Juli. Die Einschi ff u ng dcr gestern
u s abgcrückrcn bcidcn K ompagnic n dcs ostasiatischcn
,^'^ricrcgimcuts crsolgt in Brcmcrhavcn am 4.
i der i an Bord dcs Transportdampfcrs „Phönicia,"
! r „ Bclasiungssähigkcit von gcgcn 1800 Manu und
»hat ^Geschwindigkeit von 19 Sccmcilcu pro Stunde
' Bis zum 2. oder 9. August bleiben unsere Lands-
' im Ucbungslagcr bei Hagenau.
^.aden-BadkN, 18. Juli. Wie gemeldet wurde, trifft
tlioi^ > von Pcrsicn Ende Juli zu einem mchr-
'^.N. 'lufcnihalt hicr ein.
. klklsbavcn, 48. Juli. Dcr Lloyddampfcr „Stutt-
Krei asn 4. September mir Verwundeten vom
a/crgcschwadcr in dcr Heimat cintrcffen.
Und /"bkhcim, 18. Juli. Dcr Kaiser blieb gestern
"" Bord dcr „Hohcuzollcrn" und nahm die
chr Kabinctsvcrtrclcr entgegen. Das Wetter ist
u wechselnd. Morgen erfolgt die Weiterfahrt
^kkes w 'kkichrung, zunächst bis Molde. An Bord ist
Frankreich.
ist - Id!, fiuli. Der Präsidcnt dcr Republik Loubct
'' kkdr nach Chcrburg abgcrcist.
dcr ^uli. Der „Tcmps" meldet aus London,
Ujich ^vsischc Minister dcs Acußcrcn beabsichtigt die
Un dü n," _^'s"ch"U sofortige Blaßrcgcln zu ergreifen,
Cg ,"''kahr von Waffen zu verbieten.
ficr Uvurg, 18. Juli. Präsidcnt Lou bet ist abends
rsmiO ^crroffcu und nm Bahnhof von den Behörden cm-
und von der Bevölkerung lebhaft begrüßt worden.
, England.
^ir^o„Daily Expreß" meldet aus
öv lxgout 17. d. Mts.: Derbritischc Consul erhicl einen
fird /'a; ins Genick. An dcr Erhaltung seines Lebens
sachsi' Der Mörder wurde ins Gefängnis ge-
'-s gib! cin Beira in Brasilien ohne britischen
Deutsches Reich.
18. Juli. Dcr Großhcrzog und die
k.J^.^' sagiu vou Baden sind heute nach dem Engadin
""d werden nm 21. Juli in St. Moritz cin-
Glcichwohl halte cr auch diesmal wieder, trotz seiner wenn cr sic geizig in dcr Tasche bchiclt und nur ancin-
Schlauhcit und bäuerlichcn Unvcrfrorcnhcit, weitab neben > ander klingen ließ; dort beugten sich alle vor ihm, dem
die Scheibe geschossen. Denn cs fiel dem Obersten, dcr
jetzt vom lichtscheuen Inhalt dcs verspeisten Zettels durch-
aus überzeugt war, nicht schwer, den wirklichen Schreiber
desselben cu cruriercn, und als cr diesen in'S Gebet nahm,
erfuhr cr ohne Rückhalt alles, was er wissen wollte. Die
Folge davon war, daß dcr RcgimcntSauditcur und das
Militärgericht Arbeit bekamen, und daß dcr Gemeine Xaver
Dorngiebcl wegen Simulation, Selbstverstümmelung in
verbrecherischer Absicht nnd verweigerten Gehorsams zu
anderthalb Jahren schwerem Gefängnis, zu erstehen auf der
Festung Oberhaus, verurteilt wurde. Zugleich wurde aus-
gesprochen, daß derselbe nicht aus dem Armceverbande zu
entlassen sei, sondern nach verbüßter Strafe seine vollen
sechs Jahre aus einem Militärfohlcnhof nachzudiencn habe,
wo cr auch mit beschädigter Hand noch Dienstleistungen
verschiedener Art zu verrichten vermöge.
Höllsakra! —- wie der Bursch zu fluchen pflegte —
das hatte cr nicht erwartet. Da hatte cr mit all scincr
Pfiffigkeit doch auf der falschen Saite gegeigt! Er ver-
goß heiße Thränen, nicht der Reue, sondern ohnmächtiger
Wuth, weil das Schicksal so ungerecht war, keinen Unter-
schied zwischen ihm, dem reichen Bauernsohn, und einem
beliebigen armen Teufel zu machen. Gab es wirklich Ver-
hältnisse, wo Geld und Gut und cin darauf begründetes
protziges Gebühren ohne Berücksichtigung blieben? In
seinem Heimatort Kalmünz hatte cr nichts davon bemerken
können; dort huldigte alles seinen Kronenthalcrn, selbst
.. ..-.-.. > . d
Anzeigen: die 1-spaltigc Petitzeilc oder deren Raum
15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be-
deutend ermäßigt. Reklamen 56 Pfg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Gratisverbrcitung durch Saulcnanschlag.
27. Jahrgang
Donnerstag, 19. Inli 1900
6WstWk: Vilm ^ikkkllrstiaßc 1?.
GksPstsßklle: lllllktt Rkltlirstrch 1?.
! öfs^.^^ruhc, 18. Juli. Der „SknatSanzcigcr" vcr-
! heute die allerhöchste Entschließung, betreffend
ckcnstraße 4.
Daily Expreß" meldet aus
Unterestr. 13.
Consul; ein Beira in Portugiesisch'Südoslafrika, wo seit
1898 A. C. Roß Conful ist; cinPeirain Portugal ohne
britischen Consul; schließlich die Landschaft Beira Alta in
Portugal, wo gleichfalls kein britischer Consul gedeiht.
Also darf man wohl annchmcn, daß dcr unglückliche Con-
sn! Roß im südostafrikanischcn Beira gemeint ist. Die Rcd.s
ser,
ötigen
. Steing.
nstr. 28.
Herr
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mntwem
Weingeist,
-fosen
ckcnkopfstr. 17-
-Divan
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,rcchts,lTr.h.
reichen Grobian, voiu Herrn Lehrer angefangcn bis herunter
zum Dorfwächtcr.
Beim Militär hatte er andere Erfahrungen machen
müssen, was ihn ungemein wurmte. Allein bessern konnte
er nichts daran; man ließ ihn seine anderthalb Jahre
Oberhaus absitzen, ohne Gnade und Pardon. Als die
Strafzeit vorüber war, hätte er noch einmal einen Ein-
steher für sich bestellen können, und zwar für etwa den
sechsten Teil des Geldes, welches ein solcher ihn früher
gekostet haben würde. Denn Bayern hatte mittlerweile seine
Soldaten aus Schleswig-Holstein zurückgezogen, und es
wäre vorläufig wieder Friede geworden. Allein fetzt wollte
Xaver unter keinen Umständen mehr! Zuerst Fastensuppen
essen, bis die Rippen krachten, dann den wilden Mann
machen, hieraus zwei Finger verlieren, in Oberhaus karren
und schließlich doch noch einen Einstandsmann bezahlen,
das fiel ihm gar nicht ein! Kannte er doch das unfehlbare
Mittel, wie er cs anzufangcu hatte, um allen Urteils-
sprüchen zum Trotz den Soldatcnrock dennoch vom Leibe
zu bekommen, und weil er doch schon einmal „gesessen"
war und deshalb zu den „Gezeichneten" und „Angeschwürz-
tcn" gehörte, so wollte er jenes Mittel in Anwendung
bringen, — gleichviel, welche Folgen für ihn daraus ent-
standen! Wenn er nur, ohne Geld ausgcben zu müssen,
vom Militär sortkam! Der Gedanke schmeichelte einerseits
seinem schmutzigen Geiz, anderseits bildete er sich nicht
wenig darauf ein, seinen Willen durchzusctzcn und den
täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Ach Beilagen das „Heidelberger Volksblatt" und das
8scit!ge „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg-,
den Beiblättern 56 Pfg. monatlich. Durch die
llost vierteljährlich iM Pfg. ohne Bestellgeld.
Wt.
Uli, abends
K „Kaiser
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tzorträgen.
Borstand.
Witterung:
Haltung im
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l Drmg
Plöck Nr. 54.
MMthl
Pfg-,
Srodmchl
Wwe.,
rkaus
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lasch u. pol.
illige Küchen-
i, Rost, Ma-
lliile
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Prinz Tn an hat eine Trup-
Mnnn zusammcngczogcu. Sie
geteilt. Das erste marschiert
soll die Straße zwischen Pekin
Berkaus von Waffen in dcr Frcmdcnniedcrlnssung an Chi-
nesen zu verhindern. Infolge verschiedener hier umlaufender
Gerüchte herrscht Aufregung.
Loudon, 18. Juli. „Daily Tclcpraph" meldet aus
Cantvn, im Lause einer Unterredung mit den Konsuln
drückte Li-Hung-Tschaug seine großen Besorgnisse
bezüglich der fremden Gesandter! in Peking
aus und erklärte den Konsuln, daß er von dem eng-
lischen Ministerpräsidenten und dem französischen Minister
des Auswärtigen gleichlautende Mitteilungen erhalten habe,
in denen diese für die Gesandten Schutz verlangten und
falls die Gesandten getötet würden, den verantwortlichen
hohen chinesischen Beamten die Todesstrafe angedroht sei.
Li-Huug-Tschaug übermittelte diese Mitteilungen dcr Kaiserin-
Witwe und hatte, wie er sagte, keinen Zweifel, daß diese
Mitteilungen viel zur Rettung der Gesandten beitrage.
Tschifu, 17. Juli,
pcumacht von 15,0 000
sind in mehrere Korps
gegen Mulden, ein Teil
und Shaughaikusom besetzen. Das zweite wird auf Tient-
sin gehen, das dritte Peking, das vierte Nangking besetzen.
Ein Teil des dritten in dcr Zahl von 40000 wird nach
Wcihaiwai nnd Tsintau dirigiert. Gegenwärtig befinden
sich in China 29 000 Japaner. — Eine Meldung aus
Shanghai lautet: Die chinesische Flotte ist im Chinesischen
Meer conecntrirt, wo Feindseligkeiten erwartet werden.
Eine Nachricht aus Nanking besagt, infolge dcr Befehle
des Prinzen Tuan herrscht große militärische Bewegung
wegen des Erscheinens dcr Japaner auf chinesischen Boden.
Dcr Vicckönig von Nanking wies die fremden Konsnln an,
daß er für die Ereignisse in Ningpo und Tschutschan die
Verantwortung nicht übernehmen könne. Die Ausländer
eilten nach Changhai, wo wenig Truppen seien. Die Lage
ist beunruhigend. Aus Ningpo, wo die Häuser dcr Aus-
länder in Brand gesteckt und die Missionare mißhandelt
wurden, seien viele Ausländer angckommcn. Die aufstän-
dische Bewegung bemächtigt sich Südchinas. Die
Fremden in Tschuanschu wurden angegriffen; cs herrscht
große Panik.
London,
Tientsin vom 15.: Die Verluste dcr ausländischen
Truppen am 14. d. M. betrugen 460 Tote und Ver-
wundete. Demselben Blatte wird von seinem Bericht-
erstatter aus Shaughai vom 17. gemeldet, er habe aus
Die Wirren in China.
Berlin, 18. Juli. Die „Nordd. Allg. Ztg." mel-
det: Staatssekretär vou Bülow hat Veranlassung ge-
nommen, dcr hiesigen chinesischen Gesandtschaft
bekannt zu geben, daß ihr bis aus weiteres nicht mehr
gestattet werden könne, chiffrierte oder in verabredeter
Sprache abgcfaßtc Telegramme abzusendcn, und daß offene
Telegramme vor dcr Absendung dem Staatssekretär zur
Genehmigung und Beförderung vorzulegcn sind.
London, 18. Juli. „Daily Mail" meldet aus
Shanghai vom 17.: Es gelangten Nachrichten hierher,
daß am 9. in Tayuan, dcr Hauptstadt der Schamis,
40 Ausländer und 100 christliche Chinesen nicdcrge-
macht wurden. Die frcmdenfcindlichc Bewegung verbreitet
sich schnell in Mittel- und Südchina. Der Berichterstatter
der „Daily Mail" in Shanghai will ferner erfahren haben,
daß Prinz T s ching und andere frcmdcnfrcundlichc hohe
Beamte dem Sir Robert Hart Vorschlägen, verkleidet zu
flüchten, was ihm dadurch, daß er fließend chinesisch sprach,
leicht gelungen wäre. Hart weigerte sich aber, allein zu
fliehen und die anderen Ausländer im Stich zu lassen;
zwei Mal, zuletzt am 5. d. M., schrieb Hart au Prinz
Tuan, er ersuche ihn, das Leben dcr Fremden zu schonen,
doch erhielt er keine Antwort.
London, 18. Juli. Das Reutcrsche Bureau meldet
aus Shanghai vom 16. d.: Es besteht kaum noch Zweifel
daran, daß dcr Direktor dcr Eisenbahnen Sh eng seine
Meldung aufrecht erhält, und daß die nach England ge-
kabelte Nachricht bezüglich des Pekinger Blutbades
als zutreffend anzuschcn ist. —Was die Lage in Shang-
hai betrifft, so ist cs offenbar, daß die Wusungforls
verstärkt werden. In den letzten Tagen beobachtete man,
wie ein kleines chinesisches Dampfboot die Forts mit einem
Frachtboot im Schlepptau mit Truppen für das Arsenal
in Shanghai verließ und van dort wahrscheinlich mit
Munition für dieselben zurnckkehrle. Die fremden Konsnln
wünschten, daß die chinesischen Behörden die Fahrten des
Dampfers untersagen. Derselbe ist jedoch gestern wieder
schwer beladen vorübcrgesahrcn. Die Konsuln traten heute
zu einer Beratung zusammen. Es wurde beschlossen, den
Nrr Schmied von Pirk
Dichtung aus der Sberpfalz von Jos. Baierlein.
^Nachdruck verboten.j
I (Fortsetzung.)
o^wand'^^ Dorngiebcl fühlte die Beacht dieser an's
t der gewohnten laut klingenden Töne; er fuhr
llen ""d nach der Tasche des Beinkleides und schon
«vier "/s wollte er seinem Vorgesetzten das fatale
scheu als plötzlich ein Lächeln grimmigen höh-
a:,u über sein boshaft verzerrtes Gesicht zuckte,
inen cr das Papier in der hohlen Hand zu einer
Nh vdci"^ Mammen, und ehe Jemand seine Absicht cr-
Hschmin D d^an hindern konnte, streckte cr mit einer
8 Nu " Bewegung den zerknüllten Brief in den Mund,
id Darina! kräftig darauf mit seinen gesunden Zähnen
_ drglmn -^chlafig ihn angesichts des von dem unerhörten
lN^eN chdeurs ' braschten nnd aufs höchste entrüsteten Kom-
nkopfstraßc kN nuch^ Burschen dcr Bissen würgte, tonnte man
ch. ß ihm m""- Kennen, daß cr nach Athem schnappte und
Gerste zu vcr- tPmllcu blickenden Augen aus den Höhlen hcr-
an chn "^er was verschlug das? Jetzt konnte cr ja
5 ' dummen wehr vorzcigcn, und vielleicht schrieben
'M' amgx ' crztc, die cr schon so langc am Narrcnscil
wrstraßc 137. 4:erstp^„'' das Vcrschluckcn und Verschlingen von
.. ,,, doch Rechnung seines gestörten Geistes. Er
L Gnsendorfet och whr h^, d„ß Herr Xaver Dorngiebel!
Iiisernteitblertt
für «SeiöeLVerg und Hlrngegenö
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Mädchen
scn gründlich
cten
iße 41,3. St.
tsi^'ss der Landlagsscssion für 1899/19(10.
r,r,-j.^rssnihc, 18. Juli. Die Einschiffung dcr bcidcn
auogcrückrcu Kompagnicn des Expeditionskorps cr-
qn.» m Brcmcrhavcn am 4. August an Bord dcr
"Phvuwia."
18. Juli. Die Einschi ff u ng dcr gestern
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,^'^ricrcgimcuts crsolgt in Brcmcrhavcn am 4.
i der i an Bord dcs Transportdampfcrs „Phönicia,"
! r „ Bclasiungssähigkcit von gcgcn 1800 Manu und
»hat ^Geschwindigkeit von 19 Sccmcilcu pro Stunde
' Bis zum 2. oder 9. August bleiben unsere Lands-
' im Ucbungslagcr bei Hagenau.
^.aden-BadkN, 18. Juli. Wie gemeldet wurde, trifft
tlioi^ > von Pcrsicn Ende Juli zu einem mchr-
'^.N. 'lufcnihalt hicr ein.
. klklsbavcn, 48. Juli. Dcr Lloyddampfcr „Stutt-
Krei asn 4. September mir Verwundeten vom
a/crgcschwadcr in dcr Heimat cintrcffen.
Und /"bkhcim, 18. Juli. Dcr Kaiser blieb gestern
"" Bord dcr „Hohcuzollcrn" und nahm die
chr Kabinctsvcrtrclcr entgegen. Das Wetter ist
u wechselnd. Morgen erfolgt die Weiterfahrt
^kkes w 'kkichrung, zunächst bis Molde. An Bord ist
Frankreich.
ist - Id!, fiuli. Der Präsidcnt dcr Republik Loubct
'' kkdr nach Chcrburg abgcrcist.
dcr ^uli. Der „Tcmps" meldet aus London,
Ujich ^vsischc Minister dcs Acußcrcn beabsichtigt die
Un dü n," _^'s"ch"U sofortige Blaßrcgcln zu ergreifen,
Cg ,"''kahr von Waffen zu verbieten.
ficr Uvurg, 18. Juli. Präsidcnt Lou bet ist abends
rsmiO ^crroffcu und nm Bahnhof von den Behörden cm-
und von der Bevölkerung lebhaft begrüßt worden.
, England.
^ir^o„Daily Expreß" meldet aus
öv lxgout 17. d. Mts.: Derbritischc Consul erhicl einen
fird /'a; ins Genick. An dcr Erhaltung seines Lebens
sachsi' Der Mörder wurde ins Gefängnis ge-
'-s gib! cin Beira in Brasilien ohne britischen
Deutsches Reich.
18. Juli. Dcr Großhcrzog und die
k.J^.^' sagiu vou Baden sind heute nach dem Engadin
""d werden nm 21. Juli in St. Moritz cin-
Glcichwohl halte cr auch diesmal wieder, trotz seiner wenn cr sic geizig in dcr Tasche bchiclt und nur ancin-
Schlauhcit und bäuerlichcn Unvcrfrorcnhcit, weitab neben > ander klingen ließ; dort beugten sich alle vor ihm, dem
die Scheibe geschossen. Denn cs fiel dem Obersten, dcr
jetzt vom lichtscheuen Inhalt dcs verspeisten Zettels durch-
aus überzeugt war, nicht schwer, den wirklichen Schreiber
desselben cu cruriercn, und als cr diesen in'S Gebet nahm,
erfuhr cr ohne Rückhalt alles, was er wissen wollte. Die
Folge davon war, daß dcr RcgimcntSauditcur und das
Militärgericht Arbeit bekamen, und daß dcr Gemeine Xaver
Dorngiebcl wegen Simulation, Selbstverstümmelung in
verbrecherischer Absicht nnd verweigerten Gehorsams zu
anderthalb Jahren schwerem Gefängnis, zu erstehen auf der
Festung Oberhaus, verurteilt wurde. Zugleich wurde aus-
gesprochen, daß derselbe nicht aus dem Armceverbande zu
entlassen sei, sondern nach verbüßter Strafe seine vollen
sechs Jahre aus einem Militärfohlcnhof nachzudiencn habe,
wo cr auch mit beschädigter Hand noch Dienstleistungen
verschiedener Art zu verrichten vermöge.
Höllsakra! —- wie der Bursch zu fluchen pflegte —
das hatte cr nicht erwartet. Da hatte cr mit all scincr
Pfiffigkeit doch auf der falschen Saite gegeigt! Er ver-
goß heiße Thränen, nicht der Reue, sondern ohnmächtiger
Wuth, weil das Schicksal so ungerecht war, keinen Unter-
schied zwischen ihm, dem reichen Bauernsohn, und einem
beliebigen armen Teufel zu machen. Gab es wirklich Ver-
hältnisse, wo Geld und Gut und cin darauf begründetes
protziges Gebühren ohne Berücksichtigung blieben? In
seinem Heimatort Kalmünz hatte cr nichts davon bemerken
können; dort huldigte alles seinen Kronenthalcrn, selbst
.. ..-.-.. > . d
Anzeigen: die 1-spaltigc Petitzeilc oder deren Raum
15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be-
deutend ermäßigt. Reklamen 56 Pfg. Für Auf-
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