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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 221 - Nr. 230 (21. September - 2. Oktober)
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Nummer 226. H. Zahrgana.

-H-Z- Donnerstag, 27. September 1894
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General-GAmeiger

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für Heidelberg und Umgegend
(Mürger-ZeiLÄng).

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Dkr Urrlag des „Urnen General-Anzeigers",
Hauptstraße 25.

Tas Submisfilmswesen.
Bei den Submissionen findet gegenwärtig ein
so starkes Unterbieten statt, daß von einem
Unternehmergewinn fast gar nicht mehr die Rede
sein kann, wohl aber in den meisten Fällen von
größeren Verlusten, welche der Unternehmer der
Arbeit zu tragen hat, denn die Preissorderungen
stehen fast immer unter dem Selbstkostenpreis.
Mancher Submittent vermag gar nicht zu ur-
theilen, wie theuer sich die Arbeit für ihn stellen
und wie das Ergebniß sein wird. Er unter-
bietet deswegen einfach den Anschlag um 10, 20,
30, ja 50 pCt. Erhält er die Arbeit, so hofft
er nachträglich auf günstige Konjunkturen oder
außerkontraktliche Leistungen, welche ihn für die
sicheren Verluste bei der Submissionsarbeit ent-
schädigen sollen. Wieder andere Submittenten,
welche wohl rechnen können, stecken schon mehr
oder weniger im Vermögensverfall und wollen
bei dem Submissionslampf nur deswegen ob-
siegen, um vorläufig wieder ein Loch zumachen
zu können, wenn auch ein anderes desto tiefer
wird. Solcher Submittenten gibt es leider jetzt
sehr viele. Man muß nun fragen, wer bei
solcher Art von Submissionen verliert? Der
Submittent sehr häufig nicht, denn er hat nichts
Mehr zu verlieren, weil er nichts mehr besitzt,

aber desto mehr verlieren seine Lieferanten und
Arbeiter und in jedem Falle verliert die —
Arbeit.
Höchst selten obsiegen jetzt solche Unternehmen,
welche ihr Geschäft auf reeller Grundlage er-
halten wollen und unter Zugrundlegung eines
mäßigen Geschäftsgewinnes ihre Offerten abgeben.
Diese werden nie Mindestfordernde und nur der
Mindestfordernde erhält die Arbeit. Natürlich
wirkt ein solches Submissionswesen demoralffirend,
denn der Spieler erhält häufiger die Arbeit, als
der solide Geschäftsmann.
Unserer Ansicht nach hätte aber der Staat,
der am meisten Arbeiten und Lieferungen aus-
schreibt, die Aufgabe zu prüfen, wofür ein guter
Submittent Lieferung und Arbeit übernehmen
kann und die Sachverständigen, über welche die
Behörden gebieten, sollten deßhalb bei jeder Sub-
mission zunächst den Herstellungspreis gewissenhaft
feststellen und demjenigen die Arbeit nicht zu-
sprechen, welcher diesen Herstellungspreis unter-
bietet, wobei die Geheimhaltung des letzteren vor-
ausgesetzt wird. Früher wurde einmal in einer
prämiirten Preisschrift vorgeschlagen, daß der
Mindestbietende den Zuschlag überhaupt nicht er-
halten solle, aber wenn wir dieses Mittel auch
für geeignet halten, die sogenannten wilden Bieter
zu entfernen und dem unmoralischen Unterbieten
zn begegnen, so kann es doch Zeiten geben, in
welchen das Mindestgebot noch genügenden Unter-
nehmergewinn einschlicßt und es wäre dann un-
gerechtfertigt, den Mindestbietenden auszuschließen.
Das Ricktige wäre demjenigen Mindestbietenden
den Zuschlag zu ertheilen, welcher nicht den er-
mittelten Herstellungspreis unterbietet. Auf diese
Weife würde man die schlimmen Mängel des
heutigen Submissionswesens beseitigen können.
Jedenfalls wäre es Pflicht der Behörden, ernst-
haft an eine Besserung des Submissionswesens
zu denken und es so nicht weiter gehen zu lassen,
wie es geht, denn die Aufnahme des billigsten
Gebotes schädigt die Arbeit, die Arbeiter und die
Lieferanten des Mindestbietenden.

Deutsches Reich
Berlin, 27. September.
— Der „Reichsanzeiger" hat bisher den
Wortlaut der bekannten Ansprache des Kaisers
in Thorn noch nicht veröffentlicht. Hieran
klammern sich, wie aus Posen gemeldet wird, die
dortigen polnischen Blätter und erklären, sie
würden dem „von den preußischen Zeitungen"
veröffentlichten Text nicht eher Glauben schenken,
als bis dieser Wortlaut an der gedachten Stelle
erschienen sei. Man hat sich gefragt, ob es be-
sondere Erscheinungen örtlichen Charakters ge-

wesen sein möchten, die den Kaiser zu seiner Rede
in Thorn bewögen hätten. Obgleich dies hier
und da behauptet und auf verhetzende Artikel
eines in Thorn erscheinenden polnischen Blattes
hingewiesen wird, geht doch die überwiegende
Meinung dahin, daß Vorkommnisse in der Pol-
nischen Bevölkerung Preußens überhaupt dem
Kaiser seine Meinungsäußerung nahegelegt haben
werden. Man denkt dabei namentlich auch an
die zweideutige Lemberger Rede des Herrn von
Koscielski. Der Kaiser von Oesterreich hat ge-
legentlich feines Aufenthaltes in Lemberg Herrn
v. Koscielski einen Gruß für den deutschen Kaiser
aufgetragen. Man darf begierig sein, wann und
wie Herr v. Koscielski sich dieses Auftrages ent-
ledigen wird.
— Der „Reichsanzeiger" schreibt: Die Mel-
dung der „Berliner Reuest. Nachr." über eine an-
geblich unter den deutschen Mitgliedern des Posener
Provinziallandtags verbreitete Aeußerung des Reichs-
kanzlers, „ob es fitzt nicht soweit wäre, daß pol-
nische Landräthe in der Provinz Posen angestellt
werden könnten," ist von Anfang bis zu Ende er-
funden.
— Da Madagaskar infolge des drohen-
den Konfliktes mit Frankreich die Aufmerksam-
keit mehr als bisher auf sich zu lenken beginnt,
dürften einige Angaben über seine Handelsbezieh-
ungen von Interesse sein. An dem Handelsverkehr
der Insel partizipirt Deutschland mit zwei Zehn-
teln, Amerika mit drei und Großbritannien mit
vier Zehnteln. Auf Frankreich, das in Madagas-
kar die prüpondckirende Rolle beansprucht, entfällt
nur ein einziges Zehntel, und noch obendrein gehen
eine Menge deutscher, britischer und amerikanischer
Handelsgüter in französischen Schiffen hinaus.
Deutschland ist in Madagasgar durch eine große
Hamburger Firma und mehrere kleinere Häuser
vertreten. Die Franzosen besitzen nur Geschäfts-
etablissements untergeordneten Ranges auf der
Insel. Die Mehrzahl der fremden Firmen hat
eine Vertretung in Tamatave und Filialen in
den wichtigeren Küstenplätzen.
Ausland.
Wien, 26. Sept. Der Ausfall der bul-
garischen Wahlen bietet nach der in den
hiesigen Regierungskreisen herrschenden Meinung
keine Gefahr. Er läßt vielmehr eine Beruhigung
in Bulgarien erwarten, wenn schon einige An-
hänger Zankows oder Karawclows in die Sobranje
um jeden Preis russenfreundliche Bestrebungen
tragen und als Opposition gegen Stoilow und
Natschewitsch auftreten dürften, was ja nur dazu
führen könnte, diese von Rußland weiter abzu-
drängen, zumal von russischer Seite für den

Fürsten keine ernstlichen Zugeständnisse zu er-
warten sind.
Paris, 26. Sept. Die von Petersburg nach
dem schwarzen Meere fahrende russische Pacht
„Smetana" hat im Handelshafen von Brest an-
gelegt, uw Kohlen einzunehmen. Die Offiziere
wohnten an Bord des „Suffren" einem Festmahl
bei, das vom französischen Geschwaderadmiral dem
Marinepräsekten gegeben wurde. Die Russen ge-
nossen allerlei Auszeichnungen. — Ein Erlaß,
der die Kammern auf Ken 23. Oktober einberuft,
erscheint morgen früh im Amtsblatt.
London, 26. Sept. In Lourenco-Marquez
herrscht infolge der drohenden Haltung der
Eingeborenen große Aufregung. Die Truppen
aus der Umgegend wurden in das Innere der
Stadt berufen. Alle Straßen sind verbarrikadirt.
Von dem englischen Kanonenboot „Thrust" wurde
zum Schutze des englischen Consuls die Marine-
Infanterie gelandet. Die Ausländer haben ein
Freiwilligenkorps gebildet, um sich an der Ver-
theidigung zu betheiligen. Ein weiteres Telegramm
des Bureau Reuter meldet: Die Lage ist kritisch,
die zurückberufenen portugiesischen Truppen wurden
von den Eingeborenen unter Mahazula bis zur
Stadt verfolgt und ließen ihre Kanonen und
Munition im Stiche. Der Gouverneur bat in
Lissabon gegen die Landung der englischen Marine-
infanterie Einspruch erhoben. Die gesammte portu-
giesische Sireitmacht besteht aus 120 europäischen
Soldaten und 200 Schwarzen; die Streitmacht
Mahazulas aus 7000 Mann. Er ist ungewiß,
ob der Maputa-Stamm die Portugiesen unterstützen
wird. Man befürchtet, daß Gungunhama sich er-
heben wird.
London, 26. Sept. Nach den Berichten der
„Times" aus Tokio ist dort nichts über eine
angebliche erfolgreiche Landung chinesischer Truppen
in der Palu Mündung bekannt. Die Japaner
hatten die chinesische Flotte ohne Transportschiffe
angetroffen, auch während der Schlacht keine Trans-
portschiffe bemerkt. Die Landung müßte daher hoch
im oberen Flusse außer Sicht der Kriegsschiffe be-
wirkt worden sein. — Aus Shanghai wird ge-
meldet, die Stimmung gegen die Ausländer ver-
schlechtert sich täglich. Soldaten beleidigten die
Fremden in den Straßen. — Zwei japanische
Kreuzer passirten am Montag Tschiffu.
London, 26. Sept. Die Abendblätter berichten
aus Tokio vom heutigen Tage, die Meldung, Eng-
land und Rußland hätten gemeinsam den Abschluß
eines Waffenstillstandes vorgeschlagen, sei amtlich
als unbegründet erklärt worden. Die zweite Armee
die in Hiroschima mobilistrt worden ist, besteht aus
ungefähr 30 000 nicht 80 000 Mann. Die Ein-
schiffung der Truppen begann gestern nach ihrer

hingegen jeden Gegenstand scharf abzeichnete, so dunkel
es vom Himmel her auch war.
Sie hatte die Allee etwa zur älfte durchschriiten,
als sie plötzlich fast aufgeschrieen hätte-
Zwischen den Baumstämmen zur Seite des Fahr-
dammes stand eine Mannesgestalt, regungslos, ihr den
Rücken zugekehrt. Als sie jedoch vorüberschritt, fühlte
sie instinktiv, daß der Mann sich nach ihr umwandte.
Es war hier einsam? so beschleunigte sie ihren
Gang. Die Folge war, daß sie noch erschöpfter, als
sie ohnehin schon gewesen, wenige Minuten später vor-
dem Volkheim'schen Hause die Glocke zog.
Mit großen Augen musterte sie den Mann, der ihr
öffnete.
Es war ein Mann in den mittleren Jahren mit
einem nichtssagenden Gesicht, welches ziemlich roth er-
schien. Er trug Kötel-tts, wie Hotelbedienste solche zu
tragen Pflegen. Sein ganzes Benehmen erinnerte auch
an einen Angehörigen dieser Kategorie der dienenden
Klasse.
„Wo ist Johann?" Wer sind Sie?"
„Johann ist erkrankt, Madame," antwortete er.
„Ich bin sein Stellvertreter."
„Ohne mein Wissen? Wie kam das so plötzlich?"
stieß Hella aus.
Der gnädige Herr hat mehrmals nach Madame ge-
fragt," sagte er ihre Frage überhörend.
Sie zuckte zusammen, wider Willen und schritt
stolz an ihm vorüber.
Sie begab sich gleich darauf zu dem Handelsherrn.
„Sie btieben lange aus?" Ist jetzt alles zur Zu-
friedenheit geregelt?" fragte er-
„Es ist alles geregelt, ja!" hauchte sie.
„Es ist gut," sagte er.
Er trat an den Theetisch und ließ sich auf den
Sessel nieder, den er von je her einzunehmen gewohnt
war. Sie legte ihm alles zurecht, wie sie es allabend-
lich zu thun pflegte.
Eine unheimliche Stille herrschte in dem Raum.
Hella war es erdrückend und sie suchte unter irgend
einem Vorwand das Zimmer zu verlassen, was ihr auch
gelang.

Iie verborgene Knnö.
Kriminal-Roman aus der neuesten Zeit
von E. von der Have.
46) (Fortsetzung.)
Jertha raffte sich auf gewaltsam. Sie that zwei,
drei Schritte vorwärts, taumelnd. Der Polizist wollte
sie führen. Die Berührung erst brachte sie vollends
zu sich selbst zurück und sich überwindend, verließ sie
an des Mannes Seite den Raum.
Kein Mensch war im Treppenhaus zu sehen. Sie
schritten die Treppen hinab.
Als Jertha's Begleiter unten die Flügelthür auf-
stieß, zeigte sich ihrem Blick ein vor dem Hause halten-
der Wagen, neben dessen Schlag der Kutscher stand.
Es war nicht derselbe, mit der sie gekommen.
Wie sie in das Gefährt hineingelangt, sie wußte
es nicht. Aber der Schlag schloß sich nicht sogleich
hinter ihr, der Kutscher blieb neben demselben stehen.
Eine dunkle Gestalt war an ihn herangetreten
und hatte darauf den Polizist in das Haus hinein-
gezogen, wo beide hinter der Flügelthür verschwanden.
Als dieselbe sich wieder öffnete, trat nur eine Ge-
stalt in den Lichtkreis, den die beiden Kandelaber vom
Eingang her verbreiteten, und zwar nicht der Polizist.
„Sie erlauben, mein Fräulein?,,
Mit den Worten stieg derselbe zu Jertha in den
Wagen und nahm ihr gegenüber auf dem Vordersitz
Platz.
Zugleich ward der Schlag geschlossen, der Kutscher
schwang sich auf seinen Bock, die Pferde zogen an und
davon rollte der Wagen, als gälte es eine Wettfahrt.
. Der Himmel bing so tief voller bleigrauer Wolken,
wie wenn er sich auf die Erde herabfenksn wollte, als
Hella, den Pferdebahnwagen verlassend, durch die Allee
dem Bolkheim'schen Hause gegenüber diesem letzteren
zueilte^ Der Abend wäre zweifellos stockfinster gewesen,
wenn der glitzernde Schnee nicht gelegen hätte, der jetzt

Im Korridor angelangt schlich sie umher und lauschte
an allen Thüren. Der neue Diener machte ihr zu
schaffen; er hatte sie fortwährend scharf fixirt. Da auf
ihrem Gang hörte sie, wie Nina dem anderen be-
diensteten von der Seeligen erzählte. Das Gehörte traf
sie wie Hammerschläge.
Da mit einem Mal fuhr ein Wagen vor, die Haus-
thür wurde geöffnet und geschlossen und Schritte kamen
den Korridor entlang. Sw sah von oben herab zwei
Gestalten eine männliche und eine weibliche und im
nächsten Augenblick folgte ein Schrei.
Die Schritte gingen zum ersten Stockwerke. Nach
einem Pochen des Dieners an dem Zimmer des Handels-
herrn, schob der hinter demselben stehende Mann den-
selben bei Seite, der Frauengestalt den Eintritt frei-
machend. Es war Jertha in Begleitung Falbs.
Mit einem Schrei stürzte sie vor Ihren Vater
nieder.
Die Augen des Kaufherrn, der für einen Augen-
blick wie gelähmt war, schossen mit dem Ausdruck des
größten Zornes Blitze.
Was ist geschehen, rief er.
Falb nahm das Wort.
Er erzählte wie seiner Tochter das mysteriöse Billet
zugesteckt worden war, wie sie nach dem Marktplatze
eilte, dort in eine Droschke stieg, wie er ihr in einer
zweiten gefolgt war. Er erzählte dann, wie sie von
einer alten Dame in ein Haus geführt worden war
und wie er sie durch einen Schutzmann befreien ließ,
selbst aber Wache hielt. Dies Alles erzählte er der
Thatsache entsprechend.
Der Kutscher, der dies alles mitmackte, wartet noch
unten, wenn sie ihn selbst vernehmen wollen, sagte er.
Frau Baumgart mag ihm ein Geschenk geben sagte
der Großhandelsherr. Ich will sie beordern.
Falb zog bereits die Glocke.
Die Dame trat ein.
Frau Baumgart soll kommen, gebot der Handels-
herr.
Der Diener verschwand.
Roderich Falb folgte mit gespanntem Interesse der

Fragen des Grobhandelsherrn, die jener scharf an seine
Tochter richtete.
Mit einem Mal ertönte ein schriller Schrei von
außen, der allen dreien auf einige Sekunden die Geistes-
gegenwart raubte. „
Im Nu war Falb an der Thür. Er zündete ein
Wachsstreichholz an und bemerkte jetzt Frau Baumgart
leblos auf der Treppe liegend. , . ,
Die Hausdame hatte offenbar hier gekniet und war
ohnmächtig geworden. .
Der neue Diener hatte Nina beauftragt die Dame
zu rufen und hatte sie hier gefunden, weßhalb sie auf-
schrie.
Sie muß ins Bett geschafft und em Arzt herbei
geholt werden, sagte Falb.
Aber schon war die Köchin Ibsen Hausmitteln
bei der Hand und vereitelte dre Absicht Falbs.
Die Hausdame wurde in ihr Zimmer verbracht
und die Bemühungen der Köchin hatten bald Erfolg.
Falb war rasch in die Fensternische getreten. Jin
gleichen Moment schlug Frau Baumgart die Augen auf.
Wo — wo bin ich la^- , „
Sie bemerkte Falb: ,,^cch ward ohnmächtig?" flü-
sterte sie. .
Die Herren traten aus, dem Zimmer und die Köchin
schloß hinter ihnen ab.
Der neue Diener war vorangeschritten. Plötzlich
legte Falb seine Hand auf dessen Schulter und fragte:
„Hast Du etwas gemerkt."
„Ich glaube sie hat gelauscht."
Eine Thür ward geöffnet und der Handelsherr
fragte: „
ginn was ist?"
Die Dame hat eine Ohnmacht bekommen, entgegnete
Roderich Falb.
„Kommen Sie herein" forderte der Handelsherr
den Beamten auf.
Der Grobhandelsherr suchte Falb über feine For-
schungen auszusragen, aber dieser blieb, bis auf das
was den inngen Volkheim betrat, vollständig verschlossen.
Kurz und mit Würde empfahl sich Falb, den geldstolzen
Mann zurücklassend. Herr Volkheim war in seinen
 
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