Nummer 243. LI. Jahrgang.
Neuev
Mittwoch, 17. Oktober 1«S4.
General-GAnMer
*
für Heidelberg und Umgegend
-V
Expedition: Hauptstraße "Mr. 2S.
JnsertionSpreiSr
die Ispaltige Pelilzeile oder deren Raum 5 Pf-.,
für auswärtige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.
Abonnementspreis r
Wit Sseitigem tllußrirtem S-untagSblatt: monatlich
4S Pfennig frei in's Haus, durch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld.
Expedition: Hauptstraße Wr. L5.
GeLesenstes BtcrtL in SLndt n. Aemt HeideLbeVS nnd Lt-MDsgend. G^ötztev Erfolg für? Jnseuate.
E- T-l-phoir-Anschlich Nr- WS. -HM
FsHktwähLend
werden von allen Postanflalten, Landbriefträgern
unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.
Regentschaft in Rußland.
Die durch die Krankheit des Zaren und
Inner Reise nach Korfu nothwendig gewordene
Stellvertretung tritt in nahe Sicht. Eine an-
scheinend aus offiziellen Quellen herrührende De-
pesche kündigt die BeschleunWng der Heirath des
Zarewitsch, des russischen Thronfolgers, mit der
Prinzessin Alix von Hessen — die Hochzeit soll
Anfangs nächsten Monats sein — und ein dem-
nächst zu erwartendes Manifest des Zaren an,
durch welches für die Zeit der Abwesenheit des
Herrschers eine Regentschaft mit lediglich aus-
übender Gewalt, bestehend aus dem Großfürsten
Michael Nicolajewitsch als Präsidenten, dem
Großfürsten Wladimir Alexandrowitsch und dem
Großfürsten-Thronfolger, eingesetzt wird.
Ob diese offizielle Meldung den vollzogenen
oder sich vollziehenden Thatsachen entspricht, wird
die Folge lehren. Auffallend erscheint es, daß
Zum Präsidenten der Stellvertretung des
Zaren nicht der im Range höchste Großfürst
, Thronfolger, sondern fein Großoheim ernannt
Werden soll. Allerdings erscheint es begreiflich,
». daß der Zar zu seinem ersten Stellvertreter nicht
einen jungen, unerfahrenen Mann, sondern ein
älteres, vielfach und oft erprobtes Mitglied des
Hauses Romanoff bestellen will, allein Großfürst
Michael könnte auch in dem Falle den ausschlag-
gebenden Einfluß zugetheilt erhalten, wenn der
Zarewitsch formell zum Präsidenten der Stellver-
tretung ernannt würde. Es käme diesbezüglich
lediglich auf die Instruktion an, welche vom
Zaren für seine Stellvertretung sicherlich er-
lassen, aber voraussichtlich nicht publizirt werden
Wird.
Doch, wie dem auch sei, die Nothwendigkeit
der Einsetzung einer Stellvertretung des Zaren ist
einleuchtend und die Wahrscheinlichkeit ist groß,
daß, wenn nicht, wie es ursprünglich hieß, der
Zarewitsch allein mit derselben betraut wird, die
Großfürsten Michael und Wladimir zu seiner
Unterstützung und Berathung berufen werden.
Mide Großfürsten besitzen das unbedingte Ver-
trauen des Zaren und ihre ganze bisherige
Aebensgeschichte weist kein Moment auf, welches
Ue desselben nicht vollkommen würdig erscheinen
ließe.
Uebrigens ist wohl zu beachten, daß es sich
Wt um eine selbstständige Substituirung des
Gesucht und Gefunden.
Roman von Hermine Frankenstein.
lb) (Fortsetzung.)
Elliot war erschüttert, denn er vermochte ander
Wahrheit der ihm gemachten Eröffnungen nicht zu
zweifeln. — „Ich werde morgen auf der Entlassung
dieser Männer bestehen/ rief er aus, „oder ich
trenne mich von Bathurst. — „Thun Sie das
nicht, Herr. Ich sagte Ihnen das Alles nur, da-
wit Sie auf Ihrer Hut sein sollen. Wenn Sie
Uch von ihnen trennen, werden sie Ihnen folgen,
/erwandeln Sie sich nicht in offene Feinde. Be-
trachten Sie sie in Ihrem Herzen als solche, aber
Gehalten Sie diese Kenntniß für sich. Seien Sie
wachsam und auf Ihrer Hut, aber überlassen Sie
die Sache mir. Ich werde Sie an's Ziel bringen."
In das bronzefarbige Gesicht seines Verbündeten
schauend, erkannte Ellivt, daß Kalloo die Sachen
/fier führen könne, als er, und er gab sich zu-
frieden, dazu stille zu sein und die Reise fortzu-
fstzen, ohne daß seine Feinde ahnen durften, daß
von ihm erkannt wären. Aber obgleich er las
Arlloo zugestanden hatte, beschloß er doch, sich die
Grütze zu nehmen, die Sache selbst zu untersuchen,
f^r fühlte, daß er von einem ganzen Gewebe von
und Trug umgeben war, und wußte kaum,
woran er glauben sollte und woran nicht; aber er
kühlte auch, daß, wenn er auch dem Parsen Glauben
Ichenkte, er dennoch sehr auf seiner Hut sein müsse,
wenn er bei dem gefährlichen Unternehmen, in das
rr sich eingelassen hatte, Erfolg haben wollte. Er
vsfahl Kalloo daher, sich in das Zelt zurückzu-
ziehen und wenn Jemand nach ihm fragen sollte,
Zaren durch seine Stellvertretung handelt, sondern
lediglich um die Uebertragung der kaiserlichen
Exekutive. , Alle übrigen Prärogativen der Sou-
veräuetät,' die gesetzgeberische Gewalt, das Recht,
über Krieg oder Frieden zu entscheiden, die
Richtung der auswärtigen Politik zu bestimmen,
behält sich der Zar vor. Die Stellvertretung hat
nur dafür zu sorgen, daß der Wille des Selbst-
herrschers aller Reußen in der von Fall zu Fall
geeignetsten Form zur Durchführung gelange. In
einem konstitutionellen Staate bat der Minister-
rath analoge Befugnisse; im absolutistischen Ruß-
land bedarf es hierzu Angesichts der Jugend und
Unerfahrenheit des Thronfolgers eines Comitees
des Großfürsten.
Im Hinblicke auf diese Beschränkung der
Stellvertretung des Zaren erscheint es überflüssig,
auf die politische Gesinnung der Mitglieder der-
selben einzugehen. Es wäre müßig, von der
deutschfreundlichen Gesinnung der Großfürsten
Michael und Wladimir zu sprechen und daraus
Schlüsse auf die künftige Politik Rußlands zu
ziehen. Regieren im eigentlichen Sinne des
Wortes wird der kranke Zar, so lange er kann : die
Stellvertretung wird keine andere Aufgabe haben,
als den selbstherrscherlichen Willen in Thatsachen
umzusetzen.
Deutsches Reich.
Berlin, 17. Oktober-
— Bezüglich des Programms für die am 17.
und 18. Oktober hier stattfindenden Feierlich-
keiten wird Folgendes mitgetheilt: Seine Maje-
stät der Kaiser trifft morgen Früh wieder hier ein,
während Ihre Majestät die Kaiserin, die König-
lichen Prinzen und Fürstlichen Gäste mittels Sonder-
zugs von der Station Wildpark aus hier eintreffen.
Um 10 Uhr Vormittags findet in der Ruhmeshalle
die Nagelung der Fahnen statt. Nach derselben
nehmen die Höchsten Herrschaften Absteigequartier
im König!. Schlosse, wo um 1 Uhr die Frühstücks-
tafel ist. Der König von Serbien trifft morgen
Nachmittag um 5 Uhr in Potsdam ein. Am
Bahnhof großer militärischer Empfang. Bei der
Ankunft auf dem Bahnhof in Potsdam werden auf
Allerhöchsten Befehl die Prinzen des König!. Hauses,
sowie die in Potsdam garnisonirenden Prinzen aus
souveränen Häusern zugezogen sein. Um 8 Uhr
Abends findet in der Jaspis-Gallerie des Neuen
Palais Festtafel zu Ehren des Königs von Serbien
statt. Am 18. Oktober, Früh, begibt sich der
Kaiser mit den Prinzen mittelst Sonderzugs nach
Berlin; die Kaiserin und der König von Serbien
folgen und um 10 Uhr Vormittags beginnt vor dem
Denkmal Friedrichs des Großen die Fahnenweihe.
— Es ist neuerdings an maßgebender Stelle
zur Auskunft zu geben, daß er etwas unwohl sei
und sich zur Ruhe gelegt habe und von Niemanden
gestört «erden wolle. Dann wanderte er allein hin-
aus und schlich zu dem Zelte seines angeblichen
Freundes hin, wo es ihm gelang, sich unbemerkt
im Schatten zu verbergen. Nun machte er mit
einem scharfen Taschenmesser einen langen Ein-
schnitt in die Zeltleinwand, und vorsichtig hinein-
schauend, bemerkte er den jungen Bathurst mit
Puntab in eine Berathung vertieft. Anfänglich
konnte er nicht genau hören, was vorgehe und er
entnahm nicht mehr, als daß Bathurst dem Indier
zu irgend einer Handlungsweise zuredete, gegen
welche sich jener streng und energisch zu widersetzen schien.
Endlich sprang Bathurst auf, schritt ganz nahe
zu jener Zeltwand, hinter welcher unser Held ver-
borgen lag, nahm einen Mantelsack zur Hand, den
er öffnete, während er zwischen den Zähnen etwas
von der „unsättlichen Habgier dieses höllischen
Nimmersatts" murmelte. Der schlaue Indier war
ihm gefolgt und seine Augen glänzten wie die einer
Schlange, als er die Päckchen von Banknoten be-
merkte, aus welchen sein Herr drei der kleinsten
herausnahm und diese ihm zuwarf. „Da," sagte
er verächtlich, „das ist weit mehr, als Du verdienst;
aber merke Dir's, das Werk muß vollständig durch-
geführt werden!" Puntab verneigte sich. „Wir
werden die fehlende Sahib finden," sagte er, „und
dann soll Alles geschehen, wie es der Herr wünscht."
Der junge Bathurst schaute ihn einen Augenblick
lang ernsthaft an, dann faßte er ihn bei der Hand
und hielt ihn mit eisernem Griffe fest. „Hüte
Dich, falsches Spiel mit mir zu treiben!" zischte
er zwischen den zusammengepreßten Zähnen hervor.
angeregt worden, mit Rücksicht auf die im nächsten
Sommer stattfindende Berufs- und Gewerbezählung
die für den 1. Dezember 1895 in Aussicht ge-
nommene allgemeine Volkszählung um
ein Jahr hinauSzuschiebcn. Die Berufs- und Ge-
werbezählung entspricht vielfachen Wünschen und ist
schon deshalb nicht länger zu verzögern, weil sie die
Vorbedingung für die Lösung verschiedener sozial-
politischer Aufgaben ist. Gegen eine Verlegung der
allgemeinen Volkszählung spricht indessen dieThat-
sache, daß diese Zählungen regelmäßig von fünf zu
fünf Jahren stattgefunden haben und eine Unter-
brechung dieses Turnus in vielfacher Hinsicht be-
denklich wäre. Ist doch beispielsweise von den
Volkszählungen die Vcrtheilung der Matrikularbei-
träge abhängig. Auch würden die Ergebnisse der
Berufs- und Gewerbezählung durch die Zahlen
einer unmittelbar darauf folgenden Volkszählung
vielleicht in manchen wichtigen Punkten eine werth-
volle Ergänzung finden. Es erscheint deshalb
nahezu ausgeschlossen, daß die erwähnte Anregung
die Volkszählung erst am 1. Dezember 1896 vor-
zunehmen, verwirklicht werden wird.
— Die „Nordd. Allg. Ztg." kann erklären,
daß der Berliner Bries der Wiener „Pol. Kor."
vom 11. Oktober über Maßregeln gegen die
Umsturzparteien, worin eine schärfere Hand-
habung des Unfugsparagraphen des Strafgesetz-
buches empfohlen war, ebenso wenig halbamtlich
ist, wie der am 4. Juli erschienene Brief der-
selben Korrespondenz über die angeblich dem Er-
löschen entgegenreifende sozialistische Krankheit,
dessen Ausführungen die „Nordd. Allg. Ztg."
bereits am 7. Juli entschieden zurückgewicsen
habe.
— Wie wir einem Gutachten der Handels-
kammer Ulm über die Wirkungen der Aufhebung
des Identitätsnachweises auf den Handel
Süddeutschlands entnehmen, scheint die Mitwir-
kung auf die Transitlager und den Absatz von
Gerste und Hafer nach der Schweiz günstig zu
sein, während im Roggen- und Weizenhandel die
russischen und rumänischen Angebote den Absatz
inländischer Produkte beinahe unmöglich machen.
Die nach der Schweiz ausführenden Müller des
Oberlandes benutzen ihre Ausfuhrscheine zum zoll-
freien Ankauf ausländischen Getreides über
Mannheim.
Wiesbaden, 16. Okt. Der Kaiser traf
heute Nachmittag 4 Uhr 20 Min. auf dem Bahn-
hof ein und wurde hier von den Spitzen der Be-
hörden empfangen. Unter brausenden Hochrufen
der zahlreich herbeigeströmten Volksmassen fuhr da-
rauf der Kaiser durch die prachtvoll geschmückte
Wilhelmstraße am neuen Theater vorüber zum Denk-
mal Kaiser Wilhelm I. Die Truppen, Krieger-
„Du weißt nicht, welche Rache ich nehmen kann,
wenn Du es wagst, mich zu betrügen, und wenn
Dein Unternehmen mißlingt, sollen die Geier Deine
Knochen zerhacken, statt die seinen."
Wären sie nicht so vertieft gewesen in ihren
Gegenstand, hätten sie ein leichtes Rauschen ver
Blätter außerhalb des Zeltes vernehmen müssen.
Elliot konnte sich des Schreckens bei dieser Bestäti-
gung seiner schlimmsten Befürchtungen nicht er-
wehren; aber sie hörten ihn nicht. Der Indier
war bei Bathurst's Worten leichenfahl geworden;
doch ist's unmöglich zu sagen, ob vor physischem
Schmerz, oder weil er auf Verrath sann. Seine
Antwort bestand in Betheuerungen unvergänglicher
Treue. Bathurst hörte ihn ganz stillschweigend an,
aber ehe er ihn loßließ, sprach er noch einmal,
langsam und in leisem, tiefem Tone, als ob er auf
seinen Untergebenen einen tieferen Eindruck machen
wolle. „Verstehe mich recht", sagte er, „wenn wir
das Mädchen nicht entdecken, ist nichts zu thun,
aber sobald es gefunden ist, müssen sowohl Herr
Elliot, als sein lästiger Parse beseitigt und ent-
fernt gehalten werden, daß nicht die geringste Aus-
sicht für sie vorhanden ist, nach Kalkutta zurück-
kehren zu können, wenn es überhaupt dazu kommt,
bis lange, nachdem ich das Land verlassen habe,
und die Hauptsache ist, ich darf bei der Sache gar
nicht betheiligt erscheinen!"
Bathurst verlachte Elliot. Er hatte keinerlei
Glauben an eine Wendung zum Bessern. Aber
Kalloo's Augen glänzten. Für ihn war unser Held
das erhabendste Wesen, das er je gesehen hatte.
Elliot's sanfte Höflichkeit, die er in seinem Ver-
vereine und Schulen bildeten Spalier. Auf dem
Festplatz am Denkmal hielt nach einem Vortrag
der hiesigen Gesangvereine der Oberbürgermeister
eine Ansprache, worauf auf Befehl des Kaisers die
Hülle des Denkmals fiel.
Karlsruhe, 16. Oktbr. Bei der Hoftafel,
welche gestern den 15. Oktober, im Großherzogl.
Schlosse zu Mannheim stattfand, hat Seine Kgl.
Hoheit der Großherzog einen Trinkspruch auf die
Stadt Mannheim ausgebracht; die Rede, mit
welcher Seine König!. Hoheit den Trinkspruch
einleitete, hatte im Wesentlichen folgenden
Wortlaut:
Meine Herren! Ich erhebe mein Glas,
um auf das Wohl der Stadt Mannheim zu
trinken. Indem ich dies unternehme, meine
Herren, gedenke ich der Dankbarkeit, welche die
Stadt Mannheim in so erhebender Weise kund
gegeben hat, eine hohe Tugend, die noch höher
anzuschlagen ist, wenn sie von solcher Gesinnung
getragen, einen solchen Ausdruck empfängt, wie
denjenigen, den die Stadt Mannheim gefunden
hat, indem sie dem Andenken Kaiser Wil-
helm's I. ein so schönes Denkmal errichtete.
Dieses Gefühl der Dankbarkeit ist auf viele
Generationen hinaus ein Vorbild, das hoffent-
lich seine gute Wirkung auf die Zukunft aus-
üben wird; ich bin dessen vollkommen überzeugt
und wir können derStadtMannheim dankbar sein,
daß sie dieses Vorbild gegeben hat. Dieser
Dankbarkeit schließen wir uns, die Großher-
zogin und ich und mein ganzes Haus von
ganzem Herzen an. Ist doch hier ein Tochter-
herz tief bewegt von der großen Liebe, welche
dem Vater erwiesen wird noch im Grabe, und
diese Dankbarkeit empfinde auch ich im Ge-
dächtniß an die Vergangenheit, die in mir
so werthe Erinnerungen erweckt, wenn ich
daran zurückdenke.
Ich habe noch eine höhere Pflicht zu er-
füllen, um unfern Dank auszudrücken für
Alles, was Sie uns an Freundlichkeit, an
Entgegenkommen erwiesen, für die Fürsorge,
die Sie uns gewidmet haben in den Tagen,
die wir bei Ihnen zubrachten. An diese
Dankbarkeit schließt sich der warme Wunsch,
daß das Gedeihen der Handelsstadt Mannheim
ein stetiges sein möge, wie sie bisher an Kraft
und Bedeutung zugenommen hat. Sie wissen,
meine Herren, daß schon seit Jahren ich mit
inniger Theilnahme Alles verfolge, was die
Interessen dieser wichtigen Stadt berührt. Ich
brauche daher Wohl nicht zu versichern, daß es
beim Alten bleiben wird und daß wir Alles
aufbicten werden, — ich sage wir, die Regie-
rung wird Alles ausbieten — den Bedürf
kehr mit dem Parsen und seinen anderen Unter-
gebenen ebenso wenig außer Acht ließ, als im Sa-
lon einer Dame, hatten ihm des Burschen Herr
gewonnen. Er war sehr geneigt zu glauben, daß
der blauäugige, brünette Engländer mit seiner ge-
winnenden »Schönheit ein Liebling der Götter sei,
dem übernatürliche Eröffnungen gewährt würden.
So groß war sein Glaube daran, daß er bis an
den Rand des Schatten, den der Riesenbaum ver-
breitete, hervortrat und mit scharfen Blicken über
die Ebene spähte.
Plötzlich stieß er einen Schrei aus. „Was
gibt's?" fragte Puntab. — „Der Herr hat ge-
sagt, er fühle, daß etwas geschehen werde", sagte
Kalloo aufgeregt. „Schau dorthin. Ein Mann
kommt. Er bringt Licht und die Spur, die der
Herr so angstvoll sucht." Bathurst lachte laut.
„Der Parse glaubt Ihnen unbedingt, Elliot, wie
Sie sehen. Er betrachtet Sie als eine Art Pro-
pheten. Sehen wir uns diesen Fremden einmal
an." Er stand auf und sie spähten Alle nach der
Richtung' in welche Kalloo schnute.
Die Ebene war vom goldenen Mondlichte Über-
flossen und in weiter Ferne erblickten sie eine ein-
same Gestalt, welche sich ihrem Asyl mit wanken-
den Schritten, wie in gänzlicher Erschöpfung nährte.
Batburst und Puntab verspotteten den Parsen,
welcher unbeweglich und mit einem Ausdrucke star-
rer Ruhe in seinem bronzefarbenen Gesicht dastand.
Der Wanderer kam näher und näher. Er konnte
die harrenden Gestalten in dem Schatten der Ba-
nane nicht sehen. Elliot und der Parse standen
nahe beisammen. Punkab stand etwas rückwärts
von Bathurst, den er als seinen speziellen Herrn
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Regentschaft in Rußland.
Die durch die Krankheit des Zaren und
Inner Reise nach Korfu nothwendig gewordene
Stellvertretung tritt in nahe Sicht. Eine an-
scheinend aus offiziellen Quellen herrührende De-
pesche kündigt die BeschleunWng der Heirath des
Zarewitsch, des russischen Thronfolgers, mit der
Prinzessin Alix von Hessen — die Hochzeit soll
Anfangs nächsten Monats sein — und ein dem-
nächst zu erwartendes Manifest des Zaren an,
durch welches für die Zeit der Abwesenheit des
Herrschers eine Regentschaft mit lediglich aus-
übender Gewalt, bestehend aus dem Großfürsten
Michael Nicolajewitsch als Präsidenten, dem
Großfürsten Wladimir Alexandrowitsch und dem
Großfürsten-Thronfolger, eingesetzt wird.
Ob diese offizielle Meldung den vollzogenen
oder sich vollziehenden Thatsachen entspricht, wird
die Folge lehren. Auffallend erscheint es, daß
Zum Präsidenten der Stellvertretung des
Zaren nicht der im Range höchste Großfürst
, Thronfolger, sondern fein Großoheim ernannt
Werden soll. Allerdings erscheint es begreiflich,
». daß der Zar zu seinem ersten Stellvertreter nicht
einen jungen, unerfahrenen Mann, sondern ein
älteres, vielfach und oft erprobtes Mitglied des
Hauses Romanoff bestellen will, allein Großfürst
Michael könnte auch in dem Falle den ausschlag-
gebenden Einfluß zugetheilt erhalten, wenn der
Zarewitsch formell zum Präsidenten der Stellver-
tretung ernannt würde. Es käme diesbezüglich
lediglich auf die Instruktion an, welche vom
Zaren für seine Stellvertretung sicherlich er-
lassen, aber voraussichtlich nicht publizirt werden
Wird.
Doch, wie dem auch sei, die Nothwendigkeit
der Einsetzung einer Stellvertretung des Zaren ist
einleuchtend und die Wahrscheinlichkeit ist groß,
daß, wenn nicht, wie es ursprünglich hieß, der
Zarewitsch allein mit derselben betraut wird, die
Großfürsten Michael und Wladimir zu seiner
Unterstützung und Berathung berufen werden.
Mide Großfürsten besitzen das unbedingte Ver-
trauen des Zaren und ihre ganze bisherige
Aebensgeschichte weist kein Moment auf, welches
Ue desselben nicht vollkommen würdig erscheinen
ließe.
Uebrigens ist wohl zu beachten, daß es sich
Wt um eine selbstständige Substituirung des
Gesucht und Gefunden.
Roman von Hermine Frankenstein.
lb) (Fortsetzung.)
Elliot war erschüttert, denn er vermochte ander
Wahrheit der ihm gemachten Eröffnungen nicht zu
zweifeln. — „Ich werde morgen auf der Entlassung
dieser Männer bestehen/ rief er aus, „oder ich
trenne mich von Bathurst. — „Thun Sie das
nicht, Herr. Ich sagte Ihnen das Alles nur, da-
wit Sie auf Ihrer Hut sein sollen. Wenn Sie
Uch von ihnen trennen, werden sie Ihnen folgen,
/erwandeln Sie sich nicht in offene Feinde. Be-
trachten Sie sie in Ihrem Herzen als solche, aber
Gehalten Sie diese Kenntniß für sich. Seien Sie
wachsam und auf Ihrer Hut, aber überlassen Sie
die Sache mir. Ich werde Sie an's Ziel bringen."
In das bronzefarbige Gesicht seines Verbündeten
schauend, erkannte Ellivt, daß Kalloo die Sachen
/fier führen könne, als er, und er gab sich zu-
frieden, dazu stille zu sein und die Reise fortzu-
fstzen, ohne daß seine Feinde ahnen durften, daß
von ihm erkannt wären. Aber obgleich er las
Arlloo zugestanden hatte, beschloß er doch, sich die
Grütze zu nehmen, die Sache selbst zu untersuchen,
f^r fühlte, daß er von einem ganzen Gewebe von
und Trug umgeben war, und wußte kaum,
woran er glauben sollte und woran nicht; aber er
kühlte auch, daß, wenn er auch dem Parsen Glauben
Ichenkte, er dennoch sehr auf seiner Hut sein müsse,
wenn er bei dem gefährlichen Unternehmen, in das
rr sich eingelassen hatte, Erfolg haben wollte. Er
vsfahl Kalloo daher, sich in das Zelt zurückzu-
ziehen und wenn Jemand nach ihm fragen sollte,
Zaren durch seine Stellvertretung handelt, sondern
lediglich um die Uebertragung der kaiserlichen
Exekutive. , Alle übrigen Prärogativen der Sou-
veräuetät,' die gesetzgeberische Gewalt, das Recht,
über Krieg oder Frieden zu entscheiden, die
Richtung der auswärtigen Politik zu bestimmen,
behält sich der Zar vor. Die Stellvertretung hat
nur dafür zu sorgen, daß der Wille des Selbst-
herrschers aller Reußen in der von Fall zu Fall
geeignetsten Form zur Durchführung gelange. In
einem konstitutionellen Staate bat der Minister-
rath analoge Befugnisse; im absolutistischen Ruß-
land bedarf es hierzu Angesichts der Jugend und
Unerfahrenheit des Thronfolgers eines Comitees
des Großfürsten.
Im Hinblicke auf diese Beschränkung der
Stellvertretung des Zaren erscheint es überflüssig,
auf die politische Gesinnung der Mitglieder der-
selben einzugehen. Es wäre müßig, von der
deutschfreundlichen Gesinnung der Großfürsten
Michael und Wladimir zu sprechen und daraus
Schlüsse auf die künftige Politik Rußlands zu
ziehen. Regieren im eigentlichen Sinne des
Wortes wird der kranke Zar, so lange er kann : die
Stellvertretung wird keine andere Aufgabe haben,
als den selbstherrscherlichen Willen in Thatsachen
umzusetzen.
Deutsches Reich.
Berlin, 17. Oktober-
— Bezüglich des Programms für die am 17.
und 18. Oktober hier stattfindenden Feierlich-
keiten wird Folgendes mitgetheilt: Seine Maje-
stät der Kaiser trifft morgen Früh wieder hier ein,
während Ihre Majestät die Kaiserin, die König-
lichen Prinzen und Fürstlichen Gäste mittels Sonder-
zugs von der Station Wildpark aus hier eintreffen.
Um 10 Uhr Vormittags findet in der Ruhmeshalle
die Nagelung der Fahnen statt. Nach derselben
nehmen die Höchsten Herrschaften Absteigequartier
im König!. Schlosse, wo um 1 Uhr die Frühstücks-
tafel ist. Der König von Serbien trifft morgen
Nachmittag um 5 Uhr in Potsdam ein. Am
Bahnhof großer militärischer Empfang. Bei der
Ankunft auf dem Bahnhof in Potsdam werden auf
Allerhöchsten Befehl die Prinzen des König!. Hauses,
sowie die in Potsdam garnisonirenden Prinzen aus
souveränen Häusern zugezogen sein. Um 8 Uhr
Abends findet in der Jaspis-Gallerie des Neuen
Palais Festtafel zu Ehren des Königs von Serbien
statt. Am 18. Oktober, Früh, begibt sich der
Kaiser mit den Prinzen mittelst Sonderzugs nach
Berlin; die Kaiserin und der König von Serbien
folgen und um 10 Uhr Vormittags beginnt vor dem
Denkmal Friedrichs des Großen die Fahnenweihe.
— Es ist neuerdings an maßgebender Stelle
zur Auskunft zu geben, daß er etwas unwohl sei
und sich zur Ruhe gelegt habe und von Niemanden
gestört «erden wolle. Dann wanderte er allein hin-
aus und schlich zu dem Zelte seines angeblichen
Freundes hin, wo es ihm gelang, sich unbemerkt
im Schatten zu verbergen. Nun machte er mit
einem scharfen Taschenmesser einen langen Ein-
schnitt in die Zeltleinwand, und vorsichtig hinein-
schauend, bemerkte er den jungen Bathurst mit
Puntab in eine Berathung vertieft. Anfänglich
konnte er nicht genau hören, was vorgehe und er
entnahm nicht mehr, als daß Bathurst dem Indier
zu irgend einer Handlungsweise zuredete, gegen
welche sich jener streng und energisch zu widersetzen schien.
Endlich sprang Bathurst auf, schritt ganz nahe
zu jener Zeltwand, hinter welcher unser Held ver-
borgen lag, nahm einen Mantelsack zur Hand, den
er öffnete, während er zwischen den Zähnen etwas
von der „unsättlichen Habgier dieses höllischen
Nimmersatts" murmelte. Der schlaue Indier war
ihm gefolgt und seine Augen glänzten wie die einer
Schlange, als er die Päckchen von Banknoten be-
merkte, aus welchen sein Herr drei der kleinsten
herausnahm und diese ihm zuwarf. „Da," sagte
er verächtlich, „das ist weit mehr, als Du verdienst;
aber merke Dir's, das Werk muß vollständig durch-
geführt werden!" Puntab verneigte sich. „Wir
werden die fehlende Sahib finden," sagte er, „und
dann soll Alles geschehen, wie es der Herr wünscht."
Der junge Bathurst schaute ihn einen Augenblick
lang ernsthaft an, dann faßte er ihn bei der Hand
und hielt ihn mit eisernem Griffe fest. „Hüte
Dich, falsches Spiel mit mir zu treiben!" zischte
er zwischen den zusammengepreßten Zähnen hervor.
angeregt worden, mit Rücksicht auf die im nächsten
Sommer stattfindende Berufs- und Gewerbezählung
die für den 1. Dezember 1895 in Aussicht ge-
nommene allgemeine Volkszählung um
ein Jahr hinauSzuschiebcn. Die Berufs- und Ge-
werbezählung entspricht vielfachen Wünschen und ist
schon deshalb nicht länger zu verzögern, weil sie die
Vorbedingung für die Lösung verschiedener sozial-
politischer Aufgaben ist. Gegen eine Verlegung der
allgemeinen Volkszählung spricht indessen dieThat-
sache, daß diese Zählungen regelmäßig von fünf zu
fünf Jahren stattgefunden haben und eine Unter-
brechung dieses Turnus in vielfacher Hinsicht be-
denklich wäre. Ist doch beispielsweise von den
Volkszählungen die Vcrtheilung der Matrikularbei-
träge abhängig. Auch würden die Ergebnisse der
Berufs- und Gewerbezählung durch die Zahlen
einer unmittelbar darauf folgenden Volkszählung
vielleicht in manchen wichtigen Punkten eine werth-
volle Ergänzung finden. Es erscheint deshalb
nahezu ausgeschlossen, daß die erwähnte Anregung
die Volkszählung erst am 1. Dezember 1896 vor-
zunehmen, verwirklicht werden wird.
— Die „Nordd. Allg. Ztg." kann erklären,
daß der Berliner Bries der Wiener „Pol. Kor."
vom 11. Oktober über Maßregeln gegen die
Umsturzparteien, worin eine schärfere Hand-
habung des Unfugsparagraphen des Strafgesetz-
buches empfohlen war, ebenso wenig halbamtlich
ist, wie der am 4. Juli erschienene Brief der-
selben Korrespondenz über die angeblich dem Er-
löschen entgegenreifende sozialistische Krankheit,
dessen Ausführungen die „Nordd. Allg. Ztg."
bereits am 7. Juli entschieden zurückgewicsen
habe.
— Wie wir einem Gutachten der Handels-
kammer Ulm über die Wirkungen der Aufhebung
des Identitätsnachweises auf den Handel
Süddeutschlands entnehmen, scheint die Mitwir-
kung auf die Transitlager und den Absatz von
Gerste und Hafer nach der Schweiz günstig zu
sein, während im Roggen- und Weizenhandel die
russischen und rumänischen Angebote den Absatz
inländischer Produkte beinahe unmöglich machen.
Die nach der Schweiz ausführenden Müller des
Oberlandes benutzen ihre Ausfuhrscheine zum zoll-
freien Ankauf ausländischen Getreides über
Mannheim.
Wiesbaden, 16. Okt. Der Kaiser traf
heute Nachmittag 4 Uhr 20 Min. auf dem Bahn-
hof ein und wurde hier von den Spitzen der Be-
hörden empfangen. Unter brausenden Hochrufen
der zahlreich herbeigeströmten Volksmassen fuhr da-
rauf der Kaiser durch die prachtvoll geschmückte
Wilhelmstraße am neuen Theater vorüber zum Denk-
mal Kaiser Wilhelm I. Die Truppen, Krieger-
„Du weißt nicht, welche Rache ich nehmen kann,
wenn Du es wagst, mich zu betrügen, und wenn
Dein Unternehmen mißlingt, sollen die Geier Deine
Knochen zerhacken, statt die seinen."
Wären sie nicht so vertieft gewesen in ihren
Gegenstand, hätten sie ein leichtes Rauschen ver
Blätter außerhalb des Zeltes vernehmen müssen.
Elliot konnte sich des Schreckens bei dieser Bestäti-
gung seiner schlimmsten Befürchtungen nicht er-
wehren; aber sie hörten ihn nicht. Der Indier
war bei Bathurst's Worten leichenfahl geworden;
doch ist's unmöglich zu sagen, ob vor physischem
Schmerz, oder weil er auf Verrath sann. Seine
Antwort bestand in Betheuerungen unvergänglicher
Treue. Bathurst hörte ihn ganz stillschweigend an,
aber ehe er ihn loßließ, sprach er noch einmal,
langsam und in leisem, tiefem Tone, als ob er auf
seinen Untergebenen einen tieferen Eindruck machen
wolle. „Verstehe mich recht", sagte er, „wenn wir
das Mädchen nicht entdecken, ist nichts zu thun,
aber sobald es gefunden ist, müssen sowohl Herr
Elliot, als sein lästiger Parse beseitigt und ent-
fernt gehalten werden, daß nicht die geringste Aus-
sicht für sie vorhanden ist, nach Kalkutta zurück-
kehren zu können, wenn es überhaupt dazu kommt,
bis lange, nachdem ich das Land verlassen habe,
und die Hauptsache ist, ich darf bei der Sache gar
nicht betheiligt erscheinen!"
Bathurst verlachte Elliot. Er hatte keinerlei
Glauben an eine Wendung zum Bessern. Aber
Kalloo's Augen glänzten. Für ihn war unser Held
das erhabendste Wesen, das er je gesehen hatte.
Elliot's sanfte Höflichkeit, die er in seinem Ver-
vereine und Schulen bildeten Spalier. Auf dem
Festplatz am Denkmal hielt nach einem Vortrag
der hiesigen Gesangvereine der Oberbürgermeister
eine Ansprache, worauf auf Befehl des Kaisers die
Hülle des Denkmals fiel.
Karlsruhe, 16. Oktbr. Bei der Hoftafel,
welche gestern den 15. Oktober, im Großherzogl.
Schlosse zu Mannheim stattfand, hat Seine Kgl.
Hoheit der Großherzog einen Trinkspruch auf die
Stadt Mannheim ausgebracht; die Rede, mit
welcher Seine König!. Hoheit den Trinkspruch
einleitete, hatte im Wesentlichen folgenden
Wortlaut:
Meine Herren! Ich erhebe mein Glas,
um auf das Wohl der Stadt Mannheim zu
trinken. Indem ich dies unternehme, meine
Herren, gedenke ich der Dankbarkeit, welche die
Stadt Mannheim in so erhebender Weise kund
gegeben hat, eine hohe Tugend, die noch höher
anzuschlagen ist, wenn sie von solcher Gesinnung
getragen, einen solchen Ausdruck empfängt, wie
denjenigen, den die Stadt Mannheim gefunden
hat, indem sie dem Andenken Kaiser Wil-
helm's I. ein so schönes Denkmal errichtete.
Dieses Gefühl der Dankbarkeit ist auf viele
Generationen hinaus ein Vorbild, das hoffent-
lich seine gute Wirkung auf die Zukunft aus-
üben wird; ich bin dessen vollkommen überzeugt
und wir können derStadtMannheim dankbar sein,
daß sie dieses Vorbild gegeben hat. Dieser
Dankbarkeit schließen wir uns, die Großher-
zogin und ich und mein ganzes Haus von
ganzem Herzen an. Ist doch hier ein Tochter-
herz tief bewegt von der großen Liebe, welche
dem Vater erwiesen wird noch im Grabe, und
diese Dankbarkeit empfinde auch ich im Ge-
dächtniß an die Vergangenheit, die in mir
so werthe Erinnerungen erweckt, wenn ich
daran zurückdenke.
Ich habe noch eine höhere Pflicht zu er-
füllen, um unfern Dank auszudrücken für
Alles, was Sie uns an Freundlichkeit, an
Entgegenkommen erwiesen, für die Fürsorge,
die Sie uns gewidmet haben in den Tagen,
die wir bei Ihnen zubrachten. An diese
Dankbarkeit schließt sich der warme Wunsch,
daß das Gedeihen der Handelsstadt Mannheim
ein stetiges sein möge, wie sie bisher an Kraft
und Bedeutung zugenommen hat. Sie wissen,
meine Herren, daß schon seit Jahren ich mit
inniger Theilnahme Alles verfolge, was die
Interessen dieser wichtigen Stadt berührt. Ich
brauche daher Wohl nicht zu versichern, daß es
beim Alten bleiben wird und daß wir Alles
aufbicten werden, — ich sage wir, die Regie-
rung wird Alles ausbieten — den Bedürf
kehr mit dem Parsen und seinen anderen Unter-
gebenen ebenso wenig außer Acht ließ, als im Sa-
lon einer Dame, hatten ihm des Burschen Herr
gewonnen. Er war sehr geneigt zu glauben, daß
der blauäugige, brünette Engländer mit seiner ge-
winnenden »Schönheit ein Liebling der Götter sei,
dem übernatürliche Eröffnungen gewährt würden.
So groß war sein Glaube daran, daß er bis an
den Rand des Schatten, den der Riesenbaum ver-
breitete, hervortrat und mit scharfen Blicken über
die Ebene spähte.
Plötzlich stieß er einen Schrei aus. „Was
gibt's?" fragte Puntab. — „Der Herr hat ge-
sagt, er fühle, daß etwas geschehen werde", sagte
Kalloo aufgeregt. „Schau dorthin. Ein Mann
kommt. Er bringt Licht und die Spur, die der
Herr so angstvoll sucht." Bathurst lachte laut.
„Der Parse glaubt Ihnen unbedingt, Elliot, wie
Sie sehen. Er betrachtet Sie als eine Art Pro-
pheten. Sehen wir uns diesen Fremden einmal
an." Er stand auf und sie spähten Alle nach der
Richtung' in welche Kalloo schnute.
Die Ebene war vom goldenen Mondlichte Über-
flossen und in weiter Ferne erblickten sie eine ein-
same Gestalt, welche sich ihrem Asyl mit wanken-
den Schritten, wie in gänzlicher Erschöpfung nährte.
Batburst und Puntab verspotteten den Parsen,
welcher unbeweglich und mit einem Ausdrucke star-
rer Ruhe in seinem bronzefarbenen Gesicht dastand.
Der Wanderer kam näher und näher. Er konnte
die harrenden Gestalten in dem Schatten der Ba-
nane nicht sehen. Elliot und der Parse standen
nahe beisammen. Punkab stand etwas rückwärts
von Bathurst, den er als seinen speziellen Herrn