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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 181 - Nr. 190 (6. August - 16. August)
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Aeuev

Nummer 187. H Jahrgang

Montag, 13. August 1884

General-GAnseiger


für Heidelberg und Umgegend

Expedition: ^cruptstrnße "Mr. 25.

GeLeseirsLes Matt in Sterdt rr, Armt HeLdeLbeVg ZrMd LtnrgeOEd. Gv'ötzteV GvsslD friV Infevate

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dem

Deutsches Reich.
Berlin, 13. August.
— Zu Gutachten über die Wirkungen der
Aufhebung des Identitätsnachweises auf
die Interessen der Landwirthschaft und der Müblen-
industrie sind jetzt vom landwirthschaftlichen Mini-
sterium auch die Handelskammern aufgefordert
worden, so daß also die jüngst gemeldete Enquette
sich nicht auf die Landwirthschaft allein erstrecken
wird.
— Der Vorstand des V e r e i n s Deutscher
Tabakfabrikanten und Händler erläßt zur
Tabakfabriksteuer-Enquete neuerdings folgende Er-
klärung: „Verschiedene Mittheilungen seitens
unserer Mitglieder lassen erkennen, daß an einigen
Orten die Behörden den Versuch machen, die
Ausfüllung der vom Reichsschatzamt versandten
Fragebogen bezüglich einer Tabak-Enquete durch
Androhung von Geldstrafen zu erzwingen. Wir
sind der Ansicht, daß ein Recht zur Verhängung
solcher Strasen nicht existirt, daß vielmehr Nie-
mand zur Beantwortung der gestellten Fragen
gezwungen werden kann. Wir können daher allen
denen, welchen ein derartiges Strafmandat zu-
gehen sollte, nur rathen, richterliche Entscheidung
anzurufen." Der Vorstand ersucht, Mittheilungen
über derartige Fälle an ihn gelangen zu lassen.
— Es hieß kürzlich, die Arbeiten in Bezug auf
die Reform des Militär st rafverfahrens
seien soweit vorgeschritten, daß nur noch die Schluß-
entscheidung nöthig sei. Diese Nachricht erscheint
mindestens verfrüht, wenn die „Münch. N. N."
richtig unterrichtet sind, die erfahren haben wollen,
daß der bayerischen Regierung über einen neuen
Entwurf zur Reform des Militärstrafverfahrens
überhaupt noch nichts mitgetheilt worden sei. Das-
selbe Blatt veröffentlicht gleichzeitig eine angebliche
Berliner Korrespondenz, wonach bei der Umände-
rung des Strafprozesses große Schwierigkeiten zu
überwinden seien; viel vermögende Leute, die sich
hoher Protektion erfreuen, wollten von einer Reform
des Militärstrafverfahrens nichts wissen.
Karlsruhe, 11. Aug. Das Reichsversiche-
rungsamt hat in verschiedenen Streitsachen ange-
nommen, daß durch Unfälle entstandene grobe Ver-
unstaltungen die Erwerbsfähigkeit nach-
theilig beeinflussen können und daher bei Bemessung
der Höhe der zuzusprechenden Rente mit zu be-
rücksichtigen sind. An sich ist allerdings zuzugeben,
daß solche Stellungen subjektiv die Fähigkeit,
lohnende Arbeit zu verrichten — die Arbeitsfähig-
keit — nicht beeinträchtigen; dagegen beschränken
re objektiv das Arbeitsfeld — und damit die Er-
werbsfähigkeit — insofern, als zahlreiche Arbeit-
geber Bedenken tragen, Personen mit auffallenden
Verunstaltungen bei sich anzustellen. Dies wird

Bahnbauten.
Dio Wichtigkeit von Eisenbahnen für das
wirthschaftliche Leben eines Staates und für die ge-
deihliche Entwicklung des Gewerbefleißes der Be-
völkerung unterliegt heute keinem Zweifel mehr
und die deutschen Bundesstaaten sind im Allge-
meinen in den letzten Jahrzehnten mit besonderem
Eifer vorangegangen, ihre Bahnnetze zu erweitern
und neue Schienenwege in den Dienst des Ge-
sammtverkehrs zu stellen.
So mancher Bezirk von der Natnr vernach-
lässigt und durch Erwerbslosigkeit seiner Bewohner
sehr bedeutend zurückgekommen, hat nach der An-
lage von Bahnlinien durch unmittelbare Ver-
bindung mit dem großen Verkehr einen erheblichen
Aufschwung genommen, und die Zahl der Gebiete,
die auch heute noch völlig seitab stehen, noch nicht
an das große Eisenbahnnetz angeschlossen sind, ist
doch eine recht mäßige geworden. Selbst in den
kleineren deutschen Bundesstaaten, für welche der
Bau auch nur einer einzigen Bahnstrecke schon
eine beträchtliche Ausgabe bedeutet, ist doch viel
geschehen, um her Verdienstlosigkeit ein Ende zu
Machen. Hat nicht jede Bahnstrecke die auf deren
Bau gesetzte Hoffnung erfüllt, so gilt das doch
nur von Wenigen; In der weitaus größeren
Mehrzahl der deutschen Eisenbahnen ist zum
Mindesten der wirthschaftliche Nutzen der Anlagen
unbestreitbar, wenn nicht auch noch ein finanzieller
Vortheil vorhanden ist.
Diese Sachlage sollte um so eher dazu führen,
da, wo heute noch Lücken im deutschen Eisen-
bahnnetz bestehen, diese Lücken auszusüllen. Wie
schon dargelegt, ist die Zahl der heute noch nicht
erschlossenen Gebiete gegen früher eine recht mäßige
geworden, aber gerade deshalb wird dort, wo noch
kein direkter Schienenweg besteht, diese Abge-
schlossenheit doppelt empfunden. Wir haben doch
Uoch Fälle zu verzeichnen, wo der Mangel einer
Bahn die Entwicklung einer leistungsfähigen In-
dustrie noch heute beeinträchtigt, obgleich dieser
Bahnbau sehr gewiß rentiren würde und auch
keinerlei unüberwindliche Schwierigkeiten der Bau-
ausführung entgegenstehen. Es sind da mehr
svrmelle Bedenken, die von einem Jahre zum an-
dern hingeschleppt werden, während ein einziges,
energisches Wort längst die Entscheidung herbei-
geführt haben könnte. Das Unterlassen solcher

Der alte Herr schüttelte den Kopf, aber zugleich
machte er eine Bewegung mit der Hand, welche
eben so gut eine Gewährung, wie eine Ablehnung
sein konnte.
„Es thut mir leid, daß die Sache in ein solches
Stadium eingeireten ist," sagte er langsam. „Ich
hindere Sie indeß nicht. Thun Sie Ihre Pflicht.
Die Räume des Hauses stehen Ihnen offen. Frau
Baumgart, wollen Sie die Herren führen?"
Während er sprach, schweifte sein Blick unsicher
zu der Todten hinüber und mit einem Schauder
wandte er sich ab.
Alle verließen das Gemach; die Thür schloß sich
zwischen ihnen und einem ungelösten Räthsel. Die
Frau mit der Schutzbrille geleitete den Hausherrn
in den gegenüberliegenden blauen Salon. Mit
einem Blick nur streiften denselben ihre vier Be-
gleiter. Er zeugte, wie alles in diesem Hause, von
großem Reichthum.
Raum für Raum ward besichtigt. Der letzte,
der jedes Gemach verließ, war allemal der Kriminal-
beamte.
An der Treppe im ersten Stockwerk stand der
alte Johann.
„Wozu sind die Räume der Todten?" richtete
der eine der Herren bereits auf der obersten Stufe
plötzlich an die Führerin das W rt. Möchten Sie
uns zuerst jetzt dieselben zeigen?"
Frau Baumgart schritt ihnen voran nach dem
bisherigen Schlafgemach Frau Volkheim's. Alles
war noch unberührt. Auch hier sah das Auge
nichts Auffälliges.
Schon wollte man wieder das Gemach verlassen,

Fsrtrvähvend
«erden von allen Postanstalten, Landbriefträgern
unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.

Die verborgene Knnö.
Kriminal-Roman aus der neuesten Zeit
von E. von der Hove.
6» (Fortsetzung.)
Die beiden Begleiter hatten unterdessen in .....
Zimmer Umschau gehalten; der Beamte stand an
°er Thür und beobachtete nicht nur das Gemach
k^bst, sondern auch die darin befindlichen Personen
^verwandt. Er sah das Kopfschütteln des Arztes,
^ber keine Frage stellte er.
„Nun?"
Mit diesen Worten traten die anderen Herren näher.
„Erstickt oder auch nicht!" lautete die etwas
Unwirsche Antwort. „Werde, wer kann, daraus
'lug. Gewalt ist nicht gebraucht. Der Tod ist
^türlich eingetreten, das heißt, ohne Erdrosselung
Nvd dergleichen. Die weit offenen Augen sagen
Aw nichts. Das kommt bei den gewöhnlichsten
^"besaiten vor und da niemand dabei war, so
°vnte ihr auch niemand die Augen schließen. Den-
^vch, — hm, — es ist Räthsel!"
„Haben Sie irgend eine Wahrnehmung ge-
diacht?" fragte einer seiner Begleiter.
. „Ja und nein, das ist es ja eben!" versetzte
er Gefragte ärgerlich. „Es ist alles völlig natür-
und auch wieder nicht. Das Blut hat eine
jftch sonderbare Färbung und einen so eigenthüm-
Geruch; aber das kann auch Folge der Er-
lE'ckung durch Gasdunst sein, wenn das die Todes-
ursache war."
„Wenn! So zweifeln Sie?"

namentlich der Fall sein bei denjenigen Personen,
welche Dienste rein persönlicher Art zu verrichten
haben; aber auch Andere werden darunter zu leiden
haben, daß ibre Anstellung lediglich in Folge auf-
fallender körperlicher Fehler und Gebrechen besonders
erschwert ist. So werden z. B. häufig genug
Arbeitgeber scheuen, Personen, welche an einer solchen
offensichtlichen körperlichen Verunstaltung leiden, in
ihrem Betriebe eine hervorragende leitende Stellung
anderen Arbeitern oder Beamten gegenüber einzu-
räumen, da der persönliche Einfluß und die Fähig-
keit persönlicher Einwirkung erfahrungsmäßig nicht
selten unter derartigen Aeußerlichkeiten leiden und
durch sie beeinträchtigt werden. Darnach kann sehr
wohl lediglich durch eine Verunstaltung das Fort-
kommen eines Menschen nicht unerheblich erschwert
werden. Da nun das Unfallversicherungsgcsetz, wie
sich aus dem klaren Wortlaut des § 5 ergibt, in
der Rente einen Ersatz für den durch einen Unfall
hervorgerufencn Schaden, soweit er in der Vernich-
tung oder Beeinträchtigung nicht der Arbeits-,
sondern der Erwerbsfäyigkeit besteht, leisten will,
so muß die Höhe der Rente so bestimmt werden,
daß der Verletzte eine entsprechende Vergütung auch
dafür erhält, daß seine Fähigkeit, einen Erwerb zu
finden, durch eine äußere Entstellung eine Einbuße
erlitten hat.
Ausland.
Paris, 11. Aug. Anarchistenprozeß.
Während der Rechtsanwalt Levy Albares den
Angeklagten Billon vertheidigt, unterbricht ihn
der General-Advokat mit der Mittheilung er, habe
soeben ein Packet erhalten, das mit Koth ge-
füllt sei und außerdem die vorgestrige Nummer
des „Jntransigeant" enthalte. Er wolle die An-
geklagten nicht für den Bubenstreich verantwort-
lich machen. Die Sitzung wird unterbrochen, da-
mit der Generaladvokat die Hände waschen kann.
Dann fährt Levy Albares mit seiner Verthei-
ügungsrede fort. Nach verschiedenen Verthei-
digungsreden spricht Demange für Fsnson und
bekämpft alle Ausführungen des Generaladvokaten.
Da dieser voraussichtlich nnwortet, so dauert die
Verhandlung bis tief in die Nacht.
Petersburg, 10. Aug. Vielfach wurde am
Vermählungstage der Großfürstin Xenia eine
mehr oder weniger ausgedehnte Amnestie für
leichtere Verbrechen als kaiserlicher Gnadenakt er-
wartet ; eine solche erfolgte aber bekanntlich nicht.
Bereits am Hochzeitstage tauchten nun Gerüchte
auf, der Kaiser habe am Morgen darauf bezüg-
iche nihilistische Drohbriefe erhalten, in
)enen die Begnadigung der politischen Verbrecher
verlangt wird, und diese Drohbriefe unter anderen
Briefschaften auf seinem Schreibtische vorgefunden.
Hierauf wurde dann auch das Nichterscheinen
als der Beamte — zum erstenmal — unvermittelt
die Frage stellte:
„Wo verwahrte die Todte ihre Kostbarkeiten und
dergleichen? Wird nichts vermißt?"
Die Frau mit der Schutzbrille wandte ihm ihr
Gesicht nicht zu, während sie antwortete:
„Im anstoßenden Boudoir verwahrte Frau Volk-
heim alles. Ich habe noch nicht daran gedacht,
— ich glaube, auch wohl keiner im Hause dar-
nach zu sehen. Sie dürfen nicht vergessen, meine
Herren, daß unserer festen Nebczeugung nach Frau
Volkheim durch einen unglücklichen Zufall erstickt ist."
Eie sprach diese Worte mit einem Eifer, der
recht wohl Entrüstung über diese Untersuchung sein
konnte, und somit nichts Ausfälliges bot.
Ein wahres Raritätenkabinett war es, welches
sich vor den Blicken der ihr folgenden Herren in
der nächsten Minute öffnete; dennoch zeigte das-
selbe nichts Ueberladenes; mit feinem Kunstsinn
waren alle Gegenstände darin placiert.
„Ist es dieser Schrank.
Mit diesen Worten schritt der Beamte quer
durch das elegante Gemach und auf ein kleines,
chinesisches Kunstwerk nut eingelegten Perlmutter-
arabesken ^u, aus welchen den Eintretenden ein
wahrer Reichthum von glitzernden Steinen und Perlen
entgegenstrahlte.
„Wo ist der Schlüssel hierzu?" fuhr der Be-
amte fort, die Antwort nicht abwartend, sich der
Frau mit der Schutzbrille zuwendend. „Dürfen
wir um denselben bitten?"
„Herr Volkheim hat denselben an sich genom-
men," sagie sie etwas unsicher.

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Bahnbauten läßt wirthschaftliche Schätze unge-
hobelt und versäumt eine Ausnützung vvu Vor-
theilen, die klar auf der Hand liegen. Eine heil-
same Förderung von Bahnbauten da, wo heute
noch Landwirthschaft, Industrie und Gewerbe der-
selben harren, erscheint dringend erwünscht, selbst
anfängliche kleine Opfer werden bald ausgewogen
durch die erwachsenden allgemeinen Vortheile.
Unter den deutschen Bundesstaaten ist das
Königreich Sachsen wohl derjenige, der mit Bahn-
bauten am fleißigsten vorgegangen ist und der
Nutzen davon ist nicht ausgeblieben, der wirth-
schaftliche ebenso wenig wie der finanzielle; auch
Baden hat für Bahnbauten fleistig gewirkt. In
Preußen und Bayern dagegen ist seit einiger Zeit
hinsichtlich der Vornahme von neuen Bahnbauten
ein sehr verlangsamtes Tempo eingeschlagen, es
werden finanzielle Verlegenheiten in den Vorder-
grund gestellt, um das Unterlassen verschiedener
dringend gewünschter Bahnanlagen zu motiviren.
Indessen darf doch die Geldfrage hier keine allein
entscheidende sein. Die Eisenbahn steigert auch
die Steuerkraft der Bewohner eines dem Verkehre
neu erschlossenen Bezirkes, und schon dadurch er-
wachsen der Staatskasse Baareinnahmen, die vor-
her nicht vorhanden und unter unveränderten
Verhältnissen auch nicht zu erwarten waren.
Wir sind ja längst nicht mehr auf den Bau
von Vollbahnen angewiesen, ist Bezirken mit
schwächerem, erst erwachendem Verkehre und ärmerer
Bevölkerung haben Kleinbahnen sehr segensreich
gewirkt, und auf ihren weiteren Ausbau würde
also vor allen Dingen da hinzuarbeitcn sein, wo
es sich noch um die Erschließung bisher brach
liegender Bezirke handelt. Die Förderung des
Baues von Kleinbahnen ist weniger kostspielig,
und es bleibt doch freigestellt, bei erhöhtem Ver-
kehr diesem durch geeignete Maßnahmen Rechnung
zu tragen.
Ein überstürzter Neubau von Eisenbahnen,
eine gar zu heftige Reform trägt wenig Nutzen;
wer falsch rechnet, rechnet zwei Mal, heißt es auch
auf diesem wichtigen Gebiete des wirthschaftlichen
und Verkehrslebens. Aber man soll auch nicht
zu weit hinausschiebcn, was zeitig geschehen kann.
Wir wollen auch daran denken, daß unter den
heutigen kritischen, wirthschaftlichen Verhältnissen
gerade die Industrie resp. die Landwirthschaft von
nicht durch die Eisenbahn erschlossenen Gebiets-
teilen am meisten leiden und damit naturgemäß
wieder die gesammte Bevölkerung. Stetigkeit in
der Fortentwickelung des Eisenbahnbaues ist Noth-
sache, dann bleibt auch in den Gebieten, wo man
heute noch über den Mangel einer Eisenbahn
klagt, das Vertrauen und damit Arbeitslust und
Unternehmungsgeist.
„Findet sich kein- Spur, die irgend einen An-
halt bietet?" fragte er zurück.
Seine Augen wanderten dabei zu dem Kriminal-
beamten an der Thür hinüber; aber dieser rührte
sich nicht.
„Das müssen wir erst sehen", sagte der andere
der Herren. „Es muß eine umfassende Unter-
suchung stattfinden."
Der alte Johann war an den Beamten herangetreten.
Soll ich Herrn Volkheim benachrichtigen fragte
er leise.
Derselbe nickte nur und der Graukopf wollte
eben das Zimmer verlassen, als die Thür sich öff-
nete und, von der Frau mit der Schutzbrille ge-
führt, Herr Volkheim erschien. Es war, als hätte
diese eine Nacht ihn um Jahre altern lassen. Mit
unverkennbarer Anstrengung verbeugte er sich vor
den Herren, dann richteten seine Augen sich auf
Falb. Dieser verstand die stumme Frage.
„Herr Volkheim," sprach er gewandt, „die ge-
richtsseitige Feststellung des Thatbestandes unum-
gänglich nothwendig. Sie werden uns gestatten,
auch die übrigen Räume des Hauses in Augen-
schein zu nehmen."
Der reiche Mann stützte sich sichtbar schwer auf
den Arm seiner Begleiterin.
„Aber, mein Herr, der Todesfall, so erschütternd
er auch ist, bedarf doch keiner weiteren Untersuchung.
Meine arme Frau ist erstickt!"
Der Beamte verbeugte sich.
„Ganz recht, Herr Volkheim," sprach er resolut,
„und darum müssen wir feststellen, daß dies ohne
Zuthun einer fremden Hand geschah, woran Ihnen
doch gewiß gelegen ist. Sie gestatten uns also —"
 
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