27. Jahrgang
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Seffendörsec
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Das Syndikat der deutschen Papier-
fabrikanten
hat entschieden den höchsten Reccord aller Syndikate in der
Ausbeutung der Konsumenten erreicht. Die Papierfabri-
kanten haben innerhalb von sechs Monaten die Papierprcise
um 50 Prozent und mehr gesteigert. Gewöhnliches
Druckpapier, das im Frühjahr 21 Pfennige kostete, wird
jetzt mit 30 Pfennigen angeboren und weitere Preis-
steigerungen sollen bevorstehen. Die Bezieher von Papier
I werden in der unglaublichsten Weise terrorisiert und
namentlich die kleineren Blätter find von der Gnade des
Syndikats abhängig. Eine Reihe schwächer situierter
Zeitungen wird, wenn das so weiter geht, nach Ansicht
Sachverständiger zu Grunde gerichtet werden, und bei
manchen größeren Zeitungen wird jede Rentabilität in
Frage gestellt sein. Der Export von Papier nach dem
Auslände ist dabei beträchtlich gestiegen und betrug in
den ersten 8 Monaten dieses Jahres 1 475 721 Doppel-
zentner gegen 1 220 325 Doppelzentner im gleichen Zeit-
raum des Vorjahres. Die Einfuhr dagegen betrug in
dem entsprechenden Zeitabschnitt nur 262 617 rcsp. 284 591
Doppelzentner. Die Papierindustrie ist alw zu einem
wesentlichen Teil Exportindustric geworden. Unter diesen
Umständen erklärt cs sich auch, daß das Papiersyndikat
alle Konkurrenzofscrten der Fabrikanten zu verhindern weiß.
Sogar ein h ochschutzzöllncrisch cs Organ wie
die „Rh. Wests. Ztg." fordert, daß Angesi chtS d iescr
„raschen Preistreiberei" die Pap i erzö llc auf-
gehoben oder beschränkt werden, und spricht sich ent-
schieden gegen die von den Papicrfabrikantcn angestrebte
Erhöhung des Papierzolles aus. Jede Industrie, die einen
Schutzzoll haben wolle, müsse hierfür das Bedürfnis nach-
weisen. In diesem Falle aber liege wie das Blatt offen
erklärt, keinerlei Bedürfnis für eine Zollcrhöhung, viel-
mehr lediglich die Notwendigkeit einer Zollcrleichterung vor.
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unglücklich vor mir zu sehen, ist mir auch entsetzlich, und
nachdem ich Gottes wunderbare Fügung in Herberts und
Deinem Leben erkannt habe, frage ich mich doch, ob ich
das Recht habe, aus eigenstem Willen heraus über zwei
Menschenschicksale so eigenmächtig zu entscheiden. Glaube
mir, die letzte Woche hat mir nur schlechte Nächte ge-
bracht urd ich habe schwer mit mir gerungen. Glaube es
mir, es wird einem nicht leicht, die Altäre, welche man
selber errichte: hat, mit eigener Hand umzuwerfen und sich
zu sagen: „Du hast Dich geirrt ein Leben lang!" Nun
aber habe ich überwunden und die Frucht meines Kampfes
steckt hier in meinem Pompadour." Dabei wies sie auf
einen Beutel aus schwarzem Plüsch, den sic an ihrem
linken Arm trug. „Klementine aber hat nur Dir ihr
Glück zu danken, und deshalb soll sie es auch aus Deiner
Hand empfangen!" Die Gräfin nahm bei diesen Worten
ein ziemlich umfangreiches Päckchen aus dem Beutel und
händigte cs Gertrud ein. Erwartungsvoll schlug diese
die Papierhülle auseinander, so daß ihr ein Packet aus
Kartonpapier cntgegenfiel; auf der obersten Karte standen
in eleganter Schrift die Worte:
„Klementine, Komtesse Landskron,
Oberleutnant Otto Marveldt,
Verlobte."
Mit einem lauten Ausruf der Freude fiel Gertrud
ihrer Schwiegermutter um den Hals und bedeckte ihr Ge-
sicht mit Küssen. Die Gräfin-Mutter, welche sonst das
Bild gemessenster Würde war, erhielt heute eine zweite,
so stürmische Liebkosung, wie sie sic wohl noch niemals
chinesischen Mohamedaner auszubrcchen, welcher die Sicher-
heit des Thrones gefährden soll.
Loudon, 6. Nov. Aus Peking wird unterm 4. Nov.
gemeldet: Li-Hung-Tschang wandte sich für seine
Person an einige Gesandten und suchte sie zu bewegen,
ihren Einfluß bei dem Grafen Wald er fee geltend zu
machen, damit dieser die Vollstreckung der über die Beamten
von Paotingfu verhängten Todesurteile verschiebe.
Petersburg, 6. Nov. Nach einer Meldung der
„Nowoje Wremja" aus Wladiwostok befand sich General-
gouverneur Grodekow am 31. Oktober noch in der
Mandschurei. In Charbin, Wladiwostok und Nikolsk sind
mehr als 20 Hospitäler, Apotheken und Baracken für die
kranken und verwundeten Soldaten eröffnet. Fieber und
Typhusfälle unter den Truppen der Mandschurei nehmen ab.
Djibuti, 6. Nov. Das niederländische Kriegsschiff
„Gelderlaud" mit dem BurenpräsidentcnKrüger an Bord
ist gestern hier eingctrosfcn und wird drei Tage hier vcr
weilen. In Port Said soll die „Gelderland" die erfor-
derlichen Anweisungen über die Landung in Europa er-
halten. Präsident Krüger, dessen Gesundheitszustand sehr
gut ist,- äußerte, als er von den jüngsten Siegen der
Buren hörte, die lebhafteste Freude. Dr. Heymann er-
klärte, Krüger komme nur in Urlaub nach Europa.
Eradock, 6. Nov. Man glaubt, daß ein Buren-
kommando bei Petcrvillc südlich des Orangeflusses stehe.
Ein Soldat des malischen Regiments wurde vergangene
Woche erschossen, als er bei Philippstadt, wohin eine eng-
lische Besatzung gelegt ist, auf einer Streife begriffen war.
Wie es endete.
Roman von Maria Theresia May.
jNachdruck verboten.j
- Madrid, 6. Nov. Die Truppen setzen die Strcif-
zum Zwecke der Verfolgung der karlistischen Banden
- den Bergen von Catalonicn fort. In Manricsa
Glln Aufständische einen Fabrikbesitzer und seine Frau
Skeinwürfc. Mehrere Verhaftungen wurden vor-
V^rnmcn.
j „Glaubst Du denn, Herbert, die Mama hätte mich
ZUals anerkannt, wenn ich nicht die Enkelin der Gräfin
Bankcnihurn war? Nimmer wäre es geschehen ohne den
Mall, der meine Großmutter hierher führte und sie mich
"cnncn ließ."
... „Ich glaube, Du irrst, Gertrud", entgegnete Herbert
Mlich. „Meiner Ansicht nach wäre sie früher oder
kiter doch dem Reize Deiner Persönlichkeit zugänglich
Horden, und auch ohne Tante Frankenthnrns Hierher
sollst würde sie Dich als ihr liebes Kind an ihr Muttcr-
^Kz genommen haben."
,, „Du bist ein Schmeichler; aber glaube mir, der Augen-
Bck wäre erst nach Jahren eingetroffen. Außerdem darfst
xU nie vergeßen, daß im Grunde genommen bei Klemen-
Me die Sachen doch ganz anders liegen. Der Gedanke,
ihre Tochter als an eine simple Frau Marveldt zu
Ersten, muß für Mama ja eigentlich furchtbar sein, wäh-
^rid ich doch nun Deinen Namen trage, und cs dadurch
xK Mutter leicht wird, zu vergessen, daß ich einmal
^"ynert hieß."
.. „Ich glaube fast, daß Du doch recht hast; wie soll
Sache aber werden?"
„Ich will es morgen, am Christabend, nochmals ver-
suchen, die Mama umzustimmcn, obgleich sie mich das
letzte Mal noch ziemlich kühl abgewiesen hat!"
Eingedenk dieses Versprechens trat Gertrud, nachdem
sich die erste Unruhe des Festabends gelegt hatte, auf ihre
Schwiegermutter zu und setzte sich neben in diese in einen
Fauteuil. Es war, als ob die alte Dame Gertruds Ge-
danken erraten hatte; denn sie eröffnete die Unterhaltung
mit ihrer Schwiegertochter durch die Bemerkung: „Ist es
nicht rührend, wie Klementine sich bemüht, heiter zu er-
scheinen unter dem Christbaum?"
„Mama", flüsterte Gertrud schmeichelnd, indem sic
die Hand der Gräfin streichelte, „ich wüßte ein Mittel,
wodurch cs uns gelänge, die Kleine nicht nur heiter er-
scheinen, sondern in wahrer Seligkeit aufjubeln zu lassen."
„Auch ich kenne dieses Mittel, meine Tochter", ent-
gegnete die Gräfin, „und ich bin bereit, für Klemcntinens
Glück das Opfer der Überzeugungen meines ganzen
Lebens zu bringen. Danke mir nicht", fuhr sie fort, als
Gertrud sich stürmisch über die Hand der Schwiegermutter
neigte und dieselbe küßte. „Im Grunde hat Klementine
Dir für das Glück zu danken. Du glaubst nicht, wie
mich das Zusammensein mit Deiner Großmutter erschüt-
tert hat. Sic war ähnlich starr in Grundsätzen und An-
sichten; sic Hal es über sich vermocht, ihre heißgeliebte
Tochter zu verstoßen, weil diese dem Mann, welchen ihr
Herz gewählt hatte, folgte. Von Klementine wäre nun
zwar ein so extremer Schritt kaum zu fürchten, da sie sich
ohne meinen Segen wohl kaum zu einem Ehebund ent-
schließen würde, aber die Aussicht, sie immer traurig und
Mr AeiöeLberg unö Wrngegenö.
Der südafrikanische Krieg.
Ma s cr u, 6. Nov. Seit Ende vorigen Monats wächst
die Zahl der an der Grenze des Basutolandes sich sam-
melnden Buren. Ein Kommando von 1400 Mann
stand dicht bei Ladybrand. Stadt und Bezirk von Bicksburg
waren in den Händen des Feindes. Die Buren die Vicks-
burg besetzten, standen unter Hermanus Stcijn. Kom-
mandeur der Stadt ist Rodenbach. Bei der Besetzung
wurde das Magaziu in Bicksburg ganz auSgcplündcrt;
auch in Privathäusern wurden Plünderungen vorgcnommcn.
Die englischen Fahnen wurden herabgcholt und
in Stücke gerissen, die die Buren an die Schweife ihrer
Pferde banden. Mehrere Eingeborenen wurden erschossen,
andere auf offener Straße grausam geprügelt. Ein angc
iehcncr Kaufmann wurde verhaftet und ins Burcnlagcr
verbracht, um dort vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden.
Ferner wurde ein Postbeamte gefangen gesetzt. Der von
den Engländern in Bicksburg zurückgclafseuc Schießvorrat
wurde von den Bunn ausgefundcn.
Bloemfontein, 6. Nov. Martinas Stcijn,
der älteste Bruder des Präsidenten, 'st am 2. November
in Springfontein plötzlich an einem Schlaganfall gestorben.
- Der Militärgouvcrncur erklärte die Münzen von
Transvaal als gesetzliches Zahlungsmittel. Der Name
„Nationalbank des Oranje-Freistaates" ist abgeändert worden.
ES heißt jetzt „Nalionalbank des Oranjeflußkolouie".
Johannesburg, 6. Nov. Lord Roberts meldet:
Während unzweideutige Anzeichen vorlicgen, daß die Buren
entmutigt sind, Mangel an Nahrung und Muniton leiden,
thut Präsident Stcijn sein Aeußcrstes, um seine Lands-
leute zur Fortsetzung des hoffnungslosen Kampfes Zu er-
mutigen, indem er sie mit falschen Berichten über Erfolge
täuscht.
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15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Ameigen be- f
deutend ermäßigt. Reklamen 3» Pfg. Für Aust!
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Die Wirren in China.
Tsingtau, 5. Nov. Vor einigen Tagen wurden in
i/K SMc in Thaitunglschcn zwei chinesische Verbrecher,
sllr ihnen ein Boxerhäuptling, den man in Kiautschou
^8, ein katholischer Christ, durch den Scharfrichter von
Zürichou enthauptet. Nur wenige Zuschauer hatten
eingefundcn. Seitdem der Wunsch ausgesprochen ist,
?cht mehr unserc Sol daten zu d i c s er Henkers-
ide it zu verwenden, hat man sich an den Präfekten
Kiautschou gewandt, der „mir Vergnügen" seinen
Jen Scharfrichter der deutschen Regierung zur Verfügung
stellt hat.
a Peking, 6. Nov. Der kaiserliche Hof crllärt cs
^' unmöglich, vor dem nächsten Frühjahr nach Peking
^ckzukchren. Nach Berichten, die in Peking eingetroffen
droht in der Nähe von Singanfu ein Aufstand der
Kescheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage,
sils Beilagen das „Heidelberger Bolksblatt" und das
Tsestige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis S5 Pfg.,
Ätt den Beiblättern 36 Pfg. monatlich. Durch die
P„st vierteliäbrlich »» Pfg. ohne Bestellgeld,
Deutsches Reich.
Heidelberg, 6. Nov.
Jach einer Mitteilung des „Schwäb. Merkur" sei
s Arcnbe rg vom Kriegsgericht zum Tode verurteilt,
Raffer jedoch zu 15 Jahren Zuchthaus und Entfernung
1 dem Heere begnadigt worden. Die Zuchthausstrafe
durch einen weiteren kaiserlichen Gnadenakt in
tJgnis verwandelt worden. Arcnberg hat bekanntlich
JNd feiner Thätigkcit als Kolonialoffizicr in Afrika
^schliche Grausamkeiten an Eingeborenen verübt.
Hkrlm, 6. Nov. Die Eröffnung des Reichs-
ös findet am 14. November, mittags 12 Uhr, im
Jrsaalc des königlichen Schlosses statt. Vorher wird
chsdienst abgchaltcn: für die Evangelischen in der Doni-
^timskirchc um 4 Uhr, für die Katholiken in der Hcd-
Rirche um 11'/» Uhr-
Berlin, 6. Nov. Reichskanzler Graf Bülow ist
i Liebenberg abgcrcist, um dem Kaiser Vortrag zu
'Hy.
Wremen, 6. Nov. Von den unter Beobachtung gc-
Rri Personen, die mit dem an der Pest verstorbenen
^diann Kunze in Berührung gekommen waren, ist bis
'E keine erkrankt.
-Ken,
ln IMS?
Anzeiger.
t zur Aus-
ße 18. l,
en
er, Herren-
a-Jaauets,
er Abend
e, Kleider-
Bettstelleiv
>ir. IS.
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mweißes
hmalz
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. 48 Pfg.
Wttv.,
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the will,
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Mittwoch, 7. November 1KOO
GksWSßeLt: üilttt AMßrch v.
Rost, gut
teu, zu Vrr-
löck 103.
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Parterr-e.
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