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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 204 - 228 (2. September 1901 - 30. September 1901)
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Montag, 2. September IM. _Zweites Blatt. 43. Jahrgang. - «r. 204.


Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen.

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vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschlnß Nr. 82.

Chinesische Reformer und chinesische Etikette.
Ein Mitarbeiter der „Deutschen Warte" hatte vor
Kurzem Gelegenheit, sich mit einem vorurteilsfreien
Chinesen, der auf seinen Reisen längere Zeit in Amerika
sowie mehrere Jahre in Japan gelebt hatte und sich in
Berlin studienhalber aufhält, zu unterhalten. Bei sei-
ner Antwort auf die Frage, wie er scher die Folgen 5es
Konflikts mit Europa dächte, machte er aus seiner kul-
turfortschrittlichen Gesinnung kein Hehl.
„Ich erwarte nur Gutes für China. Der Einfluss
der Mächte, die China zu Bedingungen gezwungen haben,
wie sie nie bisher erreicht wurden, wird auch der euro-
päischen Kultur Eingang verschaffen. Und diese Kultur
wird China erstarken lassen und ihm vor Allem auch
dereinst gegen äußere Feinde genügend Widerstands-
kraft verleihen-"
„Hierin ging Ihnen Japan mit gutem Beispiel
voran —"
„In der That. Japans Thore öffneten sich recht-
zeitig, als europäische Gesittung und Kultur anklopften.
Der Geist dieses Jnselvolkes sog begierig aus den dar-
gereichten Früchten europäischer Bildung heraus, was
irgeirdwie für seine hochstrebenden Pläne genießbar war.
Dabei entwickelten die Japaner, wo es sein mußte, auch
große Fertigkeit im rein mechanischen Nachbilden. Mit
feinstem Scharfsinn und Instinkt, stets aber mit richtigem
Verständnis für ihre eigenen Interessen, nutzten sie die
ihnen gebotenen Errungenschaften der Kulinrwelt zu
eigenem Vorteil aus."
„Das ist sehr richtig. Es hat sich aber bis jetzt ge-
zeigt, daß China im Gegensatz zu Japan sich sorgfältig
europäischen Einflüssen verschließt."
„Gewiß. Das ist nicht zu leugnen. Aber es gibt
nur den einen Weg, auf dem China die Stellung in der
Welt einnehmen kann, die ihm gebührt -— der Fort-
schritt! — Der Anfang muß gemacht werden, wenn er
auch schwer sein wird. Der Chinese besitzt nicht die An-
passungsfähigkeit des Japaners, nicht dessen allgemeine
Bildung und vorläufig auch nicht dessen Intelligenz.
Wir müssen uns Japan zum Vorbilde nehmen, und,
wenn auch bedeutende Hindernisse zu überwinden sind,
dereinst werden wir zum Staat mit europäischer Kuftur
reifen!"
„Ich fürchte, die Zahl chinesischer Gebildeter, die
gleiche Wünsche wie Sie hegt, ist nur klein?"
„In allen Punkten des Auslandes, wo viele Chinesen
Zusammenleben, 3- B. San Francisco, London, Tokio
nsw., wird der Gedanke kräftig genährt, lind er findet
immer mehr Anhänger, denn auch in China gewinnen
wir an Boden."
„Aber wie verhält sich Ihre Negierung?"
„Wir zweifeln nicht daran, daß der jungeKai -
ser, sobald er wirklich zur Regierung gelangt, R e -
formen im weitestgehenden Maße erlassen wird. Des-
halb geht unser Bestreben vor Allem dahin, seine Kraft
und sein Ansehen gegen den Einfluß der Kaiserin zu
stützen!"
„Diesen Wünschen wird sich Europa nur anschließen
können. Die Kaiserin-Mutter besitzt hier auch keine
Sympathieen. —- Was halten Sie übrigens von dem
Grunde, der die chinesischen Abgesandten unter Prinz
Tschun in Basel zurückhält?"
„Da auch die nach Japan gesandte Mission vor Er-
füllung ihres Auftrages Halt gemacht hat, so glaube

Magdas Heirat.
1) Eine moderne Geschichte von B. Kästner.
(Nachdruck verboten.)
..Ach was", sagte Frau Heddy zu ihrem Eheherrn, „wir
müssen eben etwas für sie thun, damit sie einen Mann kennen
lernt. Hier bei uns hat sie keine Gelegenheit. Und in Ge-
sellschaften geht sie nicht, weil, wie sie behauptet, jeder unver-
heiratete junge Mann denkt, sie wolle ihn angeln. Sic empfin-
det es so peinlich, eine „alte Jungfer" zu sein, das; mir oft das
Herz Weh thut. Wer hätte das für möglich gehalten, das;
gerade Magda, die schönste von nns Schwestern, schließlich
trotz aller Verehrer doch sitzen bleiben würde!"
„Das Pflegt häufig das Los von sogenannten Schönheiten
zu sein," bemerkte der Herr Professor lebhaft.
„Jawohl, aber doch ist's noch nicht zu spät. Sie ist
immer noch reizvoll und könnte einen Mann sehr glücklich
machen. Man müßte sie nur sehen. Aber wir thun auch nicht
das Geringste für sie, lassen sie einfach erbarmungslos ver-
sauern. "
„Nun, Liebste," lachte der Herr Professor, „wir können
sie doch nicht in die Zeitung setzen lassen!"
„In die Zeitung?" wiederholte Frau Heddy mit großen
Augen. Dann lächelte sie verschmitzt. Ihr lieber Mann, dem
doch so seilen etwas Gescheidtes rinfiel, etwas, was nicht nur
im Altertum, sondern auch im praktischen Leben Wert hatte, er
hatte ste da auf eine Idee gebracht! Warum war ihr dies nicht
selbst eingefallen? Da lebte nun ihr Schwesterchen, ein Ideal
an allen weiblichen Tugenden, so einsam, so freudlos dahin, daß
sic. die seit Jahren glückliche Gattin und Mutter war, sich oft
vor ihr dieses Glückes schämte. In die Zeitung! Ja, warum
denn nicht? Nur sie — Magda — durfte nichts davon ahnen!
Niemals würde sie in eine Zusammenkunft mit einem, auf solch
unfeine Weife gewonnenen Bewerber willigen.
Frau Heddy dachte nach. Sie legte sich ihren Plan ln allen
Einzelheiten zurecht. Dann begann sie zu handeln. —

ich, offen gesagt, nicht, daß man China durch besondere
Demütigungen, die n i ch t vorher vorgesehen waren,
perhorreszieren will. ES müssen noch andere Differenz-
Punkte Vortiegen, die sich meiner Beurteilung entziehen."
„Das Zeremoniell des Empfanges ist sicher vorher
festgestellt worden. In China kniet man bekanntlich vor
dem Monarchen nieder-—"
„Allerdings, aber nur in China. In Europa besitzt
diese Sitte eine ganz andere Bedeutung. Diese Em-
pfindung ist auch im chinesischen Volke äußerst rege und
dies zeigt sich gerade jetzt in vielleicht hier ungel
ahnter Weise. Wie ich Ihnen nämlich mitteilen kann,
treffen jetzt aus allen Orten Chinas Tausende von De-
peschen in singanfu, denk jetzigen Kaisersitze, mit der
Bitte ein, derartige Forderungen der Berliner Regie-
rung nicht zu erfüllen. Man ist andernfalls der
Meinung, daß China eine Demütigung erfahren werde
wie nie zuvor. Es würde dadurch ein Flecken in der
Geschichte des Landes entstehen, der unausrottbar ist."
„Glauben Sie denn, daß Prinz Tschun sich den Wei-
sungen seiner Regierung in dieser Hinsicht nicht fügen
wird?" —-
„Ich hoffe, daß man in China in diesem Punkte nicht
nachgeben wird, und ich fürchte, falls es geschieht, daß
das Gefolge diesem Befehl nicht Nachkommen wird. Es
sind meist Leute, die mit europäischen Sitten Wohl ver-
traut sind und daher voraussichtlich nicht gewillt sind,
sich der Demütigung des Niederknieens zu unterziehen."
„Und Sie teilen deren Anschauung?"
„Ganz und gar. Geht die demütigende Zeremonie,
was ich nicht hoffe, vor sich, so würde ich mich schämen,
im Auslande zu weilen. Und — glauben Sie mir —- eS
wären Tausende von Chinesen von denselben Gefühlell
beherrscht! EinEntrüstungssturm würde ganz China
durchfegen, der nur den; vergleichbar wäre, mit dem man
jüngst die angebliche Ratifikation des Mantschnrei-Vev-
trages mit Rußland begleitete!"

Deutsches Reich.
Baden.
I!C .Karlsruhe, 30. Aug. Der bisherige Ab-
geordnete für den Bezirk Walldüru-Wertheim, Pfarrer
Werr in Uissigheim hat eine neue Kandidatur angeb
lich aus „Gesundheitsrücksichten" abgelehnt. Auch
der Zentrnmsabgeordnete für den<.Wahlkreis Offeuburg-
Land, Geometer Weber verzichtete auS „Familien-
und Altersrücksichten" ans eine wiederholte Kandidatur.
UO Karlsruhe, 30. Aug. Gegenüber der
Meldung des „Bad. Beob." und des „Landsm.", daß
das Zentrum im Wahlkreis Durlach - Land eigene
Wahlmänner aufstellen werden, schreibt der ultramon-
tano „Bruchs. Bote": Vor 14 Tagen, wurde auf einer
Vertrauensmännerversammlung der Zentrumspartei des
Bezirks Bruchsal folg. Beschluß gefaßt: 1. Es sei nicht
ratsam, den Vorschlag des Herrn, der Wöschbach und
Stupferich vertrat, auf Aufstellung einer eigenen Zen-
trumskandidatur anzunehmen. 2. Es sollen schon bei
der Urwahl auch die Zentrumswähler auf den Namen des
Herrn Vorderer oder eines anderen von den Demo-
kraten etwa vorgeschlagenen Kandidaten gewählt werden.
Es gibt demnach nicht nur in Offenburg, sondern auch im
Bezirk Durlach-Land Zentrumsanhänger, die mit der
Wacker'schen Wahlparole nicht einverstanden sind.

„Du mußt Dich gleich photographieren lassen, Magda. zu
OskarS Geburtstag!" sagte einige Tage später die schlaue kleine
Dame zu ihrer Schwester, die eifrig Stoffe zu neuen Hemden
für den einzigen Sprößling des Hauses Zuschnitt.
„Photographieren? Wie kommst Du denn auf die Idee?
Wir Laben ja von früher Bilder genug. Jetzt hat es keinen
Sinn mebr!" erwiderte Fräulein Magda herb, und ein weh-
mütiges Lächeln umspielte ihren vollen, hübschen Mund.
Aber eine Woche darauf waren sehr gut gelungene Kabinett-
bilder zu „OSkars Geburtstag" im Hause.
In dieser Zeit schloß sich Frau Heddy öfters in ihrem Zim-
mer ein. Hätte der Herr Professor durch's Schlüsselloch geguckt
und hätte er Anlage zu einem Othello gehabt, dann wären ihm
allerlei G. danken gekommen. Denn Frau Heddy schrieb eifrig
und viel. Sie trug auch ihre Briefe eigenhändig zur Post.
Fräulein Magda bemerkte von alledem nichts. Sie hatte
jetzt, sechs Wochen vor Weihnachten, vollauf zu thun, um allerlei
Geschenke für die Verwandten anzufertigen. Dann arbeite ste an
einer Unmenge kleiner Höschen und Röckchcn, die für die Aerm-
sten der Armen bestimmt waren und ihnen am Weihnachtsabend
beschert werden sollten. ES machte ihr Spaß, für die kleine»
Knirpse zu nähen, und sie freute sich schon im voraus auf den
Moment, wo sie dem Verein eine tüchtige Menge so hübsch fertig-
gemachtes Kleinzeug ablicfern konnte.
Als sie eines schönen Nachmittags gerade ihre Nähmaschinen-
nadel blitzschnell über den weichen Wollstoff laufen ließ, kam
Frau Heddy etwas aufgeregt und nervös herein und forderte sic
dringend auf, mitzukommen. Sie habe viele wichtige Sachen zu
besorgen und Magda müsse unbedingt helfen.
Kurze Zeit darauf verließen die Damen das Haus. Auf der
Straße hatte es aber die Frau Professor merkwürdigerweise gar
nicht so eilig, ganz gemächlich besorgte sie einige Kleinigkeiten.
Nachdem ste dann gegen Abend mehreremale auf ihre Uhr ge-
schaut hatte, rief sie plötzlich vor einer bekannten großen
Konditorei: .
„Ach, Tu lieber Gott! Da fällt mir was Wichtiges ein!
Zwischen fünf und sechs habe ich mich in der Konditorei mit der

Ausland.
Afrika.
— lieber dcn s ü dafrikanis ch c n K ricg
lwt sich cm Kenner von Land und Lenken, dem „Mann!,.
Journal" gegenüber folgendermaßen ausgelassen: „Ich
habe es nicht begriffen, wie England es überhaupt zu
diesem Kriege kommen lassen konnte: denn ich bin über-
zeugt, daß er es die KnPkol o n i e kosten wird." Der
Bur, so fuhr er fort, sei wie ein .Kachelofen: man müsse
unglaublich viel hineinwerfen, ehe man eine Wirkung
spüre, sei er aber einmal geheizt, so halte er die Hitze
gründlich und andauernd. Die Buren hätten den Krieg
anfangs nur lau geführt, sie hätten ihn kaum ernst ge
nommen; jetzt aber, wo sie „angeheizt" seien, sei an ein
Ausgeben des Widerstandes nicht zu denken. K einen
größ e r e n F e h^l e r würden die Engländer begehen
können, als die Schwarzen zu bewaffnen. Die
würden sich die Ausrüstung mit Waffen gern gefallen
lassen; dann aber würden sie nicht daran denken, für
England gegen die Buren zu fechten. Sie würden einfach
A.lles totschlagen, was ihnen von Weißen in isie
Hände fiele. Die Bewaffnung der Kaffen, würde den
Ruin der europäischen Kolonisation in Südafrika beden-
ken. — Was die Kapburen betrifft, so seien diese Men
scheu womöglich noch schwerer für etwas zu erwärmen
wie ihre Stammesgenossen. Jetzt aber dürften auch sie
nachgerade genügend „angeheizt" sein. Ihren Führer
Merrimann hätten die Engländer ja verhaftet, ein Be-
weis dafür, wie gefährlich ihnen die Bewegung schon
werde: den eigentlichen Leiter der Afrikander-Bewegung
aber hätten sie nicht in ihre Hände bekommen, der sitze
in Sicherheit „im Busch". Das sei der Professor H o f
mepr, in dessen Hand liefen alle Fäden zusammen,
ein außerordentlich kluger Mann, den Engländer» jo
densalls weit überlegen, der längst hätte Minister der
Kapkolonie werden können, es aber vorgezogen habe,
seine Kraft nicht zu verbrauchen. Falls die Engländer
im Felde einige größere Schlappen erlitten, so sei an-
zunehmen, daß der Aufstand in der Kapkolonie in Hellen
Flammen auflodern werde.
Pretoria, 80. Ang. Dem Bureau Reuter zu-
folge erhielt die Ginsbergmi „ e bei Johannesburg
die Erlaubnis, den Betrieb wieder anfzunehmen.

Aus Stadt und Land
SO. Karlsruhe, 30. Aug. (Verurteilt. — Ent-
gleisung.) Der Mmcralwasscrfabriknm Josef Brunn
in Rintheim wurde von der hiesigen Strafkammer wegen Ver-
gehens gegen das Gesetz zum Schutze der Warenbezeichnungen
zu einer Geldstrafe von 100 Mart verurteilt. Brun» hatte
Sodawasser zum Teil in Flaschen gefüllt, welche mit dem
Porzellanpfropf, die zugleich als Warenzeichen i» der Zeichen
rolle eingetragenen Namen bezw. Firma hiesiger Mineral-
wasserfabrikantcn trugen und diese Flaschen an seine Kunden
abgegeben. — Gestern entgleiste ei» Wagen der elektri-
schen Straßenbahn in der Honsclstraßc und fuhr über die
Straße und die Bordsteine auf de» Gehweg, wo er sich fest-
setzte. Der Wagen sowie die Bordsteine sind stark beschädigt.
Von den im Wagen befindlichen Fahrgästen wurde einer durch
den bei der Entgleisung verursachten Stoß von der Sitzbaiik
auf den Boden des Wagens geschlendert, wodurch er außer
einer blutenden Quetschwunde über dein linken Äuge, einen
Bruch des linken Vorderarms erlitt.
80. Konstanz, 30. Aug. (Stadt. Budget.) Nach
dem Rechenschaftsbericht des Stadtrats über das Jahr 1900

Frau Rätin Bach verabredet und doch muß ich jetzt sofort heim;
Mein Mann hat ja gegen Abend Konferenz und wird Toilette
macben wollen!"
Und nachdem sie wie in ratloser Verzweiflung um sich ge-
sehen hatte, fuhr sie in weinerlichem Tone fort:
„Ich habe alle Schlüssel eingesperrt — — hör mal, Magda
— Liebste — Beste, thue mir den einzigen Gefallen, gehe da
hinein und erwarte die Rätin! Sie muß ja bald kommen,
spätestens um sechs Uhr. Aber gehe ln das hinterste kleine
Zimmcrchen, geradeaus I Verstehst Du ? Da sucht ste mich.
Also ganz hinten! Und entschuldige mich recht!"
Fräulein Magda schickte sich an, ihren Stellvertreterposten
cinzunehmen und hatte bereits, nach einem Abschießsgruß, die
Thüre der Konditorei hinter sich geschlossen, als Frau Heddy
nachgeeilt kam und ihr ein Packetchen in hellblauem Papier in
die Hand drückte.
„Die Hauptsache!" rief sie erregt. „Da sind ja die gewünsch-
ten Muster sür die Frau Rätin l"
Und fort war ste.
Magda lächelte noch ein wenig, als sie durch die verschiedenen
Zimmer der Konditorei ging. Ein aufgeregtes kleines Wesen
war doch ihre liebe Schwester! Ein bischen plan- und ziellos,
aber herzensgut.
Ais sie das hinterste Zimmerchen betrat, wäre sie beinahe auf
der Schwelle wieder umgekehrt. Die Erwartete war noch nicht
da, nur ein Herr saß an einem der Marmortischchen. Ein Herr,
dessen blasses, interessantes Gesicht ihr auffiel. Etwas verlegen
setzte sic sich ebenfalls an einen der kleinen Tische. Dabei entfiel
ihr das blaue Packetchen. Der Herr sprang auf und überreichte
es ihr galant mit einer Verbeugung. Sie wurde dunkelrot. Er
lächelte. Ja sicher, er hatte gelächelt.
Magda zog langsam die Handschuhe aus, schob ihren Schleier
hoch, rückt- sich auf dem schmalen rotsammtnen Sopha zurecht,
sah dann auf und begegnete den prüfenden Augen des fremden
Herrn wieder.
(Fortsetzung folgt.)
 
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