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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 151 - Nr. 160 (2. Juli - 12. Juli)
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Nummer 153. H. Jahrgang.

Asrrsv

Mittwoch. 4. Juli 1894.


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Der Verlag des „Neuen General-Anzeigers",
Hauptstraße 25.

Neuordnung des militärischen
Beschwerdewesens.
Das Beschwerdewesen im Heere ist ein wunder
Punkt, dessen Besserung im Lause der letzten
Jahre die öffentliche Meinung immer dringlicher
gefordert hat. Nunmehr liegen die vom Kaiser
sanktionirten neuen Bestimmungen über die Be-
schwerdeführung der Personen des Soldatenstandes
des Heeres vom Feldwebel abwärts vor. Sie
bringen sehr wesentliche Neuerungen. Die Be-
schwerde kann danach geführt werden auch über
Kameraden, also nicht blos über Vorgesetzte. Es
haben nämlich weitgehende Erhebungen ergeben,
daß Mißhandlungen häufig gerade von älteren
Kameraden ausgehen. Eine weitere wichtige
Aeuderung beruht darin, daß die Beschwerde im
Gegensatz zu dem bisher vorgeschriebenen Jn-
stanzenzug direkt bei dem Kompagnieches einzu-
bringen ist. Es mag gefunden worden sein, daß
von Seite der Feldwebel aus gut gemeinten Ab-
sichten Unregelmäßigkeiten nicht immer zur Kennt-
niß des Kompagniechefs gelangten, deren Trag-
weite auch vielleicht nicht richtig für die Disziplin
und das Ansehen des Heeres abgeschätzt wurde.
Andrerseits tritt durch die Neuerung, welche jede
Zwischeninstanz beseitigt, der Kompagniechef in
noch direktere Beziehungen, in näheren Kontakt
mit der Kompagnie. Richtet sich die Beschwerde

gegen den Kompagniechef selbst, so ist sie bei dem
nächstältesten Offizier der Kompagnie anzubringen.
Die Beschwerde darf niemals während oder un-
mittelbar nach Beendigung des Dienstes, sondern
erst am folgenden Tage eingebracht werden. Es
soll damit offenbar vorgcbeugt werden, daß die
Beschwerde in der Erregung des Augenblicks vor-
getragen wird. Richtet sich die Beschwerde gegen
eine verhängte Disciplinarstrafe, so darf sich der
Soldat erst nach deren Verbüßung beschweren.
Die Entscheidung über eine Beschwerde ist dem
Beschwerdeführer ihrem wesentlichen Inhalt nach
mitzutheilen, in jedem Falle schriftlich niederzu-
legen und seitens des Bataillons u- f. w. aufzu-
bewahren. Die Verpflichtung, über die Ent-
scheidung Mittheilung zu machen, ist neu einge-
führt. Eine Einwirkung auf den Untergebenen
behufs Zurückziehung der Beschwerde ist unter-
sagt. Judeß soll dadurch „die Pflicht des Vor-
gesetzten nicht berührt werden, den Beschwerde-
führer über etwaige unrichtige Rechtsanfchauungen
und unrichtige Dienstanschauungen zu belehren".
Gegen die Entscheidung über die Beschwerde ist
eine weitere Beschwerde gestattet. Jede Beschwerde
muß innerhalb einer Frist von fünf Tagen an-
gebracht werden. Derjenige, der leichtfertig oder
wider besseres Wissen eine auf eine unwahre
Behauptung gestützte Beschwerde aubriugt, wird
streng bestraft.
Deutsches Reich.
Brrli«, 4. Juli.
— Für die Herbstsession des Reichstages
sammelt sich bereits ein recht ansehnlicher Arbeits-
stoff an. Es liegen bereits fertig vor die Gesetz-
entwürfe über Erweiterung der Unfallversicherung,
über Abänderung der Strafprozeßordnung, in
Ausarbeitung begriffen ist ein Gesetzentwurf über
den unlauteren Wettbewerb, dazu sind mit Sicher-
heit Steuervorlagen zu erwarten, vielleicht auch
eine Novelle zur Gewerbeordnung. Aus der
vorigen Session sind noch rückständig und werden
ohne Zweifel wieder eingebracht werden: eine
Zolltarifnovelle und der Gesetzentwurf zur Be-
kämpfung gemeingefährlicher Krankheiten. Die
Einberufung des Reichstags wird voraussichtlich
wieder um Mitte November erfolgen.
— In den Handelskreisen Spaniens regt sich
jetzt eine lebhafte Bewegung, endlich zu einer
regelmäßigen Ordnung der handelspoliti-
schen Beziehungen zu Deutschland zu
gelangen. Es wird dabei offen zugestanden, daß
Spanien unter dem gegenwärtigen Zollkampf
schwer leide. Eine von der Madrider Kaufmann-
schaft dieser Tage veranstaltete öffentliche Kund-
gebung drang nach einem Bericht der National-

zeitung auf das ungesäumte Zustandekommen des
Handelsvertrages und klagte über die Schädigung
des spanischen Handels durch den Zollkampf. Die
Gegner des deutschen Vertrages in Handels- und
Jndustriekreisen könnten an Zahl und Bedeutung
mit den Befürwortern kaum verglichen werden.
— Dem Orden der weißen Väter
soll, wie bei der Berathung des Kolonialctats im
Reichstage bekannt geworden ist, die Errichtung
einer Niederlassung in Deutschland
zum Zweck der Ausbildung von Missionären für
die deutschen Schutzgebiete gestattet werden und
darüber wird mit der Kurie verhandelt. Nicht
zu verwechseln ist damit die Frage der Zulassung
der Redemptoristen, die Bayern schon längere
Zeit beantragt hat. Darüber wird mit der Kurie
nicht verhandelt. Das ist nur Sache des Bundes-
raths, dessen Entschließung nahe bevorsteht. Von
ihr hängt, wie die „Fr. Ztg." jüngst andeutete,
wahrscheinlich ab, ob der vom Reichstage an-
genommene Antrag auf Aufhebung des Jesuiten-
gesetzes einstimmig abgelehnt wird.
Karlsruhe, 3. Juli. Dem Großherzog-
lichen Paare wurde auf seiner ganzen Fahrt
durch das Wehrathal nach St. Blasien überall
ein äußerst herzlicher Empfang zu Theil. In
Säckingen, Wehr, Todtnaumoos und zahlreichen
anderen Orten hatten die Vereine Spalier ge-
bildet und die Einwohnerschaft begrüßte das zu
Wagen durchfahrende Paar allerwärts mit stür-
mischen Hochrufen. Die Großh. Herrschaften
verließen sehr oft den Wagen und unterhielten
sich auf das Leutseligste mit den Bewohnern. In
St. Blasien fand großartiger Empfang statt.
Das Städtchen prangte in herrlichem Festfchmuck.
Ausland.
Paris, 3. Juli. In beiden Häusern des Par-
lamente kam heute folgende Botschaft des
Präsidenten der Republik zur Verlesung:
Meine Herren Senatoren und Abgeordnete!
Durch die Nationalversammlung an die erste
Magistratur des Landes berufen, erkläre ich, daß
ich kein Parteimann bin und nur Frankreich und der
Republik gehöre.
Ein verruchtes Verbrechen, das von der Nation
verurtheilt wird, hat dem Vaterland den makel-
losen Bürger geraubt, der 7 Jahre lang getreu
über unsere Einrichtungen gewacht hat. Möge
das Andenken an diesen Helden des Pflicht-
gefühls mir als Beispiel und als Richtschnur
dienen.
Die Verantwortlichkeit, die auf mich fällt,
wiegt zu schwer, als daß ich Ihnen von meiner
Dankbarkeit spräche. Ich liebe mein Vaterland
zu sehr, um den Tag glücklich zu preisen, an
dem ich zu seinem Oberbaupt erhoben wurde.

Nur wünsche ich, daß ich in meinem Verstände
und meinem Herzen die nöthige Kraft finde, um
Frankreich in würdiger Weise zu dienen. Da-
durch aber, daß die Handlung der National-
versammlung in wenigen Stunden den regel-
rechten Uebergang der präsidentschaftlichen Ge-
walt sicherte, erscheinen vor den Augen der Welt
die republikanischen Einrichtungen abermals ge-
festigt.
Die Stadt Paris, welcher die Regierung der
Republik dafür ihren Dank ausspricht, hat vor-
gestern ihren Dank und ihre Ehrfurcht in wunder-
barer Weise kundgegeben. Ein Land, das in-
mitten so grausamer Proben sich fähig erweist,
so viel sittliche Zucht und so viel politische Mann-
barkeit zu bekunden, ist imstande, diese beiden
sozialen Krafteigenschaften, ohne welche die Völker
untergehen, die Freiheit und Staatsregierung in
Zerfahrenheit gerochen, dauernd zu verbinden mit
dem Willen, die für eine republikanische De-
mokratie nothwendige Gepflogenheiten weiter zu ent-
wickeln. Ich habe den festen Entschluß gefaßt,
nach sieben Jahren die Geschicke Frankreichs in
andere Hände zu übergeben. So lange sie mir
anvertraut sind, erachte ich es für meine Pflicht,
die mir durch die Verfassung verliehenen Rechte
nicht verkennen und nicht verkürzen zu lassen
aus Achtung vor dem Willen der Nation und
im Gefühl meiner Veranwortlichkeit. Seiner
sicher, voll Vertrauen in sein Heer und seine
Marine, mag Frankreich, das von den Regie-
rungen und Völkern einmüthige und rührende
Beweise der Zuneigung erhalten hat, den Kopf
hoch halten und seine Friedensliebe bestätigen
und seiner selbst würdig ein großer geistiger Licht-
herd bleiben für Duldsamkeit und Fortschritt.
Der Senat und die Abgeordnetenkammer werden
den Wünschen des Landes dadurch entsprechen, daß
sie sich der Prüfung aller Maßregeln widmen,
die dem Rufe Frankreichs nützlich sein und der
Entwicklung seiner Landwirthschaft, seiner In-
dustrie und seines Handels dienen und den
öffentlichen Kredit noch mehr stärken können.
Das Parlament wird zu beweisen vermögen,
daß die Republik, weit davon entfernt,
der Wettbewerb für fruchtlosen persönlichen Ehr-
geiz zu sein, die fortlaufende Erforschung der
materiellen und sittlichen Verbesserung bedeutet.
Sie ist die nationale Ausbreitung der fruchtbaren
und edlen Gedanken. Sie ist von Haus aus
eine Regierung, der es nahe geht, daß es unver-
diente Leiden gibt. Sie legt ihren Stolz darein,
niemals diejenigen zu täuschen, denen sie mehr
schuldet, als bloße Hoffnungen. Diesen Ge-
danken zu dienen, dazu fordert die Regierung
sie auf. Frankreichs Herz hat seinen Vertreters

K e s ü H n t.
Roman von H. von Gabain.
11) (Fortsetzung.)
„Wollen Sie also, daß ich Sie fernerhin prote-
gire, so muß ich Sie bitten, jede Verstimmung
zu bemustern, so lange der Kerzenschein des Ball-
saales ihre Züge beleuchtet," fuhr die Präsidentin
fort. Erst im stillen Kämmerlein ist es uns armen
Frauen gestattet, die Maske fallen zu lassen. Ob
es im Herzen tobt und glütb, ob Eiseskälte den
Körper durchbebi, oder Tbränen der bittern Ent-
täuschung, der rasenden Verzweiflung den Augen
entströmen, kein menschiches Auge kann uns er-
blicken, keine frohlockende Stimme uns beleidigen,
kein Svott unsere moralische Schwäche geißeln, wir
sind allein mit unserem Schmerz.
„Und unserem bösen Gewissen," hätte Olga so
gern ausgerufen und die Hand, die ihren Arm so
fest umklammert hielt, von sich gestoßen. Allein sie
preßte die Zähne tief in die Unterlippe und —
schwieg.
Ihr Blick flog hinüber zu der glücklich lächeln-
den Mutter, die in lebhafter Unterredung mit dem
Grafen Ulestein begriffen war und ein schwerer
Seufzer rang sich aus dem wehen Herzen.
„Ja, sehen Sie nur," nickte die Präsidentin
leichthin, „Graf Hans fängt die Sache richtig an,
wer die Tochter freien will, muß sich zuerst der
Mutter nähern. Non ckiou, dieser schmachtende
Augenaufschlag, man sieht ihm die brennende Un-
geduld an, in ihre Nähe zu kommen. Aber daraus
wird nichts, lassen Sie den feurigen Liebhaber
immerhin ein bischen schmachten."

Nun hielt es Olga doch an der Zeit, der Prä-
sidentin ihre Abneigung gegen dieses Heirathsprojekt
auszusprechen und ohne een Blick zu heben, sagte sie
in ihrer rubigen, gemessenen Art:
„Erzellenz, ich möchte doch bitten, in Ihrem
gütigen Wohlwollen nicht zu weit zu gehen und da-
durch in Mama's Herzen Hoffnungen zu erwecken,
die sich niemals realisiren werden. Der Graf wird
nur einer flüchtigen Laune folgen, indem er einem
armen Mädchen einige Aufmerksamkeiten schenkt und
selbst, wenn ihn reelle Absichten in meine Nähe
trieben, so könnte ich mich niemals dazu verstehen,
einem Manne die Hand für's Leben zu bieten, der
so unsoliden Neigungen huldigt."
Fast erstarrt war der Präsidentin Blick, mit
dem sie die freche Sprecherin maß.^
„Das ist wohl nicht Ihr Ernst?" kam es frostig
von ihren Lippen. „Ich warne Sie, nicht vor-
schnell zu handeln, wenn die Lebensfrage an Sie
herantreten sollte. Vergegenwärtigen Sie sich Ihr
entsagungsreiches Leben. Mein Gott, ich ahnte
nicht, daß zwei Frauen, die berechtigt sind, eine
Rolle im Leben zu spielen, so kümmerlich ihr Da-
sein fristen müßten, bis ich mich heute selbst da-
von überzeugte. Das traurige Bild Ihrer engen
Klause hat mir den ganzen Tag vor Äugen ge-
standen und den Entschluß in mir befestigt, Sie
in den edlen Boden zu versetzen, in dem Rose und
Kamelie nur gedeihen können."
„Ich fühle mich wohl in bescheidenen Verhält-
nissen, und beneide nicht die vom Schicksal Bevor-
zugten, unter deren glänzenden Hülle sich oft tiefes
Elend birgt," sagte Olga, ihre Stimme bemeisternd.
„In der That, Sie sprechen äußerst gescheit,"

sagte Frau von Hannipot lachend. „Ungeachtet
Ihres hartnäckigen Sträubens, das Glück aus
meiner Hand anzunehmen, will ich den Muth nicht
sinken lassen, Sie zu meinen Ansichten zu bekehren.
Im entscheidenden Augenblick wird Ihr Trotzköpf-
chen doch nachgeben und wäre cs auch nur, um
der lieben Mama den Abend ihres Lebens zu er-
leichtern.
Wäre es nicht ein Verbrechen, sein eigenes „Ich"
obenan zu stellen? Ordnen Sie sich getrost in
liebenswürdiger Fügsamkeit Ihrer an Klugheit und
Erfahrung reichen, älteren Freundin unter, denn
mein Interesse fließt aus lauterem Herzen und wenn
wir erst vertrauter mit einander geworden sind, dann
will ich Ihnen in kurzen Umrissen ein Bild meiner
jammervollen Jugend entwerfen." Sekunden lang
zuckte es wie Schmerz um den Mund der Frau,
dann aber lächelte sie in ihrer leichten, graziösen
Weise, nickte Olga herzlich zu und mischte sich unter
die Gäste.
Mit jähem Farbenwechsel, unfähig sich sogleich
zu sammeln, stand das junge Mädchen und starrte
verständnißlos auf das bunte, lachende Bild, als
lautes Gläserklirren an ihrer Seite sie aus ihrem
dumpfen Brüten erweckte.
Exzellenz lassen bitten, etwas stärkenden Wein
zu genießen," flüsterte der schwarz befrackte Lakai.
„Wieder ein Befehl," dachte Olga, bezwang
ihren Widerwillen und nahm von dem silbernen
Tablett ein feines Krystallglas, in dem der gold-
schimmernde Rebensaft perlte und schäumte.
Auf ihr spezielles Wohl, gnädige Baronesse,"
schnarrte eine etwas heisere Stimme in ihrer un-
mittelbaren Nähe.

Sie sah empor und Graf Ulestein stand mit
erhobenem Glase neben ihr. An ein Ausweichen
war nicht zu denken, so fügte sie sich dem Unab-
änderlichen und war eine volle halbe Stunde ge-
zwungen, die fadesten, abgeschmacktesten Redensarten
anzuhören.
Endlich kam die Erlösung, die Worte: „Der
Herzog kommt," tönten an ihr Ohr. Von Mund
zu Munde flog die Kunde. Ein jeder bemühte sich
in's erste Treffen zu kommen, um wo möglich als
Erster der Ehre theilhaftig zu werd n, einige Worte,
oder auch nur einen gnädigen Blick aufzufangcn
und mit diesem Gefühl der Genugthuung den weniger
Begünstigten mitleidig zuzulächeln.
Der Präsident hatte sich aufgerafft und ging
dem hohen Gast bis an die Treppen entgegen;
Frau von Hannipot hob ihre imponirende Ge-
stalt zu ihrer vollen Höhe empor, um alsdann
beim Eintritt des Herzogs in den dekorirten Saal,
nach allen Regeln der Etikette in sich zusammen
zu sinken, als wolle sie^vor lauter Hochachtung in
die Erde verschwinden, ^n liebenswürdiger Freund-
lichkeit schritt der fürstliche Herr nach allen Seiten
hin, — die ehrerbietigen Grüße erwidernd —
durch die Spalier bildenden Herren und den sich
tief verneigenden Dainenflor. Man war gewöhnt,
wenn der erste feierliche Akt des Empfanges vor-
über war, sich durch des Herzogs Gegenwart nicht
genieren zu lassen; er selbst hatte sich jegliches Cere-
moniel ein für alle mal verbeten und liebte es, im
bequemen Sichgebenlassen die Säle zu durchstreifen
und gleich den andern Cavalieren sein Amüsement
zu suchen.
„Lassen Sie mich auch zuweilen ein paar
 
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