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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 241 - Nr. 250 (16. Oktober - 26. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0375

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Ur. 243._27. Jahrgang.
rtsMßklk: Werk Mvßlch!?.

Donnerstag, 18. Oktober 1900.
LWWlllk: Snm HeSttßrch 17.

Ntiökltlt'rger Anirigkr.

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Erscheint üblich mit Ausnahme der Somr- u. Feiertage.
Als Beilage« das „Heidelberger BEsblatt" und das
Sfeitige „Jllusirrcrte Sonntagsblatt". Preis S5 Psg.,
mit den Beiblättern SV Psg. monatlich. Durch die
Hast riei-kiliälMch S« Ma. obu. Betb-UgeL,

IirsrV«rteirSL«tt
Mr KeiöeMerg rmö Wmgegenb.

Anzeigen: die r-spaltzse Petirzeile oder deren Raum
15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-AnzMen be-
deutend ermäßigt. Reklamen S» Gs». Mr Ab-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. GrsM»echreit««g durch Giitilruanschlag.

Eine neue deutsche Kohleuftation?
Die „Agcncc Havas" hat die Mitteilungen verbreitet,
das deutsche Reich habe vom Sultan auf 30 Jahre
eine Insel im Roten Meer gepachtet; nach den von
dem Berliner Korrespondenten der „Köln. Ztg." an zu-
verlässiger Stelle cingezogenen Erkundigungen entbehrt
die Mitteilung der Begründung. Dies Dementi wäre
iehr zu bedauern, doch verschließen wir uns der Hoffnung
Nicht, daß cs sich in Anbetracht der Wichtigkeit der That-
iache, daß Deutschland auf dem Wege nach Ostasien in
seinem Kohlcnbedarf von anderen Staaten unabhängig sein
vmß hier nur um ein vorläufiges offiziöses Ableugnen
handelt, das sich zudem vielleicht nur an nebensächliche
Punkte hält.
Jedenfalls ist die Meldung des „Agcncc Havas" in
England sofort in ihrer vollen Bedeutung erkannt worden.
..Daily Mail" bemerkt zwar die Nachricht von der Pach-
tung der Insel Uroan im Roten Meer durch Deutsch-
land werde keine Ueberraschung Hervorrufen; die
Insel sei auf den meisten Karten nicht verzeichnet. Sic
sei nördlich von der britischen Kabelstation Kainaran ge-
legen (etwa die Insel Okban?;) sie sei nur das erste
Glied einer Kette von Stellungen, die Wil-
helmshaven mit Kiaul schon verbinden werde. Die
^chrc der Reise der Kriegsschiffe „Deutschland" und,
..König Wilhelm", die ohne Benutzung der englischen Kohlcn-
llationcn unmöglich gewesen wäre, sei von den deutschen
Äottenbchörden wie vom Publikum augenscheinlich beher-
zigt worden. Für England sei im weiteren Verlauf haupt-
'ächlich die Lage der übrigen deutschen Stationen westlich
hnü öst ich jener Insel von Interesse. Es würde nicht
überraschen, zu vernehmen, daß der Kaiser sich mit Spanien
hbcr die Erwerbung Ceutas, Melillas und sonstiger
lür Spanien nutzloser Presidios an der Maurenküslc
Sc eignet habe. Später werde dann wohl ein weiterer
Punkt an der tripolitanischen Küste dazu kommen. Oest-
hch von Uroan dürfte es schon schwieriger sein, geeignete
dunkle zu finden, da die Inseln des Indischen Oceans
°hnc Ausnahme im britischen Besitz seien, doch biete sich
^clleicht unter den holländischen Besitzungen an der Küste
Sumatras eine passende Insel. Die deutsche Burenfreund-
'choft (?) während des südafrikanischen Krieges sei vielleicht
lücht ohne Zweck gewesen. Die systematische Sorgfalt, mit
D-cutschland die Grundlage zu seiner Seemacht durch
afrikanischen Küstenbesitz im Westen, Südwesten und
Men lege, verdiene Englands Beachtung. Deutschland
habe keine Eile; es gehe systemathisch vor und denke nicht
"^ran, eine allgemeine Unruhe zu erregen, wodurch cs
bur seine eigenen Pläne stören würde.

Der Rücktritt des Reichskanzlers.
Homburg, v. d. H., 17. Okt. Der Reichskanzler
und preußische Ministerpräsident Fürst C hlodwig v.
Hohenlohe-Schillingsfürst hat gestern dem Kaiser
sein Abschiedsgesuch cingercicht. Das Rücktritts-
gesuch ist heute vom Kaiser angenommen worden.
Köln, 17. Okt. Der „Köln. Ztg." wird aus Berlin
telegraphiert: Uebcr den Nachfolger des Fürsten
Hohenlohe liegen zuverlässige Meldungen zur Zeit noch
nicht vor. Aus der Thatsache, daß der Staatssekretär
des Auswärtigen Amtes, Staatsminister Graf Bülow
nach Homburg befohlen worden ist, nachdem gestern Vor-
mittag der Reichskanzler dem Kaiser sein Abschiedsgesuch
unterbreitet hatte, glaubt man in politischen Kreisen schließen
zn können, daß dieser jugendfrische und erfolgreiche Dip-
lomat zur Nachfolge auscrschen sei. Wir glauben aus-
sprechen zu können, daß diese Wahl weithin in Deutschland
als eine glückliche mit voller Genugthung begrüßt werden
wird. (Siehe Neuestes.)
Deutsches Reich.
ux. Baden-Baden, 17. Okt. Prinz Max von Baden
mit Gemahlin ist heute Nacht dahier angckommcn und
hat im „Russischen Hofe" Wohnung genommen. Aus
Anlaß der Ankunft des jungvcrmähltcn, prinzlichcu Paares
ist die Stadt beflaggt.
Berlin, 17. Skt. Zu der Meldung eines hiesigen
Blattes, die Regierung habe sich entschlossen, bei wei-
terer Steigerung der Kohlcnpreise ein Kohlen-
ausfuhr verbot bis auf weiteres zu erlassen, bemerkt
die „Nordd. Allg. Ztg.", an zuständiger Stelle sei von
einem solchen Entschlüsse nicht das Geringste bekannt.
Homburg v. d. H., 17. Okt. Der Reichstag ist
auf den 14. November einberufen worden.
Dresden, 17. Okt. Uebcr das Befinden des Kö-
nigs meldet der Hofbericht: Die Nachtruhe war beson-
ders dyrch Schmerzen in der linken unteren Extremität
gestört, gegen Morgen hat der König einige Stunden
ruhig geschlafen. Die Kräfte heben sich langsam. Der
König konnte gestern einige Stunden außer dem Bett zu-
bringen.
Dresden, 17. Okt. Der König hatte eine gute Nacht;
das allgemeine Befinden ist befriedigend.
Holland.
Haag, 17. Okt. Die Zweite Kammer empfing die
Mitteilung von der Verlobung der Königin und be-
auftragte den Präsidenten, der Königin die Glückwünsche
des Hauses sowie den Dank für die Mitteilung des freu-

digen Ereignisses, welches für das Vaterland von der
höchsten Bedeutung sei, zn übermitteln.

Die Wirre« in China.
Peking, 17. Okt. In einer am 12. hier abge-
haltencn Versammlung der hier befindlichen Vertreter der
fremden Mächte wurde die Grundlage der Verhandlungen
besprochen. Man kam überein, ohne einen formellen Be-
schluß zu fassen, daß die Forderungen, auf deren Er-
füllung man dringen müsse, umfassen müssen: die Be-
strafung der schuldigen Beamten; Zahlung einer Entschä-
digung; Schleifung der Bcfcstigungswcrkc von Taku und
der anderen Forts zwischen Tientsin und dem Meere;
Verbot der Einfuhr von Feuerwaffen; Errichtung einer
ständigen Schutzwachc für die Gesandtschaften; Abschaffung
des Tsungli-Isamcn; Ernennung eines Ministers des Aus-
wärtigen, Verbot der Staatsprüfungen auf fünf Jahre in
allen Provinzen, wo Ausländer ermordet wurden, und
schließlich die Bestimmung, daß ein geregelter Verkehr mit
dem Kaiser ermöglicht werde. Es wurde eine Ucbereiu-
stimmung darüber erzielt, daß alle diese Forderungen in
Form eines kaiserlichen Dekretes anzunehmcn seien.
Shanghai, 17. Okt. Die Boxer der Provinz
Schantuug kehrten nach dem „Standard" in ihre Heim-
stätten zurück. 12,000 dieser Boxer wurden bei Tscngtschao
in der Provinz Tschili durch 5000 Alaun von den Truppen
des Generals Mansch!kai unter dem Befehl des Generals
Mei in die Flucht geschlagen.
Tientsin, 17. Okt. Das Rcutersche Bureau meldet
vom 15: Bis zum 14. stieß die Expedition nach Pao-
tingfu auf keinen Widerstand. Ein in Tientsin ein-
getroffener Eilbote berichtet, daß die nach Hsinhtien zur
Befreiung der dort befindlichen französischen Priester
marschierende französische Trnppenabteilung von.500 Mann
ans ihrem Marsche keinem Widerstand begegnete. Die
Amerikaner räumten das Arsenal von Tientsin und über-
gaben dasselbe der provisorischen Stadtverwaltung.
Shanghai, 17. Okt. Einem kaiserlichen Edikt ge-
mäß werden, wie Londoner Abendblätter von hier melden,
4 000000 Taels für den neuen Palast in Singanfu
verausgabt,
Vermischte Nachrichten.
m Mannheim, 16. Okt. sDer Mannheimer
Liege uschaftsumsatzs im August d. I. erreichte nach
den Mitteilungen des Statistischen Amtes die Summe von
5,747,478 Mk. Von Januar bis incl. August d. I.
wurden insgesamt 32,685,014 M. umgesetzt. 3,222,088 M.

Sy)

Du
Mochte

Wie es endete.
Roman von Maria Theresia May.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
bist ja die Acltcre! fuhr die Gräfin fort. Jetzt
ich schlafen; aber bleibt bcivc hier!"
Und die beiden Enkelinnen der Gräfin setzten sich
^Ränder gegenüber an das tiefe Erkerfenster, das einen
Wundervollen Ausblick über den Park, auf Wiesen und
Wälder, auf die in bläulichem Duft schimmernde Berg-
Ettc gewährte, die den Horizont schloß. Sie schwiegen
'kide; die Situation war zu ernst für gleichgültige Worte,
M keine von beiden wagte, von dem zu beginnen, was
im tiefsten Innern beide gleichmäßig bewegte.
. „Gräfin Landskron," sagte endlich Jngeborg halblaut,
Zch habe mich gesehnt, Sie einmal allein zu sprechen;
es bot sich bis jetzt nie die Gelegenheit dazu. Die
^arikhcit der Großmutter fesselte sie allerdings fast un-
^gesetzt an dieses Gemach, in dem wir heute beide zum
Jiey Mal ohne andere Zeugen bci der Kranken sind.
«Zvtzdem habe ich wohl bemerkt, daß Sie mir aus dem
^ge gehen, daß Siebes vermeiden, mit mir zu sprechen,
^°cr habe ich mich getäuscht?"
, Gertrud erwiderte den offen fragenden Blick Jnge-
^Ss mit gleicher Offenheit und Ruhe. „Nein, Komtesse
Beyern."
,.O, Eie sagen so ehrlich dir Wahrheit, wie ich es

liebe, und wir werden uns bald verstehen. Flöße ich
Ihnen Abneigung ein, d. h. bin ich Ihnen antipathisch?„
„Nein, keineswegs!" entgegnete Gertrud lebhaft.
„Das habe ich empfunden, Sympathien sind fast nie-
mals einseitig. Und doch verhalten Sic sich so kühl und
fremd mir gegenüber, daß mir bange wurde um Sic, um
mich, um Herbert."
„Um Herbert?" fragte Gertrud scharf.
„Ja, gewiß, um ihn besonders, doch davon später.
„Gilt Ihre Zurückhaltung mir gegenüber nur dem Um-
stand, daß ich Gräfin bin?"
„Nein," sagte Gertrud langsam. „Ueber den Adel
denke ich heute nicht anders, als ich gedacht habe, da ich
noch Gertrud Meynert hieß. Aber ich habe cinsehen ge-
lernt, daß nicht bei allen Vornehmen der Sinn für Billig-
keit und Gerechtigkeit von dem Stolz auf Wappen voll-
ständig erdrückt ist. Ich halte auch Sie für gut."
„Ich möchte es wenigstens sein, Gräfin Landskron."
Ein ernstes Lächeln flog um den stolzen Mund. „Warum
dann aber die Zurückhaltung?"
Wieder blickten die beiden schönen jungen Frauen
einander an, und Gertruds braune Augen schimmerten in
jenem tief dunkelgoldencn Glanz, den sie immer annahmen,
sobald eine mächtige Erregung die Seele der jungen Frau
durchzitterte.
„Weil ich die Stelle einnehme, die Ihnen zugedacht
war, Gräfin Preyern; und ohne daß ich das mindeste
dafür kann, habe ich Ihnen gegenüber doch ungefähr die
Empfindung, als hätte ich ein Ihnen gebührendes Recht

usurpiert. Dazu kommt noch," fuhr sic fort, und durch
eine Geste bittend, daß Jngeborg, die sich lebhaft aufge-
richtet hatte und sprechen wollte, sie nicht unterbrechen
möge, „daß ich mir, seit ich Sic gesehen, sagen muß, um
wieviel glücklicher Herbert an Ihrer Seite sein würde!"
Da stand die Komtesse, die sonst so ruhig zu über-
legen pflegte, schnell auf, schlang beide Arme um die
schöne junge Frau und küßte die Ueberraschtc und sich
leicht Sträubende in warmer Herzlichkeit auf den Mund.
„Liebste Gertrud, lassen Sic mich mit einem Worte alle
Mißverständnisse zwischen nns beseitigen. Ich liebe Rhoden,
und will's Gott, so werde ich in diesem Herbst noch seine
Frau. Sie wissen gar nicht, wie dankbar ich Ihnen bin,
daß sich Herbert in Sie verliebt hat; und Herbert kann
ja mit niemand glücklich sein als mit Ihnen. Lassen Sie
mich Ihnen das schwesterliche „Du" geben, wir sind ja
einander so nahe verwandt. Darf ich?" Und als Ger-
trud nickte, rief Jngeborg: „O, Du mußt aber nun
nicht länger mit dieser starren Abweisung in Miene und
Wort umhergehcn, Du quälst Herbert, und das verdient
er nicht."
„Hat er sich beklagt?"
„Wo denkst Du hin, er würde lieber sterben, als über
Dich klagen!"
„Er hat mich unerhört betrogen . . ."
„Pst!" machte die blonde Gräfin und küßte wieder
die roten Lippen Gertruds. „Rhoden hat mir die ganze
romantische Geschichte erzählt, und ich habe gefunden, daß
Herbert weder klng noch recht gehandelt hat. Aber er
 
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