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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 181 - Nr. 190 (7. August - 17. August)
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Nr. 183

Donnerstag, 9. August 1900

27. Jahrgang

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extra bestellt. Die Pirker sollten cs wissen, daß er mit
seiner Tochter, -ihrem Mann und dem Ausgang der gan-
zen Sache vsW-ändig zufrieden war.
„Kann heut leicht wieder prahlen und dickthun", sag-
ten die NcidhäsAncl von Pirk; „unser Vorsteher hat ja's
GLück von Goispetcr-n. Zuerst haben wir g'lacht, weil die
Rosl sich an ei-nes Bingges g'hnngt hat, jetzt aber lacht er.
Derrn dcrselbige Schmied bringt zwölftausend Gulden mit,
die ihm ein geistlicher Herr Verwandter geschenkt hat, und
grad' soviel vorläufiges Hciratsgut zahlt der Vorsteher
seiner Tochter aus."
„Was thut's? Die Bmggcsm ist sic doch", meinten
andere, „und wer weiß, ob cs richtig ist mit dem Schmied
seine zwölftanscnd Gulden."
„G'wiH ist's richtig", sagte der Dorswirt, der dem
Gespräch zuhörte. „Vorgestern sind doch der Vorsteher,
der Schmied und die Rosl drin g'wcsen auf dem Lanh-
g'richt und haben die Heirat b'schrcibcn*) lassen, und wie
sie heim 'kommen sind, hat der Vorsteher das Hochzcitsbicr
bei mir b'stcllt. Da hab' ich's schwarz auf weiß, unter-
schrieben und g'siegelt g'lesen, daß der Schmied zwölf-
tausend Gulden emg'bracht hat. Glaubt Ihr etwan, der
Vorsteher wär' heut mit in die Kirchen 'gangen, wenn die
Sach' anders lauten thät? — Und Binggesin wird seine
Rosl erst recht nicht. O nein, o nein! Habt Ihr einen
harten Vcrstehstmich, wenn Ihr Euch so 'was cinbildct.
Da kennt Ihr den Hicrlingcr schlecht! Der hat sich vor

allein ausbedungen, daß, sobald die jungen Ehleut heut
die Kirch' verlassen, kcins von ihnen mehr einen Schritt
in die Binggcs-Hüttcn setzen darf. Der Schmied und die
Rosl bleiben vorderhand beim Vorsteher wohnen, die
Schmieden aber wird ab'brochcn und dem Erdboden gleich
g'macht. Wcnn's keine Binggcs-Hüttcn mehr gicbt, haben
auch die Binggcscn aufg'hört Oder Vorsteher —, das
ist gar ein Witziger! Und wir Pirker werden auf die Weis'
alle Binggcscn los für cwige Zeiten.
„Was fangt alsdann der Fedcrspiel an, wenn cr keine
Schmieden mehr hat?"
„Der Hicrlingcr laßt ihm eine neue aufbaucn neben
seinem Hof im Baumgarten; dort steht's auch besser wie
jetzt, wo sie am End' vom Dorf ist."
„Nun, und der Schuß, den er abg'fcuert hat? Soll
er da frei davon kommen, nur weil cr der reiche Vor-
steher ist?"
„Geh' hin und zeig' ihn an, wenn Kuraschi hast! 's
ist kein Mensch g'schädigt worden und nur der Schmied
hätt' das Recht zu einer Klag'. Der ist aber jetzt des
Vorstehers Schwicgcrssohn. Willst Du's etwan verderben
mit ihm und dem Hicrlingcr? Guten Appetit zur Mahl-
zcit!"
Genau so, wie der Wirt erzählt hatte, verhielt es sich
auch. Binnen kurzem erhob sich neben des Vorstehers
Haus eine stattliche Schmiede. Drinnen waltete, während
ihr Mann in der Werkstatt schaffte, die Hierlingerrosl
als züchtige, glückliche und beglückende Ehefrau. Zwischen
des Vorstehers Hof und Fcdcrspiels Haus bestanden die

Die Wirren in China.
Hamburg, 8.. Ang. Wie die „Hamburger Börsen-
halle" hört, hat der Kaiser von Rußland an Graf
Waldersee ein Telegramm gezüchtet, in dem er ihm
seine Freude über Waldersees Ernennung zum Oberbe-
fehlshaber ausspricht.
Berlin, 8. Ang. Pom ersten Lcgationssckrctär der
deutschen Ges-audschaft in Peking v. Below, ist im
Auswärtigen 2lmt diese Nacht - folgende Depesche ein-
troffen: Tsinau, 4. Ang. Seit dem 21. Juli ist unsere
Lage Unverändert. Es hat weder ein Massenangriff
der Truppen auf nnS, noch Granatfcuer stattgcfundcn.
Der Gesundheitszustand der Gcsandtschaftsmitgliedcr ist
verhältnismäßig gut. Die Verwundeten sind auf dem
Wege der Besserung. Der zweite Dollmctschcr Cordes
ist wieder hcrgcstellt.
Brüssel, 8. Aug. Der Minister des Auswärtigen
erhielt ein Telegramm aus Peking vom 6. d. M., unter-
zeichnet Joostens, belgischer Gesandter. Es lautet: Vom
4. Juni bis 16. Juni verteidigten wir mit acht öster-

übcr der Brust gekreuzt und überdies mit starken Eisen
fcstgcbnndcn. Von den Händen läuft ein Ledcrriemen zu
den Füßen hinab, der fest angezogcn wird. Es ist dies
eine ähnliche Operation wie bei der Hinrichtung an dem
Galgen. Der Sträfling, dessen Gestalt durch den Riemen
förmlich gekrümmt wird, muß vom Morgen bis zum Abend
in dieser Stellung verbleiben; nachts werden daun die Füße
durch zwei in einem Brette unterhalb des Fußendes an-
gebrachte Löcher gesteckt. So liegt der Sträfling vollständig
bewegungslos da. Eine Milderung der Strafe kann nur
bei tadelloser Aufführung nach einem Jahre eintretcn; sie
besteht darin, daß der Häftling in eine größere Zelle ge-
bracht wird und die Zellcnthür zeitweise einige Ccntimcter
breit geöffnet wird. Der Gcfängnisdircktor sagte am
Schlüsse seiner Mitteilungen: „Nach meinen Erfahrungen
kommt cs höchst selten vor, daß ein Sträfling solche zehn
Jahre Einzelhaft überlebt. Die meisten werden nach einem
Jähr verrückt oder sterben."
Belgien.
Brüssel, 8, Aug. Die Burcnkommiss io n bestehend
aus F ischer, Wessels, Wolmarans und Dr. Lcyds,
ist nach Berlin abgefahren.
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Belgrad, 8. Aug. Die hiesige Polizei verhafte!
auf Grund ausländischer Nachrichten, daß das in Paterson
gesponnene Komplott auch Rumänien bedrohe, mehrere
heimische, bulgarische und italienische Anarchisten.

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Die Strafe des Mörders.
Da irr Italien auch für den Kimigsmord die Todes-
strafe ,abgeschafft ist, so erwartet den Königsmörder Brcsci
als Sühne für sein Verbrechen kbeuMsglichcs Zuchthaus.
Maa würde aber irren, wenn mau diese lebenslängliche
Galeerenstrafc für milder als die Todesstrafe halten würde.
Im Mailänder „Sccolo" schildert ein ehemaliger Gefängnis-
direktor die Strafe, die Brcsci erwartet, folgendermaßen:
Bon der lebenslänglichen Strafe irurß Bresei die ersten
zehn Jahre m Einzelhaft verbringen und darf während
dieser Zritiwcder lesen noch schreibet! noch rauchen oder
arbeiten. Bresei wird nach seiner VcrurLcilMtg zunächst
in eine zwei Meter lange und einen Meter breite Zelle
gebracht, deren Thür nie geöffnet wird, weil ihn -die Wächter
durch das Guckloch beobachten. Die Nahrung besteht wäh-
rend der -ganzen zehn Jähre ausschließlich aus Brot und
Waffen. Hierin kann unter keinen Umständen 'eine Aen-
dcrung eintretcn. Brcsci darf mit niemand sprechen, Nie-
mand ihm antnwrten. Spricht der Sträfling nur ein
einziges Mal oder läßt cr sich sonst ctwas zuschulden
kommt», so.erhält cr sofort die. „eawLeiÄ En kowrs,", die
Zwangsjacke, und wird durch Eisen a-n's Bett geschnallt.
Behufs Verhinderung eines Selbstmordes ist die Jacke so
eingerichtet, daßcr die Hände absolut nicht bewegen kann,
und nachts.erhält er einen Riemen um dm Leib, welcher
es ihm unmöglich -macht, sich auch nur von der einen Seite
auf die -andere zu legen. Diese Vorschriften können aber
eventuell noch -verschärft werden. Eine solche Verschärfung
tritt im Falle von -Renitenz ein; dann wird die Zwangs-
jacke gegen -eine.andere vertauscht, deren Acrmcl geschloffen
sind, und mittels zweier dicker Riemen werden die Hände

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ist heute Vormittag 11,20 Uhr hier cingctrosfcn und am
Bahnhof vom Minister des Auswärtigen, dem deutschen
Botschafter, den Mitgliedern der Botschaft, sowie der
deutschen Militärmission empfangen worden. Den Ehren-
dienst auf dem Bahnhof versieht eine Kompagnie Infanterie.
Beim Einfähren des Zuges wurde die deutsche National-
hymne gespielt. Nachdem Prinz Heinrich die Front der
Ehrcnkompagnie abgcschrittcn, begab cr sich im Hvfwagcn
nach dem „Grand Hotel", wo cr als Gast des Königs
Aufenthalt nimmt.
RvW, 8. Aug. Das Königs Pa ar traf heute Vor-
mittag 10 Nhr hier ein und wurde am Bahnhof von den
Ministern, den Präsidenten des Senats und der Kammer,
zahlreichen Senatoren und Deputirtcu, sowie von den Ver-
tretern der Behörden empfangen. Die Herrschaften be-
gaben sich - alsbald nach dem Quirinal, auf dem -ganzen
Wege rem - einer ungeheueren- MemcheAmenge eutblößtcu
Hauptes bewegt begrüßt.

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Deutsches Reich.
Hannover, 8. Aug. Der „Hannoversche Kurier"
weidet: Der Kaiser fragte am Montag Abend beim
'Grafen Waldersee telegraphisch an, ob er, um die
weiteren Differenzen zwischen den Verbündeten in China
wegen des Oberbefehls zu beendigen, geneigt sei, nach
(shina zu gehen, um dort den Oberbefehl für die
Truppen aller M-ächt-c zu übernehmen und ob
Ker Kaiser ihn für dielen Posten bei den Mächten in Vor-
schlag bringen könne. -Graf Waldersee stimmte zu. Er
rcistc lzcule Mittag nach WilhclmShöhc zur Meldung und
Entgegennahme weiterer Instruktionen. (Gcncralfcldmarschall
Graf Alfred v. Wsldrrs-cc, der derzeitige Gcucraliuspektcur
^sr dritten Armccmipektion, die das D'III., XI.
KVlII. Armeekorps umfaßt, hat am 8. April d. I, sein
^'8. Lebensjahr vollendet. Seit Jahren war cr für den
Ernstfall als Oberbefehlshaber einer Armee in Aussicht
llencuLncn. Obige Nachricht wird überall in Deutschland
Hit der lebhaftester: Gcnugthuung aufgcnoimAen werden,
s^ic ist geneigt, die liefe Mißstimmung, die sich über die
Unfähigkeit der Verbündeten, einen Ob«rkcfehlshabcr zu
^Nennen, breit gemacht hat, zu verwischen und gestattet,
tsn Gang der Ereignisse in.China wieder mit ruhigeren
Ecken zu betrachten. Graf Waldersee ist einer der hcr-
Grragcndstcn Militärs der Gegenwart, dessen Ruf von
früherem seine Autorität verbürgt. D. Red.)
-WUHclmshlihc, 8. Aug. Graf Waldersee ist heute
Eltag mit Gemahlin bei dem Kaiser paar cingetroffen.
Bcrün, 8. Ang. Der Rcichstagssb-gcordn etc
Wilhelm Liebknecht ist gestern früh 4 Uhr infolge
ttvcs Schlaganfalles gestorben. Er sollte auf dem sozial-
iMokratüchcn Parteitage, der im. nächsten .-Monat m Mainz
^llfwdcn wird, einen Vortrag über die Wcltpolitil halten,
jst schgcr vom Weltthcatcr abberufen worden,
ffbcr die letzten Stunden.Liebknechts meldet der „Vor-
,'ans" folgendes-- Er hatte am Montag Abend brS halb
Uhr nachts gearbeitet. Kein Anzeichen verriet-die nahe
js"wstrophc, als ar sich zur -Ruhe begab. Am frühen
sorgen, gegen 4 Lhr, wm de seine Frau durch ein schweres
Mchcln gen eckt. Liebknecht haue sich, im letzten Widcr-
gegen den arwrängcudcn Tod, halb aus dem Bette
2?porgcnäM. Der -Arzt war in wenigen Minuten,znr
cr Mutte nur noch den Tod feststellen; ein Gc-
Ollschlag haute Liebknechts Dasein rasch und .mild ein
''de bereitet.
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„ R cnx, 8. Aug. Prinz .Heinrich -von P.rcußcN

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Der Schmied von Wirk»
Erzählung aus der Oberpfalz Lnn Jos. Baier lein.
^Nachdruck verboten.!
(Schluß.)
24.
dieses letzte Kapitel incincr Geschichte wird nur kurz,
-f-aiiptsachc brauche ich eigcutlich nicht mchr zu -cr-
denn daß Rosl und der Schmied am Sonntag
ersten, zweite!! und dritten Mal von der Kanzel herab
^ta wurden, uud daß KM Tag darauf feierliche
LxMüng der Kirche stattfand, habe» die freundlichen
schon längst selbst hcrausgefundcn.
tjH^cibcn mir also nur noch einige Nebendinge zu be-
^hc- der Trauung, die wirklich vom geistlichen Herrn
(vsHw der Rosl, dem Bcncfiziatcn von Hirschau, voll-
!^ttc trug — genau wie der Pfarrer cs gewünscht
^»e Gottfried Fedcrspiel ein Kränzcl anr Arm und
^rigfräulichc Frau ein solches in den Haaren. Der
und sein Weib standen in ihrem höchsten Staat
'^"ücn mit vor dem Altar, der Herr Bcnefiziat hielt
ziih ^taurcde — o, so schön und rührend, daß die Rosl
Mal in Thräncn zerfloß; dann wurden die
Ringe gewechselt und der kirchliche Segen gc-
i-ie Als das Brautpaar die Kirche verließ, bliesen
D^fmusikantcn vom Chor herunter einen Tusch, daß
^tcrjtwrn des Gotteshauses erzitterten. Der Braut-
eber sah sthr stolz umher; denn den Tusch hatte er

für KeiöeLVerg rrnö HLmgegenö
 
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