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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 221 - Nr. 230 (21. September - 2. Oktober)
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Nummer 228. LL. Jahrgang.

Neuev

Samstag, 29. September l8N4.

General-GAmeiger

*—------;
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mit 8keitiqem tllugrirtem SountagSblatt: monatlich
46 Pfennig frei in'S Haus, durch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld.
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für Heidelberg und Umgegend
(Mürger-Zeitung).

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die 1s»alti.qe Petttzeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärtige Inserate 16 Pfg», bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.
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Expedition: ^Hauptstraße "I^r. LS.

GeLeseirstes BLatL irr SLcrdL rr. ArrrL HeidelbeVD rrrrd Nrrrgeserrd. Gv'ötzter? Gvfsts für» Irrsevate.

»W- Telephon-Anschlutz Nr-102. "MU
DW^ Erstes Blatt. -MU
Wiffenschaft und Idealismus.
Es ist eine sehr weitverbreitete Meinung, daß
die intensive Beschäftigung mit den Naturwissen-
schaften den Menschen von der Höhe des Idealen
herabziehe in die Niederungen des Materialismus,
der für nichts Sinn hat, als für die bestmögliche
Befriedigung der sinnlichen Lebensgüsse.
Wohl mag diese Anschauung daher rühren,
daß die oberflächliche Beobachtung einem Menschen,
der völlig aufzugehen scheint in den Dingen und
Erscheinungen der sinnlich begreifbaren Welt, die
Kapazität zutraut, auch noch einen Sinn für
die Phänomen jener höheren Welt zu besitzen,
aus welcher der Menschheit ihre erhabensten
Tröster, der Glaube und die Kunst, hernieder
gestiegen sind.
In der That mag es ja eine große Anzahl
von naturerforschendcn Menschen geben, auf die
diese sehr populäre Vorstellung paßt. Zumal
jener Theil der naturerforschenden Gilde, welche
die Wissenschaft nicht als Göttin, sondern als
melkende Kuh betrachtet und der eben nur so
weit in die Mysterien der Allnatur eingedrungen
ist, als zur Erlangung eines Diplomes und einer
bürgerlichen Stellung von Staatswegen für nöthig
erachtet wird, der also in dem Tunnel stecken ge-
blieben ist, der sich lang und gewunden zwischen
der rohen Naturanschauung und der wissenschaft-
lichen Naturerkenntniß hinzieht, bietet ein aus-
reichendes Kontingent für die Unterstützung des
vulgären Urtheiles. Allein vor dem gründlichen
Beobachter und tiefen Kenner aller einschlägigen
Verhältnisse vermag diese Jdentifizirung des
Naturforschers mit dem Materialisten nicht zu
bestehen.
Ein solcher tiefer Kenner und gründlicher Be
vbachter ist der österreichische Unterrichtsminister Dr.
v. Madeyski, welcher in seiner Ansprache bei Eröff-
nung des Naturforschertages zu Wien herrliche
Worte fallen ließ, die es "verdienen, in weitesten
Kreisen verbreitet zu werden.
Es verwies die angebliche Materialisirung des
Menschen durch die Wissenschaft auf jene unterste
Stufe, die unbewußter Dilettantismus ist, „der halbes
Wissen mit den Ansprüchen einer Wissenschaft aus-
stattet und auf einem Gebiete, auf welchem die pein-
lichste Vorsicht geboten erscheint, durch gemachte Hypo-
thesen in dem Denken unselbstständiger Geister unheil-
volle Verheerungen verursacht. Je höher auf der Leiter
wissenschaftlicher Vollkommenheit, je näher der Spitze,
auf der Heroen der Wissenschaft thronen, desto ruhiger
wird eö, desto mehr verschwindet jede Einseitigkeit,

desto greifbarer wird das Streben nach Zusammen-
fassung der Naturwissenschaften mit den Geistes-
wissenschaften zu einem Ganzen, das Streben nach
allgemeiner harmonischer Auffassung und Ent-
wickelung."
George Ohnet hat in seinen Roman „Doktor
Rameau" diesen Kampf zweier Welten in der
Brust eines Forschers mit mächtiger Wirkung ge-
schildert. Nachdem Dr. Rameau, der berühmte
Arzt, Jahrzehnte lang dem Atheismus gehuldigt
und in sich die Kraft geschöpft hatte, allem Unglück
zu trotzen, gelangt er noch am Ende seiner Lauf-
bahn im Gefühle seiner Liebe zu einem Kinde, das
nicht seines ist, zur Erkenntniß jener höheren Mächte,
die ob aller Wissenschaft thronen. Er beugt seine
Knie vor Gott und — der Dichter läßt den
Roman ergreifend in dem Satze ausklingen —
„der Atheist betete . . ."
Auf ihren Höhen angelanzt, vermählt sich die
Wissenschaft unfehlbar mit dem höchsten Ideale.

Deutsches Reich.
Berlin, 27. Sept. In der heutigen ordent-
lichen Generalversammlung der deutschen Kolonial-
Eesellschaft für Südwestafrika wurde mitge-
theilt, daß der verfügbare Vermögensbestand der
Gesellschaft am Schluffe des Geschäftsjahres
343 521 Mk. betrug. Der Vorstand wurde be-
auftragt, die bereits geltend gemachten Ansprüche
für die Zerstörung des Hermannschen Schäferei-
unternehmens in Kubul und Hendrik Witboi bei
der Regierung weiter zu verfolgen.
— Der Verband der Militär-, Kriegs-
und Friedensinvaliden Deutschlands bereitet
eine Petition an den Reichstag vor, welche
die Erhöhung der Pension und Verstümmlungszulage
gleichmäßige Vergütung für Nichtbenutzung des Zivil-
versorgungsscheines, Superrevision, Belassung der
Pension an alle Reichs- und Staatsbeamten und
die bessere Versorgung der Wittwen und Waisen
betrifft.
— Daß im Ministerium des Innern ein so-
genanntes Ana r ch i sten g es etz ausgearbeitet werd -,
erfährt der „Vorwärts" zuverlässig ; Geheimrath von
Trott zu Solz, früher Landrath in Höchst und
Marburg, soll damit betraut sein. Das wiro richtig
sein; es handelt sich um den oft erwähnten Ge-
setzentwurf zur Abänderung des Preß-, Vereins-
und Versammlungsiechts, der ja auch als Gesetz
zur Bekämpfung einer gemeinschädlichen Agitation
bezeichnet wird. Schon aus der Thatsache, daß
er noch in der Ausarbeitung begriffen sei, geht her-
vor, daß das Staatsministerium noch nicht darüber
beschlossen hat. Offiziös wird jetzt schon angekündigt,
daß im nächsten Reichstag eine Erhöhung der
Matrikularbeiträge nothwendig sein und diese

die Ueberweisungen um ein Beträchtliches übersteigen
werden.
Karlsruhe, 28. Sept. Seine König!. Hoheit
der Großherzog ist gestern Nachmittag gegen 6 Uhr,
von Straßburg kommend, auf Schloß Mainau
eingetroffen.
Ausland.
Pest, 28. Sept. Morgen findet eine Vollsitzung
des Magnatenhauses statt. Auf der Tagesordnung
steht die Einbringung eines Antrags betreffend einen
neuen Paragraphen zu der Vorlage über die Re-
ception der Juden. Von 2. Oktober an verhandelt
das Magnatenhaus ohne Unterbrechung über die
Kirchenvorlagen, bis alle vier Vorlagen erledigt sind.
In der heutigen Sitzung der vereinigten Aus-
schüsse des Magnatenhauses wurden die Kirchenvcr-
lagen unverändert angenommen.
Pest, 28. Sept. In der gestrigen Bischofs-
conferenz verlas Fürstprimas Cardinal Vaszary
ein Schreiben des Papstes von Ende Juli,
worin der Papst den ungarischen Episkopat aus-
fordert, nur eine Aenderung des Gesetzes über die
Religion der Kinder anzustreben, den übrigen Theil
der kirchenpolitischen Reform aber zu dulden (xuti
ciobsrs). Der Episkopat dürfte infolge dessen die
Gesetzesnovelle über die Religion der Kinder im
Sinne des päpstlichen Wunsches im Magnatenhause
unterstützen, fick den übrigen Gesetzentwürfen gegen-
über aber ablehnend verhalten und in eine Einzel-
berathung nicht eingehen. Nur bei dem Gesetze
über die Reception der Israeliten wird ein Verbot
des Uebertritts zum Judentume beantragt: im Falle,
daß dieser Antrag nicht angenommen werden sollte,
wird der Episkopat beantragen, daß mit den über-
tretenden Eltern nur die Kinder bis zu fünf Jahren
übertreten dürfen und daß die christlichen Kirchen
mit den jüdischen in kein wechselseitiges Verhältnis
treten. Auch wurde vereinbart, daß die Agitation
gegen die kirchenpolitischen Gesetze keine gesetzwidrige
Form annehmen dürfe.
London, 28. Sept. Eine Meldung des Bureau
Reuter aus Shanghai besagt: Die chinesischen
Offiziere schieben sich gegenseitig die Verantwort-
lichkeit für die Niederlage auf dem Naluflusse zu.
Die Untersuchung dauert fort. Ein Capitän ist
bereits — wie bestätigt wird — wegen Feigheit
hingerichtet worden. Man glaubt, auch andere
Offiziere würden hingerichtet werden. Admiral Ting,
der in Port Arthur schwere Anklagen gegen einige
seiner Offiziere erhob, erklärte, sieben Schiffe hätten
sich während der Schlacht im Aaluflusse versteckt
gehalten.
Bukarest, 28. Sept. Der König hat an den
Ministerpräsidenten ein Schreiben gerichtet, worin
er seine lebhafte Befriedigung über die Liebesbeweise
der Bevölkerung anläßlich der Wiederherstellung und

Rückkehr der Königin ausdrückt und den Minister-
präsidenten beauftragt, der Bevölkerung für die Be-
weise der Anhänglichkeit an die Dynastie zu danken.
Sofia, 28. Sept. Die Meldungen, daß auch
die Conservativen allein über die Mehrheit in der
Sobranje verfügten, also eine Unterstützung weder
der Liberalen, noch der Russenfreunde bedürften,
werden als den Thatsachen nicht entsprechend be-
zeichnet. Die südbulgarischen Russenfreunde be-
mühen sich neuerdings, ihre fürstentreuen Gesinnungen
durch die Betonung der Untrennbarkeit von Fürst
und Volk zu zeigen, obgleich sich unter den Ge-
wählten dieser Partei Personen von radikal fürsten-
feindlicher Vergangenheit befinden. Der Wahl-
aufruf dieser Partei betonte, daß Rußland seinen
früheren Einfluß wiedergewinnen müsse, da die an-
deren Mächte ein Interesse daran hätten, Bulgarien
durch innere Kämpfe schwach zu sehen. Trotzdem
gelten diese Russenfreunbe als Gemäßigtere. Zwi-
schen ihnen und den Conservativen vollzieht sich
eine Annäherung, während die Liberalen und die
enlschiedenen Russenfreunde sich auf dem Boden
der gemeinsamen Feindschaft gegen die Conservativen
zusammen finden.
Aus Wcry und Hern.
* Mannheim, 28. Sept. In dem Neubau
st 2 stürzte beute früh halb 7 Uhr der hier wohn-
hafte verheirathete Maurerpolir Sturm vom 4. Stock-
werk herab und zog sich anscheinend innere Ver-
letzungen zu- Der Verletzte wurde mittels Droschke
nach dem allgemeinen Krankenhause verbracht. —
Heute früh ist mit dem Anschlägen der einen Tri-
büne am Kaiser Wilhelm-Denkmal begonnen worden.
— Vermißt wird seit Mittwoch die 21
Jahre alte Anna Naas von hier. Dieselbe trug bei
ihrem Weggange ein grünes Kleid und schwarzen
Spitzenhut, einen Schirm, sowie Korallen-Obrringe.
Wer irgendwie Nachricht über den Verbleib der
Vermißten geben kann, wird gebeten, dieselbe an die
in H 4, 10 wohnhaften Eltern gelangen zu lassen.
* Seckenheim, 27. Sept. Eine sehr rege
Theilnahme wird die landwirthschaftliche Ausstellung
des Psalzgau-Verbandes in Ladenburg von hur
aus in Erzeugnissen des Feld- und Gartenbaues
erfahren; zu dem Pferderennen sind allein 12
hiesige Thellnehmer zugesagt und ist man besonders
auf das große Trabreiten, sogenannte Lydtin-Rennen
gespannt. Außerdem wird sich Seckenheim mit einem
großen Wagen am Festzug, Samstag, den 6. Ok-
tober, betheiligen, der den Tabaksbau in prägnanter
Weise zum Ausdruck bringt: einen Wagen von 5
Meter 29 Centim. Länge, 2 Meter 20 Centim.
Breite uud 4 Meter 20 Centim. Höhe.
* Wiesloch, 28. Sept. Bei der am 24.
Sept. d. I. stattgehabten Prämiirung von Zucht-

sich-

emung der tobten Mutter.
Aufschrei war der Handelsherr auf den

Die verborgene Kcrnö.
Kriminal-Roman aus der neuesten Zeit
von E. von der Have.
48) (Fortsetzung.)
Der Diener Heinrich kam zuerst wieder zu

in das Leere. Er ist zu sehr mit seiner Vergangenheit
beschäftigt, als daß er das wiederholte Klopfen an
der Thür hätte hören sollen.
Plötzlich leg! sich ihm eine Hand auf die Schulter.
Er schrickt zusammen und den Kopf wendend ge-
wahrte er Hella.
„Was willst du," fragte er barsch. Was ich will,
fragte sie heiser lachend. „Wir sind verloren."
„Das kann nur durch einen Verrath durch Dich
möglich sein."
„Nicht durch mich nein! Man hat unsere Ver-
gangenheit endeckt. Rette mich, Janos, fliehe mit mir.
„Bist du wahnsinnig," fragte er tief erbleichend.
„Nein ich bin es nicht, der Spürhund ist uns ans
der Spur-
Ach was, sagte er scharf, das beweise noch nichts.
Aber Hans Volkheim ist auch wieder zurückgekehrt,
entgegnete sie.
Wie ein Schlag traf ihn diese Mittheilung.
Nur mühsam hielt er sich auf den Füßen, sein
Gesicht war aschgrau geworden, seine Hände und Beine
zitterten. .
Minuten vergingen, kein menschlicher Laut ward
hörbar.
Sandory wollte das Zimmer verlassen, aber im
gleichen Moment wurde die Thür geöffnet.
Mit einem Schrei prallte der Mann zurück, der
Geheimpolizist Falb stand vor ihm, wie eine Statue.
Janos stand wie gebannt, während Hella ohn-
mächtig in einen Sessel sank.
Falb fand zuerst Worte, indem er auf Hella hin-
wies und sagte: „Die Dame scheint ohnmächtig zu sein.
Sandory erlangte dadurch die Sicherheit wieder.
Schnell machte er sich mit Falb daran, die Ohn-
mächtige wieder zum Bewußtsein zu bringen.
Als dies gelungen, stellte sich Falb vor und fragte:
„Habe ich die Ehre Herrn Janos Sandory zu sprechen."
„Ich bin es, entgegnete Jener. Auf wiederholtes
Befragen, was sein Wunsch sei, erwiderte Falb, daß er,
um das Alibi eines Verhafteten festzustellen, seiner Hilfe
l^Zer ist der Verhaftete, fragte Sandory zurück.

Vater, ich gehe und kehre nicht eher wieder bis ich dir
die Beweise erbringen kann, wie sehr du dich irrtest.
Ein Volkheim hält sein gegebenes Wort, sprach der
Handelsherr, halte du es auch!
Ich werde es halten, entgegnete er gepreßt, Lebe
wohl Vater.
Jertha blieb auf das Gebot des Vaters zurück.
Als Hans die Thür verschlossen hatte, wandte sich der
Handelsher an seine Tochter mit den Worten: „Jertha
sprich, du glaubst gleich Hans an ein Verbrechen.
„Ja, das glaube ich," antwortete sie mit Festigkeit.
Welche Ereignisse sind das, die in dir den Glauben
erweckt haben, fragte er zurück.
„Erscheinungen hier im Hause."
„Wann?"
„Vor drei Nächten."
„Und was war es?"
„Die Erscheinung der todten Mutter."
Mit einem Aufschrei war der Handelsherr auf den
Füßen.
„Wo sahst du sie?" stieß er aus.
„In dem Sessel, in dem sie starb." Der Schmerz
trieb mich nach der Unglücksstätte. Ich hörte plötzl ch
Schritte, eine Stimme raunte mir zu mich nicht rühren.
Als ich aus einer Ohnmacht erwachte, war der Diener
Heinrich bei mir.
Der Handelsherr hatte bereits den Glockenzug stark
in Bewegung gesetzt . . .
Hans hatte erst nach zehn Minuten das Haus ver-
lassen. Unten hatte er Heinrich, Johanns Stellver-
treter, beauftragt Frau Baumgart scharf zu beobachten.
Heinrich erwiderte: „Frau Baumgart hat bereits
vor 10 Minuten das Haus verlassen, sie stürzte wie
eine Fliehende die Treppe herab und durch die Allee.
Im gleichen Augenblick als Hans hinaustrat, tönte
die Glocke.
„Teufel!" stieß er aus. „Wenn sie uns entwischte!"
Janos Sandory sitzt am Fenster in seinem Hotel-
zimmer, die Rauchwolken einer äußerst feinen Zigarre
in die Lust blasend. Unverwandt starren seine Blicke

Rasch schritt er auf die Ohnmächtige zu und brachte
sie mit Hilfe der Köchin und Nina, die herbeigeeilt
waren, aus ihr Zimmer.
Nachdem alle aus dem Zimmer getreten waren,
stürzte Hans vor dem Vater nieder und bat um Ver-
zeihung, seine Unschuld betheuernd. . . ,
Der alte Mann war wie gebrochen. Hans fuhr
fort dem Vater Aufklärung über seine plötzliche Rück-
kehr' zu geben. Er bat den Vater seine Einwilligung
zur Ausgrabung der Leiche seiner geliebten Mutter zu
geben Er sprach die Ueberzeugung aus, daß hier ein
Mord vorgelegen habe, und daß die Hausdame und
der Ungar Sandory dabei betheiligt waren, die schon
lange Verbündete seien. . .
Es handle sich hier um eine Betrugerbande, zu der
auch Maurus Helfer, der Genosse Sandorys gehöre.
Diese Schilderung wirkte lähmend auf den starr
daliegenden Handelsherr. . , .
Endlich löste sich der Bann und er sprach dann
mit leiser Stimme: „Ich gebe meine Einwilligung-
Hans und Jertha waren ihm zugleich um den Hals
g ^Der Handelsherr wehrte ab und sagte dabei Hans
fix rend überlegen: „Ich glaube nicht an das was du
sagst aber ich gebe meine Einwilligung, weil die Poli-
zei auch ohne meine Einwilligung die Ausgrabung vor-
nehmen würde. „ .. „
Hans war wie betäubt, daß er diesen Starrsinn
seines Vaters nicht an eine andere Möglichkeit für die
Todesursache seiner Mutter, als die eingebildete, glauben
machen konnte.
Da legte Jertha ihre Hand auf seine Schulter und
sprach: Hans geh jetzt, du hast ja die Einwilligung.
Der junge Mann erhob und jprach nut Nachdruck :

Ein Freund von Ihnen, ein gewisser Maurus
Helfer.
Wie heißt der Mann, der jenen verhaften ließ.
„Markus Kranz!" antwortete er direkt. Markus
Kranz, wiederholte er, wann habe ich den Namen ge-
hört. Ach ich hab's! Er betraf.-7
Kranz kam dazu als er ein Mädchen zwingen wollte,
mit ihm in ein Haus zu treten, sprach Falb ergänzend.
Bei dieser Gelegenheit erkannt er ihn als denjenigen,
welcher vor Monaten ein sehr werthvolles Kollier bei
ihm versetzte, an welches sich eine mysteriöse Geschichte
knüpft. Jetzt beruft er sich auf Sie mein Herr, weil
er nicht derjenige sein will, als welchen ihn Kranz be-
zeichnet. . ,
Und weßbalb sind Sie nun ZV "ff* gekommen.
Um zu erfahren, ob Sie diesen Mann kennen und
ob er die Wahrheit spricht.
Warum soll ich dies wissen-
Weil er behauptet, Sie tönnien sein Alibi nach-
weisen. , ,
So will ich ihm konfrontiert werden.
Hella, sprach er, komm stehe auf, du mußt nach
In den einen hob er Hella rm andern fuhr er mit
dem Kriminalbeamten davon.
Mit einem Ruck hielt der Wagen. Falb stieg aus
und sprach wir sind uw o*el.
Sie traten in das unterfuchungsgesängniß ein.
In der Halle gsng der Portier auf und ab.
Ist Herr Dr. Wilbrandt zu sprechen, fragte diesen
Nein, aber Herr Dr. Wilsemann sein Assistent ist da.
Sie gingen durch den Korridor bis endlich Falb
an einer Thür klopfte. Er ließ Sandory den Vortritt
und folgte dann selbst.
„Sie wunfchen, fragte der fleißig Arbeitende kurz.
„Herrn Dr-Wilsemann zu sprechen," veifetzte Falb
kategorisch- „Ich komme in einer Kriminalsache."
Er ließ die Herren sich setzen, dann fragte er San-
dory; .Herr Falb hat Ihnen doch bereits erklärt, be-
ruht die Aussage dieses Helfers auf Wahrheit?"
 
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