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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 281 - Nr. 290 (1. Dezember - 12. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0563

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Müller-Fulda (Ctr.) verteidigt die christliche Ge-
werkschaften gegen Angriffe.
Posadowsky. Das Reichsamt übernehme es, alles
Material, welches sie über die Syndikate, Kartelle :c. besitze,
übersichtlich zusammenzustellcn und Fragebogen auszu-
arbeiten über die Bewegung und den Umfang der Kartelle
im deutschen Reiche.
Abg. Dr. Rösicke-Kaiserslautern Bund der Land-
wirte)^ Ein tiefer Schmerz gehe durch das deutsche Volk,
weil das Oberhaupt eines um seine Unabhängig-
keit käm Pf en denBolkes von denThür en Deutsch-
lands weggcwiesen worden sei aus Rücksicht auf
eine andere Macht. Redner könne daher dem Reichs-
kanzler den Borwurf nicht ersparen, daß er den Kaiser in
dieser Sache über die Stimmung des Volkes nicht richtig
unterrichtet habe, sonst wäre das Geschehene nicht möglich
gewesen.
Staatssekretär Dr. Graf v. Posadowsky: Er be-
dauere außerordentlich, daß der Abgeordnete Dr. Rösicke
ibn nicht von seiner Absicht unterrichtet habe, von dieser
Sache sprechen zu wollen. Er hätte sonst den Reichs-
kanzler gebeten, hier zu erscheinen, um in dieser schwierigen
Frage selbst zu antworten. Für einen unverantwortlichen
Mann sei cs schließlich leicht, einer gewissen populären
Strömung Ausdruck zu geben, aber für einen Mann, der
in einer so verantwortlichen Stelle stehe, wie der Reichs-
kanzler des deutschen Reiches, der die Verantwortung trägt,
nicht nur für den Frieden Drutichlands, sondern unter
Umständen auch für den der ganzen Welt, dürften popu-
läre und sentimentale Strömungen unter keinen Umstän-
den ausschlaggebend sein. Für ihn gicbt es nur einen
Kurs. Das ist: Ruhe, Sicherheit, Wohlfahrt und In-
teressen des eigenen Vaterlandes! (Beifall.)
Abg. Frhr. Heyl zu Herrnsheim (natl.): Die
Tarifermäßigungen nach dem Ausland« müßten endgilig
aufgehoben werden. Eine radikale Beseitigung der Kohlen-
not sei nur durch Neichsaufsicht über die Syndikate
möglich.
Abg. Lcnzmann (fr. Bolksp.): Die Privatgruben
zu verstaatlichen sei angesichts der Art, wie die fiskalischen
Gruben betrieben würden nicht ratsam. Das Steigen
der Preise beruhe im allgemeinen doch auf der steigenden
Consunktur.
Abg. Franken (natl.): Die Vorwürfe, daß das
Syndikat die Kohlennot hrrvorgerufen habe, seien unbe-
gründet.
Abg. Stephan (Centr.): Ein Exportverbot würde
schädlich wirken.
Montag 1 Uhr: Etatberatung.
Schluß nach 6 Uhr.

Der südafrikanische Krieg.
Aliwalnorth, 7. Dez. In der verflossenen Nacht
stieß eine von Aliwalnorth entsandte Patrouille nahe bei
der Stadt auf die Vorposten von Dewcts Haupt-
macht, welche dort lagerte. Die Patrouille machte einen
Gefangenen. Dewet ist hart bedrängt. Er scheint unter
dem fortgesetzten Schrecken zu leiden. Der Gefangene be-
richtete, Dewet habe in der Nähe des Südufcrs des Ca-
lcdonflusses ein Kruppgeschütz zurücklassen müssen. Alle
gefangenen Engländer, welche nach Dcwetsdorp gebracht
waren, sind in Freiheit gesetzt worden, mit Ausnahme der
Offiziere. Der Kommandant von Aliwalnorth trifft alle
Vorbereitungen für den Fall eines Angriffes.
Worcester, 7. Dez. Das Reutersche Bureau meldet
über den Afrikanderkongreß nachträglich folgendes:
Cronneight Schreiner sagte in einer heftigen Rede, es sei
unnötig, die Stellung Englands gegenüber den südafri-
kanischen Republiken zu rechtfertigen. Seit dem Einfall
Jamcsons seien die britischen Staatsmänner Werkzeuge
der Capitalisten. England zwinge jetzt die britischen Sol-
daten zu einer unmenschlichen und barbarischen Kriegs-
führung, die die civilisirte Welt in Erstaunen setze.
Vermischte Nachrichten.
Epfenbach (A. Sinsheim), 5. DH. sDon einem
schweren Unglücks wurde heute die Familie des August
Ohlheißer dahier betroffen. Die Frau hatte Morgens

die Absicht, zu waschen. Sic ließ ihre Kinder allein im
Zimmer, in welchem auch ein mit heißem Wasser ge-
füllter Kübel stand. Während die Frau in der Küche
war, um ihre Wäsche zu holen, fiel ihr etwa zweijähriges
Knäblcin in das heiße Wasser. Es erlitt an beiden
Händen, sowie an Kopf und Brust solche Brandwunden,
daß cs trotz ärztlicher Hilfe nicht möglich war, das Kind
am Leben zu erhalten. Nach eingetretener Lungenent-
zündung trat der Tod noch am selbigen Abend ein.
R.dl. Rastatt, 7. Dez. sSturm.s Inder verflossenen
Nacht tobte ein äußerst heftiger Sturm, der vielfachen
Schaden an Häusern, Bäumen und namentlich auch an
den Waldungen angerichtet hat.
Offenburg, 6. Dez. sErnennung.) Herr Kreis-
schulrat Schenk dahier ist laut „Offenb. Ztg." vom Erz-
bischof zum Domkapitular ernannt worden. Herr Peter
Schenk wurde am 7. März 1850 in Gerlachsheim ge-
boren und ist Priester seit 31. Januar 1874.
m RkiselftUgen, 7. Dez. sUnglücksfall.s Das
Mädchen des Kronenwirtes Probst verunglückte vorgestern
Abend dadurch, daß ihr beim Aufzug ein schwerer Gegen-
stand auf den Kopf fiel. Die Unglückliche verlor sofort
das Bewußtsein, sie wurde in das Spital in Löffingen
gebracht, wo sie operiert wurde. Es ist wenig Hoffnung
auf Erhaltung des Lebens vorhanden.
Spkycr, 5. Dezbr. sErsch offen.) Gestern Abend
während der Puystundc erschoß sich der Rekrut im 2ten
Pionier-Bataillon Diehl, aus Ludwigshafen gebürtig,
mittelst Revolvers. Die Kugel drang ihm in die Schläfe.
Der Verwundete wurde sofort ins Lazaret gebracht, wo
er heute früh verschied. Gründe für die That sind noch
nicht bekannt.
Stuttgart, 6. Dezbr. Mord und Lclbstmor d.)
Ein Gastwirt aus dem benachbarten Degerloch besuchte
heute Nachmittag seine Eltern in der hiesigen Karlsvor-
stadt. Er geriet mit einem jüngeren Bruder in einen
Wortwechsel und schlug ihn, worauf dieser aus einem
Zimmer einen Revolver holte und vor den Augen seiner
Eltern seinen Bruder und dann sich selbst erschoß.
Eisenach, 5. Dezbr. Mord und Selbstmord.)
Eine Frau Köhn, die seit 9 Jahren von ihrem Manne,
einem Oberförster, getrennt hier lebt, holte am Montag
Mittag ihren 10jährigen Sohn aus dem Realgym-
nasium, fuhr mit ihm bis zur Station Wommen und
stürzte sich, den heftig widerstrebenden Knaben mit sich
reißend, in die Werra. Beide fanden den Tod. Die
Lebensmüde litt seit längerer Zeit an Schwermut.
Berlin, 7. Dez. sDie Volkszählung) ergab für
Berlin 1884345 Einwohner gegen 1677 304 im Jahre
1895._
Hochwaffermeldurrgen.
Heidelberg, 8. Dez. Der Neckar ist seit 24 Stunden
wieder um 1 Meter gefallen, so daß der Pegel heute 10 Uhr
3,75 zeigt. Bei der eingetretenen kühlen Witterung steht
zu erwarten, daß er seinen normalen Stand bald wieder
erreichen wird.
L. N. Mannheim, 7. Okt. Infolge des Hochwassers
im Jndustriehafen wurde ein Bahndamm daselbst unter-
spült, wodurch ein Kiesbahnzug ins Wasser geriet. Ein
Erdarbeiter ertrank.
M. Oberkirch, 7. Dez. In Ulm hiesigen Amts
hat die durch den starken Regen am Mittwoch stark angc-
schwollene Dorfbach ein Opfer gefordert. Das 6jährige
Söhnchen des Landwirts Wendolin Schindler war am
gleichen Nachmittag verschwunden. Die gehegten Be-
fürchtungen trafen denn auch zu. Nachdem die ganze
Nacht und den gestrigen Tag erfolglos gesucht wurde,
wurde die Leiche gestern Nachmittag auf Gemarkung Orns-
bach angefchwemmt aufgefunden.
Konstanz, 7. Dez. Infolge des Sturmes und an-
haltenden Regcnwetters steigt der See und der Rhein
rasch. Die Dampfschiffahrt ist sehr erschwert. Die Schiffe
können nicht an allen Stationen landen und führen ihre
Kurse meistens direkt aus.
Köln a. Rh., 7. Dez. sDie Nebenflüsse des
Rheins) steigen, lt. „Köln. Volksztg.", rasch. Der
Rhein ist von gestern bis heute Vormittag in Mainz um
etwa I V- Meter gestiegen. In Köln steht er 1,98 Meter


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zeigen bedeutend ermäßigt.
Reklamen 35 Pfg. Für
Aufruchme von Anzeigen an
bestimmten Tagen wird nicht
garantiert.

Deutscher Reichstag.
Berlin, 7. Dezember,
s^ach Annahme einer Reihe von Rechnungssachen wird
ih, Gesetzentwurf betreffend die Ausübung der frei-
j Akri Gerichtsbarkeit und die Leistung von Reichshilfe
Mere einer 14gliedrigen Commission überwiesen.
! folgt die Weiterbcratung der Interpellation über
Mlennot.
Höckel (Antis.) Der Staat solle eine Kontrole
Ib.^ie Bodenschätze ausüben. Wozu müßten 10 pCt.
Mche Kohlen in das Ausland gehen?

Deutsches Reich.
^rrlin, 7. Dez. Inder Budgetkommissiondcs
Ishstagcs erklärte der Reichskanzler, dringende
Geschäfte hätten ihn von der Teilnahme an der gestrigen
,vg abgchalten. Angesichts der Zweifel hinsichlich
Umfanges der von ihm erbetenen Indemnität er-
? er daher folgendes: Wir er im Reichstag erklärt
' suche er dir Indemnität nach und zwar sowohl für
Ausstellung der nach Ostasien entsandten, in der
^Verfassung und dem Reichsmilitärgesetz nicht vorge-
Av Truppenkvrper, als auch für alle durch die China-
Mon entftändenrn im Reichshaushalt nicht vorgesehenen
^»ben. Es könne auch keinem Zweifel unterliegen,
^°se nach China entsandten Truppen aufzulösen
< sobald ihre Mission in China erfüllt sei.

0),. Ist! M sein Nachfolger als „der Mann,
szllff.ll. idigrn wird," begrüßt wird, sagt 8

Erstes Blatt. Samstag, 8. Dezbr. 1800

großen
wrsegerl

(27. Jahrgang.)
Druck ulwEertag von G. Geipettdörfer. Verantwortlich: Ach. Geiseudärfer.
Geschäftsstelle: Untere Ueckarftratze Uv. 17

Pnis 3t» Pt».,
^»Beibtünern 40 Ply.
^üich. Durch tue'postvrcr-
Hylch 1 Mb. ohne Be-
stellgeld.

Zur Lage in Südafrika.
raus London geschrieben: Lord Roberts hat sein
Mondo niedergclcgt und ist auf der Heimreise be-
W Die Leitartikel, in denen die hiesige Presse das
'Wh bespricht, sind für den Feldmarschall keine ange-
lt Lektüre — wenigstens, wenn er etwas zwischen
Zeilen lesen kann. Jn's Gesicht wird er auf's
^vagantefte gelobt; der wilde Jubel aber, mit dem
!, der den Krieg
>, sagt Roberts deutlich:
Rlob, daß Tu gehst." „Kitchener ist der Mann, den
Frauchen." „Er wird kein philantropischrs Zögern
W" „Er ist der rechte Mann auf dem rechten Platz."
rhm wirds keine Milch und Wassermcthoden geben."
t>vird im Stande sein, Ordnung aus dem Choas zu
Mückeln" u. s. w.. Diese Blütenlcsr von Ausdrücken,
'M« en der eifrige Glaube an den neuesten Besen sich
, wacht, enthält cbensoviele Verdammungsnrteilc für
"Roberts.
.Vie schärfste Kritik seiner militärischen Thätigkeit liegt
stcht in dem Umstand, daß er die Rückreise nach
Kapstadt nicht durch den „pacifizie r tcn" Frei-
öl nehmen muß. Der Freistaat ist plötzlich wieder
..Hauptkriegsschauplatz geworden. Kitchener ist
. Mich nach dem bedrohten Bloemfontein geeilt, und er
von hier neben einer Reihe kleiner Scharmützel
Ernsteres Gefecht, das General Paget den nach Süden
.Mgenden Kommandos von Viljoen und Erasmus
u. Preis!, Östlich vom Rheuostcr Kop lieferte, und worin dieEng-
wie bekannt, 61 Mann, darunter Oberstleutnant
verloren. Mit größter Spannung wartet man
Mitere Nachrichten von General Knox, der Dewet
BZeg in die Kapkolonie zu versperren sucht. Die
sichten aus diesem Thcil des Kriegsschauplatzes laufen
' Langsam ein, da die ganze Gegend südlich von Bloem-
M von den Buren beherrscht wird. Alle Depeschen
englischer Seite klagen über Mangel an berittenen
^ven.
-bezeichnend für die Situation ist, daß die Entlassung
? der Reservisten, die als Kranke und Verwundete
England zurückgebrachl werden, sistirt worden ist.
Mer den bereit gehalten, um nötigenfalls wieder nach
Afrika zurückgeschickt zu »vcrden. Während letzter
sind weitere 2000 Mann nach Südafrika abgc-
Die Entlassung der kanadischen und australischen
Willigen mußte erfolgen, weil die Leute sich nur auf
Cahr verpflichtet hatten, und weil sie auf den Versuch,
Vvch länger in Südafrika zu halten, mit der Drohung,
Eutern, antworteten.

ehi)
. -.SO
-.so
1.80
itenmehl
Nr. I
iPfd.Mk.-
0 ",
Artikel zu
»iilirtttitn
ipfiehlt billigst
ritz Buchens" machen kann, sondern den weiten Umweg dnrch
chmarkt 4. I "' -
fmßkerne
 
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