Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 177 - 203 (1. August 1901 - 31. August 1901)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0287

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dienstag, 2V. August 1901.

Zweites Blatt.

43. Jahrgang. — »Ir 193.


«„ch-.n. .-«u», ««.— - P,.I- m» .Md dm .» D...« d>. «.«
Anzeigenpreis: 20 Pfg. die Ispaltige Petitzeile oder deren Ranm. Ä-klamezeile 40 Pfg. Mr l iesige GeschUs- m ermästiat - Tür die A„sn.Nn.e
vorgeschriebenen Togen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. -Anschlag der Inserate ans den Plakattofeln der Heidelberger Zeitung und den Wakat^

et

iS

st

Pcmslavistische Träumereien.
Ter Berliner storrespondent der „Now. Wremja"
hatte, wie er vorgibt, kürzlich ein Gespräch mit dem Or-
ganisator der Banenwereine in Deutsch-Polen, Herrn
Jackaws.ki, einem glühenden Vorkämpfer des
P ans! a v i s m u s ans deutschem Boden. In dem
Kopfe des Herrn Jackowski malt sich die politische Ent
Wickelung der Zukunft der stavischen Völkerstämme so,
daß letztere unter dem Schutze und der Vormacht Ruß-
lands einen konföderierten Staat bilden werden, der
ganz Europa bis an die Vogesen beherrscht nnd das G e r>
manen tnm zn vernichten berufen ist.
Lassen wir Herrn Jackowski durch den Mund des
Berliner Korrespondenten der „Now. Wremja" selbst
sprechen. Er sagt:
Als Panslavist verfolge ich die auswärtige Politik
Rußlands mit besonderem Interesse und kann Ihnen
sagen: Ihre Politik dürste wohl die geschickteste nnd
listigste in der ganzen Welt sein. . . Wie seid Ihr dazu
gekommen? Wenn Rußland nicht so wäre, wie es jetzt
ist, so würde ich kein Panslavist sein, an Rußland nicht
glauben. Da aber Rußland existiert, so muß mau auch
an die Zukunft des Slaventums glauben. Mir scheint
es sogar, daß die ganze europäische Kultur im Lause
der Zeit gerade nach Rußland, nach Osteuropa und Asien
hinübergehen wird. . . . Rußland ist noch jung- Gegen
den Ansturm der Deutschen kann es sich dadurch sichern,
daß es alle kleinen stavischen Stämme, die Bulgaren,
Serben, Polen und Tschechen, in seinen Schutz nimmt,
und diese eine Art slavische Konföderation unter rus-
sischem Protektorat oder sogar mit den Rechten von Mit-
gliedern des russischen Staates bilden. Die Konföderation
wird sie vor der Assimiliernng mit dem Deutschtum er-
retten nnd Rußland kann, indem es sich in Europa ans
eine solche Konföderation stützt, in Asien ruhig seine An-
gelegenheiten in Ordnung bringen: diese Konföderation
wird ja ein Wall sein, an dem der Angriff des Deutsch-
tums zerschellt! Der Nutzen für Rußland besteht noch
darin, daß es immer abseits, „hinter den Koulissen",
bleiben kann, während es sich ohne die Konföderation,
und überhaupt, wenn es weder Polen noch Tschechen
und Serben gäbe, stets selbst vor der Zersetzung durch
die deutsche Kultur bewahren müßte. An die Möglichkeit
einer Konföderation glaube ich ebenso gewiß wie daran,
das 2 mal 2 — 4 ist. Die Sklaven haben stets im Zwie-
spalt gelebt, auf einander losgehackt, aber in Zukunft
wird es nicht so sein: schon jetzt beginnen sie zu einander
Zn gravitieren, lange historische Erfahrung und eine
Reihe von Enttäuschungen hat sie das Wahre gelehrt.
Auf demselben Wege sind ja auch die Deutschen dazu ge
langt, ihrer Jahrhunderte währenden Feindschaft em
Ende zu machen nnd ans einzelnen Königreichen und
Fürstentümern das geeinigte^Deutsche Reich zu bilden.
Ganz ebenso ist es mit dem Slaventum, denken Sie an
wein Wort!"
Herr Jackowski gibt dann schließlich seinem Zorn
Und Schmerz darüber Ausdruck, daß die russische Negie-
rung es zugelassen hat, daß dem Fürsten Bismarck zu
Moskau ein Denkmal errichtet wurde.

Das Schächten der Schlachttiere.
Von einem jüdischen Mitarbeiter erhalten wir eine
Zuschrift, welche sich Hegen die nculiche Erklärung der
Herren Geh. Hofrat Dr. Kehrer und Medizinalrat Dr.

Mittermaier gegen das Schächten richtet. Der Herr-
Einsender weist darauf hin, daß der Rostocker Fleischer-
tag mit 360 von 460 Stimmen den Antrag Sachsens
ans allgemeines Schächtverbot abgelehnt habe: er führt
die Autoritäten an, die einst das Schächten für keine Tier-
quälerei erklärt haben. Zum Schlüsse sagt er:
Woher die Einsender die Berechtigring nehmen, zn
behaupten, die Religion habe mit dein Schächten nichts
zu thun, wollen wir hier nicht untersuchen, wir bedauern
ihnen sowohl die Berechtigung sowie die Befähigung
zn dieser Behauptung absprecheu zu müssen. Der Ritus
beim Schlachten der Tiere ist nnd bleibt ein wesentlicher
Bestandteil der jüdischen Religionsvorschriften und jeder
Eingriff gegen diesen bringt ohne weiteres eine Störung
der gesetzlich gewährleisteten Kultusfreiheit mit sich.
Alan kann jede Religion faktisch beseitigen, wenn man
Andersgläubige bestimmen lassen will, was dazu als
Wesentlichkeit gehört. _
Ein englisches Urteil über die deutschen Kreuzer.
„The Engiueer", eines der hervorragendsten und gif
diegensten englischen Fachblätter auf dem Gebiete deS
Schiffs- und Maschinenbauwesens, der zu seinen Mitar-
beitern die ersten Techniker des In- und Auslandes zählt,
brachte in einer seiner letzten Nummern folgende kurze
Notiz über die deutschen Kreuzer der „Gazelle"-Klasse:
„Kein Schiff der britischen oder irgend einer anderen
Marine kann diesen Kreuzern in Bezug auf die zweck
mäßige Einrichtung der Maschinenräume zur Seite ge-
stellt werden. Alles ist schön und praktisch eingerichtet,
jeder Teil der Maschine ist leicht zugänglich. Wir sind
weit davon entfernt, unserer Admiralität blindes Kopie-
re» der Schiffe anderer Seemächte empfehlen zu wollen,
aber wir müssen offen gestehen, daß Deutschland uns
in Bezug auf sachgemäße Ausstattung der Maschiuen-
räume übertrifft."
Diese Worte des Lobes und der Anerkennung aus
englischein Munde erscheinen um jo beachtenswerter, als
es bisher eine charakteristische Eigenschaft der englischen
Fachpresse war, die Schiffsbanindustrie anderer Länder
herabzuziehen und in ihrem Werte zn schmälern.

Deutsches Reich.
Baden.
ItO O f f e n b u r g, 18. Aug. Im kath. Vereins-
Haus tagte heute die Generalversammlung der unter
Zentrumsführuug stehenden und als ultramontan wohl-
weise zn betrachtenden Bad. B a n ernverei n e, zu
der sich aus allen Gauen des Landes zahlreiche Delegierte
eingefundeu hatten. Präsident M org ? n t h aler ent
bot den Anwesenden einen herzlichen Willkommgruß
und gab einleitend einen tleberblick über die Thätigkeit
des Verbands, dessen Mitgliederzahl in den Jahren 1891
bis 1898 von 6000 ans 48 000 angewachsen sei. In
dankenswerter Weise habe das Generalkommando des
14. Armeekorps verfügt, daß nunmehr die Reservisten
der Infanterie jeweils 2 Wochen vor Pfingsten zu den
Hebungen einbernfen werden. Auch seien jetzt fliegende
Proviantämter errichtet worden, bei denen die Land-
wirte ihre Produkte rasch absetzen können. Redner er-
innert weiter an die Thätigkeit des Vereins hinsichtlich
des Wein- und Aleischbeschangesetzes. Durch den Z o l l-
tarif der die Industrie mehr als die Landwirtschaft

berücksichtige, sei man in den Kreisen der Bauernvereine
sehr überrascht worden. Neuerdings mache der Bund
der Landwirte große Anstrengungen, um die
Bauernvereine zu verdrängen, doch sei die Mühe bis jetzt
vergeblich gewesen, da der Ansturm im Seekreis vom
Freiherr« v. Stotzingen und in Mittelbaden vom Abg
Schüler erfolgreich abgeschlagen worden sei. Wenn die
Landwirte auf den Bund Hütten warten müssen, dann
wäre es ihnen schlecht ergangen. Nachdem sodann Frhr.
w Men bin gen über den Warenbezug und Frhr. v.
Stotzingen über den Kassenstand berichtet und der
Vorstand wiedergewählt war, erstatteten die Herren
Reichstagsabg. Schüler und Amtsgerichtsdirektor
Gießler eingehende Referate über den Z o l l t a r i f.
Ihre Ausführungen gipfelten in folgender Resolution,
die einstimmig angenommen wurde:
Die Generalversammlung des Badischen Bauern-
vereins erklärt: 1. Der Entwurf eines Zolltarifgesetzes,
welcher z. Zt. den Bundesregierungen vorliegt, entspricht
den berechtigten Wünschen nnd Anträgen der deutschen
Landwirtschaft d n rchausnich t. Alle landwirtschaft-
liche!: Erzeugnisse müssen durch den neuen Zolltarif einen
gleichmäßigen Schlitz erhalten, damit alle landwirtschaft-
lichen Produktionszweige gleichmäßig rentabel bleiben.
Dies wird durch die Sätze des veröffentlichten Tarifs nicht
erreicht werden, zuniteil sind die vorgesehenen Ssttze zu
nieder, wie die Minimalsätze für Getreide, zuniteil stehen
sie nicht im Verhältnis zn einander, wie z. B. der Ger-
stenzoll entschieden zu gering beinessen ist: znmteil sind
ganze Zweige der Landwirtschaft nicht oder kaum be-
rücksichtigt z. B. Tabak, Hanf, Schälwald und Wein.
Dem Verlangen nach einem Doppeltarif ist leider nur
bezüglich des Getreides entsprochen, während das In-
teresse der Landwirtschaft verlangt, daß auch bezüglich
der anderen landwirtschaftlichen Erzeugnisse ein Mini-
maltaris festgelegt wird, der bei abzuschließenden Han-
delsverträgen nicht unterschritten werden soll. Dadurch
soll der Abschluß langfristiger Handelsverträge, welche
die Industrie in ihren: Interesse verlangt, nicht verhin-
dert, sondern soll nur verhütet werden, daß solche auf
Kosten der Landwirtschaft abgeschlossen werden. Wir
verlangen daher, daß in dem Entwurf der Doppeltarif
weiter hinsichtlich der landwirtschaftlichen Produkte aus-
gebildet, die Sätze für Getreide erhöht und gleichmäßi-
ger gestellt, die übrigen Produkte ebenfalls bezw. besser
geschützt, insbesondere daß für Hanf nnd Flachs ein wirk
samer Zollsatz eingesetzt nnd die Sätze für Tabak, Hopfen
Ouebracho, Wein, namhaft erhöht werden. 2. Der Vor-
stand wird beauftragt, bei der Großh. Regierung in
diesem Sinne vorstellig zu werden mit der Bitte, daß
deren Vertreter im Bundesrat seine Stimme bei der
Festlegung des dem Reichstag vorzulegenden Zolltarif-
gesetzentwurfes in desein Sinne abgibt. 3. Der Vorstand
wird beauftragt, alsbald eine Petition in diesem Sinne
an den deutschen Reichstag zn richten nnd an die Orts-
vereine zur llnterschriftsammlnng abzngeben.
Bayern.
— In der letzten Plenarversammlung der Pfälzi-
schen Handels- und Gewerbekammer machte der General-
direktor der Pfälz. Bahnen Herr v. LavaIe bezüglich
Einführung der K : l o m e t e r h e f t e die Mitteilung,
daß die Pfälzische Eisenbahnverwaltung sich bereits
früher große Mühe gegeben habe, die Verwaltung
der Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen für diese Maß-


Die Brieftasche.
Roman von F. von Kapff-Cssenther.
(Fortsetzung.)

^ Kläre sah ihn verwundert an. Gewiß, sie wußte nichts,
iritz aber — für den war die Auseinandersetzung mit dem
>4 Ehemaligen Kollegen wirklich zu einem Wendepunkte geworden.
Ape halte sich entschlossen, das fremde Geld anzugreifen, nur
füs dem einen Grunde, weil er Möhriug nicht mehr für ganz
Tödlich hielt. Das war der „Fluch der bösen That!"
tT „Der arme, arme Mensch, der es verloren hat, weh-
vgte Kläre weiter.
M, „Ach wasl Wer weiß, ob er eine Ahnung von seinem
ffZrluste har, beschwichtigte sie Möhriug. „llnd dann, warum
mr er so leichtsinnig."
, , „Ja, das sage ich auch immer dem Fritz," bestätigte Klare.
h'We kann man ein Los mir so herumwerfeu, em Los!
»'A'in Mann aber behauptet, das könne jedem passieren.
F'siize Nächte lang sprechen wir nur von der einen Sache.
E>r tonnen nicht'schlafen; wir sehen immer nur ,enen vor
P's, xs ocrlorcn hat." ,
Ein kälter Schauer durchlief Möhrmg. Glaubte doch
'ch er immer, sein Opfer vor sich zu sehen; es war ganz
ch'elbe C-lbes waren auch ehrlich gewesen, b,s zu dem einen
' Mngnisvollen Augenblicke, da sie der Versuchung erlagen.
' ,ch„ büßten sie bei äußerem Wohlergehen genau so wie
l ' Äöhring. , , .
"....Ilnd dann," klagte Kläre ioeiter. „dann zanken w.r
> § jetzt so Viel; das war früher nicht der Fall; w.r haben
sehr friedlich miteinander gelebt! Jetzt aber schiebr
'/;>r eines die Schuld aufs andere. Fritz behauptet, ich sei
- Ad mit meinen Wünschen, meinen Ansprüchen, meiner
", «en Unzufriedenheit. Wozu brauche ich ein Mädchen, Wo-
ld brauche ich ein Klavier? Deswegen brauchte man das
, >>i'^ongeld nicht zu nehmen, lind ich sage aber, dag ja ,eritz
^ Anfang machte. Ich allein hätte nie den Mut gehabt.

— Auch hätte ich schon immer von den zehn Mark'gesprochen.
die wir noch auf den Winterrock schuldig waren; ich sc, also
die geistige Ursache, wie er sich immer ansdrückt. Das aber
will ich nicht auf mir sitzen lassen; und so streuen wir uns
eben herum, lind wir könnten doch so glücklich leben, uns
des Daseins freuen, wenn's, wie gesagt, nur unser LoS
Wäre!" , ... . ^
„Beruhigen Sie sich nur," sagte Möhriug; „jeder ver-
nünftige wird Ihnen zustimmen, und entdeckt wird die «ache
niemals." ^ ^ ..
Kläre trocknete nun allerdings ihre Thronen, aber icchr
beruhigt war sie nicht; denn Möhrings rauher Ton und lelt-
sam düsteres Wesen waren auch gar nicht dazu angethan, zu
überzeugen und zu beruhigen. —
Wieder stand er auf der Straße. Es schüttelte ihn wie
Fiebcrfrost. Er harte in den Spiegel gesehen nnd darin sein
eigenes verzerrtes Antlitz erblickt. . -
' Wenn er sich nur aussprcchen konnte, wie es eben Klare
gethan- das würde ihm Wohlthun. Mußte er sich Ottilie»
nicht anvertrauen? Die Hochzeit kam näher und- näher.
Wollte er mit ihr vor den Altar treten, bevor er ihr den Ab-
grund ii> seiner Seele entdeckt hatte? Das hieße dem ersten
Vergehen ein zweites hinzufügen. Aber wie den Mut finden,
sich'auszusprechen, ihr der reinen, alles zu entdecken? Würde
er es über sich gewinnen, sich so tief zu demütigcu?
VIII.
Hochzeit! Eine junge Braut im Hause! Welches Fa-
milienfest wäre damit zu vergleichen? Das ganze, wohlge-
ordnete Haus sicht auf dem Kopfe, und niemand wundert sich
darüber. Man ist glücklich, gerührt, wehmütig gestimmt, lind
dabei hat man alle Hände voll zu thun; mau weis; nicht was
beginnen. Niemand hat einen anderen Gedanken, als die
Hochzeit. Die junge Braut ist der Mittelpunkt, gleichsam
die Sonne, um die sich alles dreht. Zu vielerlei ist zu bedenken!
DaS Fest, die allerletzte Vollendung der Aussteuer, die be-
vorstehende Trennung, die Zukunft des geliebten Kindes!

Die Braut ist halb freudig, halb beklommen gestimmt. Die
Mutter wirtschaftet in nervöser Aufregung herum und giebt
gute Lehren. Der Vater bekümmert sich um allerlei Dinge,
um die er sich sonst nie kümmerte. Die Freundinnen der
Braut machen neugierige, teilnehmende Besuche. Sie störeu,
sic sind lästig, und trotzdem freut man sich, denn man zeigt
doch gern die letzten, eben vollendeten Bttttisttücher, die eben
eingetroffencn Brautgeschenke, das silberne Geschirr,
die Reisetoilette der Braut, oder was der Tag so mit sich
bringt.
Auch bei Bohnemanns ging es so zu. In diesem sonst so
streng geordneten Haushalte wirbelte seit Wochen alles durch-
einander, und man fand das ganz in der Ordnung. Frau
Bohnemann schlief keine Nacht inehr. Sie magerte ab, was
ihr wohl Zeit ihres Lebens nicht passiert war. Aber es
galt auch Ottiliens Hochzeit I Die letzte Partie der Aussteuer
war gewaschen und geplättet. Breyers hatten, auf Möhrings
Empfehlung hin, alles zur Zufriedenheit vollendet. Nun wurde
die Wäsche mit hellblauen Seidenbändern umschnürt und in
große Körbe gepackt.
DaS Festmahl sollte im Hause stattfmdcn. Frau Bohne-
manu hatte sich mit dem Gedanken, der herrschenden Mode
gcinätz in ein Restaurant zn gehen, nicht befreunden können,
obgleich ja die ganze Arbeit und Sorge, die Gäste zu be-
friedigen, ans ihren Schultern lag. Der Speisezettel wurde
so nnd so oft durchberaten, nmgestohen und geändert.
Zausend Dinge wurden bestellt, die eingemachten Früchte noch
Finmal aufgesotten, alles Tafelgeschirr' hervorgeholt, geputzt,
gewaschen. Der Vater besorgte die Wagen, welche den Braut-
zug zur Kirche bringen sollten, den Wein und die Blumen.
Die Schneiderin kam gar nicht mehr ans dem Hause. Immer
und immer gab es noch etwas zu thun. Eine große Frage
war noch immer nicht gelöst: Sollten die Brautjungfer» hell-
blau oder rosa gekleidet sein? Man konnte darüber zu keinem
Entschlüsse gelangen.
(Fortsetzung folgt.^
 
Annotationen