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Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

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Nr. 291 - Nr. 300 (13. Dezember - 24. Dezember)
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https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0594

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Nr. 293.

Heidelberger Lokal-Anzeiger * Neuer Heidelberger Anzeiger.

1900.

Rangierbahnhof an jener Stelle, wo das Mannheimer
Geleise einmündet der verheiratete Schlosser Heinrich
Maier aus Kaiserslautern zu Ludwigshafen in der
Kaiser Wilhelmstraße wohnhaft. Maier ist in der Nähe
des Rangierbahnhofes beschäftigt gewesen, wollte offenbar
heute früh auf dem Gang zur Werkstätte das Geleise
an jener Stelle überschreiten und ist dabei überfahren
worden.
m Mannheim, 14. Dez. fDie erste Tages-
einnahme der „Elektrischen^ betrug am Montag
8 500 Mk.; Dienstag waren es 2 700 Mk. das sind
sehr beträchtliche Summen, die aber zweifellos dem Reiz
der Neuheit des eleganten Verkehrsmittels zuzuschreiben,
nicht aber als Durchschnitt anzusehen sind.
kH Bruchsal, 14. Dez. sBei der gestrigen
Wahl der Nied erstbesteuertenj waren von 1332
Wahlberechtigten 682, also ca. 51 pCt. an der Wahlurne
erschienen. Für den Wahlvorschlag der ultramontanen-
demokratischen Partei haben 515, für den der liberalen
Partei 167 gestimmt.
m Bretten, 14. Dez. sWelch ungeheuere
Mengen Zichorienj in unserer Gegend gebautworden
find, beweisen die Zahlen dee nunmehr erfolgten Zusammen-
stellung. Es wurden im Ganzen 6 290 500 Kilo bei
der hiesigen Filiale der Firma Heinrich Frank Söhne
abgeliefert und wurde dafür der Betrag von 172 281 M.
ausbezahlt.
Karlsruhe, 14. Dez. sVom Zuge abgestürzt.j
Gestern Abend kurz nach 6 Uhr stürzte ein 37 Jahre
alter Schaffner aus Mannheim außerhalb des Gvttesauer
Bahnüberganges von dem um 5 Uhr 66 Min. von hier
nach Mannheim abgegangenen Schnellzug wobei er eine
3 Ctm. lange Wunde am Hinterkopf sich zuzog, die er
sich im städt. Krankenhaus verbinden ließ. Der Sturz
erfolgte nach Angabe des Verletzten dadurch, daß er beim
Revidieren der Fahrkarten einen Fehltritt machte.
L.di. Konstanz, 14. Dez. fAufgclöst.j Wie die
„Breisgauer Ztg." meldet ist die Gesellschaft zur Förderung
der Luftschisfahrt „Zeppelin Ballon" durch Beschluß der
Hauptversammlung aufgelöst und in Liquidation getreten.
L.I7. Vom Bodensee, 14. Dez. fAufgeklärt.j Un-
gefähr 2 Monate mag es her sein, da vernahm man, es
fei ein Kurgast von Mammern bei Konstanz, nämlich Herr
Alfred Swaine aus Straßburg i. E-, bekannt als na-
tionalökonomischcr Schriftsteller, auf geheimnisvolle Weise
verschwunden. Für das Auffinden des Vermißten wurde
eine Belohnung von 1000 Mk. ausgeschrieben; aber um-
sonst. Vor einigen Tagen ist nunmehr die Leiche in
dichtem Gehölz in der Nähe von Mammern aufgefunden
worden. Man fand dabei eine Barschaft von 400 Frks.
und eine goldene Uhr; ein Verbrechen scheint demnach
ausgeschlossen. Gemäß einer mit Bleistift niedergcschrie-
benen letzten Willensäußerung soll der Leichnam verbrannt
werden. Dr. Swaine soll als vollkommen gesund ange-
sehen worden sein, hatte ein ansehnliches Vermögen und
es wird daher wohl ein Rätsel bleiben, was ihn in den
Tod getrieben hat. Er war Junggeselle und etwa 40
Jahre alt.
L.1D Speyer, 14. Dez. sNoch gut abgcgangen.j
Gestern Vormittag kippte ein mit Kies beladener Nachen
infolge der starken Strömung beim Passieren der Schiff-
brücke um. Die Mannschaft wurde mit Mühe gerettet.
L.tD Ludwigshafen, 14. Dez. sAbgestürztj von
einem im Bau begriffenen 45 Meter hohen Fabrik-Kamin
der Badischen Anilin- und Sodafabrik ist gestern der 19
Jahre alte Kaminbauergehilfe Hermann Mittendorf aus
Essen. Der Tod trat fast augenblicklich ein.
Aus der bayerischen Pfalz, 13. Dez fDie Bohr-
rungen auf Erdöls im Bienwald nehmen einen sehr
erfreulichen Fortgang, und berechtigten zu den größten
Hoffnungen, da sich am letzten Montag die ersten
Erdölspuren zeigten, und zwar bei einer Tiefe von
290 Meter. In der Nachtschicht von Montag auf
Dienstag Früh 2 Uhr, erfolgte unter donnerähnlichem
Getöse die Anbohrung von Oelgasen, welche mit fürchter-
licher Wucht dem Bohrloch entströmen und sich unlieb-
samer Weise an einem Licht entzündeten. Es entstand
eine sehr starke Explosion, wodurch die Hütten und
Maschinen stark beschädigt wurden; die Arbeiter konnten
rechtzeitig fliehen. Das Gas brennt seit Dienstag früh
8—9 Meter hoch mit prächtig leuchtender Flamme und

starkem Geräusche ähnlich dem ausströmcnden Dampfe
einer Lokomotive. Der Betrieb wird in einigen Tagen
wieder ausgenommen werden können.
Honkong, 14. Dez. fErtrnnken.j Aus Kanton
wird gemeldet. In der Nähe von Hoko am Westflnsse
siel ein Passagier von einem Flußdampfer in's Wasser.
Die Passagiere drängten sämmtlich nach einer Seite des
Dampfers, welcher umschlug. Von 400 Personen sind
200 ertränken.

Aus Stadt und Bezirk Heidelberg.
Heidelberg, 15. Dez.
— (Diebstahl und Diebstahlsversuch.) Mit unglaub-
licher Frechheit wurde vor einigen Tagen einem in der Hirsch-
straße wohnenden Kassier von einer Hausiererin aus der Wohn-
stube eine Kassette, welche 60 Mk. und verschiedene Papiere ent-
hielt, gestohlen, während er selbst sich in der Küche befand und
die Diebin sich entfernen sah, ohne an etwas Böses zu denken.
— In voriger Nacht wurde in dem Hause Schloßberg Nr. 11
ein Diebstahlsversuch mittelst Einbruchs ausgeführt. Ein-
brecher war durch das Abortfenster in das Haus eingldrungen,
wurde aber von der Besitzerin bemerkt und von einigen auf das
Hilferufen derselben herbeigeeilten Personen sestgenommen. Der
Thäter ist ein wegen ähnlicher Strafthaten schon öfter bestrafter
hiesiger Taglöhncr.
(Vom Bezirksamt.) Amtmann Dr. Julius Hol-
derer wurde zum Oberamtmann ernannt. In gleicher Eigen-
schaft wurden versetzt die Amtmänner Dr. Karl Baur nach
Bonndorf und Friedrich Heß von Waldshut nach Heidelberg.
*** (Polizeibericht.) Verhaftet wurden drei Personen
wegen Bettelns und ein Musiker wegen Uebertretuug der Ge-
werbeordnung. Drei Personen kamen wegen Ruhestörung und
Unfugs zur Anzeige.
* (Das Romanfenilletorr) befindet sich im dritten
Blatte der heutigen Nummer
Gerichtszeitung.
8 Heidelberg, 13. Dez. sSchöffengerichtssitzung.j
1. Friedrich Karl Schürmann, Taglöhner aus Brackwede, z. Zt.
hier in Haft, erhielt wegen Bettels und Widerstands 3 Tage
Haft und 14 Tage Gefängnis. 2. Heinrich Karl Schulz, Tag-
löhner hier, erhielt wegen Beleidigung und Uebertretung straßen-
pol. Borschr. 3 Mk. Geldstrafe und 1 Tag Gefängnis. 3. Jul.
Gust. Karl Wrede, Student hier, erhielt wegen Sachbeschädigung
10 Mk. Geldstrafe. 4. Johannes Kiefer dahier erhielt wegen
Diebstahls 4 Tage Gefängnis. 5. Rob. Wolf, Möbeltransportenr
dahier, Ludw. Andreas Wagner, Kaufmann, angcklagt wegen
Körperverletzung. Die Verhandlung wurde vertagt. 6. Elisab.
Windisch Ehefrau geb. Klingmann in Kirchheim erhielt wegen
Diebstahls 6 Tage Gefängnis. 7. Jakob Kohler, Landwirt in
Wieblingen, erhielt wegen Beleidigung 20 Mark Geldstrafe.
8. Bernhard Metzger, Taglöhner in Handschuhsheim, erhielt
wegen Ruhestörung, Beleidigung und Bedrohung 45 Mk Geld-
strafe und 8 Tage Gefängnis. 9. Christian Körner, Fabrik-
arbeiter in Mauer, erhielt wegen Berstrickungsbruchs 6 Tage
Gefängnis. 10. Karl Knörr, Zimmermann dahier, Martin
Georg Oswald, Steinbrecher in Gaiberg, erhielten wegen Körper-
verletzung je 10 Tage Gefängnis.
6. Strafkammersitzung vom 14. Dezember. Vorsitzender:
Landgerichtsdirektor Dr. W e st. Vertreter der Großh. Staats-
anwaltschaft: Staatsanwalt Dr. Seb old.
1. Guntrum Leber gen. Graß, 37 Jahre alter Schneider
von Oberalpfcn, erhält wegen Verbrechens gegen 8 176 Ziff. 3
R.-St.-G.-Ä. 7 Monate Gefängnis, an denen 3 Wochen Unter-
suchungshaft in Abrechnung gebracht werden. Die Verhandlung
fand unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt.
2. Der 37 jährige Hausknecht Emil Anton Gr atz von
hier wird wegen mehrerer in wiederholtem Rückfall in Kirch-
heim und Sandhaufen begangener Zechbetrügereien mit 3 Mo-
naten und 2 Wochen Gefängnis abzüglich 5 Wochen Unter-
suchungshaft bestraft.
3. Taglöhner Karl Friedrich Bär von Karlsruhe erschwin-
delte sich m St. Ilgen unter Vorspiegelung der falschen That-
sache, er habe eine reiche Braut und sei in der Lage die Heirat
mit einem ebenso reichen Mädchen zu vermitteln, Geldbeträge
in einer Höhe von mehreren hundert Mark. In Anbetracht
seiner vielen und schweren Vorstrafen wird der unverbesserliche
Betrüger zu 4 Jahren Zuchthaus, 300 M. Geldstrafe event.
weitere 30 Tage Zuchthaus und Ehrverlust ans die Dauer von
5 Jahren verurteilt.
4. Auf einer vielversprechenden Berbrecherlaufbahn befindet
sich der 15jährige Taglöhner Martin Mattern von Sand-
haufen. Nachdem derselbe in diesem Jahre bereits eine Ge-
fängnisstrafe wegen Diebstahls erhalten hat, beging er im
November einen Raubversuch dadurch, daß er einem 14jährigen
Burschen mit Gewalt eine Mark wegnehmen wollte, und als
ihm dies nicht gelang, demselben nachts auf dem Heimwege
auflaucrte und einen nochmaligen Versuch machte, wobei er
sogar mit dem Messer drohte. Die Strafe gegen ihn wird auf
6 Monate Gefängnis bemessen.

Geschäftliches.
Mehrere Hundert der schönsten Ansichtskarten von Heidel-
berg sind schon im Kunstverlag des Herrn Edm. von König
erschienen, und man sollte daher glauben, daß hiermit wohl das
Feld erschöpft sei. Eine irrige Ansicht. Bringt jetzt dieser Ver-
lag doch wieder zwei neue Sainmlungen Heidelberger Karten,
welche an Schönheit und Eigenart fast alle die früheren Publi-
kationen übertreffen. Die eine Sammlung „Malerische Motive
aus dem Schloß"--sind prächtige Karten in Kupferdruckmanier
hergestellt, welche, wie der Titel schon besagt, die malerischen
Winkel, Jnnenräume, Figuren und Wappen des Schlosses rc.,
uns vor Augen führen. Jede Karte wirkt wie ein kleines
Architckturgemälde. Die zweite Sammlung „Blumengrüße aus
Heidelberg" stnd landschaftliche Stimmungsbilder mit Blüten
nnd Blättern der hiesigen Flora. Unendlich reizvoll wirken diese
Karten, glaubt man hier doch wirklich Blüten und Blätter zu
feheu. Wie fein und harmonisch verbindet sich die Landschaft
mit Ker entsprechenden Blüte: «schloß Heidelberg mit Veilchen
geschmückt; der Schloßhof mit Tannen- und Ephenzweigen; Hei-
delberg von der Bismarckhöhe mit herrlichen Theerofen; der Blick
vom Königstnkl auf Heidelberg mit Brombeeren, Hagebutten
und Schlehenfrüchten; Heidelberg vom Philosophenweg gesehen
mit Eichenblüttern; der gesprengte Turm mit Epheuranken und
blühender Erika; das große Faß mit köstlichen Weintrauben :r.
Für Weihnachts- nnd Neujahrsgrüße dürften diese Karten be-
sonders begehrt sein, umsomehr, da es sich hier um eine aparte
Neuheit handelt, welche überall Bewunderung erregen wird.
Jedenfalls verdient Herr von König für diese zwei sinnige
Sammlungen den Dank und die Anerkennung seiner Heidekberger
Mitbürger._
Brodpreise.
Vom 16. bis 31. Dezember kosten bei den hiesigen Bäckermeistern
1. Sorte (2 Kilo) Brod 56 Pfg., 2. Sorte (2 Kilo) 50 Pfg.
Neueste Nachrichten.
Hamburg, 14. Dez. Auf der Unterelbe fand wieder
eine schwere Schiffskollision statt. Der Postdampfer
„Valencia" der Hamburg-Amerika-Linie rannte den Bcr-
gungsdampfer „Seeadler" an und schnitt ihn auf. Der
„Seeadler" wurde zum Sinken gebracht. Auch die Valencia
ist schwer beschädigt. Menschen sind nicht verunglückt.
Bochum, 14. Dez. Auf der Zeche „Karolinenglück"
verunglückten in einem Bremsschacht fünf Mann, die teils
schwer Verletzten wurden dem Krankenhause Bergmannsheil
zugeführt. Die Ursache des Unglücks ist wahrscheinsich
das Versagen der Bremse.
Haag, 14. Dez. Königin Wilhelmina lud
heute den Präsidenten Krüger und Dr. Leyds zum
Essen im kleinen Kreise >in, das im Palais stattfand.
— Der Ccntralausschuß der niederländischen Friedens-
liga richtete eine Adresse an die Königin, in der der
Wunsch ausgesprochen wird, die niederländische Regierung
möge die Jntiative ergreifen, daß die Mächte, in Ueber-
einsiimmung mit den Beschlüssen der Friedenskonferenz,
dem Kriege in einem den Republiken günstigen Sinne ein
Ende zu machen suchten.
Loudon, 14. Dez. Einem Telegramm des „Eoening
Standard" zufolge, zwang General Knox im Zusammen-
wirken mit einer Abteilung von Reddersburg, Dewet,
i Stand zu halten. Der Kampf ist im Gange, viele
Buren wurden gefangen.
Tientsin, 13. Dez. Die Expedition unter dem deutschen
Oberst von Rohrscheidt, welche nach Südwestcn abge-
schickt war, ist mit 14 Feldgeschützen und 4 anderen Ge-
' schützen zurückgekehrt. Die ch ines is ch en Tr u p pen ließen
! sich auf kein Gefecht ein. — Hier und in PaotingfN
; sind Boxer verhaftet worden.
Stadttheater in Heidelberg.
Sonntag, den 16. Dez.: „Der Postillon von Lonjmncau." Ko-
mische Oper in 3 Abteilungen nach dem Französischen des
de Leuven und Brunswick. Musik von Adolf Adam. An-
fang halb 8 Uhr. Ende 10 Uhr.
Montag, den 17. Dezember bleibt das Theater geschlossen.
Dienstag, den 18. Dezember: „Die Hochzeit des Figaro." Oper
in 4 Aufzügen von Wolfgang Amadeus Mozart. Anfang
halb 8 Uhr.
Großh.Hof- u. National-Theater in Mannheim»
Sonntag, den 16. Dezember, nachmittags 3 Uhr: „Der Schlafs
wagen-Kontroleur." Schwank in 3 Akten von Alexander
Bissau. In deutscher Bearbeitung von Benno Jacobson-
Ende 5 Uhr.
Sonntag, abends halb 8 Uhr: „Don Juan." Oper in 2 Ab-
teilungen. Musik von Mozart. — Ende gegen 10 Uhr^,

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