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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256 - 281 (1. November 1901 - 30. November 1901)
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Samstag, 16. November IM.

Drittes Blatt.

43. Jahrgang. — 5r. 269.







Erscheint täglich. Sonntags ausgenommen. — Preis mit Familienblättern monatlich SO Pfg. in'S Haus gebracht, bei der Expedition und den Zweigstellen abgeholt 40 Pfg. Durch die Post be-
. u » zogen vierteljährlich 1.35 Mk. ausschließlich Zustellgebühr.
Anzeigenpreis: 20 Psg. die Ispaltige Petitzeile oder deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige Geschäfts- und Privatanzeigen ermäßigt. — Für die Aufnahme von Anzeigen an bestimmt
- - .... - ..- Anschlag der Inserate auf den Plakattafeln der Heidelberger Zeitung und den Plakatsäulen. — Fernsprech-Anschluß Nr. 82.

dorgeschriebenen Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen.


/


Au dem Infieröurger Duell.
, Je länger eine offizielle Darstellung der Inster-
Burger Duell-Tragödie aus sich warten läßt, desto er-
steulicher ist es für das erregte öffentliche Bewußtsein,
Aß sich Personen findet:, die mit dem, was sie von den
Mentlichen Vorgängen wissen können, nicht zurückhalten.
Air haben einer ersten Schilderung über die Borge-
sichte der Duellaffaire nach dem „Berk. Lokalanz." be-
!Ats Raum gegeben. Wir lassen nun eine zweite Dav-
iiellung in dem gleichen Blatt folgen, welche von einem
Augenscheinlich authentisch unter-
achteten Amtsgenossen des unglückli,-/
Den Vaters des Leutnants Blaskowitz herrührt.
Air beschränken uns auf die Bemerkung, daß sie in eini-
Punkten von der ersten Schilderung abweicht, ohne
Aer deren schmerzlichen Gesamteindruck in der Haupt-
^che abzuschwächen. Diese zweite Darstellung lautet:
„Die Affaire hat sich im ganzen und großen so zu-
Mragen, wie sie in den Zeitungen dargestellt worden ist.
sich Mittwoch, 30. Oktober, hat Leutnant Blaskowitz
sogenannte Jungesellen-Abschiedsbowle im Ossi-
^rkasino gegeben und ist dann mit Herren vom Zivil
"°ch in ein anderes Hotel gegangen, von wo aus er
Mein den Heimweg in seine Wohnung — und zwar
^ne von ihm schon bewohnte F am i li enWohnung
angetreten hat. Unterwegs trafen ihn dann die
isiutnants Hildebrandt und Rasmussen und wollten
^u augenscheinlich Angetrunkenen nach Hause bringen.
fW er sich aber dies nicht gefallen lassen wollte, gingen
ch weiter und erst, als Blaskowitz nicht nachkam, kehr-
-A sie,wch einmal zu ihm zurück und fanden ihn nun
D hockender Stellung auf der Straße. Sie nahmen ihn
iAt trotz seines Widerstrebens mit sich und zwar in seine
D der Nähe liegende Junggesellen Wohnung. Er
sollte aber in die andere und versuchte sich seinen Ka°
Mraden, die ihn in jener sesthalten und zu Bett bringen
°llten, mit Gewalt zu entziehen. Da verwies Leut-
Bit Hildebrandt ihn zur Ruhe mit der Aeußerung . .
bist ja besoffen wie ein Schwein!" Darauf schlug
rOaskowitz ihn mit den Worten: „Da hast Du etwas
^ das „Schwein"!" eine Ohrfeige und ebenso auch dem
sisiutriant Rasmussen, der, empört über diesen Vorfall
Leutnant Hildebrond wohl auch mit einer
y^eidigenden Aeußerung zu Hilfe kommen wollte.
trennten sich die drei, wobei Leutnant Hildebrandt
Äußert haben soll, er wolle die Sache für beigelegt
h?uen, wenn Blaskowitz ihm am nächsten Morgen ab-
zMen würde. (Blaskowitz ging nun in seine andere
Ahnung.)
Dies geschah aber nicht; sondern Blaskowitz stieg
^vnnerstag, 31. Oktober, vormittags 11 Uhr zu seinem
Mter, einem Geistlichen meiner Diözese, ins Kupee, um
tzw ihm nach Deutsch-Eylau zur Hochzeit zu reisen. Von
hAem gefragt, woher er seinen „Kater" habe und wo er
sA Abend vorher gewesen sei, sagte er, er wisse sich auf
sA letzten Vorgänge nicht mehr zu besinnen, nur sei ihm
w' als ob er mit zwei Artilleristen zusammen gewesen
, Kaum in Deutsch-Eylau angekommen, empfing
i^Ane Depesche vom Regiment mit dem Befehl, mit dem
jMsten Zuge nach Insterburg zurückzukehren. Auch
noch wußte Blaskowitz anscheinend nicht, um was
ssi ach handeln sollte, sondern fragte den Adjutanten
V^ach, in der Meinung, es handle sich um eine andere
künstliche Angelegenheit, von deren Erledigung
er weil beurlaubt — frei zu sein glaubte. Nach
aufklärenden Telegramm, das ihm mitteilte, es
sMwe sich um eine persönliche Angelegenheit,
z^ts er dann noch am Donnerstag nach Insterburg
"tck.
s^,.Am Freitag, 1. d. Mts., sollte der Polterabend
iAlfinden. Vormittags erhielt der Vater Blaskowitz'
l'kjAAttsch-Eylau auf seine telegraphische Anfrage, wann
sM'Sohn bestimmt zurückkommen werde, die Ant-
er könne überhaupt nicht kommen, worauf er-
i,, A nach Insterburg hinüber fuhr und hier von seinem
^sAstchen vom Dienste suspendierten Sohn alles erfuhr.
Sache war bereits in Verhandlung und auch die
^sAUtrnung zum Duell bereits getroffen. Leutnant
^tAowitz hatte bei seiner Vernehmung von sinnloser
sich^ukenheit seinerseits nichts gesagt, sei es, daß er
Isi^Aesien schämte und eine ernste Strafe, w

^ . . - - wohl gar
Entlassung infolge seines Benehmens fürchtete,
^ es, daß ihm während der Aussagen der anderen
Io Beteiligten die Erinnerung an die Einzelheiten
'ei, Mr wiederkam, daß er selbst sie nicht aufrecht erhal-
sihs^nte. Die Abbitte bei Hildebrandt wird er wohl
silrftch b.erschbafen oder „verduselt" haben. Der Vater
sichZ ^tz' that nun Schritts, um seinen Sohn wenig-
3Ur Hochzeit los zu bekommen. Es wurde jedoch
"buchet, die Hochzeit könne unter solchen Umständen
Alt Acht nicht stattfinden, sein Sohn müsse erst wieder
„Mütchen, sein Leben gehöre nicht mehr ihm, da er
^ Duellen stehe. Es soll die ursvrünaliche Ba-

ch che

soll die ursprüngliche Ba-
bis zur Kampfunfähigkeit" von Exc. v. Alten

AMch einmaligen Kugelwechsel ermäßigt worden sein.
AlkoAostete man den Vater, man wolle die Sache be-
^dA^en, ^ vr ^ier Wochen alles beendet sein
' und dann die Hochzeit gefeiert werden könne.

So fuhr der Pfarrer Blaskowitz mit dieser Botschaft
zurück nach Dt.-Eylau, und die Hochzeit wurde abgs-
sagt.
Am Sonnabend, 2. November, dem Hochzeitstage,
fuhr er mit der Braut nochmals nach Insterburg; dort
sah sie ihren Bräutigam zum letzten mal. Sie wußte
von dem Duell, aber nicht von dem Termin desselben,
den ihr der Vater nicht mitgeteilt hatte. Da sie Waise
ist, so nahm sie Pfarrer Blaskowitz mit sich nach Walter-
kehnen in sein Haus.
Am Montag Vormittag bekam er die telegraphische
Aufforderung, sogleich herüber zu kommen, fand aber
seinen Sohn nicht mehr bei Besinnung. Die echte Kugel
war zwischen Lunge und Leber eingedrungen, hatte das
Bild der Braut in der Brieftasche durchbohrt und sei-
nen Sohn niedergestreckt. Von bösen Ahnungen getrie-
ben, fuhr auch die Braut am Nachmittage ihrem Schwie-
gervater nach, fand aber ihren Bräutigam schon tot.
Derselbe hatte in einem Abschiedsbrief an den Vater
und an die Braut (letzterer eilte Einlage mit der Auf-
schrift „nach meinem Tode zu eröffnen") beide um Ver-
gebung gebeten.
DrrZLsches N e i ch„
— Wie die „Hunnenbricfe" bei den Chinatrup-
pen selbst gewirkt haben, dafür bringt neuestens der
„Schw. Merk." eilten schlagenden Beweis. Einer der
württembergischen Soldaten, der im zweiten Seebatail-
lon diente, also zuerst den chinesischen Boden betreten
hat, führt in einem Vortrag über seine Erlebnisse aus:
Man hat keinen Begriff, wie schamlos durchweg alle
Hunnenbriefe erlogen sind, wie sehr sie uns erbitter-
ten und uns, die wir unser Leben für unser Vaterland
einsetzten, vor unseren Verbündeten bloßstellten. Es ist
so weit gekommen, wenn selbst französische Soldaten
ttns trösten mußten wegen des uns von unseren eigenen
Landsleuten, Menschen, die fern und sicher vom Schüsse
faßen, angethanen niederträchtigen Schimpfes. Die
meisten Hunnenbriefe wurden in Europa angefertigt;
in China hat der eine oder andere Renommist einige
Brocken zu Papier gebracht, die leichtfertigen und ge-
wissenlosen Verbreitern falscher Nachrichten als will-
kommener Anhaltspunkt gedient haben mögen. Eilt
solcher auf der Lüge ertappter Soldat wurde zu unserer
aller Bedauern mir mit vierzehn Tagen Arrest bestraft.
Wie schwer thatsächliche Ausschreitungen bestraft werden,
dafür wußte der Chinafreiwillige Beispiele anzuführen.
Ein Soldat der nach dein schon abgeschlossenen Waffen-
stillstand einen Chinesen durchgeprügelt hat, wurde mit
nahezu zwei Jahren Gefängnis bestraft. Einige Taels
die ein anderer mitlaufen ließ, hat dieser mit 10 Jahren
zu büßen!
Baden.
— Zu der Meldung von den Klostergrün-
dnngeu in Baden fügt der Berichterstatter der
„Germania" hinzu:
Es gereicht mir zu besonderer Genngthuung, Ihnen hier-
von Mitteilung zu machen, weil Sie durch Aufnahme des viel-
besprochenen Artikels über die Karlsruher Landtagswahl-
frage wesentlich dazu beigetragen baden, daß die Sozialdemo-
kratie im Wahlkamps in der Residenz unterlegen ist. Wie
mir von wohlunterrichteter Seite gemeldet wird, wurde die-
ser Sieg über die Partei des Umsturzes bei derRegierung
so angenehm empfunden, daß man glaubte, den
Katholikeu, aus deren Mitwirkung er zurückzuführen ist,
ihre, auf Erhaltung der christlichen Staats- und Gesellschafts-
ordnung gerichteten Wünsche, zu denen vorzüglich jene auf
Zulassung von Klöstern gehören, nicht mehr länger ver-
sagen zu dürfen.
Bavern.
München, 14. Nov. Der Finanzausschuß der
Kammer der Abgeordneten lehnte^ mit Stimmengleich-
heit durch Stichentscheid des Vorsitzenden den Antrag
Dr. Heim (Zentr.) auf Beschränkung der Zulas-
sung jüdischer Richter ab. Der Justizminister
betonte, der Antrag sei wegen der gesetzlichen Gleichbe-
rechtigung aller Konfessionen unannehmbar. Außer den
Liberalen sprachen auch die Zentrumsabgeordneten Dr.
v. Daller, Pichler und Lerno gegen den Antrag.
' Münche n, 14. Nov. (Kammer.) Pichler
(Zentr.) erklärt seine Freunde hier und im Reichstage
wünschten eine allseitige Reichsfinanzreform, allerdings
nur eine solche, welche das System der Matrikular-
beiträge und die dadurch gegebene Einwirkung der Ein-
zelstaaten aus das Reich beibehalte. Das Reich solle
nicht unabhängig werden von der finanziellen Ein-
wirkung der Einzelstaaten. Schließlich ermahnt der
Redner die bayerische Regierung zur Festigkeit gegen-
über zu weit gehenden Forderungen der Reichsregie-
rnng. Beckh (koiis.) will den Ministerpräsidenten darin
bestärken, daß er die föderalistische Grundlage des
Reiches und die Selbständigkeit Bayerns energisch gegen
etwaige Angriffe verteidige. Die bayerische Negierung
übe die ihr Anstehende Einwirkung auf die Leitung der
Neichsregierung nicht genügend ans; sie sollte auch den
Reichskanzler auf die Notwendigkeit eines Protestes
gegen ChamberIains Aeußerungen aufmerksam
machen, v. Vollma r (Soziald.) betont, daß" die ein-
zig erfolgreiche Reichsfinanzreform in der Einführung
einer direkten Reichseinkommensteuer liege. Die Reichs-

schulden wüchsen insbesondere durch den Militarismus
an. Die jetzige mißliche Finanzlage des Reiches sei nur
durch den Mangel jeglicher Voraussicht bei den verbün-
deten Regierungen entstanden, da sie der Verschwendung
der Reichsmittel unthätig zugesehen hätten. Bayerns
Finanzlage sei verhältnismäßig noch günstig. Man
niüsse zwar sparen, solle aber bei notwendigen Ausga-
ben und Besoldungen nicht knausern. -— Die Weiter-
beratung wurde auf morgen vertagt.

Ausland.
England.
Edinburg, 16. Nov. Lord Rosebery hat
gestern hier eine längere Rede gehalten, in welcher er
die allgemeine Gleichgiltigkeit der Verantwort-
lichen Führer der Nation beklagte. Dieselben seien nicht
imstande, wichtige Fragen zu lösen. Er befürwortete die
Bildung eines Kabinets, das mehr aus Geschäftsleuten
zusammengesetzt sein sollte.
Leeds, 15. Nov. Selborne, der erste Admi-
ralitätslord, hielt gestern hier eine Rede, worin er den
Krieg als eine der schweren Prüfungen darstellte,
die von Zeit zr Zeit das Land heimsuchen. Wenn wir
uns jetzt, so sagte er, zu schwach zeigen würdet!, würden
wir die Früchte aller unserer bisherigen Anstrengungen
verlieren. Zum Schlüsse versicherte er, daß die Mar in e
tinstande sei, allen Eventualitäten entgegen-
zutreten.
— Die „Times" melden aus Middhlburg vom
13. d.: Seit zwei Tagen wurden Bureningrößter
Nä hevon Kapstadt gesehen. 60 Mann von einem
kungst bei Hopefield beobachteten Kommando drangen
in Süd-Darling ein, doch dürfte der Einfall nicht ernst
genommen werden, da die englischen Truppenabteilun-
gen stark genug sind, um Stand zu halten.
Bulgarien.
Sofia, 16. Nov. Der amerikanische Generalkon-
sul behauptet, Anhaltspunkte dafür zu haben, der An-
führer der Räuberbande, welche die Miß Stone ent-
fuhrt hat, sei bulgarischer Unterthan mit Na-
men Lansanski.
Aus Stadt und Land.
O Ausstellung im Kunstverei». Sehr interessant ist cs für
das den Kunstverein besuchende Publikum, neben den Oelgemälden
auch einmal ein Prachtwerk wie Parsifal, 15 vorzügliche
Federzeichnuna-n von Franz Staffen, zu Gesicht zu bekommen.
Herrlich sind die Ideen R. Wagners verarbeitet und mit meister-
licher Empfindung und Kraft gezeichnet. Man betrachte die
Prachtblüttcr genau, ebenso den Text mit seinen sinnreichen Um-
rahmungen, dann erkennt man, dasi der Künstler aus tiefem Ge-
fühl geschöpft und seine Aufgabe glänzend gelöst hat. Was die neu
ausgestellten Oelgemälde betrifft, so sandte Professor Eschwege
(Weimar) 4 recht sonnige, fleißig ausgeführte Landschaften, von
denen uns das „Waldinterieur" und „Anemonen im Walde" am
interessantesten erscheinen. Bon H. Majendie (Karlsruhe) sind
einige recht flott behandelte Bilder eingetroffen, „Im Mai",
„Frühlrngsabend" und „Thauwetter". Adolf Luntz (Karlsruhe)
Ms öwei moderne Gemälde gebracht, „Kirschblüten" und „Ein
trüber Tag . Letzteres Bild ist in der Stimmung recht gut ge-
raten. Von R. Lipps finden wir ein Bild (aus Verona) und
eiu Motiv vom Starnberger See in einer bekannten Malweife.
8 fein gestimmte Abendbilder hat L. O. Lynck Town (Dachau)
gesandt und werden diese Arbeiten dem Publikum besonders in-
teressant sein, weil dieselben die jetzige Richtung der Dachauer
Kolonie charakterisieren.
ft. Strafkammer. Vorsitzender: Landgerichtsdircktor
Dr. W e st. Vertreter der Großh. Staatsbehörde: Referendar
Holze nthaler.
1. Unter Ansschluß der Oefsentlichkeit wird gegen den
47 Jahre alten Schuhmacher Nikolaus Weber von Unter-
wittighausen wegen Vornahme unzüchtiger Handlungen an
Kindern unter 14 Jahren, deren er sich im Juli d. I. im
Walde in der Nähe des Philosophenweges schuldig machte,
verhandelt und derselbe zu einer Gefängnisstrafe von 8 DLo-
naten abzüglich 3 Wochen Untersuchungshaft verurteilt.
2. Hausbursche Gottl. Klimme rle von Flinzhausen
unterschlug beim Austritt aus dem Dienst bei einem hiesigen
Radfahrhändler demselben einiges Werkzeug. Der wegen
Diebstahl vorbestrafte Angeklagte erhält 5 Wochen Gefäng-
nis, von denen 4 Wochen Untersuchungshaft abgerechnet wer-
den.
3. Dienstknecht August Stieb er von Höpfingen wird
wegen Diebstahls einer Mark, die er seinem Nebenknecht
auf dem Pleikartsförsterhof wegnahm, unter Berücksichtigung
seiner Vorstrafen zu 3 Monaten Gefängnis verurteilt.
" 4. Der 18 Jahre alte Droschkenkutscher Georg Otten-
thal jr. von hier ist beschuldigt, aus zwei bezirksamtlichcn
Strafverfügmtgcn das Datum der Znsteslungsbeurkundung
gefälscht zu haben, um sich dadurch die Einspruchsfrist zu
wahren. Das Gericht hält den Angeklagten für schuldig und
erkennt auf eine Gefängnisstrafe von einer Woche.
5. Am 8. August 1898 brannte das Anwesen des Kauf-
manns Adam Heinrich Gebhardt in Eppingen ab, in
welchem derselbe u. a. auch einen Holzhandel betrieb. Bei
Regulierung des Schadens schätzte Gebhardt die verbrannten
Holzborräte auf 1400 Mark und wurde mit dem Vertreter
der Versicherungsanstalt ans 1104 Mark einig. Da später
der Verdacht entstand, daß diese Summe unverhältnismäßig
hoch angegeben sei, wurde wegen Gebhardt ein Verfahren
wegen Betrugs eröffnet, das jedoch beim Schöffengericht Cp-
pingen zur Freisprechung des Angeklagten führte. Auf die
Berufung des Staatsanwalts wird heute nochmals verhandelt,
aber trotz umfangreicher Zeugeneinvernahme konnte der
 
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