Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

DOI chapter:
Nr. 251 - Nr. 260 (26. Oktober - 6. November)
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44556#0417

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Rümmer 251. LI. Jahrgang.


Freitag, 2«. Oktober t«»4.

Genera!

»

Kxvediiiorx: ^ckir»tk"tr«ke Mr. LS.

Expedition: Hauptstraße 'Ar. LS.

Abormementbpreiö r
wtt 8ieitigem illoürirtem SormtagSblatt: monatlich
4V Pfennig frei in's Haus, durch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld.

JnsertionsprciSr
die lspaltige Petitzeile oder deren Raum 8 Pf-.,
für auswärtige Inserate 16 Pf-., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt-

nmger
für Heidelberg und Umgegend


Weleseirftes Blatt in Stadt «. Anrt Heidelberg «nd llnrgegend. Grstzter Erfslg für Inserate.

Deutsches Keich.
Berlin, 26. Oktober.
— Die im „Reichsanz." veröffentlichte Kaiser-
liche Verordnung, betreffend die Einberufung
des Reichstags, ist vom 28. Oktober dadirt
und lautet: „Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden
Deutscher Kaiser, König von Preußen rc., ver-
ordnen auf Grund des Artikels 12 der Ver-
faffung, im Namen des Reichs, was folgt: Der
Reichstag wird berufen, am 15. November d. I.
in Berlin zufammenzutrcten, und beauftragen Wir
den Reichskanzler mit den zu diesem Zweck
nöthigen Vorbereitungen. Urkundlich unter
Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und bei-
gedrucktem Kaiserlichen Jnsiegel. Gegeben Neues
Palais, den 23. Oktober 1894. Wilhelm.
Graf v. Caprivi."
— Der Reichshaushaltseiat für
1895/96 wird insofern gegen den Etat für 1894/95
eine Besserung aufweisen, als eine Einnahmeposition
mit wesentlicher Erhöhung in denselben eingestellt
werden dürfte. Während im laufenden Etat in der
Position der Ueberschüsse aus früheren Jahren nur
1,3 Millionen angesetzt werden konnten und damit
ein Weniger gegen das Jahr 1893/94 von 2,7
Millionen verzeichnet werden mußte, wird in der
gleichen Position des nächsten Etats eine ungleich
höhere Summe erscheinen. Infolge der Ueberschüsse,
welche die Einnahme namentlich aus den der Reichs-
kasse verbleibenden Verbrauchssteuern, sowie aus den
Erträgen der Post- und Eisenbahnverwaltungen und
der Reichsbank über die entsprechenden Etatsansätze
ergeben hatten, schloß das Etatsjahr 1893/94 mit
einem Gesammtüberschuß von rund 14,2 Millionen
ab. Durch die Revision der Rechnungen dürfte
dieser Summe noch eine kleine Erhöhung zuwachsen.
Jedenfalls kann man, wie die „B. P. N." her-
vorheben, darauf rechnen, daß in der erwähnten
Position des Reichshaushaltsetats für 1895/96 sich

-MO Telephon-Anschluß Nr. 102. "WW
Saatenstand und Ernteausfall
in Baden.
Vom großh. Statistischen Bureau wird die
Agende Zusammenstellung der Nachrichten über den
^aatenstand und Ernteausfall in Baden um die
'Nitte des Monats Oktober 1894 veröffentlicht:
Der Körnerertrag beim Winter- und
Sommerweizen entspricht nahezu einer guten
dor beim Winterspelz und der Sommergerste einer
Hüten Ernte. Ist sonach das Ergebniß der
porige nach ein günstiges, so bat die Güte durch
,sn Regen während der Ernte bedeutend Noch ge-
lten. In vielen Fällen mußte das Getreide
Glicht eingebracht werden und dürfte in Folge dessen
namentlich die Gerste — schwer verkäuflich sein.
Der Stroh ertrag ist bei sämmtlichen Ge-
Mdearten sehr gut ausgefallen, doch ist das
^stoh, weil vielfach feucht geborgen, der Güte nach
^inderwerthig.
Die Ka rto ffe l ern t e zieht sich in Folge des
fassen Wetters ungemein in die Länge. Bei dem
Imstande, baß die Spätkartoffeln meist im schweren
Hoden gebaut sind, werden vielfach Befürchtungen
svegen Faulen der Knollen geäußert. Wieweit die-
stlben begründet sind, läßt sich ziffermäßig noch
NW feststellen. Einige Berichte, die allerdings
^us Gegenden stammen, die verhältnißmäßig wenig
lchweres Ackerfeld haben, sprechen sich dahin aus
°oß die Kartoffelfäule keine so große Ausdehnung
Hswonnen habe, wie befürchtet wurde. -In einigen
Hezirken der nördlichen Landeshälfte wird die ge-
erntete Menge als zufriedenstellend, die Güte hin-
gogen in Folge der Schädigung durch Engerlinge
gering bezeichnet.
Der letzte Klee-, Luzerne- und Gras-
schnitt ist wegen der ungünstigen Witterung noch
sücht überall geborgen. Die jungen Klee- und
Huz ern esa a te n zeigen allenthalben ein üppiges
-Dachsthum.
Die Herbstsaat (Getreide) ist durch das nasse
fetter sehr gehemmt und liegen deßhalb über das
Mausen derselben noch wenig Angaben vollständig
bor. Sie sprechen sich jedoch fast ausnahmslos
lustig über den Stand derselben aus.
. Die Einheimsung des Tabaks geht aus den
Aon mehrfach erwähnten Ursachen langsam vor sich.
>as zu erwartende Erträgniß dürfte indessen in
lEber Hinsicht zufriedenstellend sein.
, Die Hopfenernte ist sehr gut ausgefallen,
Hoch wird vielfach darüber geklagt, daß die erzielten
kreise den Arbeitsaufwand nicht ausgleichen.
y Ueber die begonnene Weinlese liegen eine
Mahl Berichte vor, die jedoch ein abschließendes
^theil über Güte und Menge z. Zt. nicht er-

möglichen. Das Gewicht des Mostes ist sehr
schwankend und wird zu 50—75 Grad nach Oechsle
angegeben.
Unter Zugrundlegung der Skala Nr. 1 — sehr
gute, Nr. 2 — gute, Nr. 3 — mittlere (durch-
schnittliche), Nr. 4 — geringe und Nr. 5 sehr
geringe Ernte berechtigt der Stand der Herbstsaaten
im Großherzogtum um die Mitte des Monats
Oktober zur Erwartung einer Ernte von 2,i für
Weizen, 2,z für Spelz, 2,4 für Roggen, 1,7 für
jungen Klee, 2 für junge Luzerne. — Durch-
schnittsertrag vom Hektar in Doppelzentnern:
Winterweizen Körner 18,5, Stroh 35,7 Sommer-
weizen Körner 16,0, Stroh 26,7, Winterspelz
Körner 19,7, Stroh 86,4; Sommergerste Körner
18,z, Stroh 25,i, Hopfen (getrocknet) 1l,z.

gegen den laufenden Etat eine Erhöhnng von rund
13 Millionen vorsinden wird.
— In der vorgestrigen Schlußsitzung der
Ausführungskommission des deutschen Antiskla-
vereikomites hob Ministerialdirektor Dr.
Kayser die großen Verdienste der Geschäfts-
leitung und die bedeutsamen Erfolge für die hu-
manen Ziele der auf die Bekämpfung der Sklaverei
gerichteten Unternehmung unter Führung hervor-
ragender Männer wie Wißmann, Baumann u.
s. w. hervor. Durch etwaige Fehler dürfe man
sich nicht entmuthigen lassen. Er sei nicht nur
im Namen der Reichsregierung ermächtigt, die
volle Anerkennung für geleistete Dienste auszu-
sprechen, sondern dürfe auch als Mitglied der
Kommission und namens derselben dem Präsi-
denten sür die wahrhaft hingebende Arbeit den
Dank aussprechen. Der Fürst zu Wied dankte
bewegt.
— Die letzten bei der hiesigen russischen Bot-
schaft eingegangenen Mittheilungen lassen eine
Veränderung im Befinden des Zaren und der
bisherigen leichten Besserung nicht erkennen.
Frankfurt, 25. Okt. Ihre Majestät die Kai-
serin Friedrich kam heute Vormittag, vom
Prinzen Friedrich Karl von Hessen begleitet, zu
Wagen aus Rumpenheim hierher, die Ausstellung
der Kochkunst, Konditorei, Bäckerei, Heeresverpfle-
gung und Volksernährung zu eröffnen. Die Aus-
stellung, welche unter dem Protektorat der Kaiserin
Friedrich steht, findet in der landwirthschaftlichen
Halle statt. Nach einer Ansprache des Vorsitzenden
Müller und der Festrede des Oberbürgermeisters
Adickes gab die Kaiserin Befehl zur Eröffnung der
Ausstellung und unternahm am Arm des Prinzen
von Hessen einen längeren Rundgang durch die
von 478 Firmen beschickte, hübsch angeordnete Aus-
stellung.
Frankfurt a. M., 25. Okt. Der soziali-
stische Parteitag lehnte den Antrag v. Voll-
mar (die Anträge, welche die Bewilligung des
bayerischen Gesammtbudgets durch die sozialistischen
Abgeordneten tadeln, als erledigt zu betrachten) ab
und nahm ein Amendement Stadthagen an,
wonach dieBebel'sche Resolution (welche die
Budgetbewilligung verwirft) durch den Zusatz:
»Soweit die Bewilligung ein Vertrauensvotum für
die Regierungen darstellt" eingeschränkt wird, lehnte
dann aber schließlich den dahin abgeänderten Antrag
Bebel ab, so daß die Angelegenheit uner-
ledigt blieb.
Ausland.
Wien, 25. Okt. Gegenüber den Meldungen,
die Prinzessin Alix werde bei ihrer Taufe den
alten Glauben nicht zu verfluchen brauchen, behauptet
das „Fremdenblatt", daß die Taufe überhaupt beim

Uebertritt von einem christlichen Bekenntniß
zur orthodoxen Kirche nicht wiederholt werde.
Auch habe die Prinzessin keineswegs ihren früheren
Glauben zu verfluchen, sondern nur das Glaubens-
bekenntuiß der orthodoxen Kirche abzulegen und
laut den Austritt aus der evangelischen Kirche zu
vollziehen. Nach Versicherung von orthodoxer Seite
fände eine sogenannte Verfluchung überhaupt
nicht statt.
Loudon, 25. Okt. Die Gesellschaftsblätter
melden, die deutscheKaiserin wolle mit ihren
Kindern nächsten Sommer verschiedene Wochen in
England zubringen, und zwar in Norris-Castle,
dem Schlosse der Herzogin-Witwe von Bedford bei
Osborne. — Labouchöre empfängt von seinem
Correspondenten die Nachricht, der Zar sei zur
Zeit der Präsidentschaft Grevys einmal inc 0 gnit 0
in Paris gewesen, um sich über die Absetzung
des Fürsten Alexander von Bulgarien mit ihm zu
besprechen. Der gleiche Gewährsmann behauptet,
nur aus Freundschaft für Carnot habe der Zar
nicht in die Verlobung der Prinzessin Helene von
Orleans mit dem Großfürsten-Thronfolger gewilligt,
welche von dem dänischen Hofe geplant gewesen sei
Die Nachrichten werden auch von der politischen
Presse abgedruckt, jedoch ohne besonderen Glauben
zu finden.
London, 25. Okt. Die „Central News"
meldet die abermalige Verwerfung neuer
bestimmtererFriedensvvrschläge, welche
die Vertreter einer neutralen Macht China und
Japan unterbreitet haben sollen. Japan sei augen-
blicklich Friedensverhandlungen abgeneigt. Es sei
außerdem der Ansicht, daß diese Eröffnungen in
Hiroschima, wo sich der Hof, die Regierung und
das kaiserliche Hauptquartier befinden, hätten an-
gebracht werden müssen, sowie daß sie von einer
durchaus bevollmächtigten Seite hätten ausgehen und
auf der Anerkennung der unleugbaren japanischen
Erfolge hätten beruhen sollen. Japan wünsche über-
haupt China eine solche Niederlage beizubringen,
daß es sein Land den fremden Mächten ohne Ein-
schränkung öffnen müsse, wobei Japan den Löwen-
anteil davontrüge. China anderseits hat seine Be-
reitwilligkeit zur Entgegennahme von Friedensvor-
schlägen nur zum Eingehen eines Waffenstillstandes
ausgedrückt.
Loudon, 25. Okt. Nach einer weiteren Mel-
dung des Reuter'schen Bureaus aus Aokohama vom
25. Oktober nachmittags ist das Gerücht von der
Landung japanischer Truppen in
China zwar noch nicht amtlich bestätigt, findet
aber allgemeinen Glauben, da feststeht, daß Mar-
schall Oyama die Landung in Port Arthur oder
Wai-Hei-Wai oder an diesen beiden Punkten be-
werkstelligen sollte.

Gesucht und Gefunden.
Roman von Hermine Frankenstein.
(Fortsetzung.)
Die Fürstin war nachdenklich und sehr bleich.
Mya's Augen funkelten. Das Bild, welches El-
entwarf, bezauberte sie. — „Wir sind Beide
geborene Engländerinnen, Herr Elliot", sagte die
Mrstin sanft. „Wir sind im gleichen Alter. Wir
Men Beide Kinder von etwa acht Jahren, als
M nach Khalsar gebracht wurden. Wir bettelten
M der Straße mit unserem Vormunde, als die
, uigin in ihrer Sänfte und von ihren Wachen
Mgeben vorbeikam. Es ereignete sich ein kleiner
Mall, welcher Ihre Majestät zwang, aus ihrer
^nfte steigen. Dieser kleine Unfall wirkte be-
Mwend auf unser ganzes künftiges Leben. Denn
's Königin sah uns und wurde von dem Wunsche
s'?ßt, uns zu adoptiren. Sie krackte uns mit
Merem Vormunde in ihren Palast und machte uns
c- Men Töchtern. Unser guter Freund hier Herr
^ußpeth, der Missionär, und sie schaute in das
sMürdige Gesicht des alten Engländers, unter-
biete und erzog uns. Was wir sind, verdanken
M nächst der Gnade des Himmels ihm." — „Sie
tdanken mehr sich selbst als mir, Eure Majestät",
Ate der alte Missionär. „Hätte ich nicht den
H ien Boden vorgefunden, ich hätte das Wachthum
d Blumen nie befördern können. Sie waren
Natur aus edel und wahrhaft und groß. Ich
hrte und pflegte den guten Samen in Ihnen,
und unterrichtete sie, aber kein Unterricht und
'ne Erziehung der Welt kann eine Distel in eine
" verwandeln", und er seufzte schwer. „Sie

verdanken, was Sie sind, nur dem Himmel und
sich selbst mein theueres Kind. Elliot bildete sich
ein, daß der Seufzer und die Anspielung auf eine
„Distel" sich auf einen anderen Zögling des alten
Missionärs bezog. Und er wunderte sich, daß Huß-
peth die hübsche Maya mit ihrer weißrothen Schön-
heit und ihrer geschmeidigen Anmuth nicht er-
wähnte.
Es war Maya, welche zunächst sprach und mit
einem gewissen Ungestüm ausrief: „Es ist wahr,
die Fürstin adoptirte uns, aber Sind« war immer
ihr Liebling. Sinda war es, die sie hätschelte,
auf Sinda ruhte ihr Blick stets voll Liebe und
Zärtlichkeit. Hätte sie nicht geglaubt, daß wir
Schwestern wären, sie hätte mich zu Sinda's
Kammermädchen gemacht. Und als sie starb, setzte
sie Sinda zu ihrer Erbin ein und hinterließ ihr
die Königskrone und den königlichen Rang. Alles
wurde nur an Sinda verschwendet. Mr. Hußpeth
hat sie immer am meisten geliebt. Und sie ist jetzt
Königin und dies Volk huldigt ihr, während ich
nur ihre Ehrendame bin." — „O", fuhr Maya
fort, „ich möchte gerne nach England gehen, um
Herrin in einem schönen Heim zu sein uud von
einem liebenden Vater vergöttert zu werden."
„Maya", rief die junge Fürstin mit liebevol-
lem Vorwurfe aus, „habe ich Dich nicht geliebt?
Bist Du mir nicht unentbehrlich? Sprich doch
nicht so I" — „Und sie kann den Rayah heirathen,
wenn sie will," sagte Maya. „Ebren auf Ehren
fallen rbr zu; Glanz um Glanz, Reichthümer um
Reichthümer; aber mir fällt nichts zu." — „Ver-
zeihen Sie, Königin", sagte Elliot, sich wieder an
die junge Fürstin wendend, „aber sind Sie Beide

Schwestern?" — „Ich glaube nicht", sagte die
Fürstin zögernd. „Wir glauben es Beide nicht,
da wir fast in ganz gleichem Alter sind; aber wir
haben uns nie ganz sicher gefühlt. — „Ich bin
ganz sicher," sagte der Missionär entschieden. „Un-
möglich kann das gleiche Blut in ihren Adern
fließen. Obwohl Beide blond sind, sehen sie sich
doch gar nicht ähnlich. Und in ihrer Gemüths-
beschaffenheit sind sic grundverschieden. Sie kön-
nen nie und nimmer demselben Stamme ent-
sprossen sein."
„Dennoch würde ich gerne glauben, daß Maya
meine Schwester ist", sagte die Fürstin mit zän-
lichem Blicke nach ihrer Gefährtin. „Ich erinnere
mich keiner Vergangenheit, in welcher sie nicht ge-
genwärtig gewesen wäre. Ich denke nicht gerne an
eine Zukunft, die sie nicht theilen sollte. Die
Thatsache, daß wir Beide geborene Engländerinnen
find, war ein starkes Band zwischen uns. Wir
haben sehr viel über jenes ferne Heimathsland un-
serer Eltern gesprochen und nachgedacht. Wir hät-
ten gerne gewußt, ob in England Blutsverwandte
uns leben. Wir haben Bücher über England ge-
lesen, die uns Herr Huspeth brachte, wir haben
englische Landkarten studirt und uns gesehnt dahin-
zugehen, obwohl unser Leben hier sehr glücklich
war." — „Sie genossen viele seltene Vorzüge für
ein Land, wie dieses", sagte Hußpeth. „Sie be-
sitzen mannigfache Kenntnisse und find durchaus
wohlgebildet. Sie würden der besten Gesellschaft
in England Ehre machen."
„Katharina Elliot", wiederholte die junge Fürstin
gedankenvoll, den Kopf schüttelnd. „Der Name
klingt mir vollständig fremd." — Das Kind wurde

Käthe genannt", versetzte Elliot, hoffend, daß dieser
Name vielleicht das schlummernde Gedächtniß eines
der beiden jungen Mädchen zu erwecken vermöchte.
„Kleine Käthe!" — „Kleine Käthe!" wiederholte
Maya erschreckend und mit lebhaft erglühendem Ge-
sichte. Diese war voll lebhaftester Erregung, indeß
Bathurst's Gesicht vor Erwartung und Neugier er-
glückte. — „Kleine Käthe!" sagte die Fürstin sanft,
während ihr edles Gesicht einen matten, traurigen
Ausdruck annahm, als hätte sie gehofft, sich selbst
auf den Namen erinnern zu können und sähe sich
jetzt enttäuscht. — „Wissen Sie den Namen des
Sepoys, Herr, welcher Hauptmann Elliots Kind
gestohlen hat?" fragte der Missionär. — „Sein
Name war Topee!" — „Topee!" Topee!" rief
Hußpeth erschrocken aus. — „Topee!" schrieen die
Fürstin und Maya in heftiger Aufregung, so daß
Elliot erstaunt fragte: „Sie haben den Namen
schon früher gehört?" — „Es war ein entlaufener
Sepoy, Namens Topee, welche diese beiden Mäd-
chen, damals junge, achtjährige Kinder, nach Khalsar
brachte", rief der Missionär.
Bathurst stieß einen lauten Schrei des Er-
staunens aus. — „Die Vorsehung hat Sie hieher
gesendet", rief der Missionär aus. „In einem
dieser beiden Mädchen werden Sie, wie ich glaube,
Graf Tregarons Tochter finden."
„Aber welche ist es?" rief Bathurst aus, die be-den
Mädchen abwechselnd anschauend. „Katharina Elliot
war sieben Jahre alt. Sie kann ihre Eltern nicht
vergessen haben, wenn sie wirklich lebt. Erinnert
sich keine von Ihnen an Ihre frühesten Kinder-
jahre? Welche von Ihnen ist Käthe — die kleine
Käthe Elliot?"
 
Annotationen