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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 191 - Nr. 200 (18. August - 29. August)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0199

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Ur. 199. ST^Iahrgarrg. Dienstag, 28. August 1990.
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UMMerger AmkilU'r.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Bolksblatt" und das
8seitigc „Illustrierte Sonvtagsblatt". Preis 2k» Psg.,
mit den Beiblättern 38 Psg. monatlich. Durch die
Pntt w.rielläbrliib 88 Vfg. obne Beftelloeld.

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deutend ermäßigt. Reklamen 30 Psg. Mr Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Gratisverbreitung durch Säulenanschlag.
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Deutsches Reich.
Berlin, 27. Aug. Aus Befehl des Kaisers findet am
30. d. M. die feierliche Nagelung und Weihe von 64
neuen Fahnen und Standarten statt. An der
Nagelung der Feldzeichen für die ostasiatischen Re-
gimenter beteiligten sich die fremden Militärbcvoll-
mächtigtcn.
Berlin, 27. Aug. Tic „Nord. Allg. Ztg." schreibt:
Die Zeitungen lassen nicht nach, auf die alsbaldige Ein-
berufung des Reichstags hinzuwirkcn und zwar rufen dar-
nach solche Blätter am lautesten, die im Juli dieselbe
Maßregel bekämpft haben. Bezüglich des Bedürfnisses der
Einberufung des Reichstags liegen die Dinge gegenwärtig
nicht anders wie damals. Auch jetzt ist kein Grund vor-
handen, die parlamentarische Ruhepause vorzeitig zu unter-
brechen.

Die Wirren in China.
Port-Said, 27. Aug. Der Dampfer „Sachsen"
ist heute Mittag hier cingetroffcn. Der deutsche Consul
begab sich an Bord des Dampfers und händigte dem
Grafen Waldcrsec Weisungen seiner Regierung aus. Der
Kommandant Halchon startete dem Grafen Waldcrsec einen
Besuch ab, welchen der Capitän der „Sachsen" im Namen
des Grafen Waldcrsec erwiderte. Der Feldmarschall ging
an Land und machte einen Besuch auf dem deutschen Con-
sulat. Darauf kehrte er an Bord dcS Schiffes zurück,
das seine Reise fortsctztc.
Rom, 27. Aug. Die Agcnzia Stcfani meldet ans
Taku vom 26. Ang.: In Peking ist ein Zug zusammen-
gestellt, welcher mir Begleitmannschaften die Frauen und
Kinder sowie die Verwundeten nach Tientsin bringen soll.
Die Familie des italienischen Gesandten schließt sich diesem
Zug an, um sich einige Zeit nach Japan zu begeben. In
Peking stehen fünf Compagnien italienischer Marincsoldaten.
Am 29. werden italienische Truppen, von Hongkong kom-
mend erwartet.
Tientsin, 27. Ang. Große Scharen von Boxern
sammeln sich fünf deutsche Meilen nordwestlich von Aangt-
sun. Die Eisenbahnlinie Tientsin-Aangtsun ist wieder
hcrgcstcllt.
Taku, 27. Aug. Der Befehlshaber der japanischen
Truppen in Peking telegraphiert vom 18. d. M.: Die
Stadt ist jetzt vollständig vom Feinde gesäubert.
Das japanische Kavallerie-Regiment, welches nach Mansun
gesandt wurde, berichtet, die kaiserliche Familie, die
Peking am 14. verließ, sei nach kurzer Rast in diesem
Dorfe in westlicher Richtung weiter gezogen. Sie befand

sich unter Bedeckung des Generals Ata, dessen Truppen
nur etwa über 500 Mann Kavallerie mit 20 Wagen
zählten. Ein anderes Telegramm vom 23. berichtet:
Boxer und chinesische Truppen, welche inNamyca
versammelt sind, stehen im Begriff, die Verbündeten in
Peking vor der äußeren Stadt anzugreifen. Es wird er-
wartet, daß die vereinigte japanische und russische Kavallerie
sic am 25. angrcifcn wird. Ferner wird gemeldet, daß
der Feind in einer Stärke von 9000 Mann und 15 Ka-
nonen von Schantung in nördlicher Richtung vorrückt,
um die Verbündeten in der Hauptstadt anzugrcifcu.
London, 27. Aug. „D. Expreß" meldet aus Shang-
hai: Es heißt jetzt, die Japaner hätten den Kaiser
Kwaugsu nicht gefangen, sondern sich in der Person ge-
irrt. Man glaubt, daß jetzt der ganze Hof, den Kaiser
cingeschloffcn, im Innern der Provinz Schansi ist.
Die Ankunft des neuen deutschen Gesanden v. Mumm
in Shanghai, der von einem halben Dutzend deutscher
Kriegsschiffe nach Taku eskortiert werden soll, habe die
chinesischen Beamten zu dem Glauben gebracht, daß der
deutsche Kaiser den Krieg erklären wolle. Nach chinesischer
Ansicht bestehen auch Anzeichen dafür, daß Deutschland
beabsichtige, Pootung, gegenüber Shanghai, als Angriffs-
basis zu nehmen.
Die „Times" erfährt aus Shanghai, daß dieDcutschcn
gewisse Einwohner von Shanghai und Hankau mit einem
Kontrakt für ein Jahr zu Ausübung des Informations-
Dienstes engagierten. Einer Meldung des „D. Expreß"
aus Shanghai zufolge heißt es in einem von der eng-
lischen Gesandtschaft iu Peking aus geschriebenen Briefe,
daß am 21. Juni die chinesische Regierung den Mächten
den Krieg erklärte. Ein Dekret darüber wurde damals
in der „Peking Gazette" veröffentlicht.

Brief eines deutschen Soldaten vorn chinesischen
Kriegsschauplätze.
Der „Generalanzeiger für Elberfeld-Barmen" veröffent-
licht den Brief eines deutschen Seesoldatcn, der an den
Kämpfen um Taku und Tientsin teilgcnommcn hat.
Der Brief wird von dem Blatte, obgleich er ihm im
Original vorgclcgt hat, nur mit Vorbehalt unter Ableh-
nung jeder Verantwortlichkeit wiedergegcben; er lautet unter
Weglassung von Unwesentlichem:
Tsingtau, 9. Juli 1900.
.Wir haben zusammen Schulter an Schulter
gestanden mit Russen, Japanern, Engländern, Franzosen,
Ocsterrcichern, Italienern und Amerikanern. Wir fuhren
von hier am 18. Juni aus S. M. S. „Irene" nach
Taku; die Fahrt dauerte 3 Tage. Dort wurden schon

die Forts von den Kriegsschiffen beschossen und S. M.
„Iltis" sah sehr schlimm aus. Wir hatten über 250
Patronen in allen Taschen und begaben uns am anderen
Morgen mit den Russen auf die Bahn, um von dort den
Feind zu suchen. Liebe Eltern, da ging es los mit
Hunger und Durst. Um 11 Uhr morgens stiegen wir
aus, Rucksack ließen wir im Zuge, nur Zeltbahn, Sturm-
gepäck und Kochgeschirr schnallten wir um, denn hier ist
eine große Hitze. Nun gings immer vorwärts, Dörfer,
alles wurde in Brand gesteckt. Dort sind wir noch 14/z
Tage marschiert, da stießen wir auf den Feind. Es war-
um 23. Juni, morgens ungefähr um 10 Uhr, die Chinesen
gingen in ein Fort und wir machten immer einen Sprung
bis auf 500 Bieter vom Fort ab. Dort entwickelte sich
das Gefecht; cs dauerte lange, die Russen waren hinter
uns auf einen Wall und schossen mit Kanonen, Maschinen-
gewehren und gaben Salven ab. Wir schossen immer zu;
meine Kameraden rechts und links waren verwundet und
tot. Ein Jammergeschrei, ein Rufen: „Meine Eltern"
usw-, es war gräßlich anzuhören. Alle Patronen waren
bald verschossen und wir alle hatten uns mit dem Tode
fürs Vaterland schon vertraut gemacht. Aber der liebe
Gott hat cs gewollt, daß ich unverwundct blieb. Mein
Schanzzeug wurde mir von meiner Unken Seite vom
Koppel weggeschossen, ein Schuß ging durch meinen linkem
Stiefel, welche mir etwas groß waren, am kleinen Zehen
vorbei und riß mir ein wenig vom Nagel weg. Liebe
Eltern, der liebe Gott ist immer mit mir und möge mich
weiter mit mir sein, damit ich ferner für deutsche Ehre
und deutsche Treue kämpfen kann, und wenn's sein muß,,
für das Vaterland sterben. Mein Leutnant lag vier
Mann über mir; er sagte in seinen letzten Zügen, als
wir ihm die Feldflasche mit Wasser noch reichten, wir
sollten den Herrn Major grüßen und ihm sagen: „Deo-
Tod im Felde ist doch der schönste Tod." Dann starb er.
Wir waren gezwungen, wir mußten zurück, denn wir hatten
keine Patronen mehr. Wir Seesoldatcn lagen vor; es
waren stark hundert Mann von uns. Es fiele» 9 Mann,
1 Officicr und 35 Verwundete unserer Kompagnie. Die
Russen hatten auch viele Verluste.
Wir gingen nun weiter, stürmten Tientsin, steckten die
ganze Stadt in Brand, wo am Abend die deutsche und
die russische Flagge über Tientsin wehte. Es wurde Abend
und wir waren müde und hatten großen Hunger und Durst
und die Europäer, die in der Stadt wohnten, gaben uns
Essen und Trinken, Bier, Wein, Alles was wir haben
wollten. Am andern Tage war Sonntag und Ruhetag,
aber wir erfuhren von den Europäern, daß unsere Ka-
meraden, Seesoldatcn und Matrosen, Russen, die vor uns

16)

Wie es endete.
Roman von Maria Theresia May.
sNachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Alle Ereignisse ihres einfachen Lebens hatte sic mit
-'umcr wachsendem Zutrauen dem jungen Manne erzählt,
ihre ganze kindcrrcinc Seele lag vor ihm wie ein
^getrübter krystallencr Spiegel. Da war keine Spur
^ber Mädchenfehlcr, wie Gefallsucht, Schwatzhaftigkeit und
^gleichen, die man fast als unvermeidlich ansicht, da sic
häufig auftrctcn, und die man als „Schwächen" bc-
^chelt, wenn sic sich nicht zu unangenehm bemerkbar
Sachen.
. Gertrud glich einer Blume, die sich unter den gün-
,'Pstcn Bedingungen gesunden Gedeihens hatte entwickeln
Offnen, behütet, aber nicht beschränkt von einem weisen
Ortner, und nun blühte sic mit süßem Duft und bezau-
,^ndcr Farbenpracht. Nur eins befremdete den Grafen,
oft davon die Rede war; ihre sonderbare Abneigung
^8cn alles, was durch Reichtum und Lebensstellung einen
^vrzugtcn Platz in der Gesellschaft cinnahm.
Wiederholt hatte Herbert versucht, die Ursache dieser
^vNeigung zu erforschen; aber Gertrud hatte immer nur
istlätigt, was sic bei ihrer ersten Begegnung angedcutct:
Erlebnisse ihrer nächsten Angehörigen hätten sic gegen
„Vornehmen" so eingenommen, daß sic jeden, welcher
ihnen gehöre, infolge seiner ganzen Erziehung unbedingt
r hochmütig, anmaßend und egoistisch halte. Die be-

stimmenden - Ereignisse selbst aber mitzutcilcn, weigerte sic
sich rundweg, da sie seine indirekte und sehr diskrete Frage
danach sofort verstanden hatte.
„Wozu davon sprechen?" sagte sie, „mich erregt die
Sache aufs tiefste, da ich genug darunter zu leiden hatte
und mitfühlte, was meine Eltern empfanden, und was die
Taute zu der verbitterten argwöhnischen Frau gemacht hat,
welche sic jetzt ist. Sie sind ein Mann und können ar-
beiten. Sie haben ein lebhaftes Gefühl für alles, was
recht und gut ist; ich denke nicht, daß Sie sich jemals
von einem der Vornehmen werden abhängig machen trotz
Ihrer mir unverständlichen Freundschaft mit Baron Rho-
den. Ich kann Ihnen nur raten, gehen Sie ihm und
seinesgleichen aus dem Wege. Ich bin sehr froh, daß ich
soviel gelernt habe, daß ich stets für meinen Unterhalt
werde sorgen können, Unabhängigkeit ist das einzige Glück!"
Herbert betrachtete sie mit ernstem Lächeln. „Ich
hoffe, Sie werden dereinst erfahren, was das einzige, was
das wahre Glück ist", flüsterte er und fuhr dann lauter
fort: „Und wie, Fräulein Meyncrt, wenn einmal ein Mann
jener Gesellschaftsklasse, gegen die Sie soviel Antipathie
hegen, vor Sic träte und Ihre Hand begehrte?"
„Dann sagte ich nein!"
„Und wenn Sie ihn liebten?"
„Das würde sicher nicht der Fall sein", erwiderte
Gertrud entschieden, da ich es von vornherein vermeiden
würde, ihn kennen zu lernen." Und Herbert Landskron
kannte sie bereits genügend, um zu wissen, daß sie nichts
sagte, was sie nicht dachte und ausführen würde."

Nichtsdestoweniger stand es bei Herbert fest und wurde
ihm mit jeder Minute des Zusammenseins klarer, daß
dieses Mädchen mit den Hellen Augen, dem klaren Ver-
stände und dem bis auf die einzige Marotte so richtigen
Urteil sein Weib werden sollte; aber wie konnte er als
Mitglied der ihr verhaßten Gesellschaftsklasse hoffen, sie
jemals zu gewinnen?
Jetzt hielt sie ihn für einen bürgerlichen Maler,
welcher durch Ausübung seiner Kunst sein Brot erwarb;
als solcher flößte er ihr Achtung und Vertrauen ein, und
nur als solcher konnte er erwarten, ihre Zuneigung zu
erringen.
Sic durfte nicht ahnen, daß er nicht der einfache Her-
bert Kronau war, als welcher er sich bei ihr und ihrer
Tante eingeführt hatte. Er mußte also sein Inkognito
bewahren, bis sic cingcwilligt hatte, sein Weib zu werden;
er fühlte, daß sic fähig gewesen wäre, noch am Altar
„nein" zu sagen, wenn sie in jenem Augenblick seinen
wahren Stand und Namen erfahren hätte.
Ob sie ihn liebte? Er wagte nicht, diese Frage zu be-
jahen. Sic begrüßte ihn jedesmal mit warmer Freude,
wenn sic sich an dem verabredeten Zusammcnkunftsorte
trafen; unverhohlen zeigte sic ihm auch, wie angenehm ihr
seine Gesellschaft sei, und erkundigte sich eingehend, wie
lange sein Aufenthalt in der Gasteincr Gegend noch dauern
werde. Er hatte ihr gesagt, daß er auf einer Studien-
reise begriffen sei, die gesammelten Skizzen wollte er dann
zu Hause ausführen.
Niemals aber zeigte sich Gertrud ihm gegenüber er-
 
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