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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 171 - Nr. 180 (25. Juli - 4. August)
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„Ah, ein silberner Pfeil!" stieß er wild her-
aus und hob ihn prüfend empor, den habe ich heut
in Ruth's Haaren gesehen." Sehen Sie, hier ist
der Boden vollständig aufgewühlt, hier ist etwas
Entsetzliches geschehen!" rief er mit erstickter Stimme.
Ohne weiter auf seine Umgebung zu achten, ohne
des Banquiers Rathschläge zu hören, hob Selden-
fild die Laterne hoch empor, er neigte den Ober-
körper weit über den Wasserspiegel und ein gellen-
der Angstschrei durchzitterte die Luft. Die Leuchte
entfiel seinen Händen; seine Rechte stützte sich schwer
auf Rachwitz's Arm. Weiße Federwolken bedeckten
den Mond, als scheue er sich, Zeuge dieses Jammers
zu sein . . .
„Was haben Sie, Doktor?" stammelte der
Banquier, dessen Kurzsichtigkeit ihm nicht ge-
stattet hatte, das herzzerreißende Bild klar zu er-
kennen.
„Todt, todt," stöhnte der Verzweifelte, sich
schwankend wieder dem Ufer nähernd und mit der
ausgestreckten Hand nach dem Schwanenhäuschen
deutend. „Sehen Sie die Fülle schwarzer Haare
dort an der Verzierung? sie gehören ihr; sehen Sie
das blumige Kleid, wie es sich bläht? sie, sie trug
es; sehen Sic das bleiche todesstarre Antlitz? es
trägt die Züge Ihres Kindes. Oh Ruth, Ruth"
schrie der unglückliche Mann, von seiner tiefen,
leidenschaftlichen Liebe übermannt, „so — so mußte
Dein theures Leben enden; Rachwitz war zurück-
getaumelt, apathisch, keines Wortes mächtig, ließ
er sich von einem Wärter nach der Bank führen
und schluchzend wie ein Kind, bedeckte er sein Ant-
mit bebenden Händen.
Der Oberaufseher der Anstalt, Franz, war

der einzige, den seine Geistesgegenwart eben nicht
verließ:
„Vorwärts, Leute," rief er, „folgt mir!" Eigen-
händig löste er einen zierlichen Nachen vom Pfahl
und sprang hinein. Das Klirren der Eisenringe
schreckte Seldenfild aus seinem dumpfen Brüten.
„Nicht ohne mich, warten Sie, Franz," stieß er
rauh hervor. Hochaufgerichtet stand er nun im
Kahn, düstere Schatten lagen auf seinem Antlitz
wie Wehmuth zuckte es um den Mund, denn liebe
Erinnerungen flogen, wie vom Winde getriebene,
duftige Blüthen durch sein Hirn. Oftmals hatte
er an Ruth's Seite gesessen und war hinausge-
fahren in den weiten See; wie spielend war die
kleine Hand alsdann über den Rand des Nachens
geglitten, um mit den Wellen zu kosen, oder von
den buntfarbigen Wasserrosen einige Blüthen zu
erhaschen. Wie gern halte Seldenfild dem Spiel
zugeschaut! wie hatte ihn in ihrer Rahe so unaus-
sprechliches Sehnen und Verlangen gefaßt, das
herrliche Mädchen mit seinen Armen zu umfangen
und ihr zu sagen, wie heiß er sie liebe! Unter
diesen schmerzlichen Erinnerungen hatten sie ihr
Ziel erreicht. Seldenfild löste die langen, ver-
worrenen Haare des Opfers von den spitzen Zacken
des Häuschens, hob sanft die theure Last in den
Kahn und beugte sich horchend über den erstarrten
Körper. Er rief Ruth beim Namen, er löste das
Mieder und legte das Ohr auf ihr Herz, er that
alles Erdenkliche, um sie in's Leben zurückzurufen,
allein die Seele war der irdischen Hülle entflohen.
Auf seinen Knieen lag der unglückliche Mann und
stützte das Haupt der Entschlafenen auf seinen
Armen.

Leise, unhörbar strich der Nachen durch die
Fluthen; Grabesstille herrschte ringsumher. Schwei-
gend, in heiliger Scheu vor der düsteren Majestät
des Todes, trugen die Männer das entstellte Mäd-
chen in das Haus. Dort, auf schwellenden Seiden-
polstern ruhte es nun, das Antlitz so lilienweiß,
die Lieder mit den langen Seidenwimpern fest ge-
schlossen. Gleich einem Schwerkranken was Rach-
witz dem traurigen Zuge gefolgt; keine Klage kam
über seine Lippen. Das Herz war wie todt, die
Kehle wie verdorrt.
„Fassen Sie sich, armer, unglücklicher Mann,"
flüsterte Seldenfild und legte seine kalte Hand auf
Rachwitz's Schulter. Da erst hob er den Blick,
da erst kam ihm die volle Erkenntniß des ganzen
Jammers. Ein gellender Schmerzensschrei löste sich
aus dem qualdurchwühlten Herzen und auf die
Knie sank der unglückliche Mann, an der Leiche
seines Kindes . . .
Erst anderen Tages fand man die Leiche des Wahn-
sinnigen, die Hände zusammengekrampft, das Gesicht
selbst noch im Tode verzerrt . . .
Fest verschlossen, wie eine Gruft, liegt das
Schlößchen in Klein-Trianon. Unkraut wuchert
zwischen Rosen und in den Gängen; die Fontai-
nen sind versiegt; kein kühlender Wasserstrahl hebt
sich in die sonnige Luft. Die blauen Clematis-
blumen sind verwelkt, die Ranken haben Sturm
und Regen von dem Steingebilde heruntergezerrt
und der Zahn ver Zeit wird sein Zerstörungswerk
an allem, was hier Kunstsinn schuf, vollbringen.
Weit ab von diesem Eben, in einem stellen Erden-
winkel, lebt Rachwitz. Der Schlag traf ihn mit der
ganzen Schwere; er ist ein gebeugter Mann, das Haar

Nummer 176. Jahrgang.


Dienstag, 31. Zuli 1394.

General-G Anzeiger
für Heidelberg rind Umgegend
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General -Anzeiger
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fortwährend angenommen.

Tas französische Anarchistengesetz.
bwrde nach nahezu zweiwöchentlicher Berathung
bist großer Mehrheit endgiltig angenommen, nach-
dem in der Vormittagssitzung die Kammer eine
Ullr zeitliche Dauer des Gesetzes abgelehnt hatte.
Die neuen Bestimmungen sind damit des Cha-
rakters einer Ausnahmegesetzgebung entkleidet und
sch organischen Bestandtheilen des französischen
öffentlichen Rechts erhoben worden. Damit war
eigentlich der schlimmste Stein des Anstoßes be-
seitigt worden, und das Ministerium darf sich
Rt Fug und Recht gratuliren, daß es sich gerade
bezüglich dieses Punktes gegen alles Zureden auch
einer Freunde unzugänglich bewiesen hat. Im
llebrigen ist das vielgebrauchte Wort vom Pyrr-
hussiege hier wie selten am Platze. Das Kabinet
wird an seinem Erfolge keine rechte Freude
war es doch während des ganzen Kampfes
°azu verurtheilt, allein in der Bresche zu stehen
ösid einen stürmischen Andrang nach dem anderen
Hit den oratorischen Leistungen Dupuy's, Guerin's,
Amlloche's und Lasserre's Stand zu halten. Die
-Rehrheit votirte wohl für das Gesetz, sprach aber
Hcht dafür; cs fehlte ihr an Muth, wenn nicht
8ar an Gründen. Was kann man aber von
^Nem so zu Stande gekommenen Geselle Gutes
^warten? Das bekannte Wort eines zerstreuten
^ationalökonomen lautet: „Geld allein thut's
Nicht, man muß es auch haben!" Mit einiger
-Kodifikation dieses tiefsinnigen Ausspruch kann

Mpuy
Huben;

man den Franzosen zurufen: „Gesetze allein
thun's nicht — man muß sie auch ausführen!"
Dazu gehört aber gerade bei diesem Anarchisten-
gesetz etwas Bürgermuth und damit sieht es bei
dem modernen Franzosenthum recht windig aus;
in Nachgiebigkeit gegen die Volksleidenschaften,
und naturgemäß am meisten da, wo diese sich
am lautesten gebärden haben die maßgebenden
französischen Kreise in den letzten Jahrzehnten so
Erstaunliches geleistet, daß man auch für die Zu-
kunft sich keinen Jllussionen hingeben sollte. Kon-
nivenz hier gegen die Gassenpolitiker, Konnivenz
dort gegen die kapitalmächtigen und einflußreichen
Bürgeraristokraten war so recht die Signatur des
republikanischen Regiments in Verwaltung wie in
Justiz. An einen der schlimmsten Auswüchse
dieses Systems erinnert gerade in diesem Augen-
blick die zivilrechtliche Verurtheilung eines von
den Panamisten bestochenen ehemaligen Ministers.
Gegen Panama und Anarchie bietet auch das
bestehende Gesetz Handhaben genug — man hat
sie nicht benützt; was darf man also von neuen
Gesetzen erhoffen?
Deutsches Keich.
Brrliu, 31. Juli.
— Die im Interesse der Reichseinheit gegen
Urtheile der Oberlandesgerichte im Zivilpro-
zesse zugelasfcne Revision an das Reichsge-
richt ist an die Voraussetzung geknüpft, daß in
Vermögenssachen der Werth des Streitobjekts
1500 Mk. übersteigt. Neuerdings sind durch
Anordnung des Justizministers die Oberlandes-
gerichte aufgefordert worden, die Frage zu begut-
achten, ob und wie weit sich eine Erhöhung des
revisionsfähigen Mindestwerthes des Prozeßobjektes
empfehlen würde. Behufs einer anzustrebenden
Entlastung des Reichsgerichts wird vorgeschlagen,
den revisiblen Betrag aus mindestens 2000, event.
aber auf 2500 oder 3000 Mk. zu erhöhen.
— Nach den im Reichs-Versicherungsamt ge-
fertigten Zusammenstellungen, welche auf den
Angaben der Vorstände der Versicherungsanstalten
und der zugelassenen Kasseneinrichtungen beruhen,
betrug am 1. Juli 1894 die Zahl der seit dem
Inkrafttreten des Jnvaliditüts- und Altersver-
sicherungsgesetzes erhobenen Ansprüche auf Be-
willigung von Altersrente bei den 81 Ver-
sicherungs-Anstalten und den 8 vorhandenen
Kasseneinrichtungen 279 877. Von diesen wurden
222 680 Rentcnansprüche anerkannt und 47 796
zurückgewiesen, 3248 blieben unerledigt, während
die übrigen 6153 Anträge auf andere Weise ihre
Erledigung gefunden haben. — Die Zahl der
während desselben Zeitraums erhobenen Ansprüche
auf Invalidenrente betrug bei den 31

Versicherungsanstalten und den 9 Kasseneinricht-
ungen insgesammt 114 462. Non diesen wurden
77 406 Rentenansprüche anerkannt und 24613
zurückgewiesen, 7236 blieben unerledigt, während
die übrigen 6153 Anträge auf andere Weise ihre
Erledigung gefunden haben. Von den geltend
gemachten Ansprüchen entfallen auf Schlesien 15961
Rheinprovinz 9203, Ostpreußen 8024, Branden-
burg 6324, Hanuover 5838, Sachsen-Anhalt
5225, Westfalen 4364, Posen 4231, Westpreußen
4128, Pommern 4113, Hessen-Nassau 2587,
Schleswig-Holstein 1814 und Berlin 1748. Auf
die 8 Versicherungsanstalten des Königreichs
Bayern kommen 13 239 Ansprüche, auf das
Königreich Sachsen 4423, auf Württemberg 3018,
Baden 3116, Großherzogthum Hessen 1470, beide
Mecklenburg 1242, die Thüringischen Staaten
2079, Oldenburg 322, Braunschweig 779, Hanse-
städte 694, Elsaß-Lothringen 2122 und auf die
9 Kafseneinrichtungen insgesammt 8388. — Unter
den Personen, die in den Genuß der Invaliden-
rente traten, befinden sich 1804, die bereits vor-
her eine Altersrente bezogen.
— In Bezug aus die landesherrliche
Anerkennung des Bi schoss Komp in
Fulda, dessen Konsekration in den letzten Tagen
erfolgt ist, schreibt der „Reichs- und Staats-Anz.":
Nachdem der Bischofsstuhl von Fulda durch das
Ableben des Bischofs Joseph Weyland erledigt
worden, hat nach Maßgabe der bestehenden Vor-
schriften am 27. April d. I. durch das Dom-
kapitel zu Fulda die Wahl eines neuen Bischofs
stattgefunden, welche auf den bisherigen Dom-
kapitular und Seminar-RegenS, Professor Georg
Komp in Fulda gefallen ist. Derselbe hat durch
päpstliches Breve vom 21. Mai d. I. die Be-
stätigung zur Ausübung seines bischöflichen Amts
erhalten. — Seine Majestät der Kaiser und
König haben mittels Allerhöchster Urkunde vom
12. Juli d. I. dem Bischof Georg Komp die
nachgesuchte landesherrliche Anerkennung als Bi-
schof von Fulda zu ertheilen geruht. Die Ur-
kunde ist dem Bischof am 24. Juli d. I. durch
den Ober-Präsidenten der Provinz Hessen-Nassau
ausgehändigt worden, nachdem der Bischof den
durch die Verordnung vom 13. Februar 1887
vorgeschriebenen Eid abgeleistet hat.
— Das „Berl. Tagebl." veröffentlicht ein
Interview mit Stambulow, worin es
heißt: Der wahre Grund seiner Demission sei in
seinem, Ende Mai an Ferdinand gerichteten
Briefe enthalten, dessen Nichtveröffentlichung er
versprochen habe, weil sonst der Fürst in der
öffentlichen Meinung stark herabgesetzt würde.
Die gegen ibn inscenirten Jntriguen veranlaßten
ihn, den Bries zu publiciren. Er habe ihn auch

seinen Freunden in der Kammer vorlegen wollen;
aber die Regierung sei ihm durch die Auflösung
zuvorgekommen. Er werde sich in die neue
Kammer wählen lassen und seinen Vorsatz doch
ausführen. Er habe seine Demission erzwingen
wollen und sei darum auch Ende Mai nicht zum
Empfange des Fürsten am Bahnhofe in Sofia
erschienen. Seine Bedingungen für sein Ver-
bleiben im Amt seien gewesen: Unerschütterliches
Ausharren in den von ihm betretenen Geleisen
und Beibehaltung seiner äußeren Politik Bul-
gariens. Die Behauptung, daß er gegen Ferdi-
nand intriguirt hätte, sei thöricht. Er habe ge-
rade eine bulgarische Dynastie gründen wollen
und deßhalb seinen eigenen Ehrgeiz gezügelt.
Nichts hätte ihn hindern können, vor acht Jahren
Diktator zu werden. Sein Verhalten gegen
Ferdinand sei freilich anders geworden, als er
erfahren, daß dieser ihm feindliche Journale und
Personen subventionire. In der inneren Politik,
auf der Straße, in den Palästen habe der Pöbel
das große Wort; in der äußeren Politik herrsche
Dummheit und Unbesonnenheit. Bulgarien könne
nicht, wie die jetzigen Machthaber vorgeben, ohne
den Schutz des Dreibundes, der Türkei, Englands
und Rumäniens existiren, es könne nicht mit
Rußland auf freunschaftlichem Fuße leben. Auf
die Frage, ob der Sohn des Battenberges einmal
zur Regierung berufen werden könnte, ging
Stambulow nicht näher ein. Er konstatirte, daß
der Vater und der Sohn große Sympathien im
Lande genössen, aber eine Veränderung der Dy-
nastie könne kein bulgarischer Patriot gern
wünschen.
Ausland.
Paris, 28. Juli. Die sozialistischen
Deputirten erließen soeben ein Manifest,
in dem es heißt: Statt Reformen habe die
Kammer nach dem ersten Legislaturjahr ein die
Freiheit mordendes Gesetz zu Stande gebracht.
Die Arbeiter mögen durch kaltblütiges Verhalten
die Provokationen beantworten und den Depu-
taten alle Unbilligkeiten bei der Anwendung des
Gesetzes melden. Die schändliche Koalition der
Reaktion und des Panamismus wird den Marsch
der Sozialoemokratie nicht aushalten.
London, 28. Juli. Auf der japanesischen
Gesandtschaft liegt folgende authentische
Nachricht vor. Drei japanesische Kriegsschiffe,
„Akitsusa", „Takachito" und „Fluje", trafen in
der Nähe von Round Island ein chinesisches
Geschwader. Auf eine ernstliche Herausforderung
wurde das chinesische Geschwader angegriffen.
Das Resultat des Kampfes war, daß das chine-
sische Schiff „Tsaskiau" erobert, ein Transport-
schiff mit Soldaten in den Grund gebohrt wurde.

H e s ü H n L.
Roman von H. von Gabain.
(Fortsetzung.)

„Welche?" donnerte Seldenfild den Mann an.
"2lme meine Bewilligung darf Niemand hin-
6n!« Der Wärter zog entschuldigend die Schultern
Evipor.
„Verzeihen der Herr, die Dame zeigte eine
?arte vor mit der Unterschrift des Herrn Doktors,
Z war schon öfters da und wenn es anging, durfte
H auch mit dem Schultz reden. So geschah es
fHch heute. Er hatte seinen ruhigen Tag, zuweilen
^tach er sogar ganz vernünftig. Aber ich hab's
^ich gesagt, all' die Besuche taugten zu nichts und
haben wir das Malheur auf'm Haffe." „Die
Präsidentin," murmelte Seldenfild. Ohne weiter
den stotternden Berichterstatter zu hören, lief
dem ihn Folgenden weit vorau t. Dunkle Atz-
ungen trieben ihn an den See; der Hilferuf
!'ang ihm in den Ohren, wie wenn die Posaunen
jüngsten Gerichts ihn riefen.
„Der Doktor ist toll, brummte Rachwitz, als
ss dessen laute Stimme immerfort den Namen seiner
Achter rufen hörte, so daß der Hofhund an seiner
^tte zerrte und laut anschlug. „Der Mann ist
fsahrhaftig nicht gescheut," wiederholte er köpf-
Rüttelnd, „was sollte Ruth mit der Affaire zu
Haffen haben?" Er beschleunigte demungeachtet
s9ne Schritte und kam pustend, nach Luft schnap-
^Nd, in dem Augenblick an, als der Doktor, eine
Jckerne in der Hand, tief heruntergebeugt, um den
^ee schritt.
 
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