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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 211 - Nr. 220 (10. September - 20. September)
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Kummer 213. H. Jahrgang.

Aettsv

Mittwoch, 12. September 1894.

General-W Anzeiger


für Heidelberg und Umgegend f

GLpeditiorr: ^Hauptstraße Mr. 25.

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Erlesenstes McrLt in St-rdt m. Amt Hei-elbeVS NMd LL^DEGend. LvfsLg frrV IMseVerte

Telephott-Anschlutz Nr. U»2.

können," erwiederte er in jenem gedämpften Tone, Spiel. Seit einer geraumen Reihe von Tagen ver-
welcher für den, der auf eine inhaltsschwere Erklärung I missen wir Ihren Herrn Sohn. Auf vorsichtige Nach-,

letzt schon den Neuen General-Anzeiger
für das kommende Quartal.

worden. Wenn auch der Verfasser des dem
Reichstage seiner Zeit vorgelegten Gesetzentwurfs
sowie auch die Kommission des Reichstages, der
die Vorberathung des Entwurfs oblag, Absichten
gehabt habenmögen, welche derAbbängigkeitserklärung
von Patenten entsprechen, so sei doch in der end-
giltigen Fassung drs Gesetzes von dieser Absicht
nichts zu merken. Der entsprechende Absatz im K
3 des Gesetzes gestatte keine andere Auslegung,
als daß der Patentanspruch des neuen Patentes
lediglich auf dasjenige beschränkt werden solle,
was im Vergleich mit der älteren Erfindung neu
hinzugekommen sei. Dies sei etwas ganz anderes
als die Abhängigmachung eines Patentes. Be-
dürfe eine Erfindung zu ihrer gewerblichen Ver-
werthung der Mitbenutzung einer älteren paten-
tirten Erfindung, so sei es selbstverständlich, daß
sie nur mit Genehmigung des Inhabers des älteren
Patentes gewerblich ausgenützt werden dürfe. Das
folge ohne weiteres aus dem Bestehen des älteren
Patentes, an dessen Verbietungsbereich durch ein
späteres Patent nichts geändert werden könne. Ob
das Patentamt den sogenannten Abhängigkeitsver-
merk in eine Patentschrift aufnehme oder nicht, sei
ganz ohne Belang, auch für die Gerichte bei
Patentverletzungsklagen durchaus nicht bindend.
Ueber das gegenseitige Verhältniß zweier ertheilter
Patente zu einander hätten nur die ordentlichen
Gerichte zu entscheiden.
— Der „Kreuzztg." zufolge hat der Kaiser
bei der jüngsten Anwesenheit in Königsberg dem
dortigen Fort X den Namen Fort Kanitz
beigelegt und dies dem Grafen Kanitz auf Po-
dangen durch Cabinetsordre vom 5. September
kundgegeben.
Königsberg i. Pr., 11. Sept. Der König
von Württemberg, der sich eine leichte Er-
kältung zugezogen hat, blieb aus Rücksichten der
Schonung dem gestrigen Manöver fern, wird sich
auch heute noch Schonung auserlegen und sich
voraussichtlich nicht in das Manövergelände begeben.
Königsberg i. Pr., 11. Sept. Der „Ost-
preußischen Zeitung" zufolge befindet sich der
König von Württemberg besser. Er will
morgen dem Manöver beiwohnen und von Brauns-
berg aus die Heimreise antreten. Der Prinz-
regent von Braunschweig nahm wegen
einer Erkältung heute nicht am Manöver theil.
Die Kaiserin sagte die Fahrt nach Pillau
ab. Abends fand ein kleines Essen im Schloß
statt. Morgen begibt sich die Kaiserin in's
Manöver und kehrt abends nach Potsdam zurück.
Schlobitten, 11. Sept. Der Verlauf des
gestrigen Manövers war folgender: Die zum
Westcorps gehörige 35. Division war von der
feindlichen Reiterei unbelästigt geblieben und bei
Bl um en au auf die linke Colonne der zum Ost-

Herr v. Puttkammer anzunehmen scheint. Graf
Starhemberg legte zu Pferde die Strecke Wien-
Berlin von 615 Kilometern in 71 Stunden 40
Minuten zurück. Die Radfahrer gebrauchten bei
wolkenbruchartigem Regen im Minimum 31
Stunden 22V° Sekunden, im Maximum 51
Stunden 17 Minuten 40 Sekunden. Bei allen
diesen Versuchen wurde freilich nicht so Verfahren,
wie es der Krieg gestattet, allein daß das Fahr-
rad nächst der Eisenbahn das schnellste Beförderungs-
mittel ist, steht fest. Und ein solches Kriegsmittel
muß eine große Zukunft haben.
Wir sehen von einem Vergleiche hinsichtlich
der Kosten und Ausbildung zwischen Reiter und
Radfahrer ab und beschränken uns auf die Be-
hauptung, daß in einem zukünftigen Kriege keine
Kavallerie-Division ohne eine Radfahrer -Ab-
theilung auftreten wird. Erst durch die Rad-
fahrer ist das Problem der dauernden Zutheilung
der Infanterie zur selbstständigen Kavallerie der
Lösung nahe gebracht, und das sollte unsere
Heeresleitung nicht ausnutzen? Unmöglich!
Eine Menge Einwände, welche srüher gegen
das Fahrrad erhoben wurden, sind bereits be-
seitigt; es ist heute schon nicht mehr an gute
Straßen gebunden, nur aufgeweichter, lehmiger
Boden und Schnee machen seinen Gebrauch bei-
nahe unmöglich; tiefer Sand ist ihm dagegen
nur hinderlich. Der größte Feind des Radfahrers
ist entgegenstehender, starker Wind, weil er die
Schnelligkeit bedeutend herunterdrückt. Dieser aber
ist auch für die Lungen der Pferde und Reiter
ein gefährlicher Feind.
Trotzdem wird der Radfahrer den Reiter nicht
überall ersetzen können; aber wir können zum
Fahrdienst nicht vollständig kriegsbrauchbare
Menschen benutzen; wir können der Kavallerie
eine Menge lästiger Dienstobliegenheiten abnehmen
und durch das Fahrrad besser und billiger zum
Ziele kommen. Der ganze Relaisdienst wird z.
B. ebenso wie der Ordonanzdienst zwischen Ort-
schaften und Stäben in Zukunft lediglich Sache
der Radfahrer werden; ähnlich steht es mit dem
Ordonanzdienste zwischen den Marschkolonnen.
Man denke bei letzterem nur daran, daß die
Truppen durch die Radfahrer nicht durch Staub
und Schmutz belästigt werden, wie es ein scharf
reitender Mann immer thut. Bei den ungeheuren
Wagenkolonnen werden die Radfahrer sehr gute
Dienste leisten, schon weil nicht für Fourage und
Unterkunft der Pferde zu sorgen ist. Jeder Esser,
der erspart werden kann, ist heute schon ein
Vorthcil.
Mit dem Fahrrad steht es sonst wie mit
jedem anderen neuen Kriegsmittel. Es muß zu-
nächst möglichst feldbrauchbar konstruirt werden,
alsdann muß die Ausbildung allen Feldansorder-
dem ich ihm willfahrte. Mag er thun, was er will, —
er kann nichts ohne mich, und er soll erkennen lernen,
daß er nicht mich, sondern daß ich ihn — ich ihn halte
in eiserner Faust!"
Sechszehntes Kapitel.
Der erste Schritt.
Mit hochgezogenen Brauen stand der Großhandels-
herr, dem Fenster adgewandt, in seinem Arbeitszimmer,
als der Diener die Thür öffnete und den Besucher
eintreten ließ.
Finster zogen sich diese Brauen zusammen, als er
mit einem Blick denselben gestreift hatte, und durch-
bohrend ward der Ausdruck seiner Augen.
Auf eine entlassende Handbewegung zog der Die-
ner sich zurück.
Die Thür schloß sich lautlos hinter ihm.
„Sie wünschen?" brach der Kaufherr mit der
harten Stimme, die ihm so meisterhaft zu Gebote
stand, das Schweigen. „Sie wollten mich in privater
Angelegenheit sprechen, — um was handelt es sich?
Kommen Sie ohne Umschweife zur Sache!"
Der Eingetretene verbeugte sich, ohne daß ein Zug
in seinem schönen, südlich dunklen Gesicht sich ver-
änderte. In straffer Haltung, wie der Großhandels-
herr selbst, stand er diesem gegenüber.
„Es handelt sich um eine Angelegenheit, welche
Ihrem Hause sehr nahe geht, Herr Volk^eim," hob er
an. „Dieselbe betrifft Ihren Herrn Sohn-"
Der Kaufherr erbleichte bis in die Lippen, er
konnte es nicht hindern, und obgleich er dem Licht ab-
gekehrt stand, dem andern entging es nicht.
„Meinen Sohn!" .Preßte er hervor, mit aller An-
strengung sich bemühend, seine Stimme zur Festigkeit
zu zwingen. „Was ist es? Reden Sie, — sprechen
Sie unverzüglich!"
Was auch in des andern Jnnerm vorgehen mochte,
keine Regung in seinen Zügen verrieth es; starr stand
er, wie aus Erz gegossen.
„Ich bedaure, Ihnen nichts Gutes mittheilen zu

frage erfuhren wir, daß derselbe in geschäftlicher Mis-
sion nach Kalifornien in unerwarteter Eile habe ab-
reifen müssen. Das erklärt zur Genüge eine kleine Ver-
geßlichkeit, welcher er sich schuldig gemacht hat, denn er
verabsäumte eine allerdings für den Sohn emes Millio-
närs über alle Maßen geringfügige Kleinigkeit, — die
Ordnung einer Spielschuld von zehntausend Mark,
welche indeß auf ihre Erledigung vrängt. Das war
der Zweck meines Hierherkommens. Sie werden aner-
kennen müssen, Herr Volkheim, daß dieser Grund em
berechtigter war und ich einzig in Ihrem Änwrefle
diesen Schritt unternahm. Es kann Ihnen zweckello-,
nicht gleichgültig sein, wie man etwa über Ihren Herrn
Sohn, den Träger Ihres Namens und Ihrer Ehre,
hinterrücks spricht." ,
Der Kaufherr hatte die Lehne eines Seffelu erfaßt.
Sein Blick bohrte sich gleichsam in den Teppich zu
seinen Füßen. " .
Das Geld, um welches es jenem ZU thun war und
welches ihn zu diesem Schritt sichtlich ^Eranlaßt hatte
es galt ihm nichts; das war für ihn gleichbedeutend
mit dem Sand am Meere; aber daß sein Sohu, sein
leiblicher Sohn so maßlos leichtsinnig die Ehre hatte
auf's Spiel sehen können, da, traf ihn wie ein
Keulenschlag. ° - .
„Wer, — wer hat diese Spielschuld zu fordern?"
Der andere war zweifellos vorbereitet auf diese
Frage; dennoch setzte er eine venegene Miene auf.
„Herr Volkheim, auf diese Frage kann ich Ihnen
die gewünschte Antwort nicht geben,' sagte er- „Es
ist Üsus bei uns, über Ehrenschulden nicht zu sprechen.
Ich will gern mit demVorstand unseres Klubbs Rück-
sprache nehmen; gestanet mir derselbe, in diesem Fall
eine Ausnahme zu machen, so thue ich es nur zu gern.
Dieser Erlaubnis aber bedarf ich, meine Ehre verlangt
es. Das eine nur kann ich Ihnen sagen, daß es ein
Mitglied Ihrer Kreise ist, welcher die Spielschuld zu
fordern hat!"
Es mar der Trumpf, den er auswarf, und er
wußte es. Der Kaufherr umkrallte, so zu sagen,
seinen Fingern die Lehne des Sessels. Es war ihm
als schwanke der Boden unter ihm.

Tie Militärische Ausnutzung des
Fahrrades.
km Radfahrsport hat in verhältnißmäßig
h. Zxjt eine fast ungeahnte Ausdehnung ge-
und sich in den verschiedensten Beruss-
d«> eingebürgert. Seit neuerer Zeit wird auch
Zeiten des Militärs dem Radsahrersporte eine
find t ? Aufmerksamkeit geschenkt und das Fahrrad
Zürich bereits im Felddienste häufig Verwendung.
Wunder daher, daß sich militärische
s>^?lltsteller mit der Frage der Verwendung des
xr ^des bei der Armee befassen. Kürzlich ist
dem von Lieutenant v. Puttkammer unter
desi! ^/^l „Das Radfahren" erschienen, in welcher
Ährrade das Wort geredet wird.
tah- M.mil wir mit den Leistungen des Fahr-
xs dessen vollkommenste Form außerdem noch
bi E Frage der Zukunft ist, was seiner Benutzung
r?u Statten kommen kann.
.Huret legte am 23./23. Jun',,1894 auf dem
9^^'Veledrom in Paris in 2.^ Stunden 736,
fw Kilometer zuruck. Der Radfahrer S. aus
"umelsburg verließ zugleich mit dem Breslauer
sg^llzuge die Station Rummelsburg und traf
konnten früher als der Schnellzug in Friedrichs-
z^.En ein. Er hatte 18 Kilometer in 32 Min.
sij/chselegt. Bergiges Land ist kein Hinderniß
sw", Radfahrer. Die Strecke von Mailand nach
Küchen 520 Kilometer über den 1400
Hm Er hohen Brenner wurde in 29 Stunden 32
xlluien vom ersten Fahrer spielend überwunden.
Puttkammer beweist auch, daß eine
^^'gewöhnliche Kraft und Ausdauer nicht nöthig
ssw Auf einer 240 Kilometer langen Tour
Tg^deburg—Potsdam und zurück, an einem
glh Zurückgelegt) wurde Puttkammer von einem
Fahrer begleitet, welcher wegen allgemeiner
itzgA^schwäche für dienstunbrauchbar erklärt
wpr.
HM, richtiger Anleitung ist jeder dienstfähige
^hin zu bringen, ohne Gepäck bei leidlich
Wege und Wetter 200—300 Kilometer
Hoi^m Tage zurückzulegen; mit 10 Kilogramm
^0 Kilometer; bei stürmischem, widrigem
tpst, E oder schlechtem Wege 60—100 Kilometer;
beides zusammen, 50 Kilometer.
Marschleistung des Reiters, feldmüßig
Hsi^üßet, übersteigt in der Regel nicht 60 -70
hiipp . er, die Zahl von Tagen dieser Leistungen
^^nander ist aber doch beträchtlicher, als
Äie verborgene Kcrnö.
Kriminal-Roman aus der neuesten Zeit
Von E. von der Havc.
(Fortsetzung.)
E?r sw bfeich gewesen, das letzte Atom von Farbe
Vsvi Gesicht von seinen Worten.
hast du vor?" stieß sie flüsternd aus.
rsck ö Eb.vom Korridor schnitten jede Antwort ab.
„ fr Diener, betrat das erste Gemach durch die
E'-e Pari - "E Thür. Er durchkreuzte es und theilte
E'er Volkheim läßt bitten!"
Iz. erhobenen Hauptes folgte er dem Diener,
die Thür des ersten Gemachs hinter ihnen
Hausdame war ihm bis an die Portiere nach-
M ?ls müsse sie ihn jetzt noch zurückhalten; sie
die nicht völlig zusammengefallenen Gardinen
shriii wie er gleich einem Sieger dem Diener nach-
Mesi sisid sie mußte sich an den Vorhängen aufrecht
ck es ihr war, als wanke der Boden unter ihr.
rafften iwll er? Was will er?" ächzte sie, auf den
Stuhl neben der Portiere mit Schwere nieder-
»Was führt er im Schilde, daß ich es nicht
MchtWas kann es sein? Was hat er vor?
Kir isf^wnst wagt es sich in die Höhle des Löwen,
nichts als sei alles, was bis letzt geschehen ein
sicher L°8en das, was im Werke ist . . Wenn er täg-
Nbg Fejucher hier im Hause wird! Welchen neuen
^? Hätte ich ihn doch hindern sollen?
Mim pUPsier G^anke! Hält er mich nicht in eiserner
ich nicht, wie er rücksichtslos genug aus-
flaches Wachs in seiner Hand? . . . . Weiches
ch mn?" winer Hand! Nein, nein, nein, — ich will,
. es nicht sein!"
in„ lland hoch aufgerichtet; alle Schwäche war
> K»^swichen, ihre Augen flammten.
klaltL tzkt sich her Mächtigere, — vielleicht ist es
8lte, daß ich ihn in dem Glauben bestärkte, in-

wartet, die höchste Folter sein kann, weil er eben in
seiner Gedämpftheit die weitgehendsten Schlüsse zuläßt,
„aber ich hielt es für das beste, mich direkt an Sie zu
wenden, weil ich weiß, daß die Ehre Ihres Hauses und
Ihres Namens Ihnen über alles geht!"
Der Großhandelsherr hatte völlig seine Fassung
wiedererlangt. Die Worte hatten die entgegengesetzte
Wirkung, welche der andere, seiner eignen Natur nach
urtheilend, vorausgesetzt haben mochte.
„Die Ehre meines Hauses und meines Namens!"
kam es in schneidend harten Lauten über des Kauf-
herrn Lippen. „Wer wollte es wagen, dieselbe anzu-
greifen ?"
Sein gegenüber hatte diese Wendung sicher nicht
erwartet, aber er faßte sich schnell, — ganz der rou-
tinierte Schauspieler, der er war.
„Zweifellos Niemand!" antwortete er mit einer
Entschlossenheit, die Anerkennung herausforderte. „Von
diesem Gedanken getragen, that ich eben diesen.Schritt,
der mir unerläßlich schien." ,
Beider Männer Blicke begegneten sich, bohrten sich
gleichsam ineinander. „
„Was ist es?" tönte es blechern von des Kauf-
herrn Lippen. „Sprechen Sie!"
Der andere zögerte minutenlang, — erwachte eine
wohlberechnete Kunstpause und dieselbe steigerte die Er-
Wartung dessen, dem sie galt, bis zur Unerträglichkeit;
aber durch keinen Laut mehrverrreth er sich.
„Ihr Herr Sohn war Mitglieder eines Klubbs,"
begann der andere endlich langsamen, bleiernen Tones,
„eines Klubbs," dem auch ich anzugehören die Ehre
habe. Derselbe setzt sich zusammen aus jungen Herren
der besten Stände dieser Stadt. Angehörigen desselben
verdanke ich meine Aufnahme rn ihre Gesellschaft, auf
welche ich sonst wohl schwerlich Ansprüche machen könnte,
weil ich nicht zu der sogenannten bessern Gesellschaft
zähle. Herr Volkheim war einer dieser liebenswürdigen
Herren, welche mir den Zutritt zu jenem auserlesenen
Zirkel erschlossen. In diesem Zirkel nun wird selbst-
redend mancherlei Sport getrieben, unter anderem das

ringen — und natürlich auch die Ausrüstung
und Beinkleidung — entsprechen. Alles Weitere
findet sich dann in der Hand von Kriegsmännern
von selbst.
Das sind die Gesichtspunkte des Lieutenants
v. Puttkammer. Wir sind zwar der Ansicht,
daß das Fahrrad in der Armee noch eine größere
Rolle, wie bis jetzt, spielen wird, können es aber
nicht verhehlen, daß der Verfasser in manchen
Punkten die Sache gar zu sanguinistisch aufge-
saßt hat._
Deutsches Reich.
Brrlm, 12. September.
Verliu. 11. Sept. Ein in Offizierskreisen
sich behauptendes Gerücht, das vielleicht nur als
Einspruch gegen die französische Meldung vom
Aufgeben des 2. September als deutschen Fest-
tages aufzufassen ist, will wissen, daß im nächsten
Jahre aus Anlaß der fünfundzwanzigsten Wieder-
kehr des Sedantages vom Kaiser Er-
innerungsmedaillen verliehen werden
sollen an die Inhaber der Kriegsdenkmünze von
1870/71. Diese Verleihung soll davon abhängig
gemacht werden, daß die Betreffenden den Krieg
als Kämpfer mitgemacht und ihre Landwehrzeit
vorwurfsfrei abgedient haben, sowie im Besitze der
bürgerlichen und militärischen Ehrenrechte sich be-
finden. Zu den Medaillen soll Bronze aus den
erbeuteten französischen Geschützen benutzt werden.
Sollte das Gerücht sich bestätigen, so würde diese
MedKllenverleihung der anläßlich der fünfzigsten
Wiederkehr des Tages der Völkerschlacht bei Leipzig
in Preußen erfolgten Dekorirung der Veteranen
aus den Freiheitskriegen entsprechen.
— Das Reichsgericht hat durch Erkenntniß
vom 7. Juli d. I. endgiltig entschieden, daß das
Patentamt nicht befugt ist, im Nichtigkeitsverr
fahren die Abhängigkeit eines Patentes
von einem früheren Patente auszusprechen. Aus
den Gründen des Erkenntnisses ist zu entnehmen,
daß nach Anficht des Reichsgerichts das Patentamt
auch im Ertheilungsverfahren nicht befugt ist, ein
Patent von einem früheren abhängig zu machen.
§ 3 Absatz 1 des Patentgesetzes („Eine spätere
Anmeldung kann den Anspruch auf ein Patent
nicht begründen, wenn die Erfindung Gegenstand
des Patentes des früheren Anmelders ist; trifft
diese Voraussetzung theilweise zu, so hat der frühere
Anmelder nur Anspruch auf Ertheilung eines
Patentes in entsprechender Beschränkung/), auf
Grund dessen das Patentamt die Abhängigkeit eines
Patentes von einem früheren dann auszusprechen
pflegte, wenn die spätere Erfindung nicht ohne
Mitbenutzung der früheren gewerblich verwerthet
werden konnte, ist nach der Auffassung des Reichs-
gerichts bisher vom Patentamt falsch ausgelegt
 
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