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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 181 - Nr. 190 (6. August - 16. August)
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Nummer IW. H Jahrgang.

Aettev

Donnerstag, 16. August 18S4.


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mit Sseittgem illugrirtem Sonntagsblatt: monatlich
4V Pfennig frei in'S Haus, durch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld.
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Expedition: Knnptstrnße Mr. 25.

für Heidelberg und Umgegend
(Würger-Zeitung).

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die lspaltige Petitzeile oder deren Raum S Pf-.,
für auswärtige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt-
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Expedition: Lhauptstraße Mr. 25.

Gelesenstes VLcrtt irr SLerdt rr. ArrrL HeideLbe^g und Nimgsgsrrd. G^stztsV HVssIg srrv Insekte.

WM" Telephon-Anschluß Nr« 102. -MU
«erden von allen Postanstalten, Landbriefträgem
unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
_entgegengenommen._
Petroleum und Gas.
Wenn alle Anzeichen nicht trügen, so wird
doch der von der Standarb-Oil-Company und den
russischen Petroleum-Produzenten geplante Petro-
troleum Ring in nicht allzu ferner Zeit die ihm
noch entgegenstehenden Schwierigkeiten überwinden
und als ein Ausbeutungsmonopol der schlimmsten
Art ins Leben treten.
Das wirthschastliche Leben hat sich heute zu
vielseitig gestaltet, die heutige Wirtschaft ist zu
sehr zur Weltwirthschaft geworden, als daß irgend
welche Faktoren, und seien sie noch so mächtig,
das wirthschaftliche Leben der Welt unter ihre
Botmäßigkeit bringen könnten.
So sind wir denn auch fest überzeugt, daß in
dem Augenblicke, wo die vereinigten Petroleum-
produzenten versuchen wollten, den Preis des Pro-
duktes auf eine unnatürliche Höhe zu schrauben,
sich alsbald die Mittel und Wege gleichsam von
selbst bieten würden, jener Vergewaltigung des
wirthschaftlichen Lebens entgegenzuwirken.
Eines der wirksamsten jener Mittel ist bereits
jetzt gegeben. Vielleicht wäre es angezeigt, mit
der Anwendung dieses Mittels nicht auf das Zu-
standekommen des Petroleum-Ringes zu warten,
sondern-cs bereits jetzt als vorbeugende Maßregel
anzuwenden. Das Mittel, welches wir meinen,
ist die auch bei uns geplante Herabsetzung des
Gaspreises.
Würde der Gaspreis aus ein Niveau herab-
gesetzt werden, der den Gasverbrauch rentabler
machen, der es auch der Bevölkerung ermöglichen
würde, Gas zu brennen, so würde schon jetzt
ein solcher Druck auf deu Preis des Petroleums
ausgeübt werden, daß das geplante Kartell viel-
leicht gar nicht zu Stande käme.
Wir sind weit davon entfernt, von den Gas-
anstalten ein Opfer für das allgemeine Wohl zu
verlangen. Aber die Gasanstalten, sowohl die
Privatanstalten als die gemeindlichen, haben bis-
her eine höchst engherzige Politik getrieben, die
selbst vom rein privatwirthschaftlichen Standpunkt
bei der jetzigen Entwickelung der Beleuchtungs-
und Heizungs-Industrie nicht mehr haltbar ist.
Die Erfahrung lehrt, daß die Verbilligung einer
Waare in fast allen Fällen, soweit eben die Waare
konsumsähig ist, den Konsum derselben so steigert,
daß der Ausfall am Preise durch die Vergrößer-
ung des Verbrauches ausgewogen wird.

Die verborgene Kcrnö.
Kriminal-Roman aus der neuesten Zeit
von E. von der Have.
9) (Fortsetzung.)
Mechanisch richtete Hans das vor ihm kniende
Mädchen auf, ließ er sie auf die Bank zurücksinken,
um dann an das Fenster zu treten und die fieber-
brennende Stirn gegen eine der kühlen, buntfarbigen
Glasscheiben zu lehnen. Roth, wie in Blut ge-
taucht, sah er alles vor sich, und schaudernd kehrte
er sich zu der Halbohnmächtigen zurück.
„Jertba," sprach er, „es ist ein grauenhaftes
Verhängniß, welches über mich hereingebrochen ist.
Dir aber will ich alles gestehen. Ja, ich bin furcht-
bar leichtsinnig gewesen, aber auch nur das, nicht
schlecht, bei Gott nicht! Kein Verbrechen, wie Du
andeutetest, lastet auf meiner Seele, so schwer-
wiegend auch alles gegen mich spricht. Dennoch
habe ich eine Schuld auf mich geladen. Der Leicht-
sinn brachte mich auf schlechte Bahnen und ich gab
— durch die Noth getrieben — eine Unterschrift
von mir für die des Vaters aus. Ich hoffte auf
Deckung bis gestern; vergeblich. Da endlich offen-
barte ich mich der Mutter und sie bot mir Rettung,
indem sie mir eins ihrer Brillantkolliers gab, um
mir darauf das nöthige Geld zu verschaffen, denn
die Ehrenschuld, um die es sich handelt, kommt
morgen zum Verfall. Ich griff nach dem retten-
den Strohhalm. Mein Leichtsinn hatte mich die
Wege kennen gelehrt, wie man sich Geld auf solche
Art und Weise verschafft, wenn ich es auch bisher
noch nicht gethan hatte. Die Mutter war sehrun-

Eine große Wahrscheinlichkeit — wenn man
nicht sagen will: die Gewißheit spricht dafür, daß
die Gasindustrie zu jener Verbilligungstaktik,
wenn sie von dieser nicht freiwillig Gebrauch macht,
über kurz oder lang durch die Macht der Tat-
sachen gezwungen werden wird, denn dem Leucht-
gas ist ein höchst gefährlicher Konkurrent in dem
elektrischen Licht entstanden.
Gelingt es einmal, durch neue Erfindungen
die elektrische Beleuchtung billiger, bequemer und
vor Allem zuverlässiger zu machen — und daran
ist nicht zu zweifeln, daß dies geschieht — so
werden die großen Gaskonsumenten, Theater,
Konzert-Etablissements, Fabriken rc., sich vom
Gas überhaupt ab- und dem elektrischen Lichte
zuwenden. Die Gasindustrie wird daun im
Wesentlichen auf die kleinen Abnehmer angewiesen
sein d. h. sie wird gezwungen sein, die Preise
wesentlich herabzusetzen.
Es bietet sich übrigens dann der Gasindustrie
noch ein Weg, den Ausfall wettzumachen, indem
sie durch Preisherabsetzung dem Betriebsgas, also
dem zum Heizen, Kochen und zu gewerblichen
Zwecken verwendeten Gas, ein weiteres Feld
erobert.
Es ist somit außer allem Zweifel, daß die
über kurz oder lang doch nicht zu vermeidende
Herabsetzung des Gaspreises dem Zustandekommen
des Petroleumkartells wirksam entgegen arbeiten
würde, während jene Preisherabsetzung die Gas-
industrie in keiner Weise schädigen, ja, ihr viel-
leicht zum Nutzen gereichen würde.
Deutschland und Frankreich.
Im Vordergrund aller politischen Betrach-
tungen wird immer das Verhältnis Deutschlands
zu Frankreich stehen. Ohne Optimist zu sein,
läßt sich behaupten, daß es zur Zeit recht be-
friedigend und zweifellos besser als seit einer
langen Reihe von Jahren ist. Gewiß werden
die politisch maßgebenden Kreise bei uns nicht
der Hoffnung sein, daß die Franzosen jemals
von ihrer Revanchepolitik lassen werden; und für
Deutschland heißt es immer, „towjours on
voäotto" zu sein. Aber auf der andern Seite
haben sich die ausschlaggebenden Factoren bei uns
nicht verhehlen können, daß trotz der vorhandenen
Revanchegelüste es unendlich viele Punkte geben
könne, wo sich ein gemeinsames Zusammengehen
beider Länder erzielen lasse- Früher glaubten
gewisse Kreise, daß der Antagonismus der beiden
Staaten ein solches Zusammenarbeiten verhindere,
und außerdeutsche Regierungen hatten zweifellos
ein großes Interesse daran, diese Auffassung zu
bekräftigen und zu erhärten. Aber schließlich
müßten sich die politisch maßgebenden Factoren

erbittlich; es währte lange, ehe sie mir die Hilfe
leistete, die ohne des Vaters Beistand sich nur auf
diesem Wege so schnell beschaffen ließ. Ich weiß
nicht mehr, was ich alles angestellt habe, um sie
zu erweichen, dabei muß ich das Medaillon ver-
loren haben!"
Mit wachsender Spannung war Jertha seinen
Worten gefolgt.
„Du bekamst von der Mutter nur ein Kollier?"
fragte sie jetzt. Für die Strafwürdigkeit, welche in
einer Namensfälschung lag, besaß sie kein Ver-
ständniß.
„Nur ein Kollier, — so wahr ein Gott über
uns ist!" betheuerte er.
„Wo blieb dann das zweite?" hallten ihre
Worte in den dämmergrauen Abend hinaus.
Und der Wind fuhr durch das fahle Laub und
raschelte in den tief herabhängenden Weiden am
Ufer. Oder war es nicht nur der Wind?
Die beiden im Pavillon befindlichen jungen
Menschenkinder hatten für nichts sonst Auge und
Ohr, aE nur für das eine, was sie vollauf in An-
spruch nahm: das Geheimniß, welches die letztver-
gangene Nacht in ihrem Schlosse barg.
„Das Kollier muß zur Stelle geschafft werden,"
brach Jertha plötzlich das Schweigen. „Du mußt
dem Vater die Wahrheit sagen und dir von ihm
das Geld geben lassen, den Brillantschmuck ein-
zulösen!"
Er antwortete ihr nicht; er hatte die Lippen
aufeinander gepreßt. So stand er von ihr abge-
wandt und starrte in die hereinbrechende Dunkelheit
hinaus.
„Du mußt es thun, Hans!" wiederholte sie.

sagen, daß es nur die Interessen der anderen
Länder fördern hieße, wenn Deutschland und
Frankreich bei Fragen, die beide Staaten gleich-
mäßig berühren, einer Verständigung aus dem
Wege gingen. Ein Zusammengehen der beiden
Regierungen ist in der letzten Zeit mehrfach er-
folgt, so in der Colonialpolitik und in dem Vor-
gehen gegen Griechenland. Männer, die mit den
Schwingungen der Volksseele in Frankreich genau
bekannt sind, mußten die Empfindung in sich
ausnehmen, daß die letzten Schritte des Kaisers,
die Begnadigung der Offiziere, das außerordenlich
herzliche Beileidsschreiben bei Carnots Ermordung,
einen viel tieferen Eindruck gemacht haben, als
in den Zeitungen zum Ausdruck gekommen ist.
Wir legen sicherlich dem Fraternisiren deutscher
und französischer Soldaten an der Grenze bei
Neu-Breisach keine große Bedeutung bei; aber es
ist doch immerhin ein symptomatisches Zeichen.
Hat ferner nicht die Universität Halle bei ihrem
Jubiläum eine ganze Anzahl französischer Ge-
lehrten zu Ehrendoktoren prom ovirt, darunter auch
den Direktor der französischen Nationalbibliothek?
Und umgekehrt hat die Universität Lyon zu ihrem
bevorstehenden Jubiläum nicht zahlreiche Einla-
dungen an deutsche Gelehrte ergehen lassen? Das
sind, wie immer man darüber denken mag, Zei-
chen, daß auch jenseits der Vogesen eine verträg-
lichere Gesinnung gegen Deutschland Platz greift.
Und zweifellos ist das Verhältniß Deutschlands
zu-Frankreich ganz anders geworden, wie vor
etlichen Jahren. Freilich, meint der „Hannov.
Cour.", darf man nie vergessen, daß die Revanche-
Idee in Frankreich voraussichtlich niemals ganz
cinschlafen wird._
Deutsches Keich.
Berlin, 16. August.
— Die „Post" schreibt: Der Kaiser hat
der Schulbehörde gegenüber die Absicht kuudge-
geben, zur Hebung des Rudersports an den
höhereil Schulen Berlins einen Wanderehrenpreis
zu stiften. Aus Veranlassung dieser Kundgebung
hat die Schulbehörde bei sämmtlichen in Frage
kommenden Anstalten Bericht erbeten, ob und in
welchem Umfange der Rudersport bereits von den
Schülern gepflegt wird bezw. ob Rudererab-
theilungen schon bestehen.
— Der letzte Jahresausweis der Reichsbaupt-
kasse hatte ergeben, daß von dem etatsmäßig
für das Jahr 1893/94 ausgesetzt gewesenen Reichs-
zuschuß zu der Jnvaliditäts- und Altersversicherung
in Höhe von 12,6 Millionen rund 11/2 Millionen
nicht verbraucht worden waren, vielmehr als Er-
sparniß betrachtet und mit dazu benutzt werden
konnten, einen verhältnißmäßig günstigen Abschluß
für die Reichskasse zu erzielen. Es ist nun da-

„Jch kann es nicht!" preßte er hervor.
Hoch aufgerichtet stand sie vor ihm.
„So werde ich es thun an deiner Stelle!"
sprach sie mit einer Entschlossenheit, die keinen
Widerspruch kennt. „Hans," fuhr sie fort, „noch
kannst du das schlimmste abwenden, wenn du alles
offen dem Vater bekennst!"
Er verharrte in finsterem Schweigen.
„Hans, bei unserer todten Mutter Seligkeit,
versprich mir, daß du dem Vater die Wahrheit
sagen willst!" bestürmte Jertha ihn.
Eine heftige Bewegung, dann-
„Ja, ich will — ich muß es thun!" stieß er
aus. „Aber nicht beute — morgen — morgen
früh! . . . . Verlaß mich jetzt — ich muß allein
sein, — geh', geh'!"
Er drängte sie hinaus und mit einem tief-
schmerzlichen'Blick auf ihn willfahrte sie seinem
Begehren.
„Vergiß dein Versprechen nicht!"
Die fiebernde Stirn gegen eins der Fenster ge-
preßt, sah er ihr nach, bis sie seinen Blicken ent-
schwunden war; dann wankte er auf die Bank zu
und sank in seine vorherige, brütende Stellung
zurück.
„Mutter, Mutter," wehklagte er dumpf, „0,
wie glücklich, wie glücklich bist du daran! Wäre
es nicht besser, allem ein Ende zu machen, als
sie weiter zu spielen, die elende Komödie des
Lebens?"

Der Mond hatte sich nach Mitternacht durch
das Gewölk Bahn gebrochen und wenn auch leicht

rauf aufmerksam gemacht worden, daß diese Er-
scheinung sich seit dem Inkrafttreten des Jnvalidi-
täts- und Altersversicherungsgesetzes von Jahr zu
Jahr wiederholt hat und es ist der Vermuthung
Ausdruck gegeben, daß sie auch in dem laufenden
Etatsjahre wiederkehren werde. Die letztere Ver-
muthung dürfte, wie offiziös verlautet, kaum ver-
wirklicht werden. Im Etat 1894/95 dürfte
der Reichszuschuß vielmehr schon völlig aufgezehrt
werden.
— Zur Reform des Militärstrafverfahrens
war von den „Berl. Pol. Nachr." darauf hinge-
wiesen worden, daß der im Kriegsministerium vor-
bereitete Entwurf den Bundesregierungen erst dann
zugehen könne, wenn er die Zustimmung des
obersten Kriegsherrn gefunden habe. Jetzt theilt
der „Hamb. Korresp." in Ergänzung seiner früheren
Meldung mit, daß der Entwurf dem Kaiser bereits
vor Antritt seiner Nordlandsreise vorgelegen hat
und daß die Entscheidung nach der Rückkehr des
Kaisers aus England erwartet werden darf.
--- Die Eröffnungsfeier des neuen Reichs-
tagsgebäudes wird, wie die „Kreuzztg." hört,
wahrscheinlich erst in der zweiten Hälfte des No-
vember erfolgen mit der Eröffnung der regelmäßigen
Tagung.
— Auf die Eingaben des Vorstandes deS
Bundes der Landwirthe vom 4. Juni und
18. Dezember 1893 hat der Re ich ska nz l er am
7. August 1894 erwiedert, daß er geneigt sei, eine
Abordnung landwirthschaftlich gebildeter Sachver-
ständiger zu den kaiserlichen Missionen in den für
Handel mit landwirthschaftlichen Produkten haupt-
sächlich in Betracht kommenden Ländern versuchs-
weise zu veranlassen und die Einstellung einer ent-
sprechenden Forderung in den nächsten Etat zu
verfügen.
Karlsruhe, 15. Aug. Ihre Königliche Hoheit
die Herzogin Mutter von Genua hat gestern
Abend Mainau verlassen und wurde von Ihren
Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der
Großherzogin bis Konstanz geleitet, von wo die
Herzogin sich über Basel nach Luzern begab, um
demnach die Rückreise nach Stresa fortzusetzen.
Nach der Abreise der Herzogin besuchten die Größh.
Herrschaften die St. Stephans-Kirche und die
Münsterkirche und kehrten dann nach Mainau
zurück. Heute Vormittag nahm Seine Königliche
Hoheit der Großherzog eine Anzahl militärischer
Meldungen, darunter diejenige des Sekondelieute-
nants der Reserve des Garde-Kürasfier-Regiments
Dr. Bumiller, entgegen. Um halb 2 Uhr er-
warteten die Höchsten Herrschaften den Besuch S.
Majestät des Königs von Württemberg, Höchst-
welcher mit Ihrer Königlichen Hoheit der Prin-
zessin Pauline und Ihrer Durchlaucht der Prim

verschleiert, sandte er sein bleiches Licht auf die
Erde herab.
Er sah auch nieder auf die Volkheim'fche Villa
und stahl sich die Bogenfenster in den schwarzver-
hängten Saal hinein, wo die, welche so lange die
Herrin in diesem Hause gewesen, prächtig aufge-
bahrt auf dem Katafalk ruhte.
Er sandte durch die herabgelassencn Vorhänge
auch sein mattes Licht auf ein Lager, auf welchem
ein junges Menschenkind mit weit offenen Augen
lag, der wildesten Verzweiflung zur Beute.
Kein Schlaf kam in ihre Augen; wie hätte sie
an Ruhe denken können mit der ^mal, die in
ihr war?
Der mysteriöse Tod der Mutter und die Ent-
deckung, welche demselben gefolgt war, die Ent-
hüllungen des Bruders und das Fehlen der zwei
Brillantkolliers, während eines nur auf rechtmäßigem
Wege aus dem Schrank gekommen sein konnte, —
w.r löste die Räthsel, welche sich Glied an Glied
zu einer Kette reihten und deren Dunkel kein noch
so schwacher Lichtstrahl durchbrach?
Ein wildes Herr, jagten sich Pst Gedanken.
So lag sie regunslos, während ein Sturm von
Empfindungen in ihr^m Innern raste.
Da — jäh S"ckte sie zusammen, fuhr sie empor.
War da nicht eine Thür im Hause geöffnet worden ?
Zu anderen Zeiten würde ihr das kaum aus-
gefallen sein; anders in der gegenwärtigen Situation.
Aus einem anstoßenden Kabinett führte eine kleine
Thür ifis Treppenhaus hinaus. Ihr fiel dieselbe
ein, weil natürlich ihr erster Gedanke war, daß sie
kein Geräusch verursachen dürfe, wenn sie unbe-
merkt etwas erlauschen wollte.
 
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