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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 171 - Nr. 180 (25. Juli - 4. August)
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Nummer 173. H Jahrgang.

A e » sv

Freitag, 27. Juli 1894.

Gentr

».

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mit 8seitigem tllukrtrtem Sountagsblatt: monatlich
40 Pfennig frei in'ö Haus, durch die Post bezogen
vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld.
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4-


» , . .-»
Jnsertionspreiör
die lspaltige Petitzeile oder deren Raum 5 Pfg.,
für auswärtige Inserate 10 Pfg., bei öfterer Wieder-
holung entsprechender Rabatt.
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Expedition: Ltcruptstraße Wre. LS.

für Heidelberg «n- Umgegend
(Mürger-ZerLung).

Geleseirstes Vtcrtt in Stcrdt rr. Anrt HeideLbevg und Liingegend. G^ötzte^ Lässig fÜA* Inse-knte.

für die Monate August u. Septemb. kostet der
General - Anzeiger
für Heidelberg und Umgegend
(Bürger-Zeitung)
^kbst Jllustr. Sountagsblutt am Postschalter
abgeholt.
i-uvm Briefträger ins Haus gebracht 30 Pfg. mehr.)
In Heidelberg und den nächsten Orten der
^wgebung kostet der „Neue General-Anzeiger für
Heideberg uud Umgegend"
monatlich nur 40 Pfg.
frei in s Haus.
Bestellungen werden von unfern Trägern und
Jägerinnen sowie von allen Po st an st alten
^während angenommen.

Die Frau im Staate.
- Schon vor den eigentlichen Kulturzeiten, im
5"erthume, haben die Frauen, insbesondere die
Marien der germanischen Volksstämme, eine be-
^?rzugte Sonderstellung eingenommen; sie waren
'cht die Sklavinnen, die Mägde, sondern die
^enchijm^tt, die Mithelserinnen des Mannes,
M mit dem Fortschreiten der Kultur hat sich
"^se Stellung in der christlichen Familie erhalten
weiter ausgebildet.
, Nicht nur in vergangenen Zeiten, sondern
Mte noch ist der Frau eine bevorzugte gesell-
sMtliche Stellung eingeräumt. Der männlich
^ske Schutz, die ritterliche Rücksichtnahme wird
^Überall dem „schwächeren Geschlecht" gegenüber
bnd M"" überläßt der Frau im geselligen
Familienverkehr den Vortritt, man räumt
gern und mit einem gewissen angeborenen
^wekte den Vorrang ein.
j stnd nicht etwa in Folge des bekannten Wor-
? ' die Frau sei wehrlos, genießt sie mannig
^sye Bevorzugung; die Hochachtung, die jeder
au, sei sie vornehm oder gering, gezollt wird,
c>^äelt tief im Gemüthsleben des Volkes. Die
H>?U ist von jeher, zu der Zeit, als sie die
?Uner aus ihren kriegerischen Zügen begleitete
H ° ße zu neuem Kampfe anspornte, wie im
o.^'Urstaate der Gegenwart von einem maß-
jk .uden Einfluß in der Familie gewesen. Die
^khung war zu allen Zeiten ganz naturgemäß


v. . Roman von H.tvon Gabain.
(Fortsetzung.)
j, »Mutter, oh Mutter, nicht weiter, mir bricht
th.. Herz!" Olga schlug beide Hände vor das
ü^enüberströinte Antlitz. „Lamentire nicht so,
sollte es Dir an Kopf und Kragen geben!
bxj solltest mir die Hände reichen, mich unterstützen
deinem heroischen Entschluß!"
»Nie, nie!"
»sLo brich Dir die Zähne an der trockenen
"Uinde aus, die Dir übrig bleibt."
"dlnd die Reise zur Fürstin, war sie er —"
^Zrsch es aus, es muß nun doch klar zwischen
H werden. Du meinst erlogen. Freilich, die
lobt nicht mehr. Jedes Ding muß aber einen
gxr andjgxn Namen vor der Welt haben; Du hast
ho^ri, hje xg Leuten imponirte, mit welcher
d^achtung sie die bisher stets bei Seite geschobene,
h>j^u>te Baronin behandelten. Die Menschheit
Sy flogen sein; vor ihren blöden Augen einen
stz^flpiegel gehalten, bewirkt Wunder." Olga
schmerzlich auf. Die Lügengewebe aus dem
hijj Mw eigenen Mutter, diese Schamlosigkeit,
s>s^ ^r Frau — für die sie so innige Liebe em-
zu der sie voll Hochachtung aufgeschaut
slh- . ihre frevelhafte That bemäntelte, be-
istzje benahm ihr, der Engelreinen, die Sprache.
fln Opferlanim, dem man den blinkenden
«ys '"'s Herz stößt, neigte sie das Haupt tief
Brust.
» tun Du mir durch Hinterlist vor der Zeit in

der Mutter anvertraut. Alle ihre Interessen
vereinigen sich auf diesen einen Punkt, dessen
soziale Bedeutung weit über den Rahmen der
Familie zu Gunsten der staatlichen Gemeinschaft
hinausreicht. Ja, die Aufgabe der Mutter wächst
damit zu einer nationalen Bedeutung an, ist ihre
stille Thätigkeit doch einer der stärksten Grund-
pfeiler der gesellschaftlichen Ordnung. Das er-
zieherische Wirken der Frau sichert ihr für alle
Zeiten ihre Stellung. Wie sich in der Familie
alles uni sie dreht, Liebe und Vertrauen ihr un-
begrenzt entgegengebracht werden, so spiegelt sich
das Bild der Frau saft bei allen öffentlichen
Anlässen wieder; überall wird der Frauen freudig
gedacht. Die Tugenden des Weibes werden von
allen Völkern und ihren Dichtern begeistert ge-
priesen, den Frauen gilt der Sang von Liebe und
Treue, von Schönheit und Vollkommenheit.
Die von der Frau richtig erfaßte Lebensauf-
gabe besteht in der Jugenderziehung, und mit
voller Berechtigung macht sich ein Widerstand
gegen die krankhaften Bestrebungen einer Frauen-
Emanzipation bemerkbar. Wir wollen nicht, daß
die Frau aus ihrem natürlichen segensreichen
Wirkungskreise verdrängt werde. Wohl ist es zu
billigen, daß bestimmte Berufsarten für sie offen
bleiben, sofern ihre Frauenwürde und die ihr zu-
kommende Sonderstellung nicht darunter leiden,
nimmer aber sind die Auswüchse auf dem Ge-
biete der modernen Frauenbewegung zu billigen,
und es wird traurig um einen Staat bestellt
sein, wenn die Frau aushört, ein Weib im wahren
Sinne des Wortes zu sein!
Die deutschen Turner in Breslau.
Die Hauptstadt Schlesiens steht seit Samstag
im Zeichen der vier Turner-lN Die deutsche
Turnerschaft hat sich diesmal in ihr das alle
drei Jahre wiederkehrende große Rendezvous
gegeben.
Am Samstag Abend wurde durch den Ober-
präsidenten Dr. v. Seydewitz das 8. deutsche
Turnerfest offiziell seierlichst eröffnet. Zuerst
begrüßte Oberbürgermeister Bender die Turner
Namens der Feststadt, sodann brachten General
v. Lewinski das Hoch auf den Kaiser Wilhelm
und Oberpräfident v. Seydewitz das auf dessen
treuen Freund und Bundesgenossen Kaiser Franz
Joseph von Oesterreich aus. Oberbürgermeister
Bender übergab hierauf die Leitung des Festes
dem stellvertretenden Vorsitzenden des Ausschusses
Professor Böthke aus Thorn. Dieser dankte
Namens der Turnerschast für den herrlichen Em-
pfang. Rechtsanwalt Wetzel aus München über-
gab sodann das Bundesbanner der Feststadt
Breslau.

die Karten geguckt hast," fubr die Baronin in ge-
schäftlichem Tone fort, „ist's am besten, Du be-
gleitest mich gleich. Ich werde Dich zur Schau-
spielerin ausbilden lassen, Du wirst mit Deiner
Schönheit — das Talent muß in Dir schlummern
— ungeheuere Erfolge erringen, alsdann ist es
für mich Zeit, in den Ruhestand zu treten.
Oh, meine Tochter, gesegnet soll der Tag sein,
an dem ich Dich die Bretter betreten sehe!"
Von diesem Gedanken hingerissen, näherte sie
sich mit offenen Armen der Tochter, um sie an ihr
mütterliches Herz zu ziehen. Doch diese hob ab-
wehrend die Hände empor.
„Nie, nie!" stöhnte sie mit unverhohlenem
Abscheu.
„Ich will Dein gehorsames Kind bleiben, ich
will arbeiten, du sollst keine Noch mehr leiden, aber
wirf das Sündengeld von Dir, es bringt keinen
Segen. Gieb mir die Perlen, ohne Verdacht zu
erregen, sollen sie der rechtmäßigen Eigenthümerin
zurückgestellt werden, nur dann können wir wied.r
frei das Auge ausschlagen," flehte Olga in warmen
Herzenstönen, aber verlange nicht, daß ich meine
Hände mit dem Gold besudle, das Du in einem
Augenblick der — der —"
„Höre auf mit Deiner Moral! Was ich Dir
soeben bot, geschah aus guter Absicht, willst Du es
nicht annehmen, gut, alsdann trennen sich unsere
Wege. Nimm den Kampf mit dem elenden Da-
sein auf, hungere, bettle, versteinere bei Deiner
Arbeit, ich habe das erbärmliche Leben satt. Solltest
Du einst anderen Sinnes werden, so komm' zu
mir, wenn nicht —" ein verächtliches Achselzucken

Sonntag früh versammelten sich in der nörd-
lich gelegenen Odervorstadt die Theilnehmer und
Festwagen zum Festzuge. Dieser war so geschickt
geordnet, daß, als um 11 Uhr drei Kanonen-
schläge das Zeichen zum Abmarsch nach dem südlich
von Breslau gelegenen Festplatze gaben, nirgends
der Anschluß versäumt wurde. Ununterbrochen
in Bewegung, brauchte der Festzug bei herr-
lichstem Wetter i Vs Stunden zum Vorbeimarsch.
16 000 Turner, 12 Prunkwagen und 17 Musik-
chöre nahmen Theil. In den reichgeschmückten
Straßen wurde ein brausendes „Gut Heil" nach
dem anderen zwischen Turnern und Bevölkerung
getauscht, welch letztere sich überhaupt in begeisterte
Ovationen erging.
Besonders lebhaft begrüßte man die süd-
deutschen Turner, ebenso die überaus zahlreichen
deutschen Turner aus allen Theilen Oesterreichs.
Von den vorzüglich ausgestattcn Gruppen ge-
fiel besonders die Darstellung der Verbrüderung
Oesterreichs und Deutschlands und die Schluß-
gruppe : Der Ausruf an mein Volk von 1813
mit Friedrich Wilhelm III., Blücher, Lützow,
Körner, Jahn; im Festwagen die Königin Luise;
im Zuge schritten noch einher Lützower Jäger
und Freiwillige.
Das turnerische Leben und Treiben konzentrirt
sich vom herrlichsten Wetter begünstigt, fast ganz
aus den Festplatz. Dieser liegt an der südlichen
Grenze des städtischen Weichbildes. Man betritt
ihn durch einen breiten Thorbau, auf dessen Bogen
der Wahrspruch steht:
„Hell im Rath, Schnell zur That, Kraft im
Arm, Muth im Herzen, Licht im Kopse, Krieg
dem Zopfe."
Das Hauptgebäude des Festplatzes ist die
Festhalle. Ueber dem Hauptportale erhebt sich
ein Thurm, der durch seine zahlreichen Durch-
brechungen außerordentlich leicht in die Höhe
strebt. Rechts und links flankiren je zwei kleinere
Thürme den reizvollen Bau. Hoch empor strebt
das Hauptschiff; die Seitenschiffe sind sehr breit,
so daß die Gallerien sehr vielen Personen Raum
gewähren. Der gute Eindruck, welcher dadurch
erzielt, wird, wird noch durch die riesigen gemalten
Glasfenster in dur Giebeln erhöht. Täuschend
den Glassenstern ähnlich sehen die auf ölgetränkte
Leinwand gemalten Imitationen der Glasmalerei.
Dargestellt sind auf jedem Mittelfelde zwei Turner
unter einem Eichbaume, Mittelfelder und Seiten-
felder sind mit Wappenschildern umrahmt. Diese
interessanten „Fenster" geben dem Innern der
Festhallc etwas Weihevolles. Die Längsseiten
der Halle werden dicht unter dem Dache ganz
von einem Fries eingenommen, welcher die
Wappen der verschiedensten Staaten zeigt. Aus

begleitete die letzten Worte. „Ein jeder ist seines
Glückes Schmied!" Dröhnend fiel die Thüre zu,
der Schlüssel drehte sich im Schloß, Olga stand im
Dunklen allein mit ihrem Schmerz, mit ihrer
Seelenqual.
„Mutter, oh, Mutter, höre mich!" rief sie in
herzzerreißenden Klagetönen. Athemlos legte sie das
Ohr an die Thür, kein Laut ließ sich hören. So
blieb sie eine Weile in dieser horchenden Stellung;
siedend heiß strömte das Blut durch die Adern und
drang zum armen, gefolterten Herzen, so daß sie
die Hand beschwichtigend darauf legen mußte. End-
lich richtete sich die so zäh Zurückgestoßene auf,
denn ihr Hoffen, die Mutter würde einer milderen
Eingebung folgend zurückkehren, erwies sich als
irrig. Todtenstill blieb es drinnen.
„Allmächtiger!" flüsterte das holde Geschöpf mit
gefalteten Händen, die heißen Augensterne auf das
unermeßliche Sternenmeer gerichtet, „Allmächtiger,
Dein verarmtes Kind fleht zu Dir, laß Deine Hand
auf mir ruhen, wenn die Stürme des Lebens mich
fassen wollen, senke Dein Auge in mein banges
Herz, auf daß es Licht werde darin; zeige mir, der
Unwissenden, den rechten Pfad! Oh, nimm das
Kainzeichen von meiner Stirn, und vergieb allen,
die sich so schwer versündigt haben, ihre Schuld!
Friede, Friese senke sich in Dein treues Herz, Ge-
liebter wenn ich Dir nun so viel Weh, ach so viel
Schmerz bereiten muß! Wie könnte ich das Auge
frei zu Dir aufschlagen; vor Deinem klaren Blick
müßte sich der meinige senken, die Scham würde
mich verrathen, und ich muß ja schweigen, ich muß
das Fürchterliche allein mit mir berumschleppen zeit-
lebens, denn sie ist ja meine Mutter! O Herz,

der Gallerte derjenigen Seite, wo sich die ge-
räumige Festbühne befindet, haben die vielen
Hunderte von Fahnen ihren Platz gefunden.
Sonntag Nachmittag 4 Uhr traten die Turner
zu den Freiübungen zusammen. Gegen 4000
Mann marschirten in vier Kolonnen auf den weit-
ausgedehnten Turnplatz. Schwer sind die Frei-
übungen für den einzelnen nicht auszuführen;
schwer ist es aber, die Aufmerksamkeit ununter-
brochen so fest aus die Kommandos zu richten,
daß jedes Tempo der Uebungen möglichst gleich-
zeitig von allen Turnern ausgeführt wird. Das
Gesammtresultat kann unzweifelhaft als ein be-
friedigendes bezeichnet werden. Ferner führten
gegen 250 Turner aus Sachsen Uebungen im
Keulenschwingen vor, die ebenfalls mit anerkeunens-
werther Exaktheit zur Ausführung kamen. Mehrere
Gruppen spielten Turnspiele, und waren dabei
stets von Zuschauern umdrängt, welche mit ge-
spannter Aufmerksamkeit den verschiedenen Phasen
und Wechselfällen der Spiele folgten. Gleichzeitig
begannen die Uebungen einer Anzahl von Muster-
riegen, und zwar zunächst der entfernteren Gaue.
Hier wird viele und tüchtige Arbeit geleistet.
Mehrere Tage dauert der Wettkampf der zahl-
reichen Musterriegen, sowie auch der Einzelwet-
turner — dann wird das Resultat der Preis-
richter bekannt gegeben.
So zahlreich auch der Besuch des Festplatzes
ist, letzterer ist so groß, daß kein Gedränge ent-
steht. Auch für die Erfrischung und Stärkung
des Körpers durch Trank und Speise ist aus-
reichend gesorgt; einmal tritt hier die Festhalle
helfend ein, und dann sind mehrere umfangreiche
Restaurants, und zwar in ebenfalls künstlerischer
Ausführung erbaut.
Deutsches Reich.
Berlin, 27. Juli.
— Der Minister für Handel und Gewerbe hat
angesichts der großen Grubenunglücksfälle zu Karwin
in Oesterreich und Pontypridd in England für
jeden der 5 preußischen Obcrbergamtsbezirke die
Bildung von besonderen bergtechnischenKom-
Missionen angeordnet, welche den Auftrag haben,
die sämmtlichen Steinkohlengruben der betreffenden
Bezirke einer eingehenden Untersuchung zu unter-
ziehen. Diese Untersuchung bat sich namentlich
auf die Anwesenheit von Schlagwettern und ge-
fährlichem Kohlenstaub und die Vorrichtungen zur
Abwendung der aus diesen beiden größten Feinden
der Bergleute resultirenden Gefahren zu erstrecken.
Ferner werden die Wetterversorgung im allgemeinen
die Schießarbeit u. s. w. Gegenstand eingehender
Begutachtung sein. Die Kommission für das Saar-
revier hat unter dem Vorsitz des Geheimen Berg-
steh' still, damit die Oual mit einem Schlage ein
Ende habe!" —"
Es wurde stark an der Entw Glocke gezogen
und die Störung durchkreuzte den schmerzlichen Ge-
dankengang. Sie tastete mit den Händen auf dem
Nachttischchcn herum und zündcte ein Stümpfchen
Licht an, das sie vorhin auf den Porzellanleuchter
gesteckt hatte, dann ging sie, um zu öffnen. Ein
Dienstmann mit einem großen Carton entledigte
sich seines Auftrages. Er sei vom Schneider Falk
geschickt, die Rechnung läge darin. Olga nickte und
reichte dem Boten den ihm zukommenden Lohn.
Der Mann wollte sich entfernen.
„Warten Sie einen Augenblick," rief Olga jbm
nach. „Wollen Sie einen Koffer zur Bahn bringen?"
Der Mann bejahte und folgte der Voranschreitenden
in die Schlafkammer, indem sie auf ihren fertig-
gepackten Kasten deutete. „Geben Sie das Gepäck
dort ab, ich komme nach." Wieder zog sie das
Geldtäschchen. Der Dienstinan steckte die Bezahlung
in die Westentasche, hob den Koffer auf die Schultern
und ging. Olga starrte ihm nach, dann schleppte
sie sich einige Schritte dem Ausgange zu und
blieb wieder unschlüssig stehen; Es war doch gar
so schwer, ohne Abschied, ohne ein Händedruck,
zu scheiden!
„Mutter, willst Du nicht öffnen?" Ich will
Dir Lebewohl sagen, „rief sie laut; die Stimme
bebte so entsetzlich. „Geh mit — Gott," klang es
schroff zurück, „besser für beide Theile, wenn
unser?* Blicke sich nicht noch einmal begegnen."
Begann sich das Gewissen der Frau zu regen?
War es Reue? Uebermannte sie die reuige Scham
 
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