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Neuer General-Anzeiger: für Heidelberg und Umgegend ; (Bürger-Zeitung) (2) — 1894

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Nr. 241 - Nr. 250 (15. Oktober - 25. Oktober)
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Nummer 245. LL. Jahrgang.

Neuev

Freitag, IS. Oktober 18SL


General-GAmeiger

G

für Heidelberg und Umgegend

Jnsertionsprcrör
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»erden von allen Postanstalten, Landbriefträgern
unseren Agenten und Trägerinnen Abonnements
entgegengenommen.
Viel Arbeit für den Reichstag.
Die deutschen Reichsboten werden, wenn sie
Heuer zwischen dem 17. und 20. November in
Berlin zur nächsten Session zusammentreten, eine
außerordentliche Fülle von Arbeitsmaterial auf
dem „Tische des Hauses" vorfindeu. Schon jetzt
sind Seitens der Regierung soviel Vorlagen an-
gekündigt, daß kaum abzusehen ist, wie auch nur
die Halste der Vorlagen erledigt werden kann,
selbst wenn die Session sich über Pfingsten (2.
Juni) hinaus erstrecken sollte.
Zunächst hat der Reichstag den Reichshaus-
haltsetat zu erledigen mit allen Finanz- und
Steuersragen, die sich daran knüpfen. Mehr-
forderungen für die Marine sind bereits ange-
kündigt. Im Ressorte des Reichsamts des Innern,
der Kolonialverwaltung rc. hat sich ebenfalls be-
reits eine große Summe von Verhandlungsstoff
angehäuft. Dazu kommen noch eine Reihe agra-
rischer Forderungen, welche ebenfalls gelegentlich
der Etatsberathungen vorgebracht werden.
Weiter soll dem Reichstag eine Vorlage zur
Einführung einer Tabakfabrikatsteuer gemacht
werden. Auch daran werden sich in jedem Falle
sehr weitschichtige Verhandlungen knüpfen.
Fertig für den Reichstag liegt bereits eine
stattliche Anzahl neuer Jnstanzgesetze, in denen
es sich handelt um die Wiedereinführung der
Berufung gegen die Erkenntnisse von Strafkam-
mern, um die Entschädigung unschuldig Verur-
theilter, um Aenderungen in Bezug auf den
Zeugeneid, bezüglich der Zusammensetzung der Ge-
richtsabtheilungen, um Einführung eines summa-
rischen Strafverfahrens und manches Andere. Es
handelt sich hier überall um sehr wichtige und
durchweg streitige Fragen.
Außerdem soll der Reichstag in den „Kampf
gegen den Umsturz" eintreten auf Gruud von
Vorlagen zur Ergänzung des Strafgesetzbuches
Und der Gewerbeordnung. Diese Vorschläge
führen jedenfalls zu eingehenden Erörterungen
über die Gesammtpolitik, über die Sozialdemo-
kratie überhaupt, über das Parteiwesen in Deutsch-
land.
Gegenüber dieser Fülle von wichtigem und
eingehend zu behandelndem Arbeitsmaterial ist es
schon sehr zweifelhaft, ob dasselbe innerhalb einer
einzigen Session in der einen oder anderen Art
vollständig erledigt werden kann. Werden aber

darüber hinaus noch Vorlagen gemacht, so liegt
die Gefahr nahe, daß zuletzt Alles stecken bleibt,
was nicht, wie der Etat, zur Fortführung der
Verwaltung unumgänglich nothwendig ist. Beim
Bundesrathe ruhen gegenwärtig noch drei No-
vellen zur Unfallversicherungs-Gesetzgebung. Schon
die erste Novelle darunter, welche sich auf einzelne
Abänderungen der bestehenden Gesetze beschränkt,
wird tagelang Verhandlungen zur Folge haben.
Ferner befinden sich beim Bundesrathe verschiedene
Gesetze zur Gewerbe-Ordnung, die von großer
wirthschaftlicher Tragweite sind.
Die am Schlüsse der letzten Session einge-
brachte Novelle zum ZoNarif enthält eine ganze
Reihe Zollerhöhungen und gelangte deßhalb schon
in der vorigen Session nicht mehr zur Erledi-
gung. Ein Gesetzentwurf zur Bekämpfung des
unlauteren Wettbewerbes ist im Reichsamt des
Innern in der Ausarbeitung begriffen.
Der Reichstag wird sich aber in seinen Ver-
handlungen nicht allein auf Regierungsvorlagen
beschränken wollen. Aus der vorigen Session
sind so viele Initiativanträge der verschiedensten
Parteien rückständig geblieben, daß diese schon
allein ausreichen, sämmtliche Mittwoche zu be-
setzen, auch wenn neue Initiativanträge nicht
hinzukommen. Der Gegenstand der unerledigten
Initiativanträge aber ist zumeist derart, daß ihre
Wiedereinbringung auch für die neue Session zu
erwarten steht.
Wie man sieht, gibt es also für die Ver-
treter des deutschen Volkes in den nächsten Tagen
gesetzgeberische Arbeit in Hülle und Fülle. Hoffent-
lich wird sie zum Besten des Volkes erledigt
werden.
Die zunehmende Arbeitslosigkeit in
Deutschland.
Auf die Ueberfüllung unserer gelehrten Berufs-
fächer werfen die amtlichen Angaben über die am
1. Oktober in Preußen vorhandenen Gerichtsassessoren
und Referendare ein trübes Licht. Während sich
die Zahl der Gerichtsassessoren seit fünfzehn Jahren
auf das Sechsfache erhöht hat, nimmt die Zahl
der Referendare zum Mindesten nicht ab. Es ist
geradezu eine Stauung in der Verwendung dieses
jüngeren Beamtennachwuchses eingetreten, und viel
besser ist es auch nicht in andern Anstellungen,
die eine gelehrte oder auch technische Vorbildung er-
fordern. Viele allmählich schon recht gereiste Männer
können noch Jahre lang auf feste Anstellung war-
ten und müssen vielfach, wenn die eigenen Ein-
nahmequellen versuchen, in die traurigsten Verhält-
nisse kommen. Einigermaßen nützlich gegen diesen
Uebelstand könnten wohl geeignete Einwirkungen
auf eine Verminderung des Zudrangs zu den hö-

heren Studien sein. Leider aber beschränkt sich die
Ueberfüllung des Arbeitsmarktes mit erwerbsuchenden
Kräften nicht nur auf Stellungen, die eine höhere
Geistesbildung verlangen, auch die Handwerker und
Industriearbeiter klagen vielfach, daß sie keine genü-
gende Arbeit mehr finden können. Man lese z. B.
nur die Angaben über die Tausende von beschäf-
tigungslosen Bauhandwerk-rn, die in Folge des
Stockens der Bauthätigkeit in großen Städten,
namentlich in Berlin, erwerbslos geworden sind,
nachdem sie sich durch eine ganz ungesunde und
unmöglich baltbare Bauspekulation batten anlocken
lassen. Nur bei der Landwirthschaft hat man noch
nicht gehört, daß arbeitswillige Kräfte keine Beschäf-
tigung finden können, im Gegentheil. Aber freilich,
die Lage der Landwirthschaft ist vielfach auch nicht
derart, daß sie das Abströmen in die städtischen
Erwerbsarten verhindern könnte. Immerhin weist
aber auch die zunehmende Schwierigkeit, der stets
wachsenden Bevölkerung sonst genügend Arbeit und
Erwerb zu verschaffen, auf die Nothwendigkeit hin,
den Bauernstand lebensfähig zu erhalten. Sonst
verfällt Deutschland immer mehr einer Uebervölke-
rung, welche Massen von brodlosen Existenzen
schafft und dadurch zu den ernstesten sozialen Er-
scheinungen führen muß. Der Abfluß der über-
schüssigen deutschen Volkskraft nach außereuropäischen
Ländern hat auch sehr nachgelassen. Insbesondere
nimmt Nordamerika, das früher alljährlich Tausen-
den von Deutschen Unterkunft bot, jetzt ungleich
weniger mehr auf, weil es nachgerade selbst bevöl-
kert genug ist und die Erwerbsverhältnisse dort viel
ungünstiger geworden sind. Die zweckmäßige Ver-
wendung unserer überschüssigen Volkskraft ist eines
der schwierigsten sozialen Probleme der Gegenwart.
Aber freilich, es ist leichter, die augenfälligen Uebel-
stände zu beklagen, als wirksame Mittel der Abhülfe
anzugeben.

DeMHes Äeich.
Berlin, 19. Oktober.
— Vor dem Denkmal Friedrichs des Großen
Unter den Linden fand heute Vormittag die feier-
liche Weihe der 132 neuen Fahnen statt.
Der Kaiser, begleitet vom Generalfeldmarschall
Grafen Blumenthal, führte die Fahnen vom
Zeughause vor den inmitten der Truppen aufge-
stellten Altar und begrüßte die deutschen Fürsten
und die königlichen Prinzen. Militäroberpfarrer
Fromme! segnete die Feldzeichen mit einer
Weiherede unter Kanonenschüssen ein. Daraus
gab der Kaiser die Fahnen den Regimentern mit
einer Ansprache, in der er des heutigen Geburts-
tages des Kaisers Friedrich, der letzten großen
Fahnenweihe im Jahre 1861, der ruhmreichen
Thaten des Heeres im Feldzuge von 1870/71

gedachte, und die Kommandeure aufforderte, unter
den neuen Feldzeichen die ruhmvollen Ueberliefe-
rungen fortzusetzen mit einer Hingabe bis zum
Tode, in unbedingtem Gehorsam zum Kriegs-
herrn, gegen äußere und innere Feinde. „Möge",
so schloß der Kaiser, „der Segen des Allerhöchsten,
der das Heer bisher behütet hat, und die Blicke
meiner Vorgänger auf dem Thron auf den neuen
Feldzeichen immerdar schützend ruhn, mit Gott
für König und Vaterland!" Generalfeldmarschall
Graf Blumenthal, der in diesem Sommer sein
84. Lebensjahr vollendet hat, dankte namens der
Armee, versicherte den Kaiser der unverbrüchlichen
Treue und brachte das Hoch auf den Kaiser aus,
wobei sich die Fahnen senkten. Bei dem sich
daran anschließenden Parademarsch der Truppen
waren die drei ältesten kaiserlichen Prinzen ein-
getreten. Die Kaiserin und der König von Ser-
bien wohnten der Feier vom Balkon des Palais
des alten Kaisers Wilhelm bei.
— Der Kaiser sagte in seiner Ansprache an-
läßlich der Fahnenweihe: Ernsten Gruß bringe ich
heute hinüber nach dem Mausoleum desjenigen,
dessen heutiger Geburtstag dereinst das ganze deutsche
Vaterland zu Hellem Jubel entflammte, Die Fahnm
sind vor das Standbild desjenigen PreußellkönigZ
geführt, der in jahrelangem Ringen den Sieg an
sie fesselte, dessen letzter Athemzug noch ein Segens-
wunsch für das Heer war. Wie 1861, als mein
Großvater die Reorganisation der Waffen vernahm,
herrscht auch jetzt Zwietracht und Mißtrauen im
Volke. Die Fahnen, die hier versammelt sind, sind
bestimmt für ganze Truppentheile. Ich hoffe, daß
die Halbbataillone, zu denen sic heute zurückgesandt
werden, bald als ganze Bataillone im Heere des
Vaterlandes stehen werden. Sie übernehmen jetzt
diese Feldzeichen und mit ihnen die Verpflichtung,
die Tradition der Hingabe an die Disziplin bis
zum Tode fortzupflanzen, in unbedingtem Gehorsam
gegen den Kriegsherrn, gegenüber äußeren und
inneren Feinden.
— Das „Armeeverordnungsblatt" veröffentlicht
eine Cabinetsordre des Kaisers vom 18.
Oktober anläßlich der Verleihung der neuen
Fahnen. In dem Schriftstück heißt es: Der
Kaiser hege das zuversichtliche Vertrauen, daß die
Truppentheile, denen die Fahnen verliehen worden
seien, die ihnen vom Kaiser anvertrauten Feldzeichen
jeder Zeit in hohen Ehren halten und bis in die
fernste Zukunft zum Heile Deutschlands und zum
Ruhme des Heeres führen werden.
— Da in nächster Zeit die Fertigstellung des
Reichstagsgebäudes zu erwarten ist, so
wird im E t a t des Reichsamts des Innern für
1895/96 die auf die Errichtung dieses Gebäudes
bezügliche Position des Extraordinariums, die nun

Gesucht unö Kefunöen.
Roman von Hermine Frankenstein.
17) (Fortsetzung.)
Bathurst verlachte Elliot. Er hatte keinerlei
Glauben an eine Wendung zum Bessern. Aber
Kalloo's Augen glänzten. Für ihn war unser Held
bas erhabendste Wesen, das er je gesehen hatte.
Elliot's sanfte Höflichkeit, die er in seinem Ver-
mehr mit dem Parsen und seinen anderen Unter-
klebenen ebenso wenig außer Acht ließ, als im Sa-
einer Dame, hatten ihm des Burschen Herz
gewonnen. Er war sehr geneigt zu glauben, daß
ber blauäugige, brünette Engländer mit seiner ge-
winnenden Schönheit ein Liebling der Götter sei,
bsm übernatürliche Eröffnungen gewährt würden.
groß war sein Glaube daran, daß er bis an
bkn Rand des Schatten, den der Niesenbaum ver-
leitete, hervortrat und mit scharfen Blicken über
Ebene spähte.
. Plötzlich stieß er einen Schrei aus. — „Was
8>bi's?" fragte Puntab. — „Der Herr bat ge-
eist, er fühle, daß etwas geschehen werde", sagte
-mllov aufgeregt. „Schau dorthin! Ein Mann
"wmt. Er bringt Licht und die Spur, die der
so angstvoll sucht." Bathurst lachte laut.
»Der Parse glaubt Ihnen unbedingt, Elliot, wie
sehen, hr betrachtet Sie als eine Art Pro-
pheten. Sehen wir uns diesen Fremden einmal
Zi-" Er stand auf und sie spähten Alle nach der
Achtung, in welche Kalloo schaute.
Die Ebene war vom goldenen Mondlichte über-
messen und in weiter Ferne erblickten sie eine ein-
mwe Gestalt, welche sich ihrem Asyl mit wanken-

den Schritten, wie in gänzlicher Erschöpfung näherte.
Batvurst und Puntab verspotteten den Parsen,
welcher unbeweglich und mit einem Ausdrucke star-
rer Ruhe in seinem bronzefarbenen Gesicht dastand.
Der Wanderer kam näher und näher. Er konnte
die harrenden Gestalten in dem Schatten der Ba-
nane nicht sehen. Elliot und der Parse standen
nahe beisammen. Punkab stand etwas rückwärts
von Bathurst, den er als seinen speziellen Herrn
betrachtete. Die Pferdeknechte blieben im Hinter-
gründe in ehrerbietiger Entfernung. Der Baum
stand vereinzelt, weit und breit erstreckte sich rings
umher die kahle Ebene im Mondenschein, Es war
klar, daß der Wanderer auf den Schutz des Schat-
tens zustrebte, der seine Blicke angezogen hatte.
Bathurst verstummte mit seinem Höhnen, als
der Wankende näher kam. Man sah, daß er ein
halbnackter, wandernder Fakir sei, ein eingeborener
Bettelmönch, und als er endlich unter den Schutz
des Baumes gelangte, redeten ihn die Reisenden
an. Er war ein schmutziger, in Lumpen gekleide-
ter Mensch, mit langen, auf die Schulter herab-
fallenden Haaren, mit großer hagerer Gestalt, mit
Hoden Backenknochen und riefgelegen Augen — eine
scheinbare Verkörperung der Ärmuth und des
Elends. Aber er zeigte sich bald für irdische Ge-
nüsse empfänglich, denn er verzehrte das reichliche
Abendbrot», das ihm vocgestellt wurde, mit großem
Behagen und legte sich dann vergnügt in's Gras
und begann zu plaudern.
Elliot und Bathurst hatten sich auf ihrer
Wanderung einige Begriffe von der indischen Sprache
angeeignet und verstanden ein einfaches Gespräch,
das in derselben geführt wurde, ziemlich gut. „Frage

ihn einmal, woher er kommt, Kalloo", sagte Elliot,
der sich für diese ihm so seltene Erscheinung leb-
haft interessierte. Der Parse gehorchte. „Ich bin
wie der Wind", erwiederte der Fakir. „Ich komme
von Norden, Süden, Osten und Westen. Ich
wandere überall hin." Kalloo setzte jetzt seine
Fragen fort und der Fakir erzählte ihnen wunder-
bare Abenteuer, die er auf seinen Wanderungen
erlebt. — „Ich habe dieses ganze große, mächtige
Land durchwandert," sagte er stolz. „Ich kenne
jede Provinz, kenne die kleinen Königreiche, die sich
niemals der britischen Oberherrschaft beugten —
ich kenne dieses Land genauer, als irgend ein leben-
der Mensch," — „Wüklich?" rief Elliot aus.
„Haben Sie je einen Mann, Namens Topee, ge-
kannt?" — „Ich kannte Viele dieses Namens."
— „Aber dieser war Sepoy."
„Ich habe Viele gekannt, die den Namen Topee
getragen und Sepoy waren," erwiderte dcr Fakir
ruhig. — „Näher als bis zu diesem Punkte werden
Sie dem Manne nie kommen, den wir suchen,
Elliot," sagte Bathurst. — »Haben Sie in Ober-
indien nie etwas von einer weißen Frauensperson
gehört?" forschte Elliot weiter. — „Von mehreren,
Herr," antwortete der Fakir. „Ich kenne einige,
die blind und verstümmelt find, die sich fern von
ibren Landsleuten verbergen. Sie find in Harems
und Hütten an einsamen Plätzen verborgen."
Elliots Muth begann zu sinken. — „Wir
suchen ein englisches Mädchen," begann er wieder,
„das vor dreizehn Jahren von einem Sepoy ge-
stohlen wurde. Sie ist jetzt zwanzig Jahre alt."
— „Sie werden Sie nicht finden," sagte dcr Fakir.
„Sie wollen nicht gefunden werden, diese Eng-

länderinnen. Lassen Sie sie lieber in Ruhe. Sie
wird nicht so sein, wie Sie es wünschen können.
Betrachten Sie sie lieber als todt. Ich kenne einen
Fellah, der eine englische Frau und mehrere Kinder
bat. Ich kenne auch einige weiße Sklavinnen.
Aber nur zwei weiße Frauen in Obcrindien sind
besser daran als die Sklavinnen." — Nur zwei?
Sie wissen von zweien? Wer sind sie? And wo
sind sie?" rief Elliot höchst aufgeregt. „Sie sind die
weiße Fürstin u. ihre Schwester," sagte der Fakir. „Die
weiße Fürstin? Und wer ist die weiße Fürstin?"
„Fern im Nordosten des Landes, in einem
kleinen Königreiche, das noch unter der Herrschaft
der Eingeborenen steht," sagte der Fakir, „herrscht
die weiße Fürstin. Das Königreich ist Khalsar.
Die weiße Fürstin folgte der verstorbenen Königin,
welche von Geburt eine Hindu war. Man spricht
von einem Kriege in Khalsar. , Die Königin hinter-
ließ ihre Krone der weißen Fürstin, welche ihr auf
dem Thron folgte, aber der Bruder der verstorbenen
Königin ist darüber empört u. will die gegenwärtige
Königin entweder heiratven oder absetzen." — »Wie
alt ist die weiße Fürstin ? Ist sie eine Engländerin?"
— „Sie sagen, sie wäre keine Engländerin, sondern
eine lichte Tochter der Götter," sagte Fakir. „Sie
ist jung, in dem von Ihnen genannten Alter und
sie ist eine Jungfrau. Sie ist groß und schlank
wie eine Palme; mit einer Haut zart und weiß,
wie der Schnee auf dem Himalaya, hat Augen so
leuchtend wie die Sterne am Himmel und ihr Haar
ist wie von Sonnenglanz umwoben. Die verstorbene
Königin haßte ihren Bruder und adoptirte das
Mädchen als ihre Thronerbin."
„Eine herrliche Beschreibung in der That!" rief
 
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