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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 271 - Nr. 280 (20. November - 30. November)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0525

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Nr. 378. 37. Jahrgang.
«WMIu Ulm ».

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Mittwoch. 28. November 1900.
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UMMerger Ameiser.

Erscheint täglich mit Ausnahme der Sonn- u. Feiertage.
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mau am besten, wenn man die alte Sccmannsordnnng be-
halte. Bezüglich der Strafen stehe die Seemannsordnung
noch im Mittelalter. Ans die kleinen Rhedcrcicn habe die
Seemannsordnung keine Rücksicht genommen, sondern auf
die großen. Großes Gewicht legen die Seeleute auf die
Koalitionsfreiheit, die sic bisher nicht hatten.
Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowsky: Es

Tie Ansprache des Kaisers
an die Rekruten nach deren Vereidigung liegt jetzt im vollen
Bovrlaut vor, den wir nachstehend wicdergcbcn.
„Schon manches Mal habe Ich an dieser Stelle den
Eidschwur junger Rekruten entgegengenommcn. Von Jahr
A Jahr, in stiller Friedensarbeit entwickelte sich langsam
Untere Flotte, und aus der stillen Fricdensarbeit leuchtete
U!s Vorbild, welches man Euch zum Nachstreben vorstcllen
könnte, hier und da ein Fall aus dem Geschwader bis zu
dem Augenblick des Untergchcns unseres kleinen „Iltis".
Mit einem Male hat sich das Bild verändert. Seit dem
dangen Jahr bis auf heute, in wenigen Monden, mit einem
Male stehen Teile unserer Marine weit draußen, vereinigt
init denen aller gesitteten christlichen Völker, im Dienste
des Glaubens und zur Aufrechterhaltung der Ordnung.
Und während draußen Geschütze donnern und Mannschaften
durch Tapferkeit sich auszeichnen und mancher mutig sein
Lclnm beschließen muß, schwört Ihr jungen Rekruten den
Fahneneid. Fürwahr, Ich sollte meinen, daß ein Jeder
begeistert sein müsse, wenn cr vor den Altar gestellt wird
Und das Crucifix anschaut. Ich denke, daß von denen,
die Mir hier geschworen haben und jetzt draußen fechten, wohl
Jeder weiß, wozu der Fahneneid ist, und warum ich da-
rauf halte, daß er so feierlich wie möglich ist. Denn I
Ich bin fest überzeugt, daß mancher daußen eine Stunde!
oder Minute in seinem Leben durchgcmacht haben wird,
wo er sich plötzlich verlassen und auf sich selbst gestellt ge-
sehen hat und mit einem Mal an seinen Eid gedacht hat.
Ich kann mit Stolz und Freude sagen, daß Meine Söhne
Mich nicht getäuscht haben. Ich erkenne dankbar an, was
Eure Brüder draußen geleistet haben. Wir wollen es nicht
vergessen, daß ein neues Kommando aus dem Munde
eines fremden Heerführers erschallte: „6lormLN8 t- tlls
krönt!" Euren Brüdern ist es gelungen, ihre Kameraden
uns dem Feinde hcrauszuhaucn, weil sie an ihren Fahneneid
dachten. Und nur für diejenigen, die dahinsanken, teils von
tätlicher Kugel, teils von törlichem Blei oder tötlicher
Krankheit dahingcrafft sind, da möchte ich nur an den
rincn Vorfall erinnern. Als im Jahre 4870 meine hoch-
selige Frau Großmutter, die Kaiserin Augusta, Chef des
4. Garde-Grenadier-Regiments war, und das Regiment
hinauszog in das Feld, da versammelte sie die Offiziere
Und sagte zu ihnen: „Ich erwarte von Ihnen nur das
Eine, das Ihr Regiment sich bewähren möge in jeder
Lage, und daß ihre Söhne ihrer Mutter keine Schande
bereiten mögen." Als am 18. August fast die Hälfte
der Mannschaften und Offiziere an den Boden gesunken
war, da wurde der Kaiserin telegraphisch berichtet, das Re-
giment melde stolz, daß die Söhne dem Befehl ihrer hohen

Mutter gehorchend, ihr Ehre gemacht hätten. Auch das
seife Ich zum Vorbild für uns alle. Endlich wollen wir
uns an das Wort des Großen Kurfürsten erinnern: „Herr,
zeig' mir den Weg, den ich gehen soll." Er führte ihn
durch Höhen und Tiefen, durch gewonnene Schachten und
getäuschte Hoffnungen, nie hat cr gezweifelt. So wandelt
auch Ihr, wandelt auf Wegen, die Ihr vor Eurem Gott
und Mir verantworten könnt.- Nun geht hin und thut
Euren Dienst, wie Euch gelehrt wird.

Deutscher Reichstag.
Berlin, 27. Nov.
Präsident Graf Ballcstrcm eröffnet 1 Uhr 20 die
Sitzung.
Büsing inatl.) beantragt die Abstctzung des ersten
Punktes von der Tagesordnung, nämlich die Denkschrift
über die Ausführung der seit 1875 erlassenen Anlcihege-
sctzc, da die Denkschrift lange Erörterungen Hervorrufen
dürfte. Der Antrag wird angenommen.
Es folgt die Beratung des Gesetzentwurfs betreffen)
die Kontrolle des Reichshaushaltsctats, des Landcshans-
haltsctats von Elsaß-Lothringcn und des Haushaltsctats der
-Schutzgebiete für 1900.
Bachem (Ecntr.): Der Gesetzcmwurf ist der 25.
seiner Art, cr feiert also gewissermaßen sein Jubiläum,
giebt aber auch zu ernsten Erwägungen Anlaß. Redner
fragt, ob man jedes Jahr ein solches Gesetz bekommen
muß und ob man es nicht mit einer General-Ordnung
abmachen könne.
Staatssekretär Thiclmann: Die Anregung käme
der Reichsfinanzvcrwaltung nicht unerwünscht; sic werde
sich mit der preußischen Finnnzverwaltung zu verständigen
suchen.
Es folgt die Fortsetzung der 1. Beratung dec Sce-
mansordnung.
Lcnzma.nn Jrcis. Volksp.): Der Gesetzentwurf über-
lasse dem Bundesrat zu viel. Die Kommission möge un-
parteiisch ihres Amtes walten. Deutschlands Zukunst
liege auf dem Wasser, allerdings auf dem Wasser, weiches
eine starke Handelsflotte trägr.
Pauli, Bevollmächtige!: für Bremen -schwer ver-
ständlich,) liegt Verwahrung gegen die Ausführungen des
Abg. Lcnzmann ein, daß , man dem Bundesrat rein fakul-
tative Befugnisse übertragen dürfe. Die Sonnlagsarbeit
werde nur erlaubt, wenn sie ein dringendes Bedürfnis sei.
Schwartz (soz.): Von den Beschlüssen der vorigen
Session sei keiner in das Gesetz ausgenommen worden.
Wenn dies seinen Grund darin habe, daß von den Groß-
rhcdcrcicn Bedenken geltend gemacht wurden, dann thuc

wurde getadelt, daß die Konnmyionsnnträge der letzten
Session von den verbündeten Regierungen nicht berücksichtigt
worden seien. Die S-cemannsordnung ist aber in der alten
Fassung dem Hause wieder vorgelcgt worden. Es bestehen
ja auch noch immer große Differenzen über die strittigen
Punkte. Die Beschlüsse der Kommission waren nur vor
läufig: auch tagte die Kommission unter ungünstigen Ver-
hältnissen. Die zweite Lesung hat noch nicht stattgefunden
und im Plenum wurde nichts beschlossen. Hätte man da-
her die Kommissionsbcschlüssc berücksichtigen wollen, so
Hütte man vorher noch den Bundesrat mit einer Vorlage
beschäftigen müssen. Damit wäre ein großer Verzug ein-
getreten.
Nach persönlichen Bemerkungen wird die Vorlage einer
Kommission von 21 Mitgliedern überwiesen.
Donnerstag I Uhr Novelle bctr. Privatversichcrungen;
Beratung der Denkschrift über die Anleihen seit 1875.
Schluß gegen 7 Uhr._
Der südafrikanische Krieg.
Vryburg, 27. Noo. Das Neuterschc Burau meldet:
Wie berichtet wird, verfügt Dclarey in Magliesberg
über 1000 Mann. Desgleichen befinden sich verschiedene
kleine Lager im westlichen Transvaal. Dclarey lehnt cs
ab, die Buren in sein Commando aufzunchmen, welche
den Ncutralitätseid geleistet haben. Allein alle andere
Kommandanten zwingen die widerstrebenden Buren zum
Eintritt in Reih und Glied. General Clement ist an
der Stelle, wo der Jamesonzug zurückgcschlagcn wurde,
eingctroffen. Daselbst ist ein Lager aufgeschlagcn. Plän-
kelnde Buren belästigen seine Nachhut, wobei zwei Mann
von dem Aeomanry in Gefangenschaft gerieten.
L o urcnzo - M a r q u cz, 27. Nov. Eine Abteilung
von 80 porlugi fisch en Reitern mit 2 Geschützen rückte
heute früh auf Eatcmbc vor, da gerüchtweise verlautete,
daß Dcwct sich in diesem Districkt des portugiesischem
Gebietes befinde. Nach einer weiteren Meldung erklärten
sich wieder lOO Buren bereit, sich zu ergeben, falls sie
nicht außer Landes gckchasft würden.
London, 27. Nov. Eine Depesche Lord Roberts
aus Johannesburg vom 26. d. M. meldet über unbedeu-
tende Gefechte im Oranzefrcistaat, sowie über den Vor-
marsch von General Clement gegen Rietfontcin wo Dela-

Der Hochzeitstag.
Roman von H. Palms - Paysen.
4) ^Nachdruck verboten.!
(Fortsetzung.)
Der Brief lautete weiter: Ulrich hat mich diesen Abend
cs entging mir nicht — mehrmals lang und unvcr-
ivandt angeblickt, derart, daß ich verlegen wurde. „So
still — so ernst?" fragte cr einmal leise, und als ich ihm
'agte, ich fühle mich abgespannt, schüttelte cr ungläubig
den Kopf. War das auch eine dumme Ausrede von mir,
die ich urgcsund bin und Nerven habe von Stahl; ich war
Nahe daran, ihn in den Garten zu locken, in ein Blumen-
versteck und ihm alles zu enthüllen — trotz des Verbots
und der prophezeiten „schweren Folgen" — da kam je-
mand und störte uns.
Ich flüchtete hierher in mein stilles Zimmer, um diesen
Brief zu beendigen, während Ulrich mit einem Vetter im
Park nmhcrgcht und seine Abendcigaare raucht. Die Eltern
wollten sich heute Abend früh zurückziehen. Leonore, Lud-
Wca und Olga können jeden Augenblick von der Dorfkirche
zurückkehren.
Gerda ruft! — Ulrich wird mich sicherlich gesucht
haben. Ich fürchte mich vor dieser letzten Tagesstunde,
vor der schlaflosen Nacht, vor der, die folgen wird, und
vor dem entscheidenden Morgen. Furcht! Ich und Furcht!
Bin ich cs noch? Fort mit allen Hirngespinsten! .Ich will
au ihn glauben und ihm vertrauen! Ich will und morgen
werde ich sein Weib. Ich will !

Weißt Du, wie cr mich nennt, wenn cs keiner hört
und darum weiß es auch keiner: Vioacitas! Weil ich so
lebhaft bin. Sein einziger CchmcichelnaMc. Und nun zu
Ende! — Zu Ende! — Sei barmherzig, Liebste, und
schreibe bald und sei bei mir mit Deinen Gedanken mor-
gen den ganzen Tag und bleib meine Vertraute zu jeder
Zeit, im Glück und in aller Herzcnsnot.
Es küßt Dich mit aller Liebe, der sie fähig ist,
Deine Gisela."
Die Schreiberin faltete den Brief ohne nochmalige
Durchsicht zusammen und adressierte eilfertig an Frau
Oberförster Irma Mcihningen in C. Dann erhob sic sich
und stand in ihrer schlanken Größe.
Es war ein schönes Geschöpf, die Glieder von edelster
Symmetrie, weich und anmutig gerundet, der Teint von
zartem Gelb, das an pentclischcn Marmor erinnerte. Die
goldbraunen, schön geformten Augen beherrschten mit ihrem
Glanze das ganze Gesicht, sie zeigten breite Lider und
lange, gebogene rötlichbraune Wimpern. Die kleine ge-
rade Nase setzte schmal und zart unter der Stirn an, auf
der Offenheit und Klarheit thronte, die feinen Brauen
zogen sich leicht zusammen und verrieten etwas von dem
krausen Sinn des schönen Mädchens, das genußvoll an-
zuschaucn war.
„Gisela! Gisela!" tönte es immer wieder. Wer ver-
mutet sie auch in ihrem Zimmer und schreibend! diesen
Abend!
Man suchte sie überall, nur nicht dort.
Der eifrigste Sucher, Ulrich, fand sie.

Er stand im Treppenhaus und sah unter sich rote
Nelken schimmern und da hatte er ihre Spur.
Sie sprach im Portal mit dem Diener, der mit ab-
gezogenem Hute einen Auftrag von ihr cntgcgennahm. In
der Hand hielt sie ihren Brief, der in den Nachtzug, mit
dem der letzte Gast erwartet wurde, eingesteckt werden sollte.
„Sie haben mich doch verstanden, Heinrich?"
„Sehr wohl, gnädiges Fräulein."
„Dann nur schnell fort."
Ein Moment und das leichte, von zwei schnellfüßigen
Rappen gezogene Jagdgefährt schoß die Allee hinunter und
war bald dem Auge entschwunden.
Gisela wandte sich um und stand Ulrich gegenüber.
Der Baron v. d. Lüde bot das Bild eines vornehmen
Landcdclmannes. Reichlich tief gebräunt zeigten sich Ant-
litz und Hände, nicht der deutschen, der tropischen Sonne
Werk. Denn er bekümmerte sich mehr um die kolonial-
wirtschaftlichen und kolonialpolitischen Interessen des Vater-
landes durch Schrift nnd Wort, als um die Praxis, die
Bestellung und die finanzielle Lage seines Gutes, Alles
dahin Einschlägige überlies er den alten bewährten Beamten,
die während seines Jahre langen Aufenthaltes erst im
fremden Weltteil, dann im Süden des Vaterlandes treu
gewaltet nnd erfolgreich gewirtschaftet hatten. Ulrich wor-
ein von Luft und Bewegung gestählter, kräftiger Mann,
hoch, schlank, ebenmäßig gewachsen, mit einem weniger
schönen, c-ls interessanten, klugernstcn Gesicht. Wohin sein
Blick traf, saß derselbe fest, durchdrang so-zu sagen den
Gegenstand. Es lag etwas aufmerksam Beobachtendes in
 
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