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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 161 - Nr. 170 (13. Juli - 24. Juli)
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Gelegenstes Vlertt in Stadt u. Amt Heidelberg und Llmgegend. Grötzter Lrsslg für Inserate.

«E- Telephon-Anschluß Nr. 102. "AW?

F-retiVätzikeird
werden von allen Postanstalten, Landbriefträgern
unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.
Anarchistengesetze.
Aus Anlaß der letzten anarchistischen Atten-
tate sind in vier Staaten besondere Anarchisten-
gesetze theils bereits angenommen, theils in Vor-
schlag gebracht worden : in Italien, Frank-
reich, Spanien und England. England
unterscheidet sich dadurch von den anderen drei
Staaten, daß hier der Vorschlag nicht von der
Regierung, sondern von der konservativen Oppo-
sition ausgegangen ist und von der Regierung
selbst entschieden bekämpft wird als eine ungerecht-
fertigte Kompromittirung Englands, da ausdrücklich
festgestellt worden sei, daß von England aus auch
nicht einer der anarchistischen Mordpläne vorbe-
reitet worden ist, vor Allem aber nicht die Er-
mordung des Präsidenten Carnot. Diese Fest-
stellung ist von Bedeutung sür die Beurtheilung
der besonderen gesetzlichen Maßnahmen gegen die
Anarchisten überhaupt. Gerade die englische Asyl-
freiheit wurde vielfach als der Hauptgrund für
die Wiederholung anarchistischer Verbrechen an-
gesehen. Diese Ansicht ist jetzt aus Grund ge
nauester polizeilicher Feststellungen in England
widerlegt worden, und zugleich hat der Premier-
minister dargethan, daß gerade die englische
Asylsreiheit die beste Gelegenheit geboten habe,
die Anarchisten polizeilich aus das Beste über-
wachen und hierdurch Ausschreitungen von vorn-
herein vorzubeugen
In den anderen Ländern, wo die Frage von
neuen Maßnahmen gegen die Anarchisten praktisch
geworden ist, hat man sich nicht entschließen
können, gleiche Erwägungen anzustellen; vielmehr
hat man hier geglaubt, durch möglichst drakonische
Maßnahmen anarchistischen Schandthaten ent-
gegenzuwirken zu können. Am weitesten in dieser
Beziehung gehen die bereits angenommenen gesetz-
gebieterischen Maßnahmen der italienischen Re-
gierung. Dieselben enthalten nicht nur ungemein
hohe Strafverschärfungen für alle anarchistischen
Vergehen, sondern verbinden damit ein System
besonderer polizeilicher Ueberwachung und die De-
portation nach Straf-Inseln nach nur einmaliger
Verurteilung. Diese Deportationsvorschrift soll
auch ausgedehnt werden auf Diejenigen, die wegen
Mangels an Beweis freigesprochen sind, oder gegen
welche das Strafverfahren wegen ungenügender
Indizien eingestellt worden ist u. s. w. Wenn

man sich diese neuen Gesetzesbestimmungen unbe-
fangen ansieht, so ist auf den ersten Blick klar,
daß dieselben auch bei der besten Absicht zu den
größten Ungerechtigkeiten führen können, und ihre
Annahme ist auch nur unter dem Eindrücke der
jüngsten Attentate zu erklären. Eine Verbannung
von Personen, die wegen Mangels an Beweisen
nicht haben verurtheilt werden können, widerspricht
jedem Gerechtigkeitsgefühl. Ein Staat, der zu
solchen Mitteln greift, stellt sich damit das Zeug-
niß einer Schwäche aus, die gerade zu dem er-
muthigen kann, was verhütet werden soll.
Die von der französischen Negierung vorge-
schlrgenen Neuerungen haben ihre Hauptbedenken
in ihrer Tendenz gegen die Geschworenengerichte
und gegen die Öffentlichkeit der Verhandlungen.
Die anarchistischen Verbrechen sollen künftig den
Zuchtpolizeigerichten übergeben und die Veröffent-
lichung der Gerichtsverhandlungen soll untersagt
werden können. Auch hier sind zugleich die
Strafbestimmungen so gehalten, daß unter Um-
ständen auch Nichtanarchisten von ihnen getroffen
werden können. Der Ausschluß der Öffentlich-
keit soll unangebrachte Verherrlichungen anar-
chistischer Attentäter sür die Zukunft verhindern.
Diese Wirkung wird aber kaum erreicht werden.
Dagegen wird man die Unterstützung der Polizei
durch die Oeffentlichkeit bei der Aufspürung von
Verbrechen zum größten Theil einbüßen, die eine
nicht zu unterschätzende Bedeutung hat. Gegen
die französischen Ausnahmebestimmungen hat sich
zwar eine lebhafte Opposition herausgestellt, die
aber die Annahme des Gesetzes kaum verhindern
dürfte. Das spanische Anarchistengfetz enthält
nur Strafverschärfungen.
Alles in Allem erweist sich die neu inau-
gurirte anarchistische Gesetzgebung als eine Ge-
legenheitsgesetzmacherei, die nicht gerade zur Nach-
ahmung auffordern kann. Es läßt sich schon jetzt
voraussehen, daß diese Gesetzgebung nur eine sehr
beschränkte Dauer haben wird, und ohne die ge-
rade in der letzten Zeit gehäuften Attentate wäre
für sie auch nie eine Mehrheit vorhanden ge-
wesen. Derartige Gesetzgebungen könnten nur
dann ihren Zweck erreichen, wenn die Anarchisten
in sich abgeschlossene Gruppen mit fest umgrenzten
Zielen wären, die durch Zwangsinternirungen
ohne Weiteres unschädlich gemacht werden könnten.
In Wirklichkeit aber sind die Anhänger des
Anarchismus zum größten Theile Leute ohne
jedes feste Ziel, vielfach junge Schwärmer mit
ganz unklaren Vorstellungen, die unter Umständen
durch übergroße Strenge erst zu Thaten ausgereizt
werden, im anderen Falle aber meist mit der
Zeit zu besserer politischer Einsicht gelangen. So
wenig wie in Rußland die strengsten Gesetze und
die schärfste Verwaltungspolizei die Attentatsge-

fahr hat ausschließen können, so wenig wie über-
haupt irgend eine Gesetzgebung durch Strafen und
Sicherheitspolizei Verbrechen unmöglich machen
kann, ebenso wenig gibt es ein unfehlbares gesetz-
liches Mittel, das anarchistische Verbrechen für
immer aus der Welt zu schaffen.
Deutsches Keich.
Berlin, 23. Juli.
— Ein Korrespondent schreibt, er habe an gut
unterrichteter Stelle in Erfahrung gebracht, daß
von einer im Reichsschatzamt stattgehabten
Konferenz mitZuckerindustriellen nicht
die Rede sein könne, soweit dieselbe offiziellen Charakter
gehabt haben sollte. „Der Staatssekretär im Reichs-
schatzamt, Dr. Graf Posadowsky, hat, wie ver-
sichert wird, eine zufällige Besprechung mit einem
Zuckerraffineur gehabt und bei dieser Gelegenheit
vielleicht auch die Stellungnahme der nordameri-
kanischen Freistaatin zum deutschen Zuckererport be-
rührt. Es ist aber nicht anznnehmen, daß die
Reichsregierung schon im jetzigen Stadium ihre An-
sicht festgelegt haben sollte."
Varzin, 18. Juli. In Ergänzung unserer
bereits veröffentlichten Nachrichten über die Ankunft
des Fürsten Bismarck auf seinem hinterpommerschen
Landsitz meldet ein Korrespondent noch: Der Alt-
reichskanzler traf Abends 11 Uhr 25 Minuten mit
dem fahrplanmäßigen Zuge in Schlawe ein. Auf
dem Bahnhofe war eine ungeheure Menschenmenge
versammelt, die den Fürsten mit einem brausenden
Hurrah begrüßte. Oberförster Westsahl aus Varzin
bestieg den Salonwagen und meldete, daß eine
Lokomotive, aber auch mehrere Ertraposten zur
Weiterfahrt bereit ständen. Die Herrschaften ver-
ließen sodann den Wagen. Der Landrath des
Schlawer Kreises geleitete die Fürstin zur Ertrapost
Fürst Bismarck selbst lehnte jede Hilfe ab, schritt
festen Fußes über den Bahnsteig und ging die
Treppe hinunter zu seinem Wagen. Vor dem-
selben hielt Pastor Bars aus Schlawe eine kernige
Ansprache, die in einem donnernden Hoch ausklang.
Der Altreichskanzler hörte die Wo.te stehend an
und dankte herzlich mit bewegter Stimme. Wieder
jeden Beistand zurückweisend, bestieg er seinen
Halbwagen, in dem auch schon die Fürstin Platz
genommen hatte, und fort ging es in die laue,
herrliche Sommernacht hinaus. Der Fürst sah
ungemein wohl aus und trug zur nachträglichen Fahrt
eine graue Reisemütze und einen grauen Mantel
Sein frisches Aussehen zeigte keine Spur einer
Müdigkeit. Die Begleitung folgte in zwei anderen
Ertraposten nach. Fürst Bismarck hat die Anstrengung
der Reise aufs Beste überstanden und bereits am
nächsten Tage auf seinem weitverzweigten Gute
Umschau gehalten. Mit lebhaftem Interesse nahm
er persönlich vom Oberförster den Bericht über den

Stand der Ernte entgegen — Ferner wird de*
„Ztg. f- Htp." noch berichtet: Zur Einfahrt des
Fürsten sollte eine Allee, welche die von Schlawe
kommende Chause mit dem Schloßhofe verbindet,
benutzt werden. Um 1 Uhr in der Nacht — der
Fürst konnte jeden Augenblik eintreffen — ver-
nahm man Plötzlich dort, wo die Allee am Schloß
endigt, ein gewaltiges Krachen. Eine ziemlich
alte morsche Linde war umgebrochen und hatte sich
quer über den Weg gelegt. Nur dadurch konnte
ein-Unglügsfall verhütet werden, daß der Förster,
Desens II sofort zur Chaussee lief und die Ankom-
menden von dem Vorfall benachrichtigte. Bald
darauf rollte der Wagen des Fürsten unter Post-
hornsignalen auf den Schloßhof.
Ausland.
Paris, 21. Juli. D ep u t irte nka mm er.
In der Morgensitzung wird die Berathung des
Anarchistengefetzes wieder ausgenommen. Flandin
verteidigt den vom Ausschüsse infolge der angenom-
menen Anträge von Huguet, Flandin und Gauthier
neugestalteten Artikel 2. Der Sozialist Millerand
verlangt die Ablehnung, weil die neue Fassung keine
Rechtssicherheit mehr lasse. Als Boullouche, als
Regierungskomissar, ihn mit den Worten unterbricht:
„Die Zuchtpolizeigerichte sind über jeden Verdacht
erhaben", erinnert Millerand an die Verurtheilungen,
speicht dann von dem Artikel, auf den der Minister-
präsident sich berufen hat. Charles Ferry ruft ihm
zu: „So rechtfertigen Sie doch den nichtswürdigen
Artikel, den ich hier bei mir habe!" Brisson sagt,
die Unterbrechung beweise, daß man persönliche
Beleidigungen zu räschen wünsche. Millerand fährt
tort, man suche eine Ursache, um politische Gegner
zu verfolgen. Die Polizeikommissare hätten den
Verkäufern der sozialistischen Zeitungen die Namen
ihrer Kunden abverlangt. Alles das beweise, daß
das Gesetz eine politische Waffe sein solle, die man
einer Regierung geben wolle, die gewaltthätig
sei, weil sie schwach, dünkelhaft und un-
fähig sei. (Beifall links). Der Minister-
präsident sagt, daß die Mitglieder der Regierung
in keiner Weise von den Vorwürfen Millerands
betroffen werden könnten. Ihnen seien weder die
Geschäfte, noch die Abenteuer, von denen er ge-
sprochen habe, bekannt. (Beifall.) Sie hatten in
ehrlichster Weise die Vorlage eingebracht, die ihnen
zur Vertheidigung der Gesellschaft nothwendig er-
scheine. Die Brandreden Millerands berührten die
Regierung weder in ihrer Gesammtheit, noch in
den einzelnen Mitgliedern. (Lebhafter Beifall.)
Der Kommunarde Vaillant sagt, die jetzigen Mi-
nister seien unschuldig, vertheitigten aber die
Männer, von denen Millerand gesprochen, und
wollten die Freiheit ersticken. (Lärm, Rufe von
der Rechten: „Alte Mitglieder der Kommune


Ein seltsamer Ausdruck verklärte das Auge des
Redenden. Getroffen, bis ins Mark hinein von
diesem Blick, der gleich einer göttlichen Flamme
selbst das verstockteste Herz hätte rühren müssen,
lösten sich Hans Ullrichs Finger mechanisch von dem
Handgelenk und diesen Augenblick benützte das
arme Geschöpf, um ihrem Peiniger zu entschlüpfen.
Zerknirscht, gebrochen lag die Büßerin zu des Reichs-
grafen Füßen.
„Sprechen Sie getrost, Frau Schulz", flüsterte
der Geistliche, „denken Sie, daß Gott Sie steht
und hört. Lassen Sie es völlig Tag werden in
Ihrem Herzen, lange genug hat Finsterniß darin
geherrscht!"
„Ja, ja, die Hölle thut sich auf," ächzte die
sanft Ermahnte. „Ich bin, o Gott, ich habe in
einem Augenblick, als die Liebe, die wahnsinnige
Mutterliebe mich packte, mein eigenes Kind, meinen
Fritz — untergeschoben. Hier, ras ist nicht der
Graf HansUllrich; im tiefen Waldesschatten, weitab
von diesem stolzen Schloß liegt er im stillen, ein-
samen Grabe. Dieser hier ist mein, mein lieber Sohn !"
Ein Schluchzen, gleich dem Todesröcheln, rang
sich aus der gemarterten Brust. Beide Hände
streckte die Bejammernswertste nach dem Sohne
aus. der wie geistesabwesend mit verzerrtem Antlitz
den Worten gelauscht hatte. Auch auf den Reichs-
grafen übten diese Eröffnungen einen lähmenden
Schrecken aus. Wie ein seliges Flüstern kam's
von seinen Lippen. „Herr Gott, ich danke Dir
für Deine Gnade", dann glitt er bewußtlos aus
den ihn stützenden Armen in die Kissen nieder.
Schauerlich still wurde es nun auf einmal in
dem Kreise; auf aller Herzen lag es wie ein Bann.

sich der fromme Mann zu der Zitternden, die, scheu
in eine Ecke gedrückt, ihre verzehrenden Blicke auf
Hans Ullrich gerichtet stielt, den die überraschende
Szene jeglicher Thatkraft beraubt hatte. „Hier
dieses unglückliche Weib mag die Erste sein, die sich
die Qual durch reuiges Bekenntniß von der schwer
belasteten Seele wälzen soll. Was noch zu sagen
übrig bleibt, wird mein Mund sprechen. Seien
Sie stark, Herr Reichsgraf, richten Sie den Blick
nach oben, Gottes Auge wird sich alsdann in das
Ihre senken, auf daß Sie nicht unterliegen."
Hans Ullrich war mit zunehmender Entrüstung
den Vorgängen gefolgt. Niemand hatte sich um
ihn gekümmert; gleich einer Nebenperson stand er
hier, wo bisher ein Laut seiner Stimme genügt
hatte, um ihm gleich einem Herrscher zu gehorchen.
Befand er sich denn in einem Tollhause, wo er als
einzig Vernünftiger den kindischen Launen Wahn-
sinniger preisgegeben war oder spukten in seinem
eigenen Kopfe fixe Ideen? Eine zornige Handbe-
wegung gegen die düster gefurchte Stirn brachte ihn
wieder zu sich selbst. Wie ein Rasender stürzte er
sich auf das arme Weib, umspannte dessen Hand-
gelenk mit eisernem Griff und herrschte sie an, das
Zimmer zu verlassen.
„Herr — Graf, ich muß Sie ersuchen, von
Ihrem brutalen Angriff abzulassen, die Frau steht
unter meinem Schutz. Treten Sie gefälligst zu-
rück und schüchtern Sie durch Ihren Befehl nicht
die reuige Sünderin ein! Gott hat es gewollt, daß
endlich eine böse That an's Tageslicht kommt.
Wenn deö Allmächtigen Stimme sich erhebt, dann
haben wir sündhaften Erdenkinder zu schweigen.
Noch einmal, treten Sie zur Seite!"

Niemand wagte den Blick zu heben, noch viel
weniger durch ein lautes Wort die geheimnißvolle,
beängstigende Ruhe zu durchbrechen.
„Ich werde die Gerichte anruson, ich werd-
Gerechtigkeit vom Herzog verlangen, er wird nicht
zugeben, daß einer seiner Offiziere durch schände
liche Hinterlist und albernes Weibergewäsch, das zu
wahnsinnig ist, um ihm Glauben zu schenken, an
den Pranger gestellt wird. Das Märchen ist zu
abgeschmackt und läuft auf Erpressung hinaus,"
zischte er grollend zwischen den Zähnen hindurch.
„Ach, ich will — ich will —" die furchtbare Auf-
regung erstickte seine Stimme, dröhnend fiel die
geballte Faust auf die Marmorplatte des Tisches.
„Ruhe, Ruhe," stöhnte der Reichsgraf, der
unter den fortgesetzten Bemühungen Lendangs die
Augen aufschlug und fragend um sich blickte, gleich-
sam, als erwache er aus einem Traum. „Die
Frau soll fortfahren in ihrer Beichte. Aber Wahr-
heit, nur Wahrheit will ich hören. Ich werde sie
reich belohnen; der Segen eines Greises über ihr
graues Haupt, denn sie war es, die mir den
Glauben an einen barmherzigen Gott wieder-
gab. Er ist nicht mein Sohn? Jst's denn
wahr? Gott, Gott, wie das wohlthut! So kann
ich in Frieden gehen. Mit mir schließt sich die
Gruft, in unseren Reihen war kein Abtrünniger!"
Erschauernd wirkten die wie ein heißes Dankgebet ge-
sprochenen Worte auf die Umstehenden. Klaltblütig die
Arme auf der Brust gekreuzt, die Beine nach-
lässig über einander geschlagen, stand Hans
Ullrich gegen den Tisch gelehnt; sein.finstern:
Blick flog herüber zu der Frau d.c nach
einigem Zureden der Aufforderung nachkam UN st

Roman von H. von Gabain.
27) (Fortsetzung.)
„Halten Sie ein, belasten Sie Ihre empörte
Jeele nicht," sagte der Pfarrer, „lassen Sie nicht den
Teufel Besitz von Ihrem reinen, gottergebenen Herzen
Nehmen: Anstatt Segen bringend, würde der Fluch,
der Ihre Lippen befleckte, auf dem guten Werke
ruhen, das Sie im Begriffe stehen an Ihren armen,
Unterdrückten Unierthanen zu tbun!"
Im starren Entsetzen hatten alle nach der Thür
8eblicht. Dort, die schweren Portieren auseinander
beschlagen, stand die hohe Gestalt des Geistlichen,
zur Seite die alte, gebückte Frau. Georg batte
itzerst seine Fassung wieder gewonnen. Er umfaßte
d>e schwankende Gestalt des Reichsgrafen und stützte
mit seinen starken Armen.
„Ich danke Ihnen, Ehrwürden; Ihre mahnen-
den Worte haben die wilden Leidenschaften meines
^'aldurchwühlten Herzens zum Schweigen gebracht,
^icht Fluch, nicht Rachegedanken sollen fürderhin
^in Inneres knechten, vielmehr soll stille Duld-
samkeit mein l'ebearmes Leben begleiten, bis daß
Tod mein Erlöser wird."
. „Ich bin gekommen, um Ihrem armen bluten-
Herzen neue Wunden zu schlagen, aber für
eben Schmerz sendet Gott Balsam," Hub der Geist-
"Ae mit milder, tröstender Stimme wieder an.
"Der Allmächtigte prüft des Menschen Herz und
(Zvn er es für gut befindet, dann reicht er dem
^beugten seine starke Hand, auf daß er sich auf-
*'Hte. Treten Sie näher, Frau Schulz," wandte

Nummer 189. H Jahrgang

Montag, 23. Juli 1894.

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