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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 271 - Nr. 280 (20. November - 30. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0495

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Leipzig.
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Ur. 271.

27. Jahrgang.

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Dienstag, 20. November 1900.
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« 15 Pfg- Lokale GeMästs- und Privat-Anzeigen be-1
L - L l>ci c. —» , , I deutend ernräßigt. Wklamen Pfg. Für Auf- i
rnro ÄkNraeAMro. I aabme von Anzeige» an bestimmten Tagen wird nicht I
o " " " ^a-lrantiert. "KaN4»erbrrauna durch Säulenanschlag.

Erfchemt tägüch um Ausnahme der Sonn- u. Fe,«rt«ge
AIS Beilagen das „Heidelberger Volksblatt" und das
tzseikge „Illustrierte Sonntagsblatt". Preis 25 Pfg ,
Mt den Beiblättern NA Pfg. monatlich. Durch die
Post viertelMrlich Pfg. obire

Deutscher Reichstag.
Berlin, 19. Nov.
Am Bundesratstische Reichskanzler Graf Bülow, die
Ltaatsministcr und Staatssekretäre Graf Posadowskp,
Thiclmann, Schönstedt, Studt, Nicbcrding, Richthofen,
Tirpitz, Podbiclski und Goßlcr.
Das Haus ist sehr gut besucht. Die Tribünen sind
überfüllt. Auch die Hoflogc ist besucht.
Präsident Graf Ballcstrem eröffnet die Sitzung und
teilt dem Hause das bereits bekannte Ergebnis der Schrift-
führcrwahl mit.
Ein Antrag Albrecht auf Einstellung des Strafver-
fahrens gegen den Abgeordneten Fischer-Sachsen wird an-
genommen.
Zu der Interpellation Albrecht und Genossen,
bctr. die 12000 Mark-Angelegenheit erklärt der Reichs-
kanzler, er sei bereit, die Interpellation am Donnerstag
zu beantworten.
Es folgt die l. Beratung des Entwurfes bctr. die
Festsetzung des 0. Nachrragsetals für 1900.
Reichskanzler Graf Bülow: Er wolle nichts sagen,
was die gemeinsame Aktion der Machte in China beein
trächtigen könne und fühle gleichwohl das Bedürfnis mit
den andern Nationen Fühlung zu nehmen. Redner be-
spricht dann die Porgcschichtc der Wirren in China und
weist die ausländischen Behauptungen zurück, daß
die Wirren auf die Erwerbung von Ki autschou zurück-
zuführcn seien. (Zurufe bei den Sozialdemokraten: Sehr
richtig!
Reichskanzler Graf Bülow: Er bedauere, daß solche
Worte in diesem Saale gcruscn werden. Bezüglich der
Vorgeichichlc der chinesischen Wirren beziehe er sich auf
icin Rundschreiben an die verbündeten Regierungen, worin
er schon die Gründe der Wirren dargclegt habe.
Nach der Rede des Grafen Bülow spricht Dr. Lieber
Cenrr. seine Befriedigung über das Gehörte aus. Er
billigte die bisl>er befolgte Politik, das Einvernehmen mir
England und das freundschaftliche Verhältnis zu Rußland,
erkläre es aber angesichts der großen Vernachlässigung des
Reichstags für eine schwere Zumutung, Indemnität zu be-
willigen.
Abg. Bebel (Soc.) fragt das Ccntruin, ob es denn
nicht die dem Reichstage angcthane Schmach empfinde.
Er wird zur Ordnung gerufen. Redner schildert die
Grausamkeiten der Kriegführung woran die Kaiserrcdc in
Wilhelmshaven schuld sei, und spöttct über die Aufgabe
Waldersees.
Kricgsministcr v. Goßlcr tritt den Ausführungen
Bebels entgegen. Bebel scheine zu übcrfeljen, daß die Chi-

Der Serenstem.
Eine einfache Erzählung von Fr. Fcrd. Tamborini.
0) fNachdruck verboten.!
(Fortsetzung.)

Das glänzende Ting ging nun in der Versammlung
bon Hand zu Hand, besonders genau betrachtete es der
Diann mit der großen Nase. Endlich gab er cs zurück
Und setzte sich zu seinen Kameraden. Hier flüsterte er
Uun eine Weile heimlich mit denselben, und dann stand
E plötzlich leise auf und entfernte sich schnellen Schrittes:
^'c übrigen beobachteten alles genau, was im Zimmer vor
sich ging.
Hubert und seine Freunde achteten dessen nicht, sondern
Zahlten munter darauf los, so daß aus dem halben
Stündchen, das Hubert zu bleiben versprochen, eine ganze
bUtrdc.

„Was soll nicinc Mutter denken," sagte er endlich,
>>wenn ich sic so zurücksctzc, und erst bei Euch so lange
^rwcilc, ehe ich sic begrüße. Nun haltet mich nicht länger
°suf, morgen ist ja auch noch ein Tag, — Mutter und
Schwestern müssen Vorgehen."
Als er nun aufstand hielt man ihn nicht länger; jedem
dichte er zum Abschied die Hand.
0.

„ Hubert sollte jedoch nicht so ohne Weiteres zu seinen
Zugehörigen kommen. Schon seit geraumer Zeit konnte
'Uhu nämlich an dem Manne, der neben seinen Genossen
'uil der großen Nase gesessen, eine besondere Unruhe Ver-

liesen angcfangen hätten, alle Europäer abzuschlachteu.
Für die geschehenen Verbrechen müsse es eine Sühne geben.
Um -Z7 Uhr wird die weitere Beratung auf Diens-
tag l Uhr vertagt.
Deutsches Meich.
Aus Hessen, 18. Nov. Eine Streitfrage, die in der
jüngsten Vergangenheit manchmal zu lebhaften Meinungs-
verschiedenheiten Anlaß gegeben hatte, ist jüngst im Pcti-
lionsausschuß der Zweiten Kammer dadurch begraben wor-
den, daß der Justizministcr die Erklärung abgab, erhalte
die Anstellung jüdischer Richter grundsätzlich für
berechtigt. Der Ausschuß stellte darauf das Ersuchen um
Angabe der Gründe, warum bisher von der Anstellung
jüdischer Richter Abstand genommen worden sei.
Italic n.
Rom, 19. Nov. Die Verhandlungen zwischen der
deutschen Rcichsregierung und dem Vatikan wegen Er-
richtung einer katholischen Fakultät an der Straßburger
Universität sind gescheitert.
Rußland.
Livadia, 18. Nov. Kaiser Nikolaus brachte den
gestrigen Tag gut zu; er schlief ein wenig. Der allge
meine Zustand ist befriedigend. Um 9 Uhr abends war
die Temperatur 98,7, der Puls 64. Die Nacht hindurch
schlief der Kaiser sehr gut. Heute morgen war das Be-
finden gut, der .Kopf ganz klar. Um 9 Uhr morgens
war die Temperatur 37,6, der Puls 68, . Die Gefahr
scheint demnach beseitigt.-
Livadia, 19. Nov. Die russische Tclegraphcnagcntur
meldet von heute Mittag 12 Uhr: Der Zar verbrachte
den gestrigen Tag gur. Abends 9 Uhr war die Tempera-
tur 38,7, Puls 72. Während der Nacht schlief der Zar
sehr gut. Am Morgen war das Empfinden vortrefflich,
das Befinden und der Kräftczustand vollkommen befriedigend.
Um 9 Uhr Tepcra-ur 38,4, Puls 68.
Dre Wirren in China.
Berlin, 19. Nov. Nach Meldung des „Reichs-
anzeigers" übersandte der hiesige chinesische Gesandte
dem Auswärtigen Amte ein telegraphisch hierher ül>er-
mittcltcs, vom 14. November datiertes Schreiben des
Kaisers von China, welches lautet: Der große Kaiser
der Tntsingdynastie entbietet Ew. Majestät dem deutschen
Kaiser Grüße. Ew. Majestät Erwiderung auf unser Tele-
gramm haben wir erhalten. Mit Freude und Hochach
tung ersahen wir daraus, daß Ew. Majestät von freund-
schaftlichen Gefühlen für uns beseelt ist und uns für die

Vorkommnisse persönlich nicht verantwortlich machen will.
Infolge der 'Mißgriffe, die wir in der Wahl unserer Be-
amten gemacht haben, ist Ew. Majestät Gesandter das
Opfer der Wirren geworden, was wir aufs tiefste be-
dauern. Es ist gerecht, daß wir die schuldigen Würden-
träger mit besonderer Strenge entsprechend bestrafen, um
den Gesetzen lind dem allgemeinen Rechtsgefühl Gcnug-
tbuung zu gewähren. Soeben erhielten wir von dem Ge-
sandten Luchcihuan ein telegraphisches Memorial, daß
Ew. Majestät bereits geruht haben, Instruktionen behufs
Eröffnung der Verhandlungen mit unseren Bevollmäch-
tigten an den Grafen Waldersee und an den kaiserlichen
Gesandten v. Mumm zu erlassen. Es geziemt daher, daß
wir unserseits Befehle an alle unsere Bevollmächtigten er-
teilen, damit die Verhandlungen, die den Bedürfnissen
Rechnung tragen, zu einem befriedigenden Ergebnis gc
führt und die freundschaftlichen Beziehungen baldigst wie-
der hergcstcllt werden. In Ew. Majestät Erwiderung auf
unsere früheren Telegramme wird uns geraten, nach Peking
zurückzukchren, was wir als Zeichen Ew. Majestät freund-
schaftlicher Gesinnung auffasscn. Sobald die Friedens-
verhandlungen die gewünschten Ergebnisse gezeitigt haben,
werden wir sofort die Zeit unserer Rückkehr nach Peking
bestimmen.
Berlin, 19. Nov. Ter „Rcichsanzcigcr" vcröffcm
i licht den Bericht des Legatiousrats v. Below, datiert
Peking, 23. Sept., an den Gesandten v. Mumm über
die Ermordung des Gesandten v. Kcttcler..
v. Below teilt hierin den bekannten Vorfall mit der Uhr
v. Kettelers mit, der zur Entdeckung des Mörders führte,,
dessen Vernehmung durch den Dolmetscher Cordes am 8.
und 21. September erfolgte. Die Richtigkeit der Aus-
sagen des Mörders, des Mandschusoldatcu Enhai sei zwei-
fellos. Euhai habe sich als Mörder bekannt; er habe
auf höheren Befehl gehandelt. 'Welcher Prinz den Befehl
gegeben, scheine Enhai wirklich nicht zu wissen, was bei
seiner untergeordneten militärischen Stellung begreiflich sei.
Dem Bericht Belows sind Abschriften der Protokolle der
Vernehmung Enhais bcigesügt. In der Vernehmung vom
8. September sagte er unter anderem aus: Am 16. Juni,
abends, fei von einem Prinzen im Lager der Befehl ein-
getroffen: „Es ist Krieg. Wenn Ihr einen Fremden
seht, so schießt ihn nieder! Auf Besch! des Lagerhaupt-
mauns habe er, Enhai, daun 30 Mann auf den Platz
neben der Haiamanstraße geführt und den ersten Schuß
aus einen! Gewehr auf die Sanfte abgcfcucrt. Der Ge-
sandte sei rückwärts niedcrgcfallcn und sofort tot gewesen.
Bei der zweiten Vernehmung am 21. Sept, sagte Enhai
unter anderem noch, er bäte, da er doch sterben müsse
die Exekution möglich zu beschleunigen, und wiederholte'


spüren. 'Er rückte mit seinem Stuhle hin und her, als säße
er auf heißen Kohlen; auch reckte er alle Augenblicke den
Kopf aus dem Fenster oder horchte scharf nach dcrThüre
hin. Er schien demnach schmerzlich auf jemanden zu
warten.
In dem Augenblicke, als sich Hubert entfernen wollte,
hörte man den Anmarsch vieler Menschen vor dem Hause
und das Ausstößen von Spießen auf den Boden. Gleich
darauf wurde die Thüre des Wirtszimmcrs aufgcstoßen
und fünf bewaffnete Männer traten ein, gefolgt von dem
großnasigcn Manne.
„Wo ist er?" fragte einer der Bewaffneten.
„Hier!" antwortete der Großnascnbesitzer, auf Hubert
zeigend. „Hier, der ist's, er knnn's nicht leugnen, er hat
das fehlende Stück, was dem Herrn Gugelmeyer gehörte,
wahrscheinlich hat er ihn gerade um dcfscnwillen ermordet."
Ter Anführer der Bewaffneten war auf den jungen
Mann zugesprungcn und hatte ihn gefaßt. Die Bestürzung
Huberts und seiner Freunde war außerordentlich, denn das
war ein Blitz aus heiterem Himmel.
„Ihr seid wohl von Sinnen!" rief Hubert mit zorn-
geröteutcm Gesicht. „Ich hab' Euch doch deutlich erzählt,
wie und unter welchen Umständen ich das Medaillon ge-
funden habe. Von dem, was hier in den letzten Tagen
passiert ist, wußte ich keine Silbe, meine Freunde hier er-
zählten mir erst davon."
„In, wohl, gefunden!" höhnte der Mann mit der
großen Nase. „Es finden sich auch so schnell goldene Mc-
dvillons. Als ob wir in diesen Tagen nicht den ganzen

Platz, wo die That sich abgespielt hat, abgesucht hätten.
Wenn da was zu finden gewesen wäre, dann hätten wir's
finden müssen. Müßt nicht umsonst in Italien gewesen,
wo das Totmachcn an der Tagesordnung ist. Fort
mit ihm in den Turm, es geschieht auf Befehl des hohen
Rats!"
Gegen einen solchen Befehl ließ sich nun allerdings
nichts einwcndeu, und trotz des schmerzhaften Gefühls,
das Hubert in der Brust brannte, mußte er sich drein
fügen.
„>Lv thue mir wenigstens einer der Gefallen," rief
er, ohne weiteren Widerstand zu leisten, „und gehe zu
meiner Mutter, damit diese die Nachricht von meiner Ver-
haftung nicht durch der Leute Mund entstellt und vergrößert
empfängt. Man sage ihr, ich sei unschuldig, so wahr ein
Gott im Himmel ist,"
Es fand sich sogleich einer, der ihm den Liebesdienst
erweisen wollte, aber er kam doch zu spät zum Häuschen
der Frau Baldrian. Sv schlimme Gerüchte verbreiten sich
schneller als Menschen laufen können.
7.
Als nämlich Hubert, an den Händen mit Fesseln ver-
sehen, inmitten der Schergen durch die Straßen geführt
wurde, da stand alles still und horchte auf, als zugeflüstert
wurde, daß dies der Sohn der Frau Baldrian sei. Dieser
Hubert habe die böse Thal vollbracht.
Wie ein Lauffeuer ging diese Nachricht durch die Stadt
und eine Viertelstunde wußte cs jeder, daß mau den Thürer
gefaßt habe. Ein jeder athmctc erleichtert auf, daß nun
 
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