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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 261 - Nr. 270 (7. November - 17. November)
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Nummer 267. 11 Jahrgang.

Neue v

Mittwoch, 14. November 1894.


für Heidelberg und Umgegend

»

Expedition: ^Hauptstraße Mr. 26.

Jnsertionöpreiör
die Ispaltige Petilzeile oder deren Raum 5 Pfg.,
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holung entsprechender Rabatt-

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Wit Ssritigcm ilioSrirtem Sonutagttlatt: monatlich
LS spferrnig frei in's Haus, durch die Poft bezogen
vierteljährlich 1 Mark ohne Bestellgeld-
Expedition: Fbauptstraße Mr. 25.

GeLesensteS Blertt In Stadt u» und MMrgsgend. GvötzteV O^fots für» Jasevate.

ZW- Tel-ph-«-Ar»schl«tz Nr. 10L. "MU

Fortwährend
»erden von allen Postanstalten, Landbriefträgern
unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.

Die Staatswahlen in Nordamerika.
Ein politischer Umschwung von großer Be-
deutung hat sich in Nordamerika vollzogen.
In vergangener Woche sanden in der nordameri-
kanischen Union die Staatswahlen statt. Sie
haben das unerwartete Resultat eines überwiegen-
den Sieges der Republikaner ergeben, so daß das
Repräsentantenhaus vom Dezember nächsten Jahres
an — bis dahin bleibt die Zusammensetzung
desselben unverändert — wieder eine republi-
kanische Mehrheit haben, während im Senat noch
immer eine kleine, sechsstimmige demokratische
Majorität zu finden sein wird. Dem Senate
und dem Vetorechte des demokratischen Präsi-
denten Cleveland gegenüber wird sonach die re-
publikanische Majorität des Repräsentantenhauses
noch immer Mühe haben, sich geltend zu machen.
Allein die Thatsache sür sich, daß die Republi-
kaner, nachdem sie in Folge ihrer schlechten Finanz-
wirthschast und falschen Handelspolitik, die das
Land an den Rand des Bankerottes gebracht
haben, und vornehmlich wegen ihrer Kompromisse
mit jeder Art der Korruption, die namentlich
in Newyork in Blüthe stand, von der Majorität
der Wähler im Stiche gelassen worden waren,
neuerlich Oberwasser gewonnen haben, ist über-
aus lehrreich und auch sür europäische Verhält-
nisse interessant.
Die Erhebung Clevelands zum Präsidenten
der Union erfolgte ausgesprochenermaßen, weil
derselbe als ehrlicher Mann bekannt ist. Man
erwartete von ihm und von der Partei, der er
angehört, daß sie der eingerissenen Korruption
energisch zu Leibe gehe, dem Mac Kinley-Tarif,
diese Ausgeburt des Protektionismus, der ganz
nach dem Herzen der Volksausbeuter war, eben
so ein Ende machen würden, wie der Ausraubung
der Nation in Form ungemessener Silberausprä-
gungen, die zu Gunsten der Silberkönige von
Nevada statuirt waren. Der Präsident der
Union, Mr. Cleveland, hielt an seinen Prin-
zipien fest. Er rechtfertigte durch seine Haltung
als Oberhaupt des Staates die Erwartungen,
welche die Nation bei seiner Wahl zum Präsi-
denten in ihn gesetzt hatte. Aber seine Partei,
die Demokraten, vergaßen sehr bald, wessen sich
die Wähler von ihnen versahen, und sie begannen

allmählich in die Fußstapfen ter gestürzten Re-
publikaner zu treten. Wohl gelang es der öffent-
lichen Meinung, im Vereine mit der Initiative
des Präsidenten, die Härten des Mac Kinley-
Tarifes zu mildern und die Silberprägungen
aus ein vernünftiges Maß zu reducireu. Allem
die Korruption blühte nach wie Vor sort^a die
Demokraten entblödeten sich nicht/ mit den be-
rüchtigsten Unternehmer-Ringen zu kompromittircn
und ihnen zu Liebe der völligen 'Aufhebung der
Mac Kinley-Bill unüberwindliche Schwierigkeiten
zu bereiten. Dafür hat sie nun das Schicksal
ereilt; die nächste Repräsentantenkammer wird
nur eine demokratische Minorität an Stelle der
demokratischen Mehrheit enthalten. Die demo-
kratische Partei der nordamerikanischen Union hat
das Schicksal ereilt, welches jede Partei ereilt,
die sich von der Grundlage ihres Programmes
entfernt und ihren Prinzipien untreu wird.
Die Niederlage der Republikaner bei den vor-
letzten Wahlen und das Unterliegen der Demo-
kraten bei den gegenwärtigen Wahlen für das
Repräsentantenhaus bilden einen ernsten Protest
der Nation gegen alle korruptionistischen und mit
ihnen zusammenhängenden protektionistischen Be-
strebungen. Es ist den Nordamerikanern einerlei,
ob die Majorität ihrer Volksvertretung sich re-
publikanisch oder demokratisch nennt. Sie
stimmen für Jeden, dem sie zutrauen, daß er
ehrlich sür das Gesammtwohl und gegen die Be-
reicherung Einzelner aus Volkskosten eintreten
werden, und wollen von Niemanden etwas wissen,
dessen Ehrlichkeit sie mißtrauen. Wie sich nun
auch immer nach den Neuwahlen die Verhältnisse
gestalten, ob die Republikaner oder die Demo-
kraten den ausschlaggebenden Einfluß erhalten
mögen, die Einen, wie die Anderen werden sich
wohl hüten, in den Fehler zu verfallen, der ihren
Sturz herbeiführte. Es handelt sich, wie beide
Parteien erfahren haben, um ihre Existenz, und
sowohl die Republikaner, als die Demokraten
werden in der nächsten Zeit wetteifern, um durch
ein größeres Angebot an Ehrlichkeit die Wähler
der Union sür sich zu gewinnen. Für die
Volksausbeuter kommen schwere Zeiten; Republi-
kaner und Demokraten werden ihnen um die Wette
zu Leibe gehen und Mr. Cleveland wird noch
seine Freude an Beiden erleben. Vielleicht ge-
lingt es ihm sogar, das fressende Geschwür am
Leibe der nordamerikanischen Union, die Korrup-
tion, in allen Zweigen des öffentlichen Lebens
gründlich zu beseitigen.
Deutsches Reich.
Berlin, 14. November.
— Zu der vorgestrigen Abendtafel im Neuen
Palais waren der Finanzminister Dr. Miquel

und der Geh. Cabinetschef v. Lucanus geladen.
Der Kaiser empfing gestern Morgen den Obcr-
landesgcrichtspräsidenten Schönstedt, welcher zum
preußischen Kultusminister destgnirt ist.
— Der ,Heichsanzeiger" schreibt: Nachdem
die zwischen dm Vertretern der Reichsbundes-
Regierung eingeleiteten Besprechungen über die
Vorschläge der Börsenenquetekommission
beendet sind, ist die Ausarbeitung des Gesetzent-
wurfs betreffend die Reform des Börsenwesens im
Gange. Nach dem Stande der Arbeiten darf
angenommen werden, daß der Gesetzentwurf dem
Bundesrathe binnen Kurzem vorgelegt wird.
— Von wohlinformirter Seite wird der „B.
Börs.-Ztg." geschrieben: Die Vorlage gegen
die U m st ur z bestreb u ng en ist augenblick-
lich mehr als man ahnt Gegenstand des lebhaf-
testen Gedankenaustausches. Zwar waren die
Minister der Einzelstaaten mit dem Caprivi'schcn
Entwurf einverstanden und auch der Kaiser schien
darin den Praktischen Ausdruck sür seine Pläne
zu finden, dem lleberhandnehmen eines Nebels
zu steuern; aber die neue Regierung kündet sich
in merkbarer Weise auch darin an, daß in allen
Fragen neue Gesichtspunkte zur Geltung kommen,
so auch in der Frage des Vorgehens gegen die
Umsturzparteien. Hinter den Coulissen spielen
sich weittragende Dinge ab, nenn das ueue
Ministerium will ein solches der Versöhnung sein
und ernste Konflikte mit dem Reichstag gerade
bei diesem Anlaß und in einem Augenblick
vermeiden, in welchem die finanziellen und steuer-
politischen Fragen dringlich eine Erledigung hei-
schen. Fürst Hohenlohe wird in München, Stutt-
gart und Baden nach dieser Richtung die Zu-
stimmung zu milderer Fassung der bezüglichen
Erweiterungen des Strafgesetzes einholen, und der
Bundesrath wird zur Zeit, wenn die veränderte
Vorlage aus dem Kaiserlichen Kabinet hervor-
geht, bereits entsprechend instruirt sein. Wir
dürfen sonach von der „großen Aktion" nicht
allzu viel erhoffen. Und deplazirt ist es darum
auch, jetzt schon die Forderung zu erheben, die
Regierung möge sich beeilen, die Grenzen der Vor-
lage gegen die Umsturzbestrebungcn zu veröffent-
lichen. Diese Grenzen stehen eben noch gar nicht
fest- Es ist leichter, den Wunsch zu haben, dem
inneren Frieden durch Gesetze zu dienen, als die-
sen Wunsch in That umzusetzen. Bei Zeiten sei
darum sigualisirt, daß die schwierige Materie
gegenwärtig noch Stadien durchmacht, welche es
ausschließen, daß man das Endziel der Erörter-
ungen jetzt schon bestimmen könnte." — Hierzu
bemerkt die oben angeführte Börsenztg.: „Anzu-
erkennen ist, daß die Regierung, voran der
deutsche Kaiser, ihr vornehmstes Augenmerk da-
rauf richten, keine Gesetzesvorlage einzubringen,

welche die Möglichkeit in sich schließt, daß auch
Parteien und Kreise von deren Folgen betroffen
werden können, die der Gesetzgeber nicht im Auge
hatte. Dies schließt auch nach der anderen Rich-
tung aus, daß uns eine Epoche der Reaktion
drohe.
Darmstadt, 13. Noo. Der Großherzog
ist über Berlin nach Petersburg gereist, und
die Prinzessin Victoria von Battenberg über
London nach Malta, wo ihr Gemahl Ende dieses
Monats mit seinem Schiff „Cambrian" eintrifft.
Die Prinzessin Beatrice von Koburg ist zum Besuch
hier angekommen.
Karlsruhe, 13. Nov. Gestern Nachmittag
machten die Königlich Sächsischen Majestäten mit
den Höchsten Herrschaften eine größere Fahrt in die
Berge bei prachtvollem Wetter. Zur Abendtafel
waren verschiedene Einladungen ergangen, darunter
auch an den Königlich Preußischen ' mit
Gemahlin und an den Königlich t
sandten. Heute besuchten die Großb
schäften mit den Königlich Sächsisu^.. ,
das Kaiserin Augusta-Bad. Der Geheime Re-
gierungsrath Haape geleitete Ihre Majestäten durch
alle Räume dieses Frauenbades, das die Bewunde-
rung der Hohen Besucher erweckte. Für heute Abend
sind unter Anderen der Staatsminister Dr. Nokk
und Gemahlin zur Tafel geladen.
Ausland.
Helstngfors, 13. Nov. Ein Erlaß des Z a r e n
Nikolaus II. aus Livadia vom 6. November
bestätigt die Religion und die Grundgesetze des
Großfürstentums Finnland, die Rechte und Privi-
legien laut der Verfassung dieses Landes, und ver-
spricht, die Vorrechte und Verfassungen fest und un-
verückt zu erhalten. sDaS wäre ein vielversprechender
Anfang für die Regierung des jungen Zaren, der
danach die von seinem Vater betriebene gewaltsame
Verrussung der östlichen Reichstheile nicht sortsetzen
zu wollen scheint.
Moskau, 13. Nov. Gestern 12 Uhr Mittags
ging der Trauerzug mit der Leiche des Zaren
Alexander III. von hier nach Petersburg ab.
Der Zar, die Zarin-Witwe, die Braut des Zaren
Nikolaus, sowie andere Fürstlichkeiten fuhren mit.
Petersburg, 13. Nov. Der Zug mit der
Leiche d e s Z a r e n A l era n d er III. traf beute
Vormittag 10 Uhr auf dem Nikolaibahnhofe ein.
Beim Ausheben des Sarges fand eine kurze reli-
giöse Feierlichkeit statt, wobei Zar Nikolaus II.,
der Prinz von Wales, die Großfürstin und die
Fürstlichkeiten den Sarg umstanden. Die Sänger
stimmten einen Trauerchvr an. Vor der Halle wurde
der Sarg in den mit gelbem Seidenbrocat und
Gold reich verzierten Leichenwagen gehoben, der von
Grenadieren in dunklen Röcken und Bärenmützen

Gesucht und Gefunden.
Roman von Hermine Frankenstein.
38) (Fortsetzung.)
Die Tafel war um halb neun serviert worden,
den Kaffee brachte man um zehn Uhr in den Sa-
lon. Musik und Geplauder ließen rasch die nächsten
zwei Stunden verstreichen und als die Uhr Mitter-
nacht schlug, erschraken die beiden Mädchen, die
nicht ahnten, daß es bereits so spät sei und baten
den Kaufmann, den Wagen vorfahren zu lassen der,
sie in den Gasthof zurückbringen sollte. Der Kauf-
mann willfahrte rasch dem geäußerten Wunsche. Er
führte seine Gäste in den Pavillon und half den
jungen Damen dann in den Wagen steigen. Er
sagte, daß er sie am nächsten Morgen in ihrem
Gasthofe besuchen werde und lud die kleine Gesell-
schaft ein, am anderen Tage wieder bei ihm zu
speisen. Die beiden jungen Männer stiegen eben
falls in den Wagen, der Kutscher gab den Pferden
einen leichten Hieb und sie fuhren langsam auf die
Landstraße hinaus.
„Wir haben einen köstlichen Abend verlebt",
sagte Maya. „Ich sehe es schon im Voraus, daß
'ch von dem englischen Gesellschaftsleben ganz ent-
zückt sein werde." — „Der Himmel ist ganz mit
Wolken bedeckt", bemerkte Elliot, die Wolken be-
frachtend. Es wird wahrscheinlich wieder regnen,
Ehe wir den Gasthof erreichen können." —Ich habe
me Wagenlampen gar nicht gesehen", sagte Walter
Bathurst. „Sie sind nicht anzezündet und die
Nacht ist sehr dunkel geworden. Wenn es nicht so
spät wäre, würde ich mich fürchten, daß wir irgend

Jemand überfahren könnten oder einen Zusammen-
stoß mit einem anderen Wagen haben."
Sie waren noch gar nicht weit gekommen, als
der Wagen plötzlich stille hielt. Die beiden jungen
Männer steckten ihre Köpfe forschend aus den Fen-
stern, um zu sehen, was geschehen war. Sie sahen
einen Mann mitten auf der Fahrstraße stehen.
Wäre die Nacht Heller oder der Mann weniger dicht
vermummt gewesen, sie würden in ihm —Puntab
den Verräther erkannt haben, den sie in der Nacht,
ehe sie nach Gwalpore gekommen waren, aus ihrer
Gesellschaft verstoßen hatten; aber sie erkannten ihn
nicht. Sie hörten wie er bat, neben dem Kutscher
mitfahren zu dürfen, erkannten aber seine vollstän-
dig verstellte Stimme nicht. Seine Bitte wurde
gewährt, — Puntab stieg neben dem Kutscher auf
und der Wagen rollte alsbald weiter.
Nachdem sie umgefähr eine Meile zurückgelegt
hatten, hielt der Wagen abermals still. Der Kut-
scher stieg diesmal vom Bocke und man hörte ihn
indische Flüche und Verwünschungen murmeln. Die
beiden Männer fragten, was geschehen sei. „Die
Deichselstange ist gebrochen, Herr," sagte der Kutscher,
sich dem Wagenfenster nähernd, an welchem Elliot
saß, „und einer der Stränge ist ausgerissen. Wie
der jetzt fest zu machen ist, weiß ich nicht." Elliot
stieg sofort aus, um den vermeinten Schaden zu
untersuchen und einen Ausweg vorzuschlagen. Die
Nacht war sehr dunkel und ein leichter Regen fiel.
Die Laternen waren nicht angezündet und es war
unmöglich, sich Gewißheit über den Umfang des
Schadens zu verschaffen. „Ich habe Zündhölzchen
bei mir", sagte der junge Bathurst, gleichfalls aus
dem Wagen steigend. „Ich werde ein Licht anzün-

den!" Die Wagenthür fiel plötzlich schallend zu,
wie von der Gewalt eines starken Windstoßes zu-
geworfen. Wie von dem Schlage erschreckt, sprangen
die Pferde vorwärts und galoppirten in der Dunkel-
heit davon, der Wagen sammt den beiden Mäd-
chen in demselben mitreißend. Niemand sah, daß
Puntab die Zügel in festem Griffe hielt und die
Pferde zu immer größerer Eile antrieb.
Elliot und Bathurst, und der Kutscher neben
ihnen, standen einen Augenblick wie festgewurzelt,
von Entsetzen erfaßt, dann sprangen sie vorwärts
und rannten in der Richtung weiter, die der Wagen
eingeschlagen hatte. Elliot lief dem flüchtigen Wagen
wie ein Wahnsinniger nach; Bathurst blieb etwas
zurück, aber der Hindukutscher kam Beiden zuvor,
denn er lief geschwind wie ein Hirsch und ver-
schwand in dem Regen und der Dunkelheit gar
bald aus ihrem Gesichtskreise. Bei jedem Schritt
erwartete Elliot, auf die Trümmer der Equipage
des Kaufmannes zu stoßen. Der Lärm von Maya's
schrillem Kreischen war verhallt. Aber obwohl er
schreckdurchbebt immer weiter eilte, fand er keine
Spuren des erwarteten und gefürchteten Unheils.
Nachdem er weit gelaufen war, verminderte er seine
Eile zu raschen Schritten, blieb aber erst stehen,
als er in die Nähe des Jagdgeheges gekommen war.
Hier bei dem Vereinigungspunke, wo die bei-
den Straßen, die das Jagdgehege umsäumten, zu-
sammenliefen, fand er den Kutscher, der bei dem
schwachen Scheine von Zündhölzchen, deren Licht
in den fallenden Regen fortwährend erlosch, die
Straße durchsuchte. „Ich kann die Spur des Wa-
gens nicht finden, Herr", sagte der Hindu demüthig,
„ich glaubte, er sei in der Richtung von Looly

Bazar eingebogen und lief den halben Weg bis
zum Wall, ehe ich meinen Jrrthum entdeckte. Ich
sehe hier nichts von der Spur des Wagens. Es
sind heute Abend so viele Wagen hier gefahren
und der Regen hat alle Spuren verwischt." In
diesem Augenblicke kam Walter Bathurst herbei.
Seine Wachskerzchen wurden zu Hilfe genommen,
aber die besondere Spur ihres Wagens konnte nicht
endeckt werden.
„Was sollen wir thun?" schrie Elliot. „Wir
müssen unsere Kräfte theilen. Sie, Bathurst, müssen
die untere Straße nehmen, ich —" — „Und was
soll während all dieser Zeit aus den beiden Mäd-
chen werden?" rief Barthurst aus. Wenn Katha-
rina etwas geschehen ist — wenn sie todt ist —
Elliot, dann werde ich es nicht wagen, Graf Tre-
garon gegenüber zu treten. Sie so zu verlieren
nachdem Sie sie gefunden und befreit haben!" —
„Wir haben sie nicht verloren," erklärte Elliot mit
dem Versuche, fest zu sprechen. „Es saß ein Mann
auf dem Kutschbocke. Wer war den der, Kutscher?"
— „Ich weiß es nicht, Herr; es war ein Fremder.
Er bat mich, mitfahren zu dürfen, und da die Nacht
so finster ist, erlaubte ich es ihm", log der Hindu
sehr geläufig. — „Sie haben ihn also nicht ge-
kannt?" rief Walter Bathurst ärgerlich aus. „Wie
konnten Sic sich denn unterstehen, einen Fremden
so auf den Wagen zu nehmen?" — „Jedenfalls
war der Mann vielleicht im Stande, die Pferde in
seine Gewalt zu bekommen", versetzte Elliot.
„Sie müssen sich geirrt haben, Kutscher. Wenn
die Deichselstange gebrochen oder einer von den
Strängen gerissen wäre, müßte der Wagen längst
irgendwo zerbrochen auf unserem Wege gelegen sein.
 
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