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reeweg 156^/
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n Wohnha^
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illem Zubeb"
t^Bauze^Ä
kMWW'
Nr. 173.
Velörlbergor Anrngrr
S7. Jahrgang. . -»
D MWW: Wm KMßrch 17.
Samstag, 2H. IM 190V.
8MfiWe: üvtttk Marstrch 17.
f
-— . —- >
Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Bolksblatt" und das
bscttige „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis S5 Pfg.,
Ain den Beiblättern t<> Pfg. monatlich. Durch die
Post vierrclMrlich 9<» Pfg. ohne Bestellaeld.
InserateirSlatt
für Keiöewerg unö Mmgegenö.
Anzeigen: die l-spaltige Petitzeile oder deren Raum
15 Pfg. Lokale Geschäfts- und Privat-Anzeigen be-
deutend ermäßigt. Reklamen 30 Pfg. Für Auf-
nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Grattsverbreitung durch Säulenanschlag.
Die Wirren in China.
^ Bremerhaven, 27. Juli. Kurz vor der Abfahrt
hcuie ans reis enden Schiffe wurden die Truppen
der „Batavia" versammelt. Der Kaiser begrüßte
^ einzelnen Abteilungen und hielt von einer improvisierten
e,Eunc herab eine Rede etwa folgenden Inhaltes: Neue
'deriecischc Aufgaben treten an das deutsche Reich heran,
alg viele Landsleute erwartet hätten, habt Ihr die
^rpflichrung, eure Brüder im Ausland zu schützen, eine
.'.umgäbe, die das alte römische Reich nicht hat erfüllen
-vNrien. In dreißigjähriger Friedenszcit ist die Armee
°ch den Grundsätzen meines großen Großvaters ausgebildet
ordn, und an Euch ist cs jetzt, die Probe zu liefern,
/ diese Grundsätze richtig sind. Eure Kameraden von
/' Nonne haben diese Probe bestanden, sie haben das
auch der auswärtigen Führer geerntet. Ihr habt die
. .Mabe, schweres Unrecht zu sühnen, einen uncr
^rten Bruch des Völkerrechts. Ihr zieht gegen ein Volk,
auf eine uralte Kultur stolz ist. Bewährt Euch in
alten Tüchtigkeit, bewährt im Leiden Euch als Christen
knüpft Ehre und Ruhm an die deutschen Waffen und
deutschen Fahnen. Ihr werdet fechten gegen ein gut
^waffnctcs, verschlagenes und grausames Volk. Kommt
an den Feind, so wißt: Pardon wird nicht ge-
lben, Gefangene werden nicht gemacht. Führt
Waffen so, daß noch nach tausend Jahren kein Chinese
kvagt, einen Deutschen scheel anzusehcn. Euch begleitet
/ Segen Gottes und die Gebete des ganzen Volkes und
Deutsches Reich.
Braunschweig, 27. Juli. Nach den „Braunschw.
dursten Nachr." spricht man in Hannover und in Gmun-
augenblicklich viel von cincr angeblich bevorstehenden
^Nobung der zweiten Tochter des Herzogs von
Nederland mit einem der Söhne des Prinzen
Brecht von Preußen.
^ Bremerhaven, 27. Juli. Ter Kaiser kam mit den
stützen Eitel Friedrich und Adalbert und dem Reichs-
osker um I Uhr an Land. Vor der Halle des „Nordd.
verabschiedete sich der Kaiser mit cincr längeren
' Sprache von den nach Qstaficn gehenden Truppen.
Bremen, 27. Juli. Der erste nach China bestimmte
heule früh hier cingctroffcne Truppentransport
4000 Mann wurde auf dem hiesigen Bahnhöfe fcst-
ch empfangen und von der Garnisonvcrwaltung gespeist.
. "chzeitig fand die Verteilung der in reichem Maße cin-
^Sangenen Liebesgaben durch Mitglieder der hiesigen
' ^egervcreinc statt.
meine Gedanken folgen jedem einzelnen von Euch. Eröffnet
der Kultur für alle Zeit den Weg und nun reiset glücklich.
Adieu Kameraden!
London, 27. Juli. Die „Daily Mail" veröffent-
licht einen aus Sh'attghai cingegangcnen Brief des
britischen Gesandten in Peking, in dem cs heißt: „Wir
erhalten von dm Behörden keinen Beistand. 3 Gesandt-
schaften stehen noch, darunter befindet sich die britische.
Wir erhalten auch einen Teil der Wälle der Stadt. Die
Chinesen beschießen uns mit einem 3zölligem und einigen
kleineren Geschützen. Wir können jeden Tag vernichtet
werden, an Geschossen und Nahrung herrscht
Mangel. Wir wären schon umgckommcn, wenn die
Chinesen nicht so feige wären und auf uns einen Angriff
unternommen hätten; wenn wir nicht bedrängt werden,
können wir uns noch l3 Tagen halten, sonst höchstens
noch 4. Die Entsaykolonnc wird geringen Widerstand
finden. Die Entsatzkolonnc soll entweder durch das öst-
liche Thor oder aus dem Flußwcg vorrückcn. Die Ver-
luste der Fremden in Peking hakten am 14. d. M. 40
Tote und 80 Verwundete betragen."
London, 27. Juli. Der Korrespondent der „Daily
Mail" in Shanghai will aus chinesischer Quelle über die
Vorgänge in Peking folgende Einzelheiten erhalten
haben: Der erste Ausbruch erfolgte am 15. Juni als in
der Kathedrale Gottesdienst abgehaltcn wurde.
Kaiserliche Truppen und Rebellen umstellten die Kathedrale
und löteten 16 Missionare und über 200 Bekehrte.
Am selben Tag wurden über 40 Boten der Gesandten
gefangen genommen und nachdem sic furchtbar gefol-
tert worden waren, wurden sic zur Warnung für die
Christen öffentlich hingcrichtet. Die östcrrcich-un
garischc Gesandtschaft und die kaiserliche Bank wurden am
2. Juli zerstört.
London, 27. Juli. Nach einer Meldung des „Daily
Expreß" aus Shanghai, die mit anderen Telegrammen
übcrcinstimmt, führtLi-Hung-Tschang unter dem Ein
druck des Zweifels, der von den Konsuln bezüglich der
Zuverlässigkeit seiner Mitteilungen geäußert wird, eine
sehr scharfe Sprache. Er behauptet und setzt sein Wort
dafür ein, daß sowohl die Gesandten als auch Sir Robert
Hart noch am Leben seien, daß aber der Vormarsch gegen
Peking unfehlbar zur Nicdcrmctzclung der noch Ucbcrlcbcn
den führen würde. Mittwoch-Abend erklärte er dann,
einige der Gesandten seien bereits unter Bedeckung unter-
wegs, so daß man fast stündlich ihre Ankunft in Tientsin
erwarten könne. Hier wie in Shanghai glaubt vorder-
hand niemand an die Richtigkeit dieser Angaben. Man
argwöhnt vielmehr, daß die Machthaber in Peking und Li
die Fabel der Abreise nach Tientsin anftischcn, um dem
nächst die Ucbcrwültignng der Bedeckung, sowie der Ge-
sandten durch die Boxcrscharcn während des Marsches zu
melden und so die Verantwortung für den allgemeinen
Gcsandtcnmord von sich abzuwälzcn.
Berlin, 27. Juli. Wolffs Bureau meldet aus
Tientsin vom 24. d. M.: Heute traf aus Peking vom
15. d. M. ein Bote bei einem hiesigen Zollbeamten ein
mit der Meldung, die Soldaten des Prinzen Tsching hätten
gegen die Truppen des Generals Tung gckänipft und seien
geschlagen worden. Die Fremden verteidigten sich
in der nördlichen Kathedrale in der Nähe der
verbotenen Stadt.
London, 27. Juli. Nach dem Berichterstatter des
„Daily Expreß" in Shanghai besuchten nur die Konsuln
Frankreichs, Rußlands, Japans und der Vereinigten
Staaten Li-Hung-Tschang; die amerikanische Kolonie miß-
billigte lebhaft den Besuch ihres Konsuls, der jedoch er-
klärte, er habe lediglich auf ausdrückliche Weisungen ge-
handelt. Mittlerweile ist die Unruhe unter den Ausländern
in Shanghai wieder im Steigen. Nach dem Berichter-
statter des „Daily Expreß" treffen täglich Dschunken mit
chinesischen Truppen, Boxern, die als Kulis verkleidet
sind, in Shanghai ein. In dem Arsenal, das voll von
Kriegsmaterial ist, laufen fortwährend weitere Zufuhren
ein. Auf den Werften von Wufung, Mudfort, Kiangyin
und der Silbcrinscl sind neue Geschütze in Position ge-
bracht. Die Besatzungen Nankings und Wutsangs
werden stetig verstärkt und die Vicekönige räumen ein, sie
würden nicht lange dem von Li und Scheng auf sie ge-
übten Druck, sich dem Prinzen Tuan anzuschließcn stand-
halten können. Deshalb sah man mit Ungeduld dem Ein-
treffen des Admirals Seymour mit der britischen Flotte,
welche die Vicckönige stärken würde, entgegen. Mittler-
weile stockt das Geschäft in Shanghai, wie cs heißt, seit
zwei Monaten vollständig. Gegenwärtig steht schon fest,
das angesichts des Ausfalles der Zölle die nächste Zins-
rate der auswärtigen Schuld nicht aufzubringcn sein werde.
Petersburg, 27. Juli. Der hiesige chinesische Ge-
sandte benachrichtigte seine Regierung, daß der Aufruhr
in der Mandschurei eine bedrohliche Wendung genommen
habe und bat, man möge Maßnahmen zur Unterdrückung
des Aufstandes ergreifen, um die Ruhe wiedcrherzustcllen,
da die Interessen Chinas sonst gefährdet würden.
Z4)
Der Schmied von Pirk.
Erzählung aus der Qberpfalz von Jos. Baicrlein.
sNachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
- Es ist schade, fuhr der Bauer in seinem Gedankcngang
li»' scin und seiner Tochter Anschauungen über wirk-
und wahres Glück so himmelweit auseinander gingen.
. hatte ihm ja gestern noch erklärt, daß Geld und Gut
h i 'hr nichts zu bedeuten hätten; sic wünsche sich keinen
h ^hmcn oder reichen Mann, sondern sei ganz glücklich
ikw ^frieden im Besitz eines treuen Herzens; das habe
j, Schmied Fcderspicl geschenkt, und sie habe ihm das
dafür gegeben. Vom Schmiede lasse sie niemals —
. er im Leben noch im Tode. Wenn er sic deshalb in
tt' Kloster sperren wolle, so solle cr's halt probiren. Sic
emc Hierlingertochter und habe auch einen Willen!
sH Der Bauer saß wohl eine Stunde stumm am Tisch,
G das Gesicht in beide Hände und hing seinen peinlichen
edanken nach. Es war ganz still in der Stube, nur die
summten leise. Da vernahm er aus der anstoßenden
«/ho wo die Hausmägde hantirten, ein Gespräch, welches
' das Blut ungestüm zu Kopfe trieb.
"Wißt's was Neues?" rief eine Dirne, welche soeben
dem gefüllten Wassereimcr vorn Dorfbrunnen zurück
„der Bingges ist heut' Nacht auch fort."
wu ?^Kr Bingges ist auch fort?" fragten die anderen vcr-
nderl. „Ja, wo ist denn der hin'grgangen, und wer
dies verzählt?"
„Die Stosiclkiaucrn-Gcrtrud hat's am Brunnen g'sagt,
und die weiß cs vom Binggcscn seinem G'scllcn, mit dem
sic heut' früh im Vorübergeh'n 'plaudert hat. Zwischen
den beiden spinnt sich was an, glaub' ich. Der Gesell'
sagt, sein Meister sei schon vor Tags aus der Schmieden
fort, hab' ihm alles übergeben und eing'schärft, gut Haus
z'haltcn; er wüßt' nicht, wann er wieder käm'."
„O Leut, o Leut!" machten die erstaunten Mägde.
„Was sind das für Sachen! Wo wird denn der Bingges
hin scin?"
„Das ist doch leicht zu Verraten! G'wiß ist er in
die Stadt 'nein aufs Landgericht und zeigt unfern Bauern
an, weil er gestern auf ihn g'schossen hat!"
Die Mägd hatten keine Ahnung, daß der Vorsteher
in der stillen Wohnstube saß, sonst würden sie wohl vor-
sichtiger oder wenigstens leise geplaudert haben. Dem
Bauer fiel es aber garnicht ein, ihr Gespräch übel auf-
zunehmen. Denn von allem, was er gehört hatte, war
nur ein Wort in seinem Geiste haften geblieben: „Der
Bingges ist auch fort."
Sein Rosl war verschwunden, ihr Schatz während der
Nacht davongegangen und er selbst hatte sich vermessen, sie
lieber als Leiche sehen zu wollen, als daß er sie dem
Bingges gäbe, während das Mädchen ihrerseits geschworen
hatte, von diesem im Leben und Tode niemals zu lassen.
Und da tauchte eine Erinnerung in ihm auf, ein Mord-
thatenbild, das er vor Jahren einmal auf der Regensburger
Dult gesehen. In den schreiendsten Farben war dort die
Geschichte eines unglücklichen Liebespaares abgebildct, einer
reichen Bierbraucrstochtcr und eines armen Hirtenjungen.
Die hatten sich mit einem Strick zusammengebunden und
gemeinsam den Tod in der Donau gesucht, weil der geld-
stolze Vater des Mädchens nichts von einer Verheiratung
der Liebenden wissen wollte. Die Leichen wurden später
von Fischern geborgen. Ein alter Mann erklärte das Bild
und ein zerlumptes Weib krähte ein schaurig-schönes Lied
dazu, das cs mit einer Drehorgel begleitete. Und alle
Zuhörer schimpften über den heillosen Geizhals von einem
Vater, der zwei blühende Leben in den Tod getrieben
hatte.
Heiliger Gott! Barmherziger Erlöser! Wenn Rosl
und der Schmied, die gleichzeitig aus dem Dorf fort waren,
durch die Aussichtslosigkeit ihrer Liebe zur Verzweiflung
gebracht, einen ähnlichen Entschluß gefaßt hatten! Wenn
sein freventlicher Wunsch erfüllt und die schöne Rosl bereits
eine Leiche war!j
Eine Höllenangst krampfte die Brust des Vorstehers
zusammen und erpreßte ihr dumpf röchelnde Töne. Ein
Zittern schüttelte den Körper des Mannes, der plötzlich
von der Tischbank aufsprang und, wie von Furien gejagt,
nach dem Gemüsegarten eilte, wo er seine Frau beschäftigt
wußte.
„Weib! Mutter!" rief er dieser schon von weitem zu,
„mich verzehren die Angstläus und die Qual bringt mich
um. Ich hab's füll ertragen und niemand mehr um die
Rosl fragen wollen, aber ich kann's nicht aushalten. Sag'
mir um Gottcswillcn, wenn Dn's weißt, wo ist unser
Kind?"
Mis.,
8rau-
Mfl
:artat.
i Ge
ersuche
seinen.
stand.
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Nr. 173.
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D MWW: Wm KMßrch 17.
Samstag, 2H. IM 190V.
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Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
Als Beilagen das „Heidelberger Bolksblatt" und das
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nahme von Anzeigen an bestimmten Tagen wird nicht
garantiert. Grattsverbreitung durch Säulenanschlag.
Die Wirren in China.
^ Bremerhaven, 27. Juli. Kurz vor der Abfahrt
hcuie ans reis enden Schiffe wurden die Truppen
der „Batavia" versammelt. Der Kaiser begrüßte
^ einzelnen Abteilungen und hielt von einer improvisierten
e,Eunc herab eine Rede etwa folgenden Inhaltes: Neue
'deriecischc Aufgaben treten an das deutsche Reich heran,
alg viele Landsleute erwartet hätten, habt Ihr die
^rpflichrung, eure Brüder im Ausland zu schützen, eine
.'.umgäbe, die das alte römische Reich nicht hat erfüllen
-vNrien. In dreißigjähriger Friedenszcit ist die Armee
°ch den Grundsätzen meines großen Großvaters ausgebildet
ordn, und an Euch ist cs jetzt, die Probe zu liefern,
/ diese Grundsätze richtig sind. Eure Kameraden von
/' Nonne haben diese Probe bestanden, sie haben das
auch der auswärtigen Führer geerntet. Ihr habt die
. .Mabe, schweres Unrecht zu sühnen, einen uncr
^rten Bruch des Völkerrechts. Ihr zieht gegen ein Volk,
auf eine uralte Kultur stolz ist. Bewährt Euch in
alten Tüchtigkeit, bewährt im Leiden Euch als Christen
knüpft Ehre und Ruhm an die deutschen Waffen und
deutschen Fahnen. Ihr werdet fechten gegen ein gut
^waffnctcs, verschlagenes und grausames Volk. Kommt
an den Feind, so wißt: Pardon wird nicht ge-
lben, Gefangene werden nicht gemacht. Führt
Waffen so, daß noch nach tausend Jahren kein Chinese
kvagt, einen Deutschen scheel anzusehcn. Euch begleitet
/ Segen Gottes und die Gebete des ganzen Volkes und
Deutsches Reich.
Braunschweig, 27. Juli. Nach den „Braunschw.
dursten Nachr." spricht man in Hannover und in Gmun-
augenblicklich viel von cincr angeblich bevorstehenden
^Nobung der zweiten Tochter des Herzogs von
Nederland mit einem der Söhne des Prinzen
Brecht von Preußen.
^ Bremerhaven, 27. Juli. Ter Kaiser kam mit den
stützen Eitel Friedrich und Adalbert und dem Reichs-
osker um I Uhr an Land. Vor der Halle des „Nordd.
verabschiedete sich der Kaiser mit cincr längeren
' Sprache von den nach Qstaficn gehenden Truppen.
Bremen, 27. Juli. Der erste nach China bestimmte
heule früh hier cingctroffcne Truppentransport
4000 Mann wurde auf dem hiesigen Bahnhöfe fcst-
ch empfangen und von der Garnisonvcrwaltung gespeist.
. "chzeitig fand die Verteilung der in reichem Maße cin-
^Sangenen Liebesgaben durch Mitglieder der hiesigen
' ^egervcreinc statt.
meine Gedanken folgen jedem einzelnen von Euch. Eröffnet
der Kultur für alle Zeit den Weg und nun reiset glücklich.
Adieu Kameraden!
London, 27. Juli. Die „Daily Mail" veröffent-
licht einen aus Sh'attghai cingegangcnen Brief des
britischen Gesandten in Peking, in dem cs heißt: „Wir
erhalten von dm Behörden keinen Beistand. 3 Gesandt-
schaften stehen noch, darunter befindet sich die britische.
Wir erhalten auch einen Teil der Wälle der Stadt. Die
Chinesen beschießen uns mit einem 3zölligem und einigen
kleineren Geschützen. Wir können jeden Tag vernichtet
werden, an Geschossen und Nahrung herrscht
Mangel. Wir wären schon umgckommcn, wenn die
Chinesen nicht so feige wären und auf uns einen Angriff
unternommen hätten; wenn wir nicht bedrängt werden,
können wir uns noch l3 Tagen halten, sonst höchstens
noch 4. Die Entsaykolonnc wird geringen Widerstand
finden. Die Entsatzkolonnc soll entweder durch das öst-
liche Thor oder aus dem Flußwcg vorrückcn. Die Ver-
luste der Fremden in Peking hakten am 14. d. M. 40
Tote und 80 Verwundete betragen."
London, 27. Juli. Der Korrespondent der „Daily
Mail" in Shanghai will aus chinesischer Quelle über die
Vorgänge in Peking folgende Einzelheiten erhalten
haben: Der erste Ausbruch erfolgte am 15. Juni als in
der Kathedrale Gottesdienst abgehaltcn wurde.
Kaiserliche Truppen und Rebellen umstellten die Kathedrale
und löteten 16 Missionare und über 200 Bekehrte.
Am selben Tag wurden über 40 Boten der Gesandten
gefangen genommen und nachdem sic furchtbar gefol-
tert worden waren, wurden sic zur Warnung für die
Christen öffentlich hingcrichtet. Die östcrrcich-un
garischc Gesandtschaft und die kaiserliche Bank wurden am
2. Juli zerstört.
London, 27. Juli. Nach einer Meldung des „Daily
Expreß" aus Shanghai, die mit anderen Telegrammen
übcrcinstimmt, führtLi-Hung-Tschang unter dem Ein
druck des Zweifels, der von den Konsuln bezüglich der
Zuverlässigkeit seiner Mitteilungen geäußert wird, eine
sehr scharfe Sprache. Er behauptet und setzt sein Wort
dafür ein, daß sowohl die Gesandten als auch Sir Robert
Hart noch am Leben seien, daß aber der Vormarsch gegen
Peking unfehlbar zur Nicdcrmctzclung der noch Ucbcrlcbcn
den führen würde. Mittwoch-Abend erklärte er dann,
einige der Gesandten seien bereits unter Bedeckung unter-
wegs, so daß man fast stündlich ihre Ankunft in Tientsin
erwarten könne. Hier wie in Shanghai glaubt vorder-
hand niemand an die Richtigkeit dieser Angaben. Man
argwöhnt vielmehr, daß die Machthaber in Peking und Li
die Fabel der Abreise nach Tientsin anftischcn, um dem
nächst die Ucbcrwültignng der Bedeckung, sowie der Ge-
sandten durch die Boxcrscharcn während des Marsches zu
melden und so die Verantwortung für den allgemeinen
Gcsandtcnmord von sich abzuwälzcn.
Berlin, 27. Juli. Wolffs Bureau meldet aus
Tientsin vom 24. d. M.: Heute traf aus Peking vom
15. d. M. ein Bote bei einem hiesigen Zollbeamten ein
mit der Meldung, die Soldaten des Prinzen Tsching hätten
gegen die Truppen des Generals Tung gckänipft und seien
geschlagen worden. Die Fremden verteidigten sich
in der nördlichen Kathedrale in der Nähe der
verbotenen Stadt.
London, 27. Juli. Nach dem Berichterstatter des
„Daily Expreß" in Shanghai besuchten nur die Konsuln
Frankreichs, Rußlands, Japans und der Vereinigten
Staaten Li-Hung-Tschang; die amerikanische Kolonie miß-
billigte lebhaft den Besuch ihres Konsuls, der jedoch er-
klärte, er habe lediglich auf ausdrückliche Weisungen ge-
handelt. Mittlerweile ist die Unruhe unter den Ausländern
in Shanghai wieder im Steigen. Nach dem Berichter-
statter des „Daily Expreß" treffen täglich Dschunken mit
chinesischen Truppen, Boxern, die als Kulis verkleidet
sind, in Shanghai ein. In dem Arsenal, das voll von
Kriegsmaterial ist, laufen fortwährend weitere Zufuhren
ein. Auf den Werften von Wufung, Mudfort, Kiangyin
und der Silbcrinscl sind neue Geschütze in Position ge-
bracht. Die Besatzungen Nankings und Wutsangs
werden stetig verstärkt und die Vicekönige räumen ein, sie
würden nicht lange dem von Li und Scheng auf sie ge-
übten Druck, sich dem Prinzen Tuan anzuschließcn stand-
halten können. Deshalb sah man mit Ungeduld dem Ein-
treffen des Admirals Seymour mit der britischen Flotte,
welche die Vicckönige stärken würde, entgegen. Mittler-
weile stockt das Geschäft in Shanghai, wie cs heißt, seit
zwei Monaten vollständig. Gegenwärtig steht schon fest,
das angesichts des Ausfalles der Zölle die nächste Zins-
rate der auswärtigen Schuld nicht aufzubringcn sein werde.
Petersburg, 27. Juli. Der hiesige chinesische Ge-
sandte benachrichtigte seine Regierung, daß der Aufruhr
in der Mandschurei eine bedrohliche Wendung genommen
habe und bat, man möge Maßnahmen zur Unterdrückung
des Aufstandes ergreifen, um die Ruhe wiedcrherzustcllen,
da die Interessen Chinas sonst gefährdet würden.
Z4)
Der Schmied von Pirk.
Erzählung aus der Qberpfalz von Jos. Baicrlein.
sNachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
- Es ist schade, fuhr der Bauer in seinem Gedankcngang
li»' scin und seiner Tochter Anschauungen über wirk-
und wahres Glück so himmelweit auseinander gingen.
. hatte ihm ja gestern noch erklärt, daß Geld und Gut
h i 'hr nichts zu bedeuten hätten; sic wünsche sich keinen
h ^hmcn oder reichen Mann, sondern sei ganz glücklich
ikw ^frieden im Besitz eines treuen Herzens; das habe
j, Schmied Fcderspicl geschenkt, und sie habe ihm das
dafür gegeben. Vom Schmiede lasse sie niemals —
. er im Leben noch im Tode. Wenn er sic deshalb in
tt' Kloster sperren wolle, so solle cr's halt probiren. Sic
emc Hierlingertochter und habe auch einen Willen!
sH Der Bauer saß wohl eine Stunde stumm am Tisch,
G das Gesicht in beide Hände und hing seinen peinlichen
edanken nach. Es war ganz still in der Stube, nur die
summten leise. Da vernahm er aus der anstoßenden
«/ho wo die Hausmägde hantirten, ein Gespräch, welches
' das Blut ungestüm zu Kopfe trieb.
"Wißt's was Neues?" rief eine Dirne, welche soeben
dem gefüllten Wassereimcr vorn Dorfbrunnen zurück
„der Bingges ist heut' Nacht auch fort."
wu ?^Kr Bingges ist auch fort?" fragten die anderen vcr-
nderl. „Ja, wo ist denn der hin'grgangen, und wer
dies verzählt?"
„Die Stosiclkiaucrn-Gcrtrud hat's am Brunnen g'sagt,
und die weiß cs vom Binggcscn seinem G'scllcn, mit dem
sic heut' früh im Vorübergeh'n 'plaudert hat. Zwischen
den beiden spinnt sich was an, glaub' ich. Der Gesell'
sagt, sein Meister sei schon vor Tags aus der Schmieden
fort, hab' ihm alles übergeben und eing'schärft, gut Haus
z'haltcn; er wüßt' nicht, wann er wieder käm'."
„O Leut, o Leut!" machten die erstaunten Mägde.
„Was sind das für Sachen! Wo wird denn der Bingges
hin scin?"
„Das ist doch leicht zu Verraten! G'wiß ist er in
die Stadt 'nein aufs Landgericht und zeigt unfern Bauern
an, weil er gestern auf ihn g'schossen hat!"
Die Mägd hatten keine Ahnung, daß der Vorsteher
in der stillen Wohnstube saß, sonst würden sie wohl vor-
sichtiger oder wenigstens leise geplaudert haben. Dem
Bauer fiel es aber garnicht ein, ihr Gespräch übel auf-
zunehmen. Denn von allem, was er gehört hatte, war
nur ein Wort in seinem Geiste haften geblieben: „Der
Bingges ist auch fort."
Sein Rosl war verschwunden, ihr Schatz während der
Nacht davongegangen und er selbst hatte sich vermessen, sie
lieber als Leiche sehen zu wollen, als daß er sie dem
Bingges gäbe, während das Mädchen ihrerseits geschworen
hatte, von diesem im Leben und Tode niemals zu lassen.
Und da tauchte eine Erinnerung in ihm auf, ein Mord-
thatenbild, das er vor Jahren einmal auf der Regensburger
Dult gesehen. In den schreiendsten Farben war dort die
Geschichte eines unglücklichen Liebespaares abgebildct, einer
reichen Bierbraucrstochtcr und eines armen Hirtenjungen.
Die hatten sich mit einem Strick zusammengebunden und
gemeinsam den Tod in der Donau gesucht, weil der geld-
stolze Vater des Mädchens nichts von einer Verheiratung
der Liebenden wissen wollte. Die Leichen wurden später
von Fischern geborgen. Ein alter Mann erklärte das Bild
und ein zerlumptes Weib krähte ein schaurig-schönes Lied
dazu, das cs mit einer Drehorgel begleitete. Und alle
Zuhörer schimpften über den heillosen Geizhals von einem
Vater, der zwei blühende Leben in den Tod getrieben
hatte.
Heiliger Gott! Barmherziger Erlöser! Wenn Rosl
und der Schmied, die gleichzeitig aus dem Dorf fort waren,
durch die Aussichtslosigkeit ihrer Liebe zur Verzweiflung
gebracht, einen ähnlichen Entschluß gefaßt hatten! Wenn
sein freventlicher Wunsch erfüllt und die schöne Rosl bereits
eine Leiche war!j
Eine Höllenangst krampfte die Brust des Vorstehers
zusammen und erpreßte ihr dumpf röchelnde Töne. Ein
Zittern schüttelte den Körper des Mannes, der plötzlich
von der Tischbank aufsprang und, wie von Furien gejagt,
nach dem Gemüsegarten eilte, wo er seine Frau beschäftigt
wußte.
„Weib! Mutter!" rief er dieser schon von weitem zu,
„mich verzehren die Angstläus und die Qual bringt mich
um. Ich hab's füll ertragen und niemand mehr um die
Rosl fragen wollen, aber ich kann's nicht aushalten. Sag'
mir um Gottcswillcn, wenn Dn's weißt, wo ist unser
Kind?"