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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 177 - 203 (1. August 1901 - 31. August 1901)
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Dienstag, k. August Ml.

Zweites Blatt.

43. Jahrgang. — str. 181.


^scheint täglich. Sonntags ausgenommen. - Preis mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in's Hans gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg Durch die Post be-
zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.
lnzeigeuprcis: 20 Pfg. die Ispaltige PMzeile oder deren Raum. Neklamezeile 40 M. Für hiesige Geschäfts- und Privatauzeigcn ermäßigt. - Anschlag der Inserate ans den Plakattafeln
der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. - Fernsprcch-Anschlnß Nr. 82. ' ^ '

Eine Jahrhundertfeier.
Der 29. Juli brachte für Bayern und im bcson-
dern für München eine Erinnerung eigener Art: Es
waren an diesem Tage 100 Jahre verflossen, seitdem un-
ter den Wittrlsbachern die P r o t e st a n t e n volle bür-
gerliche G l e i ch b erechri g u n g mit den K a t Ha-
liten erhielten.. Bis dahin war die Erwerbung des
Bürgerrechts in München an das katholische Bekenntnis
geknüpft; erst durch die Thronbesteigung der von Zeit-
geist umwehten (ursprünglich selbst protestantischen)
Zweibrückener Linie der Wiltelsbacher gewann eine zeit-
gemäßere Anschauung die Oberhand. Die „Mg. Ztg."
begleitet die Erinnerung daran mit folgendem Rückblick:
Maximilian Joseph, der Großvater des Prinzregen-
ten Luitpold, erließ als Kurfürst am 10. Juni 1800
eine Erklärung des Inhalts, daß bei der Ansässig-
wachung in den oberen bayerischen Staaten die katholische
Religion nicht ferner als eine wesentliche Bedingung an-
insehen sei. Gleichwohl war damit der Widerstand der
Bürgervertretung noch nicht überwunden. Als näm-
lich der Handelsmann Michel von Mannheim eine so-
genannte Weingastgebersgerechtigkeit in München kaufen
wollte, wendete sich der Magistrat wiederholt mit seinem
Bedenken darüber an den Ausschuß der Stände. Da er-
ließ der Kurfürst am 29. Juli 1801 folgende Botschaft:
„Nach reifer Ueberlegnng und mit der Gewißheit,
baß das Recht auf meiner Seite ist, befehIeich h i e-
w i t dem meinen Stadtmagistrat, spätestens bis mor-
gen abends «> Uhr dem Handelsmann Michel von Mann-
heim das Bürgerrecht zu erteilen, widrigenfalls ich mich
gnötigt sehen würde, die st r e n g st e n M ittel zu er-
greifen. Für den geringsten Exzeß haftet jedes Ma-
gislratsmitglied Persönlich. Diese meine Gesinnungen
befehle ich dem Stadtoberrichter Sedelmayer, dem Ma-
gistrate zu bedeuten."
Michel wurde hierauf sogleich als Bürger aufgenom-
Weii; es fiel nicht der geringste Exzeß vor. Allmählich
bildete sich von jetzt an eine protestantische Gemeinde,,
lür die in der Residenz ein Betsaal eingerichtet wurde,
da die Gemahlin des Kurfürsten Maximilian Joseph,
Zurfürstin Karolina, der evangelischen Kirche angehörte.
Der Geistliche aber mußte anfangs in der Residenz woh-
ben, weil niemand den Protestanten in
lein Ha u s anfne h m c n w ollt e. Durch dieses
abweisende Verhalten der Bevölkerung bildeten sich auch
bei der Jugend ganz sonderbare Vorstellungen; man
bannte aus Gesprächen der damaligen Zeit entnehmen-,
daß die Kinder sich einbildeten, so ein Protestant müsse
dein Teufel ähnlich sehen. Man weiß ja übrigens, welche
biämpfe es in noch gar nicht so weit zurückliegenden Jah-
j'en gekostet hat, um Simultanschulen durchzuführen und
damit im Verkehr der Heranwachsenden Jugend gegen-
witige Duldsamkeit und einen Ausgleich dieser eigen-
artigen Auffassung anzubahnen.
Wie schwer der Eintritt für die Protestanten in
München auch später noch war, davon wissen ältere Leute
waiiches zu erzählen. Noch im Jahre 1841 mußte der
^tiftsprediger Wiser an der Cajetans-Hofkirche ernstlich
Minahnt werden, in seinen Predigten dis Ausfälle gegen
Andersgläubige zu unterlasse». König Ludwig I. hatte
w>f eine an ihn gerichtete Beschwerde den Stiftsprobst
Hausier mit der nötigen Weisung versehen, und die Mah-
nungen Haubers, eines echten Priesters, wirkten auf
B-siser so ein, daß seine Predigten von da an den Geist

christlicher Milde atmeten. Ludwig I. und sein Stifts-
probst hätten auch heute noch manchmal Ursache zu
ihren Mahnungen, um die hochgehenden Wogen fana-
tischen Eifers zu bekämpfen.
Aus Ltadt und Land
) I ( Verein zur Hebung der öffentlichen Sittlichkeit. Un-
serem Versprechen gemäß kommen wir nochmals auf den Vor-
trag zurück, welche» Pfarrer Ziller hier im Verein für
Hcbung der öffentlichen Sittlichkeit „lieber
wirksame Bekämpfung der Verbrechen" hielt. Der Vortragende
führte aus: Dem hohe» Selbstbewusstsein, welches das deuische
Volk in der Gegenwart erfülle, sollte auch immer und überall
unter den Deutschen ein reiner und edler deutscher Geist ent-
sprechen. Aber znm Schmerz aller Deutschen, welche ihr Volt
und Vaterland lieben, und denen an der Ehre von beiden
gelegen sei, werde im deutschen Reiche nicht wenig Roheit und
Sittenlosigkeit gefunden. Es sei darum die Aufgabe aller
Deutschen, die selbst in sittlicher Hinsicht höher stehen, an
der Hebung der Sittlichkeit in ihrem Volke mit allen Kräften zu
arbeite». Die deutschen Bundesregierungen und der deutsche
Reichstag haben daher zunächst zur Erreichung dieses- Zwecks
eine Verbessermiig des deutschen Reichsstrafgcsetzbnches erstrebt.
Aber der Herr Reichstagsabgeordnete Dr. Witt habe mit Recht
hervorgehobcn, daß dnrch Strafbestimmungen allein das Ziel
einer Hebung der Sittlichkeit im deutschen Volke nicht er-
reicht werden könne, sondern daß dazu „ein einträchtiges Zu-
sammenwirken von Familie, Schule, Staat und .Kirche not-
wendig sei." Vor Allem müsse den Verbreche» entgcgenge-
wirkt werden. Das sei aber mir dann mit Erfolg möglich, wenn
man ihre Ursachen erkenne. Das Sprüchwort: „Müßiggang
ist aller Laster Anfang" weise daraufhin, daß der Mangel
-an lebhaften sittlichen Empfindungen und sittlichen Interessen
sowie an einer aus diesen herborgehenden sittlichen Thätigkeil
oder Arbeit notwendig zu Lastern und zur Sittenlosigkeit
führen müsse. Denn infolge jenes Mangels entstünden schlechte
Gewohnheiten und Neigungen, sowie auch eine falsche Wert-
schätzung, welche dem Glück und den Gütern, die ihren Wert
von dein Willen empfangen, einen höhere» Wert beilegen als
dem guten Willen oder der Sittlichkeit. Darum finde der
Müßiggänger nicht die Kraft ln sich, die Versuchung zum
Bösen unter allen Umstände», insbesondere auch in der Not,
zi: überwinden. Nur ein starker sittlicher Charakter, der ohne
lebhafte sittliche Empfindungen, starke sittliche Interessen und
ein vielseitiges gleichschwebendes Interesse, ohne einen regen
und gewandten Geist und einen vielfach geübten Körper gar
nicht gedacht werden könne, werde auch in den schwierigsten
Lebenslagen niemals zum Verbrecher werden. Solche Charak-
tere bildeten sich aber nur durch eine planvolle und gute Er-
ziehung. Die Erziehung müsse daher verbessert werden


phie Vorlesungen halten. Da aber die Erziehung eine schwie-
rige Kunst sei, so sollten an allen deutschen Unibersitäten pä-
dagogische Seminare mit Ucbnngsschulen eingerichtet und von
Professoren der Pädagogik geleitet werden. Damit aber die
Erziehungsfragcn in der Ocffentliehkeit gründlich erörtert wür-
den, müßten i» allen Provinzen des Reichs regelmäßig Schnl-
synoden znsammentrcten. Verbrechernaturen entwickelten sich
ganz besonders in solchen Familien, i» denen die Kinder durch
das schlechte Beispiel und den zuchtlosen Geist ihrer Umgebung
in sittlicher Hinsicht gefährdet würden. Darinn müßten solche
Kinder, also nicht erst die bereits verwahrlosten, in Anstalien
nntergebracht und gut erzogen werden. Der Not aber, welche
nicht nur eine schwere Versuchung zur Sittenlosigkeit für
schwache Menschen enthalte, sondern auch einer guten Erziehung
oft unüberstciglichc Hintcrnisse bereite, müsse'durch eine ge-
rechte Regelung der Lohnverhältnisse der Arbeiter cntgegen-
gearbcitet werden. Solche Reformen setzten aber Beamte
voraus, die sich mich in ihrer Wirksamkeit für den Staat von


Die Brieftasche.
Roman von F. von Kapff-Essnither-
(Fortsetzung.)

Kläre betrachtete das Los, welches er ihr zeigte, ein
?o,ig ängstlich. Hatte er nicht unrecht gethan, es zu be-
^cilte»? Mußte man nicht einen Fund bei der Polizei ab-
8ebe„'e
. „Eigentlich ja," gab er zögernd zu, „aber vielleicht wird
Los nicht gezogen: dann ist cs nichts weiter als ein Wert-
Isis Stück Papier; kommt cs heraus, daun natürlich gehe
M damit zur Polizei."
Kläre war leicht beruhigt. Schon begann sie Pläne zu
„Jchen hinsichtlich dcS Haupttreffers. Ihr eigenes, wohl-
Zworbenes Los konnte ja auch herauskommen. Wenn abcr
Us andere, das gefundene, herauskam — ei, daS wäre znm
^rückkwerde»! Besser, es würde gar nicht gezogen I
„z.Nun betrachteten sie gemeinschaftlich das fremde Los,
I Wh sehr sauber ans. ohne viele Falten und ohne jede Spnr
häufigem Berühren. Derjenige, dem es gehört hatte,
„ hauptete Kläre, habe sich wenig darum bekümmert, kaum
exRgesehen, ob es gezogen worden sei. Ohne Zweifel war
isä ci>, reicher Mann, der keinen besonderen Wert darauf legte.
» "Reicht patte er es gar nicht vermißt. Nun war sie schon
' Wz versöhnt mit dem Funde.
N» --Vielleicht haben wir gerade mit diesem Lose Glück.
^ "Inn denn auch nicht?"
st Und die Brühkartoffeln mundeten ihnen jetzt doppelt, weil
thörichtcn Hoffnungen gewürzt waren. Fritz ging
wieder nach der Druckerei, und Kläre blieb allein zu
-"Mse.
raw'hdcm sie ihre Küche i» Ordnung gebracht, plättete
wm denn auch die Wohnung hielt sie ordenrlnh neii
sauber. Da pocht es, da es bereits sechs Uhr war,
I), Wr Thür; man brachte das Abendblatt. Die gezogenen
wwcrn der Klassenlol terie befanden sich sonst immer im

Morgenblatt; heute standen sic schon in der Abendausgabe.
Die junge Frau durchforschte die Zichnn'gsliste, obgleich sie die
Nummern der Lose nicht genau im Kopfe hatte. Jedoch die
eine Nummer — 3671 — kam ihr so bekannt vor. Ihr war,
als hätte sie dieselbe heute Mittag ganz bestimmt ans einem
der Lose gesehen. Obgleich es nur eine ganz unbestimmte
Hoffnung war, wirbelte doch ihr Hirn, und sie dachte gar nicht
daran, daß das heiße Plätteisen indessen ein Loch in die
Gardinen brannte.
Anfangs hatte sie den Gedanken, gleich zu Fritz in die
Druckerei zu laufen; dann aber erwog sie, daß es ja bald
siebe» sei und cs vernüftiger wäre, seine Rückkehr abzn-
warten. Sie ließ das Feuer ausgchen, de» Bolzen kalt
werden, und wartete in fieberhafter Ungeduld auf ihren
Gatten. r re -et
Gerade heute kam er sehr spat, erst um halb acht.
Ganz gleichmütig trat er ein; denn er erwartete die
Ziehungsliste ja erst morgen.
„3671" — schrie sie ihm entgegen — „>>t cs >o?"
Mit Blitzesschnelle verstand er sie; dcnn^scit Jahren
hatten sic ja beide denselben Gedanken — den Treffer in der
Lotterie „3671?" wiederholte er, „das ist ja die Nnmmcr
des Loses, welches ich gefunden Habel"
„Es ist heraus," schrie sie, „es ist gezogen! Da, sieh her,
rechne nur gleich anZ, wieviel es machen wird."
„3671" — wiederholte er. Er zog daS Los heraus, ver-
glich es mit der Ziehungsliste. Die Sache war richtig — das
jremde — das gefundene Los war gezogen.
Er war ans den Küchenstuhl gesunken. Wortlos stand
sie vor ihm. Beide waren ganz fassungslos. Ihre Freude
gehörte ja einem anderen. Das Geld war nicht das ihre.
Was thnn? , ^ ^
In die beklemmende Stille rief Klare plötzlich: „Ach
waS — wir behalten csl"
„Aber wir sind doch bisher ehrliche Leute gewesen —"
meinte Fritz zögernd.
„Ach wasl" sagte Kläre, „warum sollien wir nicht?"

sittliche» Gedanken leiten ließen. Darum müßte» die zu-
künftigen Leiter des Staates schon ans der Universitär das
Studium der Ethik, insbesondere auch der gesellschaftlichen,
pflegen, denn die Normen der Sittlichkeit gälten nicht mir fin-
den Einzelne», sondern auch für die Gesellschaft.
80 Freiüurg, 4. Ang. (Von der Universität.)
Der an Stelle des ans seinem Lehramt scheidenden Geheimrars
Dr. Mauz hierher berufene Professor der Angenheilkunde
und Direktor der Universitäts-Augenkliiiik Rostock, Dr. Th.
Arcnfeld, steht erst in der Mitte der 80er Jahre. Er ist in
Mecklenburg sowohl als Arzt wie als Lehrer gleich geschätzt.
Nachdem er längere Zeit i» Marburg und Breslau thälig
gewesen, ivnrde er Ende 1897 ordentlicher Professor an dcr
Universität Rostock und Leiter der dortigen Augenklinik. Die
ophthalmologischc Wissenschaft ist bereits durch zahlreiche
litterarischc Publikationen ans der Feder dieses Gelehrten be-
reichert worden. - Im Sommersemester 1901 sind fünf Mal
ehrenvolle Rufe von auswärts an. den akademischen Lehr-
körper ergangen (nämlich an die Professoren Rosin, Fuchs,
Rieh. Schmidt und in diesen Tage» an Prof. Thnmb nach
Marburg und Prof. Sehröer an die Handelshochschule Köln,
(der noch keine Entscheidung getroffen hat.) Prof. Tbnmü
wird dem Rufe ans das kommende Wintersemester folgen;
man sieht diesen vorzüglichen Kenner des Neugriechischen 'und
der griechischen Sprachgeschichte sehr ungern scheiden.
80 Doimneschinge», 4. Ang. (Die Eröffnung der
neu erstellten Bahnstrecke H ü f i n g c n - N c n -
st a d t) findet bestimmt am 20. d. M. statt. Mit der Be
triebsübcrnahme werden die Postverbindnngen, die zwischen
Neustadt-Hüfingen, und Hüfingcn-Bonndorf bisher bestanden,
aufhörcn. Durch die Verlängerung der Höllenthalbahnstrecke
wird das landschaftlich sehr interessante obere Wutach-
(Gutach)- Gebiet dem Verkehr erschlossen. Die neue Bahn-
strecke bietet auch in baulicher Hinsicht manche Sehenswürdig-
keiten. Hatte die Strecke Himmelreich-Hintcrzarten 7 Tunnels
mit zusammen 886 Meter Länge, so sind ans der neuen Strecke
zwischen Kappel und Döggingen noch 6 weitere Tunnels mit
einer Gesamtlänge von 1228 Meter. Der größere diescr
Tnnnels vor Döggingen mißt allein 586 Meter. Die vier
ersten Tunnels zwischen Kappel und Röthenbach sind dnrch
Granit, Gnais und teilweise auch durch Porphyr getrieben,
der Dögginger dnrch Kalkstein. Auf der neuen Strecke waren
7 Viadukte und größere Brücken zu erstellen; davon ist der be-
deutendste Ban der gewölbte Viadukt über die Gukach bei der
Station Kappel mit 64 Meter ^Spannweite, 84 Meter hoch über
der Wutachsohle. Der Viadukt über der Schwändeholztobel
oberhalb der Station Kappel hat 57 Meter Spannweite bei
38 Meter Höhe. Zum Vergleiche sei bemerkt, daß der Viadukt,
über der Ravenasschlucht eine Höhe bon 36 Meter und eine
Länge von 220 Meter hat. Der neue Viadukt, den das
Manchathal in 7 Halbkreisüogen überspannt, hat eine Länge
von 116 Meter und wölbt sich 30 Meter über der Thalsohle.)
Von Brücken seien erwähnt: Die Röthenbacher Brücke, mir 26
Meter Lichtweite bei Rothenbach, die Bregbrücke mit 46 Meter
Lichtweite und die Vregkanalbrücke mit 20 Meter Lichtweite,
die beiden letzteren bei Hnfingcn.
Aus Buden. Mit Ablauf dieses Schuljahrs ist Seminar-
mnsiklehrcr Franz H i ß von Ettlingen in den Ruhestand ge-
treten. Mehr als 80 Jahre verbrachte der verdiente Pädagoge,
der auf eine 50jährige Dienstzeit znrückblickt, an den Semi-
naren Ettlingen und Meersburg im Dienste der musikalischen
Ausbildung von Badens Lehrerschaft. — Wegen Ueberfüllung
des Amtsgefängnisscs Mannheim, wurden 12 Gefangene von
dort im Gefängnisse zu N e ck a r b i s ch o f s h e i m interniert.

Kleine Zeitung.
— Eine alte chinesische Bücherei. Die alte chinesische
Bücherei von Mukden, die bei der Eroberung
der Stadt von den Russen erbeutet und nach Petersburg
als kostbare Errungenschaft gesandt wurde, ist nun glück-
lich in 2 großen Eisenbahnwagen dort eingetroffen. Sie

„Nein — nein, ich gehe gleich nach der Polizei," erklärt?
Fritz entschlossen.
„Willst Du nicht vorher essen?" wandte sie zaghaft ein.
„Die übrigen Kartoffeln vom Mittag mit Setzei und sanrer
Gurke."
„Nein — nein," wehrte er ab; „lieber gleich, bevor
mir's leid thut; und fort war er. Hut und tlcbcrziehcr hatte
er noch gar nicht abgelegt gehabt.
In heißen Thränen blieb die junge Frau zurück.
Der Zufall war auch zu grausam gewesen. Warum
konnte es nicht ihr Los sein.
Das Glück so greifbar nahe sehen und doch nicht fassen
können I Es war bitter. Fritz war auch ein Narr -— wenn
hätte doch erst überlegen müssen.
Eine Stunde verging — da kam Fritz wieder; er sah
ganz verändert ans. Seine zufriedene, behäbige Miene zeigte
eine dumpfe Entschlossenheit; dennoch blickten seine hellgrauen
Augen scheu und unsicher.
„Weißt Du, Kläre," sagte er niit heiserer Stimme, „ich
habe mir's unterwegs anders überlegt. Bei der Polizei bin
ich allerdings gewesen; aber ich habe unser Los gezeigt —
das Los, welches nicht gezogen ist, das wertlose, nichts-
nutzige Stück Papier. Nötigenfalls konnte ich ja nachher noch
immer sagen, ich hätte mich geirrt. Ich sagte, ich hätte es
vor zwei Monaten gefunden — das ist auch, wahr und
gar nicht weiter daran gedacht, bis mich die Ziehung daran
erinneri habe. Und so gelang es mir, in Erfahrung zu
bringen, das; sich niemand wegen "eines verlorenen Loses ge-
meldet hat." Er schrie jetzt wie besessen und schüttelte die
jungcFrau am Arme, das; Sie unter anderen Umständen
gewiß anfgcschricen hätte.
„Hörst Du? Es hat sich niemand wegen des Loses gemel-
det! Wenn wir den Gewinn abgebcn fällt er dem Armen-
fonds zu, oder dergleichen. Ich denke also" -— er brach ab.
(Fortsetzung folgt.) - ..
 
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