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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 261 - Nr. 270 (7. November - 17. November)
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Nummer 263. IN Jahrgang.

Aeuev

Freitag, 9. November 18S4.

General-OAmeiger

für Heidelberg und Umgegend

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AM- T-l-pho«°Anfchlutz Nr. 102. "ME

Fs^twähveird
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entgegengenommen.

Japan gegen China.
Auf dem ostasiatischen Kriegsschauplatz haben
die Chinesen in den jüngsten acht Tagen wieder
eine Reihe schwerer Niederlagen erlitten. Am
zweiten Tage des November nahmen die I a-
Paner, nachdem sie den nach Nordwesten aus
der Straße nach Mulden zurückgehenden Chinesen
gefolgt, das jenseits der Pallisadenmauer gelegene
befestigte Feng-Huangtscheng ohne Schwertstreich
ein. Von hier sowohl wie schon früher von
Kiu-Lien-Tscheng aus war ein Theil der flüchten-
den Chinesen nach Süden ausgewichen und hatte
Antung am Aalu besetzt, aber beim Anmarsch
des Obersten Sato geräumt. Diese Splitter der
chinesischen Armee werden jetzt weithin von japa-
nischen Abteilungen in der Richtung auf Taku-
schan verfolgt.
Die Begleiterscheinungen des chinesischen Rück-
zuges deuten darauf hin, daß sich weder die aus-
weichende Bewegung nach Süden noch das Zurück-
gehen auf der Straße nach Mulden nach irgend-
welchen strategischen Rücksichten und Plänen voll-
zieht; es scheint vielmehr, daß sich in der chine-
sischen Armee alle Bande gelöst haben, und daß
Jeder in schleunigster Flucht sein Heil sucht. 35
Geschütze, 1500 Gewehre und eine Masse Muni-
tion und Mundvorrath sind den Japanern in
die Hände gefallen, und General Zamagata soll
Mit Rücksicht auf die Ungefährlichkeit der chine-
sischen Soldateska Befehl gegeben haben, keine
Gefangenen zu machen, sondern die Soldaten
zu entwaffnen und laufen zu lassen.
Es wird sich bald zeigen, ob diese Anschauung
und dieses Verfahren der japanischen Kriegs-
leitung richtig ist, ob tatsächlich die geschlagene
Armee des chinesischen Generals Sung, wie vonTient-
stn gemeldet wird, den Bergübergang an der Straße
Nach Peking (etwa bei dem Orte Schatsu-Kang)
besetzt hat und hier Stand halten wird. Jeden-
falls scheint man in Peking selbst China noch
Nicht für verloren zu halten. Der thatkräftige
Und umsichtige Prinz Kung soll zum Diktator
ernannt sein und Li-Hung-Tschang, der bisherige
Dicekönig von Petschili, soll den Oberbefehl über
die erste Armee übernommen haben. Ihre Aus-
gabe scheint in erster Linie die Deckung der

Hauptstadt zu sein, da sich in China hartnäckig
das Gerücht hält, die Japaner beabsichtigen trotz
des vorschreitenden Winters und aller sonstigen
Schwierigkeiten nach Peking zu marschiren.
Die Nachricht von der Einnahme Port Arthurs
hat sich noch nicht bestätigt. Die Japaner be-
reiten hier vielmehr eine regelrechte Belagerung
mit schweren Geschützen vor. Bevor jedoch diese
gelandet werden, müssen die festen Stellungen
von Kintschu und Talienwan genommen sein.
Kintschu soll mit Hülfe der Flotte am Samstag
gestürmt worden sein. Der nächste Kampf dürfte
also um Talienwan entbrennen, und dann erst
wird die Belagerung von Port Arthur beginnen
können.
Inzwischen kommt heute über London die
Nachricht, China habe sich, beunruhigt durch die
Erfolge Japans, entschlossen, die Vermittlung der
europäischen Mächte nachzusuchen. Die chinesische
Regierung sei bereit, unter Aufrechterhaltung der
Unabhängigkeit Koreas und Zahlung einer von
den Mächten sestzusetzenden Kriegsentschädigung
mit Japan Frieden zu schließen. Der chinesische
Gesandte soll dies vorgestern bereits der eng-
lischen Regierung mitgetheilt haben und dann
nach Paris gereist sein, um die dortige Regierung
zu gewinnen.
Daß Japan bei der derzeitigen Sachlage auf
das chinesische Anerbieten eingehen wird, ist mehr
als fraglich.
LemscheS Reich.
Berlin, 9. November.
— Der „Reichsanzeiger" erklärt die Mitthei-
lung der „Deutschen Tageszeitung", ein neues
Exercierreglement sei in Ausführung der Instruk-
tionen bereits von dem obersten Kriegsherrn begut-
achtet und die Einführung desselben bei der In-
fanterie sei nur noch eine Frage der Zeit, für
erfunden.
— Die „Kreuzzeitung" meldet: Für die Neu-
besetzung des Justizministeriums wird augenblicklich,
nachdem man von der Berufung des Oberreichs-
anwalts Tessendorff abgesehen hat, mit einem
Oberlandesgerichtspräsidenten aus den westlichen
Provinzen verhandelt. Als Nachfolger des bisherigen
Landwirthschaftsministers v. Heyden ist nunmehr
der Landes direkter von Hannover, Frhr. v. Ham-
merstein-Loxten, ins Auge gefaßt.
— Dem in Konstantinopel weilenden
Prinzen Rupprecht vou Bayern werden,
wie aus der türkischen Hauptstadt geschrieben wird,
trotz seines strengen Inkognitos vom Sultan be-
sondere Ehren erwiesen. Der Divisions - General
Ahmed Ali Pascha ist dem Prinzen zur Dienst-
leistung zugewiesen und kaiserliche Wagen und
Diener sind ihm zur Besichtigung der Sehens-

würdigkeiten Konstantinopels zur Verfügung ge-
stellt worden. Nach dem zu seinen Ehren statt-
gefundenen Hofmahle wurde dem Prinzen vom
Sultan eigenhändig der Großkordon des Osma-
nio-Ordens in Brillanten und seinem Begleiter,
Major Zerreiß, die dritte Klasse desselben Ordens
überreicht. Der feierlichen Audienz und dem Hof-
mahle wohnte der deutsche Geschäftsträger Herr
von Tschirsky mit dem Botschaftspersonal bei.
— Die Nachricht, daß China die Mächte um
ihr Einschreiten behufs Erreichung eines Friedens
mitIapan angehen will, dürfte wohl richtig sein,
aber ob es damit viel Erfolg haben wird, ist immer-
hin fraglich. Den Mächten kann ja allerdings nur
daran liegen, daß in Ostafien Ruhe und Frieden
herrschen, aber es werden sich unter ihnen nur
wenige finden, die bereit sind, auf Japan einen
starken Druck auszuüben. England in erster Linie
liegt viel daran, daß der Krieg beendet werde, aber
die anderen Mächte haben im Laufe der Jahre von
England gelernt, daß es nicht weise ist, sich für
die Interessen anderer zu erhitzen. England allein
ist aber nicht imstande, Japan zu einem Frieden zu
zwingen, der diesem nicht genehm ist. Ob aber
China schon soweit mürbe ist, daß es sich allen
japanischen Forderungen fügt, das steht noch dahin.
Immerhin ist es ein Zeichen verständiger Ueber-
legung, daß es durch den Versuch, die Vermittelung
der Mächte zu gewinnen, sich für geschlagen erklärt.
Im klebrigen liegt darin auch eine zum ersten Male
ausgesprochene Anerkennung der Machtstellung der
Mächte, die den Chinesen in ihrer bekannten Ueber-
bebung nicht leicht gefallen sein wird. Ob die
Chinesen auch die Lehre ziehen werden, daß mit der
veralteten chinesischen Civilisation nichts auszurichten,
das wird die Zukunft zeigen müssen. Augenblick-
lich scheinen sie ja die Ueberlcgcnheit europäischer
Einrichtungen anzuerkennen, aber ob die Schläge,
dir sie erhalten haben, auch genügende Nachwirkung
haben werden, wird von vielen Kennern Chinas
bezweifelt. Diese meinen, daß es um zu diesem
Ergebnis zu gelangen, noch schwererer Niederlagen
bedürfe.
— Bei dem vorgestrigen Festmahl zu Ehren
des fünfzigjährigen Professorenjubiläums von
Ernst Curtius brachte der Kultusminister Dr.
Bosse einen Trinkspruch auf den Kaiser aus,
wobei er an das schöne Verhältniß zwischen dem
preußischen Königshause und Kurtius erinnerte,
und dann fortfuhr: „Wohl dem Lande und Volke,
dessen Herrscher frühzeitig eine tiefe und über-
zeugte Stellung zu den großen Aufgaben ge-
wonnen, die ihm auf dem Gebiete der Wissen-
schaft zufallen. Die Wissenschaft läßt sich nicht
kommandiren und knechten; die Lebenslust der
Wissenschaft ist harmonische Freiheit und Ehrlich-

keit! Das haben die preußischen Könige wohl ge-
wußt und es gehört zu ihren größten Tradi-
tionen, daß sie das wußten und bethätigten.
München, 8. Nov. Der Reichskanzler Fürst
v. Hohenlohe-Schillingsfürst ist mit
seinem Sohne dem Prinzen Alexander heute früh
10 Uhr Vormittags hier eingetroffen und am
Bahnhof von den Ministern v. Crailsheim und
Thielmann empfangen worden. Er wird vor-
aussichtlich zwei Tage hier bleiben und am Sams-
tag früh in Straßburg eintreffen.
Karlsruhe, 8. Nov. Seine Königl. Hoheit
der Großhcrzog von Sachsen, Höchstwelcher gestern
Nachmittag 5 Uhr in Baden-Baden eintraf, wird
bis morgen Vormittag bei den höchsten Herrschaften
verweilen. Der Großherzog ist begleitet von dem
Flügeladjutanten Obersten von Palözieux und dem
Flügeladjutanten Rittmeister Grafen v. Bilandt.
Heute Nachmittag kam der Minister von Brauer,
welcher gestern aus Urlaub heimgekehrt ist, zum
Vortrag nach Schloß Baden- Der Minister wird
mit seiner Gemahlin an der Abendtafel theil-
nehmen und am späten Abend nach Karlsruhe
zurückkehren.
Karlsruhe, 8. Nov. Anläßlich der Berathung
des Budgets des Finanzministeriums im letzten
Landtag ist von Rednern verschiedener Parteien, wie
auch schon auf früheren Landtagen der Fall war,
die Reform der Ertrags steuern, insbe-
sondere der Grund- und Gebäudesteuern angeregt
worden und es hat der Herr Präsident des großh.
Finanzministeriums eine wohlwollende Prüfung
dieser Anregungen zugesagt. Dem Vernehmen nach
hat sich das Finanzministerium inzwischen mit diesem
Gegenstand näher beschäftig! und es haben wegen
der Rückwirkungen, die eine Reform der Ertrags-
steuern auf die Gemeindesteuergesetzgebung haben
wird, auch Erörterungen mit dem großh. Ministerium
des Innern über diesen Gegenstand stattgefunden.
Um eine zahlenmäßige Unterlage für die Beurtheil-
ung der Reform, die im Sinne der kundgegebenen
Wünsche sich als ein Ersatz der bestehenden Ertrags-
steuern durch ein System von Vermögenssteuern
mit Gestattung des Schuldabzugs darstellt, zu ge-
winnen, ist beabsichtigt, in einer größeren Anzahl
von städtischen und ländlichen Gemeinden mit Probe-
Ermittelungen darüber vorzugehen, mit welchen
Zahlenwerthen ein auf der Grundlage des Ver-
mögenssteuer-Systems aufgebautes neues
Steuerkataster zu rechnen haben wird. Diese Er-
mittelungen würden im Laufe der Wintermonate
vorgenommen und sollen mit denselben die Steuer-
kommissäre der betreffenden Erhebungs-Bezirke be-
traut werden.
Karlsruhe, 8. Nov. Nachdem es sich im
Falle des Bankhauses Maas herausgestellt hat, daß

Gesucht und Gefunden.
Roman von Hermine Frankenstein.
34) (Fortsetzung.)
„In keinem Falle", erklärte sie mit einiger Hef-
tigkeit, „darf Sind« mit mir nach Belle Jsle gehen
nein, sie darf es nicht! Ich kann und will
es verhindern! Sobald wir in England eintref-
stn, muß sie sich in die ihr gebührende bescheidene
Stellung zurückziehen." Bathurst erwiderte nichts
darauf, sondern kam auf den Grund seines Erscheinens
dei ihr zu sprechen. „Ich bin eigentlich nur ge-
tsmmen, um Ihnen zu sagen, daß Sie einen Be-
such haben", sagte er. „Können Sie wohl er-
rathen, wer es ist?" — „Nein!" — „Ein Herr,
der Fräulein Katharine Elliot zu sehen wünscht."
„Ihr Vater?" Maya wurde leichenblaß. —
»Ja, mein Vater. Er erwartet Sie in unserem ge-
meinschaftlichen Salon. Soll ich ihn zu Ihnen
dringen, Katharine?"
Das Mädchen warf einen raschen Blick auf die
^Zimmer herrschende Unordnung und ihre eigene
Milette. — „Nein", antwortete sie rasch entschlos-
„ich will mich ankleiden und hinüberkommen,
er sehr verändert?" „Das kann ich Ihnen nicht
Men. Ich hatte vor dreizehu Jahren nicht das
Argnügen seiner Bekanntschaft, lachte der junge
"d^ann. Er ist sicherlich etwas gealtert, aber Sie
Werden ihn ohne Zweifel erkennen. Nehmen Sie
den Schmuck von Ihrer Mutter, Maya, den wird
M gewiß erkennen, selbst wenn die Jahre Sie total
derändert haben". Das Mädchen stimmte bei und
uutete der Kammerzofe, um ihr bei der Toilette be-
Mich zu sein, und der junge Mann kehrte zu

seinem Vater zurück. Die beiden Bathurst hatten
vollauf Zeit, alle Gegenstände zu besprechen, die für
Beide von Interesse waren und auch um nicht un-
geduldig zu werden, ehe Maya erschien.
Endlich wurde das Rauschen seidener Gewänder
und das Klappern von Schuhabsätzen hörbar. Dann
öffnete sich die Thüre und Maya trat in das Zim-
mer. Sie trug das neue braune Seidenkleid, das
vorne herzförmig ausgeschnitten war, und sie bewegte
sich in der eleganten Robe mit Tunika und Schleppe
und Volants mit weit mehr Grazie, als man es
von einer der europäischen Tracht so gänzlich Un-
gewohnten hätte erwarten können. Ihr lichtblondes
Haar war in Zöpfen aufgesteckt und die schmale
niedrige Stirne war von einem kurzgeschnittenen
Streifen Haare beschattet. Agnes Elliot's Hals-
band lag um ihren Hals und das brillantenblitzende
Medaillon hing von demselben herab.
Sie trat mit einer Schüchternheit vorwärts,
die der junge Bathurst bisher nicht an ihr gekannt
hatte. Die Farbe kam und ging von ihren Wangen.
Sie sah bald erschrocken aus und als sie sich dem
Kaufmann näherte, erhob sie ihre blauen Augen
eigentlich flehend zu ihm. So hold, so sanft, so
lieblich erschien sie in ihrer neuen Tracht und mir
ihrem sanften, schüchternen Benehmen, daß der
jüngere Bathurst ganz stolz auf sie wurde, und sich
neuerdings in seinem Beschlüsse, sie zu seiner Gat-
tin zu machen, bestärkt fühlte. Der Kaufmann
stand auf, als sie näher kam, und betrachtete sie
mit wohlwollenden Blicken. Er erinnerte sich der
kleinen Käthe Elliot mit ihrer holden Kinderschön-
heit und ihren goldblonden Zöpfen. War das die
zur Weiblichkeit erblühte Käthe, dieses große, schlanke

Mädchen mit den flehend-m Blicken und der zarten
Schönheit? — „Katharina", sagte er unwillkürlich,
seine gelbe Hand nach ihr ausstreckend. „Ist das
die kleine Käthe?" — „Onkel Bathurst!" stam-
melte das Mädchen verlegen und sehr bleich wer-
dend. „O, Onkel Bathurst!"
Das Gesicht des Kaufmann's leuchtete freudig
auf. Er war immer „Onkel Bathurst" von der
kleinen Käthe genannt worden. Er hatte seinem
Sohne nicht gesagt, bei welchem Namen sie ihn
genannt hatte, und diese alte vertrauliche Ansprache
von Maya's Lippen enthielt für ihn ganze Bände
von Beweisen. Er trat auf sie zu und schloß sie
in seine Arme, küßte sie auf die Wangen und
sagte ihr, wie entzückt er sei, das Kind in ihr
wieder am Leben zu finden, das er für immer und
ewig verloren geglaubt hatte. Es bedurfte kaum
der Betrachtung Agnes Elliot's Schmuckes, um
seinen Glauben an ihre Identität festzustellen. —
„Sie sehen ungefähr so aus, wie ich es erwartete,
Käthe", sagte er, als sie neben einander auf dem
Sopha saßen und das Mädchen thatsächlich vor
Entzücken strahlte. „Wie schön Sie sind! Doch
das waren Sie schon als Kind. Ihr Vater wird
sehr stolz sein auf Sie, meine Liebe." — „Ich bin
neugierig, ob ich Papa eben so schnell erkennen
werde, als ich Sie erkannte, Onkel Bathurst", sagte
Maya. „Ich glaube, der muß sich schrecklich ver-
ändert haben seit jener entsetzlichen Nacht, wo Topee
mich von seiner Seite stahl. Armer Papa! Ich
bin so ungeduldig, ihn wieder zu sehen", sagte sie
seufzend.
Der Kaufmann machte einen sehr langen Be-
such, war ganz entzückt von dem Mädchen und ver-

abschiedete sich endlich mit dem Versprechen, sehr
zeitlich seinen Wagen zu schicken, damit die jungen
Leute erst eine Spazierfahrt machen und dann in
die Villa hinausfahren könnten. Als er in den
Wagen stieg und wegfubr, war er von lebhafter
Freude erfüllt. — „Es ist Elliots Tochter, ohne
Zweifel!" murmelte er. „Ich erkannte sie sofort.
Was für ein hübsches Geschöpf sie ist! Ich will
sie zu Agnes bringen. Hat Agnes nur einmal
dieses schöne liebliche Mädchen in ihre Arme ge-
schlossen, wird sie eine heiße Dankbarkeit für mich
fühlen, die der Liebe verwandt ist. Aber ich muß
dem Mädchen den Mund stopfen; sie darf gegen
Agnes ihren Vater nicht erwähnen, noch sagen, daß
er lebt. Dieses Problem ist etwas schwierig, aber
ich werde es bewältigen. Heute Abend noch wird
die schöne Käthe meine Gefangene sein." Und
schon im Vorherein im Gefühle seines Triumphes
schwelgend, wurde er nach seiner Villa gebracht.
Maya schaute aus dem Fenster des Salons
auf die lebhaft bewegte Straße hinab, auf den
! Wagen des Thomas Bathurst, als dieser von dem
Gasthof durch den herabrieselnden Regen von dannen
fuhr. Das Entzügen des reichen Kaufmanns schien
sich in ihrem frischen, zarten Gesichte wiederzuspie-
geln. Ein unheimlicher Triumph glühte in ihren
lichtblauen Augen.
Eine tiefe, gewaltige Befriedigung schien ihr
ganzes Wesen, ihr ganzes Sein zu durchdringen.
Als der Wagen durch den Nebel verschwunden war
und sie zum Himmel emporblickte, um einen blauen
Streifen und die Hoffnung auf besseres Wetter zu
suchen, athmete sie tief auf und wandte sich ab,
in der Absicht, auf ihr Zimmer zurückzukehren und
 
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