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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

DOI Kapitel:
Nr. 229 - 255 (1. Oktober 1901 - 31. Oktober 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37097#0571

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Erscheint täglich, Sonntags ausgenommen. - Preis mit Familienblättern monatlich 60 Pfg. in's Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-
zogen vierteljährlich 1.38 Mk. ausschließlich Z"s!ellgebühr.
Anzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder deren Rann-. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
vorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. Fernsprech-Anschlnß Nr. 82.

Samstag, 5. Oktober 1901.

Drittes Blatt.

43. Jahrgang. - wr. 233.

Verbreitung der Lungentuberkulose.
Von allen männlichen Arbeitern aus dem Bergbau
Und Hüttenwesen, Industrie und Bauwesen, die bis zum
Atter von 30 Jahren invalide werden, leiden mehr als
die Hälfte an L u n g e n t u b e r k u l o s e. Ebenso un-
günstig ist das Verhältnis bei weiblichen Rentenem-
pfängern der gleichen Berufsklassen im Alter von 20
bis 24 Jahren, während in den Altern von 20 bis 29
Jahren bei nahezu der Hälfte aller invaliden
Frauen aus diesen Berufsklassen die Invalidität auf
Lungentuberkulose zurückzuführen ist. Arbeiter der
Lands- und Forstwirtschaft werden zwar seltener in Folge
dieser Krankheit invalide. Immerhin entfallen noch
Mehr als 350 Tuberkulöse auf 1000 männliche Renten-
empfänger der ländlichen Berufe im Alter von 20 bis
24 Jahren. Für die Gesamtheit der übrigen Berufe
stellt sich bei invaliden Männern im Alter von 30 bis
20 Jahren das Verhältnis so, daß etwa 450 von 1000
Jnvaliditätsfällen auf Lungentuberkulose beruhen, wäh-
rend ungefähr der vierte Teil aller invaliden Frauen der
gleichen Altersklassen und Berufs tuberkulös ist.

Deutsches Reich.
— Auf dem deutsche« Frauentag zu Eisenach
Wendet sich Fräulein H. Lauge-Berlin gegen die ver-
kehrte Anschauung, die in der Erziehung namentlich
der Töchter gebildeter Stände zum Ausdruck komme,
daß man diesen die Arbeit als etwas Erniedrigendes
borstelle. Lehre man die Kinder, daß Arbeiten in erster
Linie Werte schaffen heißt. Frau Bäumert-Berliu sprach
Über „Moderne Erziehungsprobleme". Sie bezeichnet es
als notwendig, baß die Frau, in deren Hand die häus-
liche Erziehung der Jugend zumeist liegt, gründlich und
tief gebildet ist, damit sie auch als ^ geistige Autorität
anerkannt wird und die Fähigkeit besitzt, die Heranwach-
sende Generation in ihren Bedürfnissen zu verstehen
Und zu leiten.

Ausland.
Ocstcrrcich-Ungarn.
— Kaiser Franz Josef hat der Gräfin Ste-
phanie Lonyay das Schloß Hetzen darf bei
Schönbrunn zum ständigen Wohnorte überlassen. Grei-
sin Lonyay wird mit ihrem Gemahl nächster Tage schon
bas Schloß beziehen.
KonstantinopeI, 3. Okt. Der Sultan
bat den Gouverneur der im Marmarameer gelegenen
Prinzeninseln Tewfik Bey nach Kharput in Armenien
verbannt. Der Grund dieser Maßnahme wird
barin erblickt, daß Tewfik Bey aus Anlaß einer Feier
ber Aufnahme seiner Kinder in die Glaubensgemeinde
?Mige Freunde zu sich geladen hatte. Diese intime Zu-
sammenkunft hatte beim Sultan Mißtrauen wachge-
bufen.

Aus Stadt und Land.
1, Heidelberg, 4. Okt. (Strafkammer.) Vor-
sitzender: Landgerichtsdirektor Dr. West, Vertreter der Großh.
Staatsanwaltschaft: Staatsanwalt Dr. Sebold. 1. Im Juni
1899 wurde in die Hütte eines Materiallagerplatzes hier ein-
gebrochen und daraus mehrere Gegenstände, darunter ein
Flobertgewehr, entwendet. Durch Zufall lenkte sich der Ver-
dacht auf den 20 Jahre alten Hausburschcn Gust. Engel-
hard aus Nußloch, der heute auch geständig ist, das Gewehr-
gemeinschaftlich mit einem Kameraden gestohlen und in den
Felsen des Kammerforstes versteckt zu haben. Cr erhält 0
Wochen Gefängnis, an denen 4 Wochen Untersuchungshaft in
Abzug gebracht werden. — 2. Auf dein Heimwege von der
Kirchheimer Kirchweihe begleiteten am 19. August, nachts 3
Uhr, zwei Burschen gemeinschaftlich ein Mädchen nach dem
Pleickartsförsterhof. Als sie dort angekommen waren und
keiner der beiden Eifersüchtigen zuerst sich entfernen wollte,
kam es zu Händeln. Einer der Rivalen, der 22jährige Tag-
löhuer Karl Friedr. Heun von Heidelberg, drohte hierbei
mit einem geladenen Revolver. Der andere suchte ihm die
Waffe zu entreißen, wobei ein Schuß sich entlud, der keinen
weiteren Schaden verursachte. Heun gab aber sodann einen
zweiten Schuß auf seinen Gegner ab, durch den dieser ver-
letzt und 3 Wochen arbeitsunfähig wurde. Wegen erschwerter
Körperverletzung wird Heun zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis
verurteilt. — 8. Ein Dossenbeimer Landwirt, PH. S ch m i ch ,
dem das Trinken mehr Frerwe zu machen scheint, als die Ar-
beit, pflegte den Kellern seiner Nachbarn ungebetene Besuche
abzustatten, um seine Durstgelüste zu befriedigen. So holte
er sich im August d. I. aus einem solchen Keller ein Quan-
tum von 45 Liter Johannisbcerwein; außerdem ist er des Dieb-
stahls von 76 Pfg. beschuldigt. Das Gericht erkennt auf eine
Gefängnisstrafe von 4 Monaten abzüglich 1 Monat Unter-
suchungshaft. — 4. Die Berufung des Korbmachers Joh. Mich.
Kaspar von Handschuhshcim gegen ein auf 25 Mk. Geld-
strafe erkennendes Urteil des Schöffengerichts wird als un-
begründet zurückgewicsen. Kaspar hatte seine Hauswirtin,
die ihm die Wohnung gekündigt hatte, mit einem Beile be-
droht. — 5. Tagl. Gg. Schuhmacher von Walldorf ließ
sich an einer öffentlichen Straße hier am Hellen Tage Un-
sittlichkeiten zu schulden kommen, wurde aber vom Schöffen-
gericht von der Anklage wegen Vergehens gegen 8 183
R.St.G.B. freigesprochen. Auf die Berufung der Staatsan-
waltschaft wird dieses Urteil aufgehoben und gegen Schuh-
macher auf 4 Tage Gefängnis erkannt. Die Verhandlung fand
unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt. — 6. Eine Gefäng-
nisstrafe von 10 Tagen wurde gegen Taglöhner Heinrich Gottfr.
Kohl gen. Hofbauer von hier vom Schöffengericht ausge-
sprochen, weil er in einer hiesigen Wirtschaft einem Gaste
Stockschläge auf den Kopf versetzt habe. In der heutigen
Berufungsverhandlung konnte seine Schuld jedoch nicht völlig
nachgewiesen werden und es mußte deshalb die Freisprechung
des Angeklagten erfolgen. — 7. Zwei 20jährige Burschen,
Jak. Löschmann und Ad. Riegler, beide Maurer von
Eppelheim, erhielten vom Schöffengericht je 14 Tage Gefäng-
nis, weil sie einen dritten Burschen mit ihren mit Metall-
schnallcn versehenen Leibriemen mißhandelt hätten. Ihre
Berufung ist erfolglos und es bleibt bei der obigen Strafe.
— 8. Wegen Diebstahls von ein Paar Kinderschuhen wurde
Jak. Gabler Ehefrau, Eva geb. Stroh hier, schöffengcricht-
lich mit einer Woche Gefängnis bestraft. Auf ihre Berufung
hin hebt der Gerichtshof das Urteil auf und spricht die An-
geklagte frei, da es möglich ist, daß sie im guten Glauben dazu
berechtigt zu sein, die Schuhe mitgenommen habe. — 9. We-
gen Mähens über die Grenze seiner Wiese hinaus wurde der
Steinbrecher Jakob Brox von Dilsberg seitens des dor-

tigen Bürgermeisteramts nach 8 28 der Fcldpolizeiordnung in
eme Geldstrafe von 1 Mk. genommen. Vom Schöffengericht
sowohl wie heute von der Strafkammer wird diese Strafe be-
stätigt und der Angeklagte außerdem in die Kosten sämtlicher
Instanzen verurteilt.
Verantwortlich für den redaktionellen Teil F. Montua, für de»
Inseratenteil Th. Berkenbusch, beide in Heidelberg.
Evangelische Gemeinde-Gottesdienste.
Sonntag, 6. Oktober.
Providenzkirche: V-10 Uhr: Herr Stadtpfarrer Schwarz.
Christenlehre: Herr Stadtpfarrer S ch w a r z
Heiliggeistkirche: V-10 Uhr: Herr Stadtpfarrer Schmitt-
Henne r.
Christenlehre: Herr Stadtpfarrer S ch m itt k e nn er.
Neues Schulhaus IH: VslOUHr: Herr Stadtvikar H a m el
KindergotteSdienst.
Providenzkirche: Vs 12 Uhr: Herr Stadipfarrer Sch ück.
AdendgotteSdienst.
Providenzkirche: 5 Uhr: Herr Stadtvikar Dörr.
Stadtteil Neuenheim.
Sonntag, 6. Oktober, vormittags '/-IO Uhr. Vorm. V-11 Uhr:
Christenlehre. 2 Uhr nachmittags: Kindergottesdienst. Herr
Stadtpfr. Schneider.
Evangelischer Diakonifsen-Verein.
In der Kapelle Plöck 47.
Sonntag, 6. Oktober.
Vorm. VslO Uhr: Predigt von Herrn Prediger Proß.
Vorm. 11 Uhr: Sonntagsschule. Nachmittags 5 Uhr:
Bibelstunde von Herrn Stadtmissionar Strobel.
Donnerstag, 10. Oktober: abends V«9 Uhr: Bibelstunde von
Herrn Stadtmissionar Strobel.
Stadtteil Schlierbach tm neuen Schulhaus.
Sonntag. 6. Oktober, nachmittags V,2 Uhr: Sonntagsschule,
nachmittags 3 Uhr: Bibelstunde von Herrn Stadtmissionar
Strobel.

Römisch-katholische Gemeindegottesdienste.
Sonntag, 6. Oktober. (Fest des hl. Rosenkranzes).
Jesuitenkirche: Morgens 6'/s Uhr: Frühgottesdienst.
8 Uhr: Schulgottesdienst. 9 Uhr: Hochamt mit Predigt.
11 Uhr: Stille hl. Messe. Nachm. 1 Uhr: Christenlehre.
Nachm. 2 Uhr: i osenkranz-Andacht.
Notkirche (Hauptstraße 22). Morgens 6'/, Uhr: Stille hl.
Messe. 9V- Uhr: Hochamt mit Predigt.
Nachmittags 3 Uhr: Rosenkranz-Andacht.
St. Annakirche: morgens 8 Uhr: Hochamt.
In der Kapelle in Schlierbach.
Morgens V-S Uhr: heilige Messe mit Predigt.
Altkatholischer Gemeinde-Gottesdienst.
Sonntag, 6. Oktober, vorm. V,10 Uhr: Hochamt mit Predigt
in der Heiliggeistkirche. Herr Stadtpfarrer Dr.
_Stubenvoll. _
.loli. Olir.1008, Olillllittti'oi, HiinMs. 171
llllliaiso: Zopkisnstrssse 13 noä llolirbaeiisrslrasss 2,
vaodst cksm Laünüok rm<1 cieii Llioiksn.
8ps2ialitüt: ll-llii» nixl Orörnes xetiillte Desserts, tllwovlnäe rmä
lkoullants, Draline, grösste Lusvrskk.
SonkoiüSi'ss — vskrorsLss — ^rrksSta-s.
rLHILkllll'L; Ospüegts Uälläs geben erst Msgsnr.
C«8ivI»t8II»r»88«KV erb-iit äie llugsnä.
«Islroid, Lokkrissur, Anlage 25.

U

Nohin gehen wir am nächsten Sonntag?
, , Einer der schönsten und deshalb besuchtesten Punkte
Odenwaldes ist Lindenfels. Bei dem Aus-
zug des Odenwaldklnbs zu dem Rodensteinfest im Som-
w^r ist dieses etwa 2000 Einwohner zählende Städtchen
chon im Vorbeigehen berührt worden, es verlohnt sich
^ohl, es mal näher kennen zu lernen und länger dort zu
Zweiten.

Wie nach Rom, so führen auch dorthin viele Wege
Md sie sind alle schön, bei allen leuchtet uns das burg-
iMrönte, 400 Meter hoch gelegene Ziel schon von weiten:
R romantischer Schönheit entgegen. Wir glauben aber
P der nachstehenden Tour den genußreichsten Weg Vor-
lagen zu können.
Der Ausgangspunkt ist Heppenheim. Mor-
ins 7.26 führt uns der Zug vom Hauptbahnhof weg,
uns 8.22 dort abzusetzen. Wir folgen alsdann nach-
i?di wir die Stadt durchschritten haben, der Nebenlinie
- gelb in weißem Kreis, die uns in etwa 2^ Stunden
Ll) Knoden führt. Der Beginn des Weges geht am
^Mge der Starkenburg vorbei. Leicht kann man
fWsi auf einem Abstecher auch den Bergkegel selbst er-
j Minen und sich die interessanten Trümmer der al-
^ Mainzer Grenzfeste ansehen, von der hauptsächlich
mächtige viereckige Bergfried erhalten ist. Von dort
^ Man eine prächtige Aussicht auf die Ebene.
R) In kurzer Zeit gelangt man zu der verlassenen
rx.N'kierungslinie zurück, auf der man mit prächtigen
a,,xEen rechts und links in die Thäler und rückwärts
yJ die Ruinen alsbald in einen herrlichen Hochwald
n lcht; seinem Schatten wandert man bis kurz vor
tz^den dahin. Mählich führt der Weg hinauf bis zum
ehh „ c; (Seidenb. Höhe), dem zweithöchsten Berg
^ Gebirges: der Lindenstein, auf dem ebenfalls em
'Sn lchtsturm geplant ist, bleibt links liegen. Im
t^lde zerstreut gewahrt man die Felsblöcke des Syeni-
lrd diesem Berge in besonderer Güte gebrochen

In dem hochgelegenen einsamen Dörfchen Knoden
ruht man beim Frühstück aus, dann ersteigt man, nach-
dem man sich für 20 Pfg. den Schlüssel vom Wirt ge-
liehen hat, den nahen E r n st L n d w i g s t u r in hinan.
Die Aussicht von hier aus ist durchaus originell. Es
ist nicht eigentlich eine Rnndsicht, sondern es sind drei
schöne Einzelblicke, die durch die drei höheren Berge,
die Nenntircher Höhe, den mit dem Matchen verbundenen
Felsberg und den nahen Krehberg begrenzt werden.
Zwischen den ersten beiden senkt sich nach Norden hin
das abwechselnd von Wald und Feld bedeckte wellige
Gebirgsland langsam zur Mainebene hinab, ans der
noch einmal der vulkanische Roßberg sich erhellt, zwischen
Matchen und Krehberg schweift der Blick nach Westen
über die weite sonnige Rheinebene hin, in der zwischen
zahlreichen anderen Ortschaften klar der Dom von
Worms am schimmernden Strome liegt, während im
Hintergründe der breite Rücken des Donnersberges in
bläulichen Ilmrissen erscheint, nach Südosten aber zwi-
schen Krehberg und Nenkircher Höhe blickt man in das
Innere des Odenwalds hinein, besonders ans die Berge
und Thäler die sich zum Lärmseuer erheben: inmitten
dieses mannigfaltigen Bildes strebt steil aus dem Schlier-
bacher Thal das herrliche Lindenfels empor.
Ilm dorthin zu gelangen, geht man am sichersten
Hanptlinie blau —, zunächst zurück nach Schannenbach,
dann über den Krehberg hinweg, bis ein ebenfalls far-
big markierter Seitenweg zum S e i d e n b a ch e r F e l s
(Bänkekopf) (U Stunden von Moden entfernt),
eine weithin sichtbare Felsgrnppe zeigt. Man versäume
nicht, das erneute, schöne Landschaftsbild, das sich hier
dein Auge bietet mitzunehmen. Dann noch einige
Schritte bergab und inan stößt ans die Hauptlinie, gelbes
Dreieck, der man links umwendend folgt. Steil gehts
über Seidenbuch den Krehberg hinab nach Schlierbach
und steil auf der anderen Seite nach Lindenfels hinauf.
Dort langt man zwischen 2 und 3 Uhr nachmittags an.
Die bekanntesten Gasthöfe sind der „Hessische Hof",

„Odenwald" und.„Harfe". Sie sind alle drei gleich gut.
Nachdem man sich gestärkt und ausgernht hat, wird man
gerne der über der L-tadt sich erhebenden und ehemals
mit ihr durch eine Mauer verbundenen Burgruine einen
Besuch abstatten, deren Zinnen ans lieblichem Grün
hervorschauen. Das wiesen- und felderreiche, von wal-
digen Bergen prächtig eingerahmte Weschnitzthal breitet
sich in lieblichen Farben vor dem Auge aus, über das
Schlierbacher Thal hinweg gleitet es wieder hinauf zu
der steilen, vorhin verlassenen Höhe des Krehberges,
dann fliegt es über das trauliche Städtchen mit seinen
Häusern, Kirchtürmen und altertümlichen Stadtbefestll
gungen hinauf zu den grauen Wäldern des Schsnken-
berges. Es ist gewiß eine der schönsten Aussichten des
Odenwaldes. Reizende Anlagen zieren die Ruine
ringsum fast bis zum Fuße des Berges hinab. Linden-
fels war einst eine pfälzische Enklave nnd stark befestigt,
bis es im vorigen Jahrhundert ans Sparsamkeitsrück-
sichten unter Karl Theodor geschleift wurde. Dies ge-
schah so gründlich, daß z. B. der Bergfried der Burg
spurlos verschwunden ist.
Die Umgegend von Lindenfels ist reich an schönen
Waldspaziergängen; seiner Aussicht wegen berühmt ist
der Schenkenberg. Aber zu solchen Bergfahrten wird
der Wanderer nach der anstrengenden Tour wenig Nei-
gung mehr haben. Empfehlenswert wäre höchstens
noch, die große Syenitschleiferei der Firma Böhringer
anzusehen. Cs ist sehr interessant zu beobachten, wie
dies harte Gestein behauen, zersägt, poliert wird —
aber man muß sich gute Nerven mitbringcn, um den be-
täubenden Lärm ertragen zu können.
Eine kleine Stunde hat man noch bis 'Fürth zu
gehen, von wo man die Bahn zur Heimkehr über Wein-
heim benützt. Zn dein Zwecke wird inan am besten den
8.07 von Fürth abgehenden Zug benützen, der 9 Uhr in
Weinheim, 9.56 in Heidelberg ist; wer sich beschränken
will, kann auch schon 6.50 von Fürth absahren, dann
ist er,8.44 in Heidelberg zurück. O.W.K.
 
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