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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 177 - 203 (1. August 1901 - 31. August 1901)
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Durch die Post be-
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Vom Invaliden Versicherungsgesetz.
Die Wirk u n g e n des neuen Jnpnlidenliersichc-
^'Mlsts.qesehes, ivolchcs am !. Jnnnnr 1900 in Kraft ge-
?Atcn, ist, haben sich auch in de» Reichsfinan.zen nnd zwar
üsiosern bemerkbar gemacht, als der in den Etat für das
?chchim»»ssahr 1900 eingesetzte Posten eines Zuschusses
für die Jnvaliditäts- und Altersversicherung, der mit
W 682 ^og Mark eingesetzt war, von der Wirklichkeit
ü>n 1 083 000 Mark überschritten worden ist. Es sind
R'ninach als Reichsznschuß für diese Versicherungsart
9» Rechnungsjahre 1900 genau 30 768 600 Mark ans-
ürgeben worden. Der Etatsansatz von 29,7 Millionen
»mst war schon im Hinblick auf die im neuen Jnvaliden-
ürrsichernngsgesetz geschaffene Erleichterung für die Er-
wngung von Renten und unter Berücksichtigung der des-
ünlb höchst wahrscheinlichen Zunahme der Anzahl, der In-
validenrenten so hoch bemessen, es hat sich aber heraus-
sWellt, daß die Etatssteigerung gegen das Vorjahr noch
üwner nicht ausgereicht hat. Wie regelmäßig gerade bei
Ar Jnvaliditäts- und Altersversicherung die wirkliche
Msgabe des Reichs die im Etat ausgedrückte, vermutete
ü> letzter Zeit überstiegen hat, geht daraus hervor, das;
'an dem Jahre 1898 -96 ab die Etatsansätze stets Hin-
Ar der Wirklichkeit zurückgeblieben sind. Mit Rücksicht
Plf diese Entwickelung ist der Etaksansatz für 1901 gegen-
über dein für 1900 schon besonders beträchtlich erhöht
Garden. Er hat eine Steigerung von nahezu 4^4 Mil-
wwcn Mark erfahren und beläuft sich demgemäß auf
'/sil Millionen Mark. Ob er genügen wird, bleibt ab-
ülwarten. Jedenfalls hält, wie die letzten Ausweise
AP Reichs-Versichernngsamtes ergeben haben, die be-
hütende Zunahme in der Zahl der Jn-
Asiidenrenten nicht nur an, auch die Zahl der Altersren-
ho, welche eine geraume Zeit hindurch, weil der Abgang
hii Zugang überwog, in der Abnahme begriffeil war,
hü neuerdings wieder eine wesentliche Zunahme erfahren.
Aas neue JnvalidenversicherungsgBsgtz hat leben den
Arbeitern recht viele neue Vorteile, die sich in der Zu-
fAhme der Nentenzahl ansdrücken, gebracht, und da das
, Ach zu jeder gezahlte» Rente den Zuschuß von 60 Mark
hstet, so wirken die in Rede stehenden Bestimmungen
Hs neuen Gesetzes auch auf die Gestaltung der ReichS-
'üwnzen ein. _
Vom Weltmarkt.
In den Vereinigten Staaten von Amerika schätzt
Han den diesjährigen Ertrag an Winterwcizen auf 410
chlllioiien Bushel, an is 0 m m c r w e i z c n auf 330
Asammen also auf 770 Millionen Bushel. Die größte
h. gemachte Weizenernte der Vereinigten Staaten war
Ae vor drei Jahren. Da Deutschland eine Weizenein-
Ahr von 90 Millionen Bushel nötig hat, Frankreich
her etwa 60 bis 70 Millionen Vushel Weizen impor-
hren dürfte und Großbritanniens diesjähriger Bedarf
heinden Weizens gleichfalls über den Durchschnitt hinans-
.»ht, so hat der Weizenhandel der Vereinigten Staaten
hn Nordamerika im Hinblick auf die geringe argenti-
hche und indische Ausfuhr und auf den vermutlichen Ab-
Bsi; des größten Teils des rumänischen Weizens nach
Österreich-Ungarn recht gute Aussichten auf eine lebhafte
'vAhfrage. Die Weizenpreise dürften sich in diesem
hll,re ongesichts der großen amerikanischen Marktvor-
Ast' kann, sehr hoch stellen. Wenn man die neue Ernte

17)

Die Brieftasche.
Roman von F. von Kapff-Essenther.

(Fortsetzung.)
„ Bisher hatte er es ängstlich vermieden, an dem Lokale
„m- vorbei zu gehen. Heute betrat er es gleichmütig
A bestellte sich eine Flasche des teuersten Rheinweines.
Ob ihn jemand mißtrauisch anseheu würde? ThorheitI
tzH sollte sich seiner noch erinnern, wer ihn wiederkcnnen?
kihA kam er in eleganten Kleidern, in einem Winterüber-
i,^Ar, der von einer ersten Schneiderfirma stammte, einen
hAslneueu Cylinderhut auf dem Kopfe. Es war schwer,
chm den ehemaligen Maschinenmeister zu erkennen.
hatte eine Portion Kaviar bestellt und verzehrte nun
^7° teuere Gericht mit den winzigen, sorgfältig gerösteten
i,h.ivnelschcibchen, welche man ihm dazu serviert». Cs war
djA nicht sehr lange her, da hatte er seinen Hunger mit
s,wu Brotschnitten gestillt, welche mit Schweineschmalz be-
st»1en waren — welch ein Flug zur Höhe! Sticht viel über
tzZ Akonate war es her, seit er fast verzweifelnd dort in jener
dz laß, nichts besser als ein Arbeiter, nnd über seine zer-
Achertcn Hoffnungen brütend.
Ass die Flasche Wein geleert hatte, war sein Entschluß
dAchl' Er wollte direkt zu Bohnemann gehen und um
R wo werben. Sie war noch frei, obgleich man seiner Zeit
ijst.As Druckerei einiges davon gemnnkelt hatte, daß sie ein
hZAlltnis habe. Seither aber war es davon still geworden,
A nWßerlich stand jetzt seiner Werbung sicherlich nichts ineh»
ch »Kge. Er durfte jetzt nicht nur die Augen zn ihr erheben.
Ar für si<. eine gute, ja glänzende Partie.

'Ripp "bring hatte noch am selben Tage zwei elegant
K!u Zimmer gemietet, welche er sofort beziehen wollte;
"r dieses seiner jetzigen Stellung schuldig. Bisher hatte

V.

nur aus 700 Millionen Bushel, die Restbestände alten
Weizens am 1. Juli d. I. auf rund 66 Millionen Bushel
und den Eigenbedarf der Vereinigten Staaten von Nord-
amerika an <-aat- und Brotkorn auf 416 Millionen
Bushel Weizen veranschlagt, so bleiben noch 360 Mill,
Bushel für die Ausfuhr übrig. Das bedeutet einen
Weizenvorrat, welcher die höchsten in den letzten Jahren
erreichten Ausfuhrziffern »och um mindestens 125 Mill.
Bushel übersteigt.

Deutsches Reich.
— Der Errichtung fiskalischer Kohlen-
lage r in der Südsce hat neuerdings der Staatssekretär
des Reichsmariueamts besondere Aufmerksamkeit zuge-
wendet: In Betracht kommen.zunächst Herbertshöhe oder
Matupi im Bismarck-Archipel, Hab und Ponape im Ge-
biet der Karolinen, Jaluit unter den Marschallsinseln
und Samoa. Es dürften wohl kaum ernste Schwierig-
keiten der Durchführung dieses Plaues entgegenstehen,
zumal sich ein Bedürfnis nicht bestreiten läßt. In diesem
Falle handelt es sich nicht nur Anlegung von Kohlen-
stationen, also festen Stützpunkten für die Flotte, sondern
um .Kohlenlager, welche imstande sind, die Schiffe der
Kriegs- und Handelsmarine ausreichend mit Braunkoh-
len zu versorgen. Im Frühjahr 1902 kann die Aus-
fuhr deutscher Steinkohlen aus Shnn-
t u u g beginnen, denn um diese Zeit wird der Schieuen-
strang die Kohlenlager bei Weichsten erreicht haben. Daß
Kiantschon ein Ausfuhrplatz für Steinkohlen werden
soll, ist bekannt, und da die Schantungkohle die Kon-
kurrenz mit der japanischen Kohle leicht aufuehmeu kann,
wird die Ausfuhr Wohl bald großen Umfang anuehmen.
Es wird daher nicht schwierig fein, die geplanten fiska-
lischen Kohlenlager in der Südsee ausreichend mit deut-
schen Schautunglwhlen zu versorgen. Der Schiffsverkehr
wird durch die Möglichkeit, an bestimmten Punkten der
Südsee genügende Mengen guter Kohlen zu finden,
wesentlich gefördert werden.
Preuße«.
— Durch die anläßlich des Todes der Kaiserin Fried-
rich angeordnete Landestrauer werden Thea-
ter und V e r g n ü g u n g s l 0 k a l e, deren Vorstel-
lungen bis zum Beisetzungstage unterbleiben müssen,
materiell ziemlich schwer betroffen. Mit, Bezug
auf die Theater, die gegenwärtig in Berlin spielen, wird
Folgendes zusammengestellt: Das Deutsche Theater
zahlt bei einer Landestrauer bis zu drei Tagen sämt-
lichen Mitgliedern volle Gage und das Spielhonorar,
bei einer Landestrauer bis zu acht Tagen ein Drittel
des vertragsmäßigen Gehalts; voraussichtlich wird in-
des; die Direktion bis zur Aufhebung des Spielverbots
volle Zahlung leisten.Seinen täglichenVerlust beziffert das
Theater mit 1800 Mk. Jur Lessing-Theater bricht daS
Wiener Josefstädter Theater sein Gastspiel ab. DiL
Mitglieder erhalten den dritten Teil ihrer Gage. Di-
rektor Jarno gibt seinen Verlust mit 1400 Mk. täglich
an. Die Direktion der Sommer-Oper im Berliner
Theater hat sämtliche Verträge mit den Mitgliedern ge-
löst; die Künstler erhalten keinerlei Entschädigung. Das
Gleiche ist beim Meßthaler Ensemble der Fall, das im
Neuen Theater sein Gastspiel abbricht. Das Bunte
Theater des Herrn v. Wolzogen zahlt seinen Kräften den
Hoch immer bei Frau Breyer gewohnt; allerdings nicht
in dem kleinen Stübchen, in welchem er damals den großen
Kampf mit seinem Gewissen dnrchgckämpft.
Frau Breyer selbst hatte eine größere Wohnung bezogen.
Ihre kühnen Träume waren verwirklicht. Sie hatte »och
zwei neue Nähmaschinen angeschafft und beschäftigte einige
Arbeiterinnen, so daß ihr kleines Geschäft sich besser rentierte.
Möhring hatte ihr dazu die entsprechende Summe vorgestreckt,
ja anfgedrungcn. Nachdem er das gefundene Geld einmal
angegriffen, drängte cs ihn, möglichst viel Gutes damit zu
schaffen. Und von dieser dunklen Empfindung getrieben,
hatte er dem Elbesichen Ehepaare, ebenso Frau Breyer, durch
verhältnismäßig kleine Darlehen geholfen.
Frau Breyer nnd ihre Tochter waren ihm unbegrenzt
dankbar und nahmen von ihm keine Miete für die Stube,
nur damit bon ihrer Schuld nach nnd nach etwas abgetragen
würde.
Möhring verspottete sich selbst, daß er mit dem fremden
Gelde billige Wohlthaten erwies; aber dennoch that es ihm
Wohl, zu sehen, daß Frau Breyer nnd ihre Tochter sich jetzt
nicht mehr so schwer zu plagen und zu mühen brauchten.
Trotz alledem betrat cr heute schweren Herzens die Breyerschc
Wohnung; denn cr mußte ja kündigen und er wußte,, daß
dieses den beiden Frauen einen großen Schmerz" bereiten
würde.
Frida deckte eben den einfachen Tisch, als cr in ihre
Wohnstube trat. Die ganze kleine Familie kam ihm freudig
entgegen; alle diese einfachen Herzen waren ihm grenzenlos
ergeben. Als er ihnen schonend mittcilte, daß eine große
Wendung in seinem Leben es notwendig mache, eine größere
nnd besser gelegene Wohnung zn beziehen, verwandelte sich
die Freude allerdings zum großen Teile in Betrübnis; aber
die Glückwünsche und Dankesworte der Mutter und Tochter
drängten das große Bedauern wieder in de» Hintergrund.
Er wehrte fast heftig die Dankesworte ab; sie brannten ihm
ans der Seele. Er wollte nichts davon hören.

dritten Teil der Gage; der tägliche Verlust beträgt hier
1000 Ast. Erwähnt sei noch, daß infolge Verbots aller
Lustbarkeiten die Verträge sämtlicher Musiker als gelöst
zu betrachten sind. Tie „NolkSztg." knüpft daran den
Gedanken einer E n tschädignng und schreibt: Es
erscheint uns billig, daß, wenn in Verfolg einer allgemein
anbefohlenen Landestrauer derartige schwere 'Schädi-'
gnngen eintreten, den ohne ihr Verschulden davon Be-
troffenen eine Entschädigung gewährt werde. ES ist
eine Art force majeure, der sie sich beugen müssen. In
solchen Fallen erfordert es die Gerechtigkeit, daß der
Versuch eines Ausgleichs des. entstandenen Schadens
gemacht werde.

Kleine Zeitung.
— „Das hiimniiistischc Gymnasium", Organ des
denk s ch e n G y m 11 a s i a l v e r e i n s , bringt in sei-
nem jüngst erschienenen Hefte auch die Einladung zur
zehnten Iahresversa m m l u n g dieses '1890
in Berlin gegründeten Vereins, die in Straßbnrg
stattfinden und der ebenda anfangsOktober stattfindendeii
Philologenversammlung unmittelbar voranfgehen wird.
Dr. O. W e i ß e n f e. l s, Professor am Französischen
Gymnasium in Berlin, wird M 0 n t a g , 30. September
vormittags um 10 Uhr in einem Auditorium der Kaise.r-
Wilhelms-Uinversitüt über die philosophischen Bestand-
teile unserer klassischen Litteratnrperiodc in ihrer Ver-
wendbarkeit für die Schule sprechen und damit ein Thema
behandeln, das gleich wichtig für den deutschen Unterricht
der Prima, wie für das Fach der philosophischen Pro-
pädeutik ist. Hierauf wird Dr. Karl Hirzel, Rek-
tor des Ulmer Gymnasiums, Bericht erstatten nnd Thesen
vorlege,1 über die Stellung des Unterrichts in den neueren
Fremdsprachen im Lehrplan des Gymnasiums, eine
Frage, die gerade gegenwärtig von besonderem Inter-
esse ist und deren Diskussion wahrscheinlich recht ver-
schiedene Ansichten und mannigfaltige Erfahrungen zu
Tage fördern wird. Bei den Verhandlungen des Vereins
sind allezeit auch Gäste willkommen geheißen worden.
-- Ein gestörtes gricch. Festessen. Dem in den nächsten
Tagen nach England abreisenden Prinzen Nikolaus zn
Ehren gab der Minister des Aeußeren Romanos in Ke-
Phisia ein Diner. Es war ein herrlicher Abend; die
Tafel war unter dem Laubdach des glänzendsten Hotels
in Kephisia anfgeschlagen, Man schickte sich eben an,
Platz zu nehmen, als ein vor kurzem aus den Reihen der
Armee geschiedener Kavallerie-Kapitän, ein Prinz Mon-
sonris, eine wegen seiner Gewalkkhäkigkeiten und Erzen-
krizikäten seit langem gefürchtete Persönlichkeit, ohne
jede Veranlassung ans den neben dem Prinzen Nikolaus
stehenden Adjutanten Pallis znstürzke, ihn schlug und am
Halse würgend niederwarf. Der Ueberfall geschah so
plötzlich, daß die übrigen Geladenen, 17 an der Zahl,
darunter der Ministerpräsident, sprachlos vor Ueber-
raschnng, wie gelahmt dastande». Nur Prinz Nikolaus
überschaute sofort die Sachlage und die Gefahr, in der
sein Adjutant schwebte. Er versetzte dem Monsonris
einen Schlag mit der Reitgerte, dem, nachdem diese zer-
brochen war, ein zweiter mit der silbernen Krücke folgte,
sodaß der Wüterich blutend sich genötigt sah, von sei-
nem Opfer zn lassen, dann wurde er gewaltsam ans dem
Hotel hiiiansbefördert. Gegen Monsonris werden die
Militärgerichte Vorgehen; bis jetzt ist seine Verhaftung

Frida bat nun zögernd, vl> er nicht vielleicht einen
Löffel Suppe mit ihnen genießen wollte, es war gerade
Essenszeit.
Die Mutter wehrte dem jungen Mädchen ab; Herr
Möhring werde wohl jetzt mit so einer einfachen Mst nicht
zufrieden sein, cr könne ja nach einem vornehmen Restaurant
„Unter den Linden" oder in der Leipziger Straße gehen.
„Sie wissen ja, Frau Breyer, wie einfach ich bisher ge-
lebt habe," sagte er abwchrend, „ich nehme dankbar Fräulein
Fridas Anerbieten an."
Er sprach die Wahrheit. Die ganzen Monate hindurch
hatte cr, trotz schwerer Arbeit, immer nur wie ein besserer
Arbeiter gelebt. Er hatte sich persönlich nichts gegönnt,
sondern das fremde Geld ausschließlich für seine Maschine
und die damit verbundenen Nebenzwecke verwendet. Jetzt
natürlich durfte cs anders werden. Was er nun in Händen
hielt, war nicht mehr das gefundene Geld allein, cs war sein
Verdienst, der Ertrag seiner Arbeit. So sah er nun an dem
einfach gedeckten Tisch zwischen Frau Breyer nnd Frida,
rings die Nähermädchen nnd die zwei jüngeren Knaben.
Da man nicht im Traume an de» Gast gedacht hatte,
gab cs nur die allereinfachste Hausmannskost: Suppe, Fleisch
nnd Gemüse; aber Möhring aß mit vortrefflichem Appetit,
obgleich der Gegensatz zwischen diesem Tische und dem ele-
ganten Weinrestaurant ein großer war. Ihm war, als hätte
er niemals besser gegessen. Ein ihm unbekanntes Behagen
überkam ihn zwischen diesen einfachen, herzlichen Menschen.
Vielleicht kam cs davon, daß der heutige Erfolg die schmerzliche
Gewissensgnal, unter welcher er bisher gelebt, verscheucht
hatte; oder machte es die Freude Fridas, ihn als ihren Tisch-
gast zu sehen? Ja, sie freute sich ganz naw, während die
Mutter immer von neuem darüber jammerte, daß es nichts
weiter gebe, als Kohl. Sie gab sich erst zufrieden, als
Möhring heiter wurde, wie lange nicht vorher.
(Fortsetzung folgt.)
 
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