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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 150 - Nr. 160 (2. Juli - 13. Juli)
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Nr* 157. _27. Jahrgang.
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Dienstag, 10. Inli 1900.


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Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Bolksblatt" und das
8seitige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg.,
mit den Beiblättern 36 Psg. monatlich. Durch die
, Post vierteljährlich 60 Psg. ohne Bestellgeld.

Insevateirblntt
für Keiöewerg rmö Mngegenö.

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Anzciaeu: die 1-spaltige Petitzeile oder deren RaumI
15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be-
deutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Gratisverbreituug durch Saulenauschlag.
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slällc des jungen Meisters wurde zwar fleißig von den schielen; das lhät'eine khencre Brüh'werden! Zwei Manns-

Bauern aus Pirks Umgebung besucht, jedoch vou dcu Dorf-
bewohnern absichtlich gemieden. Lieber legten die letzteren
sich Opfer an Zeit und Geld auf, indem sic ihre Vieh-
stücke und Fahrnisse nach der Stadt oder einer entfernten
Schmiede brachten, als daß sie Gottfried Federspiel im
geringsten cntgegeugekommcn wären und ihm auch ihrer-
seits einen Verdienst zugcwandt hätten.
Der schien sich aber um das feindselige Verhalten seiner
Ortsnachbarn nicht viel zn kümmern, und wie sich die
Sache schon nach kurzer Zeit anlicß, brauchte er solches
auch uicht. Er bekam Arbeit von auswärts in Hülle und
Fülle, mußte, um allen Aufträgen gerecht zu werden, von
früh bis spät am Ambos stehen, und als nach wenigen
Wochen ein reisender Schmiedgeselle bei ihm vorsprach,
stellte er ihn ohne langes Besinnen ein.
Das gab wieder ein großes Gerede im Dorf, umso-
mehr als sich die Bauern die Köpfe zerbrachen, wie der
Binggcs es mit der Verköstigung des Gesellen halten würde.
Bisher hatte der Meister sein Hauswesen ohne weibliche
Beihülfc allein geführt, sich auch selbst das Essen zube-
rcitet. Nun war man neugierig, ob er diese Junggesellen-
wirthschaft beibehalten, oder den Arbeiter im Gasthaus ver-
pflegen lassen wollte.
„Was braucht man da viel 'rnmzustudicrcn," meinte
der Vorsteher, als seine Ehehaltcn das Gespräch einmal,
während sie beim Mittagstisch saßen, auf diesen Umstand
brachten, der auch sie interessierte. „Jus Wirthshäus kann
der Binges den Gesellen nicht zum Essen und Schlafen

lcut' allein können aber auch nicht zusammen Hausen, wenig-
stens nicht lang. Da wird halt einstmals auf Ja und
Nein dem Binggcs seine Hochzeiterin ang'ruckt kommen,
und wenn die Pirker Bauern morgens aus dem Bett auf-
stehen, alsdann wcrdcn's erfahren, daß auch wieder eine
neue „Binggcsin" im Dorf ist. Ich wollt', der böse Feind
thät die Bingges-Hüttcn mit allem, was drin und dran
ist, 'naufführen in die Luft!"
Die Dienstboten ließen insgesamt ein beifälliges Mur-
meln hören; cs sollte ihre Zustimmung zu der Meinungs-
äußerung des Großbauern ausdrücken, der nach ihrer An-
sicht den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. Nichts war
klarer und einleuchtender, als daß der Schmied nur des-
halb keine Haushälterin annahm, weil er das baldige Ein-
treffen seiner künftigen Frau erwartete.
Rosl saß mit am Tisch. Sie hörte das Gespräch der
Dienstboten sowie die Rede ihres Vaters schweigend an.
Seit sie damals den Meister zum Bleiben im Dorf über-
redet und sich mit ihm verlobt hatte, waren die jungen
Leute, ihrem den edelsten Beweggründen entsprungenen
Vorsatz getreu, uicht mehr miteinander zusammengetroffen.
Ihnen genügte ein stummer Gruß, ein von ferne ausge-
tauschtcr Blick um sich gegenseitig ihre ungeschmälerte jLiebe
und das felsenfeste Vertrauen auf die Innigkeit und Be-
ständigkeit ihrer Neigung kundzuthun.
Rosl wurde daher von den Aeußerungcn des Vor-
stehers, soweit sie sich auf eine muthmaßliche Hochzeitcrei
des Schmieds bezogen, nicht einmal schmerzlich berührt.

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Tientsin vor 30 Jahren.
Die Schreckensnachrichten aus China rufen die Er-
umcrung au das Gemetzel wach, das vor 30 Jahren, am
Juni l87O, in Tientsin stattfand. Dort wohnten in
-er eigentlichen Chincscnstadt, fern von den europäischen
eonzcssioncn, der französische Konsul Fontanier, der Pater
Chcvricr vom Orden der Lazaristen und zehn mit Krankcn-
und Waiscnpflcgc beschäftigte Schwestern, zumeist franzö-
U'chcr Abkunft. Die Schwestern hatten sich stets bcsou-
crcr Beliebtheit bei den Eingeborenen erfreut. Da wnr-
c» Gerüchte verbreitet, daß von den Christen Mcnschcn-
laub und Zauberei verübt werde; eine im Spital der
Schwestern ausgcbrochcnc Epidemie vermehrte den Arg-
fzOhu; srcmdenfcindliche Elemente, die von außen zuzogcn,
schürten ihn. Die Missionare erkannten die drohende Gc-
^r Zud warnten den französischen Konsul; der russische
Pousnl unterstützte sic in ihren Bemühungen, die recht-
eckige Ucbcrsicdclung in die Europäerstadt zu veranlassen,
^cr Konsul Fontanier aber verkannte den Ernst der Lage
und versäumte alle Maßregel» zu seiner und seiner Lands-
Pckc Rettung, bis cs zn spät war. Er wurde getötet,
währciid er bemüht war, mit der Waffe in der Hand für
Wine Schutzbefohlenen cinzutrctcn; fast gleichzeitig starben
iP Pater und die Schwester den Märtyrcrtod; von den
Ercmdcn, die sich außerdem noch am Schrcckcnstagc in
«ck Chincscnstadt aufhicltcn, retteten nur wenige ihr Leben,
cunge merkwürdigerweise dadurch, daß sie sich als Nicht-
uanzoicn legitimierten und dann Schonung erfuhren.
Alsbald nach dem Gemetzel griffen die chinesischen Bc-
' cwdcn ein und machten mit Leichtigkeit der Bewegung ein
,§^c, so daß die zahlreichen in den Konzessionen ansässigen
uropäer mir dem Schreck davonkamcn. Auf das Drängen
P englischen und französischen ^Regierung wurden auch
^ck'afcn verhängt: 20 Mörder wurden enthauptet, andere
Mgckcrkcrt, einige Mandarinen in die Verbannung geschickt,
--> l,00<) Tacls Entschädigung gezahlt — die hochgestellten
Wlifler der Bewegung gingen straflos aus. Nur 16
^ivnatc nach dem Gemetzel hat der österreichische Baron
Z Hubitcr sich an Ort nud Stelle so gründlich als mög-
) über alle Einzelheiten der Schrcckcusthat unterrichtet;
' wincm Werke „Spaziergang um die Welt" ist das Er-
ck'S. ckicdcrgclegt. Hier dürfte besonders die eine seiner
^chlußbcmcrknngcn interessieren, daß nach Ansicht der dor-
Pcn Europäer das Blutbad die teilweise Ausführung eines
, c"MchsNldcn Planes zur Vernichtung aller Fremden gc-
ewn sei. Danach würde die heutige Bewegung sich von
damaligen mir dadurch unterscheiden, daß sic ihr Ziel
ck'M größerer Energie verfolgt. Damals benutzte man
s Ausführung des Angriffes einen Tag, an dem das in

Tientsin stationierte englische Kanonenboot vorübergehend
abwesend war. Heute scheuen sich die Chinesen nicht, ihre
eigene Flotte gegen die Kriegsschiffe der Fremden zn ent-
bieten, und mit gut geschulten und bewaffneten Truppen
bringen sic cs fertig, eine europäische Streitmacht von
12,000 Mann ans die Defensive zu beschränken. Da kann
noch viel Blut fließen, ehe die gelbe Rasse die Ncbcrlcgcn-
hcit der weißen wieder anerkennt.
Deutsches Reich.
Berlin, 9. Juli. Das „Marincverordnungsblatt" ver-
öffentlicht eine kaiserliche Ordre, wonach die bisherige 2.
Divison des l. Geschwaders die 1. Division wird,
während die bisherige l. unter Hinzutritt des kleinen
Kreuzers „Hcla" die 2. wird. Die nunmehrige 2. Division
wird ab 8. Juli als besonderer Kommandvverband detachiert
und bcgicbt sich nach Ostasicn, wo sic unter Beibehaltung
der Bezeichnung 2. Division des l. Geschwaders in allen
Beziehungen dem Kommando des Krcuzcrgcschwadcrs unter-
stellt wird. Sämtliche nach Ostasicn entsandten Schiffe
unterstehen auf der ostasiatischen Station dem Kommandeur
des Krcuzcrgeschwadcrs.
Berlin, 9. Juli. Die für China bestimmte Brigade
wird den Namen „Sccbrigade" führen, 4500 Mann
stark sein und von einem Generalleutnant befehligt werden,
der iu China dann das Oberkommando über die gesamten
dortigen deutschen Landftrcitkräftc übernehmen wird. Im
Stabe der Sccbrigade werden mehrere Gencralstabsoffi-
zierc sein.
Berlin, 9. Juli. Die „Nordd. Allg. Ztg." meldet,
daß eine Sitzung des Bundcsratsausschusfcs für auswärtige
Angelegenheiten auf den 11. d. M. anbcraumt ist.
Kiel, 9. Juli. Heute nahm der Kaiser das Früh-
stück an Bord des „Kaiser Wilhelm II." ein. Die „Hohen-
zollcrn" nahm vormittags Kohlen über.
Die Wirren in China.
Obgleich die letzten, ungünstiger lautenden Nachrichten
über die Lage in Peking wieder in Zweifel gezogen
werden, braucht man doch noch nicht alle Hoffnung auf
Rettung der in Peking cingcschlossenen Fremden aufzu-
geben. Auch der vor einigen Tagen in London eingctroffenc
japanische Gesandte in England, Baron Hayaschi, hat einem
Berichterstatter erklärt, daß, wenn irgend eine Spur von
einer Regierung noch in Peking bestehe, die Europäer nicht
so mißhandelt sein könnten, als die Gerüchte besagen, da
-die chinesische Regierung wohl wisse, was eine gemeinsame
Aktion der Mächte bedeute. Seiner Meinung nach würde
Japan die Herstellung der Ordnung übernehmen, wenn

l

Der Schmied von Pirk,
ixt Erklang aus der Oberpfalz von Jos. Baierlein.
jNachdruck verboten.!
(Fortsetzung.)

alle die gestellten Bedingungen erfüllt werden. Die Mächte
seien sich darüber einig, daß sic den Aufstand unterdrücken
wollen, aber sie schienen sich nicht über den Weg, ans dem
dies erreicht werden solle, einig zu sein. Japans Armee
sei der Aufgabe vollkommen gewachsen. Innerhalb zehn
Tagen könne es genügend Truppen in China landen. —
Ein günstigeres Zeichen für die Lage der Fremden in
Peking ist cs auch, daß cs nicht nur Chinesen, sondern
auch eiuem Europäer gelungen ist, aus der Stadt zu ent-
kommen. Wenigstens ineldcu englische Blätter, daß Lady
Bigham, deren Sohn in Peking cingcschloffen war, ein
Telegramm erhalten habe, welches melde, daß ihr Sohn
sich iu Sicherheit befinde. Man schließt daraus, daß wenn
cs einem in der britischen Gesandtschaft cingcschlossenen
Europäer gelungen sei zn entkommen, das auch anderen
glücken könne.
Berlin, 9. Juli. Der deutsche Konsul in Tschifu
meldet von heute: Der frühere Gouverneur von Schantung,
Likinghong, ist mit 8000 Mann von Nanking wo der
Gouverneur den Aufenthalt der Truppen nicht wünschte,
nach dem Norden gezogen. — Nach einer telegraphischen
Meldung des deutschen Konsuls in Tschifu ist die katholische
Mission bei Tschingtschufu nnd die amerikanische Mission
bei Tsintau geplündert worden. Die Boxer bedrohen die
Telegraphcnstation Huangsien und suchen die Bevölkerung
aufzureizen.
Brüssel, 9. Juli. Eine hier cingcgangene Depesche
aus Shanghai meldet, einem chinesischen Blatt zufolge, sei
die Truppe des Prinzen Tsching in Pekin einge-
troffcn um die bedrohten Europäer zu verpro-
viantieren und gegen die Aufrührer zu verteidigen.
London, 9. Juli. Nach einer Depesche des briti-
schen Kontrcadmirals Bruce besteht Grund zu der An-
nahme, daß Prinz Tsching mit seiner Armee die Ge-
sandtschaften in Pekin gegen den Prinzen Tuan,
dessen Armee und die Boxer beschütze.
London, 9. Juli. Der Berichterstatter der „Daily
Mail" in Shanghai hat nach persönlicher Ausfragung
des eingeborenen Boten, der die Meldung aus Peking
vom 3. Juli überbrachte, folgendes nachzutragcn: Als der
Angriff gegen die Ausländer begann, besetzten,
schlossen und hielten die Deutschen die Tschienmienthore
während Prinz Tsching, Gegner der Boxer und An-
hänger der Kaiserin, die drei übrigen Thore angriff und
besetzten und weiteren Zuzug für die Empörer in die
Stadt abschnitt. Wilde Kämpfe folgten und brachten
den Angreifern schwere Verluste bei, da jeder Schuß in
die dichten Blassen traf. Beehr als 2000 Mann der chi-

ner
rd gesucht-
iophcnhöhe.
Urchig.
i.
laufen mit
holen gegen
ins Nr. 68,
I.
acn zu ver-
ll Nr. 197.
klober eine
1 Zimmern,
Sackgasse 8.''
2 Zimmer,
rnieten bei
Tautcr.
fige Leute
is -
ergaffe 12.
eisendörfer

G er"" wird umn begreifen, warum der Schmiedcmcistcr
° ck^ckd Fedcrspiel dem Korbflechter kein Reugeld bezahlte,
sett di? Bingges-Hütten für sich behielt. Wie er dic-
Lb- ^^^ausstafficrt, und zur Verwunderung der Dörfler
Lchmicdc eingerichtet hatte, ist den Lesern bereits ebenso
Ain "1' seine von der zuständigen Behörde verfügte
nähme als vollberechtigter Bürger der Gemeinde Pirk.
Mett" "b" dächte, damit seien die Lcidenstagc des jungen
un!beendigt gewesen, der würde nur seine Unkcnut-
'^"flckch der in obcrpfälzischcn, oder besser gesagt, in
beiten , Pren Ortschaften der Welt herrschenden Gepflogcn-
weienhett"u"^"' F"' Gcgenthcil betrachtete man die An-
den hi/- e s Fremden, der sich in: Dorfe cingcnistct nnd
Naew '' 'Acunischm als mit gleichen Rechten auSgcstattctcr
ae-el^i Teile gestellt hatte, obwohl ihm deutlich
einen .n, wie unwillkommen er allen und jedem Ein-
cinc absichtliche Herausforderung, und der
b in verstärkt durch das auf der Bingges-
Wltc lastende Vorurthcil, beobachtete das Thun und Lassen
Aitgcn^^^ Gemenidemitglieds mit doppelt mißtrauischen
sei»- üfldcrte Umstand, daß die Schmiede schon
bald zu florieren begann, gnrnichts. Denn die Werk-
 
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