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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 204 - 228 (2. September 1901 - 30. September 1901)
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Man hat begründete Hoffnung, die für dieses Jahr vorge-
sehenen Umbanarüeiten bis dorthin zu Ende zn führen. Man
isr in zuständigen Kreisen mit dem Ergebnis des Umbaues
sehr zufrieden und man gicbt sich der Hoffnung hin, daß nach
der Vollendung des ganzen Umbaues die Thcaterbanfrage in
Mannheim auf Jahrzehnte hinaus gelöst und die Notwendig-
keit der Erbauung eines neuen Theaters auf lange Zeit hinaus
verschoben worden ist,
Freibnrg, 0. Sept, (In n g f r a n k r e i eh in Frei-
burg,) Ein Franzose, der die Hochvogcsen und den, süd-
lichen Schwarzwald bereist hat, berichtet im „Tcmps" einige
von seinen Reiseeindrücken, Er schreibt: Badenweiler
und Freiburg im Breisgau sind in dem nach den Hoch-
vogesen zugewendeten Teile des Schwarzwaldcs die beiden am
meisten besuchten Städte, Unsere Landsleute sind dort in
Uebcrflutz vorhanden; Freiburg ist namentlich überfüllt mit
sehr jungen Leuten, die dort ihre Kenntnisse in der deutschen
Sprache befestigen wollen. Unter ihnen sind, wie es scheint,
die Bewerber für Saint-Cyr, insonderheit die Schüler der
Patres sehr zahlreich. Wenn ich einigen Freiburgern glauben
soll, so ließe die Haltung dieser jungen Leute vielfach zu
wünschen übrig; sie begingen mutwillige Streiche von schlechtem
Geschmack und verletzten mit Vorliebe die Gefühle der Deut-
schen . , . Sind diese Vorwürfe richtig? Einige angesehene
Franzosen bezeugten mir es. Ich für meinen Teil glaube,
daß man übertreibt. Ich habe nichts Tadelnswertes gesehen,
als eine wenig gute Haltung, die auf belebten Straßen zur
Schau getragen wurde. Auch schien es mir, als ob die Ge-
sänge dieser'Herrchen von ziemlich schlechtem Geschmacke ge-
wesen seien. Sie suchen also den Emigranten nachzuäffen,
die vor hundert Jahren in Menge nach Freiburg kamen und sich
dort unerträglich aufführten. Ich sah auch den „Herrn Abbe"
in geistlicher Kleidung, dem ein Schwarm kleiner Kerle folgte;
diese rauchten frech mächtige Zigarren der Polizei in die
Nase — man darf nämlich in Freiburg erst vom 16, Jahre an
rauchen — oder zeigten ihren Genossen Postkarten und zucht-
lose Bildchen, Das war nicht recht, aber schließlich hatten
ihnen doch die Deutschen Zigarren und Bildchen verkauft.
Schließlich bringt der Schreiber als Meinung eines höheren
Schulmannes vor, daß die französischen Eltern unrecht gethan
hätten, ihre Kleinen solchen wenig achtsamen Lehrern anzuver-
trauen, Auch die Polizei hätte von Anfang an gleich gegen
diesen Unfug einschreiten sollen, der erst geduldet sei, dann
sich fest eingenistet habe, Ueberall, selbst in Deutschland,
müsse der Mensch, sei es mit Gewalt, zur Achtung vor achtungs-
wertcn Dinge» gezwungen werden. Die Furcht vor den Gen-
darmen konnte sehr wohl überall der Anfang der Weisheit sein.
Diese komische Anrufung der Polizei wirkt allerdings in diesem
Falle ganz besonders schön.
Kleine Zeitung.
— Hochschulnachrichten. Für die Geschichtsprofessur
an der Straßburger Universität sind statt deS

einen bisherigen Zwei Lehrstühle errichtet; sie werden mit
dem Protest, prenß. Staatsarchiv»!; Mein ecke und dem
katholischen Dr. Spahn, dem Sohn des bekannten Cen-
trnmsführcrs, besetzt. Die Zweiteilung entspreche den
Wünschen reichsländischer Katholiken, doch bedeute sie nicht
eine Reservierung beider Lehrstühle ans alle Zeiten für
beide Konfessionen. Dr. Martin Spahn, der kaum 26jährige
Sohn des bekannten Parlamentariers und Reichsgerichts-
rats, wäre somit der jüngste o. Professor einer Hochschule
deutscher Zunge. Zuerst in Berlin habilitiert, im vorigen
Semester nach Bonn berufen, hat Dr. Spahn, ein Schüler
des Janssen-Fortsctzers Prof. Ludwig Pastor in Inns-
bruck, der Biograph des Gegenreformators Cochläns und
des Nazareners Philipp Veit, eine ganz auffallend schnelle
Carriöre gemacht.
— Eifrige Landwirte sind die kaiserlichen Prinzen
August Wilhelm und Oskar, die zurzeit in Plön in Hol-
stein ihre Erziehung genießen. Wie der „Tgl, Rdsch,"
geschrieben wird, ist eine in der Nähe des Schlossparks
belcgene Halbinsel von etwa 28 Morgen gepachtet wor-
den, auf der die Prinzen mit sechs Kameraden die Land-
wirtschaft treiben. In einem alten schlichten Bauern-
haus, das ein junger Arbeiter mit seiner Frau bewohnt,
ist die Hälfte in einfachster Weise für die Prinzen her-
gerichtet. Mit eigener Hand haben vor Kurzem die
Knaben ihr Feld gemäht und die Garben ansgesetzt,
eigenhändig sind die Kartoffeln gelegt worden, die nun
bald ausgebnddelt und dem Kaiser zugeschickt werden,
der den Marktpreis dafür zahlen muß. Gemüsebeete,
die in diesem heißen, trockenen Sommer so manchen
Schweißtropfen gekostet, und Obstbaumschulen — alles
muß seinen Ertrag bringen. Ganz rein und ungetrübt
ist die Freude an dem Viehbestand, zwei hcnwlichen
schwarz-weißen Holsteiner Kühen: Irma und Rosalic,
die sonst neben einer Weißen Ziege ihren Stall eben-
falls unter dem schützenden Strohdach des Bauernhauses
haben, jetzt aber ans der Weide die Landwirtschaft hübsch
beleben. Beide Kühe sind von den Prinzen selbst aus-
gesucht und geben eine märchenhafte Menge Milch; Ro-
salia — oder war es Irma? — hat sogar unlängst ein
Kalb in die Welt gesetzt, das aber braun geraten ist, an-
statt den Landesfarben treu zu bleiben. Obgleich es ein
gewaltiges Kalb ist, und mit großen, dummen Kalbs-
augen treu um sich blickt, soll es verkauft werden, denn
weshalb wurde eö nicht schwarz-weiß! Im Hühnerslall
Hansen weiße Hühner, sind aber nicht dazu zn bewegen,
ihre Eier dort abznlegen, sondern legen lieber im Freien.

Seitdem man den verschiedenen Verstecken auf die Spur
gekvinmen, läßt man sie gewähren und sammelt die
Eier dort ein. Weniger flatterhaft sind die weißen,
riesengroßen Peking-Enten, die, nicht so ränkevoll wie
ihre Landsleute, sich ohne Unkosten warten lassen und
allabendlich behaglich schnatternd in ihr nah am Schilf
gelegenes Häuschen heiuikehren. Alles lebende und tote
Inventar ist unter Persönlicher Beteiligung der Prinzen
angeschafft worden. — Interessieren dürfte noch, daß die
Prinzen nach dem Lehrplan des humanistischen Gym
nasinms (altklassische Wissenschaft) unterrichtet werden,
während für den Unterricht der drei älteren Prinzen der
des Nealghmnasinms maßgebend gewesen ist.
— Aus Japan kommen Nachrichten über die dortige
Frauenbewegung. Die vor Kurzem eröffnete Univer-
sität für Frauen in Tokio hat großen Zuspruch und viel-
fache finanzielle Zuwendungen zu verzeichnen. In der
japanischen Stadt Nagano hat sich ein Verein von Frauen
gebildet, welche sich verpflichten, keinen Mann zu heiraten,
der sich moralische Verstöße hat zu Schulden kommen las-
sen. In Tokio ist ein Verein gebildet worden, der eine
Reform der bisher recht unpraktischen Kleidung der Japa-
nerinnen bezweckt.
Verantroortlich für den redaktionellen Teil F. Montua, für den
_Inseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelberg.
F. HÄGLAG IlmiMtr. 152,
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IX. IlkDlirnSL
Ziehung II Oktober 1901.
3333 Olvvinne >V«rt Uark
100,000
Hirn,» t uv
lovoo, 8000, 5500, 5000 Nk. vte.
Koos« na l LIK., II Koos« rnr 10 illk.
korto n. Kiste 30 Ukg. versendet gegen
Lriskwarksn
Oarl Uumlxu,
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ksstLUNÄUb MM LnkMSllöeiL
unmittelbar am Vusso der Lergbabn — empüsblt seine renovierten
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Stergernrrgs-
Nnkündigung.
In Folge gerichtlicher Anord-
nung werden am
Montag, 23. September 1901,
nachmittags 3 Uhr,
auf dem Rathause zu Heidelberg

die nachbeschriebenen Liegenschaften
des Wirts Wolfgang Florange
in Heidelberg öffentlich zn
Eigentum versteigert, wobei der
endgiltige Zuschlag erfolgt, wenn
der Schätznngspreis auch nicht
erreicht wird. Die übrigen Ver-
steigerungsgedinge können beim
Unterzeichneten eingesehen werden.
Beschreibung der Liegenschaften
und Schätzung.
1. Lagecbnch Nr. 145:
7 ar 17 HM Hofraite
an der Leyergasse Nr. 6,
worauf erbaut sind:
a) dreistöckiges Wohn-
haus mit gewölbtem
Keller, b) zweistöck ger
Anbau an a mit Saal
und Wohnung nebst ge-
wölbtem Keller, o) ein-
stöckiger Abtritt mit
P ssoir, 6) einstöckiges
Kegelbahuzimmer, o) ein-
stöckige Kegelbahn, k) ein-
stöckige Schutzhalle,§)ein-
stöckigcs Pissoir mit
Abtritt, geschätzt zu 68 400
2. Lagerbuch Nr. 355:
67 hin Hofraite an der
Lauerst!aße Nr. 6, wo-
rauf erbaut ist: ein
dreistöckiges Wohnhaus
mit Kniestock und ge-
wölbtem Keller 25 000 ^
93400 ^
Dreiundneunzigtausend vierhundert
Mark.
Heidelberg, 28. August 1901.
KroßH. Notariat I.
Diez.

Druck und Verlag der Heidelberger Verlags-Anstalt und Druckerei (Hörning u. Berkenbusch), Heidelberg, Untere Neckarstr. Nr. LI,
 
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