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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 256 - 281 (1. November 1901 - 30. November 1901)
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Reichstagswahl das Zentrum oder die Liberalen siegen.
So schreiben Zentrumsblätter, und aus ihrem Bericht
schaut ernstliche Sorge um das Zentrumsmandat im 1.
bad. Reichstagswahlkreis heraus.
Karlsruhe, 20. Nov. (Ein politischer B e-
1 e i d i g u n g s p r o ze ß.) Der sozialdemokratische „Volks-
freund" veröffentlicht an leitender Stelle einen Vergleich, der
zwischen seinem Redakteur und Herrn Dr. Friedrich Weill
vor dem hiesigen Amtsgericht abgeschlossen worden ist. Er
lautet: H 1. Der Beschuldigte erklärt, daß er die in seinem
Blatte im Zusammenhang mit dem Wcchlkampfe erschienenen
Angriffe gegen den Privatkläger (Dr. Friedrich Weill) und
die gegen denselben gerichteten Aeuherungen beleidigender
Natur mit dem Ausdruck des Bedauerns als unbegründet
zurücknimmt. Insbesondere erklärt Herr Kolb, daß es ihm
durchaus fern lag, den Privatkläger in seiner beruflichen
Ehre anzugreifen. § 2. Der Beschuldigte trägt die sämtlichen
Kosten, zahlt eine Buße von dreißig — 30 Mark — innerhalb
14 Tagen an den Verein Volksbildung hier und verpflichtet
sich, diesen Vergleich innerhalb einer Woche im redaktionellen
Teile des „Volksfreund" einmal zum Abdruck zu bringen.
L.Iss. Pforzheim, 20. Novbr. Zuverlässigen Mit-
teilungen zufolge soll die sozialdemokratische Kandidatur
Blum endgiltig fallen gelassen worden sein, da der weit-
aus größte Teil der Wahlmänner sich für Herrn Adolf
Geck erklärt und sich durch Unterschrift zu dessen Wahl
verpflichtet hat. Da die Ergänzungswahlen für die seit
2 Jahren ausgeschiedenen 13 Wahlmänner bereits bestimmt
ist, so soll die Erklärung des Herrn Geck in den nächsten
Tagen eingeholt werden und hofft man bestimmt auf An-
nahme desselben.
— Vom Jahre 1895 bis 1900 sind im Bereiche der
badischen Bahnen 748168 Kilometerhefte verkauft
worden. Di« Einnahmen hiefür betrugen im Jahre 1895
2.146 265 Mk., im Jahre 1900 4 890 615 Mk. Durch
Einführung der Kilometerhefte auf den badischen Bahnen
hat der Personenverkehr einen ungeheuren Aufschwung ge
nommen, denn die Zahl der beförderten Personen hat sich
von 23164 570 im Jahre 1894 (vor Einführung des
Kilometerheftes) auf 33156 419 im Jahre 1899, mithin
um 44 Proz. vermehrt, während gleichzeitig die Einnah-
men aus dem Personenverkehr von 15 748 996 Mk. auf
20 617095 Mk. oder um 30 Proz. stiegen.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Gr o ßh erz o g haben den
nachgenannten Königlich Preußischen Beamten folgende Aus-
zeichnungen verliehen, nämlich: a. das Ritterkreuz zweiter Klasse
des Ordens vom Zähringer Löwen: dem Hafen-Inspektor
Wille rt und dem Polizei-Inspektor Grünweller in Kiel;
d. das Verdienstkreuz vom Zähringer Löwen: dem Eiscnbahn-
stationsvorsteher zweiter Klasse Rothkopf und dem Polizei-
Wachtmeister Schneider in Frankfurt a. M.; o. die silberne
Verdienstmedaille: dem Rangiermeister Hübenthal daselbst.
— Hauptamtsassistent Theodor Nitzhaupt beim Haupt-
zollamt Mannheim wurde in gleicher Eigenschaft zum Haupt-
steueramt Mannheim versetzt.
Karlsruhe, 20 Nov. Der Gro ßhe rz o g em-
pfing heute Vormittag gegen 11 Uhr in Schloß Baden
Len Präsidenten Dr. Nicolai und nahm dessen Vorträge
bis halb 2 Uhr entgegen. Der Präsident kehrte nachmit-
tags nach Karlsruhe zurück.

Ausland.
Frankreich.
Paris, 19. Novbr. (Kammer.) Bei der Weiter-
Leratung des Anlehens für die CH ina-Expedition
bringt der sozialistische Deputierte Sembat den Antrag
ein, in dem die Regierung aufgefordert wird, der Budget-
kommission den Bericht des Generals Voyron vom Februar
d. I. vorzulegen, in welchem von den Plünderungen die
Rede ist, die die Missionare begangen hätten. Der Mi-
nisterpräsident Waldeck-Rousseau nimmt sodann das
Wort. Er erinnert zunächst daran, daß China sich ver-
pflichtet hat, den Mächten eine Summe zu zahlen, welche
diese unter sich und ihre Landesangehörigen verteilen sollen.
Er könne die Ansicht derjenigen, die da behaupteten, daß
die Missionen kein Recht auf Entschädigung hätten, nicht
teilen; er könne auch nicht zulasse», daß die französischen
Hospitäler in Trümmern liegen bleiben sollten, während
diejenigen Englands und Amerikas wieder ausgebaut wür-
den. Frankreich habe die Pflicht, seine Landesangehörigen
zu schützen. Was den Antrag Sembat betreffe, so erkläre
«r, daß die Regierung bereit sei, dem Budgetausschuß den
Teil des Berichtes Voyrons vorzulegen, in welchem die
Rede sei von den Beutestücken, die zurückzuerstatten die
Regierung sofort beschlossen hatte, den Teil des Berichtes
hingegen, der sich auf die übrigen Mächte beziehe, die mit
Frankreich in China vertreten gewesen seien, werde sie nicht
Mitteilen. Kein Politiker, dem die Sorge um die Interessen
und die Zukunft Frankreichs am Herzen liege, werde daran
denken, die Missionen zu beseitigen. Redner schildert so-
dann die Bedeutung der französischen Niederlassungen in
China und schließt mit den Worten: „Wir haben eine
Aufgabe zu erfüllen, die Aufgabe unserer Wiederaufrich-
tung. Dieser Gedanke genügt, um die Bande immer enger
zu gestalten, welche alle Franzosen verknüpfen!" (An-
dauernder Beifall.) Die Sitzung wird darauf geschloffen,

Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 21. November.
X Aus dem Stadtrat. In der gestrigen Stadtratssitzung
wurden u. .a. folgende Gegenstände zur Kenntnis bezw. Er-
ledigung gebracht:
1. Rach Mitteilung des mit vier Stimmen gegen eine
-Stimme gefaßten Beschlusses des Stadtverordnetenvorstandes
vom 18. d. Mts., wonach letzterer die Genehmigung der
ftadträtlichen Vorlage in Betreff der Eingemeindung von
Handschuhsheim nicht empfehlen zu können erklärt, b e-
schließt der Stadt rat einstimmig, an der
Vorlage festzuhalten und dieselbe der Beschluß-
fassung der Gcmetndevertretimg zu unterstellen, da er die
Bereinigung der Gemeinde Handschuhsheim mit der Stadtge-
meinde Heidelberg aus den in der Vorlage erörterten Gründen
nach wie vor, auch vom Standpunkte der
Interessen Heidelbergs aus, für durchaus

erw ü n schte r a ch tet, die dagegen vom Stadtvcrordnctcn-
vorstande in finanzieller und geschäftlicher Hinsicht erhobenen
Bedenken nach reiflicher Prüfung der einschlägigen Ver-
hältnisse nicht zu teilen vermag und jedenfalls seiner-
seits die gebotene günstige Gelegenheit zum demnächstigen
gemeinderechtlichen Zusammenschluß der beiden, thatsächlich
schon jetzt im Zusammenwachsen begriffenen Gemeinden nicht
versäumen will.
2. Das durch Herrn Universitätsbuchhändler G. Köster
vermittelte Geschenk des Herrn Professors A. Donndorf in
Stuttgart, bestehend in einer von dem Herrn Geschcnkgeber
selbst modellierten Kolossalbüste Kaiser Wilhelms l., wird
mit verbindlichstem Danke entgegengenommen.
3. Gegen die beabsichtigte Errichtung einer katholischen
Kirchengemeinde Neucnhcim hat der Stadtrat nichts einzu-
wenden.
4. Die Voranschläge der Rentzler'schen Stiftung und der
Gewerbeschulkasse für 1902 wurde festgestellt.
6. Zum Stellvertreter des Amtsvollziehers wird Rats-
diener Huber ernannt.
(I) Zur Frage der Eingemeindung Handschuhsheims
schreibt man uns: Der Beschluß des Stadtverordnetenvorstan-
des gegen die Eingemeindung Handschuhsheims hat bei der
Einwohnerschaft allgemeines Erstaunen und Bedauern
hervorgerufen. Die sehr dürftige Begründung dieses Be-
schlusses geht von durchweg falschen Voraussetzungen aus.
Heidelberg hat ein sehr gewichtiges Interesse an der Einge-
meindung Handschuhsheims. Unsere Stadt bedarf dringend
einer Ergänzung ihrer Wasserversorgung, die durch den seiner-
zeitigen Anschluß Neuenheims und durch die infolge dessen
notwendig gewordene Ueberführung der Leitung über die alte
Brücke sehr in Anspruch genommen wurde. Ist es doch an sich
ein unnatürlicher Zustand, daß der Stadtteil Nenenheim, in
dessen Hintergrund die sehr Wasser- und quellenreichen Berge
Handschuhsheims liegen, seinen Wasserbedarf über den Neckar
hinweg bezieht. Sodann aber bedarf auch das Neuenheimer-
Kanalnetz der Handschuhsheimer Quell- und Bachwasser. Die
Angliederung Handschuhsheims ist ebenso nötig, als die seiner-
zeitige Einverleibung Reuenhcims. Neuenheim ist von Hei-
delberg durch den Fluß getrennt. Handschuhsheim dagegen
ist mit Heidelberg jetzt schon baulich vereinigt. Die Hand-
schuhsheimer Kanalisation steht jetzt schon unter der Verwal-
tung unserer Stadt. Die Ausgestaltung des Ncuenheimer
Straßennetzes, die Anlage des dringend nötigen Bauplanes
für den Stadtteil Neuenheim ist nur dann unöglich, wenn
Handschuhsheim angeschlossen ist. Die Eingemeindung Hand-
schuhsheims, deren absolute Notwendigkeit sich in näherer oder
fernerer Zukunft ja immer und immer wieder ergeben wird,
erscheint auch von dem Gesichtspunkt einer gleichmäßigen Be-
bauung geboten. Sind erst hinsichtlich der Straßenanlagen
und der Bebauung in Handschuhsheim Zustände geschaffen,
die sich mit den entsprechenden Anlagen bei uns nicht in Ein-
klang bringen lassen, dann wird Heidelberg je später, mit um
so schwereren Opfern Rcmednr schaffen müssen. Das „Mor-
gen, morgen, nur nicht heute" kann und darf nicht ein Bestand-
teil der zielbewußten Politik unserer Stadt sein. Auch der
Fürsorge, daß „die Geschüftslast der städtischen Verwaltung
und ihrer Beamten nicht zu groß werde", bedarf es nicht. Wir
haben Männer an der Spitze unseres Gemeinwesens, die den
Beweis geliefert haben und zu denen die gesamte Einwohner-
schaft das Vertrauen hat, daß sie der Bewältigung noch weit
größerer Geschäftslasten gewachsen sind. In gleicher Weise
werden unsere städtischen technischen Behörden im vergrö-
ßerten Heidelberg die vermehrten Geschäfte in der gewohnten
und bewährten Weise erledigen. Die Vereinigung Hand-
schuhsheim mit unserer Stadt ist von sämtlichen berufenen
Faktoren, zuvörderst vom Großh. Ministerium als notwendig
betrachtet worden. Unser Bürgerausschuß würde wahrlich
der Chronik Heidelbergs kein Ruhmesblatt hinzufügen, wenn
er allein sich der Erkenntnis dieser Notwendigkeit verschließen
würde. Der Stadtrat hat bekanntlich einstimmig sich
für die Vereinigung erklärt und zwar nach sorgfältigster
Prüfung aller in Betracht kommenden Fragen. Es be-
rührt unangenehm, daß der StadtverordnetenvmMand die
sorgfältig erwogenen Vorschläge des Stadtrates so wenig
würdigt und mit einigen, wenig sagenden Worten in den
Papicrkorb zu werfen versucht. Wir zweifeln nicht, daß der
Bürgerausschuß in seiner nächsten Sitzung seine Anerkennung
für die umfassende und weitsichtige Fürsorge der Leiter unseres
Gemeinwesens dadurch dokumentieren jvird, daß er mit gro-
ßer Mehrheit die stadträtliche Vorlage annimmt. Angelegen-
heiten von so hervorragender Bedeutung und Notwendigkeit,
wie der Anschluß Handschnhshcims werden besser und im
allgemeinen Interesse vorteilhafter jetzt erledigt, als später.
-fff Vom Präsidenten Krüger. Die hiesige Gesellschaft „Ge-
meinde Steingasse" hatte kürzlich bei einer Zusammenkunft 60 Mk.
zum Besten der Buren gesammelt. Auf die Anfrage, wohin mau
das Geld schicken solle, kam aus Hilversum folgende Antwort:
Ew. Wohlgeboren
beehre ich mich, im Auitraae des Herrn Staatspräsidenten der
südafrikanischen Republik, in höflicher Erwiderung Ihres ge-
ehrten vom 5. d. M. ganz ergebenst mitzntcilen, daß der Be-
traa von 60 Mark zu Gunsten der gefangenen Frauen md
Kinder am zweckmäßigsten unserer Gesandtschaft in Brüssel,
Rue de Livourm 8, überwiesen wird.
Für diesen Beweis der thatkräftigen Sympathie habe ich
allen daran Beteiligten des Präsidenten besonderen Dank aus-
znsprechen. Hochachtungsvollst
van Beschoeten, Kabinetschef.
I Von der Universität. Wie wir hören, zirkuliert gegen-
wärtig bei den hiesigen Unioelsitätsprofessoren eine Adresse, in
welcher die Zustimmung der Unterzeichner zu dem würdigen
Moinmsen'schen Brief detr. die Hochhaltung der voraus-
setzungslosen Wissenschaft ausgesprochen wird.
i. Vortrag im kaufmännischen Verein. Die für weite
Kreise gewiß nicht uninteressante Materie „Die Herkunft
unserer Getreidearten" behandelte am Ndittwoch Abend im
kaufmännischen Verein in einem längere» Vortrag Professor
Dr. Moebius aus Frankfurt, der durch seine lichtvollen
klaren Ausführungen allgemein erfreute und einen guten
Einblick in das Wesen und die Entwickelung des Getreide-
baues bot, Redner bezeichnete als die wichtigsten der Cerealien
die vier Getreidcarten Weizen, Gerste, Roggen und Hafer,
die sich erst durch die Thätigkeit der Menschen zu Kulturpflan-
zen entwickelten. Früher zur Nomadenzeit waren deren
guteEigenschaftcn nicht so sehr wie jetzt bekannt, wie Redner
durch charakteristische Beispiele darlegtc. Damals wurden iroch
nicht alle vier Getreidearten angebaut, wenngleich sie schon be-
kannt waren, nur die schnell reifenden Sorten. Keine dieser
Arten aber ist in Deutschland ursprünglich heimisch. ^ Während
der Weizen als die älteste Getreidcart seinen Ursprung in
Mesopotamien zu haben scheint, ist die Gerste am kaspischen
Meer zu Hause, der Roggen oder das Berggetreide im süd-
westlichen Europa und der Hafer im südöstlichen (zwischen
Siebenbürgen und Dalmatien). Der Vortragende kam so-
dann ausführlich auf die Getreidcarten, ihre Gestalt, die
Ausdehnung ihres Anbaues u. a. m. zu sprechen, was er durch
Proben, Zeichnungen und Kartcumaterial wjrksam unter-
stützte. Von dem Weizen giebt es 320 .Arten, deren Stamm-
form die zweizeilige Aehre ist. Bei der Gerste sind die zwei-,
vier- und sechszeiligen zu unterscheiden, der Roggen, der
als Bergroggen zuerst bekannt wurde und in perennierender
Form auftrat, ist als die wichtigste Getreideart zu bezeichnen,
während die ursprüngliche Form des Hafers nicht bekannt ist.

Allen diesen vier Cerealien gemeinsam ist die einjährige Form,
die einen fortgesetzten Anbau erfordert. Im zweite» Teile
seines Vortrages führte der Redner noch die Resultate der
statistischen Erhebungen über die Bodenbeschaffenheit Deutsch-
lands an, den Anbau und die Ernte der vier Getreidearten
iri Deutschland im Allgemeinen, wie in Baden im Beson-
deren, sowie die Ein- und Ausfuhr. In Anknüpfung an den
letzten Punkt hob der Vortragende zum Schluß noch hervor,

Wie sehr die erwähnten Kulturpflanzen von den Menschen
abhängen, und diese wieder von jenen und wie wichtig cs ist,




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diesem Gebiete allgemeines Interesse zuzuwenden. Die An
wesenden, deren es leider nicht viele waren, dankten dem Red-
ner durch Erheben von den Sitzen für die sachlichen und ein-
gehenden Ausführungen.
Vom Telephon. Heidelberg wird vom 28, ab mit
Mutterstadt bei Lndwigshafen telephonisch verbunden sein. Die
Sprechgebühr beträgt 20 Pfg.
* Unfall. Ein 13 Jahre alter Volksschülcr machte sich gestern
mit dem Laden einer Pistole zu schaffen. Plötzlich ging der Schuß
los und nahm seinen Weg durch des Knaben linke Hand. Der
unvorsichtige, jugendliche Schütze ließ sich im akademischen Kranken-
hause verbinden.
— Polizeibericht. Ein Bierbrauer und zwei Taglöhner wurden
wegen Bettelns und ein Frauenzimmer wegen Umherziehens
verhaftet.
Mannheim, 20. Nov. (Ein S t r a H e n r ä u b e r)
ist hier in der Person des Taglöhncrs Jakob Göbel von
Lambertheim verhaftet worden. Wie die „Neue Bad. Landes-
ztg." hierzu in Erfahrung bringt, fallen dem Verhafteten
zwei räuberische Ueberfälle zur Last. Den einen derselben
verübte Göbel vorige Woche zur Abendzeit in der Stadtgegend
von F 6, indem er einen alten, einarmigen Fabrikarbeiter
names Schäfer rücklings überfiel, demselben die silberne Ta-
schenuhr entriß und mit dem Raube das Weite suchte. In ähn-
licher Weise beraubte der Gauner anfangs dieser Woche einen
alten Mann in der Nähe des Wasserthurms. Auch hier bestand
die Beute in einer Taschenuhr. Jedenfalls wurde durch die
gestern vollzogene Verhaftung des Göbel ein gemeingefährli-
ches Individuum für längere Zeit unschädlich gemacht, denn
Göbel ist schon wiederholt vorbestraft und erst kürzlich aus dein
Landesgefängnis, wo er eine längere Freiheitsstrafe verbüßte,
entlassen worden.
8E. Karlsruhe, 20. Nov. (Ander hiesige»
technischen Hochschule) ist, wie man hört, eine Zu-
slimmungsadresse an Professor Mommscn in Vorbereitung.
Karlsruhe, 20. Nov. (E i s e nl a h n u n f a l l.) Am
18. d. entgleisten von Zug 589a bei der Einfahrt in Ber-
matingen (Strecke Ucberlingcn—Fricdrichshafen) drei
Personenwagen infolge vorzeitiger Weichenumstellung. Bei den
Vormittagszügen mußte der Verkehr durch Umsteigen in Ber-
matingen aufrecht erhalten werden. Bis 3 Uhr nachmittags
konnte durch Freimachen eines Geleises der durchgehende
Verkehr wieder ausgenommen werden. Verletzungen von Per-
sonen kamen nicht vor.
Karlsruhe, 2». Noo. (Arbeitslosenzählung.) Bet der
vom statistischen Ami der Stadt Karlsruhe in Vcibindung MÜ
den verschiedenen Arbeiterkorporationen vorgenommencn Arbeits-
losenzäbluug haben sich in die zur Eiiizcichmmg aufgelegten
Listen 468 Arbcitslose eingereichnet.
UL. Baden-Baden, 20. Nov. (K n c i ß l m a ch t S ch u le!)
Zwei in einer Gärtnerei in Ovs beschäftigte Arbeiter, von
welchen der eine aus Bayern, der andere aus einem OM«
bei Baden-Baden stammt, fühlten den Drang in sich, Kneifst
zu spielen. Sic stellten sich am letzten Sonntag auf de"
Straße zwischen Oos und Badenscheuern auf, fielen über ein-
zelne Vorübergehende her und richteten dieselben mit Schlag«"
auf Kopf und Körper übel zu. Bis jetzt sind zehn Ver-
letzte ermittelt. Die Gendarmerie hat laut „Brsg. Zeitg.'
einen der Unholde verhaftet, der andere ist entflohen, wir«
aber zweifellos der Bestrafung nicht entgehen.
LL, Freiburg, 20. Nov. (Von der Ilnivers'-
tat.) Bei der letzten Immatrikulation schrieben sich 102 Stu-
dierende ein: 10 in der theologischen, 35 in der rechts- um
staatswissenschaftlichen, 28 in der medizinischen und 29 s"
der philosophischen Fakultät. Der Neuzugang beträgt sonaw
434. Die Gesanrtziffer ist nach der provisorischen Feststellung
1314 — eine Zahl, die noch in keinem Wintersemester er-
reicht worden ist. Dazu kommen noch 98 nicht immatrikuliert«
Hörer. Nach der Statistik der deutschen Universitäten habe"
von den 20 Universitäten Deutschlands nur acht im Wust«'
eine die Zahl 1300 übersteigende Besuchsziffer aufznweise"' ; "Nif
nämlich die Universitäten Berlin, Bonn, Breslau, Götting«'"
Halle, Leipzig, München und Tübingen. — Prof
W. Nagel an der hiesigen Universität hat den Ruf an d" ^
Universität Berlin als Direktor der Abteilung für Psycholog'«
der Sinne angenommen.
Aus Baden. Ein schwerer Unglücksfall ereignete H
am 19. ds. mittags auf dem Bahnhofe in Pforzheim. Als A

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mit Kohlenabladen beschäftigte 51 Jahre alte Taglöhner Wilh«^

Marquardt zur Arbeit gehen wollte und das Bahngeleise

der Ansclmstraße überschritt, wurde er von einem Rangier;"-,
erfaßt und überfahren. Die Räder gingen dem Unglücklichen HA

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den Leib, so daß beide Beine unterhalb den Hüften abgedrw,
wurden. Eine Stunde später erlöste der Tod den Schwerverletzt«,
von seinen Qualen. — Wegen Gefährdung eines EisenbavH
transports wurde der 63 Jahre alte Bahnwart MH
Grössinger aus Biberach von der Karlsruher Strafkann"«
zu 4 Wochen Gefängnis verurteilt. Grössinger hatte es um««
lassen, die Barrieren am Bahnübergang bei Oosscheuern zu MiE«
so daß ein Fuhrwerk vom Zug erfaßt und die Insassen sw'"
verletzt wurden. ^




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hier
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Eingesandt.
Zur Frage der Wiederherstellung des Schlosses.

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Die Warnrufe in der Presse, sowohl der auswärtig«,,.

als der badisch c n (welch letztere mit kühnem Schritt Hz
die Führerschaft in der Bewegung übernommen zu
scheint) mehren sich, und vertreten durchweg die Ansicht/ «




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-i-


durch die jüngsten Ausbesserungsarbeiten am Friedri«",
bau des Heidelberger Schlosses, der Gesetz
cindruck des Schlosses nichtswcniger als verbessert ^ -
sei, wodurch die in der Kommission I (1891) festgesetzten HP
schlüsse eine Bestätigung erfahren, daß man mit jeder H/t
weisen Restaurierung in immer größere Verlegenheit dar",,;!
geraten muß, was nunmehr mit dem übrigen anzufangcn.j^
Der Hauptwcrt des Heidelberger Schlosses liegt übcr^S
nicht in seiner Architektur, sondern in seiner EigenschE-gch
Ruine. Als Bauwerk ist cs »ur eine von vielen präch« s,,'
Renaissancebauten. Als Ruine steht es durch das Zu' ^
in c n w i r k c n seiner Schönh«eit, Großar > Ist
keit, Lage und Geschichte einzig da. Nimmt
dem Schlosse im Ganzen, oder auch nur seinen HanM«t,,,cs A A's,
den Charakter als Ruine, so vermindert man ' ,, l
allgemeinere Interesse daran, auf welchen sein W
beruht und die Frage, ob dabei das besondere architertw
Interesse gewinnt oder ebenfalls verliert, dürfte zE i
der Verneinung beantwortet werden. „pch!
Zwei dem „Restaurator des Friedrichsbaucs" öef«« 7 g«'
Stimmen sind in den beiden Berliner Fachzeitungen I"
worden, die den Freund loben und ihm wünschen, er M
was er amAeußcrn desSchlosses auf sichererGrnndlagr
soweit es sich um das Auswechseln zerstörter Steine
nun auch am Otto-Heinrichsbaue auf unsicherer
— unsicher weil kein Mensch weiß, was ursprüngncy "mE
führt war, auch die Verfasser der neuerdings ins Feld 9
 
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