Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer Heidelberger Anzeiger (27) — 1900

DOI Heft:
Nr. 301 - Nr. 304 (27. Dezember - 31. Dezember)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44272#0640

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


Nr. 302.

Heidelberger Lokal-Anzeiger * Neuer Heidelberger Anzeiger.

1900


1



i

Ma

c












-L.

der ß


zu sterben wünschte. Es war ein ewiges Ringen zwischen
Anflehung und Ergebung und ein Schmerz für den, der
es anzuschauen hatte, ohne helfen zu können, der nicht
von ihrem Lager wich, der mit sanfter Hand pflegte und
sorgte, um zu vergelten, was ihm selbst an Liebe und
Sorge dereinst geschehen Tag und Nacht, bis an eines
Tags Abend vom blauen See herüber ein Lüftchen zog,
so lind und leise, wie ein Atemzug, gleichwohl stark
genug um im Buch ein Blatt zu wenden und der cs
las, in dessen Hände es lag, legte es bei Seite und
schaute, wie heute der Träumer am Birkenstamm, vom
Balkon in die weite Ferne. Die lag im Abendschimmer
da. Und es ruhte Alles, eine Stille ringsum groß und
feierlich. War die Natur gestorben? oder schlummerte
sie nur? Es war dasselbe — schlummern und sterben —
es war dasselbe. Und langsam wandte er seinen Kopf
dem verdunkelten Zimmer, der Bettstatt zu. Ihm war
es, als sei ein eben noch geschautes, weißes, schlummerndes
Antlitz dort verschwunden, wohl der Sonne Schuld, die
ihm das Auge geblendet. Und mit leisem Schritt, den
die Sorge lehrt, trat er heran und sah noch immer
nichts, nur durchsichtige Spitzen und weiße Linnentücher,
als sei die Bettstatt leer und Maria entflohen. Und
ringsum ein Dust, nicht nach Blüten und Blumen, wie
sonst — häßlich, widerwärtig drang es ihm entgegen, als
>'ei giftige Frucht zerschnitten und ströme schwere, betäubende
Gerüche aus. Und da — und da — er riß herunter
vom weißen Antlitz das Totentuch —
Ist schlummern und sterben dasselbe?
O, Fata Morgana, Du Bild der Schmerzen versinke!
(Fortsetzung folgt.)

auch allgcnn
thatsächlich
herrsche gro
Gouverneur
im Schutze
Provinz he
Keinerlei B«

Bermrifchte Nachrichten.
Mannheim, 27. Dezbr. (Eisenbahnunglück ver-
hütet^ Der Durchgangsschnellzug Genf-Basel, welcher
von Straßburg über die Pfalzbahn geleitet wird und Mit-
tags 12 Uhr 56 Min. hier völlig ist, entging heute, laut
„N. B. L.", mit knapper Not der Katastrophe eines Zu-
sammenstoßes. Als der Schnellzug die Rhcinbrückc pas-
sierte und im Schloßgarten die Kurve des zum Haupt-
bahnhofe führenden Geleises nehmen wollte, wurde der
Führer des Zuges durch Notsignale des die Centralweiche
bedienenden Wärters auf eine große Gefahr aufmerksam,
die darin bestand, daß eine Wagenabteilung in demselben
Geleise manövrierte. Nur der Geistesgegenwart des Füh-
rers, der den V-Zug durch schleunigste Handhabung der
Bremsvorrichtung sofort zum Stehen brachte, ist es zu
verdanken, daß ein Zusammenstoß, welcher sehr verhängnis-
voll hätte werden können, glücklich abgcwendet wurde. Nach-
dem die Manövrierabteilung das Geleise frei gemacht, lies
der Schnellzug, dessen Passagieren die drohende Gefahr
nicht unbemerkt geblieben ist, in den Bahnhof ein.
Mannheim, 27. Dez. (Neber das Eisenbahnun-
glücks das wir gestern kurz meldeten, schreibt der „M.
G. A.": Es liegt uns über das Vorkommnis folgende
amtliche Mitteilung vor: „In der Nacht vom 24. auf
25. l. Mts. ist hier bei der Abzweigung in den Rangier-
bahnhof zwischen hier und Seckenheim der Eilgüterzug 601
auf den Güterzug 748 aufgestoßen, weil der Führer des
ersteren Zuges das auf „Halt" gestandenen Signal nicht
beachtete. In Folge des Ausstoßes entgleisten 13 Wagen

schon von dl
.Flusse zwisch
Verbündeten
London.
„Morning
einigermaßen

Güterzuges und versperrten beide Gleise, so daß der Ver-
kehr bis zum Nachmittag nur durch Umsteigen aufrecht
erhalten werden konnte. Leichte Verletzungen erlitten drei
Bedienstete des Eilgüterzuges; der entstandene Material-
schaden ist bedeutend." Eine zahlreiche Menschenmenge
suchte während des ersten Feiertags die Unfallstelle ans,
an der man emsig mit den Aufräumungsarbeiten beschäftigt
war. Im Ganzen sind 6 Güterwagen fast vollständig de-
moliert worden; sie bildeten ein wildes Chaos. Der Zu-
sammenstoß b ider Züge muß ein sehr heftiger gewesen
sein und kann man nur seine Verwunderung darüber aus-
drücken, daß das Personal beider Züge teils ohne jede Ver-
letzung teils mit ganz geringem Verwundungen davonge-
kommen ist. Die Aufräumungsarbeiten dauerten bis in
die späten Nachmittagsstunden des ersten Feiertags. Wäh-
rend der Nacht vom 24. auf 25. Dezember wurden die
von Heidelberg kommenden Passagierzüge, welche die Un-
fallstellc passiren mußten, über Schwetzingen geleitet, sodaß
sie mit großer Verspätung im hiesigen Hauptbahuhofc ein-
trafen.
U.iV Mannheim, 26. Dez. (Nach längeren Ver-
h andlungens mit dem Mannheimer Turnverein beschloß
der Stadtrat, vorbehaltlich der Zustimmung des Bürger-
ausschusses, dem Verein zum Zwecke der Erbauung einer
Turnhalle den Bauplatz Ecke der Prinz Wilhelmsstraße u.
Scharlottenstraße im Maaße von 1947 gin. unentgeltlich
als Eigentum abzutretcn unter der Bedingung, daß im
Falle einer späteren Verlegung der Halle an einen anderen
Platz und Veräußerung des Bauplatzes an die Stadkge-
meinde 60 Mk. pro gm. zu zahlen ist.
Mannheim, 27. Dez. (Gest och eins Gelegentlich
einer Wirtshausstreiterei wurde vergangene Nacht am
Marktplätze dem stadtbekannten Taglöhner Gern et ein
Messerstich in das Genick versetzt. Gernct schwebt in
Lebensgefahr. Er wurde in das Allgem. Krankenhaus
verbracht. Zwei Thäter — Vater und Sohn — wurden
verhaftet.
m Neckarau, 27. Dez. (Verunglü ck t.j Gestei n
Mittag wollte der verheiratete Taglöhner Friedr. Ziegler
auf den hiesigen Bahnhof in den um diese Zeit abführenden
Lokalzug steigen. Da der Zug jedoch schon in Bewegung
war, fiel Ziegler so unglücklich unter den Wagen, daß ihm
das linke Bein abgefahren wurde.
m Käferthal, 27. Dez. (Selbstmord.s Auf der
Strecke Käferthal—Virnheim legte sich gestern Nachmittag
die geistesgestörte Frau des Landwirts Johann Wasser-
ans Käferthal auf die Schienen der Nebenbahn und wurde
überfahren. Der Leichnam wurde nach der Leichenhalle
verschafft.
lt.'K Rappenau, 26. Dez. (Immer noch unauf°
gcklärt.j Ucber den Verbleib des Gcmcindcrats Stocker
herrscht noch immer tiefes Dunkel. Die Nachricht, daß
seine Leiche gefunden worden sei, hat sich nicht bestätigt.
Die verschiedenartigsten Gerüchte bezüglich des Verschwindens
des beliebten Bürgers, die natürlich jeder Begründung ent-
behren, sind im Umlauf.
M. Tanbcrbischofshcim, 27. Dez. (Ein hübsches
und wertvolles Weihnachtsgeschenks erhielt Heuer
unsere Stadt: das elektrische Licht. Am hl. Abend ver-
breiteten zum ersten Male die elektrischen Straßenlaternen
eine hier ungewohnte Helle.
L-O Kehl, 26. Dez. (Stiftung.s Die jetzige Be-
sitzerin der hiesigen Cellulosefabrik, Frau Agnes Trick,
machte zum Besten der Arbeiter der Fabrik eine Stiftung
im Betrage von 30,000 Mk. unter dem Namen Ludwig
Trick'sche Arbeiterstistung. Von den Zinsen sollen in Not
geratene Arbeiter Unterstützungen erhalten.

Die Wirren in China.
Berlin, 27. Dezbr. Feldmarschall Graf Waldersee
meldet aus Peking: Bei Nungtsinhsien wurden am 15ten
d. Mts. verwundet: Oberleutnant Cremer, Säbelhieb über
die Hand; durch schwere Brandwunden verletzt: Major
Haine, Hauptmann Schäffer, alle vom 3. Regiment.
London, 27. Dez. Die Morgcnblätter melden aus
Peking vom 26. Dez.: Graf Waldersee ersuchte die Be-
fehlshaber aller Verbündeten, auf die auf dem Rückzüge
begriffene, von den Franzosen geschlagene, chinesische Ab-
teilung aufzupassen, um dieselbe womöglich zu vernichten.
— Eine Pekinger Meldung der „Morning Post" besagt,
daß die Deutschen auf dem Rückwege von Paotingfu
die Städte und Ortschaften rücksichtslos bestraften, welche
vor kurzem vom General Richardson aus Grund einer
Abmachung mit Waldersee ausgesucht worden und welche
die von Richardson getroffenen Vereinbarungen völlig un-
bea chtet ließen.
London, 27. Dez. Die „Morning Post" meldet
aus Peking vom 24. Dezember: Der spanische Gesandte
ist der Ansicht, daß die chinesische Regierung den
größten Teil der Forderungen der Mächte sofort annehmen
werde; dagegen werden die Verhandlungen über die Be-
strafung der Beamten sich hinziehen. „Morning Post"
meldet aus Peking vom 24. Dez.: Li-Hung-Tschang
sei der Ansicht, daß die Antwort auf die gemeinsame Note
der Mächte in 10 Tagen eintreffcn werde.
New-?)ork, 26. Dez. Aus Peking traf folgendes
Telegramm ein: Die Streitkräfte der Verbündeten feierten
Weihnachten jede nach ihrer Art. — Ueber die deutschen
Truppen wurde anläßlich der Uebergabe der Fahnen an
2 Regimenter eine Parade abgehaltcn, welche sich zu einer
internationalen Festlichkeit gestaltete. Alle Gesandten wohn-
ten mit ihren Stäben nnd Abordnungen ihrer Truppen-
teile derselben bei. Dieselbe war ein großes militärisches
Schauspiel.

Wir brin
stichen KcmUn
treten des du
buch cingefüh
bisher hier gc
schritten übe:
ihre Wirksan
1. Nach
buch sind, w
ans nnbcstim
gesetzliche 5
der 31. M
30. Septem
Die Rän
unmittelbar -
also m t Bec
Juli, des t.
zu erfolgen,
genannten Z
gesetzlichen g
ung am dar-
vollziehen.
Die Kun
Ziele muß st
tage des bet
jnhrcs crfolc
wechsel aus
schlossen sein
ausdrücklich
gesetzlichen §
dann, wenn
Laufe eines
gegangen tm
Parteien ein
getroffen ha
2. Ist l
Zeit vermiet«
Zahlung de
so ist die
Schluß eine
lässig- Sie
Monats zu
Ist der
messen, so i
Pen Schluß
lässig. Sie
Werktage d«
Ist der
mcssen, so i
Tage für d
3. Wur!
eine bestinn
Wochen od
endigt dass
dcrc Kündu
Ablauf des
Hierher get
dierende dc
Semester v«
Anfang un
wird jewcil
torium bcst
Wird ei
Scinester
Mictvcrhäl
die zwisckci
liegende Fe
4. Aus
vor dem I
Gesetzbuchs
IWO cinge
neuen Vor
dnng, wer
des B. G.
kommen iß
herigen I
werden ko:
Heidclbe
Bi

Neueste Nachrichten»
Tientsin, 27. Dez. In der Nähe der Eisenbahn
Tientsin-Tongku ist eine japanische Patrouille in schrecklicher
Weise ermordet worden. Eine deutsche Expedition ist in
der Gegend südlich von Tientsin abgesandt worden, um
Boxer, die dort aufgetaucht sind, abzufangen. — Eine
englische Expedition ist'in der Richtung auf Aangtsuu ab-
gegangen. — Die englischen Soldaten in Tientsin sind
angewiesen worden, mit den Deutschen zu fraterni-
siere n. Das geschieht nun in einer die anderen Nationen
sehr beleidigenden Weise.
Tientsin, 27. Dez. Heute und morgen gehen 1100
Mann englischer Truppen ab mit zwei Geschützen unter
General Cummins nach Zangtsuu um gegen die
Boxer zu operieren und die Eisenbahn zu schützen. Es
handelt sich um die nämliche Boxerabreilung, die bei Tschot-

konische und
Teilnahme a
amerikanische
, -) der
brachten, welche bewies, daß der Verein es mit der ihm gestellten werde amtli
Aufgabe Ernst nimmt. Hieraus sprach Frl. Müller einen
Prolog, welcher der Bedeutung des Festes angepaßt war. Unter
Zitherspiel und Aufführung von zwei Einaktern „Kriegers Weih-
nachten" mit lebendem Bild und „Im Atelier" unter Leitung
deS Herrn Herm. Eichhorn eilten die Stunden im Fluge da-
hin und es war lange schon Mitternacht vorüber als man nach
einem gemütlichen Tänzchen den Heimweg antrat. — Noch sei
erwähnt, daß in einer Zwischenpause des musikalischen Teils
das Mitglied I.Wendel der Zither-Gesellschaft als Ansporn
zu weiterem Vorwärtsstreben die Noten eines hübschen Musik-
stückes überreichte, wofür der I. Vorstand herzlich dankte. Es
war dies auch eine Anerkennung für Hrn. Bechtel und dessen Schüler.
K (Herberge zur Heimat.) Am ersten Weihnachtstage
morgens 7 Uhr fand eine Bescheerung der anwesenden Hand-
werksgesellen statt, welcher Gesang und Gebet und eine herzliche
Ansprache des Herrn Stadtmissionar Ruprecht vorausgingen.
Infolge dankenswerter Zuwendungen konnten die Gäste reichlich
mit allerhand Bekleidungsgegenständen und einem neuen Testa-
ment beschenkt werden.
S (Der Sängerbund Schlierbach) hielt am ersten
Weihnachtsfeiertag seine Weihnachtsfeier im Jägerhaus ab, die
außerordentlich zahlreich besticht war. Die Männerchöre, ein
Festspiel, sowie einige komische Borträge fanden allgemeinen Bei-
fall. Im Laufe des Abends wurde Herrn Adolf Dewald für
25jährige Mitgliedschaft ein Ehrendiplom überreicht und ferner
14 Sänger für fleißigen Besuch der Proben ausgezeichnet.
(Postauweisnngcn au die mobilen Truppen in Dst-
aficn.) Zur Beförderung an die mobilen Landtruppen des
Heeres und der Marine in China sind vom 1. Januar 1901
ab private Feldpostanweisungen bis zum Betrage von 100 Mk.
einschließlich gegen eine Gebühr von 10 Pf. zugelassen. Zu den
Feldpostanweisungcn sind Formulare in blauer Farbe zu ver-
wenden, die — mit einer Freimarke zu 10 Pf. beklebt — bei
den Postanstalten und amtlichen Verkaufsstellen für Postwert-
zeichen von Ende Dezember ab zum Betrage der Freimarke
verkauft werden. Die Aufschrift muß denselben Anforderungen
wie bei den Feldpostbriefsendungen entsprechen. Für alle privaten
Marine Postanweisungen bis zum Betrags von 100 Mk. ein-
schl eßlich an die Besatzungen der deutschen Kriegsschiffe in Ost-
asicn beträgt von jetzt ab die Gebühr für die Duner des mo-
bilen Verhältnisses 10 Pfg. Im klebrigen tritt bezüglich der
Marine-Postanweisungen an die Schiffsbesatzungen keinerlei
Aenderung ein. Namentlich ist auch ferner das für den inneren
Verkehr gebräuchliche Formular zu verwenden.
2 (Fuftball.) Die Fußball-Abteilung des Heidelberger-
Ruderklub spielte gestern Donnerstag ein Wettspiel gegen eine
aus Heidelberg- und Neuenheim College znsammengestellle Mann-
schaft. Da viele Spieler über Weihnachten nach England gereift
sind, war die Mannschaft der Colleges keine starke. Der Ruder-
klub siegte daher mit 4 Treffer, 1 Sprungtreffer, 1 Versuch,
also 27 Punkten gegen 0.
X (Besitzwechsel.) Das dem Küfer Franz Mai jun.
bisher gehörige Gasthaus „Zum goldenen Herz" ging in der
Zwangsversteigerung in den Besitz der Firma lieb er le u.
Ritzhaupt uni den Preis von 93000 Mk. über. Geschätzt
war das Haus auf 106 085 Mik.
X* (Polizeibcricht.) Verhaftet wurden ein Taglöhner
wegen Bettelns und ein von einer answärtigen Behörde wegen
Diebstahls verfolgter Krankenwärter. Wegen Unfugs kamen
zwei Personen zur Anzeige._

Dm
Dienst
vor
versteigern
Fuhrhof
3
aus den
Abfuhran
Ja»
lausenden
an den T
Heidelb

Kunst und Wissenschaft.
Heidelberger Stadttheatcr. „Philippine Welser."
Schauspiel in fünf Aufzügen von Oskar v. Rcdwitz.
Nach dem ersten und zweiten Akt schien es, als ob die

Direktion sich gänzlich vergriffen habe in der Auswahl der Fe^
tagsgabe. Erft gegen Schluß des Schauspiels kamen Publikum
und Darsteller mehr in die Stimmung, die ein derartiges Stück
verlangt. Anfangs und auch noch teilweise am Schluß wurden
die Szenen, die an das Mitgefühl appellierten, mit Heiterkeit
ausgenommen. Diese Rührstücke sind eben veraltet, das Publi-
kum von heute stellt andere Anforderungen als es zu Redwitz
Zeiten der Fall war. Ibsens, Sudermanns, Hauptmanns Ein-
wirkung ist nicht zu verkennen.
Die Schicksale der schönen Augsburgerin, Philippine Wel-
ser, sind zu bekannt, um nochmals erzählt zu werden. Fräulein
H. Herter brachte dieselbe recht gut zur Darstellung und war
ihr Spiel besonders in den beiden letzten Aufzügen von beson-
derer Wirkung. Herr Birnbaum als König und Kaiser-
würde den Szenen, in welchen die Batergefühle mit denen des
Königs in Widersprnch geraten, sowie in seinem Auftreten dem
Augsburger Patrizier gegenüber vollauf gerecht. Herr Bernau
als Erzherzog und Herr Rudolph als Graf von Thurn such-
ten die- Rolle so gut als möglich auszufüllen. Herr Egon
Brecher war ein würdiger, mit dem echten Patrizierstolz er-
füllter Kaufherr Augsburgs. Auch die Damenrollen waren gut
besetzt, besonders Frl. A. Saldern als Schwägerin der Welser
und Frl. Krüger als Mutter der Philippine standen Beifall.
Die kleineren Rollen wurden gut ge'geben.
Heidelberg, den 25. Dezember 1900. —n.
Mannheimer Hosthcater. Eine weitere Weihnachts-
novität, August Enna's musikalisches Märchen „Das Streich-
holzmädel" ward uns gestern bescheert. So eme Art Hannele
in durchweg musikalischer Form; das Martyrium eines armen
KindeS, das in der Christnacht auf der Straße erfriert und
dabei a la Hannele, aber allerdings nur freundliche Visionen
hat. Ob man gut thut dem Publikum mit dem langsamen
Hinsiechen eines zarten Kindes, wenn auch in poetischer Form,
eine dramatische Gabe zu bieten, ist Gcschmacksache. Der Vor-
gang wird wohl den Meisten, die ein fühlend Herz in der Brust
iragen, wehe thun und sie verstimmen, trotz der endlichen Er-
lösung der kleinen Märtyrerin. Musikalisch ist die Kleinigkeit,
wenn auch nicht originell, doch sehr gut geraten nnd wurde von
Fräulein Fladnitzer innig und ergreifend interpretiert.
Mozarts Singspiel „Bastien und Bastienne" ging der
Novität voran, das Ballet „Wiener Walzer" bildete einen
heiteren Beschluß des gut verlaufenen Abends.
Mannheim, den 22. Dezember 1900.

Gerichtszeiturrg.
Z Heidelberg, 24. Dezbr. sSchöffengerichtssitzung.j
1. Sebastian Simon aus Viernheim, z. Zt. in Haft hier, er-
hielt wkgeu Unterschlagung 8 Tage Gefängnis. 2. Georg Werner
aus Rüdeshcim, z. Zt. in Hast hier, erhielt wegen Uebertr. des
tz 360 Ziff. 11 R.-St.-G.-B. nnd Widerstands 3 Tage Haft
nnd 2 Wochen Gefängnis. 3. Johann Schleich-w aus Nußloch
erhielt wegen Bedrohung 20 Mk. Geldstrafe ev. 4 Tage Haft.
4. Christof Renner, Georg Hartmann, Philipp Flory, alle aus
Leimen, angcklagt wegen Körperverletzung. Renner erhielt 2
Wochen Gefängnis, Hartmann 20 Mk. Geldstrafe ev. 4 Tage
Haft, Flory 15 Mk. Geldstrafe ev. 3 Tage Haft. 5. Philipp
Ludwig aus Waldwimmersbach erhielt wegen Beleidigung 30 Mk.
Geldstrafe ev. 6 Tage Haft.
— Sitzung vom 27. Dez. 1. Ernst Fischer aus Kirburg,
z. Zt. in Haft hier, erhielt wegen Betrugs 3 Monate Gefäng-
nis. 2. Wilh. Hch. August Calmus aus Witten, z. Zt. hier-
in Hafi, erhielt wegen Diebstahls u. Uebertr. d. A 360 Ziff. 8
R.-St.-G.-B 6 Monat Gefängnis nnd 14 Tage Haft. Die
übrigen fünf Fälle wurden vertagt._

Nr 302._
Richtung nach Prieska, der andere nach Strydenburg.
tzsie Engländer folgen ihnen.

Aus Stab! unv Bezirk Heidelberg.
Heidelberg, 28. Dez.
X (S. Kgl. Hoheit der Erbgroftherzog) traf gestern
Abend 6 Uhr 34 aus Baden-Baden hier ein und reiste 6.38
über Frankfurt nach Berlin weiter.
U. (Die Weihnachtsfeier der Zithergesellschaft) fand pcr G e
am zweiten Weihnachtsfeiertage in dem dichtbcsetzten Saale zum
„Zwinger" statt. Als Einleitungsstück war der Hochzeitsmarsch
aus „Somniernach^straum" von Mendclsohn gewählt, welchen die
gesammren spielenden Mitglieder in einer Weise zum Vortrag zstglich
 
Annotationen