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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Juli bis Dezember)

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Nr. 282 - 305 (2. Dezember 1901 - 31. Dezember 1901)
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schehen soll, um der über die Arbeiterschaft hereingebrochencn
Misere zu begegnen. In dankenswerter Weise habe die Re-
gierung bereits Erhebungen angestellt und durch die Presse sei
bekannt geworden, dasz Wohl ein Mißstand vorliege, derselbe
sei aber nicht so groß, als man hätte annchmen können. In
der That aber geben diese Erhebungen kein richtiges Bild
von der wirklichen Lage, weshalb er eine amtliche Zählung ge-
wünscht hätte, die jetzt noch möglich wäre, zumal ja die wirt-
schaftliche Depression noch andauere und die allgemeine Ge-
schäftslauheit nach Weihnachten in der Regel noch zunehme.
Der allgemeine Aufschwung sei dem Arbeiter insofern nicht zu
gute gekommen, als gleichzeitig die Lebenshaltung erheblich
teurer wurde, von großen Ersparnissen für die Zeiten der
Not also nicht die Rede sein könnte. Der Notstand liege klar
zu Tage. Nach der amtlichen Statistik kamen im Monat Au-
gust auf 100 offene Stellen 281, im September 280, im Ok-
tober 372 Bewerber. Im November hat sich das Verhältnis
zweifellos noch verschlechtert. Die Fürsorge der Städte reiche
nicht aus. In Karlsruhe zahle man beispielsweise 2 Mark
Taglohn; wie ein verheirateter Arbeiter damit auslommen soll,
bleibe ein Rätsel. Das städt. statistische Amt in Karlsruhe
glaubte feststellen zu sollen, daß von den Arbeitslosen ein gro-
ßer Teil vorbestraft ist. Was soll denn mit dieser Feststellung
erzielt werden? Es stehe außer Zweifel, daß die Gemeinden:
die doch von der Hochkonjunktur großen Nutzen gezogen Haben,
moralisch verpflichtet sind, in Zeiten des Rückschlags sich der
Arbeitslosen anzunehmen, um so mehr, als das Unternehmer-
tum mit winzigen Ausnahmen sich uni die Opfer der wirt-
schaftlichen Krise nicht zu kümmern pflegt. Da aber die Ge-
meinden solche Opfer auf die Dauer nicht tragen können, muß
der Staat eingreifen. Es verdiene Anerkennung, daß die
Regierung aus diesem Grunde eine Anzahl von Positionen
im außerordentlichen Budget nicht zurückgestellt habe. Wan
sollte aber die betreffenden Bauten sofort in Angriff nehmen
und die projektierten bald ausschreiben, wobei eine Bedingung
einzuflechten wäre, daß überall der bernfsübliche Lohn zu zah-
len ist. An bereits begonnenen Bauten sollten Arüeitcrent-
lassungen thunlichst vermieden und einheimische Arbeiter
den Ausländern vorgezogen werden. Außerdem seien aber
tief einschneidende Maßregeln notwendig, da die Krisis nach
seiner Ansicht noch nicht auf dem tiefsten Niveau angekommen
ist. In dieser Hinsicht sei zu empfehlen: Verkürzung der Ar-
beitszeit in allen Staats- und Gemeindebetrieben auf 3 Stun-
den, Verbot der Kinderarbeit, Beschränkung der Frauenarbeit
und der Beschäftigung jugendlicher Arbeiter auf 6 Stunden,
endlich die Versicherung gegen die Arbeitslosigkeit. (Beifall bei
den Sozialdemokraten.)
Minister Schenkel verliest als Antwort auf die Inter-
pellation zunächst eine längere Erklärung, deren Inhalt be-
reits in der „Kcrrlsr. Ztg." veröffentlicht worden ist und
wendet sich dann zu den Ausführungen des Abgeordneten
Geiß, dessen ruhige und sachliche Rede sich vorteilhaft von den
aufreizenden Artikeln unterscheide, die man in letzter Zeit in
der soziald. Presse zu lesen bekommen habe. Auf die zahl-
reichen Vorschläge wolle er nicht näher eingehen, weil er der
Ansicht sei, daß man sich heute auf das Mögliche beschränken
sollte. Das einzig Diskutierbare wäre die Arbeitslosen-
versicherung, die Frage sei aber ungemein schwierig und
lasse sich lokal gar nicht lösen. Zu begrüßen wäre es, wenn
die Arbeiter die Sache mit ihren allerdings unzureichenden
Mitteln zunächst selbst in die Hand nehmen würden, besonders
aber, wenn die Gewerkschaften, statt Politik zu treiben, sich
mit derartigen Angelegenheiten beschäftigen würden. Geiß
habe die Erhebungen bemängelt, aber nicht angegeben, wie die-
selben anders vorzunehmen sei. Das Verhältnis von Angebot
und Nachfrage habe sich allerdings auch im Monat November
wieder verschlechtert (100 : 470), indessen seien die Zustände
?n den verschiedenen Landesteilen und Industrien nicht überall
gleich. Der Minister nimmt die Unternehmer gegen den Vor-
wurf in Schutz, daß sie ihre Arbeiter dem Elend überlaßen;
sie suchen im Gegenteil möglichst lange auf Vorrat zu arbei-
ten, schon weil es in ihrem eigenen Interesse liegt, einen festen
Stamm wichtiger Arbeiter zu besitzen. Die Negierung sehe
stets darauf, daß inländische Arbeiter bevorzugt werden, sie
habe deshalb erst kürzlich das Gesuch einer Mannheimer Firma
wegen Beibehaltung polnischer Arbeiter abschlägig beschwden.
Ebenso werden Gesuche von Gemeinden um Erlaubnis zur
Vornähme von Notstandsarbeiten schleunigst erledigt.
Auf Antrag des Abg. Dreesbach (Soz.) wird in
eine Besprechung der Interpellation eingetreten.
Abg. Wittum (nat.-lib.) hat gegen staatliche und stadt.
Notstcmdsarbeiten nichts einzuwenden, glaubt aber, daß Vor-
sicht geboten ist. In den Zeitungen werde die Arbeitslosigkeit
übertrieben und das Vertrauen, die Voraussetzung eines gu-
ten Geschäftsgangs, untergraben. Im Ausland gehen die Ge-
schäfte weit schlechter als bei uns, trotzdem schreiben englische
und französische Zeitungen stets nur von einem Bankerott
der deutschen Industrie. Er beurteile die Lage durchaus nicht
so pessimistisch. Man spreche immer nur von den großen Bank-
trachen und Fallissements bedeutender Firmen .nicht aber
von den zahllosen soliden Geschäften, die verhältnismäßig
prosperieren. Wenn der südafrikanische Krieg beendet sei
und gilte Handelsverträge abgeschlossen werden, werde die
Lage zweifellos wieder normal. Die erste Pflicht der Regie-
rung und der Parteieil, vor allem aber der Zeitungen sei
es, den Nachrichten, die das öffentliche Vertrauen
erschüttern, mit Nachdruck entgegenzutreten. Zwischen Ar-
beitslosen und Arbeitsscheuen sei ein großer Unterschied. Un-
ter diesen verstehe er nicht den wandernden Handwerksburschen,
auch wenn er bettelt, sondern solche, die mit der GeschäftSlosig-
keit hausieren gehen. Man dürfe dem Unternehmer über Art
und Umfang der Entlassung keine Vorschriften machen, denn
jeder hat ein Interesse daran, einen soliden Stamm von Ar-
beitern zu erhalten und wird deshalb viel eher die Arbeit cin-
schränken, als Arbeiter entlassen. Mit dem Problem der Ver-
sicherung gegen Arbeitslosigkeit habe er sich schon in den -Oer
Jahren beschäftigt, aber gefunden, daß die beste Versicherung die
Sparkassen sind. Der Wechsel der Konjunktur habe übrigens
auch sein Gutes, insofern dadurch der Spreu voll dem Weizen
gesondert wird. Die Hochkonjunktur habe immer ein wildes
Spekulantentum gezeitigt. Diese Erfahrung konnte man auch
jetzt wieder machen. Der Sinn für einfache Lebensweise ist
vielfach geschwunden und die Trunksucht greift in der schreck-
lichsten Weise um sich, wie ein Blick in die Wirtshäuser an
Zahltagen und So,intagen zeige. In Pforzheim ziehen häu-
fig mn Montag früh ganze Trupps Arbeiter ins Wirtshaus,
um dort den 'ganzen Tag über zu trinken und zu ^brüllen.
(Die sozialdemokratischen Abgeordneten Eichhorn und Fendrich
lachen.) Das ist eine ernste Sache. Es ist traurig, wenn
niemand den Mut findet, die jungen Leute zurechtzuweisen.
Was sollen denn unsere Landwirte denken, wenn sie durch
Steuern dazu beitragen sollen, daß solchen verschwenderischen
Leuten das Recht auf Arbeit garantiert wird? Redner hat sich
für verpflichtet er achtet, auch die .Kehrseite der Medaille zu
zeigen. Nur durch das energische Zusammenwirken aller
Faktoren könne die Krisis überwunden werden. (Lebhafter
Beifall.)
Um 1 Uhr wird die Debatte abgebrochen. ES sind
noch zehn Redner vorgemerkt.
Nächste Sitzung: Donnerstag 9 Uhr. Tagesordnung: Ge-
setzentwurf betr. die Kolonie .Königsfeld und Fortsetzung der
Heutigen Beratung. _

in Lörrach-Land befaßt, desto fadenscheiniger werden
die im Protest aufgeführten Anfechtungsgründe. Die Wahl-
prüfungskommission, der 3 Zentrumsabgeordnete angehören,
ist bereits zu der Ueberzeugung gekommen, daß der Vor-
gang in Thumringen für das Wahlergebnis ganz ohne Be-
lang ist. Auch die Vorfälle in Hauingen und Binzen
dürften den Protest kaum rechtfertigen. — Die Inter-
pellation über die Arbeitslosigkeit wurde von den
soz. Abg. Geiß in einer sachlich gehaltenen Rede begründet,
die nur den Fehler hatte, daß sie sich nicht auf augenblick-
lich durchführbare Vorschläge beschränkte, sondern auf Ge-
biete verlor, die vor das Forum des Reichstags gehören.
Sehr wirkungsvoll sprach der Abg. Wittum über die
wirtschaftliche Lage. Die Debatte dürfte erst am Samstag
zu Ende geführt werden.

Aus der Karlsruher Zeiturrg,
— Seine Königliche Hoheit der. Großherzog haben
dem Postsekretär Karl Kaiser aus Bruchsal mit Wirkung vom
1. September d. I. ab die Vo.steherstelle bei dein Postamte in
Furtwangen unter Ernennung desselben zum Postmeister über-
tragen.
Karlsruhe, 17. Dez. Heute Vormittag 10 Uhr
traf der Präsident des Evangelischen Oberkirchenrats Ge-
hetmerat Dr. Wielandt von Karlsruhe in Schloß Baden
ein und wurde sofort von dem Großherzog zur Vortrags-
erstattnng empfangen. Präsident Dr. Wielandt kehrte um
1 Uhr nach Karlsruhe zurück. Nachmittags 5 Uhr war bei
dem Großherzog und der Großherzogin ein größerer Empfang,
bei welchem auch einige musikalische Produktionen statt-
fanden.

Ausland.

Rußland.
Petersburg, 16. Dez. In Wladiwostok trafen
zahlreiche amerikanische landwirtschaftliche und
industrielle Sachverständige (Kundschafter) ein.
Es verlautet, sie seien Vertreter großer Firmen, die sich
in Sibirien niederlassen, dessen Bodenschätze ausbeuten,
Fabriken errichten und Maschinen u. s. w. absetzen wollen.

L.6. Karlsruhe,
Landtag mit dem Protest

17. Dez. Je länger sich der
gegen die Wahl des Abg. Dreher

Aus Stadt uud Land.
Heidelberg, 18. Dezember.
Ucber den Vor trag des Hrn. Prof. Pfaff ü b er
die Ausgrabungen des Schloßvereins auf der
Molkenkur tragen wir folgendes nach:
Eine Burg zu Heidelberg wird zum ersteumale im Jahre
1225 erwähnt: In diesem Jahre nahm der 1. Pfalzgraf aus
dem Hause Wittelsbach, Ludwig, Burg und Stadt Heidelberg
vom Bischof in Worms zu Lehen, lieber die Vorgeschichte
dieser bis dahin Wormsischen Burg ist nichts bekannt; sicher ist
nur, daß kein Pfalzgraf, namentlich nicht Konrad von Hohen-
staufen, vor Ludwig auf ihr residiert. Daß diese Burg auf
dem kleinen Gaisberg, dem Molkenkurhügel, gelegen, dafür
sprechen urkundliche Erwähnungen und bildliche Darstellun-
gen sowie allgemeine, auch vergleichende Erwägungen. Der
kleine Gaisberg bietet die topographischen Voraussetzungen für
eine mittelalterliche Burganlage: auf drei Seiten sturmfrei,
brauchte er nur auf der vierten durch Graben, Schildmauer
und Bergfried gegen die Sturmseitc, den Königstuhl, gedeckt
zu werden.
Wie diese 1226 erstmals erwähnte Burg zu Heidelberg
damals ausgesehen, welche Erweiterungen sie darnach erfahren,
wissen wir nicht. Münsters kleines Bildchen vom Jahre 162»
läßt kaum Einzelschlüsse zu. Dagegen ist eine Tuschzeichnung
in der städt. Kunst- und Altertümersammlnng erhalten, die
eine mitelalterliche Burg zeigt — zweiflügeligen, zweigeschoßi-
gen Palas, der hoch auf von Strebepfeilern gestützten, starken
Mauern ruht, dahinter ein hoher, viereckiger Turm, zu beiden
Seiten kleinere Gebäude. Laut Inschrift rührt diese Feder-
zeichnung von Otto-Heinrich aus dem Jahre 1537 her und stellt
die „srx superior" in haidelberch" dar. Der verstorbene
Rat Mays und Herr Geh. Hofrat Zangemeister haben die
Zeichnung für echt erklärt.
Die vom Schjlotzverein unternommenen, von Professor
Pfaff geleiteten Ausgrabungen (1900—1901) sollten womög-
lich feststellen, ob und welche Reste einer mittelalterlichen Burg
noch erhalten und ob die urkundliche und litterarische Neber-
lieferung durch monumentale Funde Bestätigung erhalte.
Das Ergebnis der Grabungen war folgendes: Oestlich der
Molkenkurwirtfchaft wurden drei im rechten Winkel aufein-
cmderstoßende, in innigem Verbände mit einander stehende
Mauerzüge aufgedeckt, welche einen oblongen Raum umschlie-
ßen: Parallel dem ersten Stück des Fahrweges Station Berg-
bahn—Blockhaus, der Klinge und dem Neckarthal. Air den
zwei östlichen Ecken sind schräg gestellte, mächtige Strebepfeiler
sichtbar, die im festen Verband mit den erwähnten Mauern
stehen und darauf deuten, daß schwere Lasten auf diesen Mauern
geruht. Die Nordmauer läuft gen West bis zum Wirtschafts-
gebäude, unter der Nordostecke desselben hindurch bis zum Ge-

länderand: Wie viel zum Teufelsloch abgestürzt oder durch
Steinbruchbetrieb abgebaut worden, läßt sich nicht feststellen.
Die Südmauer ist heute etwa halb so lang, die Ostmauer etwa
so lang wie die Südmauer. Nach dem technischen Befund
können diese unter dem Boden liegenden Mauern voll einer
mittelalterlichen Burganlage herrühren. An wenigen Stellen
reichen diese Mauern über den Boden empor, auch die Strebe-
pfeiler; an anderen Stellen ruht späteres, flüchtiges Mauer-
wert auf dem tüchtigen Fundament. Innerhalb des von den
drei Mauern umschlossenen Raumes fanden sich nur an der
Südmauer einige augenscheinlich alte Fundamentreste, sonst
auffälligerweise nirgends. Dieses Rätsels Lösung ergab sich
namentlich ans der Beobachtung der Terrainverhaltriiffe und
der Betrachtung der späteren Schicksale der
„oberen" Burg: Der kleine Gaisberg fällt von Südost, dem
höchsten Puiikt, stark nach Nordwest ab: Fm Osten und Süd-
osten ruhten die Mauern zum Teil auf hoch aufsteigenden Fel-
sen — da der Gründer der Molkenkur, laut Akten, das ganze
Terrain einebnete, erst die heutige ebene Fläche schuf, so mußte
er östlich der heutigen Wirtschaft Terrain, d. h. Felsen abtra-
gen, westlich auffüllen. Mit diesen Felsen wurden auch die
Fundamentreste beseitigt, die sich auf ihnen erhoben, d. h.
die Reste der Burggebäude (Palas u. s. w.)
Es haben aber doch diese Ausgrabungen kein ganz negati-
ves Ergebnis gehabt: Der letzte Zweifel, daß ans dem kleinen
Gaisberg eine mittelalterliche Burg gestanden, ist gehoben.
Zugleich brachten diese Ausgrabungen für die Federzeichnung
Otto-Heinrichs Bestätigung und Erklärung: Man darf jetzt
annehmen, daß die Zeichnung die obere Burg zu Heidelberg
von Norden her zeigt. Der Nordflügel des Palas ruhte mit
seiner Nordfront auf der Osthälfte der oben beschriebenen
Nordmauer (daher hier auch noch zwei rechtwinkelig anstoßende
Strebepfeiler), der Flügel sprang nach der Klinge zu in den
Hof. Der Graben lag östlich; die heutige Fahrstraße liegt rn
ihm. lieber ihn führte zwischen zwei Türmen eine Zugbrücke
in den Palas oder den inneren Burghof. Westlich des Palas,

in der Gegend der heutigen Molkenkurwirtfchaft lagert
Wirtschaftsgebäude, auch eine (noch erhaltene) runde Zisterne,
vielleicht unter einem niederen Rundturme.
An diese Darstellung, die durch einen großen Situations-
Plan der Ausgrabungen (von der Hand des Herrn Stadtgeo-
meters Kramer) und durch autotypierte Vervielfältigungen
der Federzeichnung Otto-Heinrichs unterstützt wurde, schloß
sich ein llcberblick über die äußeren Schicksale der oberen
Burg: Sie trat wohl bald hinter die untere, das Restdenzschloh,
zurück und diente im 16. und 16. Jahrhundert als Zeughaus.
1537, unter Ludwig V., waren gewaltige Pulvermassen, be-
sonders in dem Bergfried aufgehäuft — der Blitz schlug ein
und die Burg ward Wohl fast völlig zerstört. 1622 spielte tue
Burgruine als Schanze eine Rolle. Nach 1693 wurden die
Trümmer vermutlich von den Heidelbergern als Steinbruch
benutzt, sodaß schon 1804 zur Zeit Wundts so gut wie nichts
mehr zu sehen. Interessant ist, daß das Molkentürterrain bis
um 1850 noch Staatseigentum war; um diese Zeit erwarb
die östliche Hälfte Wagner, die westliche Hälfte — leider nur
diese — die Stadt Heidelberg. Noch ist zu bemerken, daß
in Folge der Terrainumgestaltung, die Wagner vornahm,
von römischer Siedelung — vielleicht stand auf dem kleinen
Gaisberg ein römischer Warttnrm -— keine Spur gefunden
ward, geschweige von prähistorischer, die übrigens an sich un-
wahrscheinlich.
8 Deutsche Schillersttifung. Am 8. Dezember fand dahier
unter Vorsitz von Direktor Thorbecke die Jahresver-
sammlung des badischen Zweigs der deutschen Schiller-
stiftung und eine Sitzung des Vorstandes statt. Hauptgegen-
stand der Jahresversammlung war eine von verschiedenen
Leipziger Frauen ausgegangcne Anregung, zu einer würdigen
Feier des hundertjährigen Todestags Schillers sollten sich die
deutschen Frauen zu etilem großen Verbände zusammenschlie-
tzen, an allen Orten unter sich Sondervereinigungen bilden
und Gelder sammeln, die am 9. Mai 1905 der deutschen Schil-
lerstiftnng überreicht werden sollten, um dessen Mittel zu er-
höhen. Dieser Plan schien allen Anwesenden zwar recht aner-
kennenswert; ob er aber in der Art durchzuführen sei, wie
die Antragsteller-inner! meinten, darüber erhoben sich doch Zwei-
fel, auch bei den erschienenen zwei Frauen hiesiger Vorstands-
mitglieder, Frau Direktor Thorbecke und Frau Direktor Böckel.
Man war bereit, dem Unternehmen seine Unterstützung zu
leihen; wenn man auch von der Gründung eigener Schiller-
frauenvereine absehe, weil in Baden schon jetzt viele Fraue»
der Schillerstiftung angehörtcn, könne man doch dafür wirken,
daß in den nächsten Jahren auf den Theatern Schiller'sche
Werke zum Besten der Schillerstiftung aufgeführt und die
Reinerträgnisse als ausdrückliche Ehrengabe der deutschen
Frauen überreicht würden; auch Vorträge werden als geeigne-
tes Mittel für den geplanten Zweck empfohlen; besondere Geld-
sammlungen sollten erst in letzter Stelle in Betracht kommen-
Nach den Mitteilungen des Rechners, des Herrn Krastel,
betragen die Einnahmen der badischen Zweigftiftung für das
Jahr 1901 6245 Mark, darunter 1320 Mark an Mitglieder-
beiträgen; davon wurden 890 Mark an die Hauptkasse nach
Weimar abgeführt, 300 Mark als Ehrengabe an die Witwe ei-
nes badischen Schriftstellers ausgesctzt, 2800 Mark in Wert-
papieren angelegt. Da am Schluffe des Jahres 1901 noch
2187 Mark verfügbar sind, sollen auch diese angelegt werden!
damit beträgt das eigene Vermögen der badischen Zweig-
ftiftung jetzt 54 100 Mark. Der Heidelberger Zweig hat
253.50 Mark von seinen 115 Mitgliedern eingenommen; dir
Zahl dieser Mitglieder ist im letzten Jahre leider um viel
zurückgegangen. — In der Vorstandssitzung war der wichtigste
Gegenstand die Verteilung der Ehrengaben: 300 Mark wurde»
wie bisher der Witwe eines verstorbenen badischen Schrift
stellers zucrkannt, 150 Mark einem neu hinzukommenden
verdienten ebenfalls badischen Landsmann verliehen.
** Ein Gedenktag. Heute sind cs 31 Jahre, daß unsere
tapfere badische Division bei Nuits den Kampf gegen eine große
Uebermacht aufnahm. Bei Tagesgrauen begann das heiße Ringe»
und endete erst mit Eintritt der Dunkelheit. Der ruhmvolle SteS
unserer Truppen mußte durch Ströme von Blut erkauft werde»,
deshalb wird wohl in mancher badischen Familie mit WehnN»
dieses Tages gedacht werden. Ehre den Gefallenen!
(!) Militärisches. Gestern Abend wurde das hiesige Bataillo»
alarmiert. Um 6 Uhr marschierte die gesamte Mannscha"
mit Musik von der Kaserne ab durch die Anlage in der RichtuNS
nach Nohrbach und kehrte um 9 Uhr wieder zurück.
, x Ergünzunasziige während der Weihnachts- und Ne»'
zahrszeit. Anläßlich der Feiertage werden auf der Main-Neckar'
Bahn folgende Ergänzungszüge verkehren: 1. ain 23. und
Dezember, sowie am 2. und 3. Januar vor Personenzug T
(ab Frankfurt 2°° nachmittags, an Heidelberg 6" nachm.) 2. -»»
24. Dezember vor Schnellzug 11 (ab Frankfurt 4°° nach»'"
an Heidelberg 6°° nachm.). 3. am 23. Dezember und 2. JanE
vor Personenzug 74 (ab Heidelberg 7" nachm., an FrE
furt 10-° nachm.). Sämtliche Ergänzungszüge führen die 1., ft
und III. Klasse und halten an den nämlichen Stationen wie »»
Hauptzüge.
, ** Von der Eisenbahn. Es verlautet nach der Bad. Cor»'
daß der Würzburg—Baseler Schnellzugsverkehr von Heidelbe»
abgelenkt und die Schnellzüge dieser Strecke von 1903 ab v».
Neckarelz üver Meckeshcim—Wiesloch gcsiihrt werden. Die Ä»si
fübrung dieser Absicht scheint thalsächlich bevorzustehen, denn U
dem Bau der kürzlich cröffnetcn Linie Wiesloch—MeckesE
wurde bereits vorgesehen, daß der Unterbau für SchnellzE-
betrie., entsprechend stark ausgeführt wurde. Außerdem wird -»»
der Streck- Ncckarelz-Meck-shetm gegenwärtig an der
stürkung des Unterbaues eifrig gearbeitet; ferner deuten größft
Bahnhofterweiterungen verschiedener Stationen der WürzbukS6
Lime, für die im Budget der Betrag von ungefähr einer ME
Mark vorgesehen ist, auf einen künftig intensioeren Betrieb
D Schösfengerichtssttzung vom 16. Dezember. Vorsitzen^!
Herr AMlSgerichlsdtrekror Ribsteui. 1) Xaver Berle von ^,
erhielt wegen Körperverletzung 2 Wochen Gefängnis; 2) U ,
Arnold von hier wegen des gleichen Vergehens 3 Wochen
füngnis; 3) Luise Schreckenberger Ehefrau hier wurde von »,
Anklage wegen Betrugs freigespiochen; 4, Johann Reitst»^,
von hier erhielt wegen Beleidigung 3 Wochen Haft; 6) iE,,
Diebstahls vezw. Hehlerei erhielt Franz Walter von N-Ät
gemünd 3 Tage Gefängnis und Jakob Walter von da 1
Gefängnis; 6) Wilhelm Schwarz in Kleingemünd erhielt E,,
Widerstands 6 Mk. Geldstrafe oder 1 Tag Gefängnis ; 7)
rethe Ltndelcmb hier erhielt wegen Diebstahls 4 Tage Ges»/,
nis; 8) Heinrich Kühnt in Klrchheim wegen Körperverleö»/
Bedrohung und Belewigung 2 Monate und 10 Tage Gefänö»/
9) Josef -sebel.z. Zt. in Haft hier, wegen Diebstahls 4 EV
Gefängnis; 10) di; Verhandlung gegen Heinrich T»>»
Usedom, Wtlh. Hch. Rücket von Heuchelheini. Adolf Döring,!/
Heinrich Will von Neckargemünd und Emil Buser, z. Zt. i»
hier, wegen Körperverletzung und Werfen von Steinen >»»
vertagt. ,,
— Polizeibericht. Wegen Bettelns wurden sechs Per!"
verhaftet.

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Ätze

, * Ein Racheakt. Von der Polizei wurde vergangenes^
m einer hiesigen Gastwirtschaft die Dienstmagd Barbara SÄ.,.«
aus Eschelbach verhaftet, die alsbald eingestand,
Dienstherrn Adam Brecht, Wirt in Eschelbach, ans RachM
Scheuer angezündet zu haben. Nun hat die Verhaftete Ze»
ihre unselige That nachzudenken. ,
mdr. Schönau, A. H-, 17. D-z. (Verkehrsver-ftF
rung.) Mii dem 16. d. M. ist in unserem Thals auf de-»,'
biete des N ei chs p o st v e r k e h r s ebenfalls eine Neuer»!/,
Kraft getreten, die allgemein als eine wesentliche Verb-MM
des bisherigen Zustandes anerkannt und gewürdigt wird- ^ /

rend z- Zt. hier und in Heiligkceuzsteinach bisher dis

5s
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