Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

DOI Kapitel:
Nr. 161 - Nr. 170 (13. Juli - 24. Juli)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44556#0069

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Stummer 187.

H. Iahrgun,?.

N e »rss

Freitag, 28. Juli 1894.



General-WAnm

für Heidelberg und Umgegend

Expedition KcnrpMraße 'Ne. LS.

Expedition: Pbcluptflrcrhe Mr. LS.

JusertionSpreisr
die Ispaltige Petttzeile oder deren Raum 8 Pfg-,
für auswärtige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wiedcr-
boluug entsprechender Rabatt-

Abonnementspreis r
mit Zeitigem illugrirtem Sonntag-blatt: monatlich
4V Pfennig frei in's Haus, durch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld.

GeLesenstes Matt in Simdt rr. MM rrrrd LLnrgegend. GE'öfZte^ E^fsLg frrV IZrssvtrte.

Telephon-Aufchlutz Nr. 1Ü2. "ME

LovtrVähpE-
werden von allen Postanstalten, Landbriefträgern
^uferen Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgeqengenommen.
Zwei Kapitel von der Autorität.

Als der Reichstag im Jahre 1893 dieMililär-
derlage ablchnte, erfolgte unmittelbar die Auflösung,
°>e Regierungen schritten zu Neuwahlen. Ihre
Autorität hätte argen Schaden gelitten, so hieß
ks in der offiziösen Presse, im Jnlande wie im
Auslande, wenn sie sich dem Volum des Reichs-
ages gefügt und auf die Verstärkung der Armee
verzichtet hätten. Die Neuwahlen gaben den Re-
Perungen Recht, es kam ein Reichstag zu Stande,
^r die Heeresverstärkung bewilligte. Die Autorität
Regierung stand unangetastet da. Das Ar-
gument wurde alsbald wieder in die Truhe gesteckt,
der man dergleichen landläufige Redensarten
Pfzubewahren pflegt, wenn man sie nicht gerade
^braucht. Tatsächlich hätte die Autorität der
lflegierungen nicht das geringste gelitten, wenn sie
llH dem Willen der Volksvertretung gefügt hätten,
,Nln die Reichsverfassung hat mit gutem Bedacht
leben der beiden mit der Gesetzgebung betrauten
siaktoren das Recht gegeben, die Vorschläge des
Indern anzunehmen oder abzulehnen. Daraus folgt,
die Ablehnung eines Gesetzes durch den einen
vaktor die Autorität des anderen Faktors nicht be
'Prächtigen kann.
Die Mi l i tär v o r lag e ist nun eigentlich
heute noch nicht unter Dach gebracht. Denn
P jedem Gesetze, das besondere Mittel erfordert,
Mvt die Bewilligung dieser Mittel, die Deckung,
üerdings kann das Reich in einem Falle, wo
Mittel verweigert werden, nicht in Verlegen-
gerathen. Reichten die bewilligten Mittel nicht
P, so werden die Matrikularbeiträge erhöht. Man
-P ober von vornherein diesen Weg zur Deckung
Kosten derHeeresvermehrung ungangbar erklärt
fld gleich von Anbeginn besondere Vorschläge zu
v'esem Zwecke gemacht. Diese Vorschläge fanden
wenig Beifall, daß cs eines besonderen Ver-
achte; auf dieselben bedurfte, um die Heeresver-
Phrung überhaupt durchzusetzen. Damals hat
^seres Wissens Niemand von der Schädigung der
Parität gesprochen. Es handelte sich eben darum,
«Pörderst die Heeresverstärkung zu erreichen. Um
lsies Zieles willen konnte man schon eine geringe
tZW auch xjue bedeutende Schädigung der Autorität
v Kauf nehmen.
Die Regierungen versuchten es nunmehr mit
^Pn Vorschlägen. Es kam der Finanzautomat

und in seinem Gefolge die Weinsteuer, die Börsen-
steuer, die verschiedenen Umsatzsteuern und die
Tabaksteuer. Von alle dem retteten die Regier-
ungen nur die Börsensteuer, alles Andere verwarf
der Reichstag, und nun wäre wieder Gelegenheit
gewesen, das Lied von der Schädigung der Autorität
zu singen. Es ist auch gesungen worden, aber es
hat nirgends besonderen Eindruck gemacht, am aller-
wenigsten auf die Regierungen, die unmittelbar
nach der Ablehnung sich zwar aufs Neue an die
Tabaksteuer machen, alles Andere aber fallen ließen,
sich also tbeilweise dem Willen der Volksvertretung
fügten. Die Tabaksteuer allein wird somit den
Reichstag aufs Neue beschäftigen, und jetzt bereits
holen die Offiziösen aus ihren Truhen die Au-
torität der Regierungen wieder hervor, um damit
nicht allein die Wiederkehr der Tabaksteuer zu
rechtfertigen, sondern auch nebenbei den Finanz-
automaten in Erinnerung zu bringen.
So äußert sich ein Sprachrohr der preußischen
Regierung, daß an dem Gedanken einer erheblich
stärkeren Heranziehung des Tabaks zu den Lasten
des Reiches festgehallen werden wird. Es war dies
zwar nicht anders zu erwarten; so bündige Er-
klärungen, wie sie Namens der Reichsregierung in
Bezug auf die feste Scheidung der Finanzen des
Reiches und der Bundesstaaten und in Bezug auf
die Nothwendigkeit höherer Einnahmen aus dem
Tabak abgegeben sind, könnten, auch wenn ihnen
nicht so gewichtige sachliche Gründe zur Seite
ständen, wie dies der Fall ist, gar nicht bei den
weiteren Schritten unbeachtet bleiben, ohne die Au-
torität der Staatsregierung völlig zu untergraben,
durch die uns auf deren Verantwortung jene Er-
klärungen abgegeben sind.
Angesichts des bisherigen Verlaufes der Dinge
berührt diese Argumentation ein wenig komisch,
und man darf erwarten, daß der Reichstag wie
die Parteien im Lande ihr das uäusquute Ver-
ständniß entgegenbringen werden. Wenn die Au-
torität der Regierungen alsbald völlig untergraben
wird, wenn Herr Miquel oder wer sonst in einem
gegebenen Falle nicht Recht behält, dann gäbe es
überhaupt nichts mehr zu unt rgraben, und außer-
dem wäre die ganze Reichsverfassung ein Nonsens.
Auch der Reichstag bat verfassungsmäßig das
Recht der Initiative. Erst kürzlich haben den
Bundesrath, dem die Beschlußfassung über die Be-
schlüsse des Reichstages zusteht, zwei von letzteren
angenommene Initiativanträge beschäftigt, die
Wiederzulassung der Jesuiten und die Wiederher-
stellung der freien Fahrt der Reichstagsmitglieder
für alle Bahnstrecken. Der Bundesrath hat beide
Beschlüsse, deren einer sogar einstimmig gefaßt war,
abgelehnt. Man kann sehr zweifelhaft sein darüber,
ob die Entscheidung des Bundesrathes eine glück-

liche war, um die Autorität des Reichstages hat er
sich jedenfalls kein Jota dabei bekümmert.
Die Geschichte von der Autorität, davon wir
hier zwei Kapitel vorgeführt, ist also herzlich absurd,
es legen nur die besonderen Werth darauf, welche
mit Pbr sen über schwierige Situationen Hinweg-
kommen wollen, und auch nur dann, wenn für
ihre Ziele- etwas dabei herausspringt.

Deutsches Keich.
Berlin, 20. Juli.
— Gegen die vom Reichsschatzamt neuerdings
ungeordnete Tabak-Enquete macht sich, wie
bereits gemeldet, ein starker Widerstand geltend in
manchen Kreisen der Tabakfabrikanten, die sich
weigern, die ihnen zugeschickten Fragebogen auszu-
füllen. Ein gesetzlicher Zwang zur Ausfüllung
vieser Fragen besteht entschieden nicht, gleichwohl
sind in Württemberg und Baden Tabakfabrikanten,
die sich weigerten, die gewünschte schriftliche Aus-
kunft zu geben, von den Polizeiorganen mit Strafe
bedroht worden. So wird der „Frkf. Ztg." aus
Stuttgart gemeldet, daß bei einem Fabrikanten, der
die Beantwortung der Fragebogen abgelehnt hatte,
ein Polizeiinspektor erschienen sei und ihm eröffnet
habe, daß man, wenn er der Aufforderung nicht
nachkommen sollte, 1) ihn wegen Ungehorsams be-
strafen, 2) die Arbeiter seines Etablissements an-
treten lassen und über die Verhältnisse der Fabrik
aussragen, 3) zwangsweise in seine Bücher Einsicht
nehmen werde. — Es steht zu hoffen, daß derartige
gegensätzliche Auffassungen bald gegenstandslos
werden dürften. Denn die meisten Tabakfabrikanten
haben ihr Verhalten von der Stellungnahme des
deutschen Tabakvireins abhängig gemacht und dieser
hat am letzten Montag in einer Vorstand sitzung
beschlossen, den Mitgliedern die Ausfüllung der
Fragebogen zu empfehlen. Damit sind voraussicht-
lich die unerquicklichen Streitigkeiten beigelegt.
— Den deutschen Handelskammern wird in
den nächsten Tagen ein soeben ergangener Erlaß
des russischen Zolldepartements mitgetheilt werden,
wonach bis zur Regelung der im Art. 12 des
deutsch russischen Handelsvertrages vorgesehenen all-
gemeinen Bestimmungen über Handlungsreisende
und über die Form ihrer G e w er b e-A us w e i s-
karten die von ihnen mitgeführten Waarenmuster
folgendermaßen behandelt werden sollen: Nach der
Besichtigung dieser Muster haben die Zollbeamten
außer den Bestchtigungsscheinen genaue Ve.zeich-
nisse der eingeführten Waarenmuster nach Art und
Zahl aufzustellen. Diese Verzeichnisse müssen so-
dann dem Handlungsreisenden ausgehändigt werden,
der sie bei der Wiederausfuhr der Muster dem
Ausfuhrzollamt vorzulegen hat. Dieses ist ver-
pflichtet, die Identität der ausgeführten Maaren

mit den im Verzeichniß aufgeführten zu bescheinigen.
Daraufhin hat das Zollamt, das dieses Verzeichniß
ausgestellt hatte, den erhobenen Zollbetrag zurückzu-
stellen. Um späteren Weiterungen vorzubeugen,
werden die Reisenden gut thun, sich stets von der
Genauigkeit der von den russischen Zollbeamten bei
der Einfuhr der Muster aufzustellenden Verzeich-
nisse selbst zu überzeugen.
Karlsruhe, 19. Juli. Für unser Land ist "es
von großer Wichtigkeit, daß aus der Novelle
zur Gehaltsordnung nicht allzu große Lasten
für das Land hervorgehen. Es ist nicht damit
gethan, daß man die Wiedererhöhung der Ertrags-
steuern für unmöglich erklärt, nian kann auch mit
der Einkommensteuer nicht beliebig weiter hinauf-
gehen, nachdem man bereits die Wiedererhöhung
beschlossen und dazu noch eine Progression für
Einkommen über 25 000 Mk. bis zu 40 Prozent
des normalen Satzes eingeführt hat. Vorschläge,
wie jene, daß jetzt die aufgebesserten Beamten stärker
zur Einkommensteuer herangezogen werden sollen,
sind theils im Grundsatz, theils in der Praxis
unannehmbar und unergiebig. Es liegt auf der
Hand, daß der Staat nicht mit der einen Hand
geben und mit der anderen wieder nehmen kann.
Diejenigen denen heute schon bange wird, weil sie
für die neue Gehaltsordnung gestimmt haben, hätten
sich die Sache früher überlegen sollen; sie können
jedenfalls heute nicht das groß: Wort für weise
Rathschläge führen.
Ausland.
Wien, 18. Juli. Das „Vaterland" erhält
von befreundeter Seite einen Bericht über den
Aufenthalt des Kaisers in Eppau (Südtyrol),
woraus hervorgeht, daß der Kaiser zum Abgeordneten
Di Pauli seine besondere Befriedigung über den
Empfang in Jtalienisch-Tyrol ausgesprochen und
geäußert habe, daß die enthusiastische Begrüßung
seine Erwartungen noch übertroffen habe; er habe
gesehen, daß es dort noch viele Schwarzgelbe gebe.
Als Dipauli darauf sagte, daß ihn dies doppelt
freue, da er nur ein Tyrol kenne, sagte der Kaiser:
„Ich werde auch nie eine Theilung Tyrols zu-
lassen".
Paris, 18. Juli. Deputirtenkammer. Der Zu-
lauf ist heute nicht sehr stark, man hofft, die all-
gemeine Berathung der Anarchistenvorlage heute noch
zu Ende zu führen. Die Einzelberathung wird je-
doch länger dauern, da etwa 40 Verbesserung An-
träge, von den Sozialisten allein 26, angemeldet
sind. Goblet bekämpft die Vorlage, die das Nebel
vermehre und die Freiheit unter das nothwendigste
Maß herabdrücke. Der Justizminister erklärt, die
Regierung verlange die Annahme des Gesetzes im
Namen der Sicherheit der Republik. Es handle
sich um eine schwere, täglich wachsende Gefahr. Er

K e f ü H n L.
Roman von H. von Gabain.
(Fortsetzung.)

„Sie sind toll, Werneg", lachte der Graf hell
'l- „Sprechen Sie lieber von der Hauptsache,
tir? daß die Bande es wagte zu revol-
b »Ja, nun," entgegnete der Andere, verlegen mit
, " Schultern ziehend, „gemurrt haben sie schon
NP, einer stach's dem andern und als ich an Weih-
^.chten, auf Befehl des gnädigen Herrn Grafen,
b"' einigen den Pachtzins abermals erhöhte, da
sett^ bedrohte mich ernstlich, ich war
in meiner Behausung nicht mehr sicher.
entwürfe flogen gegen die Hausthür, mit geballten
Lasten standen die Schurken vor den verrammelten
"sterladen. Genug, ich war meines Lebens keinen
"Pnblich mehr sicher."
Der aufgeregte Sprecher holte tief Athen,.
. "^ind das Ende vom Liede war, daßSieReiß-
ii^Pbmen," lachte der Graf verächtlich, den ängst-
Beamten scharf fixierend.
»Ja nun, Herr Graf, was hätte es genutzt,
ich meine Haut zu Markte getragen? Mein
Habseligkeiten gab ich Preis, ich selbst
sd,. ie im Morgengrauen durch die Hinterthür,
d ang über den hohen Zaun und verbarg mich in
z. Paßen massiven Scheune. Dort, vom Heu-
- P aus der Lucke, mußte ich zusehen, wie man
Inte Häuschen stürmte," jammerte der
»Das war freilich fatal, allein die Kerls zogen

gewiß enttäuscht davon, als sie merkten, daß der
Vogel ausgeflogen war und sein Schäfchen, jeden-
falls in anbetracht der nabenden Gefahr, in's
Trockene gebracht hatte," vollendete der Graf ironisch
mit gespreizten Beinen, die Hände in den Taschen
des unrthvollen Gehpelzes vergraben, vor dem Er-
zählenden stehen bleibend.
„Ter Herr Graf thut mir schweres Unrecht mit
dieser Beschuldigung," entgegnete der schlaue Mann
unterthänig. „Ich lebe bescheiden von meinem Ge-
halt und diene dem jungen gnädigen Herrn in
treuer Ergebenheit. Das bewog mich auch, mein
Versteck zu verlassen, bei sinkendem Abend selbst auf
das Telegraphenamt zu laufen und den Herrn
Grafen pflichtschuldigst von allem zu benachrichtigen
Und eben aus demselben Grunde bin ich hier und
bitte den Herrn inständigst, diesen Nock gegen den
Pelz zu vertauschen."
Der vorsichtige Mann hob abermals den groben
Düffelüberzieher empor und faßte mit der andern
Hand nach einer plumpen Kopfbedeckung, um sie
Hans Ullrich einzuhänbigen. Unwillig drehte sich
der Graf ab.
„Wozu das?"
„Die Leute konnten in ihrer Erregung mög-
licherweise dem Herrn Grafen den Respekt versagen,
sie lungern auf der Chaussee umher und warten auf
Ihre Ankunft."
„So werde ich Sie mit einem geladenen Re-
volver begrüßen," beharrte der Starrköpfige.
„Ich sehe nichts Gutes daraus entstehen. Möchte
der Herr Graf sich doch entschließen meinen Vor
schlag anzunehmen!" flehte der Intendant. „Sind
wir erst im Schloß, dann ist's Spiel gewonnen,

denn der Respekt und die Liebe für den gnädigen
Herrn Reichsgrafen hält alle auf Schußweite von
dort zurück."
„So, — so, also wie ein Dieb in der Nacht
soll ich mich in mein Eigenthum hineinstehlen."
„Der Augeublick gebietet es!"
„Na, dann vorwärts!" Im Nu war die Me-
tamorphose vor sich gegangen. Werneg packte das
abgelegte Kleidungsstück in das rothgestreifte Tuch,
wickelte die Reisedecke herum und als der Zug gleich
darnach in die Station einlief, schlüpften zwei
ländlich gekleidete Männer in langen Flauschröcken
und weitkrempigen Schlapphüten aus dem Coupee,
bewaffnet mit geladenen Revolvern.
„Na, dann los," brummte der Graf, als sie
um das Empfangsgebäude geschritten waren und
Werneg zurücktreten wollte, um dem Herrn den
Vortritt zu lassen. „Geben Sie den Cicerone durch
den tiefen Schnee ab." Unter manchen Ver-
wünschungen, wenn Hans Ullrich bis über die Kniee
im Schnee versank, wanderten beide einen schmalen
Seitenpfad ihrem Ziel entgegen, bis sie nach einer
Stunde auf Umwegen, vorsorglich die Fahrstraße
vermeidend, durch eine kleine Hinteipforte den Park
betraten und das graue Gemäuer des Schlosses vor
ihren Blicken austauchte, das von Hellem Mondlicht
beleuchtet, wie eine düstere Gruft erschien. KeinS
der gegen die breite Seitenfront gelegenen Fenster
war erleuchtet; gespensterhaft siel der blasse Schein
des Nachtgestirns durch das graue Geäst der weit-
verzweigten Bäume, und den furchtsamen Inten-
danten überfiel ein gewaltiges Grauen, die Augen
sahen scheu umher, ob nicht aus irgend einem Ver-'

steck die Vergeltung laure. Da blieb er plötzlich
stehen und sagte flüsternd:
„Ich halte es für meine Pflicht, den gnädigen
Herrn noch auf etwas Unangenehmes aufmerksam
zu machen, es kommt mir, weiß Gott, schwer an,
nur der Ueberbringer von fatalen Nachrichten zu
sein!"
„Warum diese langweiligen Präliminarien?"
brummte der Graf ungeduldig, „reden Sie."
„Ich konnte es nicht hindern, daß der alte
gnädige Herr eine Depesche an den einstigen Pächter
Lendang abschickte." Ein leiser Fluch zischte durch
des Grafen Lippen.
„Sie hätten es hindern müssen. Wie erfuhren
Sie es?"
Gerade als ich in das Bureau eintrat, kam die
Drahtantwort zurück. Am nächsten Tage fuhren
Vater und Sohn an mir vorüber, als ich mein
hartes Lager verlassen hatte, um dem Herrn Grafen
entgegen zu reisen."
„Verdammt, der Mensch hat den Papa in der
Tasche, er denkt ihm wunder wie zu Dank ver-
pflichtet zu sein, weiler seinen grünen Jungen zum
Spielkameraden für mich hergab. Die werden mir
beide etwas Schlimmes bei Papa einbrocken, mit
dem alten schwachen Greis wäre ich schm, fertig
geworden."
Schweigend schritten die beiden Männer nun
weiter und erreichten die Nordseite des Schlosses in
dem Augenblick, als ein Mann mit lauter, weit-
töneuder Stimme, anscheinend zu einer Versamm-
lung von Menschen, die sich auf dem Hof befand, sprach.
„Das ist der alte Lendang," flüsterte Werneg,
sich gegen die Mauer drückend.
 
Annotationen